2 Eilie Kcicgjeriuncrunz. Es war in der Frühe des 26. August HB7O, als ein Eigeborener des Dorfe! Fleury vor Metz, in dessen Gehöft eine Feldwache untergebracht war, während weit draußen die Vedetten des Rheini schen Kürassier - Regiments No. 8 das Terrain sicherten, den commandirenden Officier aufsuchte und händeringend nach «inem Arzte fragte. Seine Frau liege seit zwei Tagen schon in schweren Kindesnöthen jammervoll darni«der. Der Officier gab dem Manne einen Gefreiten mit und> sandte ihn zu dem Oberstabsarzt des 8. KÄrassier-Regi ments, dem leider längst verstorbenen Dr. Wittichen, diesem seine Noth zu klagen. Sofort ging der menschen freundliche Arzt mit und erkannte als bald, daß die Wöchnerin nur durch schleunigen operativen Eingriff, wenn überhaupt, zu retten sei. Ab«r woher jetzt das nöthige Jnstrulent schnell her beischaffen? Im kriegschirurgischen Instrumentarium war es natürlich nicht, auch französische Aerzte, die sol ches besitzen konnten, waren in weiter Umgebung nicht vorhanden. Da wurde, kurz entschlossen, der damalige Unter arzt Dr. Breyesser commandirt, das Instrument aus dem belagerten Metz zu holen. Ausgerüstet mit einem Be gleitschreiben des Generals v. MiruS und des Ortspfarrers und begleitet von «inem Lazarethgehilsen machte er sich alsbald auf den Weg und ritt in scharfem Trabe grade auf Fort Queulen zu. Ein solcher Ritt war nicht gerade angenehm, da die Herren Franzosen auf jede Gestalt, die sich ihnen näherte, zu schießen pflegten. Aber die beiden Reiter gelangten un behelligt über verschiedene Schanzgrä ben hinweg, bis fast dicht unter die Wälle des Forts, ohne daß eine Roth hose sich blicken ließ. Endlich wurde «ine Schildwache auf das wiederholte Schwenken der Genfer Flagge auf merksam und fragt« unter schußfertig gemachtem Chassepot die beiden Par lamentäre nach ihrem Begehr. Mit «inem Passirschein des Fortcomman danten versehen, wurden die übergebe nen Briese rasch wieder zurückgestellt. Dann wurden den beiden Deutschen die Augen fest verbunden und sechs Mann mit geladenem Gewehr geleite ten sie durch die Weinberg« abwärts über Magny hinaus zu einer größeren Feldwache, die an der Stelle lag, wo die Chaussee, die Eisenbahn und ein Flüßchen sich kreuzen. Hier mußte ge wartet werden, bis das gewünschte In strument durch eine sranzösischeOrdon rianz aus der Entbindungsanstalt zu Metz herbeigeschafft worden war. In zwischen wurde von zahlreich herbeige kommenen feindlichen Officieren den muthigen preußischen Reitern mit Cognac, Champagner und Cigarretten aufgewartet. Nach einer langen Stunde war endlich das Gewünschte zur Stelle, und nun «rst wurde auf Weranlassung eines hinzugekommenen französischen Obersten den Deutschen die Binde von den Augen genommen, rückgelegt werden könne; denn die Chaussee war vielfach durch gefällte Pappeln und Verhaue gesperrt. Bald Waren die feindlichen Vorposten pas sirt. Nur einmal wurden die beiden Reiter durch das Pfeifen von Chasse potkugeln über ihren Köpfen beunru higt, als ein« französische Patrouille ken Doctorschimmel nebst seinem Rei- Es war die höchste Zeit! Dank der sicheren Hand des Dr. Wittichen und das Licht der Welt erblicken zu lassen. Di« Dankbarkeit von Vater und Mut ier kannte damals keine Grenzen ob Einc komische Tlrase. Kurfürst Karl Ludwig von der Nachbarn Jagdstreitigkeiten hatte, de rentwegen er sogar öftersKrieg führte, gab auch seinen Unterthanen manche Ursachen zu Klagen. Kameil ihm solche Beschwerden zu Ohren,so strafte «r die Urheber mitunter recht sonder folgendes Strasmand.it: „Nachdem des Pfalzgrafen Churfürstl. Durch laucht in gewiss« Erfahrung gebracht, daß des Wurths Frau zum Bock zu Wcinheim ohnlängst sich gegen hohe Churfürstliche Durchlaucht ihr Aner ist Dero gnädigster Befehl, das; ge dachte Würthsfrau die Churpsälzische fes also geschehe, Kanzleidirektor v. Wollzogen darob halten solle. Heidel berg, den 20. August 1669. Carl Anzüglich. „Gmtulir«! Rei che Braut he, he?!" „Das nicht aber Verstand hat sie für Zwei!" — «Dann gratulire ganz besonders!" Die Schkas-Perkäufcrin. HanS Wachenhusen. Es ist eine klein« traurig« Ge schichte, die ich hier erzähl«, nämlich von der Wittwe Schwabe, die in einer meist von Arb«it«rn bewohnten Fa britstraße Berlins nahe dem Rosen thalcr Thor wohnte. Sie war von Hause aus ein ganz rechtschaffenes Weib. Ihr Mann war Strecke nach Frankfurt a. M. leblos, mit schwer verletztem Schädel gefunden worden. Man vermuthete, er habe Nachts die Plattform des Wagens be- Zungen sagten ihr allerdings nach, sie habe sich ihren Wittwenstand so er träglich wie möglich gemacht, da sie roch eine kinderlose, ganz hübsche Frau gewesen. Daß si« Glück darin gehabt, war nicht wahrscheinlich, denn als unbekannt, und miethete in einer gro ßen Hauskaserne eine ganz« Ftucht von Dachkammern, von denen man durch «in schräges Fenster ein Stückchen am Himmel in der> Größe von dreißig Quadratmetern erblicken konnte. TagS darauf brachte ein Rollwagen etwa ein Dutzend alte «is«rn« Bettstellen mit dem dürftigsten Inhalt an Strohsä cken, Kissen und Decken, die auf der Auktion gekauft sein mußten, alte Stühle und Tische, und am nächsten Tage hing an der Thür des nur von kleinen Leuten bewohnten Hauses ein Zettel: „Möblirte Zimmer zu vermie then." Und die Miether fehlten ihr nicht in diesem armen Fabrikviertel, durch des sen Straßen früh Morgens, Mittags und am Feierabend die Arbeiter und Arbeiterinnen in ganzen Trupps zo gen. Waren diese Miether auch keine dauernden Gäste, es blieb selten eine der Kammern leer, und sie zahlten ver hältnißmäßig mehr, als die reichen Leute in ihren stolzen Etagen, denn dem Armen ist das Dach über seinem Haupte immer theurer als dem Wohl habenden. Männliche Gäste nahm Frau Schwabe nicht auf, nur weibliche, die ihr Bett selbst machen und die Kam mer selbst reinigen mußten, und diese bestanden zumeist aus Nähterinnen und Arbeiterinnen überhaupt, darunter so manche fragliche und dunkle Existen zen, Unglückliche, die der Sturm nach den Ausläufern der Stadt verschla gen, die Ursache hatten, sich der großen Straße zu entziehen, verkommene We sen, auf deren Stirn der Stempel kaum iiberstandenenLeids oder des La sters unverkennbar. Jedoch Frau Schwabe kannte keine Skrupel, ihr war Jede willkommen, die sie nicht unmit telbar in Verwickelung mit der Polizei stens irgend etwas, und war es das Unbedeutendste, zu ihrer Legitimation hatte oder ihren Namen in das „Frem denbuch" eintragen konnte, das sich dadurch mit den seltsamsten Facsimiles füllte. Eine Mark ließ sie sich täglich, für Voraus; auf einen weiteren Vertrag ließ sie sich nicht ein. Mochte Eine nur für eine einzige Nacht Obdach suchen, die erhielt dasselbe mit einem Zuschlag von zehn Pfennigen, die baarer Profit waren. Solche Gäste waren ihr auch deshalb die angenehmsten, weil sie, gar nicht angemeldet, am nächsten frühen Morgen wieder verschwanden, keine kasse und derSchrippc hatten, die Frau Schwabe mit wied«r zehnPfennigen be rechnete. Zehn Jahre schon hatte sie ihr Be ließ man sie indeß eine Viertelstund: lang unbeachtet' dastehen, bis der Wachtmeister sich erhob, in das andere Zimmer trat, sie dem Polizeihaupt inann zu melden, und zurückkehrend, Der Hauptmann, ein dicker, breit schultriger Mann, wies, vor seinem Schreibtisch sitzend, ihr einen Stuhl sich ein« heraus, blätterte datin und fragte: „Sir sind die Frau Albertine Verkäuferin nennt?" Ihr Gesicht wurde fahl, dann stieg ihr das Blut zur Stirn. ' „Die Frau Schwabe bin ich, aber bitten, Herr Hauptmann," antwortete sie schwer verletzt. „Ich bin eine er fahrene Frau, die ihr Geschäft ebenso und reinlich betreibt, wie all« sie. 5 2 ch 112 „Sie sollen während der Jahrs 18.. mit Ihrem Mann, dem Heinrich Schwabe, in der Provinz in L. ein Gasthaus gehalten haben, und als das Geschäft nicht mehr gehen wollte. Beide Münzer wollte Sie Heirathen, hatte aber Unglück im Geschäft, ging nach Amerika und ließ Sie mit einem Kinde, einem Mädchen, zurück." in dem Actenheft! „Das Kind," fuhr de.' Hauptmann fort, „das den Namen Elisabeth er hielt, nahm der Bruder dieses Münzer, «in Landpfarrer, zu sich. Sie heira theten danach den Schwabe, und der hat wahrscheinlich nie von ihm ge hört." Dagegen war nichts zu sagen. Frau Schwabe saß mit gesenkter Stirn da, nicht begreifend, wohin ei gentlich der Beamte wolle. Das Al les war doch nichts Unrechtes! „Nachdem Ihr Mann gestorben, er nährten Sie sich durch v«rschi«denar tig« Beschäftigung. Es spricht wäh rend all' der Jahre nichts gegen Sie!" „Das wollte ich meinen!" Die Schwabe athmete auf. Aber warum ward sie denn so in's Gebet genommen? Der Hauptmann fuhr fort: „Haben Si« während all' der Zeit nichts von dem Mädchen gehört? Ha ben Sie sich nie um dasselbe getllm- Beschämt schüttelte sie den Kopf. Ein strafender Seitenblick des Haupt manns traf sie für dieses Bekenntniß. „Der Landpfarrer, ein kinderloser Wittwer, ist gestorben, als das Mäd chen im fünfzehnten Jahre stand. Er hatte demselben eine gute Erziehung g ben, aber das Wenige, was er zu rückgelassen, nahmen seine Verwandten und um das Mädchen kümmerte sich keiner von ihnen. Da es indeß etwas gelernt hatte, ward es in der Stadt als Hilfslehrerin an den untersten Klassen der Armenschule verwendet, hat danach, als es erwachsen, bald da bald dort in verschiedenen Familien ein Unterkommen gefunden und sich gut geführt, bis es in seiner letzten Stellung als Hauslehrerin in Rathe now vor einiger Zeit in den dringenden Verdacht kam, ein Armband entwendet zu haben." Frau Schwabe, die scheinbar gleich giltig zugehört, zuckte erschreckt zusam men. Vielleicht hatte dies doch eine Stelle in ihrem Herzen getroffen. „Dieser Verdacht erscheint nun da durch begründet, daß sie, anstatt ihre Unschuld zu beweisen, heimlich die Flucht «rgrifs, «b« sie noch angeklagt war, und spurlos verschwunden ist. Inzwischen hatte man eine Veran lassung gesunden, auch eine andere Person in Verdacht zu nehmen, der aber leider nichts zu beweisen war. Ist sie nun wirklich unschuldig, so hat sie sich in ihrer Angst in doppelter Hin sicht den dümmsten Streich gespielt. Man forscht nach ihr nämlich aus zwiefachen Gründen, erstens dieses Diebstahls wegen, und zweitens läßt das deutsche Consulat in Philadelphia nach ihr suchen. Der Vater der Flüch tigen, der Kaufmann Emanuel Mün zer, ist nämlich dort gestorben und hat ein Vermögen von beinahe dreimalhun d-rttausend Dollars hinterlassen, die seinem Kinde Elisabeth —welchen Fa miliennamen man ihr gegeben, ist ihm unbekannt ausgezahlt werden sol len, wenn es noch am Leben, im ande ren Falle zur Gründung eines Wai senhauses in der Stadt S. zu verwen den sind. Da man nun in Erfahrung gebracht, daß Sie die Mutter dieses unglücklichen Mädchens sind, erhielt ich Sie haben jetzt alle Ursache, die Wahr- Verbleiben der wissen sollten." Frau Sckwabe hatte sich noch nicht von ihrer Ueberraschung erholt. Sie auf die Brust. . . verleihen möge, ich habe nie von ihr ae bört!" bekannte si« mit dem Vellen Schein der Aufrichtigkeit. ~Ja. das soll Jbnen Gott erst ver- Der Hauptmann legt« daZ Acten heft vor sich hin. „So hab« ich heute nichts mehr mit Ihnen zu sprechen; aber ich erwarte, daß Sie das Möglichst« thun werden zur Auffindung der Verschwunden«», deren Leumund ein sonst tadellose! fein soll, und die vielleicht nur aus bloßer Furcht vor Berührung mit den Gerich ten sich versteckt hält, während sie jetzt über ein großes Vermögen gebieten könnte!" Mit hochklopfenden Herzen verließ die Schwabe das Bureau. Sie wußte nicht, was Dollars feien; aber Drei malhunderttausend! Und der Haupt mann hatte ja wie von einem großen Vermögen gesprochen! Wie hätte es sich jetzt belohnt, wenn sie sich um das Kind bekümmert hätte! Aber welche Möglichkeit hatte sie jetzt! Sie hatte die Dienstbücher und Papiere ihrer ge genwärtigen Inwohnerinnen in der Tasche mitgebracht, für den Fall, daß mit der Einen oder der Anderen etwas nicht richtig sei, denn sie forderte diesel ben jedes Mal, wenn eine Neue zu ihr zog, und gab sie erst zurück, wenn diese die Kammer aufgab; hätte sie ahnen können, um was es sich diesmal handle . und dreimal —O, Gott, der Ge danke war fast betäubend! Sie eilte nach Hause, um sich zu beruhigen, auch das Wort „Schlafverkäuferin" zu ver winden, das sie sehr gekränkt hatte. Viel Glück hatte sie mit ihren gegen wärtigen Miethsgästin nicht. Sie schie nen ihr alle sieben ganz ordentliche MädchenMeschöpfe zu sein, aber sie wa ren furchtbar arm. Die Eine war die Frau eines Ma schinen-Arbeiters, der kürzlich gestor ben, nach dess«n Tod« d«r Gerichtsvoll zieher die schon bei seinen Lebzeiten ge pfändeten Habseligkeiten fortgeschleppt. Sie war so arm, daß sie sich nicht ein mal ein dürftiges Trauerkleid hatte an schaffen können; der Hauswirth hatte ihr den Rest der Miethe geschenkt und sie hinausgesetzt, und jetzt arbeitete si« in «iner Spitzenfabrik. Vor vierzehn Tagen war sie in eine der Kammern gezogen; für die letzte Woche hatte Frau Schwabe ihr die Miethe gestundet, aber morgen war ja Sonnabend, und sie bekäme ihren Lohn. Die arme junge Frau that ihr leid; Tags arbeitete sie und Abends sah sie in ihrer Kam mer und weinte. Die Andere war auch eine verun glückte jung« Frau, aber abgezehrt von Leiden. Ihr Mann, der sie verlas sen, war Stubenmaler, und jetzt ver einen? solchen durch Farbenreibeti, und das war so ungesund. Sie hustete die Nächte hindurch, aber sie behaup tete immer, ihrer Lunge thue das Die Dritte mochte wohl ein ganz anderes und besseres Leben gekannt haben. Sie war 38 Jahre alt, mußte schon gewesen sein und bewahrte in ihrem Schließkorb noch einige werth lose Sachsen aus schönerer Zeit. Sie war die Tochter eines Lehrers, der längst gestorben, und jetzt als Hand nach Hause; was sie Abends trieb, wußte ihre Wirthin nicht. Sie trieb dabei aus alter Angewohnheit noch bracht. Sie schien die Hoffnung auf Wiederkehr besserer Zeit nicht aufgege ben zu haben. Die übrigen Gäste bestanden aus zwei älteren Frauen, welche Unter stützung seitens der Stadt erhielten und Morgens nähen gingen, dann «nd te, gerade so viel, um ihre Dachkammer zu bezahlen. Wo sie speiste, das wußte ihre Wirthin nicht, aber diese argwöhn mehr an Glanz, ihre Wangen wurden wie durchsichtig, ihre Schläfen nahmen einc gelbliche Farbe an, ihre «ingesun mer einzelne ihrer Colleginnen zeitweise ins Krankenhaus müßten. Aber ner vös war sie, und in hohem Grade, das lichen konnte, wenn sie Abends bei der Schwabe in der Küche sitzen und um sonst mit ihr eine Tasse Cichorien trin lnen eine krankhafte Spannung an. „Alt wird Die nicht," sagte sich die Schwabe wohl, wenn Sophie Gund ling sie verließ, um ihr Lager zu su chen. „Aber was hat denn so ein ar- Was sonst noch die Dachkammern theilte, waren Tages- oder vielmehr Nachtgäste, die meist »ach Feierabend erschienen, um ein Obdach für eine Nacht oder mehrere zu begehren. Sie verschwanden, wie sie gekommen waren. ganzen; ihr Logisgeld hatten sie ja vor her zu bezahlen gehabt.... Wochen sll: sie, denn die Sache mit der Erbschaft wollte ihr nicht aus dem Kopf. Einen Tag um den andern Materialisten jeden Tag d.as Jntelli- Sterbesall, das gestand si« rücksichtslos, tust zu riskiren. Die Unglückliche saß eines Abends wieder bei ihr in der Küche; sie sah auf ihre eingesunkenen Wangen hatte sich eine leichte Nöthe gelegt, und das beruhigte die Schwabe. Sie hatte eben hinter dem Lampenschirm eine merk würdige Familiengeschichte gelesen, die zwischen Amerika und Deutschland spielte, und das drängte sie, der So tiges Leben ich mit dem Gelde sichren könnte!" schloß sie, den Ellenbogen auf der Hand und den Kops in die Hand stützend. Die ZuHörerin antwortete nicht, und sie erwartete, in sich versenkt, auch keine Antwort. Morgen will ich witder zur Poli zei," sagte sie gähnend und sich auf richtend: „Heute aber wollen wir zu Bett gehen! Die Anderen sind ja heute All« sehr früh nach Haus gekom » » -» Am anderen Morgen, als sie das Töpfchen Milch unten von der Straße die Tasse Eichorien-Kaffe der Gund ling, die sonst stets die Erste zu sein pflegte, noch unberührt dastand. fen!" Damit schritt sie den Flur entlang und pochte an «ine der Thüren. Alles blieb still. Sie pochte noch mals vergeblich, öffnete und trat in die Dachkammer. Da lag sie noch und schlief! Sie trat an das Fußende des Bettes. Das Gesicht der Schlafenden war beschattet durch das schräge Dach; ihr dunkel blondes Haar hing ungeordnet um ihre Schläfe, ihre Arme waren auf der Bettdecke ausgestreckt. „Gundlingen!" rief tMSchwabe un gehalten. Aber das Gesicht der Darlie genden erschien -hr doch gar zu bleich und ihre Augen waren geöffnet, auch ihr« Lippen, und da lag auf dem Bett «in Stück weißen, dünnen Kar, tons aus der Blumenfabrik, auf dem mit Bl«i etwas geschrieben stand. Eisig rieselte es der Schwabe durch Mark und Bein. Kaum im Stand«, sich aufrecht zu halten, aber jeden Lärm vermeidend, schleppte si« sich zum Kopfende des Bettes, beugte sich und starrte mit einem Schreckenslaut zurück. Sie war todt!... Und da lag ne ben dem Papier ein ganz kleines Fläschchen, dessen zum Licht gekehrte Aufschrift einen kleinen Todtenkopf zeigte. Bon Entsetzen gelähmt, sank sie auf den Stuhl am Bett, auf welchem in größter Ordnung die Kleider der Selbstmörderin lagen. „Das thut sie mir an, mir in meiner Wohnung!" Die Zähne der Schwabe klapperten auf einander. Ihre Mietherinnen wa ren alle schon fortgegangen, denn es war acht Uhr. Rufen konnte und wollte sie auch Kein«: sie mußte also zu sich kommen, raffte sich auf und stützte sich auf den morschen Wasch tisch. „Das Fläschchen d.: brachte sie aus der Blumcnfabrik mit! Sie wollte e- Und das Papier da!" Sie streckte den Arm aus, zog ihn aber schaudernd wieder zurück. „Ich muß wissen, was sie da geschrieben hat!" Damit trat sie dicht an das Bett, den Anblick der sinken. „Ich bin Elisabeth Münzer..." »Mein Gott, ist denn das mög lich—!" pier, ihre Knie fielen hart auf den Bo den, ihre Hände stützten sich auf die ausgetretene Diele. Schwarz wie Nacht war's ihr vor den vis das sen begann und gerade- so dalag, daß es keiner lesen konnte ohne es zu berüh ren. „Elisabeth Münzer" so las sie aber mals, und dann weiter: „Aber ich kann nicht leben, denn in meiner Brust sitzt der Tod und meine Seele ist belastet mit Schuld. Ich war es, so bekenne ich in meiner letzten Stunde, die das Armband, entw«nd«t. Die Familie, der«n Kind«r ich unterrichtete, kündigte mir auf der Stelle, weil eins dersel ben auf dem Spaziergang mit mir in Sie weigerte sich, mir zu zahlen, was mir zukam, und wies mich aus dem Hause." gezehrten Geschöpfen, aber der Tage lohn fristete wenigstens das armselige Dasein. „Das meinige ist nichts als Reue und Elend. Ich will es nicht mehr! Warum die kurze Zeit noch warten, die mir noch beschieden ist! Ich verlasse eine Welt, in der ich zum Elend gebo ren war. Das Gold in Amerika will ich nicht, denn es kann w«d«r mein Leben erhalten, noch die Schuld von mir nehmen. Mag es Derjenigen zu fallen, die sich nun seinetwillen als mei sie hin. „Den letzten Schlaf!" ächzte sie. Ihre auf den Boden gestützten Arme erlahmten, sie sank mit dem Gesicht dem Gesicht den Hauptmann selbst zu sprechen; sie habe ihm Wichtiges mit zutheilen. „Wen? Die Elisabeth Münzer?" ben. Jetzt ist si« todt!... Lesen Sie „Was meinen Sie? Werde ich das Geld meister: „Nehmen Sie die Aussage der Frau da zu Protokoll!" Schwer enttäuscht blickt« sie dem Hauptmann nach, als dieser hinaus trat. „Das schöne Geld in Amerika, was wird aus d«m jetzt?" fragte sie, als der „Na! Die Erbin ist ja gestorben; baut!" Er streute Sand auf sein Protokoll und lieh sie ihres Weges gehen. Naiv. Die Blumen- und Landschaftsma lerin Olga W., die im X'schen Kunst salon eine Kunstausstellung veranstal tet hat, weiß folgende kleine Geschichte aus ihrer künstlerischen Thätigkeit zu Als die Künstlerin das nächste!?.!al in Wab»rl, der Kaiser hat Dei' Bild 'kauft!" „I Du mein'. Und was hoat er g'zahlt?" sagt die Alte. „Denk' Dir, fünfhundert Gulden!"— „Na weißt," ruft das Waberl, „da hast'n Franzi aber guet oan g'schmiert!" Immerhin Etwas. A.: „Also Deine Schwester hat sich ver heirathet?" B.: „Ja, und sie hat Die Vanderbilts —" A.: „Hat sie in bilts Küchenchef. Er ist Pferdebahn kutscher." Der eigensinnige Pa tient. Dottor: „Sie müssen eine Brille tragen, mein Lieber." Chap pie: „Ich würde ein Monocle vorzie hen." Doktor: „Dann werden Ihre beiden Augen afficirt werden." Pa tient: „Dann werde ich zwei Monoclcs tragen." Gransam ein, Ein Verbrechen vielleicht zu verhü ten. .. Da wohnte ein Witzblatt-R.dakteur, Der Lärm hatt« nicht getrogen, Der Jammer kam von den Witzen, die er An den Haaren herbeigezogen!... Pfiffig. «So geht's nicht. So geht's wir Zwei zusammen wie gen 163 Pfund. > ~ - Ich allein wieg' 110 Pfund bleibt für die Sau 63 Pfund!" Erkcmiiingssttiie. (A. und B. haben sich soeben gegen seitig vorgestellt). A.: „Mit nnem ich B.: „Ach, ich erinnere mich; daS war ich ja selbst! Und Sie waren da mals «in recht fader Kerl!" A.: „Das stimmt!" A. und B.: „Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu erneueren!" Eine aufgehobene Ver lobung. Er: „Ich liebe Dich mehr, als Du mich." Sie: „Das ist nicht Ivahr! Ich liebe Dich weit mehr, als Du mich." Er: „Nein, ich liebe Dich mehr!" Sie: „Gegen meine Liebe ist die Deinige gar nichts." Er: „Mary!" Sie: „John!" Er:. „Miß Smilhü" Sie: „Mr. Jones!!!" Meyer: „Glauben Sie an die Wande rung der Seelen?" Hicks: „Gewiß. Sie nicht?" Meyer: „Manchmal. Menschwerdung war?" Hicks: „O, ich weiß es nicht. Ein Schwamm ver muth« ich." Ia < aß. Frau Meyer: „Na, wie wollen wir unsern Jungen nen nen? Denkst Du nicht auch, „Jack" is ä schöner Name?" Herr Mever: „Unsinn. So heißt hier jeder Esell"
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