2 Tie »wSIf GesundhettSgedot«. 1) Lieb« die Arbeit, hasse den Mü ßiggang! Müßiggang ist nicht nur oller Laster Anfang, sondern er ver weichlicht auch den Körper, macht ihn widerstandslos gegen Krankheiten und kürzt das Leben. Stetige Arbeit und tägliche Uebung der Körperkräfte er zeugen Gesundheit und Rüstigkeit, Selbstvertrauen und Frohsinn. 2) Uebe Selbstüberwindung, indem Du Deinen Hang zu Leidenschaften mit männlichem Willen bekämpfst. 3) Fliehe den übermäßigen Genuß Bedürfniß, zu trinken. Die Lust am Genusse wird endlich zur Leidenschaft, von der Du Dich nicht wieder losrei- Rüstigkeit, Deine Widerstandskraft bürste an den Seiten- und Oberflä chen zu putzen. Jedenfalls thue dies früh nach dem Aufstehen, ehe Du et was genießest. 6) Für die Kopsbekleidung gilt das Sprichwort: Kopf kalt, Füße warm! 7) Das zu feste Anlegen der Klei der muß besonders am Halse vermie den werde», damit Athmung und wen. 9) Sei mäßigim Essen und Trin ken; denn Unmäßigkeit erzeugt Krank heit und kürzt das Leben. Iß und trink nur dann, wenn Du Hunger und Durst hast. Sind diese gestillt, so ist 10) Vermeide eiskalte, ebenso wie beiße Speisen und Getränke. Sie schädigen die Zähne-und, wenn sie 11) Iß und kaue langsam alle festen Speisen, besonders etwas zähesFleifch und altbackenes Brot verarbeite in der Mas gierig und ungekaut verschluckt wird, verliert an Nährkrast und schän det dem Magen. 121 Nach dem Mittagessen vermeide körperlich« Anstrengungen und zwar in der Regel auf d« Dauer von zwei Stunden. Realistische Skizz«. Im Dunklen lag ein Mensch und »erquälte sein Herz mit Zweifeln. Um ihn war's eisig, und es war ihm »u Muthe, als läge «r in kalten Lei- Jhn fror. Er hieß Müller. Sein Pulsschlag stockte in frostigem Schau dtr. Er wußte nicht, wo «r war. Um ihn pfiff der Wind, und die Bäume der Landstraße bogen sich wie gigan tische Teufelsfratzen, die dem brüllen den Oberherrn derer, die verneinen, ihr Comvliment machen. Jetzt kroch über den dunklen und schwankenden Umrissen der Allee bäume das bleiche, blöde Alabasterge sicht des Mondes herauf und grinste den unglückseligen Mann mit einem Schimmer glitscheriger Verständniß losigkeit an. die wie ein riesenhaftes Fragezeichen in des armen Menschen Seele hinüberzitterte. Er griff um sich. Was er ergriff, war kalt und naß. Er griff wieder. Es war naß und kalt. Er lag weich, aber es war nicht di- Weichheit eines Flaumbtttes. di« ihn sonst umfing zu Jetzt! Allmächtiger, was war das! Eiskalt drang es an seinen Füßen hin auf. dem Herzen zu. Er stöhnte. Die Bäume rauschten. Wohin er griff. Alles weich und kalt und naß! Ent setzlich! Jetzt noch einmal Allmäch tiger. jetzt rann es in seine Stiefel! Und nun. halbwegs zu sich selbst ««kommen. fühlte er, wie es zu allen Augen hineinrann, in die Taschen, in die Aermel. in den Rockkragen, eisig, kalt, naß, weich, scheußlich! Dünnflüssiger Schmutz mit etwas balbgeschmolzenem Schnee und Salz brühe aus. den Pserdebahngeleisen! Ein leises Rieseln traf sein Ohr. Tropfen sielen ihm in's Gesicht. Kein Zweifel, er lag im Rinnstein! —R ührendeDankbarkeit. Meinen wärmsten, ewigen Dank. Dok tor! Ich bin auf immer ihr Schuld ner!" rief ein jungtr Mann aus, der auf «inen New Dorker Arzt zugestürmt war und diesem di« Hand gedrückt hatte. „Sie haben mein Leben geret tet!-Arzt: Ich kann mich aber nicht besinnen. Sie behandelt zu haben! lJunger Mann: Behandelt haben Sie allerdings nicht, aber ich war im Begriff, vor lauter Armuth Selbst mord zu begehen, als mein Onkel starb And mir PlO,<XX> hinterließ. Den. haben Sie behandelt und ohn« Sie tvürde er vielleicht noch heute leben!" Ein praktischer Arzt. Erster Arzt: „Wie kommt es nur, Herr Collega, daß Sie so eine große Damenpraxis haben?" Zweiter Arzt: „Nichts ist einfacher als das. Ich verschreibe jed«r meiner Patientin nen eine Badereise, uud so empfiehlt «ich «ine der aadern!" DaS Gpitzentuch. Rittmeister von Alvary athmete et wa? erleichtert auf, als sich sein ge strenger Onkel, der Herr General, endlich den Waffenrock aufknöpfte; das war nämlich das Zeichen, daß ihn die traditionelle Moralpredigt, die er dem leichtfertigen Neffen hielt, schon in genügend« Hitze gebracht hatte, um »um Schlüsse zu eilen. Der war diesmal freilich ernster, als sonst. „M gebe Dir mein Wort/ schloß nämlich der alte Herr, „ich werd« es nicht weiter darauf ankommen lassen, das, Du mit Deinen dummen Strei chen den Namen und den Rock, den wir tragen, einmal ernstlich compro mittirst: Du bist nur durch die Ehe !w kuriren, «rgo wirst Du heirothen. ZHenn Du nicht willst, steht es Dir immer frei, zu quittiren und die Stallmeisterkavriitre «inzuschlagen. Ich denke ab«r. Du hast verschiedene Gründe. Dich an die Marschroute zu halten, die Dir Dein Onkel gibt. Den Fasching über gebe ich Dir Zeit, Dir eine Frau nach Deinem Geschmack zu suchen. Habe ich bis Ostern keine V«rlobungsanzeig«, so feierst Du Pfingsten schon in einem von den Heirathsnestern an der galizifchen Grenze. Bei einem detachirten Ba taillon in Holodufka wirst Du schon darauf kommen, daß Dein Onkel Recht hat. Damit Punktum und Basta! Herr Rittmeister sind ent lassen!" Alvary. d«r unterdessen resignirt an den Schnurrbartenden gekaut hatt«, stand auf, klappte die Fecscn zusammen und ging, nicht in der be war «s so viel wie gehalten. In An» betracht der geringen Anziehungskraft, die eine Stallmeisterkarriere oder Ho seinen Erbonlel angewiesen war, kam Alvary bald zum Schlüsse, daß ihm nichts Anderes übrig bleibt, als in Hunaaesellenlebens würde trösten kön nen. Alvarys Kameraden wunderten sich erst nicht wenig über den Geschmack, den der „flotte Pista„, so hieß man ihn, plötzlich an häuslichen Vergnü gungen fand. Doch hatten sie es bald weg, was ungefähr hinter seinen eifrigen Besuchen von Jours, Fanii len stecke. „Mir scheint/ sagte sein Intimus Bela v. Polany zu ihm, „Du reitest so allgemach an die Ehehecke 'ran; gib Acht, daß Du nicht in den Tümpel fliegst! So was soll bei der Steeple- Chase schon vorgekommen sein." Alvary blickte darauf in den Spie gel, strich sich befriedigt den pech schwarzen Schnurrbart und meinte: „Lächerlich!" Nein, einem schmucken Rittmeister kann so was kaum Passiren; gefähr lich fand Alvary den Ritt nicht, aber herzlich langnxilig. Wenn «r manch chen in ein Gespräch über die jüngsten Richtungen der deutschen Literatur gezogen würd«, wobei er aus Gründen der Sicherheit dem Fräulein stets be dingungslos beipflichtete, da warf er wohl einen sehnsüchtigen Blick in di« Spielzimmer, wo ab und zu ganz nett« Banken gegeben wurden; auf Freierssüßen darf man natürlich an keinrn grünen Tisch — da hat man von Mon»o kaum jemals ge bört. Und wenn er kxim Souper mitunter gar zwischen zwei Garde damen gerieth, die verzückt lächelten, wenn er mit guter Miene zum bösen Spiel bemerkte, er wäre ja auchGarde rittm«ist«r, da schaute er etwas trüb sinnig in das Champagnerglas und dachte, der Sekt, der nicht in Chani bres separees getrunken wird, hätte entschieden seinen Beruf verfehlt. Die Woaen des Karnevals näher ten sich bereits in höher rauschender Brandung dem öden User des Ascher mittwoch und Alvary war noch im mer nicht entschlossen, wohin er steu ern sollte. An's Verlieben hatte er von Ansang an nicht gedacht; über solche Kinderkrankheiten pflegen Ritt meister schon hinaus zu sein und der artige Zufälle, die oft genug Unfälle sind. Passiren Ein«m gewiß nicht, wenn man sich auf höheren Befehl eine Frau sucht. Dagegen bereitete ihm die reiche Collectiv» heirathssähi ger Mädchen vom hellst«» Blond bis zum dunkelsten Schwarz, die er in batte er am Mittwoch Abends zwi schen der Baronesse -k. und Fräulein von ?). geschwankt, so fand er am es einen Abend wie d«n anderen. Unter dem Eindruck der letzten und «nimirtesten Soiree bei dem Gesand ten D. entschied sich der Rittmeister «ndlich für eine «ngere Wahl; die Ba ronesse Lili Ratkay, «ine zierliche hüb sche Blondine mit einem noch hübsche- Tochter eines reichen Bankiers, eine von den Beiden wollte «r definitiv mit seiner Hand beglücken. Mit den zwei Auserwählten unterhielt er sich denn auch in reizvollei Abwechslung de» Baronesse Lili liebte. Würd« ihm die Ein« von einem Tänzer entführt, be hielt er Fächer und Spitzentuch als Pfand der Wiederkehr zurück, womit «r sich wieder an die Seite der Ande ren b«g«b. Hätte er Gelegenheit ge habt, zehn Minuten ungestörten Zwie gesprächs hätten genügt, um sich, sei «s der Ein«n oder der Anderen, zu erklänn; Alvary hätte es gern dem Zufalle überlassen, welcher. Die Ge mußt« bereits rasch Zuflucht zu einem oft benutzten Auskunftsmittel nehmen, um sich die Möglichkeit offen zu hal be! Ratlays stand. Die Baronesse Nervös schritt Alvary auf und ab. nessc, es geschah mit Absicht. Ich schleiert anzudeuten wagte. Da ver zeihen Sie mir wohl die List, zu der ich Zuflucht nahm; Ihr Spitzentuch, Der Rittmeister sprudelte die Worte aen. es war mir ein verheißungsvolles Pfand für den süßen Blick, den Sie mir beim Abschied« schenkten. O, bitte, starren Sie nicht so zu Boden und sagen Sie mir nur ein Wort! Lassen Sie mich in Ihre Augen blik ken, ob ich mein Glück darin lesen kann! Hier, das Spitzentaschentuch— gehört es der Baronesse Ratkay oder der Braut des Rittmeisters Al vary?" Die Baronesse blickte mit sanftem, gewährendem Lächeln auf. Mit gut getroffenem Jukxlschrei faßte der Ritt meister ihre Hand, preßte seine Lippen darauf und wollte eben niederkni«», als ihr Blick auf das Spitzentuch fiel, das auf dem Tische lag. Die Verän derung, die im Gesichte der Baronesse vorging, entging dem Rittmeister nicht: er trat verblüfft einen Schritt zurück. „Pardon, Herr Rittmeister, Sie scheinen sich geirrt zu haben; dies ist sind antike Valenciennes, wäbrend dies gewöhnlich« Duchessespitzen sind." Die Baronesse zerknüllte das Ta schentuch und warf es dem Rittmeister ..Sie sollten bei Ihren Listen und man nicht immer die Eigenthümer!» eruiren: L. R, das könnte ja bei spielsweise auch Risa Lenkheim hei ßen/ Mit dem Spitzentuch müssen Si« zu Lenlheims gehen; mir gehört nommen haben. Empfehlen Sie mich Sie Brüsseler Spitzen. Adieu, Herr Rittmeister!" Der Rittmeister rieb sich die Stirn. schentuch links und Nisas rechts ein gesteckt! Oder hab' ich Ratkays rechts und Lenkhcims links eingesteckt?" Aus der Straße pfiff er vor sich galizifch« Heirathsncst. —ln der Töchterschule. Lehrerin: „In Ihrem Aufsatz haben Sie „Mund" klein geschrieben ... Else, > sind Sit alxr eitel!" j Stur«. von F. vonkapsf-Essenther. blickte sinnend hinaus in den Aufruhr der Lust«. Welcher Gegensatz zwischen hi«r innen und draußen! Hier das b:- Tische. Kein Laut, als das Knistern des Feuers und das Ticken der Uhr. Draußen di« «nts«sselte Raserei des Sturmes, der durch die finstere Nacht dahintobt. Armen und Elenden, die jetzt da drau ßen der Feindseligkeit der Natur preis gegeben sind. Eben kommt ein junger Mann des Weges, gerade unter ihrem Fenster vor über. Sein Rock ist dürftig, sein fast noch bartloses Gesicht blaß, seine Lip- Ein furchtbarer Stoß, fast «inem Kanonenschuß vergleichbar, tost durch die enge Straße. Die Mauern schei nen zu zitt-rn. Das Glas der Laterne klirrt, die Flamme verschwindet, aber schon lodert sie wieder aus. Dagegen kollert der Hut des jungen Manne— sein breitrandigerFilz —in den Schmutz der Straße. Der Hut dreht sich wie ein Kreisel, kollert dann schwerfällig weiter, ruht einen Augenblick, schießt dann mit plötzlichem Ruck davon und p cht Die Brücke ist leer. Die Böschung des Flusses ist einge friedet und unten in dem schwarzen, sie sich wieder zu erheben vermag, ge der Brücke etwas Dunkles, eine Gestalt. Es ist d«r junge Mann voirvorhin, der mit dem Oberkörper auf der Brüstung liegt und in das Wasser zu starren scheint. Er rührt sich nicht, so daß sie ihn vorhin übersah. Mit übermensch licher Anstrengung gegen den neuer nicht versunken in den furchtbaren Zauber der dunklen Todessluth unten, wie er ist. Sein dichtes blondes Haar flattert sturmgepeitscht, sein Gesicht stützt sie, sührt sie. er nicht di« Kraft, „Nein" zu sagen. Wenige Minuten später steht er mit niedergeschlagenen Augen In dem klei nen stillen traulichen Zimmer. Offen gen. Ich hoffe in es Ih rem Herzen zu Ehren, daß Sie keine Mutter haben." Er schüttelt leise mit dem Kopfe. Es r«ir das «rste Zeichen des An theils, das er gab. Sie hatte ihn in «inen Fauteuil am Feuer niedergezogen und sich zu ihm gesetzt. Da saßen die Beiden nebeneinander, als wären sie Kind," fuhr die alte Frau fort, „daß ich Ihnen Ihr Geheimniß abfragen, ei nen unbescheidenen Blick in Ihren Kummer thun will. Das Sprechen wird Ihnen jetzt in dkser Stunde viel zusammen." Ein flüchtiges Roth flog über seine blassen Wangen er ließ den Kopf „Ich verstehe das Alles kann Kind, warum ich Ihnen heute folgte?" sprach die alte Frau. Er schüttelte energisch mit dem Kopfe. „Es sind fünfzig Jahre her," fuhr sie nachdrücklich fort, „da da stand ich on derselben Stelle, an der Sie heute standen. Nur war es damals eine alte Holzbrücke, aber das Wasser genau so nächtig dunkel, so lockend für eine verzweifelte Seele. Mich aber hielt keine Hand, ich sprang hinunter, um Heilung zu suchen für das bren nende, unerträglich brennende Leid in meiner Brust. Er, den ich liebte, hatte mich verlassen. Er war ein wohlha war, so zogen sie mich dennoch heraus. Bielleicht war ich selbst schuld daran, gab ich dem blinden Naturtrieb nach hatte eben, als das schwarze eisige Wasser mich umfing, die B-sinnung verloren, mein junges Leben sträubte Wie grausig das Alles war mein Kind, dafür hat kein Dichter, hat keine Sprache Worte, die Todesangst, die Athemnoth, das Ringen mit der eisigen Fluth, das Sinken in's Bodenlose, dan» halbe Bewußtlosigkeit, dann das volle schreckliche Erwachen im Spital— das alte Elend vor sich und zudem noch die Schande eines mißglückten Selbst mordes ich dachte, ich müßte ster ben, mein Herz müßte stille stehen. Aber solch' ein junges Leben ist un glaublich zähe, ich wurde als gänzlich hergestellt aus dem Spital entlassen. Das Todesgrauen und der Ekel vor dem schlammigen Wasser blieb mir in allen Gliedern, ich habe den Selbst mordversuch nie mehr wiederholt, trug mein Elend geduldig weiter. Es ge lang mir, wieder Arbeit zu'sinden, und ich lebte so fort, kann selber nicht sagen wie, ich dachte nur immer.einmal stirbst Du ja doch, es wird wohl zu erwarten sein. Arbeit fing wieder an mich zu freuen, ich sah auch wieder besser aus. Da be warb sich ein braver Mann um meine anspruchslose Frau, und das versprach ich ihm zu sein. Wir arbeiteten auch tüchtig, und das Glück ward uns treu. Wohlstand. Aber das war das Ge ringste, Das das Schönste, schert, das war die Liebe, die Treue meines Mannes. Ohne leidenschaft lich« Neigung hatten wir unseren Bund geschlossen aber mit jedem Tage ge wannen wir uns lieber, lebten wir uns besser ineinander ein. Unsere beiden Kinder gediehen, waren gesund, brav, versprachen tüchtige Männer zu wer den. Und eines Tages fand ich, daß ich eine überaus glückliche Frau war, lauter Sonnenschein in meinem Leben! Und als hätte es das Geschick darauf abgesehen, mich ganz und gar zu ent schädigen, so machte mein Mann eine klein« Erbschaft, »nd wir erstanden das kleine Häuschen, in welchem ich jetzt noch wohne. So ward mein Mann auch noch Hausherr." „Nun werden Sie mir sagen, das schon zu Männern herangewachsen kräftig und brav. Mein Mann konnte sich von diesen Schlägen gar nicht er holen er kcänk«lte, er siechte dahin und zuletzt sah ich auch ihn hinsterben. ich mich auch diesmal, wiewohl ich eine ganz alte Frau war. Wie schwer das Leben immer sein mag, es lohnt zu hätte ich einen Grund mehr, mich d«s letzten Restes meines Lebens zu freuen." „Meine kleine Geschichte hat Ihnen mir, die ein halbes Jahrhundert län ger gelebt hat, Sie werden von Ihrem Weh genesen, Si« werden wieder lie ben!" „Wenn Ihnen sonst der Kampf um's Dasein sauer wird so vertrauen Sie das Eine: Ihr Leid, Ihr Kummer Nacht! Jetzt tobt er noch um die Mau einen schönen klaren Tag. Genau so ist's im Menschenleben. Die Stürme vergehen und es kommen heitere Stun bar bleibt. Und nun machen Sie ei ner alten Frau die Freude und verspre chen Sie, daß Si« bis auf ein Weiteres nicht wieder dahin gehen, woher ich Sie heute zu mir geholt habe!" Der Fremde küßte die dargebotene Hand der Matron« und sagte mit be wegter feierlicher Stimme: „Ich verspreche «s!" Stil» dem römische» Büreauleben. „Atramentum" (zu deutsch: Tinte) Stand auf einem ird'nen Krug, Ueber's sinst're Richterantlitz Wieder vollgefüllet sind!" Abgetreten sind die Leute Nur der Prätor blieb allein Mit dem Sekretär, dem „Scriba", Blickt' ihn an und lächelt' fein. Trank und dann dem „Scriba" gab's: In dem Krüglein war nicht Tinte, Sondern edler Weichselschnaps. Schlechtes Gewissen. Unteroffizier (in das Atelier eines Zahnarztes tretend): Ach Herr Dok tor, wollen Sie, bitte, meinen Zahn nehmen Sie mich doch selbst vor, Ihr Assistent hat in meiner Kompagnie als Einjähriger gedient. Kindliche Auffassung. Male in ein Concert mitgenommen hatte, „wie war's denn?" „Na," meint die Kleine, „eine Dame schrie, weil sie ihre Aermel vergessen hatte, und ein Kellner spielte Klavier dazu!" Woher der auch bei unS gebräuchlich« Ausdruck „Hänseln" stammt, berichtet hie im Jahr« 1743 erschien« „vollstän dige Geographie Johann Hiibners". Dort heißt es: Als der Hanseatisch« Bund vor 3(X> Jahren im Flore war, war Bergen nicht nur ein vornehmes Mitglied von dieser Handlungscompaz» ni«, sondern es war zu Bergen auch txr vicrle große Comtoir, welcher nach und nach in «Ine solche Hochachtung kam, daß fast Niemand ein rechtschaffe ner Kauffmann sein konnte, der nicht in Bergen in Norwegen sein« Lehrjahre Ausgestanden hatte. Als aber der Zu lauf aus allen benachbarten Ländern allzu groß ward, so führten die ange sessenen Kaufleute daselbst ein Noviziat ein. welches gantzer acht Jahre währt« und so grausam war, daß man derglei chen in keinem Heydnischen Slribenten findet. Es bestund aber dasselbe in einem dreyfachen Spiele, welches wir etwas umständlicher beschreiben wollen. Der Anfang ward mit dem sogenann ten Wasserspiele gemacht. Da mußte sich der Novitius ausziehen und ward dreymgl imSeewasser unter dcmSchifse durchgezogen, und wenn das geschehen war, wurde er jedesmal von vier star ken Kerlen bis aufs Blut gepeitscht, daß er kaum in vier Wochen wieder konnte geheilet werden. Darauf folgt« das Rauchspiel. Da ward «in solcher junger Kauffmann ein« halb« Stunde lang in einen Schornstein gehangen; unter seinen Füßen aber ward ein Feuer von Haaren, Fischgräten und an deren stinkenden Materien gemacht, durch welchen Dampff-sie dermassen ad gemattet wurden, daß si« halb wdt herunter kamen, und darauf musten sie sich abermal so lange mit Ruthen strei chen lassen, bis sie über und über blut rünstig waren. Wenn diese Kurtzweile vorb«y war, so folgte zuletzt das Stau venspiel. Da kam eine große Assembler von den vornehmsten Männern und Frauen zusammen, in der«n Gegen wart wurden die Kandidaten abermals ausgezogen. Darauf kamen etliche vermummet« Kerlen, mit denen musten die jungen Kauffleute erstlich tanzen; dann zeigten sich vier „masquirte" Per sonen in Mönchs-Habit mit Spießru thrn der Hand; die peitschten den ar men Sünder ärger als alle HenkerS buben, und dabey wurde mit Trompe ten und Pauken ein solches Geräusche gemacht, daß man das erbärmliche Winseln und Heulen nicht hören konnte. Wer nun dieses dreyfache Spiel acht Jahre nacheinander ausgestanden hatt«, der ward endlich vor einen gebilligten Kauffmann von dem Hanfelatifchtn Bund« «rklärt. Vi«l« nun bli«ben gar davon, welch« sich dtrgleichen grausame Marter nicht auszuhalten getraueten, und das war auch wohl das gantzc Absehen mit diesen Spielen. Viel« liessen im anderen oder dritten Jahre wieder davon. Viele vergiengen auch darüber, oder waren Lebenslang un gesunde Leute. Und dabey blieb es, so lange die Hanseatische Handels-Com vagnie im Flore war. Als aber nach diesen die ost- und westindischen Com pagnien ausgerichtet und dadurch der Hanseatische Bund ruinieret wurde, so hatte auch dieses, mehr als barbarische Narrenspiel ein Ende. Man rechnet es auch billig unter die Himmelschreyenden Sünden, welche Gott endlich gereitzet haben, daß er der Weltkundigen Fluch auf das Hanseatische „Commercium" aeleaet hat. Nachher» hat man zwar sowohl in Bergen als anderswo die Gewohnheit behalten, daß sich die jun gen Kaffleute haben müssen „Hänseln" lassen, ehe sie vor voll angesehen wer den, welches aber mehr Neckereien sind und mit jenen »»christlichen Nar renspielen in keine Vergleichung kömmt. DaS Gedicht al« Lebensretter» Im Jahre 1743 wurde der beim Regiment „Prinz Heinrich" alSLieute nant stehende Ewald Christian von Kleist, bekannt als Dichter des „Früh ling", in einem Zweikampfe schwer am Arm verwundet. Da ihm jede ernstere Beschäftigung verboten war, lag er ge langweilt und mißmuthig im Bette. Plötzlich öffnete sich die Thür und Her- Gleim, Hauslehrer beim Obersten von Schulz, vorstellte. Er erkundigte sich nach dem Befinden Kleist's und ver hehlte nicht, daß ihn auch ein wenig Neugierde hergeführt, da er gehört habe, der Herr Lieutenant b»schästige sich in seinen Mußestunden, gerade so wie er, mit der Poesie. Da Kleist da rüber klagte, daß ihm der Arzt das ihm vorzulesen, und wählte dazu Ge dichte seiner eigenen Feder. Eines der selben war an den Tod gerichtet, der dem Dichter seine Geliebte geraubt Heilen: „Tod, was willst Du mit dem Mäd chen? Mit den Zähnen ohne Lippen Kannst Du es ja doch nicht küssen!'' mußte Kleist so heftig lachen, daß der zu bluten anfing. Erschrocken eilte Gleim fort, einen Arzt zu holen. Die ser untersuchte hie Wunde und fand, daß sie durch die Nachlässigkeit des Feldschers bereits brandig geworden Behandlung der Verlust des Armes, ja des Lebens zu befürchten gewesen sei. Auf diese Weise wurde das Gedicht Seine Anschauung. Toch ter: „PapL, auf dem Klavier fthltn jetzt drei Töne!' Vater (befriedigt): .Nun, das ist schon «m Anfang!"
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