2 Japanisch« Nädee. Einer Schilderung des japanischen Vadelebens begegnen wir in dem un längst erschienenen Buche: Wanderun gen durch Japan, von Ottfried Nip pold, der mehrere Jahr« als Lehrer der Rechtswissenschaft an der Akademie zu Tokio gewirkt hat. Nippold gibt zu nächst einen anziehenden Bericht über seine Lebensweise in dem reizenden Badeorte Schimobara. Es heißt da rin : Um 6 Uhr wird aufgestanden und gleich in das heiße Bad von über ca. 100 Grad Fahrenheit gestiegen. Darauf folgen Uebergießungen mit möglichst kaltem Wasser. In dieser Weise badet man in Japan unverän dert Sommer und Winter. Man friert im Winter nur vor, nicht nach dem Bade: man kann sich nach dem selben bei der größten Kälte mit eis kaltem Wasser übergießen. Im sem heißen aber viel kühler vor, und das kalte Masser wirkt nach dem hei ßen auch viel erfrischender. Der in teressanteste aller japanischen Badeorte ist Kusatsu, wohin jährlich Tausende von Japanern im Vertrauen auf die Heilkraft der h«ißen, start schwefel haltigen Quellen ziehen. Die meisten Quellen besitzen eine Temperatur bis zu 160 Grad Fahrenheit und darüber. !Jn solchem kochenden Wasser zu baden ist eine der größten Qualen. Bei die sen Quellen fehlt selbst den Japanern oft der Muth, und nur mit Widerstre ben fügen sich die armen Patienten dem ärztlichen Befehl. Nippold er zählt in anschaulicher Weise über den Hergang bei dem Baden: Um 6 Uhr wird im Dorf geläutet, und auf die ses Zeichen hin begeben sich alle Die jenigen, die vom Arzte zum Gebrauch der ganz heißen Quellen verurtheilt sind, nach der Vadestelle. In dem ge räumigen Badehause ist bereits eine «roße Anzahl von Personen versam melt, die ihre Vorbereitungen ju dem Bade treffen. Eine Anzahl steht um das mit dem kochenden Wasser ge füllte Bassin herum. Jeder hat ein Drett in der Hand. All« bewegen die ses Brett tactmäßig, indem sie es ein hauchen und damit das Wasser von !unten herauf in die Höhe wühlen. Nachdem-dies etwa zehn Minuten ge dauert hat, nähern sich die Badenden Nande des Bassins, kauern dort Nieder und beginnen sich den' Kopf mit s>em heißen Wasser zu begießen. Ei nige der Badenden wickeln etwas Lin ken um besonders empfindlich« Stellen !des Körpers. Jetzt naht der Augen blick zum Einsteigen in das heiße Ele ,Es sind im Ganzen vielleicht 50 P«r jfällt ihnen der Entschluß jedes Mal den eine Ewigkeit zu dauern. Im Chor wiederholt jed«s Mal die ganze Schaar die Worte des Bademeisters, der übrigens auch im Wasser sitzt, selbe nichts schadet. „Noch zwei Mi nuten!" ruft er, und „Noch zwei Mi das Zeichen, daß die Zeit um ist. Mit entflieht die ganze Gesellschaft der heißen Flüssigkeit. Alle athmen freu dig auf, daß die Sache «inmal wi«der überstanden ist; bis zum folgenden Tage haben sie Ruhe. Es bedarf in der That eines kräftigen Vertrauens auf die heilsame Wirkung, um sich Tag für Tag dieser schrecklichen Tor tur auszusetzen. —V or Gericht. Nichter: Sind Sie verheirathet? Angeklagte: Nein! Richter: Verlobt? Angeklagt« : Ich weiß nicht! —> Richter: Was heißt das? Erklä ich verlobt bin oder nicht! Bedenkliche Wendung. Vertheidiger: „Meine Herren Geschwo renen, hatte sich Ihnen «in« so günstig« Gelegenheit geboten, wie meinem Clien ten, Sie hätten auch gestohlen!" Unverbesserlich. Gatte: „Immerzu Putz und weiter nichts als Putz, dazu verlangst Du fast täglich Geld. Erst neulich mußte ich Dir «in Sammetjacket kaufen; hast Du denn «gar keinen Sinn fiir etwas Höheres?" Gattin: „O doch, Männchen ein »Teuer Hut wäre mir ebenfalls Willkomm men." Schlau. Herr (zum Gepäck träger): WaS bekommen Sie denn? liche Volk gibt mir immer 30 Pfen nige l „Er schläft noch!" sagte der Mei- Tisch eine weiße Decke zu er widerte : „Er hat dich heut noch nicht klappern hören, drum schläft er noch. Wie siehst du denn aus ?" fuhr sie, sich zu ihrem Gatten wendend, fort. „Wilhelm, Wilhelm, wie du aber auch bist." „Was ist denn?" fragte der Mei ster verblüfft und sah auf seinen lan gen Sonntagsrock herunter, der mit Mühe über eine wunderschöne Weste von verschlissenem Atlas geknöpft war und freilich eine Menge verdrießlicher Falten schlug. „Wie du wieder den Rock zugemacht hast!" sagte sie. „Das unterste zu oberst. Halte mal!" Nicht ohne Anstrengung brachte sie die ungewöhnlich großen Knöpfe aus den Knopflöchern, zog den Rock ener gisch um die dürftigen Schultern des geduldigen Mannes, rückte die langen Schöße zurecht und knöpfte ihn von neuem regelrecht zu, während der Mei ster mit ängstlich emporgerecktem Halse eine Berührung mit den flatternden Bändern der Staatshaube zu vermei den suchte, die etwas lose auf dem Kopfe der Meisterin saß und deren leb hafte Bewegungen getreulich mit machte. Endlich saß der widerspen stige Rock, wie er sitzen sollte, und die Meisterin wollte eben zu der unter brochenen Arbeit zurückkehren, als die Thür stürmisch aufgerissen wurde, und ein langaufgeschossener Junge mit den Worten: „Er is uff! Nu jiebts aber Kaffee, Mutter!" in die Stube trat. „Kannst du's denn nicht erwarten, Nimmersatt!" tadelte ihn der Mei ster, während die Meisterin aufgeregt in die anstoßende Küche eilte und dort gerauschvoll mit Geschirr herumhan tirte. Nach einigen Augenblicken brachte sie mit großer Vorsicht Kanne und Tassen auf einem kolossalen Ta blett herein, das mit einer Blumen guirlande umrahmt loar, und auf des sen einer Seite aus weißen Blüthen kunstvoll zusammengesetzt eine mäch tige Fünfzig prangte. Behutsam setzte sie es aus den gedeckten Tisch, kehrte wieder in die Küche zurück und holte einen Niesennapftuchen, der seinen Platz zu Häupten der festlichen Zahl erhielt. Meister und Bursche traten, mit andachtsvollem Staunen an den geschmückten Tisch heran, und der letz tere sog gierig den süßen Duft des Ku chens ein, den er mit den Augen zu verschlingen drohte. Nun gesellte sich auch die Meisterin zu ihnen und blickte schmunzelnd auf das wohlgelungene Werk. „Das hast du gut gemacht, Mut ter!" rief der Meister, sich vergnügt die Hände reibend. „Aber er wird auch seine Freude dran haben!" „Besonders an dem Nappluchen!" fügte der Junge hinzu; aber der Meister erwiderte : „Wenn er so aufs Essen wär' wie du! Die Jirlande wird ihn am meisten freuen und die schöne Zahl drauf. Na, 's ist aber auch keine Kleinigkeit: fünfzig Jahr im Amt! Wie der Mensch das aus wie alle Tage zu schreiben und immer fort zu schreiben! Nll, Kinder, da lob' ich mir doch meine Schusterei, da gibts doch wenigstens Abwechslung: heute ein Paar langschäftige, morgen ein Paar Halbschuhe, rindslederne und kalbslederne, große und kleine, aber so nicht sein!" „Es wird dabei wohl auch nicht al les über einen Leisten gehen, Wil helm!" meinte die Meisterin. „An einen schreibt man so und an den an dern so i und die Hauptsache ist: man hat sein Brot dabei!" „Da hast du recht, Mutter!" gab der Mann nach, „und gemacht muß die Arbeit auch werden. Na, sie werden 's ihm aber auch heute gedenlen, wie sich's gehört." „Meinst du, Wilhelm?" „Nu freilich, 's ist doch ein Jubi läum, und da gibts immer was. Ich hab' mit dem Gerichtsdiener gespro chen, der meint: 'ne Ehrenbezeigung Orden." „'nen Orden? Ach, was sie so vorne auf der Brust tragen ?" „Jawohl, und der König selber schickt ihn ein." „Ick weeß schon." mischte sich der Junge in's Gespräch, „'ne Rettungs medaille !" „Dummer Junge!" brauste der Meister auf. „Hat er denn einen auS fen mit Rath und That? Zehnmal verdient, Wilhelm!" „Ja," pflichtete der Meister bei, un- Das jedes gethan für so einen braven, ordentlichen Miether, wie der ist. Aber er soll auch sehen, wie wir's ihm danken ! Heute ist Feiertag, und gen, da muß er unser Gast sein." „Un Mutter muß den Kuchen mit nehmen, un seinen Jubiläumsorden Der Meister schüttelte den Kopf. was HöhtteS „Was meinst du denn?" fragte die Meisterin gespannt. gen ist." „Einen Titel? Warum nicht gar?" „Jawohl! Sclkertär ist er gewor den." „Sekkertär!" rief die Meisterin Schmidt im ersten Stock ?" „Ja, ja, Mutter!" betheuerte der Meister. „Du kannst mir's glauben. Paß auf, er wird's !" In diesem Augenblick klopfte es an die Thür. Die drei Leutchen in der Stube schraken zusammen, denn sie glaubten, der Jubilar melde sich an. Es war aber nur der Briefträger, der einen guten Morgen bot und einen Brief von amtlichem Format mit den Worten hinreichte: „Für Herrn Kanzlist Gutschi«. Portopflichtige Dienstsache. Kostet zehn Pfennig Porto." Mit vor Aufregung zittern den Händen erlegte der Meister den verlangten Betrag, während die Frau mit dem Zipfel der sauberen Schurze den Brief erfaßte und auf den Tisch dicht neben den Festlucheu legte. Als der Postbote sich mit freundlichem Gruße entfernt hatte, machte der Mei liegenden Hammer und schwang ihn triumphirend um sein kahles Haupt. „Hurrah!" rief er. „Es lebe unser Sekkertär!" „Hoch! hoch!" fiel der Junge ein. „Nu kann ick mir doch zwee Stücke Kuchen nehmen, Vater ?" „Meinetwegen drei!" lachte der Meister seelenvergnügt, faßte seine Frau um die volle Taille und schwenkte sie ein paarmal durch die Stube, daß hervorstieß: „Wilhelm! Wilhelm! ficht, und als der Meister sie losließ und auf den Brief zeigend ausrief: „Nu, Mutter, wer hat jetzt recht?" erwiderte sie: „Wer hätte das ge dacht ? Sekkertär!" „Scht! Stille!" rief da der Junge, und alle horchten auf. Drau ßen im Flur ließen sich schlurfende Schritte vernehmen, die sich der Stube dürres Männchen mit einem blasse i, faltigen Gesicht, in dem ein Lächc.n demüthiger Bescheidenheit jeder,na >n der Träger desselben zu existiren wagte. Spärliche graue Haarsträhnen waren sorgfältig in dir flache Stirn vorge kämmt, von der eine unverhältnißmä ßig große Nase steil hinunterlief ; von dem übrigen Gesicht war nicht viel zu „Guten Morgen, Herr Krause! Gu ten Morgen, Frau Krause! Guten Morgen, lieber Karl!" in die Stube. so war diese Furcht vollkommen grundlos. Seit Jahren spielte dieser Tag in der Gedankenwelt des alten würde. Seine amtliche Lausbähn glich nur allzusehr einem Wege durch ödes, unwirthliches Land ohne Wechsel war es heute noch, der knappe Lohn reichte eben nur hin, um nothdürftig das Leben damit zu fristen, und nur den guten Wirthsleuten, die ihm für ein Geringes Pflege und Wohnung ge währten, hatte er es zu danlen, daß sen war er sicher, würde er die Früchte seiner Arbeit und Nechtschaffenheit ernten, heute würde er entschädigt werden für alles, was ihm das Leben an Glück und Gaben vorenthalten hatte. > > Sonne des Jubeltages begrüßt, und er fühlte sich hinlänglich stark, auch die ausschweifendsten Huldigungen mit die Mitglieder derselben im Sonn tagsstaate versammelt sah, und der appetitliche Geruch des Festluchens den geschmückten Frllhstückstisch: „Aber was ist denn das ?" Nun trat der Meister an den Jubi ren Ihnen auch viel, viel tausendmal, Herr Gutsche —" „Und wünschen Ihnen," siel der sünd und zufrieden sein !" „Ja," nahm der Meister wieder das Wort, indem er sich dem Tische näherte sie: „Halt! Erst wird gefrühstückt, es ist Zeit!" ein, „erst wird jefriestickt!" Schnell nahm die Meisterin die Kanne vom Tablett und ging damit, während der alte Kanzlist über und über gerührt die schöne Guirlande mit der weißbluthenen Zahl Fünfzig be wunderte, in die Küche, aus der sie Riesennapfkuchen an ihren Platz her an. senkte das Messer tief in feinen schneeweißen Leib und zerlegte ihn in Blöcke von erhabener Mächtigkeit, welche das schmatzende Entzücken des hungrigen Jungen erregten. Feierlichkeit dcs Augenblicks ein geseg neter Frühhunger geltend, und als die Meisterin die Tassen gefüllt, und jeg licher seinen Kuchentheil vor sich hatte, hob ein kräftiges Schmausen und Trinken an, und keiner sprach ein Wort. Nach einer Weile aber, da die Kanne geleert und in den Kuchen eine gehörige Bresche gelegt war, begann der Mei ster : „Nu, Mutter, rück 'mal heraus mit dem Brief!" Vorsichtig ward das inhaltreiche Dokument aus der Tiefe der Tasche hervorgeholt, und die Hand des Kanz listen zitterte, als er es in Empfang nahm und an die etwas kurzsichtigen Augen hielt. Eine leichte Nöthe ver breitete sich über fein Gesicht, und das Herz klopfte ihm vor freudiger Erwar tung. Doch bevor er das Schreiben, das ihm deii lang ausgebliebenen Lohn seiner Treue bringen sollte, öffnete, sagte er, zu dem Meister gewandt: „Sie haben zehn Pfennig Porto ver auslagt, Herr Krause ?" „Lassen Sie das nur!" erwiderte der Meister ungeduldig. „Erst auf machen !" Nun erst entschloß er sich, den Brief unter thunlichster Schonung des amt lichen Siegelabdruckes zu erbrechen, langsam faltete er ihn auseinander und las ihn und dann sank er fast Vom Schreck gelähmt, saß die Fa milie da. Der Meister wollte etwas sagen, aber er brachte nichts heraus, brächen mit verzweifelten vor sich hinbrütete. Endlich faßte er nach dem auf den Tisch zurückgefallenen Brief, holte zitternd seine Brille aus der Rocktasche und begann den Inhalt des Schreibens zu entziffern. Es währte einige Minuten, ehe er damit barmherziger Deutlichkeit: Gekün digt zum ersten des nächsten Quartals loegen überzähliger Schreibkräfte! Dem Meister gab es einen Stich in's Herz. Es war ihm zu Muthe, als wäre er selber der arme Kanzlist, der Augen, und er merkte, daß darin etwas vorging. Aber er durfte jetzt nicht weich werden und zu slcnnen ansangen, er hatte Wichtigeres zu thun. Hastig legte er de» Brief zusammen, nahm die Brille ab, und indem er feiner Frau, deren Blicke mit ängstlichem Ausdruck auf ihn gerichtet waren, zunickte, wo bei er wiederholt mit den Augen zwin kerte, als handelte es sich um eine ge heime Verabredung, faßte er den trost losen Alten sanft bei der Schulter Und sagte: „Aber, Herr Gutsche, lieber Herr Gutsche, nehmen Sie sich das doch nicht so zu Herzen !" Der alteKanzlist schrak empor, strich sich mehreremal gedankenlos über die kahle Stirn und antwortete: „Ent schuldigen Sie, Herr Krause, aber ich ich —" Und das demüthige Lächeln, das in den Augenblicken seelischer Erregung aus seinem Gesicht verschwunden war, kehrte wieder dahin zurück. „Sehen Sie, Herr Gutsche," versetzte der Meister eindringlich, „einmal mußte es ja doch geschehen, und sehen Sie—" „Aber gerade jetzt, nach fünfzig Jahren gekündigt!" erwiderte der Alte leise, und ein schmerzliches Aufathmen begleitete diese traurigen Worte. „Gerade jetzt!" rief der Meister und schlug mit der Faust auf den Kaffee tisch, als wollte er sich selber Muth machen. „Ich hab' mir's auch gleich gedacht!" „Sie haben es geahnt, Herr Krause?" „Freilich, wie der Brief ankam, wußt' ich's gleich !" Junge, über solche Doppelzüngigkeit entrüstet, ein ; die Meisterin aber, die ihres wackeren Mannes Diplomatie durchschaute, puffte ihn ermunternd in die Seite, daß er schmerzlich auf kreischte. „Freilich hab' ich's gewußt, Herr Gutsche," wiederholte der Meister, in dem er wie begütigend seinen Arm um den Stuhl des Kanzlisten legte und ihm zutraulich in's Gesicht nickte. „Ich arbeite doch für den Herrn Rath, wis sen Sie, erst neulich hab' ich ihm ein Paar Doppelfohlige gemacht, feinstes Roßleder, ein Staat, sag' ich Ihnen! Nu sehen Sie, da hört man so man cherlei, und da dacht' ich mir gleich: gesagt? O!" stöhnte der Kanzlist und versuchte, seinem Gesicht einen vor wurfsvollen Ausdruck zu geben. „Ach, Herr Gutsche, es war mir rechts so." „Jawohl, Herr Gutsche! Sehen gehen, und es war hohe Zeit, daß ihm die Meisterin zu Hilfe kam. „Krause hat ganz recht," sagte sie, Redekampse ihre Arme umfänglich auf dem Tisch ausbreitete. „Ganz recht hat er, und ich freue mich drüber, daß Frau, und wir kennen uns nun schon zwanzig Jahr: es ist die höchste Zeit, daß Sie aufhören! Sie haben ohne hin nicht viel auf der Mühle, und mit den Augen geht's auch nicht mehr." „Meinen Sie wirklich, Frau Krause?" fragte der Kanzlist ängst lich. „Nu ob!" versicherte die Meiste rin. „Wenn Sie's noch ein Jahr so weiter treiben, sind Sie blind !" „Sich zum Krüppel zu machen," fiel hier der Meister ein, „das kann der Staat von keinem verlangen! Seien Sie froh, daß die Plackerei ein Ende hat! Jetzt wird erst das Leben bei Ihnen anfangen, Herr Gutsche. Jetzt können Sie sich ausruhen, brau chen nicht mehr Tag für Tag auf's Amt zu gehen, nicht mehr nach dem und jenem zu fragen, nicht mehr bis in die Nacht die Feder zu schwenken, daß es eine wahre Schande ist." „Ja," ergänzte die Meisterin, „und müßig brauchen Sie ja deshalb auch nicht zu gehen. Arbeit wird's schon geben, da bringt der was zum Schrei ben und der will einen Rath haben, Sie verstehen sich ja auf alles. Na, und wenn's auch nicht ist, zum Aus kommen haben Sie ja immer genug." „Ich?" fragte der Kanzlist, beinahe erschrocken. „Aber, Frau Krause!" „Warum denn nicht?" nahm der Meister wieder das Wort. „Einen für's Alter, Klei brauchen Sie denn weiter? Oder wollen Sie uns etwa untreu werden? Jetzt gehören Sie einmal zu unserer Familie, und da bleiben Sie, und von Miethe oder dergleichen reden wir nicht mehr, nicht wahr, Mutter ?" „Das versteht sich!" stimmte die Meisterin ohne Besinnen bei. „Darü ber verlieren wir erst kein Wort wei ter, wenn's Ihnen bei uns noch ge fällt, Herr Gutsche!" Dem armseligen Alten kamen die Thränen in die Augen und glitten die eingefallenen Backen hinunter auf die sauberen Vatermörder. „Herr Krause liebe Frau Krause !" sagte er mit bebenden Lip pen und griff nach ihren Händen. „Wie soll ich wie kann ich —?" .Kein Wort sollen Sie sagen!" rief der Meister und drückte ihn, als er sich vom Stuhl erheben wollte, mit sanfter Gewalt nieder. „Die Hauptsache ist: sehen Sie nun ein, daß es so das Beste ist?" „Wenn man es so aufsaßt, Herr Krause, freilich, freilich," erwiderte er in stiller Ergebung. Da rief der Meister, als wäre ihm eine große Last vom Herzen genom schoppen kein Wort, Herr Gutfche, Gutsche!" vorenthaltenen Lohn, hat dir das Schicksal nicht das Beste und Schönste auf der Welt gegeben Menschen, die mit dir fühlen, die dir Treu- halten auch in der Noth und im Leide ? Für unsere Frauen. Gute für daZ Die Weihnachislichter sind verlöscht, die grünen Tannenbäume vertrocknet, sen der Jubel des kleinen Volles, ver tier anregenden, abwechslungrcichen Feststimmung. Es ist uns ergangen wie dem Wanderer, der auf hohem und Rauch der Tiefe. Aber es ist nur ein kurzer Blick, ein rasches Genießen, ein flüchtiges Ausruhen! Bald geht es wieder hinab! Wir müssen aber- Mss hinein in das Nennen und Ja gen, in das Sorgen und Arbeiten, Hoffen unid Fürchten des täglichen Le bens. Unsere Aufgabe ist oft gar schwer und ernst, und wir möchten fast muthlos werden bei dem Gedanken: „Ein neues Jahr, ein neuer Kreis von Tagen, ein jeder bringt Dir sein« An sprüche und Deine Pflichten entgegen! Wie wirst Du allen Anforderungen ge nügen können?" Aber wir haben nicht vergeblich in lichter Höhe geweilt, nicht erfolglos den Hauch seines Empfindens geathmet, unid wenn auch das Experiment in der freu. igen Atmosphäre ein knrzes gewe sen, es hat doch verbessernd und ver edelnd auf uns eingewirkt. Wir wis sen, daß der Weg empor ein mühe voller, heißer ist, und wir den Ausblick niemals genießen köünen, sobald wir die Anstrengung des Höhersteigens nicht ertragen wollen. Wir wissen auch, daß es keine wahre Festfreude aeben kann ohne vorhergehende Arbeit, daß die Höhe uns aufhört zu locken, wenn wir stets in!den Bergen wohnen, daß die Feste keinen Reiz mehr für uns, hätten, wenn wir jahraus jahrein nur feiern wollten. Wenn also auch der Festesjubel ver rauscht, das holde Christkindlein und lder graubärtige Sylvester entschwun den sind, so blieben doch manch' gute Geister bei uns zurück, die uns helfen Iverden, die Jahreszeit zu vollbringen. Diese braven Hausgeister heißen Pflichterfüllung und Zufriedenheit. Der Erste gibt uns Muth und Kraft und Ausdauer zu Allem und Jedem, was unsere Lebensstellung von uns fordert, und wenn auch manchmal der Arm müde, der Fuß matt und der Geist träge werden wollte, so genügt ein kleiner Mahnruf von ihm, und mit erneuter Schaffensfreud« gehen wir an's Werk. Der Zweite weiß uns alles Unangenehme und Böse aus dem Wege zu räumen; knnn wir murren woll«n über unser Schicksal, dann zeigt er mit seiner Hand auf eine Unzahl von Menschen, denen es viel schlimmer ergeht, und wir nehmen unser eigen Kreuz gern« wieder auf ,'oie Schulier, tvenn wir sehen, daß viele Andere auch keine geringere Last zu tragen haben. Er macht die Arbeitsstunden kurz, . würzt unser Mahl, und bringt Frie- d«n in unsere Heimstätten! Beide Gei ster stehen in innigem Verwandt schaftsverhältniß zu einander, und wenn der Eine uns verläßt, könnten wir den Anderen auch nicht länger bei uns behalten. D'rum wollen wir uns temühen, im Sinne der Beiden unser Leben einzurichten, damit es ihnen bei uns wohlgefällt und wir geleitet unid geschützt von unseren guten Hausgei stern, Pflichterfüllung und Zufrieden heit, den langen Weg durch das Jahr 1894 zurückzulegen im Stande sind, bis wieder die Weihnachts- und Neu jahrsglocken feierlich erklingen. Ein Protz. Sie: Warum steckst Du denn heut' alle zehn Ringe an die rechte Hand ?—Er : Weil ich schwören muß auf dem Gericht! Ich fingst in aller Ruh' Da gam ä hibsches Mädchen Gemiedlich uf mich zu. Die dhat mich schichdern frager Ob ich nich wissen dhät, Ich zog Sie gleich de Mitz^e Noch zwanzig Bfenn'ge aus. Doch als de Bärgerwiese Erreichd nach een'ger Zeit, Ich sacht de hibfche Maid. Da schiddelt sie das Kebbchen Und lacht derzu ganz fein „Ich hab' hier" meent' sie leise, „Ae kleenes Schdelldichein!" Und richtig nahde Eener Schon uns'rem Blatze sich? ; Ich gönnte grad' noch sagen : Dcs T«uf«lS Bank. selbst das Rupfen der Gimpel im Gro ßen betrieben wirk, ist bekanntlich ein Actienunte rühmen, an? welches fast sane Volk freilich nicht bestimmt ist. Aus dem Bericht für das abgelaufen« Jahr sind einige Details betannt ge schließen lassen. In der Generalnr fammlung der Actionäre von 1892 wurde berichtet, daß im Geschäftsjahre 1891 zu 1892 der Reingewinn der Spielbank sich auf 26.800,0V0 Frs. be zifferte, 2 1-2 Millionen mehr wie im Vorjahre. Im abgelaufenen Ge konnten danach vertheilt werden 23L Frs. für jede Actie oder 47 Procent. Der Nominalwerts dieser Actien be trägt 500 Frs. für die Actie, >d«r wirk liche W«rth aber 2400 das Fünf schau licht aber noch lanye nicht die Summen, w«lche alljährlich an dieser Stelle verloren werden. Rechnet man hierzu die großen Unkosten, die aus d«r Unterhaltung unid dem Betriebe lasten, die Zuwendung an, di« Pensionskasse der annährend 1100 Beamten derßank, di« zu zahlenden Unterstützungen an an d«n FUrft«n zu Monaco zu zahlend« Jahresrente von 2 Millionen Francs, die Bestreitung >der Verivaltungslosten für das Fürstenthum Monaco und fer ner di« Summen, welche von Spielern gewonnen sind, so mag sich der Betrag verdoppeln und damit eine Höh« «rrei chen, di« in der That erschreckend ist. Dem Vernehmen nach geht die Spiel gesellschaft zu Monte Carlo mit dem Plane um, in dem Badeorte Mondorf im Großh-rzogthum Luxemburg ein Filmlgefchäft zu errichten, für welche Erlaubniß die Gesellschaft sämmtliche, v Millionen Frams betragende Staats kosten des Großherzogthums überneh men will. Diese Erlaubniß wird schwerlich «rtheilt werden. Die schrecklichen Kin der. Herr H. besitzt, trotzdem er sich den Fünfzigern bedenklich nähert, noch eine Fülle an Haupthaar, die das Staunen und die Bewunderung auch seiner jüngsten Freunde erregt. Einem von diesen war es neulich ganz ohne seine Absicht beschieden, das Ge- Photographie-Album blätterte, ihm Gesellschaft leistete. Da auf einmal ruft der Knabe, auf ein Portrait zei gend: „Sieb mal, das ist Papa! Aber es ist schon lange her. Es ist von da mals, als Papa gar keine Haare mehr hatte!" Mörderischer Ehrgeiz. Die Frau Commercienrath hat einen neuen Stubenbohner kommen lassen. „Machen Sie Ihre Sache aber auch gut?" „O, gnädige Frau, gehen Sie nur nebenan bei Oberst's und er kundigen Sie sich. Auf dem Parquet des großen Saales allein haben im vergangenen Winter fünf Personen den Fuß gebrochen, und eine Dame ist die große Treppe herabgestürzt. Und Saal und Trepp« habe ich ge bohnt!" Verfängliche Wendung. Staatsanwalt: „Der Angeklagte hatte 24 Ochsen gestohlen! Vergegenwärti — Ein Trostspender. Rich ter: „Wie alt, mein Fräulein?" Fräulein (nach langem Zögern): „Acht — Ausrede. Gast: Herr Wirth, Sie haben den Preis des Cog naks erhöht, aber die Gläser sind viel kleiner als früher! Wirth: Ja» aber die Flasche ist größer l
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