Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 12, 1894, Page 6, Image 6

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    6 ÄluS dem nledersachslschcn Voltt
leden.
DaS nordwestliche Deutschland, der
alte Stammsitz der Ni?dersachsen, hat
liches Gericht) der Sachsen gehalten
wurde, hier erklingm noch die alten
Sagen, welche an den altdeutschen
eines Germanen-Häuptlings schützend
bedecken. Weit dehnt sich die Haide,
deren rothe Glöcklein von unzahligen
mers ihren Stand erhalten.
Auf der Haid« ist alleiniger Herr
und König der Schäfer, welcher seiner
Schippe gelehnt, dem treuen
die Hut der Schafe fast allei.i rtei
lassend. Ueber seinem Haupte kreist
der Falk und zieht der dcu'.
Wiesengründe, auf denen der Nebel in
dicker Schicht lagert, führt fein Weg;
barfüßige Knaben, die unter Peitschen
knall ihre gehüteten Rinderherden vor
Unter Dorf haben wir uns hier nicht
«ine Ortschaft mit nahe zusammen
stehenden Häusern vorzustellen, viel
mehr liegen die einzelnen Wohnungen
getrennt, oft weit von einander ent
fernt. Um seine Behausung hat der
seine Ackerländereien, feine
Wiesen und seine Waldgehege, in deren
Mitte der Giebel des mit Stroh gedeck
ten Hauses sich erhebt. Begeben wir
uns in das Innere eines solchen Hau
ses, so treten wir durch eine große
Thüre ein, die aus zwei Flügeln be
steht. Der eine Seitenflügel ist wie
der aus zwei oder drei einzelnen sich
frei über einander bewegenden Theilen
zusammengesetzt, so daß es dem Haus
besitzer ermöglicht ist, so viel er will
von seine» Thüre zu öffnen, ohne den
Zugang zum Hause zu erschließen.
Außer dieser großen Thüre hat das
Haus auch noch eine oder zwei kleinere
Haupleingang und wird nur bei wich
tigen Familien-Ereignissen zum Ein
tritt und Austritt ganz geöffnet.
Durch sie tritt das neuvermählte
Brautpaar ein und nimmt an o«r
Schwelle den Glückwunsch der Eltern
und Geschwister entgegen, durch sie
wird der junge Weltbürger hinausge
tragen zur Taufe, durch sie schwankt
auch der Sarg hinaus zur letzten Ruhe
stätte.
Durch die große Thüre betreten wir
zunächst den unteren Theil des Hauses,
wo vorläufig der Kehricht sich ansam
melt, bis er bei völliger Reinigung des
das HauS auf den Düngerhaufen ge
schafft wird. Neben diesem Theile
des Hauses, dem sogen. „Wamm", sind
rechts und links die Pferdeställe. Das
Pferd, das geheiligte Thier der alten
Sachsen, erfreut sich noch jetzt in >tord
dentschland besonderer Liebe und
Pflege, und Pferdeköpfe zieren den
Giebel des Hauses, um alles Unglück
von Haus und Hof fern zu halten.
Wenigstens liegt letztere Idee diesem
Gebrauche zu Grunde, und wenn auch
der Glaube an die schützende Macht
des Thieres mit dem Christenthum
schwand, so trennte sich doch der Sachse
ungern von der Erinnerung an fein
Lieblingsthier.
Verlassen wir den „Wamm", so ge
langen wir weiter auf sie Tenne des
boden, wo im Winter vor dem Früh
stück jeden Morgen eine Lage Korn ge
droschen wird. Jetzt ist Dieses lang
weilige und lästige Ausklopfen des
Getreides mit dem Flegel jevoch haupt
sächlich nur noch bei dem kleineren Be
sitzer üblich, während die größere!»
Bauernhöfe auch hier fast überall mit
der Dreschmaschine arbeiten. Neben
der Tenne sind die Stallungen für
das Rindvieh, welches seinen Kops aus
erstere streckt und von derselben stin
Futter entgegennimmt. Von der
Tenne kommen wir in die mit kleinen
Kieselsteinen schön gepflasterte Küche,
wo auf einem Roste ein offene? Fener
brennt.
Die genannten drei Theile des Hö
ffes : „Wamm, Tenne und Küche",
befinden sich auf einem Flur und ge
hen, ohne durch Thüren geschieden zu
sein, in einander über. Werfen wir
unsern Blick in der Küche nach oben,
so sehen wir »ur Winterszeit bis Fast
nacht am Meinen Fleisch, Speck uid
Würste im Rauche hängen. Der
Rauch sucht bei offenem Herde feinen
Weg durch Thüren und Fenster, da ein
Schornstein auf dem echten niedersäch
sischen Hause nicht gekannt wird. Vor
den Faschingstagen aber wählt der
Bauer für sein- Fleischsachen gern ei
nen sichereren Verwahrungsort, denn
Prinz Carneval treHt auch hier sein
volles Wesen. Die Burschen des Dor
fes veranstalten mit ihren Pferden ein
Wettrennen, zu dessen Schluß ohne
weitere Erlaubniß in die Häuser gerit
ten und die beste Mettwurst vom Wie
wen heruntergeholt wird. Acht Tage
Hör Fastnacht schon wird der sogen.
Hahnen - Sonntag gefeiert. Unter
manch?n Ceremonien mußt« früher ein !
an einsm Baumast aufgehängter Hahn
von galoppirenden R?it«rn htruni-r
-g?holt w?rden. Derjenige, dem die!
Kunststück gelang, wurde am selben
Tage und in den FastnachtStagen als
Hahnenkönig gefeiert. In neuerer
Zeit hat man statt des Hahnes «ine
Wurst, «inen Schinken oder dergl. ge
wählt und dabei auch auf den Ritt
verzichtet. Doch sind noch der Hah
nen-Sonntag und Fastnacht in nieder
sächsischer Gegend besondere Volks
feste, die ihren Schimmer auch in die
ärmste Familie werfen. U«b«rhaupt
vcrsteht es der N-iederfachse wie seine
Vorfahren, auf eine einfache natürlich:
Art sich zu vergnügen. So ««ranstal
tet die heranwachsende Jugend an
manchen Sonntag - Nachmittagen ei
nen sogen. Holzschuh-Ball, wo auf der
Tenne irgend eines Bauernhauses un
ter den Klängen der Harmonika oie
Jünglinge und Mädchen sich mit den
dort überall getragenen Holzschuhen
in lustigem R?igen dr<h?n.
Ja, auch di? Kleinen kommen in
ihren Vergnügen nicht zu kurz. All
jährlich wird «in Kinder-Schutzenfest
abgehalten, wo lustig mit dem Flitsch
dem Haupte, neben mir als Königin
des Nachbars Hanne, von meinen Mit
schülern unter Gesang und Trommel
schlag nach Hause geleitet wurde, uns
an die frohen Gesichter meiner längst
sind jedoch erst neueren Datums; ein
mit zwei Schiebethüren verschließbarer
Raum in d«r Wand birgt sonst das
Bett, zu dem nur von der Wohnstube
aus der Zugang ist. U«b«r den Stu
ben liegt der sogen. Boden, auf dem
die gedroschen« Körnerfrucht und an
dere Vorräthe aufgespeichert liegen.
Die Garben werden zur Erntezeit
durch den zuvor beschriebenen großen
Eingang auf die Tenne gefahren und
den .Balken" geschafft. Letzteres
Wort deutet schon an, daß das nieder
sächsisch« Haus hauptsächlich aus Holz
gebaut ist. Die mächtigen Eichen, de
ren Kronen dem dortig«n Bewohner
das Wiegenlied zurauschten, bilde»
später seine Wohnung, und ihr Holz
liefert auch dereinst sein letztes Rulie
bett. Die Eich« ist so recht der Baum
des Sachsen; sie begleitet ihn buch
stäblich von der Wiege bis zum Sarge >
durch's Leben. Wie das Pferd das
Lieblingsthier, so ist die Eiche de»
LieblingSbaum des Volks, und das
muthwillige Abschneiden eines jungen
Eichbäumchens gilt bei demselben als
ein schweres, nichtswürdiges Verge
hen. Der Ruf «ines Bauernhofes
hängt nicht zum wenigsten ab von der
Eichen, und schwer wird es d?m Hof
besitzer, eine derselben zu Bau-Zwecken
zu fällen; mit der Eiche, welche viel
leicht mehr als ein Jahrhundert ihre
schützenden Arme über das Haus auS
von seinem Herzen gerissen.
Neben dem Wohnhause baut der
Norddeutsche auch noch eine Scheune,
welche das Winterfutter für's Vieh.
ten Torf aufnimmt, und einen Stall
für die Schweine, deren Zucht stark
betrieben wird. Im Herbst werden
die Schweine heerdenweise hinaus ge
dem Kampe, dem bei dem Hause lie
genden umfriedigten Ackerfelde, läßt
man von denselben abweiden. Neben
der Schweinezucht blüht die Rindvieh
zucht, sowie die der Schafe und Gänse.
Während mit letzteren und deren Fe
dern ein einträglicher Handel getrieben
wird, ist von den Schafen besonders
der Dünger geschätzt. Auf den aus
gedehnten Weideflächen gehen Rinoer,
Gänse, ja selbst Pseroe ost den gan
zen Sommer auf die Weide, welch; sie
auch des Nachts nicht verlassen; nur
werden di« Gänse dann in ein beson-
Sommer ein drei- bis viermaliges
Rupfen, weshalb man in Norvdeutsch
land auch nur Federbetten kennt und
alle Deckenbetten als Zeichen der Ar
etlich« zur Zucht für den Winter übrig
gelassen. Diejenigen Rinder, wilche
auf einer Gemeindeweide den Sommer
fang des Winters wieder nach dein
Dorf« zurückgeholt, ein wichtiger Tag
und w?ih er Balkrn und Scheun? ge
füllt, so läßt er d?n Wint?r ohn? Sorg-
herankommen.
Doch auch im Winter h?rrscht bei
i ihm k?ine Unkhätigkeit. Es ist o?r
Flachs, j?ne einfache, bläulich l,lk-
Leinen die Wintertag? und Abende
verkürzt. Bereits im Herbst
di? nöthigen Borarb?it?n an di-ser
nen Handinaschinen brechend und auf
! der Hechel reinigend. An den Winter
> tagen und langen Abenden sitzt dann
die ganze Familie nn warmen Stilb«
chen, dessen in der Wand stehender
Ofen von der Küche aus mit Torf ge
speist wird, und spinnt den Flachs zu
Garn. Die jeweilige älteste Tochter
des Hauses aber webt das Gesponnene
auf dem Webstuhl zu Leinen, zur Aus
steuer. Unter dem Klopfen des Webe
kammes und dem Schnurren der Rä
der werden alte Geschichten und Sagen
immer neu erzählt.Lieder gesungen. Ali
Theil ihres jährlichen Lohnes erhallen
die Mägde auch oft ein Feld von be
stimmter Größe mit Flachs besäe:.
Um diesen zu spinnen, werden dann im
Wiikter alle Dienstboten des Dorfes an
einem gewissen Abend balz bei vies-r,
bald bei jener Magd zur Spinnstuüe
zusammengebeten, um deren Flachs zu
Garn verarbeiten zu Hilfen.
Wie bereits erwähnt, bildet das
Feuerungsmaierial der Torf. Dies-c
wird im Moore, jenen öden
ten Landstricken
dort ein charakteristisches Mer.'inal
bilden, gegraben. Im Sommer wa
dert der Bauer etwa einen Monat
lang Tag für Tag mit Knechten u.id
Mägden zum Moore hinaus, um d-.i
Torf zu stechen, und bald ziehen sij
lange Reihen dieses schwarzen Mate
rials dahin, welches nach vierzehn Ta
gen zum weiteren Trocknen auf Hau
fen gesetzt nnd im Spätsommer in di.
Scheune gefahren wird. Doch nich!
blos Torf, allch den bekannten Buch
weizen liefert das Moor. Diese Ge
treiocart beoeckt hier große Flächen,
sie bietet uns als Mehl den beliebten
Pfannekuchen, und zu Graupen ge
mahlen die Buchweizen - Grütze.
Pfannekuchen, Milch und Fleisch sind
die Hauptnahrungsmittel des Nieder
sachsen, und Dank dieser einfachen Kost
wächst ein Geschlecht heran, das, wie
sein? fest und wetterhart sich
Frühzeitige Ehen, sogenannte Kin
derchen, finden sich noch heute bei einer
großen Anzahl von Naturvölkern; sie
sind bei den Juden Osteuropas etwas
Gewöhnliches, und noch jüngst sind die
Engländer gegen die Kinderehen in
Indien sehr scharf eingeschritten. Wie
jetzt die bekannte illustrirte Zeitschrift
für Läi<der- und Völkerkunde, der
.GlobuS", mittheilt, hat der englische
Philolog Furnidall kürzlich aus alten
Z«ug«nprotok»llen des Gerichtshofes
zu Ehester aus den Jahren 1561—«S
nachgewiesen, daß im 16. Jahrhundert
Kinderehen selbst in England nichts
Ungewöhnliches waren. Da die Kin
der schon in frühester Kindheit von
ihren Eltern miteinander verheirathet
wurden bei den jüngsten unter die
len Kinderpaaren ist das Mädchen erst
'Zwc» — der Knabe drei Jahre alt
so mußten sie bei -xr Hochzeit häufig
noch Beide auf den Armen von Ver
wandten getragen werden. Sogar
Geistliche fanden an dieser Sitte nichts
Anstößiges, da ein Bischof in seinem
eigenen Palast? seine vierjährige Toch
ter einem etwas ält?r?n Knaben an
traute. Solch? Kind?r?hen war?n
r?chtskrästig, bis si? durch reg?lrechte
Scheidlingsprozess? wi?der gelöst wur
den, wobei durch Zeugenaussagen er
härtet werden mußte, daß die Kinder
nach dem Alter, wo sie selbst einwilli
gen konnten (Knaben 14, Mädchen 12
Jahre), niemals ihre Zustimmung er
theilt. einander nie geküßt hktten
u. s. w. In diesen Fällen erfolgte
dann die Scheidung. So fand Fur
nivall die Ehescheidungsklage des IS
16jährig?n Edelmanns John So
merforth, alias Breton, aus dem
Jahr? 1564. Der erste Zeug? ist d?r
Onk?l des Gatten, 23 Jahre alt, d?r
aussagt, „daß ?r zug?gen war, als
John Somersorth und Jan« Br?ton
vor ungefähr 12 Jahren mit einander
getraut wurden. Er habe den Bräu
tigam auf den Armen getragen und
einige Trauungsworle gesprochen, die
genannter John wegen seiner Jugtnd
nicht sprechen konnte. Und ein gewis
ser James Holford trug Jan? auf d?n,
Arm?n, di? ?rst zwei Jahre alt war, so
daß der Zeuge alle Trauungsworte für
sie. sprechen mußte. Oft mögen die
Kinder verheirathet sein, weil die An
gehörigen einen oder beide dadurch
später für besser versorgt hielten. Aber
es gab auch höhere Beweggründe. So
wird aus dem Jahre 1669 ein Fall
von John gegen Ann« Bellard ?r
-wähnt, wobei das Mädchen den zwölf
jährigen Knaben offenbar gern hatte,
ihm liebkosend zwei Aepfel gab, damit
er sie Heirathe. Sie wurden auch rich
tig gegen 10 Uhr Nachts in der Pfarr
kirche von Colne getraut. Am nächsten
Morgen, jed?nfalls als d?r Junge die
beid?n A?pfel geg?ssen hatte, war ihm
die Heirath wieder leid, «r klagte, daß
die genannte Anne ihn mit zwei
Aepseln verlockt habe, mit ihr nach
Colne zu gehen und sie zu heirathen.
manchen fesselnden Beitrag zur Sit
t?ng?schichte jener Zeit liefern.
- Aus der Schule. Lehrer:
„Nun sind wir bei den Ausrufsätzen
ang?langt. Diese sind meist der Aus
druck eines schmerzlichen oder freudigen
Gefühls. Wollen wir bei den freudi
gen beginnen und gleich ein Beispiel
anführen... Du, Karl, was sagte Dein
Vater, als ich ihm neulich eine von
Karl: .Pfui Teufel!"
Zum Tod« verurtheilt.
Vor mehreren Jahren hielt ich mich
im Canton Granbünden in der
sondern auch auf die Thiere erstreckt.
Das ist schon von AlterSher in Grau
bllnde» so gewesen. In dieser Be
gäbe, daß man auch unvernünftige
Thiere in aller Form des Rechts um
brachte, hinmordete.
Wie gesagt, dieses alte Gesetz wurde
in Graubüiibeii nie abgeändert,
dung gebracht werden. Zur Zeit
meines Aufenthalts geschah es, daß
man einem Hunde den Prozeß machte,
weil er die Ziege einer armen Frau
todtgebissen halte.
Rick, so hießt der Hund, gehörte
Intelligenz aus, aber er vergaß seine
Wohlthäterin nicht. Auch hatte er
bald in Erfahrung gebracht, um
welche Zeit die Mahlzeiten in dem
Hause eingenommen wurden. Von
im Hause. Eines Tags fand er die
Thüre verriegelt, durch welche er ge
wöhnlich in den Hos des Hauses trat.
Er stutzte ein wenig, sah sich links
und rechts um, als suche er Hilfe.
Als er aber Niemand erblickte, da
schob er mit der Nase den Riegel zu
rück und marschirte mit pfiffigem
Gesichtsausdruck in den Hof.
Freund Rick war ein Vielfraß. Als
man ihn eines Tages fragte, wohin
stand, gekommen seien, da kratzte er
mit den Hinterbeinen an dem wohl
genährten Leibe und blickte dabei dem
Frager in's Gesicht. Auch hatte er
die üble Gewohnheit, den Besuchern
des Hauses nach der Conditorei z"
folgen und sich auf deren Unkoste"
mit Süssi;keiten anzusüllen. Soga'
in das Hotel folgte er den Leuten und
ließ sich, wenn nicht gerade an. so,
doch unter der t»bls ck'bots nieder.
Die Folgen dieser Gefräßigkeit waren,
daß Rick faul wurde und kaum mehr
den Leute» aus dem Wege ging.
Eines Mittags erschien Rick nicht
zur gewohnten Zeit im Belvedere,
dem Hotel der schottischen Dame. Die
Glocke hatte schon längst geläutet,
weicht ankündigte, daß das Essen aus
dein Tische stand. Die Fran blickte
besorgt aus die Straße hinab und
sah, wie Rick eben vom Hundsünger
um die Ecke geschleift wurde. Er
hatte einen Strick um den HalS und
warf einen schmerzlichen Blick nach
der gastliche» Thüre, welche er um
diese Stunde zu betrete» gewohnt
war. Die Dame sandte sosort ihr
Zimmermädchen hinter dem Hunde
/ k
fänger her, der eS gelang den schreck
lichen Mann gegen ei» Geldgeschenk
zur Freilassung ieines Gesangenen zu
bewegen. Dieses Adeiiteur hatte für
Herrn und Meister.
Eine lange Zeit verging, ehe etwas
Auffallendes pafsirte. Ta erschien
eines TageS ein Polizeidiener im
ladung für Rick. Der Name Tiger-
worden, nnd ?S handelte wie
man in Amerika sagen würde, um
«inen „Mord im ersten Grade. * Rick
hatte ein schweres Verbrechen began
gen. Im Belvedere herrschte ob der
Geschichte große Aufregung, Rick al
lein schien sich aber wenig um die An
gelegenheit zu kümmern, obgleich ibin
dieselbe „an den Kragen ging." ES
mit seinen hohen Mauern und dunk
len Amtsstuben.
Rick trabte durch die Thüre, als ob
dieselbe in eine Eonditorei sührte
nnd legte sich dann zu den Füßen
seines Vertheidigers nieder, um
der Ruhe zu Pflegen.
Der Nnwalt, ein Freund des An
geklagten. sprach mit ungewöhnlicher
Ueberzeugungskrast. Seine Worte
rührten alle Zuhörer bis auf einen,
auf das Tiefste. Dieser eine war
Rick selbst. Sein Anwalt ließ durch
Zeugen feststellen, da« Rick das Hotel
nur in Begleitung einige Bäste ver
lassen, also unmöglich den Mord be
gangen habe. Der Mann »es Ge
setzes sprach von der Treue des Ange
keit. Er stellte ihn als ein Muster
Füßen liegt der Tigerhund!"
Aber ach! Rick lag nicht mehr zu
den Füßen seines Vertheidigers und
dereS Urtheil zu erlangen. Der ge
strenge Richter ließ sich endlich er
weichen und ordnete an, das der Ver-
De zwo» Hund'.
Der alte Förster hat zwoa-Hund',
An' großen und an' kloan';
De lieg'n an ganzen Tag bei'nand'—
Alloa', siehst' niamals oan'!
.M«i'", sagt der Lehrer, der s' be
tracht't,
.Dös hat koan' ander'n Grund,
Daß f' alllvei' so bei'nanderlieg'n:
Valiebt fan de zwoa Hund'!"
Da lacht der Förster: „Ja, fünft nix!
Den Grund, Freund, woaß i' g'wiß:
Der Iloa' legt si' zum großen blos,
Weil's eahm dort wärmer is'!"—
Oa'
schuld
Und hundertmal der G'winn.
Individuell. Dienstmäd.
chen: „Madame, 's ist 'n Herr drau-
Dam«: „Wie sieht "aus?" Dienst
mädchen: .Reizend!"
Die unvervefferlichen Klatsch
weiber.
Ein Schlanke».
Korb'!""'"
Wesenheit.
Lehrer: „Warum kommst Du so
spät?"
Schiittr: „Mein Vater hat mir ge
braucht."
Schüler: „Nee."
Lehrer: „Warum denn nicht?"
4 Schüler: „Er hat mir verhauen."
Deutlich.
Gesanglehrer: „Ich weiß nicht,
wie Sie immer wieder dieses dumme
können! ?"
Backfisch : .Ach, Sie sind aber auch
zu harmlos!.
Platt- und Hochdeutsch.
Fremder (auf einem Dorfe zu einem
Bauern): Sie sind gewiß auch Raucher;
darf ich Ihnen eine Cigarre anbieten?
Bauer: Gewen Se de Eigaar man
her; det Anbieten (anbeißen) aber will
ick woll alleen besorgen! ,
' Von einem Wiener .Musik-Bellamy"
aus dem nächsten Jahrhundert „oor
geahnt" worden : „Herr Sü.ßli )
stellte sich dieser Tage den Kunstlieb
tist auf dem Forte (Anno dazumal hieß
es „Piano-Forte") vor. Ehemals
jenes Instrument, welches von öffent
lich spielenden Männern mit verhält
nißmäßig viel Glück behandelt wurde,
ist dasselbe jetzt, da es mehr Kraft,
Ausdauer und Kühnheit verlangt, fast
ausschließlich das Instrument der
Frauen geworden, die bekanntlich auf
demselben wahre Wunderthaten voll
bringen. Herr Süßlich spielte freilich
auf einem altmodischen kleinen Kla
viere, mit 8 1-2 Oktaven Umfang, wie
sie zu Ende der Neunziger-Jahre des
vorigen Jahrhunderts der Wiener Fa
brikant Bösendorfer für den Gebrauch
in Concertsälen baute und die er .
komisch genug mit dem Namen
„Riesenklavier" belegte. Was sind
jämmerliche Spinettchen gegen unsere
heutigen „Damenflügel" mit Fahr
stuhl ? (Wie Jedermann weiß, ist der
Sitz für den Pianisten jetzt auf paral
lel zur Klaviatur angebrachten, gut
geölten Eifenstangen in der Weise be
festigt, daß der Spieler vom Baß gegen
den Diskant hin, oder umgekehrt,
rutschend leicht sowohl die tiefsten, als
die höchsten Töne der 16 1-2 Oktaven
erreichen kann). Herr Süßlich be
diente sich, wie gesagt, des zierlichen
alten Klavierchens, dessen zirpender
Klang unseren Ansprüchen nimmer
genügen kann und das mit seinen zwei
(!). sage zwei Pedalen (es fehlt das M
Jahren bei uns eingebürgerte Schuss
pedal, das wir mit so viel Glück zur
Verstärkung besonderer Kraftstellen be
nutzen, ebenso als der heutzutage un
erläßliche Duftspender, der bei Piano-
Partien die den wichtigsten in den Pie
cen berührten Tonarten entsprechenden
Odeurs automatisch aussprüht) nur
wenige bescheidene Nüancen zuläßt; er
spielte etliche, der geringen Leistungs
fähigkeit des Instruments adäquate
leichte Stückchen des längst vergessenen
Chopin (gebürtig aus 23, ehemals
„Polen" genannt) und eines gewissen
Liszt (1811, also vor fast 2<X) Jahren
geboren in 217, damals Ungarn be
namst) und fand für seine anspruchs
losen Borträge aufmunternden Beifall.
Sein Anschlag ist männlich-weich, sein
Vortrag dementsprechend liebenswür- -
dig, etwas empfindsam. Weibtiche
Kraft mangelt ihm vollends. Auch
wäre dem Concertgeber zu empfehlen,
in seiner nächsten Soiree ohne Arm
bänder zu spielen. Das Klirren der
vielen Anhängsel stört außerordent
lich."
Bom Sturmvogel.
Unausrottbar scheint der alte Aber
glaube der Matrofenwelt betreffs des
sogenannten Sturmvogels zu sein.
Hierzulande wird derselbe „Petrel"
genvnnt, eine aus dem Lateinischen
stammende, sich sehr einfach erklärende
und charakteristische Bezeichnung.
Wenn dieser Vogel nämlich nach seiner
Beute ausschaut, scheint er geradezu
auf dem Wasser wie auf festem Grunds
dahinzufchreiten, und da eine Stelle
der Bibel das Nämliche vom Apostel
Petrus erzählt, welker «inen entspre
chenden Gang seines Herrn und Meiq
sters auf dem sturmbewegten See
nezareth habe nachahmen wollen, so H
hat man den vorliegenden Vogel „Pe-
trellus" oder „kleiner Petrus" getauft,
wovon „Petrel" eine Abkürzung ist.
Bei Stürm«n zeigt sich dieser Vogel
bekanntlich am meisten; dann schwebt
er unmittelbar über den Wogen und
w«rtet auf Schalthiere und anderes
kleinere Sethier, welches der Sturm
an die Oberfläche bringt. Das ist
die einzige Grundlage für die Borstel-"
lung, daß er ein Vorherverkünder des.
Sturmes sei oder gar den Sturm
verursache! Die .Theerjacken" sehen
ihn unter allen Umständen sehr un
gern, und ein entsetzlicher Gedanke ist
es für die meisten, einen zu tödten;
dann ist dem Schiffe, mindestens aber
dem Uebelthäter baldiges Unheil ge
wiß.
Und obwohl dieser Vogel zahlreiche
nahe Verwandte in anderen Vogelgat
tungen hat, erstreckt sich dieser gruse
lige Glauben nur auf die eine Spezies.
Auf die Kapuzentaube z. B. blicken die
Matrosen nicht nur als gänzlich harm
los, sondern sie machen oft zum Zeit
vertreib Jagd auf sie. Dazu bietet sich
in den Seegewässern der südlichen
Breitengrade mehr als ausreichende
Gelegenheit. Ost folgen dort diese
Bögel zu Tausenden einem Schisf.
Man bindet dann gern einen gewöhn
lichen Flaschenstöpsel an einen langen
Faden und läßt ihn vom Hintertdeil
Kork das Wasser berührt. BestiUMg
schlagen Vögel mit ihren
diesen Faden, der sich dabei leicht um
tinen Flügel windet; alsdann werden
ganze Mannschaft ersuchte ihn in feier
licher Deputation, den Vogel wieder
freizulassen. Der Doktor versprach es,
lich doch, um es seiner Sammlung ein
zuverleiben. Kurz nachher, als das
Schiff gerade im Hugilfluß vor Anker
ging, starb der Doktor Plötzlich,
und nach allgemeinem Urtheil war
blos der Sturmvogel daran schuld ge
wesen. .