6 tvesten Berlins, stand an einem heißen Tage in der Thür seines prächtigen Ladens und hielt Umschau unter den Früchten, Krebsen und Fischen, die »or, neben und hinter ihm ausgelegt Ivaren, und unter den Kunden, die er feit kürzerer oder längerer Zeit ver mißte. Herr Karlmann ist in dieser tvie in mancher anderen Beziehung ein Gedächtnißkünstler ersten Ranges. Er ist obendrein die fleischgewordene Auf merksamkeit. Wie der Feinschmecker es mit den Austern, so hält er's mit er im Auge. Gleichzeitig überwacht er mit Blick und Gehör das Verhalten „seiner Leute". Seine Umsicht ist so groß, daß Bekannte von ihm scherzhaft Straße, auf den Bllrgersteiy. „Guten Tag, Herr Friedenstein! Ich habe ja schon so lange nicht das Ver- „Guten Tag, Herr Karlmann! Es stimmt, ich war lange nicht bei Ih nen," erwiderte .kühl der Angeredete, gehen^ „Aber ich bitte Sie, Herr Frieden dem, erklären Sie mir.. .. Haben Sie „Durchaus nicht," lautete die herbe Antwort. „Sind Sie nicht gut bedient Wör dens fehlen lassen?" „Ihre Leute...hob Herr Frie «igeiiartigem Nachdruck. „Zu aufmerksam?" wiederholte der Kaufmann verblüfft. „,Ädieu, Herr Karlmann! Zu auf merksam!" sprach der alle Herr mit frostiger Liebenswürdigkeit und ging. Die lammende Nacht war für den Kaufmann eine sehr unruhige. Er träumte nicht von Seefischen und Bo zener Aepfeln, die nach Wun'fch recht zeitig eintrafen; er träumte wüst durcheinander und von Dingen, die ei nem ernsten, strebsamen Geschäfts manne ewig fern bleiben sollen. ousin'crlsam genug, ja, aber zu auf merksam, nein, das gibl's nicht! Wochen waren vergangen, als es dem Kaufmann gelang, de»: hartnäckig ausbleibenden Kunden abermals zu stellen. Herr Friedenstein, wodurch der eine meiner Leute gefehlt hat? Ich grübelte unaufhörlich, aber vergebens. Zu aufmerksam ... Wollen Sie mir nicht sagu:../' 'iL gekaust, was die Saison an prickeln den, appetitreizenden Erstlingen bot. Etwa eine halbe Stunde später war die Köchin des Herrn Friedenstein er schienen und hatte einen größeren Ein kauf gemacht. Der Zufall hatte ge- Ivollt, daß derselbe Verkäufer sie be der Schule des Herrn Karlmann zur Llufmerlsamkeit erzogene» Verkäufer gesagt worden: „DaS hat der Herr «er halben Stunde hier." Die Köchin Hatte dies zu Hause getreulich ausge richtet und um Mitternacht hatte es dann zwischen Herrn und Frau Frie denstein eine kleine Auseinandersetzung «geben. Frau Friedenstein hatte an chrni Gemahl, der vergnügt aus dem Alub" heimkehrte, die neugierige Krage gerichtet, ob der ~Klu," blond oder brünett sei. Seitdem Hai fich's Herr Frieden pein zum unabänderlichen Gesetz ge macht, das, was er mit dem „Klub" verzehrt, nicht dort zu laufen, wo seine Haushaltung sich versorgt. Es kann geschehen, daß Gattin und „Klub" zu gleicher Zeit den gleichen Appetit ha ben Herr Karlmann ist weltmännisch genug. Alles dies einzusehen und be wahrt dem verlorenen Kunden ein treues Andenken. Vom HcirathSmarr«. In den Anzeigespallen der Zeitungen unseres Landes gehören Heirathsge suche immer noch zu den Seltenheiten, nicht so in Deutschland und besonders in Oesterreich. Gewisse Berliner und Wiener Blätter wimmeln förmlich von „ernstgemeinten" Heirathsgefuchen. In vielen Fällen haben derartige Annon cen wohl in Heirathsbureaux, die auf diese Weife Kundschaft anlocken wol len, ihren Ursprung.und die jungen und reichen Damen sowie die gebilde ten Herren ohne Damenbekanntschast existiren meistens nur in der Phantasie der Heirathsvermittler. Etwas Neues sind übrigens solche Anzeigen nicht, denn der erste „Heyrathsvorschlag" ist am 22. Mai 1793 in dem „Jenaschen Nicht ganz drei Monate später, am 14. August 1753, folgte Wien diesem Bei spiel ; die „Wiener Zeitung" öffnete am genannten Tage zum ersten Male einer Heirathsanzeige ihre Spalten. Das Inserat mit dem Titel: „Gattin wird gesucht" lautet so : „Ein lediger Mensch von 30 Jahren, der seine er lernte Kunst gut versteht, hat die Gele genheit gefunden, in einer sehr schönen Stadt, welche etliche Meilen von Wien ist, ein gutes Gewerb zu bekommen, wo nicht nur gut zu leben und ein gesunde? Ort ist, sondern auch zu seinem sicheren Fortkommen den besten Vortheil brin get. Da er aber eine Gattin nöthig Hai, die wenigstens 1699 Gulden haben sollte, so wird dem Frauenzimmer, das ihn zu ehelichen gedenket, erinnert, daß die Anfrage auf der Neuen Wieden bey Adam und Eva Nr. 263 zu ebener Erde bei der Frau Aloysta Mosbruckerin zu machen sey, wo auch das mehrere zu er fahren ist." Der ledige Mensch, de« i?.fen ersten Versuch in Wien gewagt und sich als Ort, wohin die Anfragen zu richten, ein Haus mit sehr passendem Weniger glücklich war entschieden ein Herr Franz Bruderhoser, Hauseigen thiimer am oberen Neustift, in der Zieglergasse beim „Aug' Gottes", der sich genöthigt sah, in der „Wiener Ztg." vom 4. Oktober 1734 ganz im Lizita sür einen Wiitwer!" Der heiraths lustige Wittwer bellagt sich, daß er „bisher nichts Anständiges gefunden", und schildert sich dann als „gut gestal teten Mann, welcher mit vieler Kennt niß versehe,? und an dem gar nichts Tadelhastes zu finden sei, dessen Ver mögen sammt Haus 12,999 Gulden beträgt und der nichts schuldig ist." Die Zukünftige konnte „vom Lande oder von der Stadt", eine „Wittwe oder Ledige" sein, die Jahre sollten zwischen 30 und 4V sein, und zum Schlüsse gibt der Inserent, wahrscheinlich zur Beru higung der Zurückgewiesenen, die Ver sicherung : „Es hat sich Niemand zu scheuen, man wird sie nicht entdecken." Die Heirathsanzeigen werden nun von Jahr zu Jahr zahlreicher in der amt lichen „Wiener Zeitung". Bemertens werth ist eine solche in der Nummer vom 28. Januar 1797 erschienene An zeige, die an Offenheit des Heiraths kandidaten nichts zu wünschen übrig läßt. Unter der Ueberschrift: „Zum sticht," es da: „Ein verwittib ier Mann von gefetzten Jahren, mun ter und frisch, der sich bey höchsten und hohen Herrschafte» Meriten gemacht hat und noch mache» kann, auch kein Kind hat. aber an Werth und Wissen schaft vieles besitzt, ist gesonnen, ein offenes Gewerb mit extra Vortheil anzutreten und sucht ein Waibsbild: sie muß 39 oder mehrere Jahre haben, kann ledig oder eine Wittwe mit zwei unerzogenen Kindern sein, er scheut auch keinen Naturfehler, sie muß aber 309 Gulden haben, welche er ihr durch seine Sachen genugsam versichern kann. Wann ein solches Waibsbild zu dem Vorbeschriebenen Belieben trägt, so lann sie ihn holen lassen oder in seine Logie kommen, er wohnt am Spittel berg in der Fuhrmannsgasse beim gol denen Lux im ersten Stock bei Barthol. ! Graf, pensionirten Bedienten." Amerikanisches. Mr. Geldknapp: „Was zahlen wir diesem für's Wajchen?" Mrs. G.: „Einen Dollar per Woche." „Hm! lann eine Waschmaschine für 10 Dollars kriegen, und ich will sie auch taufen." Mr. Geldknapp (einen Mo nat später): „Na, wie arbeitet die Waschmaschine?" Mrs. G.: „Recht gut, nur ein bischen theuer." „Theuer, wie so?" „Die Waschfrau zwingt mich, ihr noch einen Burschen zu halten, der ihr Helsen muß, die Waschmaschine zu Unbewußte Kritik. Ein Milizregiment marschirte mit klingen-- ment spielen?" Er meinte es ernst. „Hat er um deine Hand angehalten?" „Ja." . .Wie, Du sagst, in Deiner Schmie» zermutter hättest Du Dein Ideal ge> funden?" „Jawohl. Auf die passei, nämlich alle Witze, die bisher über Interessante Klein - Thiere. Unter den niedere» oder Kleinlhie ren giebt es einige, die durch plötz liches massenhastks Auftauchen an gewissen Oertlichteiten auffalleu und da»» wieder Jahre lang in der Gegend nirgends mehr zu bemerke» sind. Ein solches ungleiches, bald massenhaftes, bald ganz vereinzeltes Vorkommen ist z. B. bei manchen Schmetterlingen oder sonstigen Infekten der Fall und entweder den herrschenden Witle rungsverhültnisscn der Jahre, oder der Einwirkung von Parasiten oder von und anderen Seuchen oder Kroktheiten zuzuschreiben. Forst schädlinge, wie Nonne, Kienraupen- oder Tannenglncke, Föhreneule, Bor der Masse, bald nur müßig, oder gar vereinzelt in den Forsten vorhanden. Taß der Mailäser seine besondren Flugjahre hat und nur alle vier, in »inttcheii Gegenden alle fünf Jahre in Massen auftritt, liegt in feiner langsamen Entwickelung aus dem Engerling. Schwer erklärlich ist da gegen z. B. von einem interessanten Tagfalter, dem ponicraiizciigclbcn stenthicre, nämlich sogenannte Schild krebse, auch Muschelkrebs? und Kie men- oder Kiefernfüßcr genannt mit Blattfnjj (langschw>inzig>. den merlwürdig, zugleich von sonder barer Bildung und Lebensart. Un ter ihnen wolle» wir die Flossen-oder Blattfußkrebfe und die Flosseiislöhe. beide unter dem Namen Schildträger zusamuieugefaßt, hier vorführen. Ersteres Geschlecht führt einen ovalen, killte» »londiormig ausgeschnittene» Hautschild über de» Körper hinweg, der die zahlreichen, zugleich Kiemen fülirenden Füße bedeckt, so daß das Thier fußlos erscheint und den Namen „c)hnfuß.'eihielt. Letzteres, mit zwischen zirieiklappiger Schate verstecktem Körper, ist vom Anselm einer Mnschel. nur vorn und hinten Pinselartigen Fühlen- und Tie Blaltfnß - Krebslhiere finden sich in manchen fahren im Frühling in lehmigen oder schlammige» Feld- Pfützen. Man unterscheidet davon zwei Arten, den lang- und lurzfchwän zigen Blattfnß. Tie Thiere schwim men ans bei» Rücke» nnd erlangen ttnter öfterer Häutung ihr Ausmaß nnd nach und nach ihre zahlreichen, an li>> Paare zählenden Füße, deren erstes sehr lang in vier fadenförmige Acsle auslauft n»d die am Grnnde ovale Kiemenblättchen füliren. Der Hinlerleid laust in zwei lange, viel gliedrige und gewiniperte Borsten und ei» ovales Blättchen dazwischen aus. Tie einen bis zwei Zoll lang werdenden, von Farbe schön braune» Tdicre lebe» im Schlamm der Regen- Pfützen des lehmigen Feldes während der Frühlingszeit von kleineren Was serthierchen, verschwinden mit dem Anstrockenen im Sommer und sind dann Jahre lang nicht mehr in den Lachen während trockener Witterung anzutreffen, bis sie an einem warme», regnerische» Frühling wieder in den Psütze» an Ort nnd Stelle zu gewah ren sind. Auch sollen die Thiere, beim vorübergehenden Eingehen der Pfütze» jedesmal völlig einschrumpfen aber wieder aufleben, wenn bald Regen fallt. Sie stellen demnach soll in den schlammigen Tümpeln baiiplsächlich aus Froschquappeu be stehen, sie selbst aber sollen noch klein Sie scheine» alle weiblichen Geschlechts zu sei», wenigstens wurden immer nur Weibchen gesunden, welche sich ,e». schwimmen eine eigene Figur geben. Es finde» sich in den seichten Rasen- Pfützen unter Heinere» Daphnie», k'iitlops, - Wasserassel- und Wasfer niilbeiiarten ». f. f. viele Dutzeube, de» dagegen über Nacht in einem zu gekorkten Glas vollständig ab. Die Rätselhaftigkeit plötzlichen Vorkommens solcher niederen Thiere an Orten, wo sie Jahre lang fehlte», obne daß man den Weg und die Weise ihres plötzlichen Herkommens erkennt, ist einzig u»d allein auf die Nalureinrichluiig höchst dauerhafter, widerstandsfähiger Eierbildung zu rückzuführen. Die schassende Natur weiß sich aller mögliche» Mittel und Wege zu bedienen, um neues Leben hervorzurufen, und Geschaffenes, wo es gilt, vor dem Untergang zu be wahren. , Durchschaut. Hausfrau (zum Bettler em der Woh nnngsthüre): „Geld, lieber Mann, kann ich Ihnen keines geben, aber ein Bettler (schnüffelnd): „Ja, frei lich, weil er Ihnen heut crn'brennt ist, gell?" Besorgt. Frcm (zu ihrem Gatten, der sich an schickt, in's Wirthshaus zu gehen): Du gehst also doch noch fort ? Dann Abgefertigt. Fräulein Lisi, gefall' ich Ihnen? Das müssend 'an Nashorn fragen, aber kein' Mensch! In demselben Zustande. Kürzlich sprach ein Kaufmann in der merkte: „Es thut mir leid, aber e5 geht nicht; die Zeitung ist schon voll." „Wo ist der Herausgeber?" frug der Kunde, „der würde die Anzeige wahrscheinlich noch für mich einrücken." „Unmöglich", entgegnete der Cknl. „der ist ebenfalls voll!" Berühmte Verschwcnvlr. Allbekannt ist das schöne Liebchen von dem Fürst von Lichtenstein, der ii> einer Nacht drei Hunderttausend Tha ler ver—jubelt hat. Dieser bieder, Fürst ist von der kürzlich in Wien ver storbenen Prinzessin Gregory Dpsi lanti und ihrem erlauchten Gatten je doch noch bei Weitem übertreffen wor den, denn drei Wochen nach dem Tode gift 15 Millionen Dollars betragen hatte, den Bankerott an. Das Paar hatte in zehn Jahren die riesige Su mme von Z 25,999,999 verschwendet und außerdem H 4,999,999 Schulden con trahirt. Die Prinzessin gehörte einn der ältesten Familien Oesterreichs an und war am 12. März 1848 in Wien geboren. Ihr Valer war der Barm, Simon Sina von Hodos und Kizdia und ihre Mutter entstammte dem ru mänischen Geschlecht der Ghika. Ba ron Sina war der Sohn des Bankiers Letzteren die Kleinigkeit von 89,999,- 999 Gulden 0der,?45,909.999. Dieses Vermögen ging nach dem Tod? dez Barons zu gleichen Theilen 'auf stim drei Töchter über. Eine derselben hei. rathete George Naorocordato, w:!ch:'. dem höchsten Adel Griechenlands ange hört. Die Zweite wurde von dem schwender Herzogs von Castries, einem Verwandten des kürzlich verstorbenen Marschalls MacMabon heimgeführ:, Die dritte Tochter des Baron Sina, Therese, war die erwähnte Prinzessin, .Im Alter von 17 Jatr.m hei>!!ic!e si, damals Griechenland am österreichi schen Kaiserhofe rrpräsentirte. Dies:: war ein Sohn des berühmten griech. sehen Freiheitshelden Demetrius Upsi lanti, der besonders bei der Belage rung vor. Nauplia höhen Ruhm er worben hatte. Der Stolz des Nein zen Gv'.gory Upsilanti wu-rde nm durch s>!.nen wahnsinnigen Aufwand übertrafen. Während er als Gescmd ter in Wien fungirte, verweigerte ei die Annahme von Gehakt und Reprä sentationsgeldern. Nur um ver Ehre willen repräsentirte er sein Vaterland und das verstand er im Verein mit sei ner Gattin Therese so vorzüglich, daß er bei seinem Tode seinem 16 Jahr? alten Sohne von seinem riesigvr Ver mögen nicht nur keinen rothen Kupfer, sondern K 4,999,999 Schulden hinter ließ. Zarter Wi n k.. Feldwebel (zum Rekruten, der eben einen Schinken bekommen hat): Hörscht' Herr Müller? denken Sie' sich;. Ihr ben vom Blitz erschlagen worden ! Was ! Und er. ist mir- noch zeh? Mark schuldig,?^ Ä.inderm un Der kleine Anton: Mama, Du wolltest Dich doch zum Ball ankleiden, Du ziehst Dich ja aus !. Gerechter Vorwurf. Fräu lein (zu einem Herrn, der sie eben zum Tanze engagirt): „Nicht wahr. Sechs schritt mächten Sie mit mir tanzen, die drei Schritt zu meiner Mama hin, um endlich mal mit ihr zu sprechen, die wollen Sie nicht machen!" «Ersatzmittel. Richter. .Und warum warfen Sie denn den. den Maßtrug an den Kopf?' Angeklagter: „Ich fand kine Mark." Verlobung mit Hindernissen. Valentin und Teresina gehörten ei ner wandernden Künstlertruppe an und hatten ihre Eltern nie gekannt; Tere sina war ein noch junges, zierliches Ding mit den schönsten rothblonden Zöpfen, einigen Sommersprosse» und einem kecken Stumpfnäschen. Mit letzterem, das stets impertinent gehoben war, machten ihre Backfische auf der Bühne besonderes Glück. Valentin, ein hochaufgeschossener junger Mann mit dunklem Lockenhaar und einer fast zigeunerhaften Gesichtsfarbe, hatte noch kein bestimmtes Fach. Fehlte es bei Besetzung eines Stückes an -einem jun gen, leichtsinnigen Sohne, der sich erst im letzten Akte bessert, einem naiven die schönsten Scenen hineinzuplatzen hat. so besorgte Valentin das bestens. Mit Teresina stand er sich wie Hund und Katze. Statt daß sich die beiden Verwaisten recht freundschaftlich anein ander hätten schließen sollen, schienen sie sich das siebe Brod nicht zu gönnen. Sie zankten sich fortwährend mitein ander und warfen sich dcmn recht gif tige Blicke zu. Sie versöhnten sich auch wohl einmal wieder, aber nur, um sich am nächsten Tage, wenn sie- nicht durch ihre Rollen dazu gezwungen waren, gar nicht anzusehen. Walentin behauptete, es sei gar keine Kunst, naturgetreue naseweise Back fische zu geben, wenn man schon außer der Bühne so unaussteblich sei wie diese Teresina. und diese meinte, ein so eitler Junge !e der Valentin sei' ihr noch gar nicht vorgekommen. Sie glaube sehr, er bilde sich ein, es dem ersten Liebhaber, dem Allbeliebten, nächstens nachthun zu lönnen! Der erste Lieb haber Marbot wurde, wo man auch den Thespiskarren halten ließ, aÄsogleich von der gesammlen Damenwelt vergöt tert und brach so ging die Sage ebenso viele duftende Briefchen wie be tisörte Herzen. Mit Teresina liebäu gelte er zwar gern ein wenig, in Wahr heit war er aber nur Fräulein Milani, der ersten Liebhaberin, einer stattlichen, brünetten Erscheinung, ergeben. Liebte Marbot mit der kleinen Bäck fischdarstellerin zu tändeln, so bezeigte, seine Herzenskönigin wieder für Va lentin eine ausgesprochene Borliebe. Sie zog ihn viel in ihre Nähe, unter hielt sich freundlich und gütig mit dem oft sehr kurz Angebundenen, ja ver kehrte liebevoll wie mit einem jüngeren Bruder mit ihm. Da kam es ivohl bart hat!" damit zu rechtfertigen, daß eben dies im Geist ihrer Rolle gelegen habe. Va lentin wollte sich von solcher unhöfli lassen und sagte, er werde von einer Person, die weder Väter noch Mutter gekannt habe, ein solches Betragen nicht länger dulden! Man sähe übrigens schon jetzt, was für-ein Früchtchen sie werden wolle. Ihr Kotettiren mit- Herrn Marbot sei jä-ganz darnach an gethan und so weiter. Teresina erwi derte hierauf mit zornfünkelnden Wür gen und hochrothem Gesicht, es würde sie ungemein inlercssire», zu erfahren, welche hochvornehmen ENern Valentin eigentlich besäße und ob er denn in ei nem Grafenschlosse daheim sei. Was aber das Kokettiten anbelange, da möge er sich nur an eigener Nase zup fen. Die Kollegen lachten sä alle längst darüber, daß sr einer Person, wie der ersten Liebhaberin, in solch' lächerlicher Weise den Hof mach?, da sie gut seine Mutter sein könne imd doch nur ihren Spaß init ihm treibe. Wann er ihr eigentlich Herz und Hand anzutragen gedenke, dieser hochinteres santen Milani? »Jetzt gleich,"' rief Valentin, der bei den spöttischen Worten seiner kleinen Widersacherin blaß geworden war, kurz. „Ich will's Dir und Euch Allen beweisen! daß sie keinen Spaß mit mir treibt, sondern mich wirklich liebt." Und damit begab er sich schnurstracks nach Fräulein Milanis nahe gelegener Wohnung. Teresina sah ihm mit ver ganzen Leibe. Einen Augenblick schien es fast, als wolle sie ihm nachstürzen, dann setzte sie sich, plötzlich in Thränen ausbrechend, in einem dunklen Winkel und schluchzte heftig. Nun lief er hin, um „der alten Kokette" seine Liebe zu erklären! „Ein recht passendes Paar! Haha ha!" —lachte sie krampfhaft auf und weinte dann nur noch mehr. Valentin lag unterdessen mit der Exaltation eines künstlich auf die Spitz« getriebenen GesübU vor seiner älteren Freundin aus den Knkeen und sagt« ihr in sich überstürzender Hast, baß sie die Einzige sei, die ihn liebe und verstehe seine best^theuerste warten, bis er berühmt geworden und einer Frau wie si« würdig sei. Was thäte der Unterschied der Jahre und der Stellung, wenn die Herzen zu einander gezogen würden. Es war eine seltsame Liebeserklä rung. Die Schauspielerin, das schöne, gereifte Weib, hatte den erregten Jüng ling ohne Unterbrechung ausreden las sen, ihm schweigend die Hand über die Augen gelegt und war so seltsam still. Jetzt beugte sie sich zu ihm nieder, fuhr spielend und wie liebkosend durch sein dunkles Lockenhaar und sagte zwischen Lachen und Weinen? .Ich hätte es nie dahin kommen lassen sollen! einfältiges Kind, ich will Dich auch ferner lieb haben, so recht von Her zen lieb, wieDu's nur wünschen kannst, und immer Deine beste, treueste Freun- Denn Du Du kannst doch nicht Dein- eigene Mutter heirathen! Ja, ja, staune nur ! Fräulein Milai.i ist nur mein jetziger Theaterncrme. Ich habe auf den Titel Frau, und zwar, hörst Du wohl, einer ehrlichen Frau Anspruch. Ich heirathete, noch sehr jung. Deinen Vater, den ich bei der ersten Truppe, zu der mich das Geschick verschlug, kennen lernte. Bald «lach Deiner Geburt trennten wir uns, da liniere Charaktere nicht, zu einander Paßten. Dann starb Dein Vater, »nd ich mußte Dich in Pflege geben, da man nicht gern verheirathete Frauen sls erste Liebhaberinnen engagirt. Wäh rend meines späteren vielbewegten Le ben- verlor ich Dich ganz aus den Air gen. Das ist das große Unrecht, was ich Dir abzubitten habe. Aber Dil weißt es ja selbst, wie es beim Theakr zngeht, da Du, vom Theaterblut' der Eltern getrieben, einer der Unsern wur dest. Ich fand Dich endlich wieder und fühlte mich oft getrieben, mich Dir erkennen zu geben. Doch die Scheu, lässigen konnte, schloß mir den Mund» Verzeihst Du mir, lieber Sohn ?" Valentin stand erst mit offenem Munde, doch es gelang der klugen Frau bald, ihm Kopf und Herz zurecht zu rücken. „Und nun gehe hin," fuhr sie glück? lich lächelnd fort, „und versöhne Dich mit Deiner Kleinen, mit der Du Dich gewiß wieder tüchtig gezankt hast. Ihr työ'n'chtenDinger, hadert doch nicht' immer miteinander, da Ihr Euch im Gninde Eurer Herzen ja doch gut seid! Das bin ich von Dir, wie von der stör» viel Schatten ist, auch Licht sein muß^" „Und Herr Marbot?" stammelte der ganx verwirrte Valentin. „Ist seit aestern mein Verlobten" lächelte die Milani, „kann Dir also bei dem Kinde nicht ernstlich im Lichte stehen. Wunderst Du Dich schon wie der, Söhnchcn? Ja, Mütter ost nicht zu fragen, wenn sie iliren Söhnen einen guten Stiefvater geben wollen! Ich habe für Euch zweii armen Waislein, als Karl aestern bei mir war, und wir uns über Alles ver ständigt-ir, Valer und Mutter zugleich, gefunden, wenn Du nämlich jetzt sä' gescheit bist, Teresina zu fragen, ob sie statt meiner Deine Braut werden wolle. Sieh, in Einem hattest Du Recht-7 Ich- verstehe Dich immer am besten-, auch heute, wo Du Dich selbst nicht ver standest !" verblüfften, sprachlosen Valentin, ftrei chefte ihm mit Mutterzärtlichkeit die braune Wange und schob ihn zur Thür oer Thür des Zimmers stand, in wel chem er statt einer Braut eine Mnter gewonnen hatte, sah er plötzlich ein r-er zuflüsterte: „Valentin, mein- Valen tin, verzeihe mir ! Ich hdbe Alles ge hört ich horchte ein bischeir ach, ich war ja nur eifersüchtig- 0 wie dumm! auf sie. die Dti'ne- Mutter ist. Und sie hat Recht'!' Jetzt weiß ich's, ich habe Dich imiüker lieb gehabt und Du ?" Eine befriedigende Antwort auf diese In der Theatergefellschaft gab es daß daraus gewiß ein großer Ehetrieg entstehen werde. Weniger Aufsehen, machte die am nämlichen Tage veröf- Marbots. Der Komiker behielt übrigens nicht siecht. Es wurde aus Valentin und Terchna ein wahres Musterpärchen. xn augenblicklich nur die Puste aus.-, zegangen ist. Es wird schon noch "omnien. so sicher wie der Sieuerzetkk!" Haarnadeln werden burch mtoinatische und stbr Ma» > 'chinen gemacht.
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