Das (13. Fortsetzung.) „Die Wahrheit zu sagen, geht Sie tiefe Sache nicht im Geringsten etwas an. Suchen Sie Ihr Kreuz und mi schen Sie sich nicht in Dinge, die Sie nicht betreffen. Und nun wünsche ich Ihnen gute Nacht, und zwar mit dem größten Vergnügen." Sie eilte an dem Haupte mit den Pa pierröllchen vorüber und verschwand auf der Stiege. Hilda sah ihr finster nach. „Du Wachsgesicht," sagte sie leise, .das mir zugleich das Herz des Gene rals wie das Trents gestohlen Du, welche Du hoffest, hier eines Tages die Herrin zu sein und mich von Dir ab hängig zu sehen, in diesem Deinem Spaziergange um Mitternacht liegt ein Geheimniß, das ich aufdecken werde! Ja, ja, meine Liebe!" Und mit einem Ausdrucke voll gif tiger Schadenfreude stellte sie das Licht aus den Fußboden und begann nach ihrem verlorenen Karniolkreuze zu suchen. 21. Capitel. . ! ' Man pochte außen. Laut und ge bieterisch ertönten die Schläge in dem schweigsamen Garten. Es war in der purpurnen Abenddämmerung eines heißen Sommertages. Die Leuchtkäfer chen schwärmten in den Gebüschen wie Funken von zerstäubten Gestirnen. Der Mond stand am Himmel. Das Meer wiegte sich schläfrig auf dem goldigen Sande an der Küste. Es pochte wieder. Die Person am Thore hatte die Kli ngel erfaßt und rüttelte ungeduldig da ran. Kein Zeichen von Leben, leine Stimme aniiportete, weder von Außen noch von Innen. Es war unmöglich, über die hohe Mauer zu sehen, und das Thor von solidem Eichenholz hatte nicht die geringste Spalte, um durchzu blicken. „Der Teufel hole es!" murmelte Georg Trent, denn er war es, der au ßen stand, wie „Orpheus am Portale ver Unterwelt"; „siird sie denn alle todt hier?" Es schien so, denn obwohl er noch -ine Weile lustig fortklopft-, zeigte sich doch kein menschliches Wesen, um ihm zu antworten. Das Thor war so fest, als es Schlosser nur immer machen konnten. Er stand ganz verwirrt und zornig da. „Da es klar ist, daß man nicht wie ein Freund eintreten kann," sagte er jetzt, „so muß man sich den Weg er zwingen, wie ein Feind;" und er blickte prüfenden Blickes um sich. Er war ein geschmeidiger und ge wandter Mann. Um die Gartenmauer herumgel>end kam er an das Seeufer — an denselben Punkt, wo Varneck seinen Eingang in den Garten erzwungen hatte. Unwillkürlich folgte er der Spur von Sibyls Liebhaber, erklomm die Mauer geschickt, und nachdem er auf der anderen Seite hinabgesprungen war, fand er sich im Herzen dessen, was eine unbewohnte Wildniß schien. „In der That!" meinte Trent, in der tiefen Stille um sich blickend, „sie spielt die zurückgezogene reuige Sünderin ganz gut fast nach Art der Laval licre und Anderer, die viel geliebt ha ben. Und Besucher werden gar nicht zugelassen, außer wenn es durch ihre eigenen Anstrengungen geschieht. Ja, die liebe Sünde ist so schön, aber der verdammte Bodensatz, wenn man alt wird sie! Aber da wir einmal hier sind, müssen wir doch nachforschen, was es zu sehen gibt." Er schritt durch das hohe, grüne Vras, bis er zu einem entwurzelten und gefallenen Baum kam, der quer über den Weg lag. Der Stamin war augen scheinlich als Sitz gebraucht worden und Trent sah darauf einen kleinen grauen Handschuh und ein Bouquet welker Rosen liegen. Er nahm die Ge genstände auf. „Beim Himmel! Wie zierlich! Dieße sitzerin muß eine bezaubernde Hand haben, und wie sentimental und sinnig diese Rosen aussehen! Sollten Sie der reuigen Lavalliere gehören? Ich denke nicht." Er ging mit bewunderungswürdiger Nonchalance auf dem Pfade weiter, hielt dann und wann, um zu lauschen und sich umzusehen, und kam so bis an die Thüre des gothischen Hauses. Es schien so stille, so ganz ohne Leben wie das Grab. Nach einigem Suchen fand Trent einen Giockenzug und riß daran, daß der Ton das ganze Haus durch drang. Ein abermaliges läugeresStill schweigen folgte, dann wurde die Thüre einen oder zwei Zoll geöffnet und in nen erschien in der Spalte ein hartes, vertrocknetes Frauengesicht, das halb zornig, halb erstaunt, auf Trent Hin- Madame, Ihr ergebener Diener!" sagte er. Sie that, als ob sie die Thüre kurz- Er bemerkte die Absicht zeitig genug, um sie zu verhindern, indem er einßein und einen Arm in den offenen Raum steckte. „Wer sind Sie?" fragte RebeccaHar din mürrisch, „und wie kamen Sie hierher?" „Ich bitte Sie," antwortete Trent, indem er eine sehr gravitätische Miene annahm, „zermalmen Sie meine We nigkeit nicht hier zwischen der Thüre, ehrwürdige Jungfer. Ich habe ein Ge schäft von Wichtigkeit mit Frau oder Fräulein Arnstein wie sie sich nun selber nennen mag." .denn Sie werden hier nicht hereinkom men und werden skrau Arnstein nicht sehen. Sie hat mit Niemanden etw-s zu thun." „Nur sanft!" bat Trent, indem er sich bemühte, einige Zoll'weiter einzu dringen. „Lassen Sie mich einen Ver suck) machen. Ich bin der Rechtsfreund des Generals Weißenthurn. Wenn ich einigen Einfluß zu haben. Sie verließ zögernd ihren Posten und erlaubte Trent, auf die Schwelle zu treten. „Worten Sie hier," sagte Sie und verschwand mit der Karte auf der Stiege. Bald darauf machte sich ihre Sti mme wieder von oben hörbar, aber nicht sanfter und süßer, als vorher. „Sie können heraufkommen," sagte sie. Er stieg mit knabenhafter Lebendig keit empor und folgte ihr durch einen Corridor, von wo er in Frau Arnsteins Zimmer trat. In ihrem Lehnstuhl, am Feuer, das Sommer und Winter ihren blutleeren Körper wärmte, saß die Frau, die er zu sehen sich gesehnt. Als er über die Schwelle trat, erhob sie sich, groß Und bleich, jede Stütze verschmähend, und stand ihm gegenüber. Größer und dunkler als jemals sa hen die leuchtenden Augen in diesem Antlitze aus, das so farblos und regel mäßig war wie eine griechische Antike. Ihr Schlafrock von purpurner Seide mal war einige Verlegenheit in seinem Benehmen bemerkbar. Frau Arnstein sprach x „Prächtiges Geschöpf!" dachte Trent. erzwingen?" Trent lächelte. „Zwang, Ihnen ge genüber, Madme? Nicht um die Welt?" wartete nicht mehr, noch einmal' den Namen Weißenthurn auf Erden aus sprechen zu hören!" geheimnissen gut unterrichtet bin." Sie sah ihn von Kopse bis zum Fuße an, dann nahm sie wieder ihren „Der General," fuhr Trent fort, „ist sehr gealtert seit dem Tode seiner Söhne. Er hat seine irdischen Angele genheiten bereits geordnet nnd einenEr ben für fei"? großen Besitzungen be stimmt einen Groß-Neffen, in def- sen Adern das ächte Blut etwas dünn , zu fließen beginnt." Sie rückte ungeduldig auf ihrem Stuhle. „Und was soll mir das Al les?" fragte sie. viel," wagte Trent zu erwidern, „denn Ernst Weißenthurn hinterließ nach fei ' nem Tode eine Tochter; undßlut, wenn auch gemischtes Blut, sollte dicker sein als Wasser." Ihre schwarzen Wimpern hoben sich von den todtenblassen Wangen. Die Augen der Jüdin warfen Flammen blitze auf ihn. „Wie wissen Sie, daß Ernst eine Tochter hinterließ?" „Weil ich noch einen Brief in meinen Händen habe, den er auf seinem Tod tenbette an den General schrieb, und in velchem er von ihrer Geburt erzählt, >ie vor achtzehn Jahren erfolgte." Rebecca Harbin machte eine anders «nruhige Bewegung, aber ihre Her nn saß still und regungslos. „Der General," sagte Trent, „hat »en Brief niemals gelesen; er befahl nir, ihn uneröffnet zu verbrenne,! >enn er war'zu jener Zeit sehr zornig iuf seinen Sohn. Ich that es nicht ch habe ihn noch." Ihre blutlosen Hände bewegten sich lrampfhaft auf ihrem Schooße. „Und da ich weiß," fuhr Trent fort, nit seinem Hute spielend, „daß einEn lelkind des Generals lebt —" „Wie wissen Sie, daß sie lebt?" iragte die Jüdin lebhaft. „Nehmen wir an, es sei so," corri >irte er sich. „Ich sollte meinen, eineEn !eltochter sollte, wie auch die Umstände hrer Geburt gewesen sein niögen, in >er Erbschaft doch einem Groß-Neffen lorangehen." Sie antwortete nicht. „Madame," sagte Trent freimü tig, „ich kam, mich mit ihnen über die sen Punkt zu berathen ich bitte um >ie Erlaubniß, v. Weißenthurns Tochter, die rechtmäßige Erbin, sehen >u dürfen." Sie erhob ihre geballten Hände. „Sie haben die Stirne, mir das zu 'agen! "rief sie, „Heuchler! Bin ich noch licht genug gedemüthigt worden? Wurde mein Herz nicht genug gemar -ert und zerrissen? Sendet er Sie nun, nich auch noch zu verspotten! Ernsts Tochter ja, wo ist sie? Was hat er nit ihr gethan, der Dieb? Denn er ist s, der sie mir entrissen. O Reb.'cca, Re in die Arme ihrer häßlichen Pflegerin. „Ja, ja! Hüten Sie sich!" flüsterte sie Letztere; „dieser Mann ist einFuchs nid ei» Feind!" Die Kranke faßte sich wieder. „Was Ammert Sie die Erbschaft?" fragte sie. ,Was haben Sie damit zu thun?" „Ich bin des General? Advokat," Zhre Tochter, höre theilt JhreEin «ir einen Moment." Sie warf ihm einen vernichtenden klicken. „Was die Erbschaft betrifft," saß es einen Theil erbte von dem ver buchten Gelde! Was mein Kind be irifft, wenn Sie es sehen wollen, so hen hat und fragen Sie ihn, wie ich Sie jetzt frage, Aug' in Auge, „wo ist !s?" Ich habe Reichthümer genug für vas Erbe meines unsterblichen Hasses zegen diese Verfluchten vermacht! Und iines Tages wird sie komnien 0, Zch werde meine Tochter sehen, ehe ich sterbe." Ihr Antlitz war verklärt, als sehe sie eine Vision. Trent trocknete sich die Stirn. „Ma vaine," sagte er, „da Sie Ihre Maske so abwerfen, so darf ich wohl dasselbe thun. Ich muß Sie vor allen Dingen ?on einem Wahne heilen, in dem Sie so lange gelebt und noch leben: General >on Weißenthurn hat niemals JhrKind zeraubt." raubt?" „Wie ich Ihnen sage, Madame. Sie täuschten sich, wenn Sie annahmen, er verberge es um Ernst's willen, oder aus Kache gegen sie. Im Gegentheil! Er haßte Sie derart, daß er das Kind ver ser Meeres-Kiiste bei dem Teufelsfel den solle." Sik sprang empor. „Ertrunken! O, mein Gott!" schrie sie, erhob ihre Arme und fiel starr und steif zu Rebeccas Füßen. Trent hob sie auf. „Zum Henker! an den heutigen Tag." „Ah!" schrie Rebecca, ließ ihre He rrin auf den Sessel sinken und eilte ihm nach; „was haben Sie gesagt?" „Ich sage, Ernsts illegitime Tochter lebt," wiederholte Trent; „und sie ist Tochter nennt —"das Kind, das aus dem weißen Häuschen vor siebzehnJah ! Ren gestohlen wurde?" ! Rebecca taumelte zurück. Ihr Gesicht ! ward erdfahl. „Sie lügen!" murmelte sie. „Spion! Heuchler! Wie können Sie sich erdrei sten, meine Herrin, das arme, harm lose Geschöpf, eines solchen Berbre- chens zu beschuldigen!" „Harmlos mag sie jetzt sein," sagte Trent, „aber ich weiß auch, daß sie in früherer Zeit viel Unheil anrichtete. Aber was lümmert's mich? Wo ist die junge Dame, frage ich?" „Es ist Niemand hier!" kreischte Re becca. „Ich verstehe Sie nicht. Ich weiß nicht, was Sie wollen. Gehen Sie!" Sie lief zurück und hob ihre lust kein Anderer schuldig ist, als er!" „In diesem Falle will ich meineZeit hier nicht nutzlos vergeuden," sagte zurückwerfend, schritt er langsam aus dem Zimmer. „Halt!" rief ihm Rebecca nach, „ich will Hhnen den Weg hinaus zeigen." Aber Trent mochte Grund haben, diese Aufmerksamkeit nicht zu wün schen. Er fand mit nicht irrendem In stinkt den Weg, den er gekommen, eilte die Stiege hinab, schoß rasch durch die dunkle Halle, öffnete eine Thüre und befand sich wieder in dem Garten. Re gen und wendete seine Schritte gegen den Theil der Mauer, über welchen er Wreingekommen war. Der Mond erhob sich eben über die Baumspitzen und goß eine Fluth von Licht über den engen Weg aus, der sich durch das Dickicht wand. Doppelt hell schien dieses Licht, als er den Fleck erreichte, wo er auf dem umgefallenen Baume den Handschuh gefunden hatte. Dort sah er Jemand allein sitzen. Es war ein junges Mäd chen. Der Mond ergoß einen Silberre gen auf sie. Sibyl, so gedankenvoll und schön, wie Niobe, war es. Sie trug ein weißes Kleid und dieses, wie ihr Angesicht, hob sich deutlich von dem dunklen Hinter grund ab. Mit freudiger Ueberrafchung hemmte Trent feinen Schritt und blickte auf diese Erscheinung. Das junge Mädchen erwachte aus ihrem träumerischen Nachdenken. Sie erhob sich und ein freudiger Ausdruck zeigte sich in ihren schönen Zügen. „Hermann!" rief sie und der Name kam voll Zärtlichkeit und Sehnsucht von ihren Lippen. „Ah!" sagte Trent, indem er sich näberte. „Ich bin nicht Hermann. Der Glückliche, wer er auch sein mag! Par don Sie sind Fräulein Arnstein, wenn ich nicht irre." Sie zog sich bei dem Anblicke des Fremden verwirrt zurück. „Ja," stammelte sie, „ich bin Sibyl Arnstein." » „Und Walters verlorener Liebling, bei allen Göttern!" dachte Trent, und dann vortretend, als vermöge er sich „Herzchen!" Sie zuckte zusammen sie wechselte rasch die Farbe. Eine schwache Erinne rung schien in ihr zu erwachen. Sie neigte ihr Haupt. „Wie nennen Sie mich?" fragte sie lebhaft. „Herzchen!" sagte er wieder; aber in seine Stimme mischte sich jetzt eine an dere, welche zwischen den Bäumen hin ter ihnen verwirrt und ängstlich her vortonte. „Sibyl. Sibyl. Sind Sie „Mit Widerstreben verlasse ich Sie heute, Fräulein Herzchen," sagte Trent, machte ihr eine Verbeugung, kletterte dann über die Gartenmauer und ver- Im nächsten Momente kam Rebecca zu ihr gerannt. „Haben Sie ihn gese hen?" rief sie, den Arm des jungen Mädchens ergreifend, „haben Sie „Was sagte er zu Ihnen?" forschte Rebecca. Sibyl sah ihr gerade in ihr bartes, hageres Gesicht. „O," antwortete sie, „er nannte mich mit einem Namen— den ich einst oft gehört er war „Herzchen." Unterdessen ging Trent gedankenvöll das Seeufer entlang. „So habe ich sie verteufelt schönes Geschöpf ist sie! Bei nun zu Paulette!" Das Licht des Mo nsterhaftes. Dämonisches, als er diese Worte hervorstieß. 22. Capitel. An einem offenen Fenster desSchlos ses, mit einer brennenden Cigarre zwi schen seinen Lippen, saß am Tage nach Hildas Feste Arthur und sah gedan fenbar'schien er von einem Gedanken beherrscht, der ihn sehr in Anspruch nahm, denn sein Gesicht sah ermüdet aus, als hätte er eine schlaflose Nacht gehabt. Es klopfte an der Thüre. Ar thur sah empor, nahm die Cigarre au! mit einem fast koketten Blicke, Hilda. „Mein theurer Arthur," flüsterte sie, „darf ich es wagen, einzudringen zu dieser ungewöhnlichen Stunde? Sie werden es für seltsam halten, aber ich habe Ihnen etwas ganz Besonderes zu sagen." „Das ist kein Eindringen," antwor tete er höflich und seine Cigarre wegle iend: „im Gegentheile, ich fühle mich hochgeehrt. Bitte, Platz zu nehmen. Ha ben Sie diese« Morgen schon Paulette ten, daß Jemand, der erst zwei oder drei Stunden um Mitternacht zußette gegangen, schon wieder auf ist mit dey ihre Augen auf ein Gemälde vonLand secr an der Wand. „Nicht im Gering sten!" antwortete sie trocken; „ich sagte Ihnen ja, daß ich Ihnen etwas ganz Besonderes mitzutheilen hätte, Arthur. Wollen Sie mich anhören?" „Gewiß." Sie sah ihm scharf in's Gesicht und beobachtete die Wirkung jedes Wortes. Seine Züge verdüsterten sich plötz lich. „Was meinen Sie, Hilda?" fragte er in befehlendem Tone. „Ich meine," erwiderte sie, indem sie absichtlich in der letzten Nacht krank „lch denke nicht daran. Fragen Sie sie, wo sie war in der letzten Nacht um zwei Uhr, und überzeugen Sie sich selbst. Ich sage Ihnen, sie täuscht Sie, Arthur. Ich weiß es, ja ich weiß, sie ist nicht, was sie scheint? und das weiß auch der General, obgleich er ihr so zu gethan ist es ist in der That eine förmliche Monomanie, auch das ganze Heirathsprojekt mit Ihnen. Aber ich will es Ihnen sagen! Ich will Sie war nen vor diesem Mädchen das gerade von der Gasse aufgehoben —" „Genug, Hilda!" Sein Bronzegesicht war im Augen blicke kühl und ruhig. „Ich lege grundsätzlich niemals Ver leumdungen Gewicht bei, die im Rücken einer anderen Person gemacht werden. Wenn meine Verlobte sich um Mitter nacht im Parke ergehen will, so hat sie ohne Zweifel ihre guten Gründe dazu. Lassen Sie uns von etwas Anderm sprechen." „Sie wollen mich also nicht hören?" rief Hilda trotzig. „Nicht über diesen Gegenstand." „Sie kam vom Theater diesesJhr unschuldiges Schulmädchen von den Lampen her und den Coulissen." „Wirkleich! Woher wissen Sie das?" sagte er. Hilda sah etwas verwirrt aus. „Es mag Ihnen genügen, daß ich es weiß." Der Erbe streckte seinen geschmeidi gen und kräftigen Körper einer nicht darum, ob sie von der Bühne oder aus einem Kloster kam ob sie eine geborene Prinzessin oder Bettlerin ist. gehen." Sie erhob sich zornig. „So ist es also! Sie hat Sie um glauben. O, über die Thorheit der Männer! Gut! Es ist nicht meine Schuld, daß Ihnen nicht die Augen ge- Augen entfernte sie sich. Als Arthur einige Stufen hinab in den Park. Auf einem der Kieswege fortschreitend, kam er an eine Wendung des Pfades und zu einem Gartensitze, der sich unter ei nem breitästigen reichbelaubten Baume Paulette hatte von Schlaflosigkeit ficht war farblos und kalt wie Stein. Ihre Mienen und Geberden waren matt und zeigten einen Ausdruck, der chm tief in's Herz drang. Mit einigen „Meine Geliebte!" rief er mit Hast und Leidenschaftlichkeit. Mit einem Schrei fuhr sie empor. Eine heiße ver legene Röthe floy über ihr Gesicht und schwand rasch wieder in Aschfarbe da hin. Er wollte sie mit seinen Armen umschlingen, aber sie zog sich zurück. „Berühren Sie mich nicht!" rief sie wild; „berühren Sie mich nicht wie der, Arthur". . . Er sah sie verwundert an. »Mein Ih-ures Kind, was haben Sie? Wie lrank Sie aussehen! Warum darf ich Sie nicht berühren?" Sie machte ihm Platz auf dem Gar tensitze. „Setzen Sie sich," sagte sie in heftiger Erregung; „ich bin nicht krank; ich bin wohl und ich habe mit Ihnen zu sprechen." zählen Sie mir von dem Briefe, den Sie letzte Nacht bei dem Feste empfin gen erzählen Sie mir, Geliebte, wo über war." Sie zitterte in seinen Armen wie ein scheuer Vogel, der eben gefangen wurde. „Ach, ich sehe," sagte sie bitter, „Sie haben mit Hilda gesprochen. Ich werde Ihnen nicht antworten." Er sah angstvoll zu ihr auf. „Wall um mir zu entfliehen' Paulette?" „Ja," antwortete sie, „das that ich." „Und Sie waren in dem Parke, lange nach Mitternacht?" „Ja!" sagte sie zitternd. Er saß da, und sein Anblick zeigte Veküminerniß und Erstaunen. „Ein er zwungenes Vertrauen," sagte er, „ist keines. Nein, ich werde nichts mehr fra gen. Der Himmel verhüte es, daß auch nur einen Moment ein Schatten zwi schen uns trete! Ich weiß, es ist Alles recht. Dereinst werden Sie es mir aus Er fuhr überrascht empor und sah ihr in's Angesicht, der Pfau breitete sein buntes flimmerndes Gefieder aus dem Kieswege neben ihnen aus. Du Strahlen der Morgensonne beleuchteten ihre bleichen Gesichter. Ein Vogel saß in den Zweigen des Baumes über ih nen und sang sein fröhliches Lied. „Paulette!" rief Arthur, „Sie sind au ßer sich? Wissen Sie, was Sie spra chen?" „Vollkommen; von diesem Augen blicke sind Sie frei!" Er wurde glühend roth. „Wie gul von Ihnen! Wie aber, wenn ich dies« Freiheit nicht will? Warum könnenSil mich nicht Heirathen?" „Ich kann Ihnen den Grund nichi nennen," atnwortete sie. zufrieden geben?" „Sie müsseen," erwiderte sie; „es ist etwas geschehen, das Alles verändert.' „Was ist geschehen?" rief er, ihr« Hände in den seinen zusammenpressend, daß sie nahe daran war, aufzuschreien. „Lieben Sie mich nicht mehr, Pau lette?" Ihre Lippen zuckten krampfhaft. „Ich Sie nicht lieben!" wiederholte sie, mit einer angstvollen Stimme nnd als ob ihr die Wahrheit gegen ihren eigenen Willen entrissen würde, setzte sie ge> preßt hinzu: „O, großer Gott, nein!" Diese Versicherung beruhigte ihn ei nigermaßen. „Dann, um Alles in dei Welt, Paulette, was haben Sie?" Sil scherzen, Sie können nicht im Ernst« sprechen." „O, in schrecklichem Ernst, Arthur!' Dann zog sie seinen Ring von ihre, Hand. „Nehmen Sie ihn!" rief sie un> gestüin, „Haffen Sie mich vergessen Sie mich thun Sie Alles, nur lieben Sie Mich nicht! O, daß ich Sie niemals gesehen hätte! NelMen Sie Ihren Ring warum nehmen Sie ihn nicht?" Er stand regungslos da, mit einem Gesichte, so bleich wie das ihrige. „Weil Sie eben zugestanden haben, daß Si» Eigen. Sie sind verletzt, weil ich auf Hilda hörte, weil meine Eifersucht mich zu der Frage über Ihr Verhalten in der letzten Nacht trieb und Sie wollen mich dafür strafen. Paulette, Paulette, sagen Sie, daß es so ist!" Niemals hatte ihr seine Liebe so werthvoll geschienen, wie in dem Mo mente, da sie für immer darauf verzich ten sollt:; niemals hatte sie deren In nigkeit und Kraft so tief gefühlt. „Nein," i . 'vortete sie, und ihre eigen« sen -- Sie müssen mich vergessen. Ar thur, Arthur, nehmen Sie Ihren Ring!" (Fortsetzung solgt.Z Eollector (wüthend): „Veabsichii gen Sie diese Rechnung nächste Schuldner: „Wenn Sie mir die Wahl lassen, so wähle ich das Letztere. Danke bestens!" Waller: „Diese Zwillinge schin den mir die Seele aus dem Leibe. Ich voll zu thun haben, wenn Du das Mädchen heirathetest." „Gegen Bezahlung der Jnfer tionslosten sind wir allerdings bereit, der Geschichte Ihres Todes in dasßlatt einsehen." — Mann aus Chicago: „Den Zweck? Nun, meine Frau hat sieben Schwestern mit großen Familie», und die haben alle Freipässe für die Eisen bahn während der Dauer der Aus stellung. Ich gedenke, jeder von den be treffenden Familien zwei angestrichene Exemplare des Blattes mit mein« To desanzeige zuzusenden". . „Ick bin Ersatz - Reservist erste« Klasse un det dürst» wohl jenügend iür meine Unschuld sprechen," meinte der Möbelvolier M., als er sich vor dem Schöffengericht wegen groben Unfugs zu verantworten hatte. Vors.: Das ist Unsinn. Ist Ihnen der alte Schulimacher Meier bekannt? An gekl.: Persönlich nich, ick kenne ihn blos von Ansehen. Vors.: Das ge nüat. Sie sollen den alten Mann, der außerdem etwas schwachsinnig ist, in der Wallstraße geschlagen haben. Anaekl.: Der olle Meier mag ein bisken divvelmondsch sind, aber von weqen schwachsinnig, det bestreite ick. Er liest alle Zeitungen un alles Je schoben. indem ick mir anders keene ! Liülfe retten konnte. Det ick als Er satzreservist erster Klasse mir nich an den ollen Mann verjreifen werde, lön- Vors.: Das ist wcchl eine Destille?^—- aus Zeitungen. Wir lachten natür lich. blos der Villcthändler G. war Eener mit Aermel, blieb janz ernst ! Un det wäre en sehr schneidiger Herr, I der zu Deutschland halten dhäte un denn sollte der Russe man kommen. !un wir waren ihn los. Nach 'ne . is voller Wuth un schimpft, det sie ' mit'n ollen Mann ihren Unsinn trei !»n erzählt. der Konditor hätte ihn raussefchmissen. Vors.: Nun bit ten wir wobl genug von den angeneh men Scherzen. Angekl.: Jawc>!l, Herr lerichtshof, mir dhat dcr olle !Mann ooch leed un fc>r mir, als Er satz-Reservist erster Klasse, paßte sich nu die beeden in Zeitungspapier inje wickelten Zvannkuchen, die noch uf'n Ladentisch laaen, un drücke sie ihm in die Hand un sage: „So, Meier, nu geh'n Sie man," un schiebe ihn denn !so sachtelen zur Dhiere hinaus. Un sor meine lutmiethiqkeit werde ick noch überfallen un soll obendrin noch Strafe zablcn? Sowat kann ick ja vor mein eijenet Icwissen nich verantwor ten. Vors.: Wie war es denn nun mit dem Ueberfall? Angekl.: Ick iebe den solaenden Abend Über'nSpit telmarcht un denke an nischt als ick mit eenem Male eenen harten lejenstand seien meine Nase fühle un ! eener immerzii sagt: Sind det Fann- kuchen? Sind det Fannkuchen? Det war mir nu natierlich uffallend, un als ick mir umdrehe, sehe ick den ollen Meier, wie er in jede Hand eene jroße Kartoffel hat un will sie mir abwech selnd mit Wehemenz gegen die Neefe stucken, wobei er mir immerzu frägt, ob de! fannkuchen sind. Der olle Mann war reine aus'm Häuschen un ick hatte Noth, ihn retuhr zu halten. Un denn waren jleich ville Menschen da un der Schutzmann brachte uns wejen llfflauf zur Wache. Ick wußte von nischt un habe man später jehört. det sie die ssannkuchen, die der Wirth iniewickelt hatte, jejen zwee Kartof feln umjetauscht hatten, während de» olle Meier beim Konditor war. Un ick Unschuldswurm jerathe in den Ve rdacht. det ick et jewefen bin, weil ick i sie ihm in' die Sand jedriickt hatte. Durch die Beweisaufnahme wurde thatsächlich festaestellt. daß der Ange klagte der Angegriffene war und sich nur abwehrend verhalten hatte. Die ihm auferleaie Polizeistrafe wurde deshalb aufgehoben und auf Frei ! De? Gewerbe c 0 n g re ß in Miskolcz (Ungarn) sendete gele gentlich des Bankets, welches nach ab» Kossuth." 3
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