Das Muttermal. (8. Fortsetzung.) Sie kehrte nach dem Hause zurück und speiste um drei Uhr. Dann setzte sie sich in Varnecks großen Stuhl, um in ihn zu erwarten. Ihr Antlitz war bleich, aus ihren Augen sprach eine tiefe Traurigkeit. So Brille. Wie eine Nemesis stand sie da ecks Lehnstuhle. Ihre Begleiterin hätte für ihreTvch ter gelten können. Sie trug ein gleiches byl: Fuß." halten hat?" Sibhl verneigte sich. „Und ich," fuhr die Dame fort, „bin Varnecks Mutter und hier ist meine richten wir werden einige Tage hier bleiben. Henriette, Dem Riechfläsch chen! Monika, wir haben noch nicht „Arnstein!" sagte Sibhl, so kalt und „Mein Gott!" rief Henriette Varneck, Zimmer." Eine sehr lange Scene folgte. Die Hunde, eine solche Behandlung nicht ge lingen meines Sohnes auf sehr gutem Fuß zu stehen." Sibyl antwortete nichts. FraliVarn eck fuhr fort: ist, denn in Folge dessen kann ich freier mit Ihnen sprechen. Seltsamer Weise hat mein Sohn in seinen Briefen an in einem Kloster erzogen wurden, Sie sind deshalb wohl mit der Welt etwas unbekannt. Sie haben wohl »och wenig Gesellschaft Titte und Anstand erfor dern; Sie ahnen nicht, wie schlecht die Welt oft von der Unschuld sprechen mag, wenn der Schein gegen sie ist." fuhr Varnecks Mutter fort, „ich frage schönen Manne eingeschlossen bleiben, gänzlich in Gesellschaft seiner leben und, wie man mir erzählt, sogar mit thtge Perjon mit dem böjen Blick und dem widerlichen Antlitz!" „Hermann ist so ein absurder Mensch," sagte Henriette, „romantisch den jedes neue Gesicht fesselt." Varnecks Mutter wendete ihr Ge sicht von Sibyl ab. „Henrielte und ich", sagte sie, „haben schwach- Nerven. Wir sind heute nur zu Henriettes Bestem hergekommen. Für mich ist es eine große Anstrengung zu reisen. Aber es sind uns bereits so die Beiden, „wird Ihr Aufenthalt nur ich Ihnen Anlaß gegeben haben mag." Sibyl schritt stolz der Thüre zu. Frau von Varneck erhob sich. solcher Schritt das Klügste wäre. Nichtsdestoweniger wünsche ich nicht, daß Sie sich Übenilen. Der nächsteZug gen wohl kein Wort beizufügen brauche. Mit Ihrer Erlaubniß will ich mich da her zurückziehen." das alltägliche, farblose Gesicht, das „Gütiger Himmel, Fräulein!" rief diese, „Sie gehen fort?" „Ja leben Sie wohl!" sagte Si byl. „Oh, mein Gott, ich wußte wohl, wa rum sie gekommen seien," fuhr Anna Ach, es ist eine Schande, daß Sie in dieser Weise fortgehen und zu dieser Tageszeit! Was soll ich ihm denn sa- Mit rasender Eile sammelte Sibyl die wenigen Habseligkeiten, die sie ge habt und warf sie in eine Reisetasche. Sie legte ihre Oberkleider an und zog nichts sagen, A.ina" antwortete Si byl, mit einer mächtigen inneren Erre gung kämpfend, „ausgenommen warten Sie! ausgenommen, daß ich ihm den innigsten Dank für alle die Freundlichkeit sage, die mir hier be zeugt worden, und daß ich ihm die be sten Wünsche für sein Glück sende!" „Ja o ja!" schluchzte Anna; „ich werde es ihm sagen!" „Und jetzt bin ich fertig!" Geräuschlos glitt sie die Stiege hin ab, vorüber an der Thüre, hinter Ivel „Lebewohl!" Das schnellste Pferd wäre ihr nicht zu schnell gewesen, sie fortzutragen von der Scene, wo der erste süße Traum ihres Lebens begann und wo ihr dieser Tag der Angst und Bitterkeit gekommen war. Sie wollte nicht einmal nach dem Hause zurück blicken, sondern eilte auf die Eisen bahnstation zu. Da näherte sich einWa-' gen. Es war eine Equipage mit einem Kutscher und einem einzigen Fahrgast kleidete Frau mittleren Alters. Der Wagen hielt, als er bei Sibyl angekommen war. „Ich denke, Madame," sagte der Kutscher zu der Frau, „da kommt diese zweimal bei Herrn von Varneck gese hen." „Dann halte!" scgte die Frau. Die Frau lehnte sich aus dem Wa än.* „Sind Sie das Fräulein Arnstein, das bei Varnecks als Gast ist?" Sibyl warf ihren Schleier zurück, „Dieselbe," antwortete sie. „O!" flii „Es ist Rebella Harbin, die Wärte „Kommcn Sie in den Wagen," Der Kutscher kebrte mit den Pferden um und fuhr zurück nach der Bahnsta -12. Capitel. Geschichte ich Ihnen erzählte Sie, der einein Hause entstammt, das auf sein Blut und seinen guten Namen so stolz ist!" Seine alte Stirne faltete sich. „Ich habe Dich vor langer Zeit ge beten," antwortete er, „Deine Vergan genheit zu vergessen. Jetzt bist Du we der der Findling, den ein Schauspieler in feine Obhut nahm, noch die kleine Schauspielerin, die im Kampfe mit der Welt und dem Teufel um das kärgliche Brot rang. Du bist eine jungeDame, Paulette, und mein Mündel. Ich halte Dich in jeder Weise würdig, die Galtin Arthurs zu werden. Ist das nicht ge nug? Unser girter Name! Ja! Wir wa ren stolz darauf und wir sind es noch. Nichtsdestoweniger ist er auch nicht ohne Flecken!" Er blickte dabei finster. Paulette wurde blässer und blässer. „Aber es kann nicht sein! Es kann nicht sein!" schrie sie wild. „Ich werde niemals Heirathen, Vormund, nie gen. O, ich bitte Sie, lassen Sie Ihre „Nicht Heirathen, Paulette? Du Dem Himmel sei Dank! Es ist sehr, „Arthurs Natur ist keine, die so jetzt weiter in Dich zu dringen. In wenig Wochen wird Arthur selber hier sein." „Ich sage Ihnen nochmals," rief Sie geworden bin, werde ich gehen!" Die Spitzen des grauen Schnurrbar tes hoben sich unter einem grimmigen Lächeln. Komm, ich kann ein so bleiches Gesicht nicht leiden. Vergiß für den Augen blick Alles, was ich gesagt habe. Dein erster Tag hier soll nicht verdorben wer den durch die Thorheit eines alten Mannes. Dort drüben kommt Trent." Ein heftiger Impuls hatte Paulette erfaßt, ihr Herz diesem guten, groß müthigen Freund ganz zu öffnen — um ihre unglückliche Heirath mit St.John zu bekennen; aber in diesem Momente eilte der Advokat, sein Pferd spornend, an ihre Seite, und der Wunsch und die Gelegenheit waren zugleich vorüber. Trent hatte mit einem Blick das ver wirrte Aussehen Paulettens bemerkt. hervorzog. „Ich habe>um diese Stunde ein Geschäft in der Halle. Trent, ich lasse meine kleine Polly bei Ihnen. Sie wird Ihre Gesellschaft unterhal fcheint Sie nicht erheitert zu haben," sagte er trocken. „Natürlich hat er von seinem Erben gesprochen, seinem He ros, dem Stolze seines kindischen Herz chens — von Interesse an diesem Arthur und an Allem, was er thut. Ich kenne die Pläne des Generals betreffs seiner." „Wahrhaftig!" sagte Paulette kalt. „Ich nicht. Ich habe auch lein Jnte- Pferde einen empfindlichen Schlag mit der Peitsche. Das feurige, schöne Thier, solche Aufmunterungen gar nicht ge „Halt!" rief Trent, fein Pferd fpor dem Gesichte auf der Erde, bewegungs los im Staube, zu den Füßen desThie« res. dem Sattel und kniete an Paulettens Seite nieder. Er hob ihr Haupt aus dem Staube auf seine Kniee. Ihre Au gen waren geschlossen. Ihr Antlitz war ohne eine Spur von Farbe. Sie lag betäubt, bewußtlos, wie todt. Er hielt die entzückend geformte Ge nende Glorie zu seinem reichen Erbe! Niemals! Niemals! Der zärtlich«, alte Narr! Ich habe ihn und seinen kostba ren Erben, sie Beide in meiner Hand, um sie, wenn ich will, zu zermalmen. Dieses Mädchen soll niemals den ver fluchten Namen tragen!" Sein Auge blieb fest auf ihr Antlitz gerichtet. Es war der tiefe, verzehrende Blick der erwachenden Leidenschaft. Er machte keinen Versuch zu ihrer Wieder belebung er hielt sie nur schweigend fest. Jetzt bewegte sich Paulette auf seinem Arm. Sie holte schwach Athem. Er beugte sich über sie. Bon ihren Lippen kam ein leises Flüstern der Name eines Mannes. Wo wanderte ihreSeel« umher? In der Vergangenheit, die der alte General kurz zuvor aus dem Grabe geweckt? „Wilhelm! O Wilhelm!" Trent zuckte zusammen, lauschte und neigte sich tiefer. „Wilhelm!" murmelte er. „JmNa men des Himmels, wer ist Wilhelm?" Ihre dunklen Augen öffneten sich langsam. Sie sah zu ihm empor. „Sind Sie verletzt?" sagte Trent, sein Gesicht nahe dem ihren. „Wie un besonnen Sie waren! Der General wird Sie nie wieder mir anvertrauen. Mein theures Fräulein, sind Sie ver letzt?" Sie bemühte sich, aufzustehen. „Ich denke nicht," stammelte sie. „Ein wenig Schwindel, das ist Alles Der Sattel verschob sich der Gürtel „Stützen Sie sich auf mich!" rief er zärtlich. „Stützen Sie sich auf mich! Ach! In welche Furcht haben Sie mich versetzt! Wenn Ihnen unter meinerOb ware ins Wasser gesprungen. Ana Gehorsam auf den Ruf seines Na mens kam dasPferd herbei, gefügig wie „Wollen Sie es wagen, wieder auf zusteigen?" fragte er Paulette. „Oder .fürchten Sie sich?" auf feine Gefährtin. „Haben Sie einen Bruder?" fragte er plötzlich. Sie fuhr aus ihrem Sinnen empor auf ihn und blickten zornig. „Herr!" „Das bedeutet so viel wie „Nein!" sagte Trent, „und Sie halten mich für wer ist Wilhelm?" fen hob. „Was meinen Sie damit?" fragte Paulette. weder einen Verwandten noch einen Freund auf der weiten Erde, der den Namen trägt, welchen Sie erwähnten." schenken Blicke seiner Augen. „Ich habe wahrhaftig nichts, das ich mein nennen könnt:," antwortete sie, zer Halle nehmen. Ich bin gewiß, daß sas zweite Frühstück auf uns wartet ind Fräulein Hilda könnte besorgt sein im Sie!" Halb ärgerlich richtete er einen Blick der Bewunderung auf sie und sie ver folgten den Rest des Weges schweigend. Wnin Trent betreffs der Mündel Haltes. Dem ersten Tage/den Palette in ihrer neuen Heimstätte zubrachte, folgte in der Nacht ein seltsames Er» lignik. das Grab und darin, wie es schien. Al les den Schlaf des Gerechten schlief, öffnete sich die Thüre von Hildas Zim mer und diese Dame selbst trat in ei nem leichten Anzüge, wie eine runzelige Hexe, auf den Corridor heraus. Hier traf sie mit Rosa, ihrem Mädchen, zu sammen. „St!" flüsterte Hilda, ihre Finger erhebend, „ist Alles recht?" „Hast Du sie das Wasser trinken se hen?" Glas stand aus dem Tische. Ich schüt tete die Tropfen hinein. Hi; sie wendete sich plötzlich um und trank Alles in ei nem Athem!" „Geh' in mein Zimmer, Nofa, und warte dort." Ihre Herrin näherte sich vorsichtig Paulettes Thüre, stand dort einen Mo ment lauschend, dann drehte sie den Drücker und trat ein. Innen war es finster und stille. Die Jalousien waren herabgelassen und die Mousselin-Vor hänge bewegten sich schwach von dem duftigen Lufthauche, der durch die Zw ischenräume der Ersteren eindrang. Paulette lag aus ihrem Weißen Bette Schönheit hinabsah oder vielmehr die Dämone der Eifersucht, des Neides und des Hasses. drosseln, wie sie liegt." Sie wagte es nicht. Statt dessen setzte sie ihre Lampe friedlich auf den einen klein:n Pinsel mit einem Griff von Elfenbein. Die AugenHildas leuch teten wie die einer Katze im Dunkeln. Phiole, sättigte die Ecke eines Taschen tuches mit der Flüssigkeit und dem Bette nahend, neigte sie sich und fuhr mit dem nassen Linnen sanft über den Hals der Schläferin. Dann zog sie sich etwas zurück und sah, was Paulette ihr Kainszeichen nannte, das an dem be wußtlosen Mädchen hellroth schim merte, wie ein Collier von Korallen. Hilda streckte ihre rechte Hand aus und fuhr mit einem Finger leicht über „Scheußlich!" dachte sie. „Wahrlich Augen zu zeigen, wie sie wirklich ist?" Und Paulette lag in tiefem, todes ähnlichem Schlaf und regte sich nicht. Jetzt Pendele sich Hilda zu dem Tische zurück, ergriff die Farbe und den Pin sel, und bedeckte das Muttermal wieder Augen. Sie hielt es an die Lampe. Das Papier war ein alter Münchener Thea terzettel, theilweise von Alter und Ze rknitterung verblaßt, dkr eine Comödie weihen Bette. „Aha!" zischte sie durch ihre eingesetz ten Zähne. Dann legten sie Büchse und nahm, noch einen letzten Blick aufPau lette warf und geräuschlos das Zimmer verließ. Hilda hatte kaum den Corridor er- Me seltsam wie verteufelt seltsam!" ruhigt „still, sie schläft. Ich hatte in llonnte, halte er ihr den Theaterzettel »us den bänden aerissen. Seine Auaei» flogen wie der Blitz darüber. Im näch sten Momente schob er ihn gleichgiltig in seine eigene Tasche. „Eilen Sie," rief er, „nach Ihrem Zimmer! Sie sehen ja geradezu wie eine Nachtwandlerin aus und Ihr Gesicht wird dabei nicht schöner. Der kungen machen Bemerkungen viel leich bezüglich Ihres späten Besuches." „Georg, geben Sie mir diesen Co mödienzettel!" zischte Hilda, aschfarbig vor Wuth. „Ein Theaterzettel also war es?" sagte Trent leichthin. „Meiner Treu, ich bemerkte es nicht. Gehörte er Ihnen, oder Paulette?" ihr eine spöttische Berbeugung. „Pardon, aber Costiim ist etwa? leicht und Ihr Benehmen etwas ver wirrt, ich will unsere Zusammenkunft nicht verlängern. Wenn Ihr Geschäft da in der Wohnung der Unschuld noch in anderer Weise von irgend einemJn teresse war, so werden Sie mir das ohne Zweifel bei geleqener Zeit ent hüllen. Ich bemerkte, Hilda, daß Sie vor mir nie ein Geheimniß haben." Trent verschwand auf der Treppe. Hilda sah ihm einen Moment nach, dann eilte sie nach ihrem Zimmer und verschloß die Thüre. Am nächsten Morgen kam Paulette spät zum Frühstück. Trent war allein noch am Tische und schlürfte seine letzte Tasse Kaffee mit schlaffer Gleichgillig keit, als sie eintrat. Der General be fand sich an den Bogenfenstern des Friihftiickszimmers, das voll Hagerosen und Sonnenschein war, und Hilda saß neben ihm und las laut zu seiner Er bauung die Morgen-Zeitungen. „Polly!" rief der alte Soldat, als er seiner Mündel ansichtig wurde, „Guter Gott! Wie siehstDu aus, Kind? Bist Du krank?" Paulette nahm einen Sitz Trent ge genüber. Sie war furchtbar blaß und ihre Lider hingen schwer in den schönen Augen. „Ich weiß nicht," antwortete sie, „ich habe eine Empfindung, als ob ich un ter dem Einflüsse eines narkotischen Mittels geschlafen hätte." Trent machte große Augen und blickte auf Hilda. „Narkotisches! Pfui!" sagte der Gen eral. „Du mußt eine Ruderfahrt oder einen Spazierritt machen, um Dich wieder zu beleben. Sie, Hilda, wenn Sie lesen wollen, so bitte ich, lesen Sie, anstatt zu murmeln. Donner des Him mels! Ich höre ja kein Wort." „Sie haben kein Mitleid mit der Zunge anderer Leute, General. Es ist sehr ermüdend, jeden Morgen ganze Spalten von Dingen durchzugehen, um die man sich nicht so viel kümmert, als ein Strohhalm werth ist." „Das ist kein Grund, Alles mit so düsterem Grabeston herabzuleiern," er widerte der erzürnte General. „Jetzt bitt' ich fortzufahren und auch dann und wann ein wenig anzuhalten, wo es hingehört, damit ein vernünftiaer Mensch davon etwas verstehen kann." Trent blickte lächelnd auf Paulette hinüber. „Wurden Sie letzte Nacht imSchlafe gestört?" fragte er. „Nein," antwortete sie kalt; „nicht im Geringsten. Ich schlief niemals ru higer." Hilda begann mit lauter, hastiger Stimme zu lesen, so daß sie jeden an deren Laut im Zimmer übertönte. Ob man wollte oder nicht, man mußte ihr zuhören. Durchdringend fiel jedes Wort wie ein Schuß in die erzwungene Stille. und jetzt las sie folgende Worte: „St. John, ein berühmter Dekora tionsmaler aus München, starb letzte Woche am Nervenfieber in Karlsbad— nun, halten Sie das für lesenswerth?" „Sehr wenig," antwortete der Gene ral, „Sie lesen auch etwas zu schnell; halb so schnell, wenn ich bitten darf. Und wer kümmert sich um diesen St. John? Ueberspringen Sie solche Dinge und lesen Sie den Geldmarkt." „Gütiger Himmel!" schrie Hilda auf. „was felilt Ihrem Mündel?" Die Kaffeetasse war PaulettensHanö plötzlich entfallen. Ein fchwacherSchrer drang von ihren Lippen, dann fiel sie mit dem Antlitz nach vorwärts auß das Tischtuch. Trent sprang von seinem Stuhle empor und erfaßte sie. Sie laz wie todt in seinen Armen, ihre Augen waren geschlossen, ihre Wangen farblos sie war ohnmächtig geworden. lFortfetzung folgt.) Manche Männer ziehen harte A rbeit der leichten entschieden vor: sie halten lieber ein Mädchen von IM Pfund auf ihrem Schooße, als ein „Baby" von nur fünfzehn Pfund. „Wilhelm," sagte eine junge Frau zu ihrem Gatten, der ihr mit skla visch-rührender Treue ergeben war. „Du darfst keine Zeit verlieren, Dir einen Backenbart wachsen zu lassen."— „Weßhalh, mein Herzchen?" frug der junge Ehemann sehr geschmeidig. „Dem Baby zum Spaß. Heute Nach- — Icrger: „Nun, sie «llerlet Titeluiigclieuerltihteit««»» Die „Ochsenmaulsalat-Fabrikanten töchter", die im schönen Bernack in die sem Jahre die Kurliste schmücken, ha ben einen Marienbader Kurgast zu einigen Ausgrabungen aus der dorti gen Kurzeitung veranlaßt, von denen einzelne auch als Sprechübungen für stotternde Menschenkinder von nicht zu unterschätzender „zungenequilibri stischer" Wirkung sein dürften. Die schon oft citirte „Pen. Officiers-" oder „Capitainsgemahlin", eine „Expedi tions-Diätarin a. D." mögen noch hin gehen, obwohl auf den ersten Blick die Pensionsverhältnisse der Damen doch etwas verwirrt und eigenthümlich er scheinen. Mit einer „Arztensgemah lin",' und sei es selbst einer „k. k. Re- gimentsarztensgemahlin", oder eine« „Oberstens-Gattin" müssen wir schon etwas strenger verfahren; das sind Mißbildungen. „Pardon" natürlich Wortbildungen, gegen welche der „Deutsche Sprachverein" energisch zu Felde ziehen sollte. Wie denken Si« aber, so schreibt der Kurlisten-Schlie mann des Weiteren, über eine „Advo katurs-Konzipientensgattin", eine „k. j k.Bezirksgexichtsl-AdjunttengxmaUin", eine „Komitats-Ober-Physikustochter", eine „Feldmarschall-Lieutenants-Ge mahlin", eine „Rauchwaaren-Commis sionsgattin", eine „Weißwaaren-Ge schäfts-Jnhabersgattin" eine „Med. Doktois- lind Universitälsprofessoren tochter?" Oder siirchten Sie nicht sich einen ganz komplizirten „Zungendatte rich" zu holen, wenn Sie mir nachspre. chen sollten, daß die „Buchhaltung?. Disponentensgattin" Z., die „k. k. Waldschätzungs-Refsrentensgemahlin" Z. und die „Kommerz- und Admira, lilätsrathsgemahlin" B. einladen läßt, mit ihr und der „Advokatens- und Kammer-Deputirtensgattin" A. nach Tisch auf dem „Egerlcinder bei einem „Verkehrten" oder einem ! „Kapuziner ohne Haut" einen kräftigen Vierdamenskat zu dre schen um Mohnkipfel? Ich weiß nicht, wenn ich so etwas höre, dann habe ich in den Fingern das Gefühl, als ob ich beim Blumensuchen mit de, Hand unversehens in die Brennesseln oder in Disteln gerathen wäre. Und > wie anmuthig und bescheiden schimmert dann zwischen diesen Sprachdisteln ein niedliches „Glaswaarenerzeugungs töchterlein" hindurch? Allerliebst, nicht wahr? Doch genug des Schrecklichen höre ich Sie rufen, und auch ich will schließen, denn meine Feder mach! schon ganz bedenkliche Beinverrenlver suche, und bevor sie zu einem General streike anhebt, muß sie nochmals all« Kraft zusammennehmen, um Ihnen zu versichern, daß ich mit aller Hochach tung bin Ihr Ergebenster Kur- und Badegästetitelmonstrositätenna ch 112 p ü rungskommifsionsoberreferent." SSirtunz«,» »er M-tallplatt «n. Schon vor längerer Zeit hatte ein französischer Arzt, Dr. Bnrq, gefun den, daß das Auflegen von Metall platten auf eine unempfindliche Haut stelle bei Hysterischen zuweilen in kür zester Zeit eine Wiederkehr der Em pfindlichkeit auf der betreffenden Stelle und oft noch in viel weitere, Ausdehnung zur Folge hat. Die Art des Metall» ist dabei nicht gleichgiltig, ebenso wie auch nicht alle Patient«! für das gleiche Metall empfindlich sind. Am häufigsten sollen Eisenplat ten wirksam sein, in anderen Fällen aber nur Platten aus Kupfer, Zink, Gold u. a. Das Aufsuchen des wirk samen Metalls nannte Burq die Me talloskopie. Eine von der Soiete d« Biologie 1876 ernannte Commission soll diese Angaben bestätigt, und na mentlich sollen von Charcot im An schluß hieran zahlreiche merkwürdig« Thatsachen gefunden worden sein. Di« merkwürdigste dieser Beobachtungen wäre jedenfalls der Transfer!. So bald nämlich durch Auflegen eines Me slelle ihre Empfindlichkeit wieder er, talls die vorher unempfindliche Haut langt hat, ist genau an der entspre chenden Hautstelle auf der anderen, vorher normal empfindlichen Körper. herein auf die normal empfindend« Hautstelle, so entsteht hier eine unem pfindliche Zone, während die entspre chende Hautpartie auf der anderen, un empfindlichen Seite normal empfind lich wird. Dabei stellte sich weiter her aus, daß nicht nur aufgelegte Metall platten, sondern auch verschiedene an dere Mittel genau denselben Effect her vorbringen. So können durch groß« Magnete, durch schwache galvanische Slröme oder auch statische Elektrizität, ferner durch schwingende Stimmga beln, Senfteige u. A., die Erscheinun gen des Transfer! hervorgerufen wer den. Eine befriedigende Erklärung dieser Phämomene, die von einem gro. Ben Theile der wissenschaftlichen Welt mit berechtigtem Mißtrauen betrachtet werden, hat man bis jetzt vergeblich ge sucht. Unglaublich. Schneider: „Hier bringe ich den bestellten Anzug. Kostet achtzig Mark!" Studiosus: „Warten Sie, ich will Ihnen den Be trag gleich zahlen!" Schneider' „Herr! Zum Narren halten lasse ich mich nicht!" Derber Bescheid. Gigerl) „Herr Toctor. ich habe Sie ruse» las sen. aber ich muß gestehen, daß ich gar ihn doch!" Verkannt. „Ter Herr Di rector scheint ja seinen Schauspielern gegenüber einen riesigen Hochmuths- Dunlcl 'raiiszukehren." „Tos ist keineswegs dcr Fall: nur halt er sich von ihnen auf Vorschußweite fern." 3
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