2 »t« Mutter und ihre Ktnder t» Ar«i«n. Dieses Thema tritt nun mit dem Er scheinen der Sonnentage an die Müt ter heran, deren Pflicht es ist, ihren «ntwickelungSbtdürstigrn Sprößlingen mögligst viel Aufenthalt und Bewe gung in der herrlichen Frühlingslust zu verschaffen, und den wohlthätigen Einfluß des unersexbaren Sonnenlich tes, sowie der reinen Luft auf dieselben einwirken zu lassen, während der Ge mahl an seine streng, inne zu haltende» Arbeitsstunden gebunden ist. Wir hatten nun Gelegenheit, eine Mutter dabei zu beobachte», die mit ihren drei kleinen noch nicht fchulpflich tigen Kindern an einem Tische in einem Garten der Umgebung Platz genom men hatte. Si« selbst, der kleine Knabe, aber am allermeisten die in der ersten Entwickelung sich befindenden Mädchen waren nach der neuesten Früh jahrsmode gekleidet, lttzttre in tadellos stralende« Weiß. Di« b«weglichen ju gendlichen Körper sitzen keinen Augen blick ruhig, die Augen nnd mit ihnen »er Kops drehen sich nach allen Seiten, denn der reg« Geist sucht AnschauungS objett«. „Sitzt doch still," tönt «S ih nen in verschiedtntn Variationen ent irgen. Nicht lang« währt eS, so sitzen sie. während di« Mama liest, m>t ih >«n schönen Kleidern im Sande. Schelten, Abputzen. Schlagen aus di« ,anz beschmutzten Hände ist die Folge, kerger einerseits, Weinen andererseits »och dazu. Kaum haben sich die Gesichter wieder zeglattet. ist die Be weglichkeit auch Mie ter da, eins .ist schon wieder vom Stuhle herunter; nach dem Schellen be sinnt es sich erst, daß ihm das verboten var. Endlich nach vorh«rgehend«m Frag«» dürfen sie sich Dies oder Jenes ansehen. Allein wie erscheinen sie wie der! Hier und da schimmert aus dem so empfindlichen Weiß ein häßliches Srau, das Gesicht ist beschmutzt: eines von den kleinen Geistern, die überall hinschauen, nur nicht aus die unbehol fenen Füße, ist gefallen. Welcher Schrecken für die «kama! Eins ist klar. Vergnügen wann diese zwei Stunden Aufenthalts im Freien An wem ljegt die Schuld? Der Mutter Ergötzen liegt im Anschauen ihrer Liebling«. Schön sollen fie sein schon in der früheste« Jugend. Die Kinder jedoch sind noch nicht einmal im Stande, sich selbst zu beherrschen, sie folgen «inmal d«m unwiederstehbaren Drange, den die allweise Natur in si« »elrgt, d«m für di« körptrlich« Entwick lung auß«r»rde«tlich nothwendigen staktor, dem Drang« nach Bewegung. Den wohlthätigen Einfluß von Luft und Licht hat die Frau Mama ihren Kindern wohl erlaubt, aber keine Be wegung. ES darf den Kindern natür lich nicht ein z« tolles Herumtreiben mit wüstem Geschrei erlaubt sein, al lein Bewegung ist ihnen nöthig im und zur Nachahmung empfohlen wer den. Andere Völker find bezüglich des stets geputzten Aussehens der Kinder nicht so penibel. Ein Pädagog, wel cher England durchreiste, berichtet: .Wenn hier «in Junge nach einer Bierielstunde noch reine Hände hat, ganz frti von Weil ihr ihre Kinder im tadellosen Staat gesal len, verlangt sie, daß sich dieselben ihretwegen bezwingen gegen ihren Na turdrang. Sie läßt sich nicht herab, die natürlichen Eigenheiten ihrer Schutz befohlene zu berücksichtigen. Der Er zieher bat diese nur nach dem Guten und Anständigen zu leiten. Natürlich verfahren nicht alle Mütter 112», leider aber dach ein großer Theil. «ptzort««e«r. Die köstliche Perle ruht nicht blo» an dem Rand des EhampagnerkelchtS. Dichtertraum ist wie der Wein: Wahrheit schließt fein Funkeln ein. Gesicht nicht zeigen, das nennen die Leute sehr — verkehren. gemacht. Ob sich das Schaf wundert, wenn eZ geschoren wird? würdige Pers»n^ Man benützt oft* einen guten Aus spruch zu einer schlechten Ausrede. Wär' jeder ReiHe ein Wohlthäter, wie wobl tbät' er. Ja das«? Dienstmädchen: .Der Herr Registrator kennen mich wohl Nimmer? Hab' ja bei Ihne» gedient!" Registratar: „Ja, liebe» Kind, glauben Sit denn, ich erinnere snich an alle Dienst«ädchen. die meine Frau gehabt hat?!" Dienstmädchen: .Aber mich sollten Sie doch kennen, di« iNanni! Hab' ja fast acht Tag' bei der gnä' Frau ausgeholt««!'' I Gute Ausrede. Sie: .Aber Männchen, warum mußt Tu denn eigentlich jeden Abend in di« Kneipe gehen?" Er: .Ja, schau', lieb S Weiderl. wenn ich alleweil da heim bleib', kann ich ja nie Sehnsucht nach Dir haben!" Unterschied. Welches ist der Unterschied zwischen «in«m Herrenabend und einer Damengesellschaftf Be« .inem Herrenabend kann man sich herr sch, in einer Dam«ngestgschaft aber 4«nz damisch unterhalten! / ' « .1 Dt« Stlavi« de« Todt»«. I. Obwohl keine Freundin jener imm«r mehr schwindenden Sitte, sich in Ge sellschaft mit einer Handarbeit zu be schäftigen, entschloß sie sich endlich doch dazu, nun saß sie da und sitckte mit bunier Seide an dem alldeutschen Muster einer winzig kleinen Thee servietle. Sie war ein vollerblühteS, schönes Weib voll Stolz und Selbstbewußtsein schlank, ebenmäßig von Gestalt, mit «dlen, durchgeistigten Zügen. Wie sie so, das blonde Haupt über die Arbeit gebeugt, in der lauschigen Sophaecke saß, lachte fie plötzlich halb laut aus. metrock! der ihr gegenüber saß, möcht« ihr Lachen wohl aus sich beziehen, den» er fragte mit bitterer Betonung: „Sie lachen nun wohl über mich, Ida?" „O. durchaus nicht", erwiederte si« heiter. Tann aber setzte sie mit eine, gewissen Entschiedenheit hinzu: „Uebri genS möchte ich um eine weniger ver trauliche Ansprache bitten, Herr Wag ner!" Die Zurechtweisung beschämt« ihn ei» wenig, dann aber regte sich auf's Neu, fein zurückgewiesenes, beleidigtes Ge fühl, und noch viel bitterer als Vorhiv sagte er: „Gut denn! Also meine Gnä digste! Aber ist das mein Verschulde»? Warum verwehren Sie mir —" „Fragen Sie schon wieder an?" gab sie kalt znr Antwort, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken. „Ich bat Sie doch in allem Ernste, diese Sachi nie wieder zu berühren, und Sie ver sprachen mir für heute wenigstens— ein angenehmer Gesellschafter zu sein. Ich sreute mich auch auf eine heiter« Plauderstunde an diesem abscheulichen Regentage. Dieses Wetter ist ja trost los! Si« ab«r setzten sich hin. schlangen die Arme ineinander und starrten fin ster in die Lust. Vergeblich wartete ich wohlgezählt« fünf Minut«n auf den Ansang Ihrer mir verheißenen Unter haltung: dann griff ich zu dieser Stik kerei und mutzte darüber lachen, daß ich mich eben mit dem hier beschäf tig«." „Ist das so lächerlich?" .Warum?" Er sragte nur, um anzuztigen, daß «r zuhöre; doch bei der Sache war er nicht. „Wie sich der Mensch doch verwan deln kann, oder vielmehr, wie ver änderte Umstände den Menschen selbst ganz umdrehen wie eine Wetterfahne! In der Theorie läßt sich eine Sache ganz gut vertreten, und eine andere verwerfen; doch in der Praxis ist « 'was Anderes." „Sie wollen doch nicht Philosophi ren?" rief er, ihr Geplauder unterbre chend. „Nur daS nicht—nein! Mein Kopf ist dazu nicht in Ordnung." „Beruhigen Sie sich, ich will nicht Philosophien", versetzte sie lächelnd. „Ich wollte nur von mir sprechen, mich über mich selbst lustig machen. Seit Jahren habe ich stets den Grundsatz vertreten, daß die Sitte, in Gesellschaft Anderer zuarbeiten, eigentlich eine arge müssen wir doch Gastfreundschaft erwei sen: darunter sollte man zarteste Rück sichtsnahme und möglichste Selbstver leugnung verstthen nicht wahr? Ab«r das wird wohl bestätigt, wenn di« Hausfrau nichts Besseres zu thun weiß, Augen ausschließlich zu widme»? Fort mit dir! Ich will nicht länger un höflich fein!" Lachend warf si: di« Arbeit fort. .Sie sind doch «in« richt schwerfällig« Teutsch«", wandte er lächelnd und wider seinen Willen angeregt «in. .Wie kann man sich denn über jede Kleinigkeit solche Gedanken machen?" „Jawohl, ich bin eine schwerfällige Deutsche", entgegnet« sie heiter. ..Sie aoer find oft so empfindlich, wie eine Verliebten!" Am liebsten hitte sie sich dajür auf de? Mund geschlagen. „Gott schütze Einen vor der Liebe, Hütten Sie besser sagen sollen", erwi auch untersagen ich kann nicht an ders ich muß ich muß davon sprechen. Wenn Sie schon kein Ein enden haben fehlt es Ihnen denn auch a» Phantasie? Können Sie Muthe i^l?" Sie gab ihm keine Antwort. Sie saß zurückgelehnt im Divan und blickte Unbehagen, als mit Theilnahme, und Helsen Helsen konnte sie ihm nicht. Sie hatie ihn nie ernst genominen. Er wird schon zur Besinnung kom men! Jetzt aber schien es ihr doch rathsam, ihn ernst zu nehmen und ihm idamit auch voll« Klarheit zu gebe«. „Haben Si« denn kein Wort für mich?" begann er nach längerer Pause neuerdings, ind«m er aufsprang, vor sie hintrat und fi« mit düst«r«m Ack > betrachtete. ! Sie schien ihm schöner als je u» ihrem Sinnen. ES milderte das Stolze und etwa« Hart« ihr«r Zllg«. j und dabti trat «in Ausdruck von Mii- I digkeit uud ung«stillt«r Sehnsucht um ihren Mund so recht hervor. „So sprechen Si« doch!" ri«f «r er» > r«gt. .Ei» Hund, d«r sich vor Ihnen in Oualen winden würde, bekäme ein «itteidigeS Streicheln, «in« beruhigende j Liebkosung von Ihrer Hand; mich aber lassen Sie ganz ungerührt zu Grunde gehen! Sind Sie denn wirtlich ganz ohne Herz?" „O nein." «rwiderl« sie nun mit Uesen, Ernste. Ich habe «in Herz, aber es sühlt nur Mitleid keine Liebe weder für Sie, noch sür sonst wen. Und dann ganz abgesehen schon sür das Leben binden? Ein Künstler bleibe srei die Muse allein sei seine Braut. Hängen Sie sich nicht an ein Weib, Ihre Muse würde sich dafür rächen. Hören Sie auf meine Worte Sie werden Ihnen im Au genblick« wohl wehe thun, aber später nünftig. Gilt'S?" Sie hielt ihm die Hand hin. Er ergriff dieselbe, drückte einen leiden schaftlichen Kuß darauf, und ehe sich di« junge Wittwe dessen versah, lag er ihr zu Füßen. „Erich!" rief sie erschreckt. „WaS thun Sie? Stehen Sie auf!" Er rührte sich nicht. Sie wurde roth vor Unwillen, dann bleich vor Erregung. „Erheben Sie sich augenblicklich!" herrschte sie ihn an. „Sie sind herzlos, grausam!" .Nein, Erich, ich bin's nicht," ent gegnete sie traurig lächelnd. „Sie thun mir weh damit—sagen Sie mir s nicht wieder. Si« thun mir auch mit Ihrer Liebe weh ich will Sie nicht leiden sehen, darum wünschte ich, Sie blieben fern und versuchten es, mich zu vergessen. Ich kann Ihnen nicht an gehören ich darf nicht Heirathen mich bindet ein Gelöbniß." „Ein Gelöbniß?" fragte er er staunt. „Ja." sagt« si« wehmüthig. „Ich schwur es meinem sterbenden Gatten in die' Hand, ihm wie er es »ach mei nem Tode gethan haben würde die Treue über s Grab hinaus zu halte». Er starb so jung, und niemals werde ich seine Grabesruhe durch einen Mein eid störe». Jetzt wissen Sie eS. Herr Wagner, und jetzt so hoffe ich werden Sie sich und mich nicht länger quälen. Versprechen Sie mir das." „Versprechen? Nein! Ich kann es nicht! Was sollte ich Sie und mich darüber täuschen? Tie L«b«nden haben Recht! Wie darf ein Todter uns um'S LebenSglück betrüge»? Wie darf ein Todter ein schönes, junges Weib aus Lebenszeit zur Entsagung verur kheilen?" Sie sah starr vor sich hin von ein«r bitteren Regung übermannt. Doch nein, und nochmals nein! Sie durste mit dem Schicksal nicht rechten! Freiwillig hatte sie eS auf sich genom men und Richard Richard hatt« sie so sehr, so überfchwänglich geliebt, mehr als sie ihn. So stand sie tief in seiner Schuld, und es war einfach eine heilige Pflicht, wen» sie nur seinem Angedenken lebte. Dieser Gedanke be nahm ihr »un, wie in so manchen muthlofen Augenblicken früher, alle? Bittere. .Ich bin ihm endlose Liebe, wan dellose Treue schuldig, und nichts wird mich von meiner Pflicht abbrin- H 5, l lb ten Europa sollte eS möglich sein, daß Wittwen derart ungeheure Opfer brächten und sich als freie Lebewesen zu Sklavinnen der Todten hergäben?" Er unterbrach sich i'lötzlich, schlug sich vor die Stirne uno starrte in'S Leere. Wortes „Ah, die Sklavin eines Todten!" fuhr er nach kurzer Unterbrechung fort. .Ich hätte gute Lust, ein derartiges Bild zu malen: ein Mausoleum ernste, strenge, düstere Pracht drau ßen lockt die Welt. daS Leben und die Liebe und drinnen, an das Grab mal angekettet, ein junges, schönes Weib, das ihre Züge trägt, den schwar zen Wittwenschleier um das blonde Haar geschlungen, im Blick der blauen Augen stille Verzweiflung und auf glimmende Empörung, um den zarten Mund ein Zug herber, peinvoller Ent sagung. Und die Ketten drücken sie seinrr bleichen Knochenhand. er unbarmherzig ' ein unschätzbares Kleinod. Die Sklavin des Todten! Ja, meinte Phantasie entflammt si^ den danach haudeln! Ein Lebender wird den Todten in Ihrer Seele tSdten und —" „Nein!" unterbrach sie ihn kalt, schroff. „Nein, niemals! Reden Sie nicht mehr davon --- ich will'S nicht hören!" Er erbleichte neuerdings bis- in di« Lippen. „Ist das Ihr letztes Wort?" „Mein letztes." „Nun, dann leben Sie wohl!" Er sprach mit Ausbietung seiner ganzen Selbstbeherrschung, machte ihr »ine Verbeugung und ging mit festen werde. Ihre erste Regung wac'S, ihn zu rückzurufen, allein der Trotz verwehrte ihr'S. 2. ging fie im Zimmer auf und ab. Plötzlich blieb sie. wie von einer ge heimnißvollen Macht angezogen, vor dem Bilde ihres verstorbenen Mannes stehen und betrachtete «S mit schmerz- Mann hatte fie so über alles Maß ge liebt, daß er voll Eifersucht fie von der Welt ganz abschloß. Und einmal gab eS einen Visen Auf tritt zwischen ihnen. Die funge Frau lehnte sich gegen dieses Abschließungssysiem des Gatten offen auf. es tam zu leidenschaftlichen des neugeschlosjenen Friedens gelobten sie sich. Eines nur für das Andere zu leben und zu sttrben gelobten sich Liebe und Treue für Zeit und Tod. schäftlichen Angelegenheiten verreis«,,. Er blieb ein Vierteljahr fern, und als er wiederkam, schien er seiner jungen thet in sein Zimmer trat, in tiefes Sinnen versunken dasitzen, den Blick in'S Leere gerichtet, und dabei gab er sich auch oft ungemein nervös —nervös bis zur Zerfahrenheit. Nun quälte sie im Stillen di« Be fürchtung, daß er ihr irgend ein Ge heimniß verberge, und sie zermarterte sich den Kops, was es wohl sein könnte. Errathen tonnte sie es nicht und fra gen wollte sie nicht. Er sollte es ihr selbst sagen, er selbst so viel Vertrauen »u ihr haben, ihr Alles, was ihn anbe traf, frei zu bekennen. verzweifelnd darüber, fein schönes, heißgeliebtes Weib erlassen zu müssen, noch mehr aber gequält von dem pein vergessen. Am meisten aber quälte ihn ein Anderes, das in Worte zu fas sen er nicht den Muth fand. jungen Frau. Sie wußte eS nicht, ähnle es nicht, sie deutete eS falsch und handelte da nach. Trostlos, verzweifelnd über daS frühl Sterben des «geliebten Mannes, be stürmt von reuigen Gedanken über ihre lind sie mahnte, ihr Gelöbniß stets hei teren Geistes, frohen Muthes halten zu können. Sie errieth ihn nicht, errieth nicht, daß er an der Schwelle der Ewigkeit alle menschliche Selbstsucht und Unge spräche bitterer Zweifel aus seinem Blick, und um ihm auch den letzten Zweifel zu benehmen, sprach sie noch einmal laut und feierlich: „Ich schwöre es!" Da kämpfte der Sterbende den letz te» Kampf mit dem entfliehenden Le ben. In seinen Zügen arbeitete es schmerzlich, als er mit lib«rmcnschlicher Anstrengung der Lebenstrast die schwin denden Lebensgeister bahn«» wollte. Und eS gelang ihm. Er richtete sich halb auf. „Nein!" kam eS von seinen mehr sten Augenblicke sank «r todt zurück Fünf Jahre waren seitdem hinge schwunden. Sie waren ihr recht lang, si« sich immer wieder überwund«». N«in! ES durfte ihr nicht schwer fallen! ES war süß und erhebend, eine auf sein Bild sah, da schien es ihr ur plötzlich, als prägte sich aus diesem feingeschnittenen Mänr.erantlitz kein« Gut«, keine Großmuth, keine Men schenliebe aus. Jeder Zug schien ihr herzenskalt, selbstsüchtig, nnd der Aus druck der hellen Augen so stolz, herrisch, zwingend, daß eS ihr wehe that. Wsin si« ihn für b«ss«r g«halt«n hätte, als er es airilich gewesen »ar! Wenn er und starrte beinahe entsetzt da- Bild an. Belebte es sich «irklich, oder schien ej nur ihrer ausgeregtcn Phantasie, als „Alles nutzlos ich halte Dich ich lasse Dich nicht frei!" Ei» Schauder flog sie an das Nerven quälte, so unermüdlich, daß S schien, als wollt« «S für Z«it und Ewig l«it nicht aufhören. Trüb, grau un» Jede Sekunde schien ihr eine Ewig keit voll dumpfer Qual. Und war es nicht, als folgte ihr allüberall hin das Augenpaar »ort oben mit dem Her- Blicke, der ihr zu sagen schien: „Laß alle Hoffnung fahren Du gehörst mir!" Entsetzen faßte sie; dann fiebernd« Erregtheit. Weh' über sie, daß sie kein Kind be faß! Das w.ire Trost und Halt gewe sen in ihrer elenden Vereinsamung, in ihrer schrecklichen Verlassenheit. Und plötzlich überkam si« ein qualvolles Ver langen nach Trost, ein rasendes Begeh ren nach Zärtlichkeit. Dort, in dem Nebenzimmer, das sie, weil es sein Arbeitsraum gewesen nach seinem Tode pietätvoll hütet«, tonnte sie finden, was sie suchte. Der Schreib tisch, daran er einst gesessen, barg Zärtlichkeit und Trost. Dort hatte er die Aufgeregt und ungeduldig zerrte si? zu start an dem Kettchen, es riß entzwei, und der Schlüssel flog in die offen« Lade hinein. ES klang hohl. Si« wurde stutzig. War da etwa noch ein Fach verborgen? Sie suchte, prüfte, tastete immer derselbe hohle Klang, und endlich fand sie auch die fast unsichtbare Feder. Ein Druck, und vor ihren erstaunten Blicken lag auch dabei es fühlte sich wie ein! Photographie an. Eine Weile starrte sie mit scheuer Neugier das Päckchen an, dann öffnet« sie entschlossen das rothe Band, den stark vergilbten Umschlag. Obenauf lag ein Bild das Bild eines junge» Weibes voll Liebreiz und annmthiger Schönheit. Rasch wandle sie es um. Da stand auf der Aückitile in zierlichen Schrifk -1886^"" Im Juni jenes Jahres hatte Richard in Gejchäftsangelegenheiten, die ihn Tode. Ihr flimmerte eS vor Augen, in ihrem Kopfe schwirrte, brauste, dröhnt« es. Sie preßte die fieberhaften Hände an die hämmernden Schläfen, sie zwang Alina, die damals als Schauspielerin in Prag weilte, im Theater kennen ge lernt. sich in sie verliebt, so leiden schaftlich, so maßlos, daß in ihm der Wunsch entstand, seine Ehe scheiden zu lassen. wiS vielleicht auch geschehen wäre, hätt: Alma der unbesiegbaren di« ss grausam verrathene, zurückge setzte Gattin, um ihr Lebens- und ihr Menschenrecht, um ihre Willensfreiheit fein, das war unmöglich, daß Richard eines solchen Frevels fähig gewesen wäre! Sie rief sich Alles in'S Gedächtniß zu- SterbenS. jener letzte Blick, fo voller Jammer, Angst und Oual O, nun erst konnte sie ihn deuten nun erst wußte sie, daß Richard gestor ben war, trostlos darüber, daß er ihr nicht mehr deichten, ihre Kette nicht mehr sprengen tonnte. Nur ein Wort noch hatte er hervorgebracht Auch das verstand sie nun, verstand nun, was dieses „Nein" bedeuten sollte feinen Verzicht und mehr als daS: fein bewußtes und entschiedenes Verbot ihres Schwures. Eine furchtbare Erschütterung kam über sie. Qualvolles Mitleid mit dem Armen, der so schwer gestorben war, «eil er sein Vergehen nicht sühnen konnte. Und doch empfand sie gleich zeitig auch ein überfluthendes Gefühl von Freude. Sie war nun frei, nicht mehr des Todten Sklavin. Und »un nun glomm es auch in ihrer Seele auf erst leise, dann in auflodernder Flamine die Liebe zu dem Manne, den sie vor wenigen Stun- den erst fo jchwer gekränkt, so tief d«-! l«idigt halt«, und mit erdrückender Schwere fiel es ihr auf das Herz: .Wen» er nun unversöhnlich wäre?" I. Stolze in einem Briese unumwunden Abbitte leistete dafür, daß sie ihn so schwer gekränkt hatte. Er schrieb ihr sehr kurz, sehr kühl, sehr höflich, er habe länger leinen Grund mehr, ihr zu grollen, da sie ihn ja nicht mit Uederlegung verletzen wollte. Sie möge also vollständig be ruhigt sein und sich nicht mehr mit Selbstvorwürfen quälen. Sie fühlte sich darüber schwer ent täuscht, bitterlich beschämt. Sie hatte ja mit Sicherheit darauf gehofft, daß er auf ihre Zeilen hin gleich selbst wieder kommen würde. So oft die Glocke im Vorgemache ertönte, schrak sie jäh zusammen und lich. aller Kunstliebhaber wieder mit einem großen Bilde: „Die Sklavin des Tod ten" vor die Oeffentlichkejt treten werde. Nur die intimsten seiner Freunde hät ten es bisher geiehen. ES sei ein Werk von größter Schönheit und Genialität trieb es Ida aus. Diesmal Er stand in seinem Atelier vor dem vollendete» Bilde, das er genau so ge schaffen. wie er eS ihr in jener Stunde düstere Pracht draußen sonnige Na turschönheit und lockende Weltlust; drinnen, an das Grabmal aiuzetettet ein junges, liebreizendes Weib, daS Ida s Züge trug den schwarzen, lang herabwallende« Wittwenschleier um das blonde Haupt geschlungen, im Blick stille Verzweiflung und auf glimmende Empörung, un? de» Mund der Todte in dem geöffneten, auf hohem Katafalke ruhenden Krystallsarge mil seiner bleichen Knochenhand erbar mungslos festhielt das arme Weib auf ewig zu seiner Sklavin machend. Ein bitteres Lächeln lag aus feinen Lippe», und voll Trauer hastete sein Blick auf der Gestalt des Weibes, des lohnt. Da störte ihn leises, schüchternes Klopsen an der Thür aus feiner schmerz lichen Versunkenheit auf. Er rief fast unwillig Herein. Di« Thüre that sich auf und War's kein Traum? Die dort auf der Schwelle stand fo bleich und schön, so gramvoll und bewegt das blaue Auge flehend, voll von namenloser Sehnsucht nach einem freundlichen Willlomnienswort« war Ida! „Erich stammelte sie in ersticktem Tone, mit schmerzlich zuckenden Lippen, gegen. Und nochmals: „Erich!" mil jäh hervorquellenden Thränen in den Augen. „Vergieb mir ich ich Die Stimme versagte ihr. Da wich die Erstarrung, in welch« ihn das Traumhafte, Unglaubliche ver setzt. Mit leidenschaftlicher Innigkeit Stimme, als er ganz außer sich vor Glück rief: „Also bist Du doch gekom men!" „Ja", hauchte sie, sich an ihn schmie gend. „Ich bin gekommen als ein freies Weib. O. Erich. Erich! Du hast recht gehabt: die Lebenden haben Recht! Und hätte ich de» Muth nicht gefunden, für Dich zu sterben, hätte es mir nicht ge fehlt, denn ohne Dich ist mir das Da sein werthloS." niemals überwund«», die er so lange nur voll Qual und Willenskraft be kämpft. Da legt« sie ihm mit seligem Lächeln die Arme um den Hals. Er preßte sie innig an fein Herz, küßte ihr voll Gluth die zarten Lippen und flüsterte erstickt vor tiefster innerer Bewegung: „Ich litt Unmenschliches. Dich meidend. Doch nun ist Alles, Alles gut." Und nun zog mit dem höchsten Glücke in ihre Seele auch der Friede ei», und sie wußte, daß jetzt der Todte seine Ruhe gefunden habe. Ablehnung. Supplikant: „Gnädiger Herr, mir geht's fo el«nd und jammervoll, daß ich ganz ftlt bin. Meine arni« Frau ist seit! zwei Jahren krank, mein Sohn würd« j »o» Wölfen zerrissen, meine unglück- ! licht Tochter erblindet, meine - Ans Haus gefesselt. A.: „Du siehst ja so blas und mager aus?" B.: „Ja, inirist es auch niise ten zum ersten Male wieder auSgegan- " gen." A,: „Du ar-ner Kerl! Was, haltest Du denn?" B.: .Ein Jahr Gefängniß." St»e»l»eure «isendaykfayrt. Eine theure Eisenbahnfahrt von Moideiti nach Riga machte, wie wir in der Rigaer .Ztg. f. St. u. Li»." lesen, tin Passagier der dritten Klasse. Als der?lbendzug Mosheili verlassen un» der Schaifner die Fahrkarten bereits nachgesehen hatte, merlte der genannte Reisende unter seiner Sitzbant ei» zu« sammengelauertes menschliches Welen. Eine solche Rechtsverletzung schien dem i Äewiffenhasten nicht zulässig und s» meldete er die Entdeckung des muth maßlich sahrlartenlosen Knaben dem Zugbeanite», welcher alsbald erschien, aber de» Deiiunzirte» nicht sofort ent- seclen tonnte, da dieser, die bevor» . siehende Gefahr ahnend, seine ohnehin winzige Gestalt vollständig in die iußerfte Ecke eingezwängt hatte. Auch »er Passagier spähte eifrig nach dem Missethäter, wobei ihm beim Bücken aer Hut herabfiel und unter die Bank collte. Im nächsten Augenblick war Iber auch der sonderbar« Fahrgast her ausgezogen. Doch zum Erstaunen Aller zog der zitternde Ileine Junge sein wohlbezahltes Billet von Mosheili nach Riga hervor und zeigte es dem Schaff, n r. Da das Billet in Ordnung war, fragte ihn der Beamte, weshalb er sich denn eigentlich unter der Bank ver krochen habe. Ich fiirchte mich vor Gendarmen, weil ich ohne Paß reise, erwiderte der Bursche, worauf ihn der Schaffner beruhigte, daß er deshalb im Auge sich ganz sicher suhlen könne. Mehrere Stationen weiter wurden den Reisenden die Billets vom Eontroleur selbst abgefordert. Der Beamte nähert« sich schließlich auch dem Herrn, welcher ! vorher den kleinen Jungen als blinden ! Passagier angezcigt hatte und jetzt be haglich ausgestreckt auf einer Bant j schlies. „Dort ist mein Billet!" ver setzte er auf die Frage des Controleurs und wies mit dem Finger auf den Rand seines Hutes. .Ich sehe da aber nichts", meinte der Beamte. „Wie nichts?" und erschreckt faßte der Reisende nach seinem Hute, hinter des sen Rand er sein Billet gesteckt hatt«; Ahnung, daß der Schlingel unter der Bank den Hut geplündert haben mußte, .als dieser ihm aus die Nase gefalle» ! war, aber beweisen konnte er das nicht. Dem dilletlosen Passagier blieb nicht» i Anderes übrig, als auf der nächsten «tatio» das doppelte Fahrgeld für die zurückgelegte Strecke zu bezahlen und außerdem ein frisches Billet bis nach Riga zu lösen. Wer aber den Schaden hatte, brauchte für den Spott nicht zu sorg en. Malsch« und «cht« Eine allg«mei» bekannte Thatsacht ist, die Echtheit des Diamanten nach seiner Härte zu prüfen, welche so groi ist, daß nur ein anderer Diamant Ein» riffe auf ihm hervorzubringen vermag. Diese Härte dient den Juwelieren g«» mcinhin als Probe für die Echtheit de» Steines. Eine zweite EchtheitSprib« beruht aus der Thatsache, daß Reibung, aber nicht Hitze ihn elektrisch machen, und diese Eigenschaft dient dazu, ihn vom,TopaS und vielen anderen Stei nen zu unterscheiden. Eine weitere Art, sich von der Echtheit eines Steines zu überzeugen, besteht darin, daß man in ein Stück Kartenpapier mit einer Nadel eine Oeffnung stößt und durch dieses Loch den Stein betrachtet. Ist er falsch, so sieht man zwei Löcher, ist er echt, nur eins. Eine noch einfachere Methode befolgt man auf diese Weise: man hält den Finger hinter den Stein und sieht durch diesen wie durch ein Vergrößerungsglas. Ist der Stein echt, fo vermag man das Hautgewebe nicht zu unterscheiden, bei einem fal stäii»ig, sobald man durch ihn hindurch sieht, bei einem falschen Steine bleibt sie sichtbar. Auf dem Aachener Eon» greß war auch Angelila Eatalani er schienen, um sich vor den dort versam melten gekrönten Häuptern, Feldherren und Diplomaten hören zu lassen. All» huldigten der unvergleichlichen Sänge rin. der Kaiser aller Reußen an der Spitze. Ihr Erwählter aber war kein Anderer, als der alte Blücher, der wackere „Marschall Vorwärts". Eines AbendS hatte sie wieder in einem Hof concert gesungen und unter Anderem auch die gr >ße Arie der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte" un ter rauschendem Beifall vorgetragen. Am krästigsten klatschte der alte Btü- Schnurrbart drehend, trat er auf die Sängerin zu und sagte: „Hören Sie. das war ein schöne» Stück. Singen Sie doch noch etwas aus der .Zauber» flöte"."—„Ja, was denn?" fragte die Eatalani. „Den Vogelsänger." „Dm kenne ich nicht." „Nicht? da»» will ich ihn Ihnen vorsingen." Und damit begann Blücher mit seinem rauhen Baß überlaut zu singen: „Der Vogelfänger bin ich ja.. .." —„Bravo, B iicher!" rief Kaiser Alexander und gab damit das Zeiche» zu allgemeinem Beisall. „O," rief Blücher geschmei chelt, „ich lann den gdnze» Papagen» auswendig," und frischweg begann er sofort: „Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich " Noch stürmischerer Beisall lohnte ihm und unter ungeheurem Jubel gab er schließ lich noch die „Schöne Minka" zum Be ste». Der Eatalani standen vor Lachen besiegt!" Muckl, wo warst Du denn so lang? Mei, g'raiift hab » mir halt, Vater, im Wirthshaus: zwei Maßkrüg' hab n f' mir an' Kopf g> worf'n und den Arm hab'n s' mir arg verschlag',,!" „No ja. wenn Du Dich nur unierhalten haftl"
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