6 wtutra»« b«» »«« Mainote« " D«r rauhe Taygetos, der im Silber de« Peloponnes eine weit in s Meei Vorspringende und in dem Vorgebirg Matapan endende Halbinsel bildet, is die Wohnstätte eines tapfern Gebirgs dolkes, der Mainoten oder, wie sie sick selbst nennen, der Maniaien, derri Kand, die Maina oder Mani, allei Stürmen, die über den übrigen Tl>ei des Peloponnes hereingebrochen, stet siegreich standgehalten hat und nich selten die Wiege der zahlreichen Erhe billigen gegen da» Joch der Fremdherr schast gewesen ist. Ter Unabhängig jeitSsin» der Mainoten hat unter and ren kbarallereigenthümlichleiten auck das Gesetz der Selbsthilfe in ihrem an Bersten Gipselpnntte, der bewahrt, trotz aller Bemühungen bei griechischen Regierung, die hierir «benso machtlos ist, wie andere be ähnlichen Erscheinungen, bei denen e sich ebenfalls um tief eingewurzeltl Vorurlheile handelt, wie z. B. dein Duell. . Tie Grundlage des Gesetzes der Blut räche bei den Mainoten bildet der Satz Aug um Aug , Zahn um Zahn! Ei ist ihrem unbeugsamen Eharakter un sagbar, da« die Verletzung der Ehre, und aIZ solche fassen sie auch den Morl auf, nicht in derselbe» Weise geräch werben »iiifse, wie sie zugefügt worden ist; danach richtet sich also auch dii Art der Rache, Schlag wird durH Schlag, Mord durch Mord' gesühnt, und das Gesetz unterliegt nur kleine» Modifikationen, indem bei geringen Beleidigungen, wie z. B. Schlagen, die That als gerächt erscheint, wenn dii Beleidigten auf den Thater geschossen haben, gleichviel, ob mit oder ohne Er lolg. Die Verpflichtung, für die Sühn, Sorge zu tragen, liegt den Blutsver wandten ob, dagegen sind die Verschwä gerten ausgenommen, ja es toniint vor. i>aß diese sich einander im Kampse Heinde gegenüberstehen; und vor »ich! hmger Zeit erschoß im >iampfe der Schwiegervater den Schwiegersohn, nachdem die Blutsverwandten des Er steren mittlerweile mit der Familie des Letztere» in den Bann des Blutes ge treten waren. Wahrend nun zuerst dil nächsten Blutsverwandten die beleidigt! Ehre, und in den meisten Fällen Han delle es sich um Mord, reinzuwaschen suchen, indem sie dem Thäter oder einem seiner Sippe ebenfalls nach dem Leben brachten, werden allmälig immer mehr Theiliiehmer in den Kamps hineinge zogen; die feindlichen Parteien stellen die beste» Kämpen auf, um ein mög lichst großes Resultat z» erzielen, un« liehen die gesürchtetstenGegner aus dem Spiele zu bringen, zu welchem Zweck« außer dem direkten Angriffe auch andere Mittel, wie wir Weiler unten sehen werden, bei Gelegenheit benutzt wer den. x So reiben sich die Parteien gegen seitig auf, zuweilen bis zur gänzlichen Bernichlurig, wenn es nicht Irgendwik zu ein.'c Versöhnung kommt. Es kann sich Nil» treffe», daß die Rache für «inen verübte» Mord aus irgend einem Grunde im Augenblick nicht möglich oder wenigstens nicht rathsam ist. In diesen, Fall ' erscheint es nicht als un «yrenbast, dieselbe zu verschieben; die beleidigte Parlei wartet einen geeigne ten Zeitpunkt und einen günstigen Ort «b, u»i das Blut zurückzunehmen (~fie bewahrt das Blut"). So kann Plötz don diesem gar nichts weiß oder die That vergessen hat, und an einem Ote. der von dem Schauplatze demsel ben wit enlfernt ist. Ter Sohn des Ermordeten wird von der Mutter mit wenn jener, kaum im Stande, das Ge wehr zu handhaben, sich beeilt, den Au'trag zu erfüllen nnd selbst zum Mörder zu werden, sei es auch nur als ÄZergelter früherer Unthat. Sobald ein Mord vorgefallen ist. zieht sich die Familie des Thäters in ihie Behausungen zurück. Es ist das um so leichter, als »ach angestammter Sitte die z» einer Familie Gehörenden ,en sie sich, so gut es geht: auch sind die Mauser uud Thürme Iresflich für den «yuerillalrieg eingerichtet. Tie untern Ncustcrvfjnungen werden mit Steinen »iusgesüllt, so daß nur die nöthigen Schießscharten offen bleiben. Traußen lauert die Rache; hiuler jedem Baum r>»er Strauch, hinier f'dcm Felsblock L,»» der Feind im Anschlage liegen. blicken läßt, gibt em willkommenes Ziel snr die »iugel der Rächer. Lst ent wickeln sich ganze Schlachte» zwischen den väiiiern und Thürmen, wenn die beiden Parteien sich nahe genng Wöll men. Aus den Fenstern der oberen Stockwerle und von den Plattsormen .der Tächer fliegen die Geichofse hin und der; selbst die Frauen, tenen sonst die Wervilichlung der Rache niht obliegt, nehmen zuweilen Theil 'an dem allge ineüicn Kampse »nd handhaben mit besonderer Geschicklichkeit die Schleuder. Nur ein Mittel gewahrtem bedrohten Theile außerhalb seiner Mauer» Schlitz. Das ist der sogenannte Helfer oder .Begleiter", nämlich ei» Mitglied einer anderen mächtigen Familie, die dem Streite fern steht. Seine Gesellschaft schützt unbedingt, sogar unter den Fen stern der Gegenpartei selbst, aber nur Hx» Zage; bei Nacht wird aus ihn keine Rücksicht genommen, weil man ihn nicht zu ertemien braucht. Die Lösung des Zwistes durch die <N«richt« ist von keinem Belang sür d» «eiheiligten; kein Uriheil kann die Zu rücknahme dcs Blu;es von Seiten der beleidigte» Familie ausheben. Toch «wird das Einschreiten oes Gerichtet osl u Zwecken benutzt. die der Absicht des elben allervings wenig entspricht. Einerseits suchen die Parteien sich gegen eitig zu schwachen, indem jede möglich? nele Glieder der andern in den Prozeß »ineinjieht und dem Gesängnisse zu uhrt: andererseils kommt es auch wohl >or, daß die undenkbarsten Mittel aus ledoten werde», um den Gang des Rechtes zu vereiteln, daß z. B. de« öruder des Gemordeten den wirklichen !häter als nichtschuldig bezeichnet, da nit dieser seiner Rache nicht entzogen ind dadurch die Erfüllung der von den Väter» augestammten heiligen Ver islichtung unmöglich gemacht »werde. Sine Veriöhnnng kann nur nach einer tieihe von gegenseitigen „Thaten" zu Stande kommen, wenn ein gewisses Gleichgewicht hergestellt ist. Toch gib! !s noch eine andere Lösung, die deS .geistigen" Vergleichs, der geschlossen vird, wenn der Thater der Rache zu lorkommt und die beleidigte Familie äm Verzeihung bittet. Er begicbt sich zu diesem Zwecke mil einen Verwandten zu dem Hause jener, zeugt sich vor den Mitgliedern nieder md bittet um Vergebung seiner That ; >araus bedecken ihn diese mit ihren ifleidern, die Eltern des Getödteten ,ennen ihn ihren Sohn, die Geschwi ter ihren Aruder und behalten dies« Sezeichnung auch in Zukunst bei. Indessen gilt diese Lösung sür erniedri. zeno, und dem Mainolen ist ein sri cher, fröhlicher Kamps, bei dem das üeben der Einbildet, entschieden lieber ind erscheint ihm mehr des Mannes «ürdig. So wird denn wohl noch eine Weil« oergehen, bis daß diese eigenthümliche Sitte durch innere Kultur und äußeren Druck verschwindet. In nicht wesentlich »erschiedener Weise eristirt die Blutrache zuch noch auf der Insel Kreta, deren lapsere und tode»erachtende Bewohner mit dem rauhen Bergvolle der Maino len auch in anderer Weise verwandte Züge aufweiten. Monolog. .Hab' heul' Braut gesunden, s« phänomenal, hat mehr Mitgist, als alle bisherigen zusammen genommen!" Sin Schmeichler. Katar.h. der mch nicht nrlasjen ~/teh, dieser Katarrh ist aber ein Gourmand, mein gnädiges gräu- Latonisch. Polizist: .Sie haben einen verbote nen Weq betreten, das kostet süus Mark!" ' Engländer: ~>V«ll, hier hab' Si< Mark sünszig. geb' Sie mir also zehn Billets sur das verbotene Weg!" Zweierlei. (Vor dem Weg gang) grau: Mußt Tu denn heul« 'Abend schon wieder in Teinen Mubi Wann kannst Du denn wieder zu Hause sein? Mann: Heule Abenc kann ich uni zehn wieder bci Dir sein (Nach der Ankunft). Krau: Ig meinte, Tu könntest um zehn wieder hier sein, und jetzt ist die Uhr b'reitt nach zwei! —Mann: Ganz recht Frau, ich tonnte wohl, aber ich wollte nui nicht! Ein fideler Schwieger sohn. Alter Herr: »Wissen Sie, Herl Baron, heirathen ist keine Kunst man muß aber auch eine Krau, bezie hungsweise eine Familie unterhalten können." Kreier: .Da werde ichs nicht sehlen lassen. Gnädiges Kräuleir soll sich samos oinüsircn. vi« Boomer« für «heroke« «trtp. Die Geduld der vielen Tausende, welch- an den Grenzen de» sogen. „Che lotee Strip" nuumelir seit über zwei fahren sehnsüchtig aus das erlösende Wort des Präsidenten warten, durch welche ihnen das gelobte Land erschlos sen werden soll, ist nzahrhast bewun )ernswerth. Geduldiges Warten ist in sich so »»amerikanisch. Eine lange Zeit wird damit nutzlos vergeudet, und !in richtiger Yankee würde auch längst >en worden und davon gelausen sein, »m sich einen anderen und lohnenderen „Job" zu suchen. Dieses stille, be schauliche Harren, mit den unthätigen vanden im Schoos!, den träumerischen Klick ans das serne Nebelland gerichtet, hat so etwas Orientalisches. Lazzaroni- Mtes, wie man es in Amerika unter zen fieberhast thätigen Yankees nir gendwo sindet. Eben darum ist das Leben und Treiben dieser „Wartenden", welche zer Zufall an der Grenze eines unge wissen Geschickes bunt zusammenge würselt hat, sür den Beobachter so außerordentlich interessant. Jeder Ein zelne, jede Familie ist losgelöst aus >em bisherigen gewohnten Wirkungs kreise. Man ist bereit, sich irgend iiner Beschäftigung unter gänzlich icuen Vcrhältnlsscn anzupassen, vor lusgesetzt, daß sie lohnend ist. Jeder gedenkt in dem neuen Gemeinwesen den Herrn zu spielen. Man erzählt sich gegenseitig zur Ausmunterung Geschich ten von d 6» Über Nacht ausgehlühten Ltlahoma und seiner Hauptstadt Nuthrie, und wer spekulativ veranlagt st, horcht mit Gier aus Berichte von >en sabelhast gestiegenen Grundstück zreisen. Alle Stände sind unter diesen „Boo mers" vertreten. Nicht znm wenigsten Farmer, doch bilden diese keineswegs aie überwiegende Mehrzahl. Ein Be weis, daß auch das abenteuernde und ist, wie bei jener denkwürdigen Völker wanderung nach Oklahoma im April 1889. Wohl kaum die Hälfte jener ..Boomers" sind noch auf den Heim stätten seßhaft; ihre damaligen kühnen AnsiHrer, Eouch und Payne, welche im vorahnende» Geiste schon als die zn künstigen Senatoren des neuen „Staa tes" Oklahoma verherrlicht wurden, find gänzlich verschollen. Auch die „Boomer" des Eherökee Strip müssen ihren Anführer, ihren Abgott haben „Pawnee Bill". Pawnee dieses seltsame Ge meinwesen in musterhaster Ordnung hält, ist der freiwillig gewählte Anfüh rer dieser buntscheckigen Menge. Ter Geist der Ordnung macht sich ichließlich doch überall geltend; instinktiv sühlt der Mensch, baß, um das berüchtigte liomo liomini luvuz nicht auskommen zu las sen, man sich nach einer mit Ansehen und gebietendem Wesen ausgestatteten Persönlichkeit umsehen müsse. „Der Genius des Bertrauens" blieb auf „Pawnee Bill" haften; man erwählte ihn einstimmig. Kein Widerspruch regte sich, und doch war der Mann nur Wenigen bekannt. Aber als Major Gordon Lillie dies ist sein eigentlicher Name unter sie trat, die kühnen Augen ernst und doch zugleich mild unter dem breiten Schlapp hut hervorstrahlend, da seiene der „Ge nnis des Vertrauens" seinen höchsten Zriumph. „Niemand anders, als Pawnee Bill!" war die Losung, und alle anderen Nominationen wurden zu rückgezogen. Earlqle hatte kein glän zenderes Beispiel von seinem Lehrsatz Pawnee Bill wirklich ein Held? Er ist es jedensallS in den Augen seiner be geisterten Anhänger. Und ehe diese Begeisterung verraucht ist. wird wohl auch der Ehrrolee Strip eröffnet und Pawnee Bill vergessen sein! Zwei Jnschristen. In iiner amerikanischen Nestauraiion in allen deinen Wegen, damit du deinen Fuß an leine» Stein stoßest!" Direkt gegenüber davon befindet sich ein ande- Ueberrock und Hnt, da der Eigenthü mer des Restaurants für nichts verant wortlich ist." Gedankensplitter. Ber- Friihiing. Zur Zeit, als Paolo mit einem hjcken Notenheft unter dem Arm nach Mai land gekommen und »och jede Frau für ihn schön war, da begegnete er das erstemal der „Prinzessin". Die Mäd chen im Puymacherladen hatten ihr die sen Na»i«n gegeben, weil sie ein zarte-Z Gesichtchen und seine Hände hatte, aber besonders deshalb, weil sie etwas stolz war und des AbendS, wenn ihre Ge sahrtinnen wie ein Schwarufvon Sper lingen in die Galerie Viktor Emanuel stürmten, vorzog, ganz allein, in ihren weißen Shawl gebullt, bis zur Poita Garibaldi zu gehen. So hatte sie Paolo, während er musikalischen Ge danken und Traumen der Jugend und des Ruhmes nachhing, an einem jener seligen Abende getrossen, an dem er sich um so leichter suhlte, sich zu de» Wol ken und Sternen zu erheben, je weni ger ihn der Magen und die Börse be lästigten. Es gesiel ihm. den sreund lichen Bildern, die ihm in seinen Me daillen vorschwebten, in jenem'aiunn thigen kleinen Wesen zu jolgen, das raschen Schrittes vor ihm herging und zuweilen das graue Kleid emporhob, wenn sie genöthigt war, aus der Spipe ihrer ein wenig vom Kolh besudelten Stieselchen vom Zroltoir herabzutreten. Aus dieselbe Weise begegneten sie sich zum zweiten oder dritte» Mal wieder und sanden sich endlich zusammen. Sie brach bei den ersten Worten, die er an sie richtete, in ein Helles Gelächter aus! sie lachte immer, so oft sie ihm begeg nete. Hätte sie ihm gleich AnsangS Gehör gegeben, so würde er sie gewiß nie mehr ausgesucht haben. Endlich an einen, regnerischen Abend Paolo besaß damals »och einen Regenschirm— sah man sie aus der einsam werdenden zessin" heiße, und er begleitete sie »ach Hause, bis aus fünfzig Schritte vor dem Thore. Sie wollte nicht, daß irgend Jemand, »nd er »och weniger, als >eder Andere, sehe, in welchem Schlosse, zu 30 Lire für den Monat, die Eltern der .Prinzessin" lebte». Am diese Weise verstrichen zwei oder drei Wochen. Paolo erwartete sie in nuarwind aewäh>en konnte! fit lam flüchtigen Schrittes zu ihm. den Muff vor das kälteroihe Gesicht haltend, und »ahm seinen Arm. Dann unterhielten sie sich, langsam miteinander wandelnd, bei 3 Grad Källe damit, die Steine zu zählen. Paolo sprach viel von Fugen und EanonS, und das Mädchen bat ihn, ihr die Sacht im Mailändi-schen zu erklä ren. AIS sie ihn das erste Mal in sei nem, im vierten Stock gelegenen Käm von der er ihr so viel vorgesprochen hatte, begann sie die Sache, noch wie im Redel, zu begreifen, fühlte ihre Au gen feucht werden »nd gab ihm einen ichönen Kuß aber das geschah viel später. Die Modistin flüsterte leise hinter den Pappschachteln und den Hausen von Blumen und Bändern, welche auf dem Arbeitstische lagen, von dem neuen „Geliebten" der „Princessin", der seiner Schönen niemals auch nur das ärmlich ste Kleidungsstück zum Geschenl mache. Die „Prinzessin" that, als ob sie nicht höre, zuctte die Achseln und nähte still und stolz weiter. Der arme große Künstler der Zu kunft hatte ihr so viel von seinem ein stigen Ruhme und von den anderen folge von „Madonna Gloria" kommen sollten, daß sie ihn nicht beschuldigen loiiiite, sich sür einen russischen Fürsten oder fizilianifchen Baron ausgegeben >u habe». Einmal wollte er ihr ein Riuglein verehren einen einfachen Noldreif mit einer eingelegten halben, icrlschen Perle es war in den ersten Tagen des Monats. Sie wurde roth and danlte ihm tiefgerührt zum er sten Male —, drückie ihm fest die Hand, lvollte aber das Geschenl nicht anneh men; sie hatte vielleicht erraihen, wie siele Entbehrungen diese geringsiigige kleinigleit dem Verdi der Zuiunst lo sten müsse. Doch ohne viele Bedenlen und auch ohne große Danlbarkeit hätte ste viel mehr von einem „Andern" ange »omnicn. Tann unterwarf sie sich, um zem beliebten Ehre zu machen, schweren iluslagen; sie rlahm aus dem Eordusio- ein Kleid auf Borg! kaufte auf dem Korso eine Maniille um zwanzig und einigen Hlasschnittck in der saß sie sich in Schufen gestürzt habe, sagte zu ihr nur: „Wie ichön Du so bist." Es sreute sie; zum ersten len. sechs Tage ihre Blonden oder heftete prachtvolle Kunstblumen a:t Messing stiele, und der junge Mann nahm oft den Tag zuvor und den Tag nachher keine Mittagsmahlzeit ein. So vergingen der Winter und der Sommer, indem sie mit der Liebe spiel ten. Sie gestand ihm nichts zu. ob gleich sie ihn von Herzen gern hatte! aber sie hatte wegen des „Andern" schon nünftig geworden zu sei». Es kam der Oktober. Er fühlte die tiefe Schwermuth des Herbstes und hatte ihr den Vorschlag gemacht, einen Ausflug an den Eomer-«ee zu machen. Sie benutzten einen Tag, da Papa nicht zu Ha»je war, und suhren aus einen ganzen Tag »ach liomo. Als sie im potel abgestiegen waren, sragte sie der Wirth, ob sie mit dem Abeiiozug wie ber zurückkehren würden. Paolo hatte wurde, wenn sie gezwungen wäre, eine Ziacht außer d.'m Haiise zuzubriu geu. Sie hatte lachend geantwortet: zig Worte sprachen und sich bei der Hand hielten, wahrend die Leute auf der Gasse hastig an itine» vorübereilten! Als sie ihr Verhältniß angefangen, da hatten sie nicht geglaubt, dM sie sich ernstlich ineinander verlieben würden! jetzt fühlten sie sich aus andere Weije beunruhigt. Paolo hatte mit ihr nie von dem „Andern" gesprochen, dessen Existenz er gleich beim ersten Male, als sie ihm unter dem Regenschirm gefolgt war, errathen hatte. Er hatte es aus hun dert Kleinigkeiten, aus hundert unbe deutenden Einzelheiten, aus einer ge wissen Art des Benehmens, aus dem Laute verschiedener Worte geschlossen. Sie hatte im Grunde ein durchaus red liches Herz und gestand ihm Aües. Sie wußten, daß diese Fejtzeit ihr Ende erreiche» würde; sie wutzten es Beide und ließen sich deshalb da« Herz nicht schwer werden, vielleicht, weil sie noch die große gestzeit der Jugend vor sich hatte». Er fühlte sich sogar d»rch das Gtftandniß des Madchens erleich tert, als ob es ihm auf einmal von je dem Skrupel befreit und es ihm mög lich gemacht hatte, ihr Lebewohl zu sagen. An diesen Augenblick dachten beide häufig, als an ein etwas Unab wendbares, mit einer gewisse» aiitizi pirte» Ergebung, die ein böses Omen war. Aber setzt liebten sie sich noch und hielten sich umarmt. AIS jener Tag wirklich kam, war es freilich etwas Anderes. Der arme Teufel hatte Schuhe und Gelb dringend nothig. Die Thorheiten seiner Liebe kamen ihm theuer zu stehen! Mit fünfundzwanzig lahren, wen» man nur Kopf und Herz befitzt, hat man nicht das Recht, zu lieben, und wäre eS auch eine Vorwärts, immer vorwärts, heißt die Lofung, das Herz geschlossen, die Ohren taub, den Fuß unermüdlich und uner bittlich, wenn er selbst über das Herz hinschreiten sollte. Paolo war krank, und durch drei Tage wußle Niemand etwas von ihm, nicht einmal die „Prinzessin". Es hat ten die trübseligen Tage begonnen, an denen das Wasser, welches unter den Brücken des großen Schisfjahriscanals läuft, beim Hlnunterichauen Schwindel erregt und mau beim Emporblicken nur immer die blendend nieiße» Spitzjaulen des Domes sieht. Des Abends, wenn Paolo in der Straße Silvio Pelluo wartete, war es kälter als gewöhnlich, die Stunden verflossen langsamer, und die „Prinzessin" haue auch nicht mehr Gang. Zu jener Zeit siel dem jungen Manne ei» kolossales vermögen zu. so ungefähr 4WO Lire im Jahre. wo,»r er weit ab von Mailand in Kaffeehäusern und amerikanische» lsoiicerten aus dem Pia noiorte zu ttimpern haue. Er nah», es m» derselben Freude als ob ii»n die Wahl freigestanden wäre, dünn dachte er an die Prinzessin. Des Abends sührte er sie nach einem separee bei Biffi nach Art eines reichen Wüstlings ziiinSouper. Er hatte einen Vonchi»; von 100 Lire erhalten lind gab einen guten Theil davon aus. TaS arme Mädchen riß bei diesem Sar danapalsest die Augen auf uud lehnte sich, als sie nach dem Kaffee aus den Diva» sank, mit etwas schwerem, »opfe an die Wand. Sie war ein wenig blaß, ein wenig traurig, aber schöner als je. Paolo küßle sie öfters aus den Nacken! sie ließ ihn gewähre» und fah ihn mit erstaunten Augeu an. als ob sie da» Vorgesühl eines Unglücks be schleiche. Er suhlte sich das Herz zu sammengeschnürt und um ihr zu sagen, daß er sie sehr tieb habe, sragte er. was sie thun wurde, wenn sie sich nicht mehr sahen. Die „Prinzessin" war ganz still, wandte mit ge chlossenen Augen das Haupt ab uud machte keine Bewegung, um die große» uns leuchtenden Thrä ne» zu verberge», die ihr fortwährend über die Wangen heradrotlien. Als es der junge Mann bemerlte, war er überrascht: - es war das-erste Mal, daß er sie weinen sah. „Was haft Du" fragte er. Tie antwortete nicht, oder sagte „nich 4!" mit erstickter Stimme. „Denkst Du an „jenen Ander»?' fragte Paolo zum ersten Male. „Ja." deutete sie mil dem Kopfe .ja." und es war die Wahr heit. Dann fing sie zu schluchzen an. „Der Andere/' bedeutete die Ver ver Sonne und der Luit, den Frühling der Jugend ihre arme Liebe, die be stimmt mar, sich so hinzuschleppen. von einem Paolo zum andern, ohne zu viel zu weinen, wenn er traurig, und ohne sich zu viel zu sreueu. wenn e. heiler war; er bedeutete die Gegenwart. welche entschwand jenen Jüngling, der nunmehr einen Theil ihres Herzens ausniachle. und der ihr auch in einem Monat, in einem Jahr oder zweien ein Freinder sein würde. Paolo brütete in diesem Augenblick über denselben Ged.inke» und hatte nicht den Mulh, den Mund auszuma chen. Er schloß sie nur in enger Um armung an sich und begann auch selbst zu weinen. Sie hatten nnt Lachen angejangen. „Wirst Du mich verlassen?" stam melte die „Prinzessin." „Wer hat es Dir gesagt?" „Niemand, ich weiß es, ich ahne es. Wirst Du sortieren Er ließ das Haupt sinke». Sie »nrte ihn noch einen Augenblick mit thranen vollen Angen. dann wandte sie sich und weinte still vor sich hui. Dann, vielleicht weil sie nicht recht bei sich war oder das Herz zu voll hatte, begann sie zu phantasiren und erzahlte ihm das, was sie ihm bis jetzt immer aus Scheu oder aus Selbstliebe verbor iiem Andern" gegangen war. Sie waren, um die Wahrheit zu sagen, zu Hause eben nicht reich: der Vater be- Eisenbahnverwaltung und die Mama stickte; aber ihr Gesicht war schon seit langer Zeit geschwächt, und da war die „Prinzessin" in ein Modegeschast ge treten, um der Familie etwas z» Helsen. Dort hatten zum Theil die schonen Klei der, die sie sah z»m Theil die schönen Worte, welche man ihr gab ein wenig die Eitelkeit, ein wenig die leichtcGelegen heit, ein wenig ihre Gesährliuiieii und ein wenig jener junge Mensch, der ihr aus allen ihren Schritten nachfolgte das Uebrige gethan. Sie halte es nicht gefaßt, etwa» Uebles begangen zu haben, bis sie auch das Bedürfnis! ge fühlt hatte, es ihren Eltern zu verber gen: der Papa war ein Ehrenmann, die Mama eine Heilige; sie wären vor Schmerz gestorben, wenn sie „das Ding" hänen ahnen können. Sie sprach mit leiser Stimme, wi, im Schlaf, indem sie das Haupt aus seine Schulter stützte. Als sie von Biffi heraustraten, ver weilten sie ein wenig auf dem Wege, indem sie den ganzen traurigen Kreuz weg ihrer lieben und traurigen Erinne rungen durchmachten. Die Straßen ecke, wo sie sich zum ersten Mal begeg net. das Trottoir, auf dem sie stehen geblieben waren, um zum ersten Male ein Gesprach anzuknüpfen. „Da," sagten sie, „hier ist es." „Nein, weiter dort." Sie streuten wi, im Traume müßig »inher und be stellien sich beim Scheiden ouf den an deren Tag. Den Tag darauf packte Paolo sein Felleisen, und die „Prinzessin" half da neben» tnieen. die wenigen Kleidungs stücke, die Bücher und Noten in dasselbe legen. Eins deckte das Andere, und es schnürte ihr das Herz zusammen, Alles nach und nach verschwinden zu sehen. Paolo reichte ihr Stück sür Stück die Kleidungsstücke und Wasche, wie er sie aus dem «schranke nahm: sie blickte sie einen Augenblick an. drehte sie hin und her tmd legte sie dann sauberlich, ohne daß sie eine Falte machten, zwischen die Taschentücher und Strümpse: sie spra chen wenig und schienen Eile zu ha ben. Das !v!»dchen hatte einen allen Kalender bei Seite gelegt, aus wel chem Paolo Anmerkungen zu machen Pflegte. „Wirst Tu mir ihn lassen?" fragt, sie. Er machte ein bejahendes Zeichen, ohne sich umzuwenden. Als das Felleisen voll war, drückt, das Mädchen mit dem Knie aus bei: Regenschirm, die sie auf dem Bette ge lassen hatte, und setzte sich traurig auj den Rand desselben. Die Wände wa re» nackt und kahl; im Zimmer wm nichts mehr, als das große Felleisen rückgebl "ebene in einen großen Bunde, Abends gingen sie zum letzten Mal spazieren. Sie jtüxte sich fchuchierr ein Fremder zu werden anfinge. Si, kehrten bei Fossati ein, wie in jenen glücklichen Tagen, gingen »der wieder fort und waren einsilbig. Dei junge Mann dachte, daß alle diese Leiitl wieder einmal kommen und die „Prin unter diesen Menschen nicht mehr m>e der erblicken würde. Sie pflegten in einem kleine» Kaifeehause aus den Fora Bonaparte ihr Bier zu trinken Paolo lieble diesen großen Play, aui dem er oft an Sommerabenden nii Die Sterne schienen an dem liefen, dnnkelblaiien Himmel zu zitiern: de und dort »n Duntel der Alleen un! Gasslamme, vor welcher paarwei-i schwarze u»d schweigsame Schatten vor überzogen. Paolo dachte: „Das ist dei leyie Äsend!" Sie hatte sich serne von der Meng« blaß. Er hingegen war ganz aufge regt und voll Geschäftigkeit. Im Ma nien! des Eintretens in den Wartesaal die Glocke »na horte man das Pfeifen der Maschine. Das Madchen preßte deftig ihren Regeiüchirm zujammeil sebte sie sich aus eine Lebe wohl! Du, der Du dahinziehst. Tu. mit dem inein Herz gelebt! Lebe jenem traurigen Wartesckal ausgetausch ten Lebewohls rerwischt haben werden. Und dann, wenn Du zurückkehrst, nicht mehr jung, nicht arm, nicht th»richt, nicht Visionär wie damals, und Du begegnest der .Prinzessin", so sprich ihr nicht von der schönen vergangenen Zeit, von jenem Lachen, von jenen Thränen, denn auch sie ist dick geworden, kleidet sich nicht mehr auf Borg und würde Dich nicht mehr verstehen. Und das ist zuweilen — noch trauriger! Zu einem beliebten Arzt, der gerade ii einem wohlbestellten Abendessen im Freundeskreise seinen Geburtstag feierte, !am ein Bauer aus einem entfernt ge legenen Dorfe und bat flehentlich, der Herr Dortor möge ihm doch ein Recept für sein krankes Weib fchreibe». „Nun." fragte der Arzt, „was fehlt chr denn?" Da fing der Bauer an, umständlich alle Svmptome der Krankheit seiner Frau herzuzählen! die Schilderung war aber doch so ungenügend und die ange ührten Erscheinungen so bedenklicher liatnr, daß der Arzt zuletzt verdrießlich rief: „Ja, da kann ich hier wenig Hel sen! Ich muß mir fchon Euer Weib bei Such zu Hause ansehen und zwar, weil die Sache gefährlich icheint, sofort? Habt Ihr Euern Wagen da?" „Freili', Herr Doctor. er steht vor'm Haus!" Der Arzt verabschiedete sich rasch von seinen Gästen und bat sie, bis er wie» d-rläme, vergnügt beisammen zu blei ben! dann fuhr er mit dem Bauern fort, indessen die Zurückgebliebenen die fatale Störung bedauerten und seiner Opferwilligkeit Bewunderung zollten. Nach mehr als cinslündiger Fahrt unter beständigein Regen und Sturm k,wi der Do lor halb gerädert und bis auf die Haut durchnäßt vor den Hos des Bauer». „Nun", rief er voinWagen steigend, „wo ist jetzt Euer Weib?" „Ta hockt s' ja drob'n!" entgegnet der Bauer. „Nanni, glei' steig abi!" „Wie!" rief der Arzt entsetzt und ge wahrte jetzt erst eine völlig oermummte Gestalt aus dem Bock „das ist Euer - "! > d B „Hab s' ja mitg lwmina, um Jhna den Weg zu spar n!" „Ja, über!" ruit der Do.'tor wü thend, „warum habt Ihr mir denn >as nicht gleickj gejagt?" „Ja, mei'!" entgegnete der Bauer uns kratzt sich hinler'm Ohr. „Sie hnb'n >a doch vor alle Leut' gesagt. Sie wollen mei' Alie —bei mir z' paus sehen!" Höchste Zerstreutheit. Frau: „Denke Dir nur. Mann, eben -rfahre ich, daß sich Herr Professor schnupf erhängt habe." Mann: „Was? geKern habe ich ihn ja erst ge» svrochen, da sagte er mir noch, da» Dichten wolle er jetzt an den Nagel hange» gewiß hat er i» feiner be kannten Zestreutheit statt feiner Dich terei sich selbst an den Nogel gehängt." B ere ins ach un g. „Sie. Kellner, schreiben Sie meine Zeche nicht »lehr alle Tage aus ich bleibe sie jetzt im Abonnement schuldig !" Während Manche da» ihnen von Anderen erwiesene Gute nur zu schnell vergessen, vergessen sie daz Anderen erwiesene Gute nie.
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