2 ' Moham«»ants»« Eprtchwörter. In einem kurzlich veröffentlichten Werk über de» MohamcoaniSmus fin det sich ein lehrreiches Kapitel über die Sprichwörter der sich zum Islam beken nenden Völler, aus dem wir an dieser Stelle das Benierleilswertheste mitthei len wollen. Ein arabisches Spnch wort lautet: „Almosen sind das Salz des Reichthums" und ein anderes mit tiefem sozialem Sinn: „Wenn ich Herr bin und Du bist Herr, wer soll dann die Esel kreiden?" Mit den Worten: „Du wirst mehr Fliegen mit einem Lös sel Honig, als mit einem Faß Essig sangen," soll wohl gesagt werden, daß man bei den meisten Menschen mehr mit Schmeicheleien, als mit bitteren Wahr heiten erreicht, und in dem Sprichwort: .Halle Deinen Mantel ausgebreitet, wenn eS Gold vom Himmel regnet", liegt unzweifelhaft der weise Rath, die Eingebungen und Anregungen von oben, oder überhaupt alle günstigen Fügungen einer höheren Macht nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen. Zur Mildthätigkeit und Barniherzig keit ermahnt das arabische Sprichwort: „Erkause die nächste Welt mit dieser, dann wirst Du beide gewinne»." Ueber den Sinn des persischen! „Sei incht ganz Zucker, oder die Welt wird Dich aussaugen", kann man vielleicht ver schiedener Meinung sein. Uns scheint die Deutung a», nächsten zu liegen, daß allzu große Guttnüthigieit grund lich im Menschenleben ausgebeutet zu werden Pflegt. Widerspruch werden gewiß hier und dort die Worte „Von vier Dingen hat jeder Menfch mehr, als er weiß von Sünden, Schulden, Jah ren und Feinden", aber wer möchte nicht die tiefe Lebenswahrheit anerken drückt liegt: „Die ganze Welt ist zu eng sür zwei Feinde: ein Nadelöhr da gegen ist weit genug für zwei Freunde", und ebenso in dem folgenden: „Nur nach sruchttrageuden Bäumen wirst man mit Steine» und <wtöcken!" Aber die Krone in Bezug aus Le bensweisheit scheint uns ein anderes persisches Sprichwort zu verdienen, welches lautet: „Einen Stein, der für die Mauer paßt, läßt man nicht aus der Straße liegen". ES kann als Trost sür Diejenige» gelten, deren Ver dienste um das öffentliche Wohl eine Zeit lang verkannt werden; schließlich tonimt die Stunde auch für sie, da man ihren Werth erkennt und ihnen den Platz einräumt, den sie am wür digsten auszufüllen vermöge». Auch »Itter den türkischen Sprich wörtern gibt es einige, die es wohl ver dienen, weit und breit beherzigt zu werden, so z. B. das. welches behaup tet: „Es gibt keinen besseren Beweis grund, als das Schwert", und auch wohl ein anderes mit dem Wortlaut: „Sobald Deine Karre »nigeworsen ist, will Jedermann Dir den rechten Weg zeigen". Selbstsüchtige und erniedri gende Schmeichelei wird treffend ge kennzeichnet durch das Sprichwort: „Derjenige, welcher sich eines Hundes bedienen will, nennt ihn Herr Hund". Mit den Worten: „Nicht dadurch, daß Du immer Honig, Honig sagst, kommt Süßigkeit in Deinen Mund" soll wohl ausgedrückt werden, daß es mehr als bloßer Wünsche bedarf, um sich die Anuehmlichleilen des Lebens zu errin gen. Als weisheitsvoll wird gewiß überall das türkische Sprichwort gellen: „Der ist der wahre Weise, welcher von oller Welt lernt". Die Muhamedaner Indiens brau chen den Vergleich mit ihren arabischen, persischen und türkischen Glaubensge nosse», was die Sprichwörter anbe dasfelbe, als wenn wir fagen : „Hilf Dir selber". In dem Ausspruch: ..Der Faden folgt dem Pfad der Nadel" können wir keine andere Meinung fin sich in ihrer Unselbständigkeit blind lings an andere» Menschen i» Allem, was sie thun und treiben, ein Beispiel schen wird zu bedenken gegeben: „Ueber Dein ungesprochenes Wort bist Du Herr; Dein gesprochenes Wort ist Dein Herr". Das schönste aber von alle» Sprichwörtern, welche die Mnhameda die Axt, die ihn fällt, wohlriechend", und es liegt unzweifelhaft die Mah nung darin, BöseK mit Guten, z» ver gellen. C. W. Sinnspruch. Ein traurigeres Schaf gibt's nimmer mehr. Als dem die eigne Wolle wird zu schwer: Und was soll man vom Menschen sa gen. Dem nie sein Schicksal will behagen?" Gefährliche Höhe. Ein Tenotist erhebt bei seinem Auftreten seine Stimme allmälig bis zu einer solchen phänomenalen Höhe, daßathem lsfeS Schweigen und gespannteste Auf merksamkeit imZufchauerraumc herrscht. Plötzlich ruft von der Gallerte Hera» die urwüchsige Stimme eines Schuster jungen: „Männeken, sallen Se maw «ich von de Tonleiter." Zarter Wink. Sie: „ES wie glucklich ich meine Frau mache» tönn», indem ich ihr einen neuen Schmuck lause!" Da« Zudiliinm. Für eine neueinge'ührle Finna henti »en Tages mit Ersolg auf die Tour zu gehen, ist fchwerer, als eine der zwölf Arbeiten des Herkules. Halte man die sen, einen Mustcrkosfer in die Hand ge drückt, er w.rre von dieser Last nieder gedrückt worden und hätte bedrückt sich alsbald gedrückt—soviel ist klar. Und lur eine Firma rtiste^Adolf WruiUch aut feiner Tour, aber weniger im ErfolgSfluge: er flog nämlich überall hinaus, wo er anpochte und die Waaren der Firma Schmutzer 6 Fratzer anbot. Das war zwar bedauerlich, aber es war so. . . , . Schon wenn er begann: „Ich erlaube mir, bei Ihne» vorzuspreche». Mein Raine ist Fliege, ich vertrete die Ihnen gewiß vortheiihaft bekannte Weltfirma Schmlitzer Fratzer" wurde er au gebrüUl, und wenn er dann fortfuhr und feine Waaren auspacken zu dürieu bat, hörte er ein „Packen" - Echo, aber das lautete zumeist: - „Packen Sie sich mit Ihrem Muster — mit folchem Pack wie Schinutzer Fratzer will ich durchaus nichts zu thun haben." Das waren schmerzliche Momente in seinem Leben »nd diese Momente häuf ten sich in ganz bedenklicher Weise. Säuberlich notirte er sich jeden Hin ouswurf, jede bifsige, zornige oder dos hafte Bemcrtung über Schmutzer Fratzer. Sein Generalbericht über die vollendete Tour, wenn er alSdann noch am Leben sei. sollte eine getreue Ab lehnst dieses ungeheure» Schunpfmate r,als fein. Mit Zagen kam er nach L. Dem Ehef der Firma A. Kugel sollte er un ter allen Umständen einen Austrag ab ringen. Er sollte in starken Farben dic'lMte und das Preisiverthe der Sloffe auftragen, damit er den Auf trag einheimse. Das wäre ja alles noch gut gewesen, aber ein Umstand kam hinzu, der de» Austrag zu einem »»angenehmen machte: Herr Knget war die perfonificirte Grobheit; em Ehef, der im Hinausschmeißen der Rei feiwen die Fähigkeiten von einem Dutzend Hausknechte vereinte und der zudem noch malilios genug war, dem Hinansgeioorfenen nachzurufen: „Bitte, empfehlen S,e mich Ihrer Firma!" Seufzend kam Adolf Fliege vor dem Laden des Herrn Kugel an. Mit einem zweiten Seufzer trat er ein und sein: „Ich habe die Ehre Adols Fliege vom Hause Schmutzer ck Fratzer," brachte er seuszervoll und kläglich her aus, als sei er der Todtenansager mit Krepphut und Citrone und als habe er zu sagen: „Es hat dem Herrn gesallen, den ehrsamen und wohlbeloble» Bürger dieser Stadt und Schneidermeister, Eusebius Wolfram ..." „Kaufe nichts!" tnnrrte die dicke Ge stalt. die ihrem Namen die vollste Ehre machte. „O. bitte, das macht nichts!" seufzte Adolf Fliege. „Wenn ich mir nur erlauben dürste, Ihnen meine Muster „Ich sehe nichts an." „O, d'tte. das macht nichts" seufzte Fliege weiter. „Wenn Sie mir nur gestatten würden, daß ich selbst sie einmal hier bei Ihnen wieder ansehe Dunkel erinnerte er sich, diesen Witz einmal in irgend einem Witzblatte gelesen zu haben. Die Kugel wälzte sich herum: „Herr sind Sie Witzreifender —?" „O bitie. das macht —" „Hinaus!" Adolf Fliege klappte zusammen und seine schon geöffnete» Musterlosser wie der zu. Mechanisch machte er mit dem Bleistift einen Strich auf die Man schette. So dezeichnete er die Zahl sei ner Hinauswürse. Demüthig ging er, aber kaum war er draußen, als ihm der besondere Auf trag feiner Herren wieder einfiel. Nein, so leicht durfte er nicht weichen. Noch einmal betrat er den „Gestatten Sie mir Adolf Fliege vom Hause Schmutzer >k Kratzer." Die Kugel wälzte sich herum und der Gesichtspol erglühte, als wenn die Mit ternachtssonne ihn beschiene. „Herr!" prustete es aus dem glühen de!, Antlitz heraus: „Sind denn schon wieder da?" „O bitte, das macht nichts ich komme gern wieder!" „Solche Frechheit ist mir denn doch noch nicht vorgekommen!" „O bitte, das macht nichts —" „Hinaus!" Adols Fliege knickte auf's Neue zu sammen. Er schaute Herrn Kugel sie dend an und sah dabei so unglaublich dumm auS, daß dieser seine» laute» Rns noch wüthender wiederHolle. Dies mal macht Fliege seinen Merlstrich erst draußen vor der Thür. Als er dann sc.» Notizbuch hervorholte, flog elwas wie ein Freudenschimmer über sein bleiches bekümmertes Antlitz. Da stand es: 97. Dazu die beiden Striche von heute sind 99. Noch einen Hinauswurf und sein Jubiläum des Hinausgeworsenwerdens war vollendet seine Leidenszeit für Schmutzer Fratzer vorüber! Warum noch ein Haus weitergehen, da er das ersehnte Ziel hier bei Herrn Kugel mit Sicherheit erreichen konnte? Und kurz entschlossen betrat er zum dritten Male den Laden. Als die menschliche Kugel mit dem gleichen Namen sich wieder aus feine», Trehschemel herumgewälzt hatte und die unglückselige Fliege zum dritten M«le erblickte, tauchte sich sein Antlitz in duiikle Glulh. Da« Tintenfaß flog in weiteu Bogen herunter, er felbst aber auf seine kurzen dicken Beinche», und aus den armen Reisenden »ut ge sträubten Haar losfahrend, schrie er mit heiserer Stimme: „Mensch ftnd Sie denn schon wie der da!" „Ja", hauchte Adolf Fliege. „Bitte, Kugel flarrie den Mann verblüfft «n. „So elwas ist mir doch noch nicht vorgekommen'» Ein Reisender, der selbst darum bittet, daß mau ihn hinaus wirft!" h bitten?" trat in lein Herz. „Nein!" lies er: „Bleiben Sie und zeigen Sie mir Ihre Muster, ich will bestellen!" „,>ch habe wohl nichl recht gehört, stotterte Fliege „Das hat noch Nie mand z» Mir geiagl!" Und doch war s so. Fliege bekam statt des „Jubiläums" einen guten «ine angeneftine «ritgSerinnc- Wie die atten Droschkenkutscher, wenn sie nicht mehr recht fahren lönncn, doch len, so geht eS auch mit mai/chen ande ren Tingen. Die Erinnerung spielt eben eine Hauptrolle im menichlichen Leben und liesondeiS selbstvollbrachte Heldenthaten sind eine nahrhaste Speise, Der nunmehrige Lcbe»sversicherun,zs- Agent und. wenn man ihm Glaube» schenken wollle, ehemalige Vice-Fe>dwe bel Tr. hatte sämmtliche drei Feldzüge 04, 66 und 70—7 t kühn mit durch, fochten »nd, wenn man ihm noch mehr Glauben fchenkcn wollte, so »»ren ge wiß einzelne Schlachten ohne ihn ein fach verloren gewesen. „Nur meinem energiiche» Eingreisen bei Erstürmung der am »leisten nach links gelegenen verdanlen ——" oderaber: „Hatte ich damals bei Gravelotte meine KerrrlS nicht noch im entscheidenden Augenblick mit der flachen Klinge in s Feuer ge- trieben, wer weiß, was dann " Aehnliche Redensarten konnte man bei jeder Gelegenheit von dem guten Tr. zu hören bekomme», und wenn es einen dann Wunder nahm, daß der Herr Le bensversicherungs-Agent aus all' diesen Triumphen so ganz und gar keine her vorragende Decorationen auszuweisen hatte, dann erwiderte er wohl so recht bescheiden: „Ich habe mich eben nur im Gesecht vorgedrängt, sonst nie!" Nun gab es sreilich satirisch ange legte Leute, welche meinten, daß Tr. wohl bereits schon während der Feld züge stets ein großes Talent sur die Le bensversicherung besessen habe, welches dann später zu einer wahren Virtuosi tät weiter ausgebildet sei; denn ein fehr tüchtiger Agent war er allerdings: ihn bisher wegen feines brainarbasfi ge», schnauzbärtigen Aussehens immer für eine» ehemals sehr tapferen Mili tär gehalten, dessen lebhaften Rück erinnerungen man gerne lauschte. Da wollte es der Zufall, daß er kürzlich mal mit mehreren Bekannten einen alten Invaliden traf, der einen jäm merlichen Orgelkasten drehte. Schon hatten einige Herren der Gesellschast gutmüthiger Weise das Portemonnaie gelockert, um dem Aerinsten den übli chen Nickel zu spenden, als Tr. mit Donnerstimme dazwischen snhr: „Halt, meine Herren! Das wäre entschieden verkehrt! Wenn der Mann im Kriege Invalide geworden ist, so brauchen wir ihn nicht zu unterstützen, den» er be loinnit in diesem Falle vom Staat sein Invalide, nachdem er den Sprecher scharf firirt hatte, plötzlich in die Worte ausbrach: „«so? Dann hätten Sie Leben zu retten brauchen, wenn Sie mir jetzt eine kleine Unterstützung ver weigern wollen!" Was? Gravelotte! Leben retten? Das war entschieden Wasser auf Tr.'s Mühle. Im freund lichsten Tone meinte er also: „Sie len nen mich, alter Freund? Haben Sie vielleicht bei meiner Compagnie gestan den?" „Na. gewiß doch! Sie warew doch mit im zweiten Zuge, mein Vor dermann. Und als Sie damals denii! ausrissen, da lief ich hinter Ihnen her und so retteten Sie mir das Le ben!!!" Es regnete förmlich Flliifzigpfennig flücke in die Mütze des Invaliden, aller dings nicht aus Tr.'s Tasche. Aus der höheren Töch ier schule. Nach der Besprechung von Lessing'S Fadel „die Gans", des! Inhaltes, dag eine GanS sich in dem Bestreben. lediglich durch bessere Hal tung dem Schwane an Schönheit gleich werden zu wollen, lächerlich gemachtj hat. sragt die Lehrerin: „Was sur eine Lehre lonnen wir aus dieser Fabel ziehen?" Fräulein Irma: „Man soll ine mehr sein wollen, als eine Gans!" Ellich verrannt. Fräu jlein: Denken Sie nur. Papa duldet leinen einzigen dienstbaren Geist im Haus; ich frisire mich selbst, reinige Herr: „Wirtlich, da hab' ich Ihnen im Geiste ort unrecht gethan, als ich mir! dachte: „Ist die aber immer schmutzig!" dann gerade am wenigsten lcgen, wenn die Eier am theuersten sind !" D«r cliVtnzwelg. Vor Kurzem besuchte ich einen Herrn. ' Er ist ein eleganter Man», der sein schon elwas »n Abwelken begriffenes Ich mit sehr großer Sorgfalt behau- > delt. Früh Morgens wascht er sich, hierauf walcht er fiXi nochmals, trocknet sich mit dem Handtuch fein säuberlich ab, bestreut sich mit wäscht sich dann wieder; vor dem Spie gel bleibt er gute zwei Stunde» stehen, ehe er sich entichließt. sein Zimmer zu verlassen, und niemals würde er eS wagen, über dessen Schwelle zu treten, wenn auch nur ein Härchen beweisen könnte, daß er sich nicht mit sorgsam ster Gewissenhaftigkeit und Sorgsalt rasirt habe. Im Amte gibt er sich ei» großes Ansehen. Wenn er spricht, fchcint es. als ob er konfpirire ; wen» er Jemanden ansieht, scheint eS. als ob er inguirire; jedes Hemmniß weiß er rücksichtslos zu überspringen, wenn er nur an s Ziel gelangt. Und sein Ziel war immer nur sem eigenes Wohl ergehen lind die Besriedlgung seines Ehrgeizes. Die Leute alle sagten: «s ist ein Mann voll Schlauheit, voll Talent, aber ohne Herz. Und doch hat er Herz. Und wie viele Lente, von denen man behauptet, sie halten wenig Herz, aber viel Geist, haben weit mehr Herz als Geist; den» es hal eben Alles seine zwei Seiten, und wie es en lachendes Elena und ein düsterem Elend gibt, so gibt es auch zweierlei Arten von Herzen, Herzen, die ihr Gesühl unter der Maske des Spottes und der Frivolität verbergen, uns solche, die es mit aller Wucht der gefuchtestcu Rheto rik ausposauue». Und meist ist Erste res weit mehr werth als das Letztere. Der Herr lud »»ch zum Essen ein. Er ist ein alleinstehender Mann ohne Familie; bei Tisch aber ist er nie allein, sondern stets in Gefellfchaft eines wel ken Blumenstraußes, der in einer Porzellanvase steht. Diese Blumen, die schon vor Jahren verwellt sind, haben ihren Tod überdauert. Einige sind well, andere ichwanken in der Farbe zwischen getbgrau und staubsar ben. Trotzdem sind sie nicht häßlich. Sie haben auch leinen Duft mehr. Ich weiß es, denn unwillkürlich roch ich daran. ES sind Blumen, die in dem Vorgefühle, daß sie ihren Tod über leben inußien, aneinandergeb,inden zn fein scheinen, so wenig sind sie vom Zerfalle berührt. >S,e gleichen fast jenen Gefühlen, welche verurlheilt find, ertödtet zu werden, weil die Gesellschaft sie nicht duldet, «nd die dennoch weiter leben, um so intensiver, je tieser sie im Herzen verborgen sind. „Erzählen s?ie mir die Geschichte die ser Blumen." sagte ich, „sie müssen eine Gesbichte haben. Sagen Sie mir. ob dieses Weiterleben der Todten sich nur ans die Blumen beschränkt! Sagen Sie mir, ob jene, die sie Ihnen einst gegeben hat, erbleichen würde, wenn sie die Blumen sähe, und ob dieser Fehde handschuh, der den Naturgesetzen damit ins Antlitz geschleudert wird, anderwei tig ein Widerspiel sindet?" „Bon welchen Naturgesetzen sprechen Sie?" „Ton dem obersten derselben, dem Toze. und feiner unzertrennlichen Ge fährtin. der 'Vergessenheit." „Sie haben Recht. Diese Blumen widerstreiten dem Naturgesetze wirt lich!" „Und haben auch ihre Geschichte?" „Vielleicht, doch werden Sie dieselbe von mir nicht erfahren." „Soll dann ich Ihnen eine erzählen, die der Ihrigen vielleicht fehr ähneln kann? Kann, nicht muß. Diese Blu me» alleiii könne» beispielsweise das Symbol der Trauer sein, die Sie im Herzen um eine Lebende tragen." „Kann sein; ich weiß es nicht. Er zählen Sie Ihre Geschichte." „Gern. In das Wohnzimmer eines jungen Mannes, der glücklich schien und in den Tag hinein lebte, eines je ner eleganten Lebekünstler, deren es so viele gibt, traten einst zwei seiner Freunde, um. ich weiß nicht was, zn sehen. Einer von ihnen war nur ein Geck, der Andere ein Dichter. Der Geck sah über dem Bettende einen alten, vertrockneten Olivenzweig hängen und brach in lautes Spottgelächter aus. Der Dichter lachte nicht. Der junge sagte: " '>> den Zweig dort zu sehen, und darum lasse ich ihn. Der Mensch ist so ein Gewohnheitsthier." Als der Geck sortgegangen war, sagt« der Dichter: „Ich denke noch immer an den Oli venzweig. Er hat gewiß eine Geschichte: Du kannst sie mir erzählen." „Ja. eine Geschichte ebenso kurz als traurig. Es war Psalmsonntag. Fünf Jahre ist es schon her. Ich ging an der gro verdienen wollte, bot mir den Oelzweig an und sagte: „Sie können ihn Ihrer Geliebten ge ben. Ich lachte, nahm den Zweig und gab dem Burschen zwei Kreuzer. In demselben Moment ging ein jun ges Vkidchen an mir vorüber, mit dem ich bisher nur ein einziges Mal gespro chen hatte. Ich weiß nicht, ob sie schön war, in meinen Augen war sie wunder schön. rein wie Margarethe, ehe sie Faust begegnet war: ein gutes, liebes Gesicht, ein liebes, guleS Herz. Ich grüßte sie laut, und ihre Mut ter, welche glaubte, ich wolle sie an > reden, blieb stehen. Ich trat zu den ! Frauen hin und fragte die Mutter, wie es gehe. „Waren auch Sie bei der Palmen messe?" sragle die Tochter. „Nein," entgegnete ich. „diesen Oel zweig gab mir ein Knabe, und wenn ! Sie ihn annehmen, macht es mir eine ' Freude, Ihnen denselben iu geben. „Ich danke." und sie nahm ihn, wo rauf ich sagte, „Bewahren Sie ihn gut Glück bringen." Ich will Dir hier keinen Roman er zähle». Ich überspringe Vieles und eile zu den Schlußkapitcl». dieselbe f»r unmöglich erklärt hatten. Ich aber sah das Maschen wieder und begann es zu lieben. Mutter sagte: ren kann." Ich wußte, was meine Pflicht sei: nicht mehr an sie zu denken. Man sagte Da, eines Tages wurde sie krank. Ich erfuhr es erst drei Monate fpäter, als sie schon ausgegeben war. Mutier lag dort ausgestreckt über der Leiche. Die Todte selber hatte tief in den Höhlen liegende Augen, ein blei ches, abgezehrtes Gesicht, bläulich ver färbte Lippen, auf denen eS wie feuchter Hand zusammengepreßt, als wolle sie darin etwas sesthalten. Das Dienst mädchen hatte in diese Hand, die über den Bettrand überhing, eine Wachskerze gesteckt. Die rechte Hand der Todten aber lag auf ihrem Herzen, und mit zwei Fingern hielt sie einen Oelzweig, denselben Oelzweig, den der Knabe mir vor der Tomkirche gegeben hatte, und den ich ihr mit den Worteil gereicht hatte: „Bewahren Sie ihn gut auf, vielleicht wird er Ihnen Glück bringen!" Der Oelzweig hier ist derselbe. Er lebt noch, wen» auch verdorrt; von ihr Mannes und hier beende auch ich sie. „Diese Geschichten," sagte mein Freund, „sind schon abgedrofche». Derlei Dinge," und er wies auf die Blume», „wie so ein Olivenzweig, ein Kreuzche», ein Bnch. ein Handschuh, sind oft Zeichen für ein Gefühl, das in dem Einen erstorben ist und in dem Anderen weiterlebt; aber ich glaube nicht, daß solche das Zeichen eines Ge fühls fein können, das irgend einem das Leben gekostet hat, Nein, nein. Die Liebe tödtet heutzutage die Frauen nicht; die Frauen todten die Liebe!" Und er schwieg. Ich aber begriff, daß jener welke Blumenstrauß auf dem Tifche dort eine Enttäuschung, einen bitteren Schmerz für jenen Mann be ! deute »nd gab dem Gespräch eine an dere Wendung. Gesundheitspflege. Der Appetit. ES gibt viele Menschen, die das Ge fühl eines wirklich tüchtige» Appetits oft jahrelang entbehren, und dadurch, daß fie die>em Gefühl nachgeben, sich den Magen ernstlich verderben, d. h. ihn vom regelmäßigen Annehmen der Speisen zur rechter Zeit entwohnen. Durch übermäßiges Essen überlad man den Magen allerdings, durch ein weni ges Genießen entkräftet man ihn, und kleinere ist. Jedenfalls ist es falsch, bei eintretender Appetitlosigkeit I auch gleich mit den regelmäßigen Mahl zeiten aufzuhören, es fchadet gar nichts, wenn man selbst ohne Appelit zivei- oder dreimal am Tage mäßige Portio nen ißt, und je mehr man es versteht, mit den dann eingenommene» Eßwaa reii und Speisen den Gaumen zu reizen und ihm zu schmeicheln, desto schneller wird wieder die Verstimmung vergehen. Ter Appetit kann ebensogut gewöhnt werden, wie jede andere Körperfunk tion, und eine große Beihilfe dazu ist die Kontrolle und Gewöhnung der Ver dauung. ES ist ferner als Prinzip und Grundsatz richtig, daß man Kin dern anhalten soll, alles zu essen, aber es giebt auch selbst bei artigen Kindern kleine Verstimmungen im körperlichen Befinden, zusolge deren sie oft Abnei gung vor einem oder dem anderen Ge richt empfinden. Dann sollte man den Kindern irgend eine andere Speise ge ben, nicht aber zwingen, etwas zu ge nießen, was ihnen momentan wider strebt, ein andermal werden sie das ver schmähte Gericht vielleicht wieder ganz gerne esfen. Nur wenn Launenha>tig leit die Triebfeder war, dann thut man recht, Folgsamkeit zu erzwingen. Die Heilkraft des Salzes. Ein einfaches, wenig kostspieliges, aber sehr wirksames Heilmittel ist das Salz. Wenn man sich die Augen durch anhaltende Schreib- und Näharbeit er müdet hat, so wasche man sich mit warmen Salzwasser. Eine stärkere Lösung verwende man bei ermüdeten Füßen. Laues Salzwasser ist ein aus gezeichnetes Bei Schnu pfen ziehe nian alle drei Stunden Salz wasser durch die Nasenlöcher und er wird schnell verschwinden. Auch bei dem gewisfen rauhen „kratzenden" Ge fühle'im Hals wirkt das Bürgeln mit Salzwasser sehr erfrischend und tödtet den Keim mancher Halsentzündung. Und Bäder mit einem Zuiatz von See salz sind ein bekanntes Mittel zur Kräftigung von Jung und Alt. Kindermund. Ach, Mama wie freue ich mich, daß der Klapper storch mich gerade zu Dir gebracht hat! Dt« gedetmnis-vollei« Zwilling«» schwestern. In der „freien choreographischer. Vereinigung" zu Berlin hatte Jeder Zutritt, der zwei Marl für den Abend anlegen und das Tanzbein schwingen konnte. Barone »nd Friseurgehilfen. Kellner und Studenten. Alles bewegle sich dort im bunten Durchcinaiidcrium, boppste, walzte, fchottischle und freute sich überhaupt feines Daicins. Damen waren natürlich „frei". Die selben brauchten, wenn sie „in Beglei tung Erwachsener" erschienen, kein En tree zu befahlen. Da bei jedem dritten Tanze Damenwahl stattfand. so hatte das Plakat an den Litfaßsäulen also auch Recht, wenn eS die tiiefellscheift in der freieii choreographifchen Vereini gung als eine fehr gewählte be zeichnete. Die beiden auffallendsten »nd am meisten bewiinderlen Erscheinungen un ler sämmtlichen Tänzerinnen, die ge los zwei Zwillingsfchniestcrn, Fräulein Lilly und Ffaulein Eilly, wie sie ein sach genannt wurden, den Vatersnamen slotten jungen Gutsbesitzer, der ein be- j kannles größeres Gut in der Umgegend von Berlin sein Eigen nannte, in des sen EguipaK wieder von dannen. Wohlgcmerkt, aber immer nur Eine von ihnen zur Zeit! Nie hatte irgend Jemand die beiden lieblichen Wesen zusammen an ein »ud demselben Abend in der „choreographi schen" gesehen, und bei ihrer geradezu schon Mancher aus den Verdacht gera then, Eilly und Lilly seien ein und die selbe Perion. Genauere Bekannte daß Lilly einen ganz kleinen braunen Leberfleck auf der linicn ausgeschnitte nen Schulter besaß, während Eillq die ses Reizes leider entbehren mußte. In allen sonstigen Dingen waren sie aber gleich liebreizend, die Eine lächle so laut und lustig wie die Andere, und die An ders schmiegte sich mit derselbe» Selbst vergeffenheit an ihren Tänzer an wie die Eine. rege gemacht, auch mal etwas „Nähe res" über Eilly resp. Lilli zu erfahre», wie z. B. wo sie wohnten, ob sie viel leicht „gute Partiecn" seien u. s. w., u. s. w. Aus dem jungen Gutsbesitzer war nämlich über dieie Punkte auch nicht ein Sterbciiswörtchen hcrauSzudetommen. nen sind!" „Allerdings wohnen sie in meiner Nachbar s ch a s t!" ' S / ' Vereinigung mal etwas ganz Befonde res los war und zwar ein gaschinfls ball, bei dem es ungewöhnlich lustig und bei dem auch der Sekt natürlicher- Die Zeit der Abfahrt — Lilly mit dem Leberfleck war an diesen« Abend die glücklich Genießende Halle sich daher auch ungewöhnlich lange hingezogen, dacht.- plötzlich von vorne her ein lautes: „Prr! Halt Braune!" ertönte. Der Wagen hielt vor dem Chausjee-Wärter- Häuschen, welches der Daran natürlich, da er hinten hockte, vorher nicht zu er- Grandezza vom Tritt heruntersprang und eiligst in das W.irterhäuschen hin einlief. An dem Schalter deffelben Häubchens jedoch, eine Täujchniig. war in diesem Halle ganz ausge chlos se«. erschien zu genau 'derselben Sekunde im einfachen '>hanfjee-Wärrer- Tochter-Negligee die liedliche Eilly, die Zwillittgsichwesler, um von dem Len ker des Gefährts mit einer Art Klingel beutel de» üblichen Ziusgrojchen einzu kaffiren! Der Herr B.'ron hatte genug gesehen. Er war nuiiinehr „insormirt"! So glücklich außer Sicht war. Das sonderbare Geheimniß, welches über de» beiden Zivillingsschwestern ge- WaS für den Mann Beruf ist, er niedrigt sich für die Frau zum Erwerb das Wohl des Staates, ja da- Ge deihen der Menschheit. Die Beschäfti gung der Frau ist nur beschränkt auf Hausstand obliegt, ihre Arbeit und Er holung zu einer ganz gefundheitsmäßi gen einrichten. Gesundheit und Schön wird schöne und gesunde Kinder haben. Tie wichtigste Aufgabe der Frau ist ! nicht oder Kopfarbeit, f^n^i rung zu fürchten haben, um ihr leibli ches Dasein zu fristen. Diese Ausgabe nimmt die Frau auf jeden Fall so in Anspruch, daß sie überhaupt nur die halbe Arbeitskraft des Mannes zu ent falte» vermag, abgesehen von der Per nichts weiter zu thun, als seine Rechte geltend zu machen, zu wachsen und zu zunehmen an Kraft. Im weiieren Wachsthum muß er rechtzeitig 112; rechen und laufen lernen und kann es, wenn er wohl gepflegt ist. Sauber hält er sich schon bald, wenn er stets sauber ge auch Gedanken zum Sprechen haben, und ein Kind zwischen dem ersten und siebenten Lebensjahre «ernt mehr von tung. es erwirbt bei moralischen Eltern festere sittliche Anschauungen, als später in der ganzen Schulzeit, und dauerte sie bis zum zwanzigsten Jahre. Mai, hat dabei nur zu viele Eindrücke fern zu halten »nd lein schlechtes Beispiel mit seinen eigenen Thaten zu geben, denn H öch ste Loyal i tä t. Fürst «aus der Durchreise, zur Deputation eines Landstädtchens): „... .Ihr habt ! ja stets treu zu Eurem Fürsten gehal ! ten !"—Bürger (begeistert): „Ja. da j dürfen Hoheit glauben Sie sollterr Namensfest hier sein, was es da für Räusch gibt!"
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