6 VantecS iu der Fall«. Er war ein schmucker, frischer blon der Deutscher init Namen Baron, sie «ine smarte und reizende junge Ameri kanerin. Er hatte nichts, sie war die Tochter cineS Yankees, der alljährlich aus seinen Naphta-Ouellcn in Oil- Ereck hunderttausende vo» Dollars zog. Nach modernen Begriffen hätten also Kitty Wood und Hans Baron sich so fern wie denkbar stehen müssen und doch sie einander sehr nahe ge rückt, so nahe, daß bereits das Herz des Einen das Pochen des Anderen vernonimen hatte, und daß ein Lippen paar längst wußte, wo es das andere zu suchen hatte. Was fcheert sich auch die Liebe um Nationalität und Geld beutel! Aber die Mondscheinschwärmerei der ersten Liebe genügte ihnen nicht, sie wollten einander ganz gehören und Mann und Frau werden. „Ach, Kitty." seuszte HanS. als sie in einer verschwiegenen Laube des Wood schen Parks allein saßen „wäre Tein Vater ein armer Tramp, ein kleiner Beamter ich hätte Dich längst in meinen Armen. Aber so Du bist reich, ich arm wird er mich nicht höhnisch von seiner Schwelle weifen?" „Ganz bestimmt!" lachte Kitty. „Du kannst daraus so sicher rechnen, wie ich aus die Erfolge meiner weiblichen Schlauheit." „Und dazu lachst Du?" „Warum nicht? Weiß ich doch eber. so gut. daß ich schon ein Mittel sinden werde, um meinen Bater und meine Brüder dahin zu bringen, daß sie Dich sogar auffordern, mein Gatte zu wer den !" „Spotte nicht, Kitty!" „Ich bin weit entsernt davon! Aber nun sei zufrieden und gieb mir einen Kuß! Meine Freundinnen würden ein solches Verlangen und zwar »lioitinLi finden, allein ich liebe Dich nun einmal, Hans und " Weiler kam die hübsche blonde Kitty nicht, denn Hans hatte sie längst beim Kopfe und siegelte ihre Lippen mit dem süßen Mundlack des Kusses zu. „Garstiger!" rief, sich endlich be freiend, Kitty. «Einen wollt' ich und Du giebst mir hundert! Sag', heißt Du nicht Baron?" „Von Kindsbeinen an!" „Ist das nicht auch ein Titel in Dei nem titelfüchtigen Deutschland?" „Und ein hoher dazu!" „>Vsll tllkt,'» soouc?!,!" Znm Mück leimt Dich meine Familie nicht! Aber sie soll Dich bald kennen lernen. Adiei', Darling!" Uno mit ein paar Sprüngen war Kitty hinter den nächste» Büschen ver schwunden, auch Hans Baron schlich uun vorsichtig dem nahen Parkans gange zu, in dessen Thor der Schlüssel von innen steckte. „Was soll'S nun werden", murmelte er im Davoiischreiten. „Ich liebe Kitty wahrhastia zum Rasendwerden, aber es ist ja gar kein Gedanke daran, sie je mit Einwilligung ihrer dollarprotzigen Fa milie ehelichen zu können". Kitty schritt unterdeß dem Hause zu und fragte einen Diener: „Wo ist Pa?" „Mr. Wood ist in seinem Arbeits zimmer!" Dorthin wandte sich also Kitty. „Hast T» einen Augenblick für mich Zeit, Pa?" Mr. Wood blickte sein hüb sches Töchtcrlein lächelnd an: „Wie viel Dollars brauchst Du?" „Keinen!" Der?)ankce trat ordentlich verblüfft zurück. „Na. dann mnß es etwas.Schlimm meS sein, um deßwillen Du mich spre chen willst!" „Ist es auch, Pa!" „IZv sovo was ist passirt?" „Ich bin beleidigt worden!" „Wa —aS? I II kick liiiu 6oxvn! Wer hat Dich beleidigt?" „Ein deutscher Baron!" „Zur Hölle mit ihm! Aber wie kommt er dazn?" „Ich lieble ihn!" Mr. Wood sank mit offenem Munde and starr aufgerissenen Augen ans «inen sesfcl nieder. „Du lieblest —" „Nun und?" stieß der Pctroleum könig hervor. ,M- will mich nicht. Das heißt, er will mich nicht heirathen. Als Einer, den man „Herrn Baron" anredet, ist ihm Miß Kitty Wood, wenn sie auch die Tochter des reichen Mr. Wood ist, nicht gut genug!" Mr. Wood fuhr mit einem Fluche in die Höbe Kitty drückte ihn sanft wieder auf feinen Sessel nieder. „Ich sehe, was Tu sagen willst. Pa! Du wolltest mich fragen, warum ich mich an diesem Deutscheu nicht gerächt habe. Das kaun ich nicht, denn ich liebe ihn noch!" „Ich werde ihm eine Unze Blei —" „Das wirst Tu bleiben lassen, hörst Du, Pa!" „Aber was soll denn geschehen?" „Ich wollte Tir nur mittheilen, Pa." suhr sie mit unerschütterlicher Ruhe fort, daß er mir den Antrag gemacht hat, mich zu entführen!" „Das kommt ja immer bester!" „Tu hast Recht, Pa denn ich habe «ingewilligt, mich von ihm entführen zu lassen!" „Bist Tu toll, Kitty?" „Bis jetzt noch nicht, wenn auch ein deutscher Dichter, dessen Lieder mir Barou gab, behauptet, die Liebe könne toll machen. Ich wollte Dir also nur Adieu sagen, mein lieber Papa. Halte Dich gesund, bis ich wiederkomme!" „So!" knurrte Mr. Wood wie ein gereizter Tiger. „Das ist ja prächtig lw.l »Ii l llkinnauon! Und darf man fragen, wann Dn mit dem „Dutch man" durchgehen willst?" „Präcis elf Uhr diese Nacht, Pa der Wag n, in dem er mich erwartet, ha» am Hinteren Parkpsörtchen!" Und damit ging Kitty aus dem Zim «ncr, scheinbar völlig ernst, aber hcim- ttch lächelnd. Sie wußte, waS nun kommen werde. Ein Bote flog zu HanZ mit dem Zet tel: „Sei präcis elf llhr init einein Wa gen am Hinteren Parkthor!" Dann ging Kitty znm Smiper und aß mit einem gefunden Appetit. Bereits Hit Uhr hielt ein mit zwei schnaubenden, seurigen Rappen be spannter Wagen, von einem Schwar zen geführt, hinter dem weitgeöffneten Hinteren Parkthor. Hans war in der Laube, als Kitty eilenden Schrittes erschien. Er eilte ihr entgegen: „Aber sage mir " „Still!" flüsterte Kitty. „Kein Wort nimm' meinen Arm und führe mich zum Wagen!" Hans that es mit zitternden Händen. In demselben Augenblicke rauschtcn rings die Büsche. Mr. Wood, seme Söhne und die weiblichen Mitglieder des Hauses waren zur Stelle. Zwei Revolver richteten sich aus Hans' Brust. „Kitty!" rief dieser schmerzlich. „Sie wollten mein Kind entführen!" donnerte Mr. Wood. „Jetzt haben Sie zu wählen: den Tod oder die Hei rat!)." „Wa —as?" rief Hans verblüfft. „Wollen Sie Kitty heirathen?" „Aber mit tausend Freuden!" ' Mr. Wood schien verdutzt. „Ah." dachte cr, „das ist eine Falle." „Gut," sagte cr dann laut. „So kom men Sie in's HauS. Sie bleiben un ter Bewachung! Bei jedem Fluchtver suche werden Sie niedergeschossen. Ich besorge die Licenz —morgen früh ist die Vermählung." Hans glaubte zu träumen—aber Kittys herzlicher Händedruck mahnt? ihn an die Wirklichkeit. Alles kam so, wie Mr. Wood eS ge sagt. Geld ist allmächtig i» Amerika. Am andern Morgen um 10 Uhr waren Hans uud Kitty Mann und Frau. „Danke auch schön, Papa," sagtest?. „Im Uebrigcn bist Du nicht „smart" genug Deine Tochter ist Dir über. Du hast Komödie gespielt ganz gegen Deinen Willen, aber ganz vortrefflich. Ich heiße einfach Mrs. Baron ohne Titel, aber das schadet nicht. Dein Geld ersetzt uns den. Nicht auffahren, Papa! Nicht böse werden! Kein Ame rikaner sieht es gern, wenn er dupirt erscheint!" Und Mr. Wood grollte drei Tage nachher war alles wieder im rechten Geleise. HauS und Kitty sind glück lich! Ja» Goula'ö Grabmal. Auf etnem der herrlichsten Aussichts punkte dcs wegen feiner landschaftlichen Schönheiten berühmten Woodlawn- Fricdhofs anf Long Island erhebt sich das Mausoleum des verstorbenen Bör fcnfürsten Jay Gould. Dasselbe ist lange vor seinem Tode vollendet woc den. Das Bauwerk ist'im rcinl griechischen Geschmack als Tempel mit jonischer Säulenordnung und nach dcm Muster eines altgriechischen guterhalte nen Bauwerks zu NimeS in Frankreich aus westlichem Granit von dcm Bau meister F. T. Fitz-Mahony aufgeführt, und hat 3! Fus Läng?, 22 Fuß Breite, und 2» Fuß Höhe bis zum Giebel des Frieses. Die Kosten dcs Baues beliefen sich auf SLV.VW. Unser« Dienstboten. Er: Also das neue Dienstmädchen ist luch schon wieder sort? Sie: Allerdings! Er: Um welche Stunde ist sie fort gereist? Sie: Ich weiß cs nicht: sie hat meine Uhr mitgenommen! Moderier Standpunkt. Braut: „Mein Herr, unsere Berlobung ist gelöst: ich habe gehört, daß Sie mit der Tänzerin Salto eine Liaison hat ten —— Bräutigam: „Aber, mein Gott, so was kommt ja in der Gesell schaft so häusig —" Braut: „Las sen Sic mich ausredcn, und daß Sie sich gegen dieselbe sehr knickerig benom men haben. wie sehr also würde ich erst als Ihr? Frau hierunter zu leiden haben?! und dem. mein Herr, will ich mich denn doch nicht aussetzen!" Wenn ein Dieb keine Gelegenheit zum Stehlen hat, hält er sich sür einen ehrlichen Mann. Der Ealtsornier. Die. Saison stand auf der Höhe. Wiesbaden hatte Gäste aus allen Län dern aufgenommen. Die Kranken such ten Heilung durch seine Quellen, und die Gefunden freuten sich des interessan ten Badelebens. Der Kurgarten bot ein buntes, be wegtes Bild. Die Kapelle ließ ihre heitcrenWeifen über die Menschenmenge rauschen. Ihre Töne zogen sort über den Weiher und die Parkanlagen und erfreuten so auch noch diejenigen, welche sich nicht von der Behaglichkeit ilires fchaa gelegenen HeimS getrennt hatten. In der Nähe des Wägers begann es fencht zu werden: eine junge, elegante Dame sprach zu ihrem Gatten: „Ich glaube, lieber Mann, es ist Zeit, auszubrechen! Feuerwerke sind uns ja nichts Neues!" „Das heutige soll aber besonders großartig werden," entgegnete dieser. „Du darfst Fräulein Behrends nicht um dieses Vergnügen bringen." Die Augen des jungen Mädchens leuchteten hell auf. Dennoch erhob sie sich schnell und sagte einschmei chelnd zu ihrer Nachbarin, Mrs. Great well : „Ich sehe gar zu gern ein Feuerwerk, liebe Lea, doch gestatte mir, daß ich erst Deinen Gemahl Heimgeleite." „Mein Diener bringt mich wohl ganz sicher nach dem Hotel," siel Mr. Great well ein, „doch wer möchte verzichten, wenn so srcundliches Geleite angeboten wird?!" Der sonst noch rüstige Mann war durch ein rheumatisches Leiden dn den Fahrstuhl gescsselt. Der treue John setzte diesen nach kurzer Verabschiedung in Bewegung und bald befand sich die junge Frau mit einem eleganten Aus länder. dessen Bekanntschaft man hier gemacht hatte, allein am Tisch. Er hatte ihr in letzter Zeit oft Gesellschaft geleistet. Ihr Gatte plauderte mit ihm über die Entwickelung seines Landes und über die Kolonialfrage, doch heute war er so ernst und gedankenvoll gewe sen, daß kein Gespräch recht in Gang gekommen war. „Mir scheint, daß Siesich in Deutsch land langweilen/' begann nun MrS. Greatwell nach einem längeren Schwei gen. „Sie sind wohl zum ersten Mal hier und anfangs von unserem Lande enttäuscht?" „Ich kannte Deutschland!" kam es bcwegt über des Fremden Lippen. „Aber ich bin des Lebens hier entwöhnt; ich könnte mich in Europa nicht mehr wohl fühlen. Doch sage»» Sie mir, gnädige Frau," fuhr er fort, „mährt es lange, bis Fräulein Behrends zu rückkehrt? Ich möchte Ihnen etwas an vertrauen, ich bedarf Ihres Rathes, Ihres Beistandes!" „Wenn ich Ihnen irgendwie nützlich sein lann," sagte sie In gedämpftem Tone. Dabei musterte sie auch heute seine gewählte englische Toilette, bis ihr Blick znletzt wieder auf dem großen, strahlenden Diamaut feines Ringes haften blieb. In feine düsteren Züge blickend dachte sie: „Auch ein Millionär scheint unglücklich sein zu können." Da schlug die Stimme Bill S.mith sons erregt, doch leise an ihr Ohr: „Ich weiß keinen Ausweg, ich kann sie nur heirathen, um sie an mich zu fesseln—" Tann hob sich sein Kopf und seine Brust, ivie von einem Alp befreit. „Nun, so heirathen Sie doch, wenn die Erwählte Sie mag!" rief Airs. Greatwell amüsirt. „Ein so reicher Mann, wie Sie, holt sich trotz seiner achtundvierzig Jahre selten einen Korb. Ich stiste gern Ehen!" fuhr sie voll Hei terkeit fort. „Doch sagen Sie, ist Fräulein Behrends Ihre Auser korene?" „Sie haben es errathen, gnädige Frau. Ich vermag mir über mein Einpsinden sür sie keine Rechenschast zu geben, aber ich kann nicht auf ewig von ihr getrennt leben!" „Sie ist sehr jung!" entgegnete die Dame mit überlegener Miene. „Ich bin reich unh sie ist. arm!" siel Mr. Smithson rasch ein. „Ich will ihr ein Paradies auf Erden schaf fen, ihr all' meine Habe in dcn Schooß legen! Aber mir bleibt nur ein Mittel, ihr all' diese Liebe zukommen zu laffen: sie muß den alternden Mann zum Ge mahl annebmcn." „Feffcn Sie sich! Sie kehrt zurück und ist uns schon nahel" flüsterte sie jetzt dem Manne zu, welcher seine tiefe Erregung kaum bemeistern konnte. „Berrathen Sie sich mit keiner Silbe dein Mädchen! Ich selbst werde erst ihre Ansichten erforschen!" Dann stand Lilly in ihrer ganzen Jugcndfrifche vor ihnen und rief in tiiidlich-fröhlichem Ton: „So, da bin ich wieder! Komme ich zum Feuerwerk noch zu rechter Zeit?" „Ja. in Eurem kleinen Nest gibt es wohl solche Feuerwerke nicht! Nun, mit unserm Schutz zur Seite können wir dies Bergnügcn genießen." „Ach, man wird hier zu verwöhnt!" rief Lilly froh. „Wie werde ich mich wieder i» unseren engen Zimmern, in der Küche oter gar hinter dem Laden tisch zurecht finden! das weiß ich nicht!" „Sie scheinen für kleine Berhältniffe nicht geschaffen zu fein, gnädiges Fräu lein!" wagte nun mit einiger Schüch ternheit Mr. Smithfon zu bemerken. „Meine Lilly wird unier dem Schutz ibrer Muttcr am besten geborgen sein," erwiederte MrS. Greatwell kübl. Mr. Smiihwn biß die Zahne zu sammen. Lillys Blicke schweiften ge dantcnooll über das Wasser, welches das bengalische Licht jetzt bald in dieser, bald in jener Farbe üderfluthctc. Das Feuerwerk nahm feinen Anfang uud ließ die Landschaft und alle Gestalten in Hellem Lichte erfcheinen. Es klärte auch die leichte Trübung und Verlegen heit, welche MrS. Greatwells letzlt Worte in ihrem Tischnachbar hervorge rufen hatte. Augen uud Ohren wur den zu sehr beschästigt, um noch ein ernsteres Gespräch auskommen zu lassen.. Nach einer Woche war Lilly wieder in ihrem elterlichen Hause. „Wie schön ist'S doch, reich zu sein!" sagte zwei Tage nach ihrcr Rückkehr Lilly zu ihrcr Mutter. Ihre Blicke schivcijten dabei durch dcn niedrigen Raum ihres Wohnzimmers und über die schlichten Möbelstücke. „Lea hat durch ihre Heirath Glück gemacht!" fuhr sie fort. „Sie bewohnt in London ein schönes Haus ganz allein, hält sich Dienstboten und besitzt wahrhast fürstliche Toiletten." „Die sie aber gewiß wenig benutzen kann," fiel ihr die Mutter in die Rede. „Deine Freundin muß Krankenpflege rin ihres Gatten sei». Du siehst, Kind, vollkommenes Glü< gibt es weder in den Hutten noch in den Palästen." „Ich wäre so gern noch in Wiesbaden geblieben, wenn die Geschwister mir nicht den Streich gespielt hätten, die Masern zu bekommen!" fiel Lilly mit einem Schmollmäulchcn ein, und ihr hübsches Gesichtchen bekam einen fast mürrischen Ausdruck. „ES wurde mir nichf leicht, Dich zurückzurufen, liebes Kind!" versicherte mit sanfter Stimme die Muttcr, „aber ohne Dienstboten, ohne Gehilfen im Laden, konnten Papa und ich schlechter dings nicht scrtig wcrden." „Lea erwartet mich aber zurück!" erklärte Lilly mit wichtiger Miene. „Ich amüsirte mich so köstlich bei ihr, Du glaubst nicht, wie elegant und schön da Alles ist! An der t»l>l« und im Kurgarten besonders. Lea nnd ihr Gatte hatten viel Besuch an ihrcm Tisch, und ein reicher Aus länder war fast t.iglich da. Dcnke Dir," fügte Lelly dann lächelnd hinzu, „man machte mir dort sogar schon den Hos." Frau Behrends sah ihr Töchtcrchen fragend an: dieses fuhr fort: „Ja, ja, Mama, ich spreche die Wahrheit! Dcnke Dir. einem Millio när aus Kalifornien habe ich so gefal len, daß Lea mich ausforschen sollte, ob er sich keinen Korb hole, wenn er um meine Hand anhielte." Frau Behrcnds Züge wurden ernst. Lilly'S Hang nach Glanz und Vergnü gen paßten fo gar nicht für ihre bejchei dene Lebenslage. „Du mußt Deiner Mutter Alles an ertrauen!" wandte sie sich jetzt zart an Lilly und legte den Arm um deren feingeformte Schultern. „Wer ist der Herr, von dem Du eben sprachst? Er zähle mir von ihm Alles, was Du weißt, mein Kind!" „Ich W>ß nicht viel von ihm. Ma ma. Er soll ein Millionär sein, ist sehr geistreich und war gewiß auch einst recht hübsch!" „So ist cr also nicht mehr jung?!" fragte Frau Behrends weiter. „Das ist es ja gerade, weshalb Lca mir abräth, ihn zu nehmen. Ich finde aber, es ist ganz gleichgiltig. ob er alt odcr jung ist. Im Gegentheil, er flößt mir Respekt ein. und ich würde mich unter seinem Schutze sicher fühlen! Dann ist er reich: ich kann als leine Frau Malstunden nehmen, Klavier spielen und studiren! Mehr bedarf ich zu meinem Glücke nicht." Die Mutter warf einen langen zärtlichen Bl.ick aus die geliebte Tochter. Gedankenvoll drückte sie Lilly so fest an sich, als solle Keiner sie ihr ent reißen. Schwere Kämpfe sür Fin Mutterherz schienen ihr nahe gerückt zu sein. Sie selbst hatte eS einst erfahren, wie hart sich der «chcitt einer übereilten Heirath rächen kann. „Geld und Gut sind trughafter Na tur, incin Kind!" begann sie jetzt, das Schweigen unterbrechend. „Du er fuhrst ja, daß auch ich im Reichthum heranwuchs und dennoch hungern und darben lernte!" „Du hast mir so wcnig von Deiner Jugend erzählt." sagte Lilly weich. „Ich weiß ja auch fast gar nichts über Deine erste kurze Ehe." „Mcin Kind, diese Geschichte ist kurz in Worten, doch lang in Kummer! Mir, dem verwöhnten Kinde, hatte die Leitung der Mutter seit dein fünften Jahre gefehlt. Ich verabscheute sedcn Unterricht, der mir durch dic Mittel »reines Baters reich hätte zukommen können! Ich glaubte, Reichthum ent schädige sür Kenntnisse und ein häß liches Gesicht, und als der schönste, aber wie man sagte, leichtsin nigste Offizier der Stadt um mich warb, setzte ich beim Vater meinen Willen durch und heirathete ihn. Aus dem Strudel betäubenden Glücks mußte ich wenige Monate nach meiner Ber mählung zu tiefem Unglück und bitter! ster Täuschung erwachen! Ein Bank- Hans stürzte und riß meinen Bater mit ins Elend. Zu spät erkannte ich nun, daß meinem Manne nichts an mir, son dern nur an meiner ihm versprochenen großen Mitbist gelegen gewesen war. Als mein Vater nicht zahlen konnte, wurde ich roh von meinem Manne Ge handelt. Er sagte mir seine edle Mei nung direkt ins Gesicht, und ich. die ihn lieble, fühlte mich zu Tode gekränkt. Er hatte Schulden, die Wucherer be drängten ihn. Meine Lage wurde un erträglich. Da bcchloß ich. keine Stunde mehr unter seinem Dach zu bleiben. Ich floh zu meinem Vater und willigte in die von ihm verlangte gänzliche Trennung. Mit gegenseiti ger Uebereinstimmung wurde ich schnell gesetzlich von meinem Gatten geschie den. und gleich darauf war er ver schwunden. Keiner erfuhr feinen Auf enthall, und nie hörte ich wieder von ihm." „Mein Batcr starb nach zwei lah ren. ich hatte ihn bis zum Tode ge pflegt. Nun stand ich mit Dir. meinem cliiiuhrigen Kinde und einzigen Trost, hilflos, mittellos in der Welt. Ich mußte mit dcn niedrigsten, Arbeiten mein Brod verdienen: wir darbten und hungerten. Da warb mein jetziger Mann um mich, und dieser adoptirte Dich als sein Kind, damit mich nichts mehr an meinen bösen Jugendtraum erinnern solle! Meine Liebe zu ihm ent sprang der Achtung, und deshalb wuchs sie mehr und mehr." Lilly hatte aufmerksam gelauscht. Jetzt bob sieden blonden Kopf und fagie mit leisem Borwnrs: „Mutter, erst hente sagst Du mir, daß Papa nicht mein rechter Bater ist." „Warum sollte ich Dein junges Ge müth beschwere», mein Kind! Du liebst Deinen Bater wie einen rechnn, und das ist die Hauptsache." „Ja, er ist gut! Ich liebe ihn innig!" ries Lilly gehoben. „Würde ich jetzt einen reichen Mann heirathen, dann Mama, würdet Ihr gewiß auch froher-' Tage sehen!" ÄuS dem Nebenzimmer rief eine Kinderstimme nach der Mutter, und eine große Wanduhr mahnte, daß es Zeit sei, das Essen zu bereiten. Eine stnnimc Umarmung von Mntter und Tochter folgte noch, daiiu ging Frau BehrcndS ins Krankenzimmer und mit einem Seufzer in die Küche. Die Alltägliche nahm feinen Fort' gang. Das elegante Wiesbaden tauchte im mer wieder in ihrer Erinnerung em por, und gaukelhaft stiegen auch die Bilder einer Zukunft voll Glauz und Reichthum in ihrem Köpfchen auf. Die kranken Kinder schliefen. Lilly hatte nach dem Kochen die Küche sauber gemacht, und nun holte die Mntter sie zu einem -Ruhestündchen zwischen Mit tag und Kaffee in den Borgaiten hin aus. Die Linde mit ihren tiefhängenden Zweigen gewährte ihnen Schatten uud Erfrischung. Die Schwalben zwilschcr ten vertraulich auf dem Dach. Frau BehrendS konnte nicht müßig sein, sie war nicht ohne ArbcitSkorb hinausgekommen. Nun plauderte sie zwar mit der Tochter, brachte aber zoch das Stopsen der Strümpfe vor wärts. Die schmale Straße herauf schritt jetzt ein vornehmer Herr. Sein Anzug ließ vermuthen, daß er von der Reife komme. Lilly neckte sich mit dem Hunde, sie sah ihn nicht. Frau Beh-ends Blick siel aber zufäl lig vo» der' Arbeit auf den Fremden ! sie griff erschrocken nach dem Herzen, und ihr Antlitz ward weiß wie der Kalt an ihrem Häuschen. Sie wagte nicht mehr, empor zu schauen. Sie traute ihren Augen nicht, und ihr fehlte der Muth, sich Gewißheit zu verschaffen. Der Fremde kam nä her und musterte suchend die Gebäude. Jetzt bemerkte ihn auch Lilly, ein leiser Schrei der Ueberraschung entfuhr ihren Lippen, er stand fast vor ihnen, erkenn bar für Beide. Schutz suchend, wollte fie nach der Mutter Hand greisen, -da entfuhr ihr ein leiser Ausruf des Schreckens. Diese war, von einer Ohnmacht ergriffen, zurück in den Ses' sel gefüllten. Der Fremde war an sie herangetre ten und Halle Lilly erkannt. Jetzt blickte er auch auf die leidende Frau, deren Kopf die Tochter in den Armen hielt, uns Schrecken erfaßte auch ihn. „Helfen Sie! Holen Sie Papa, er ist im Laden!" rief sie dem Herrn ent gegen. „Ich weiß nicht, was geschehen ist! Sehen Sie nur Mama an!" Mr. Bill Smithson stand regungs los, wie vernichtet. Starr blickte er in die Züge der ohnmächtigen Frau. Tod tcnblcich taumelte er zurück, ein Stöh nen entrang sich seiner Brust. „So rufen Sie doch Papa!" rief Lilly ihm nochmals angstvoll zn. Endlich hatte Mr. Smithson seine Fassung mühsam erlangt. Eiligst holte er ans seinem Täschchen englisches Ricchsalz hervor und sprach, es mit be sorgtem Blick der Bewußtlosen vorhal tend. fast flehend zu Lilly: „O, Fräulein, rufen Sie Ihren Va ter nicht! Ich bitte «wie dringend da rum!" Lilly verstand nichts von alledem. Sie vermochte auch nicht nachzudenken, denn ihre Blicke hingen voll Angst an dem Antlitz der bleichen, leidenden Mutier. Jetzt schlug diese die Augen auf und ließ sie auf diejenigen des Mannes haf ten, welcher ihr das Fläfchchen ent gegenhielt. Zerschmettert von dem Gefühl tiefster Schuld und Reue, sank Mr. Smithson ihr zu Füßen. Er ergriff ihre Häude. Er sprach zu ihr mit bebender Stimme „O. Luise, was habe ich gethan!" Lilly, von der schwersten Angst etwas befreit, schlang wieder die Arme um die Mutter und flüsterte ihr leise zu: „O Mama! Fühlst Du Dich nun wohler? Höre mich, dies ist ja Mr. Sinilhson, derselbe, von dem ich Dir schon erzählte!" Frau BehrendS Augen nahmen wie der eine erschreckende Starrheit an. Sie erhob fich mühinin. Lilly mit der Hand Mr. Smuhson entgegenschickend, sprach sie tonlos und ernst: „Hier, mein Herr, steht Ihre Toch ter! Sie ward mir, nachdem uusere Bande gelost und Sie davon waren, geboren!" „Dieser Engel mein Kind!" Dann sank er auf einen Stuhl nieder, und, die Hand vor die Augen hallend, kam es fast ächzend über seine Lippen: „O. welch' namenloses Glück, und welch' tiefes Weh zugleich!" „Stören Sie nicht unser Glück, un fern Fricdern!" sprach Frau BehrendS. „Ich verzeike Ihnen! Ich ward glück lich durch einen zweiten Gemahl. Möge auch Gott Ihnen vergeben!" Die Frau hatte erust, feierlich ge sprochen. ' Jetzt wandte sie sich, auf Lilly ge stützt, die vor Staunen und Schreck ganz sprachlos war, zum Gehen. Der starke Mann, der in fernen frem den Erdlheilen den witden Menschen und Thieren m ithig cntgengetrelen war, er schien he:ite alle Kraft einge- büßt zu haben. Vemichkek sank et immer tiefer in sich zusammen. Da schlugen die mit zitternder Stim me, aber doch freudig klingenden Worte der T<ochte/ an sein Obr: mein Vater! Ist cs Wahrheit, Mutter?" Und Frau BehrendZ sah. wie jetzi Vir. Smithson des Kindes Hand er faßte »iid mit Thräne» netzte; da reichte sie ihm auch die ihrige und sprach weicher: „Ich bin die Gattin eines Andern, die Mutter vieler Kinder geworden! Mich rufen Liebe, Dankbarkeit und Pflicht von diesem Platze hinweg. Doch ich sehe Ihren Schmerz! Sie iverden wieder abreisen: Lilly möge Sie zur Bah» geleiten, dann aber wieder hcini tehrc»!" Das junge Mädchen stand schüchtern und fragenden Blickes oa. „Geh. mein Kind!" wiederholte Fra» BehrendS licbevoll. „Mir gehörst Du ja doch, meine Lilly, und mir bleibst Du!" „Ja, Dir gehöre ich und Dir bleibe ich, Mutter!" Mr. Smithson war wieder in Wies' baden angelangt. Er halte MrS. Greatwell voll die Wahrheit gebeichtet, daß er als Werber abgefahren und als Vater zurückgekehrt fei. MrS. Greatwell vereinigte Klugheit mit HerzenSgüte. Sie verstand nicht nur die überraschenden Berhältniffe zum Besten für ihre kleine Freundin nnd deren Mutter auszubeuten, sondern auch Mr. Smithson zu trösten. MrS. Grealwells Gemahl zeigte merk liche Besserung und konnte wieder etwas umhergehen. Da glaubte sie, eS wa gen zu diirsen, ihn siir einen Tag zu verlassen, und suhr den: rheinifche» Städtchen zu, in welchem die Fainilie BehrendS wohnte. Es gab dort ein eingehendes Plau dern über Rückerinnerunge» und die so merkwürdige Fügung des Schicksals. Jetzt aber brach Lilly jubelnd in die Worte aus: „Wir sind reich! Wir kön ncn uns Leute halten, und ich kann malen und studiren!" Die Mntter aber hielt mit Thränen im Auge zwei Auwcisungcn in dei Hand, welche ihnen ihr einstiger Gatte gesandt. Tie eine sicherte ihnen eine bestimmte Einnahme, die andere stellte für Lilly ein Permögen fest. „Sie tönncn sich dieses Jhsrcn übcr wiefcncn Geldes voll erfreuen!" unter brach »un MrS. Greatwell die beivegte Stimmung. „Mr. Smithson kommt damit nur seinen 'Verpflichtungen nach und macht sein Gewissen freier! Er beichtete mir seine Schuld wie ein reu igcr Sünder und gemährte mir vollen Einblick in sein Leben. Er hat mit dem Schicksal hart gekämpft nnd dann, nachdem er viel erworben, voll das Da sein genossen. Aber seinem Gelde haf tet lein Makel an. Der Zufall führte ihm seine Tochter entgegen: unbewußt fühlte er eine Zugehörigkeit zu dersel ben.—Nach dieser wunderbare» GoltcS sügung stche ich dasür, daß cr seinem Namen als Vater Ehre machen wird." Mutter und Tochter faßen still, ge dankenvoll da. Es wogte in beider Brust das Gesühl des Mitleids und der Zugehörigkeit zu Mr. Smithson. Aber sie rermochten es nicht, Worte dasür über die Lippen zn bringen. Mrs. Greatwell rückte Frau Beh rendS näher. Sie drückte ihr fest die Hand, sie löußte, welcher Zwiespalt das Gemüth dieser Frau bewegte. Lilly faßte jetzt die andere Hand der älteren Freundin, . und weich ertönte ihr« Stimme: „Ich möchte ihn wiedersehen! Ihn, meinen Bater, der mich so lieb hat!" „Ein Kind darf dem Vatcr nicht ganz cntzogen wcrden," sagte Airs. Greatwell mit eindringlichem Blick auf Frau BehrendS. „Ich weiß, Sie ha ben lange verziehen." Bläffe und Röthe wechselten aus Fran BehrendS Wangen. „Was wollen Sie damit sagen?" fragte sie erregt. „Lilly gehört ikir. Es kann dieser Pater sie nicht von mir reißen, selbst wenn er ihr Millionen zn Füßen legte!" „Beruhigen Sie sich. So vermessen denkt er nicht!" siel MrS. Greatwell ei». „Aber cr wird die Tochter wie dersehen dürfen." fuhr sie sort. „und von Zeit zu Zeit auch auf längere Zeit bei mir?" „Ich füge mich, wenn Lilly dann auch unter Ihrem Schutze steht." ant wortete die Mutter nach innere,« Kampfe. Darauf wurden noch einigt Ver einbarungen über das „wann" de 4 Wiedersehens getroffen, und Mrs. Greatwell erhob sich, um abzureisen. ES ivar Zeit für sie, aufzubrechen, um den Zug nicht zu versäumen. Lilly war jetzt noch nicht mitgesahren. MrS. Greatwell hatte sür besser gehalten, daß sie für'S Erste noch nicht mit ihrem Va ter zusammenträfe. Sie wußte zudem, daß Mr. Smithfon schon in den näch sten Tagen nach Ealisornien zurückrei sen mußte: die vielseitigen GeschäslS nnternehmungen dort bedurften feiner Anwesenheit, feiner Geisteskraft. „Ich werde eS jetzt nicht lange drü ben nttShalten tönncn," warcn seine AbfchiedZworte. ' „Für mich hat kein Gold Reiz. Nur nach meinem Kinde verlangt es mich." Mieder war der Sommer in s Land gezogen und führte den Bädern und Sommerfrifchen Gäste zu., Mr. Greatwell und Gemahlin lang ten anch dieses Jahr in Wiesbaden an, uns Lilly wurde bald mit dem Ruf be glückt. zu ihnen zu kommen. Von Mr. Smithfon hatte lange Zeit hindurch jedes llLebenSzeiche» gefehlt, auf das Glück der Tochter war damit ein Schatten gefallen. Endlich langte doch von ihm eines TageS Botschaft an, aber wie ganz an ders, als sie erwartet! Sie war eines Tages allein auf ih rem Zimmer gewesen ihre mütter liche Freundin weilte mit ihrem Gatten auf der Kurpromenade da trat ein Hotcldicnrr ein. „Ich soll na'ch Fräulein Behrends fragen, im Austrage von Mr. Smith fon. Er ist krank in der Nacht angc konimc», wir haben gleich nach einem Arzt schicken inüsfcn, der arme Mann liegt in Fieberphaiitasien, und derDok ! Tor hat ein sehr bedenkliches Gesicht ge macht —" Weiter hörte Lilly den Mann nicht an. Im Augenblick hatte sie Hut und Schirm genommen, »iid ein herbei gerufcncs Fuhrwerk brachte sie in das Hotel. In einem Zimmer des ersten Hotel» >n Wiesbaden herrschte heute lautlose Stille. Tie zugezogenen StoreS mehr ten die eindringenden Sonnenstrahlen ab. Die herrliche Natur da draußen war zu neuem Blühen erwacht, ui'd hier ruht auf dem Krankenlager ein Mann, welcher vom Leben Abschied nehmen sollte. Lilly hielt seine heiße Hand in der ihrigen und lauschte den unrcgeliilaßi gcn Athemzügen. . Im Nebenzimmer saßen, jedes Win kes gewärtia, die Krankenpflegerin und der Diener des Leidenden. Jetzt beugte sich das liebliche Mäd chcnhaupt mit den vollen blonden Flech ten ein wenig über den Kranke». „Er schlaft." dachte Lilly, etwas bc ruhigt. „Vielleicht giebt das doch noch Hoffnung!" Ganz leise erhob sie sich und ver suchte, auf den Fußspitzen bis zur Thür des Nebenzimmer zu gelangen. „Ist Mrs. Greatwell zurück?" fragte sie den Diener. „Soeben ist sie gekommen, ich sah sie aus dem Wagen steigen," war seine Antwort. „O, so eilen Sie, Robert! Bitten Sie sie zu mir!" befahl Lilly in höch- ster Erregung. Bald lag das junge Wesen schluch zend an dem Halse der mütterlichen Freundin. Bon tiefem Weh war sie ergriffen worden, denn eben hatte der Arzt durchblicke» lassen, daß sie den kaum gefundenen Vater für immer ver lieren müsje. „Wird die Mutter kommen?" fragte sie erregt. „Sie kommt, Lilly!" tröstete Mrs. Greatwell. „Doch weine nicht so sehr. Denke daran, daß es für Deine» Bater doch kein rechtes Glück gegeben halte! Die Aufregungen u»d Anstrengungen, sich von feinem Besitz in Ealijornien srei'zu machen, um für immer hieher zu kommen, vermochlen nicht spurlos an ihm vorüberzugehen! Dan» kam das böse Fieber hinzu und erschütterte seine schwache Gesundheit. Ich sreue wich nur. daß sein heißester Wunsch erfüllt ward, daß er jetzt die letzten Le benslage i» der Heimath, und von Dir gepflegt, verleben kann!" „O. welcher Trost ist dies für mich. Lea! Er hat uns mit Gütern über schüttert, mein Herz lechzt danach, mich ihm als pflichttreue Tochler zu zeigen!" Thräne» rannen gleich Thautropsei» über ihre Wangen. Zwei Tage war«m vergangen. Lilly war nicht vom Krankenlager des Ba ters gewichen. Heute lag ein angstvol ler Ausdruck aus allen Gesichtszügen seiner Umgebung. ?>on Zeit zu Zeit fuhr er empor, dritte Lillys kleine Hand und iah sich da:',» wie suchend im Zimmcr um. „Der Zug muß gleich da sein!" flü sterte MrS. Greatwell Lilly zu. „Ach. wenn sie doch noch zu rechter Zeit käme!" hauchte das junge Mäd chen. Da trat Lilly's Mutter ein und vor das Lager des Kraulen. „Du vergiebst mir! Meine Tochter liebt mich! Ich habe nicht umsonst ge wirkt! Lebt glücklich " „Du darfst nicyt sterben, theurer Va ter!" entrang es sich jetzt verzweifelnd Lilly's Lippen. Aber Mr. Smithson sank zurück in die Kissen, druckte ihre Hand und blickte sie noch einmal mit seligem Lache!» an. Weise wer»«». Bon unzähl'gen Widersprüchen, Die sich habe» eingeschlichen. In die arme Meiischcnwelt, Mir am wenigsten gefallt! Weise sein mag jeder gern. Es zu werden liegt ihm fern! Einige au> sich gering fügige. aber doch für den Charakter nicht uninteressante Erinnerungen an Robert Mayer, den großen Entdecker des „Gesetzes von der Erhaltung der Kraft", veröffentlicht die „Süddeutsche Apotheke« - Zeitung". Im Februar 1854. in für Beide ernster, schwerer Zeit, schreibt Robert an seinen Bruder, Apotheker Fritz Mayer: „Obgleich der Schnee noch wie ein Leichentuch aus gebreitet liegt, so ist doch das Buch der Natur unseren Blicken stets offen unt> offenbart uns in allen Hieroglyphen einen grundglltigen Schöpser. Di» süßeste Frucht aus dem Baume des Le bens ist die Hoffnung, die in Geduld zur Reife kommt." Ei» andermal: „.Was ist ein Fragezeichen? Ein ? ist ein krummes Ding, das oft recht nnver schamle Fragen stellt. Eine Schlang«, die nach den, Apsel der Erkennt»»» beißt." .Der Stein der Weisen ist der gesunde Menschenverstand und der Hauptschlüssel ist das Gold." Einer seiner Nichten gab Rod. Mayer folgen den Spruch mit in die Ferne: .Die wahre Liebe und die liebe Wahrheit führt uns in das verlorene Paradies zurück." Sich selbst tröstete Mayer bei den Angriffen seiner publizistischen Widersacher damit, daß die Wahrhei am Ende mächtiger ist, alz die Lüge, denn der Himmel ist lein Spott und die feinste Diplomatie ist die Wahrheit, denn die Wahrheit ist Gott, und diesem ist mächtiger, als der Teufel.
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