2 «t» angt»«»,««» U»bt«teu«r An einein Sonntag war'S, da ent» stieg in ShepherdSbush, einem Ort an der Landstraße, die von London nach Acton führt, einem Londoner Omnibus «in stutzerhaft gekleideter Jüngling, seines Zeichens ein Schneider, mit einem dicht verschleierten weiblichen Wesen. Das Pärchen erkundigte sich im nächsten Wirthshaus? nach dem Weg nach Acton, den eS dann wohlgemuth unter die Füße nahm. Seine Wande rung sollte von kurzer Dauer sein. Wenige Minuten, nachdem es ausge brochen, sah man durch den Ort in der Richtung nach Acton einen leichten . Wagen sausen, den drei Kaminfeger schmückten ; knrz darauf war er an der Seite der „Verschleierten" und ihre» ,Beschützers". Und nun geschah etwas Unerwarte tes. Im Handumdrehen waren alle drei Kaminfeger aus ihrem Wagen ge sprungen. zwei ergriffen den Jüngling, zogen ihm Rock nnd Weste aus und gössen über seinen Kopf den öligen In halt einer großen Kanne, während der dritte Schwarze das Werk damit krönte, daß er dem Jüngling eine Kiste voll Ruß über Kopf und Gesicht ausleerte. Nachdem der Geschwärzte noch durch eine Reitpeitsche zum Hersagen des zehnten Gebots gezwungen worden war, wandte sich der dritte der wackeren Kaminfeger an das herbeiströmende Publikum und erzählte zur Rechtferti gung seines außerordentlichen Thuns, der junge Mann habe ihm sein Weib geraubt, obwohl er, der Kaminfeger, ihm, dem Jüngling, ein guter Freund und ihr ein treuer Gatte gewesen. Nach dieser kurzen, aber beifällig ausgenommenen Rede befahl er seinem Weib, das während des ganzen Aktes um Gnade geschrieen hatte, einzustei gen; sie kam diesem Beseht mit größter Schnelligkeit nach nnd das Kaminfeger- Kleeblatt verschwand ebenso schnell, als! es gekommen, ein heulendes, schrecklich aussehendes Wesen zurücklassend. Die! Abenteuer des unglücklichen Schneider? sollten damit aber noch nicht zu Ende sein; er tastete auf einer Seitenstraße nach dem Ort zurück und drang, Erlö sung von seinen Oualen suchend, in die erste offene Thür ein. Die führte ihn, mitten unter eine Zahl betender Heils-' armeemitgliedea. Sein plötzliches Er-! scheinen in der frommen Schaar wirkte furchtbar. Man hielt ihn für den Teuf .. Kinder kreischten, Weiber sie-! len in Ohnmacht, Männer drangen auf! ihn ein, und dann ward ihm eine neue' Tracht Prügel zu Theil. Endlich ge-' lang es dem Schwergeprüften, die Leute! zu beruhigen und Gelegenheit zn erhal ten. über das Vorgefallene nachzuden-! ken, sowie sein Aussehen etwas wieder herzustellen. Neue leit. Die Alten hatten keine Beweise da für, daß alle Körper ohne Ausnahme von allerdings nicht sichtbaren Poren kanälen durchzogen sind. Den ersten Beweis hiefür verdankt man dem Phi losophen Bacon. Er versuchte das Was ser durch Pressen und Hämmern einer mit Wasser gefüllten Hohlkugel von Blei zusammenzudrücken. Das Wasser drang aber durch das Metall hindurch und überzog die Oberfläche der Kugel mit einem seinen Thau. Die Floren-- tiner Akademie erfuhr dasselbe Resul-! tat mit einer silbernen Hohltugel. Sie! versuchte das Durchdringen des WasjerS dadurch zu verhindern, daß sie die Kn- l gel stark vergoldete und sah, daß auch dann die elbe Erscheinung auftrat; daS Wasser drang auch durch daS Gold. Bezüglich der glasartigen Substanzen aber ist es bis heute nicht nachgewiesen, daß sie porös sind, obschon es höchst unwahrscheinlich ist, daß Glas eine Ausnahme von der allgemeinen Regel bilden sollte. ES war bisher eben nicht möglich, eine geeignete UntersuchungS methode sür diesen Fall zu entdecken. Daß Holz in allen Dichtigkeitsgraden von Porenlanälen durchzogen wird, deweist schon die Zirkulation des Saf tes—eine Thatsache, welche geradezu zur Grundlage der Urzeitsorschung wurde. Denn wenn eS hente in unse rem Bereich steht, durch mikroskopische Untersuchung eines Splitters von einem (vorweltlichen) Baum zu bestim men, welcher Gattung derselbe ange hört, so danken wir dies nur der Poro sität. Denn das ursprüngliche Mate rial, aus welchem das Holz bestand, ist vielleicht seit Millionen von Jahren verschwunden und doch ist die Struktur (der Bau) des Holzes erhalten, indem lieselige und kalkige Substanzen in die Form (Poren! desselben eindrangen und durch Erhärten eine vollkommen» Kopie des Originals erzeugten. Die Erfindung des so genannten „griechischen Feuers" fällt wahrscheinlich in das achte Jahrhundert n. Chr., die klassische Zeit der arabi schen Alchemie. Wir besitzen von dem Feuer keine genane Beschreibung, da die Kenntniß desselben in Constantino pel als StaatSgeheimniß bewahrt wurde. Doch ist Grund vorhanden, zu glauben, daß eS Schwesel und sal» petersanres Kali mit Naphtha gemischt, enthielt. Dagegen eristirt aus dieser Zeit das Recept des Marcus Gräcus— Schießpulver zu machen. Er weist un» an. in einem marmornen Mörser ein Psuud Schwefel, zwei Pfund Holzkohle nnd sechs Psund Salpeter zu pulveri siren. Stampfe man etwas von die sem Pulver fest in eine lange, enge, an einem Ende geschlossene Röhre und setze eS dann aufs Feuer, so werde die Röhre in die Luft fliegen also offen bar eine Rakete. Demselben verdanken wir übrigens auch Rezepte, um die Haut unverbrennbar zu machen, so daß man Feuer anfassen könne, ohne sich zu verbrenne». GräcuS war ein Zeit genosse des großen Chemikers Djafar, der durch feine Entdeckung des Königs wassers das alchemistische Problem löste, Gold in einem flüssigen Zustande HU erhalten. Hagestolz-Betrachtunge«. Die Hagestolz« zerfallen in zwei große Gruppen: in solche, die heirathen woll ten, aber aus irgend einem Grunde nicht dazu kamen, und in solche, die glaubten, nicht heirathen zu können. Hagestolze, die nicht wenigsttnS einmal in ihren« Leven die ernste Absicht ge habt haben, zn heirathen, gibt es nicht. Das reden sie sich und andern nachher ein, wenn es zu spät ist, daß sie von vornherein das Heirathen abgeschworen hätten. Das'mag Müttern und Töch tern, die häufig so verächtlich-mitleidig auf die alten Junggesellen herabblicken, gesagt sein, gruiidiätzliche Hagestolze gibt es nicht, daS Leben hat sie d>.izii ge macht, Umstände haben sie dazu gezwun gen: kein Mensch sträubt sich gegen sein eigenes Wohlergehen, das ist wider natürlich. Und die Ehe ist für den Menschen ein Zustand des Sichwohl sühlens. häufig freilich ein latenter Zustand. Die Ehe hat wie das Glück überhaupt etwas VechängnißvolleS, manche Men schen haben kein Talent dazu, glücklich zu sein. ES ist wahr, so wie man Ta lent zum Malen oder zum Erfinden hat. so kommen manche Menschen mit dem Talent auf die Welt, sich stets leid lich glücklich zu fühlen. Das Schicksal scheint in dieser Beziehung sehr gerecht vo. zugehen, denn die Menschen mit dem Talent, glücklich zu sein, haben meistens kein anderes ausgesprochenes Talent. Vielleicht ist dies sogar der Grund dafür. Glückliche Genies hat es nie gegeben und wird es mich nicht geben, denn das Genie ist stets etwas Anomales, diefe Menschen wachsen ein seitig au-Z sich heraus; gewiß, sie leisten stets etwas Außergewöhnliches sür die andern, das thun sie, weil sie es müssen, aber glücklich werden sie nie. weil sie nicht können. Wollte man sich ebenso consequent wie banal aus drücken, so könnte man sagen, daß eigentlich nur die Dummen wahrhast glücklich sind, oder unigekehrt, baß es ein Glück ist, zu den Dummen zu ge hören. Der Leser, der über die Be hauptung entrüstet sein sollte, der sehe sich nur einmal vorurtheilSloS in seiner nächsten Umgebung um, und er wird die Ansicht nicht mehr so paradox fin den. Zum Heirathen haben manche Leute thatsächlich kein Talent, und für diese ist es besser, ledig geblieben zu sein; manche bilden sich aber nur ein, kein Talent dazu zu haben, und für die'e ist eS schade, daß sie nicht nnter den Pan , Mel gekommen find. Denn unter den Pisntoffel wären sie sicher gekommen;' dein entgeht nur ein Theil derer, die frisch und fröhlich, ohne sich viel Kops ' zcrbrechenS zu machen, in die Ehe hineinspringen, aber selten einer, der mich bezüglich seiner Wahl von phili ströser Weisheit überfleußt. Im All gemeinen jedoch kann man sagen, daß viele Hagestolze gute Ehemänner abge geben hätten und daß es für die Gesell schaft schade ist, wenn sie schließlich zum Gespött dieser selben Gesellschaft > in der Welt umherlaufen. Zum Gespött, gewiß, aber das ist wieder eine große Ungerechtigkeit, wo von eS sreilich auf Schritt und Tritt in I dieser schönen Welt wimmelt, denn es ist nicht allein ihre Schuld, daß sie sich . kein eigenes Heim gegründet haben. > Das heißt, so lange wir nicht an dem Fundamcntsatz rütteln: es gibt keinen Hagestolz, der nicht wenigstens einmal ! in feinem Leben die ernste Absicht gc ! habt hat, mit einem weiblichen We>en ein ebenso ernsthasteS Wort zu spreche». Derjenige Hagestolz, der, die Hand ans das alte eingetrocknete Herz, das Gegentheil zu behaupten wagt, vertrete vor und werse den erste:: Stein des Anstoßes auf mich. Indessen, bei Be . trachtungen wie den vorliegenden, bei , denen man es gleichzeitig mit dem star j kci! und dem schwachen Geschlecht ver ! derben kann, da nzutz man nach Fal stass'schem Recept vorsichtig fein und > sich in den sicheren Manie! der Anony mität hüllen, sonst könnte man am j Ende doch noch Löcher in den Kopf be- kommen mit dem Motto: es ist die > höchste Zeit, daß terK.rl da einen offe > nen ktopf kriegt. Wer trägt denn nun die Schuld da ! rau, daß es Hagestolze gibt, ja, daß es leider iu der Gesellschaft von Jahr zu Jahr mehr gibt ? Der Hagestolz selbst, oder die Frau, die er nicht geheirathet hat ? Manche Leserinnen werden sagen, ! das ist eine thörichte Frage: jeder Hage stolz hätte heirathen können, wenn er i es ernstlich gewollt hätte. Ich behaupte im Behaupten muß man immer forsch sein, besonders wenn eS mit dem Beweis etwas hapern sollte —, beide Theile haben Schuld daran. Der Mann etwas mehr als die Frau, weil er ja das Recht der Initiative hat; häu fig freilich auch nur scheinbar, denn swie viele Frauen sich in Männer in mehr oder weniger versteckter Weise selbst beim Schopf genommen haben, um sie mit Ehe zn überzieheu, wie die Lateiner sagen könnten, das läßt sich nicht nachrechnen; freilich ist eS gut, daß mir die langweiligen Statistiker j bei dieser Betrachtung nicht in'S Wort > fallen können,, denn abzählen kann man ! die Sache eben nicht. Es wäre übrigens voreilig, behaup ten zu wollen, daß, wenn die Frautn sich die Männer erwählten, es weniger Männer gäbe, die „übrig blieben"; jedenfalls aber würden dann manche, die jetzt als Hagestolze die Stammtische unsicher machen, sich bereits eiuen ver danlichen Aerger darüber zugezogei haben, daß ihr ältester Jnnge schon wieder einmal in Ouarta sitzen geblie ben ist. Denn die alten Junggesellen gehören sür gewöhnlich—wenigst.nZ in ihrer „besten Zeit"—nicht gerade zu de» unsi>»ipathischen Erscheinungen und sind nicht immer von der Natur stief mütterlich behandelt. Doch das will anch nicht viel bedeuten, für die Ehe gibt es kaum ein Hinderniß. Der Satz „Wer 'ne Puckel hät, da kann nit met gohn" hat hier keine Geltung. Man könnte sogar fast die These aufstellen: Junge Don Juans, alte Junggesellen. Haha! werden die Frauen rufen, da haben wir'S, da steckt ja der Beweis drin, das; die Hagestolze selbst schuld an ihrem —Unglück sind. Dagegen ließ« sich einsach erwidern, daß gar keine Don JuanZ vorkämen, wenn das schöne Geschlecht ihnen dazu keine Ge-! legenheit gäbe. Vom Lebemann zum > Ehemann ist nämlich nur ein Schritt, vom Lebemann zum Hagestolz sind abc viele. ES ist wahr, wenn ein Jüngling in den guten oder auch in den besten Jah ren die Absicht hat, in den Apsel der > Ehe - lassen mir es dahingestellt sein,! ob dies ein süßer oder sauersü-Ber Apfel ist zn beißen, so wird eS ihm nicht sonderlich schwer gemacht, dieses Gelüst zu befriedigen, aber grade weil es ihm nianchmal so leicht gemacht wird, beiß! er nicht zu, und weil man ihm von j allen Seiten den Apfel so verführerisch ' schildert, worin junge Frauen große Meisterschaft besitzen, deshalb argwöhnt er, daß derselbe wurmstichig sei. Leute, die Anlage zur Ehelosigkeit haben ein instinctives Gesühl, nichl glücklich zu werden, hält sie der Ehe scrlt —, werden grade durch solche rast lose Bemühungen ihrer Umgebung Kopfscheu und glauben schließlich, daß sie durch ihre Schlauheit einem großen Unheil entgangen seien. Wenn ein Mann, ob mit Recht oder Unrecht, ist gleichgültig, zu der Ueber zeugung gelangt ist, die Ehe sei eine Falle, in die man ihn stürzen lassen wollte, dann dürste es schwer halten, ihn den Gang zum Standesamt wonne trunkenen. Blickes wandeln zu sehen. Daß aber viele in ihrem Leben zu meist zu ihrem eigenen Unglück zu dieser Ueberzeugung gelangen, das ist nicht ihre Schuld allein, sondern auch zum Theil der Frauen, nicht der Frauen im allgemeinen, sondern der jenigen, welche Zeit und Umstände da zu berusen machten, ihnen die Ehe als ein crstrcbcnswerthes Glück erscheinen zn lassen. Ich spreche also hier von Hagestolzen, bei denen nicht ungünstige pecuniärc Verhältnisse sie anfangs vor läufig und dann endgültig vom Heira then abgehalten haben, sondern von denen, die, wie man zn sagen pflegt, „ganz gut heirathen konnten, aber nich' wollten." Diese Sorte von Hagestolzen, über die man mit dem Verdammungsurtheil, „sie konnten, aber sie wollten nicht" den Stab bricht, sind zumeist beklagens werthe Leute, die nicht aus die erste lxslc hereinfielen und das Pech hatten, die Richtige picht zu finden. Die „Richtige", das heißt gar nichts, werNn manche Leserinnen denken, das ist so ein faules Wort, dahinter sich jene genußsüchtigen, feigen Leute verschanzen, die im Re staurant leben und auf einem möblir ten Zimmer sterben. Also zum Hei raten gehört Muth, und zwar der Muth, glücklich zu werden. Die Rich tige? Wenn z. B. Jemand eine spar same Frau sucht und in seinen Kreisen nur Mütter und Töchter kennen lernt, die gern viel Auswand machen, oder wenn Jemand eine flotte Frau möchte, die Chic hat und zu repräfentiren ver steht, und in feinen Kreisen nur Mäd chen sieht, die gleich ihren Müttern am Pfennig kleben und „nur gute Haus frauen" versprechen, wenn Jemand sich eine interessante Frau wünscht und nur mit kalten Schönheiten in Berührung kommt, oder wenn Jemand eine hüb sche Frau erobern möchte, ihm aber vor der Töchterschulwcisheit seiner Be kanntschaften bange wird, dann findet er die „Richtige" nicht. Es ist ein Ver hängnitz: was also in dem einem Falle die Richtige wäre, das ist im andern Falle die Verkehrte. In allen diesen Fällen hat also die Frau, die der zu künftige Hagestolz nicht bekommen hat, so viel Schuld an feinem ledigen und leidigen Zustand als der Hagestolz selbst, der diese Frau vergeblich ge sucht hat. Die Kategorie von sitzengebliebenen jungen Männern stellt übrigens nichi einmal den größten Trupp der alten Junggesellen; und diese sind, wie wir gesehen haben, auch nicht ganz unschul dig an ihrem Unglück, die süße Gewohn heit des Daseins und Wirkens allein ertragen zu müssen. Viele alte Jung gesellen verdanken nämlich ihr bekla genSwertheS LooS einem directen oder indirecten Korbe, den ihnen irgend eine Juugsrau, die womöglich später selbst sitzen geblieben ist und über das Hagc stolzenthiim loSzieht, angethan hat. ES werden überhaupt auf dieser schnöden Welt inehr Körbe ausgetheilt, ali, manche alte Jungfer glauben mag, und wenn man verhältnißmüßig so we nig davon erfährt, so liegt das daran, datz Körbe von Gebern wie von Em psängern nicht «n die große Glocke ge hängt zu werden pflegen. Dieses Korbmotiv des Hagestolzen. thuinZ dürfte doch wohl zumeist aus Rechnung des zarten Geschlechts kom men. Ja, höre ich da entrüstet ruien, wenn eine Jungfrau einen» Jüngling durch die Blume zu verstehen gibt, er möge sich feinen häuslichen Herd ander weit bedienen lassen, fo kann man ihr das doch nur in feltenen Fallen verar gen, denn wenn sie ihn gern hätte, dann hätte sie ihn doch auch genommen, und „zur Liebe kann ich dich nicht zwin gen", heißt es in der Zauberslöte. Richtig, „sie mochte ihn nicht!" Aber warum mochte sie,ihn nicht? Ueber die>e Frage wollen wir uns ein kleii' wenig verbreiten. Im Arbeiterstande und iin kleinen Hanowerkerstande gibt es so gnt wie gar keine Hagestolze. Nicht etwa, weil diese Stünde einer eigenen Frau noth wendiger bedürften, oder weil sie ihre Ansprüche verhältnißmäßig geringer stellten, als andere Stände, auch wohl nicht, weil sie beim Freien mehr Ge schick zeigen und kühn aus ihr Ziel los steuern. sondern lediglich, weil sie in der Lage sind, möglichst früh heirathen ' zu können. In der Jugend handelt man bekanntlich erst und dann überlegt! man. im späteren Alter machen es viele Leute umgekehrt, und das kann man ihnen doch nicht zum Vorwurf machen. Der jugendliche Arbeiter und Hand werker sieht, liebt und heirathet; und weil ihm die Reize der Jugend znr Seite stehen, weil er kräftige Muskeln, feurige Augen und ein warmes Liedes verlangen besitzt, so rnht das Auge der entsprechenden Jungfrau mit Wohlge fallen auf ihm: sie sieht ihn und liebt ihn wieder. Kopf und Herz kommen bei ihr in keinen Zwiespalt, sie hat kei nen Anlaß, aus „etwas Besseres" zu warten; wenn sie überhaupt so etwas wie ein Ideal kennt, so ist „er" eben ihr Ideal, muß es sein, denn er steht in der Blüthe seiner Jahre, er bietet ihr ein eigenes Heim, und schnell fertig ist die Jugend mit dem W«rt: ich lieb dich. Ganz anders verhält es sich mit den Aermsten, die nachher als Hagestolze noch obendrein verhöhnt werden. Sie konnten erst spät mit ernsten Absichten Umschau halten unter den Töchtern des LaiUeS. dieweil ihre pecuniäre Lage das nicht eher erlaubte, als bis sie schon in die „reiscrn Jahre" eingetreten wa ren. Kann denn heutzutage ein Kanf mann, wenn er nicht ein beträchtliches schwiegerväterliches Vermögen vor und hinter sich hat, vor dem dreißigsten Jahre heirathen und wird er nichthäusip noch älter darüber? Gewiß, wir wollen es gern zugeben, in manche» Fällen ist mittlerweile der erste nachhaltige Liebesrausch bereits verflogen, der frühere gewandte Cour machcr hat einem resignirten Verstan desmenschen Platz gemacht, derCotillon macht ihm kein Vergnügen mehr und dem „gemischten Chor" mag er auch nicht beitreten. Nun verliebt sich so ein 34jähriger junger Mann, dessen natür liche Kopsbedeckung schon fadenscheinig wird und der in der Wahl feines Schneiders nicht mehr vorsichtig genug ist, in ein hübsches, junges, lebenslusti ges Mädchen nnd bekommt einen Korb. Warum giebt sie ihm diesen Korb? Weil sie das instinctive Gesühl hat, mit ihin nicht glücklich zu werden? O nein! Warum also? Weil sie sich infolge der Lectüre von Romanen, die irgend eine alte Jungser oder ein Schriftsteller im Unterrock in unfern „Familienblättern" losgelassen hat, den Kopf voll über schwenglicher, romantischer, idealer Schrullen gesetzt hat, weil sie beständig auch am Tage von dem „Mann ihrer Wahl?' trülunt, weil der Held ih-' res .LebenS" schon kommen wird und kommen muß, denn in den Romanen ist er ja anch pünktlich im dritten Ca pitel angetreten, als'die Heldin grade achtzehn Jahr alt war. Und wie wird „er" darin beschrieben! Stimmt diese Beschreibung denn auch wohl in einem Punkte mit dem Herrn Prokuristen,' der da neulich um ihre Hand bat? Nein, sie mag ihn nicht, wenigstens jetzt nicht. Wäre der Abgeblitzte, dem nach einem zweiten Korbe vorläufig nicht lüstern ist, drei bis vier Jahre später bei jener romantischen Jnngsran angetreten, als die nüchterne, erbar mungslose Wirklichkeit ihr die thörich ten Romanflausen bereits aus dem er hitzten Köpfchen gejagt hatte, so wären die beiden vielleicht ein glückliches Paar geworden und die Welt hätte einen Hagestolz weniger gehabt. Es ist keine Uebetreibuug.was die verschrobenen Fa milienblattgeschichten unserer „beliebte sten Erzähler" oder, um mich eines nnglücklichen Ausdrucks zu bedienen, unserer Dichter und Dichterinnen in dieser Hinsicht für Unheil anstiften, da von machen sich unsere gestrenge Statu stiker gar keine Vorstellung. Von den jungen Männern nun, die gern hciratben wollten, aber aus irgend einem Grunde nicht dazn gekommen sind, bilden die durch solche Körbe Ein geschüchterten einen großen Bruchtheil. Einen weiteren Bruchtheil stellen diej» nigen, welche als unselbständige Cha raktere sich in bestimmten Heirathspro iccten von Eltern, Geschwistern, guten Freunden nnd getreuen Nachbarn „ab athen" lassen. Leute. WieSie, heißt es bei diesen gnten Rathschlägen, könnten doch ganz andere Ansprüche machen, dabei denken sie an irgend eine eigene Schwester oder Nichte. Aus diese Weise geht denn häufig für den von den besten Absichten geleiteten Heiraths.andidaten, auch ein normales Mitglied der bürger lichen Gesellschast zu wevden, die gün stige Gelegenheit vorüber. Geschieht dies in jenen kritischen Jahren, wo der Eandidat selbst nicht mehr weiß ob er .vielleicht nicht doch schon zu alt ist zum Heirathen", so ist der Hagestolz fertig. Die Gründe die dem schon ältern jun gen Mann eingeredet werden auf daß er von diesem oder jenem HeirathSpro ject abstehe, können dabei von dem Standpunkte dieser Umgebung aus im mer noch lauter sei». ES sind aber anch dabei solche ..Abmahnungen" von Leuten, die ~nur das Beste ihres Ne benmenschen im Auge haben", nicht ausgeschlossen, die sich für jeden Unbe fangenen, nicht nur für das Opfer, als Erbjchaftsspeculationen nnd dergleichen ausweiseu. Wie manchem zukünftigen alten Junggesellen mag aus ähnliche Weise von denen, die sich nachher selbst über ihn lnstig machen, die Ehe verlei det worden sein! Der geborene Hagestolz, also derje nige, der unseres Mitleids am wenig sten würdig iit. obwohl er auch manch mal insolge seiner ganzen Veranlagung nur zu beoauern ist, ist derjenige, der stets glaubt, noch nicht in der Lage zu sein, lieirathen zu können. Der Mann ist immer am Calculiren, ob eS bald geht, ohne dabei aber meistens irgend ei nen concceten Heirathsplan im Auge zu haben in dieser Periode gefallen ihm noch so ziemlich alle jnngen Mädchen, mit denen er gelegentlich in Berührung kommt —. bis er schließlich mit fünf zig Jahre» herausgertchilet hat, daß es doch nicht geht. Diese Dummköpfe sind meistens im Besitz der einträglich sten Lebensstellungen und hinterlassen den lachenden Erben immer ein beträcht liches Vermögen. Zu den geborenen Hagestolze» gehören ferner auch jene weisen Propheten, die vor lauter Vor sicht, Berechnung und Angst, dnpirt zu werden, schließlich ebenfalls in der Tinte der Ehelosigkeit sitzen bleiben, ob wohl sie eine ganze zeitlang in den Au gen von Müllern heirathSsähiger Toch ter zn den schönsten Hoffnungen berech tigten. Sie sind stets gut situirt, ha ben eine anselmlicheäußere <sr>chemung und eine dito Turchichnittsti dang,aber sie wissen eben selbst nicht, wo sie, wie die Redensait lautet, ihr weises Ei hinlegen sollen.- DaS eine Mädchen ist ihnen zu anspruchsvoll, das andere zu vorwitzig, tie dritte hat nicht genug Vermögen, bei der vierten ist das Ver mögen der Eltern nicht ganz sicher, die fünfte hat zu viel Geschwister, sodatz ihnen, wie sie fagen, nach der Hochzeit vor lauter Besuchen die Thürklinke nicht kalt wird, die sechste ist zwar hübsch aber zu ausfallend u. s. w. Zu diesen Schlaubergern, die, wie sie vou sich selber rühmen, so leicht nicht auf den Leim kriechen, gehört anch noch eine kleine Gruppe von ehemaligen Jünglingen, die vor lauter Selbstbe wußtsein und Eitelkeit es niemals bis zur Hochzeit bringen, höchstens zu eini gen Verlobungen. Sie halten sich und werden darin von verschiedenen mali tiösen Freunden bestärkt, für die schön sten Kerle der Stadt, spielen bei Auf führungen von ..Männerchören" die erste Rolle und sind, nachdem sie ein mal bei einigen abgetakelten Bühnen künstlerinnen ihres Stadttheaters Glück gehabt haben, von ihrer Uuwidersteh lichkeit überzeugt. Sie tragen, wenn „über die Weiber" gesprochen wird, stets ei» vielsagendes Lächeln zur Vchau, bringen es, wie gesagt, häufig zu ineh reren Verlobnngen. bekommen aber stets, nachdem das Unwiderstehliche an ihnen langsam in das Unausstehliche über gegangen ist, von ihren AnZuwählten den Lausvaß, woraus sie sich dann all mählich zn Cölibatsmärtyrcrn ausbil den. Diese letzten beiden Sorten von Hagestolzen verdienen gewöhnlich den ganzen Spott, der zn Unrecht über alle Hagestolze ausgegossen wird. Sie cm pfinden indessen diesen Hohn noch und haben» anch Augenblicke, in welchen sie sich selbst verachten. Ein solcher MilderuiigSgrniid ihrer Benrtheilnng kommt jedoch der letzten Gruppe von Hagestolzen, den Sadöu cäern. noch nicht einmal zugute. Von den Saddn.äern heißt es bekanntlich, daß der Banch ihr Gott sei. Diese Species edler Männlichkeit heirathet nämlich lediglich ans dem Grunde nicht, weil die Gründung einer Familie sür sie eine Magenfrage ist. Zu diesem Entschlüsse kommen sie indessen auch erst nach dem dreißigsten Jahre; vorher haben sie auch einmal Ideale gehabt, sind z. B. ernstlich mit dem Plane um gegangen, eine Köch'N zn heirathen. Sie sind der Schrecken der bürgerlichen Mittagstische nnd sterben, das Auge starr ans ein paar fette, auf dem Tische stehende SchmcinscoteletteS gerichtet, an Herzverfettung. Nachdem wir so an einigen Typer, gezeigt haben, wie ei» hoffnungSvollcr Jüngling dazu kommen kann, ein hoff nungsloser alter Junggeselle zu werden erübrigt uns jetzt noch, und dazn leitet ja unsere letzte Type vortrefflich über, daS endliche Geschick eine» Hagestolzen in kurzen Zügen zu skizziren. Falls diese Schilderung etwas übertrieben sein sollte, so wird sie hoffentlich desto abschreckender wirken. Bis zum 45. Jahre sind die Hage stolze inan hofft da immer noch, sie würden sich in später Liebe irgendeinem weiblichen Wesen dauernd anschließen noch ganz erträgliche Mitglieder der Gesellschaft, von dem 59. Jahre ab macht sich dann allmählich der Fluch des lölibatS geltend. Bis dahin haben sie außer ihrem Berufe noch allerhand schöngeistige Interessen, spielen Cello, treiben Blumenzucht, sind rührige Mit glieder des BerschönernngZvereinS oder schreiben honorarfreie Novellen nnd pa triotische Gedichte, sind gern gesehene Gäste am Stammtisch und in der,, E rholung" nnd trinken noch nicht mehr als sie vertragen können; manche orien tiren sich sogar während des lieben lan get TageS im Conversationslericon über das, was sie ihren Bekannten Abends in der Kneipt erzählen wollen, einige haben stets die Tasche voll drol liger Geschichten und verstehe» eS zu weilen mit leidlichem Anstand, pikant zu sei». Ihr Gesundheitszustand läßt in diesem Stadium noch nicht allzuviel zu wünschen übrig; sind sie von Natnr lebhast, so werden sie hager, huldigen sie dem Phlegma, so werden sie beleibt: das Essen schineckt beiden noch ansge zeichnet. Sobald sie jedoch die Fünf zig überschreiten, treten die typischen Symptome des HagestolzenthiimS im mer mehr zum Vorschein. Sie klam >mern sich noch einmal ganz krampfhaft an die Genusse dieses Lebens, legen eine kurze Zeit noch einmal besonderen Werth aus ihre äußerliche Erscheinung, um dann auch in dieser Hinsicht lässig zu werden. Dann naht die böse Zeit der Selbstbetrachtungen, sie reden auf ihrer Bube und fogar auf der Straße mit sich felbcr, machen sich in besonders ärgerliche» Angenblicken, die jetzt im mer häufiger werden, bereits Vorwnrse, daß sie ihr Geschick nicht wie die übri gen, die auch wußten, was sie thaten, an ein weibliches Wesen geknüpft ha ben. In Momenten nervöser Gereiztheit wandeln sogar ihre einstmals i» Aus sicht genommenen Bräute an ihrem gei stigen Auge vorüber: diese hätte ihn gewiß ganz gern genommin, es war ein so herziges, gnteS Ding, und jene hälie er am Ende auch haben können, die Kleine mit den großen blauen Augen, wenn er nur muthig zugegriffen hatte. Mit dem Ende der Fünfziger erfaßt sie langsam aber sicher jener undefinirbare, die Gesundheit stetig unterwühlende Ekel, den sie anfangs ängstlich vor der Welt verbergen, der dann aber bei jeder Gelegenheit wider ihren Willen zur Seltung kommt, sie sind dann herrliche Objecte neurasthenischer Pathologie. Eine Zeit lang, wenn auch schon der Stammtisch langst keinen Reiz mehr für sie hat und sie vom leichten Mosel zu schweren Marken und zum Eognac übergehen, versuchen sie vergebens, durch forcirteS Kartenspiel sich die in nere Oede megzutäufchen. Manche sangen auch an, sich in die sem Stadium für die Kinder ihrer Be kannten zu interessireii, sie „werden Onkel", während früher Kinder für sie ein Greuel waren. Ihre sämmtlichen LebenSgrundsätze gerathen eben in's Schwanken. Als Gesellschafter werden sie dann entweder langweilig oder arten in unangenehme Rechthaber au». In dieser Periode glauben sie auch mit einem Mal alle möglichen Krankheiten zu haben, weichen sie durch Geheim mittel beizukommen suchen. Ihre Klage über die Jämmerlichkeit dieser Welt wird bei ihnen ein stehendes Ka pitel. Immer deutlicher wird es ihnen klar, fürchterlich klar, dag ihr Leben verfehlt, ihre Zukunft hoffnungslos ist. Sie verfallen endlich der Einsamkeil und haben weder den Willen noch die Kraft sich von Zeit zu Zeit noch einmal aufzurütteln. Schlaflose Nächte (Gewissensbisse Groll, Ekel am Le ben, Furcht vor dem Tode, das ist das Ende. Das erste, was du thun sollst, Mann, Ist sterben, Wenn du schöne Mägdlein nimmer magst Umwerben Dann ist es aus, mein Held, mein Lieb, List ausgebrannt; was übrig blieb, Ist Asche. W Asche Und wie steht im „Faust" geschrie ben, wie liesest du? In raschen Jahren geht'S wohl an. So um und um frei durch die Welt zv streifen! Doch kommt die böse Zeit heran, als Hagestolz allein zum Grali zu schleifen, DaS hat noch keinem wohlgethan, Worauf Mephisto erwidert: Mit Grausen seh ich es vom weiten. Und dann wieder Warthe: D'rum werther Herr, berathet euch bei Zeiten. SllZerhand Sprachschätze. In einem Beschlusse der Kgl. General- Commission sür die Provinzen Bran denburg und Pommern vom 19. Octo ber (Nr. 2037) prangt solgender wun derbarer Schachtelsati: „Tie dem rüheren StadtfynoikuS, jetzigen Rechts anwalt Herrn Wittchow in Charlottcn burg (z. Zt. Schillerstraße Nr. 105 vohnhaft) durch unseren Beschluß vom 12. September 1892 in Verbindung mit unserem Beschlusse vom 23. Mai 1391 bezüglich der in dem letzteren Be schlusse aufgeführten, auf dem am 5. Mai 1856 bestätigten Recesse über die Aufhebung der Gemeinheiten auf der Feldmark Charlottenburg, im Thier gartenfelde und den in der Königlichen Jungfernhaide belegenen Wiesen be ruhenden gemeinschaftlichen Anlagen auf Grund des Gesetzes vom 2. April 1837, G.-S. S. 195 übertragene Ver tretung der Gesammtheit der aus dem Rezesse ersichtlichen Bctheiligten wird hierdurch im Einverständnitz mit dem Herrn RegicrnngS-Präsidenten auf die sämmtlichen auf jenem Rezesse beruhen den gemeinschaftlichen Angelegenheiter der Jntcressenichaft ausgedehnt." In einer größere!, Wiener Zeitung ist zu lesen: „Znsolge der heute hier gewesenen Commission,.. .dürste der in den Sack eingenähte Leichnam...-, einem Wiener Touristen angehört ha ben. ... Bei dieser Gelegenheit wurden der bis nun sehlende Untcrkieser, sowie einige Rippen gesunden. Auf dem Ortsfricdhofe in Preßbaum wurde die Obduction des Leichnams vorgenom men.. . .Die Haut am Kopfe war über denselben gezogen.... Sonst war au dem Leichnam keinerlei sichtbare Ver letzung wahrzunehmen. Die Säcke er gaben auch, daß es ehemalige Futter iacke sind. Dr. K. ordnete an, daß das von Schmutz starrende Hemd gewaschen werden soll. Das bis nun für ein Chisfoiihcmd gehaltene Hemd entpuppte sich .... als ein Touristen - Jäger iemd".... Ein Proceß der inNizza alle Welt beschäftigt, ist die Ehrenbe leidigung, welche ein Apotheker einem bekannten Deputirten angethan hat, indem er im AuSlagefenstcr eine Glas flaiche ausstellte, mit folgender In schrift: „Bandwurm, dem Deputirten M. X. entzogen!" Da Bitten und Drohungen nichts nutzten, verklagte M. 5. den Apotheker; immer wieder mußte die Verhandlung vertagt werden wegen Kompctenzstreitigkeiten. während das Streitobjekt fort und fort als Re> ttame dient. Der alte mecklenbnrgi sche Justizrath F. war anerkannt ein vortrefflicher Skatspieler. Oesters kam er im Club mit Herren zusam men, deren Spiel ihn sehr wenig er baute. Wie er nun wieder einmal mit zwei anderen Herren beim Skat sitzt, tritt ein vierter zu ihnen heran mit der Frage: „Was spielen denn die Her ren?" Daraus der Alte: „Ick speel Skat. Wat de Herren dohn, dat wee' ick nich." Höchste Kunstleistung. Erster Schauspieler: Ich sage Ihnen, College, ich habe einmal den alten Moor in den Räudern gegeben, da hat das ganze Publikum geweint. Zweiter Schauspieler: Das ist noch garnichtS, wir haben kürzlich in einem Dorse die Räuber so natürlich ausgeführt, daß sie Bauern anderen-TagS noch allerlei Gegenstände vermißte». Man ist nie in größerer Nesahr, eine Dummheit zu begehen, zls wenn man sich am gescheitesten »ünkt. Dieser Tage ist in Berlin der Oberst lieutenant a. D. von Beyer gestorben. Er hatte sich, wie das „Militär-Wo chenblatt" berichtet, im Feldznge von 1379j71 den Ruf ganz besonderer Tapferkeit und Kaltblütigkeit erwor ben. Oberstlieutenant a. D. von Beyer führte als Premierlieutenant im französischen Kriege die 3. Compagnie des Jnfanierie-Regiments No. 59. Er war betheiligt an jenem langen mörde rischen Ringen, welches das 1. Ba taillon des genaniiten Regiments in der Schlacht bei Wörth um den Besitz des höchsten Punctes der französische» Stellung, des Galgenhügels >xo über dem Grabe von zehn dort gefallenen uii» beerdigte» Ossicieren sich jetzt das Denkmal dieses Regiments erhebt zv bestehen hatte. Meh.ere Male wurde der Berg von dem Bataillon genommen, aber stets wurde es durch überlegene Gegenstöße der Franzosen wieder in das Saner thal heradgeworscn, bis eS endlich mit Hilse der eindoublirendeu Siebenund vierziger und der Königsgrenadierc ge lang, den Galgenhügel zu nehmen un> zu behaupten. Während des langen Kampfes, in welchem dieses Bataillon 18 Officiere, 29 Unterofficiere und 339 Mann todt und verwundet verlor, erschöpfte sich allmählich die Munition, und um einen Rest derselben noch sür alle Fülle auf zusparen, ordnete Beyer sür leine Com pagnie die Einstellung des Feuers an und setzte dieselbe durch. Bei dem letz ten Anlauf, den das Bataillon feldst ständig gegen den Galgenhügel aus führte, erreichte Beyer als Erster den Gipfel. Er bemcrkte aber, datz die Franzosen wieder zn einem neuen Ge genstoß ansetzten, und daß Unterstützung dringend nothwendig war. Um die soeben im Uebergange über die Sauer begriffenen Truppen zur Eile anzu spornen, befahl er dem neben ihm ste henden Hornisten „Schnell vorwärts!" zu blasen. In diesem Augenblick fiel der Hornist, durch den Kops geschossen. Beyer nahm ihm das Horn aus der Hand und entlockte demselben, wenn gleich in sehe falschen Tönen, das Sig nal, welches auch feine Wirkung nicht verfehlte. Wahrend der Belagerung von Paris wurden von der 19. Divlfion vor An bruch des Tages stets sogenannte Pa trouillcnkompagnien über die Borposten linie hinaus vorgeschoben, weiche die Aufgabe hatten, jed.n Ausfall des Feindes möglichst schnell zu cutdecken. Iu der Dunkelheit zn weit vorgegan gen, stößt Beyer unvermuthet bei ein tretendem Zwielicht auf die von den Franzosen stark besetzte und beseitigte Billa Crochard und erhält von dersel ben lebhasteS Feuer. Einige erst vor Kurzem vom Ersatzbataillon eingetrof fene Leute wende» den Rücken und dro hen d.e Kompagnie init fortzureißen. Nach einem für die Unsicheren nicht gerade schmcichelhasten Fluch comman dirt Beyer mit Löwenstimme: Faßt das Gewehr an! Achtung! Präsentirt das Gewehr! Hieraus geht er ruhig die Front der Compagniecolonne herunter, stellt Haltung und Vordermann her kein Auge im Kopfe rührt sich; die Compagnie steht wie eine Mauer, während die sranzösischcn Kngeln über sie hinweg schwirrren. Dann comman dirt er „Schultern", läßt den vorder sten Zug schwärmen und das Feuer er widern nnd führt feine Compagnie in straffster Ordnung zurück. (Selbe MineriNschälje. Unermeßliche Schätze reinen Schwe fels, nnr nach Taufenden von Cent ne n abfchä bar, bergen die unzähligen und tiefen »lüfte, Spalten und Riffe d.S b.rUhmlen feucripeienden Berges Popokatep tl in Meriko nahe seinem Kraler, den man in obiger Abbildung erblickt. Die einige, aber auch fast unübersteiglichc. Schwierigkeit für die Hebung dieser Schätze bildet die Schwie rigkeit des Transports. Doch hat sich jetzt eine Gesellschast gebildet, welche eine Eisenbahn bis an den Fuß des Popokatepetl bauen und so die Heran schaffnng des gediegenen Schwefels »ach Mexiko vcrmiltcl» wird. Die Speisekarte der Bewohner Europas in der älteren Steinzeit, d. h. vor ungefähr siebentau send Jahren, hat nach Dr. Georg Bu scha» etwa solgendermaßen auSgcfeben: Erst Bllitsupp.' vom Pferd, dann Rhi noceroSknöchel als „Entree", weiter Höhlcnbärciischinken oder Höhlculöweii- Filet mit Rennthicrmagen-Jnhalt als Beilage, schließlich als Hauptgericht ge röstete Mammnthnieren mit Früchten d,s Waldes. Schon einladender sür uns nimmt sich ein Mahl zur jüngeren Steinzeit, aber immer noch vor vier tausend Jahren aus. Da gab eS: Kraftbrühe vom Urstier, Erbsen mit Speck und Sauerampser, oder Bohnen mit Hammelsleisch, Wildschwein am Rost gebraten mit Hagebuttentunke. AIS Nachtisch: Verschiedenes Obst und SchlehenfchnapS; als Getränt: Kelti sches Bier: und an Stelle unsereSßach mittagSkaffe.'Z: Ziegenmilch mit Flie» dermuSkuchcii oder Mohnstriezel. Die Treue ist das Ge» dächtniß des »erzenS.
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