2 »t« hieß Franz? Angeblich um einer neu ausgetauch >ien „Enthüllung" entgegenzutreten, in Wahrheit aber wohl, um lagerndes Material zu verwerthen, beschäftigt sich die Leßniann'sche „Allgemeine Deutsche Musikzeitllng" mir der Frage, ob der Compoiiist Robert Franz so geheißen habe, oder ob die Behauptung richtig fei, daß er den Namen Knauth führe. Diese Behauptung war nämlich von einem gewissen Gustav Schmidt in Ame rika ausgestellt, der vor Jahren gele gentlich eines Aufsatzes über den Com ponisten erklärte, daß Franz nicht so heiße und daß er das als Verwandter des Musikers wissen könne. Auf eine Anfrage Leßmanns bei Franz gab die ser in einem Briefe zu, daß es mit der Behauptung Schmidt seine Richtigkeit habe und erzählte den Hergang. Robert Franz schreibt u. A.: „Wer Gustav Schmidt ist, der mei nen Namen im „Belletristischen Jour nale" umtauft, weiß ich ebensowenig, wie ich ihn als Verwandten kenne. Man braucht sich aber nur ein bischen emporgearbeitet zu haben, um sofort allerhand Vettern und Muhmen herbei slattern zu sehen. Als mir die Kapi talien des Ehrenfonds übergebe» waren, fand sich alsbald eine Sippschaft ein, die von ihnen Nießbrauch ziehen wollte. In Betreff der Namensänderung hat cs ja feine Richtigkeit, was dieselbe aber den Componisten Robert Franz an geht, mag außer dem Herrn Gustav Schmidt der Himmel wissen. Mit die ser Namensänderung verhält sich's fol gendermaßen: Mein Vater verheira thete sich erst als Sechziger, gehört also mit dem größten Theile seines Lebens der zweiten Hälfte des gemüthlichen achtzehnten Jahrhunderts an. Nun lebte ihm ein Bruder, der eben falls Speditionsgeschäfte trieb. Da konnte cs denn nicht ausbleiben, daß hin »nd wieder Geschäftsbriefe ver wechselt wurde», die z» argen Miß- Helligkeiten zwischen Beiden Anlaß gaben. Wer zuerst auf den Einfall getommen sein mag, meinen Vater im GeschäftSleben „Christoph Franz" zu taufen, darüber schweigen die GeschäftS quellen kurzum, das Unerhörte ge schah, und die feindlichen Brüder leb ten von da an in Frieden. Dergleichen nicht aktenmüßig gebuchte Verhältnisse wird cs wohl in früheren Zeiten noch gar manche gegeben haben es küm merte sich eben Niemand außer den Gerichts-Protokollen »nd den Kirchen büchern »in solche Personalia. Von Kindheit an bin ich nun als Rob. Frauz aufgewachsen und habe mir un ter diesen Namen das bischen Reputa tion erkümpst, dessen ich mich nicht vielleicht rühmen darf. Unbehaglich lkiten seitens der Behörden brachte der Doppelname freilich mit sich und so wurde denn die legitime Führung des «Rob. Franz" beim König beantragt Md ist auch per Knbinetsordre gut ge heißen worde». Da kommt nun aver der apokryphe Vetter in New Hork an gestiegen, um die hochwichtige Fälschung in Ordnung zu bringen. Der Mensch wird zwar keine Note von mir kennen, was ihn jeioch nicht abhält, den Wissen den über mich zu spielen. Von jeher war es bei mir Grund satz, meine Person in den Hintergrund zu stellen und nur auf das von ihr Ausgehende bescheidenen Werth zn le gen. Dieser Maxime sie wird zwar heutzutage von sehr Wenigen getheilt— möchte ich zeitlebens treu bleiben und würde cS daher als cincn wahren Freundschaftsdienst betrachten, wenn Sie den amerikanische» Klatsch der Oeffentlichkeit gegenüber ignorirten. Geschähe das nicht, dann käme vielleicht wieder die abgeschmackte Sage in Auf nahme, daß ich meinen ehrlichen Na men erst von Franz Schubert und Ro bert Schumann entlehnt habe, um mich in dks bekannte Dreiblatt einzufchmug- Itln." Neujahr» Sei'S nur ein Wahn, den sich der Mensch bereitet, ZZaß mit dem mitternächt'gcn Glocken schlage Zur Lösung einer neuen Schicksals frage Uns eine neue Bahn sein Gott ihn leitet; -baß, »wie der Zeiger einmal über schreitet Die Ziffer Zwölf, auch jede alte Plage, Der alte Grund zum Sorgen und zur Klage Zurück in's Dunkel des Vergang'nen gleitet Mag's auch ein Wahn nur fein, dem man da sröhnet: Doch wird die Hoffnuiigsflamme er ent zünden Die uns den doni'gen Lebenspfad ver schönet; Die uns aus des Verzagens dunkeln Gründen Zur Höhe führet, deren Gipfel krönet Das Ziel, das jetzt nur Träume uns verkünden. Verfrüht. Junge Frau: .Liebe Mama, verzeih' daß ich Dir nichts vorsetze; ich habe meine Schlüssel verlegt; Otto zankte über das Essen und jetzt hab' ich Migräne!"— Mutter: .Gott, wie reizend, Kind! Kaum acht Tage verheirathet und schon Schlüssel verlegen, zanken und Migräne! Tu bist ja schon eine voll.iidete Hausfrau!" Nach Bedarf. „Nun, Herr Commereienrath, Sie wünschen also, daß ich Ihnen für das neu gekaufte Schloß Bilder Ihrer Ahnen componire wie viel Ahnen wollen Sie denn )" „Machen Se 'mal vorläufig acht!., Wenn nur die gefallen--bestell' ich »ach!" Stadt und Land. Neujahrs - Humoreske von Christoph Wild. Vor Weihnachten hatte der Oberamt inann Gottlieb Kahle glücklich sein schön stes Bauerngut dismembrirt und par cellirt und nun wohnte er mit Beginn des neuen Jahres in der neuen Straße in der großen Nachbars- und Universitätsstadt als Herr Rentier. Seine Frau Dora war'S zufrieden, ob wohl ihr's auf dem Lande besser gefal len und sie dem Stadtlebcn nie recht getraut hatte. Na, meinte sie, daS schöne Baargeld, das Vermögen ist ja da, und da wird'S auch so gehen. Sie hatte sich i» der schönen Parterrewohnung ueu einge richtet und das mußte sie sich fage», sc schöne Möbel, so große Zimmer, so helle Fenster und stolze Gardinen, das hatten sie auf dem Lande nicht ge habt. Freilich war sie nicht recht zufrieden, als ihre junge Magd, die sie als Dienst mädchen in Breslau behalten hatte, ihr, nachdem sie kaum acht Tage in der Stadt war. mittheilte, sie möchte mit ihrem Geliebten, dcmMusketicrSchulze, heute zum Sylvestcrball. Na, aber zum Neujahrsmorgen, da würde sie schon zur Stelle sein und am Feiertage, da konnten sie ja auch schlimmsten Falls zu Mittags im Hotel speisen und Nach mittags ins Concert gehen. Dann würde rasch wieder die alte Hausord nung zu schaffest sein, meinte sie, und ihr Mann, der Gottlieb, stimmte bei. Ja in der Stadt, da ist es schön, da kann man alles arrangiren, meinte der immer. So hatte sie also das Dienstmädchen ruhig zum Ball gehen lassen und sich zum Abendbrot ein Schinkenbrot zu recht gemacht und ein Glas Punsch da zu, die neue Wohnung war gemüthlich eingeheizt und so hatten sie das neue Jahr erwartet, um zu Mitternacht schlafen zu gehen. Auf der Straße, das wußte sie schon vou früher, gabs doch nur Lärm und Unruhe, na, und zum Tanzen hatte das solide Ehepaar keine Lust und zu anderen Familien, weil sie noch nicht völlig eingerichtet waren und sich nicht revaiichiren könnten, eine Einladung nicht angenommen. Die Neujahrsnacht freilich in de: Universitätsstadt Breslau ist nicht znr Ruhe gemacht. Wenn's Mitternacht schlägt, dann lvird die Menschheit rap pelig. „Prosit Neujahr!" schallt's auf alle« Gassen. «Prosit Neujahr!" brüllt'j aus allen Fenstern, und dazwischen tönen Freudeuschüsse und Zurufe, Ge sänge und Rufen und tolles Schreien. Jeder will das neue Jahr laut begrü ßen und eine Heldenthat verrichien und gelte es auch nur, des Hut anzutreiben oder eine Fensterscheibe einzuschlagen, Jugend hat keine Tugend und der junge Bengel möchte sich heutzutage als Student ausspielen, wenn er auch nur im Laden den Häring dressirt oder die Locken brennt. Der Gottlieb Kahle und seine Frau DoiM aber wurden wenig gewahr vom tollen Sylvestertreiben und träumten sich, vom Punsch sanft eingelullt, in s neue Jahr hinüber. Es mochte früh sein, um die siebente Stunde. Der Herr Oberamtinann träumte noch und fand es recht schön, daß er in der Stadt nicht aufzustehen brauche, da klingelte es bei Oberamt manns, erst schüchtern und einzeln, dann immer stärker und anhaltender. „Herrje, Gottlieb, hörst Du nichts? Das klingelt ja ganz fürchterlich!" „Na, meinetwegen laß es klingeln! Was kümmerts mich? Ich will noch schlafen!" „Aber Mann, sieh doch einmal 'raus. Du weißt doch, daß unsere Jette noch zum Balleist! Das klingelt ja, als ob Einer stürmen will!" „Vermaledeiter Kerl!" schreit de> Kahle, „wer mag der Hallunke fein? Na, frene Dich, komme ich 'raus, dann gibt es Keile."— „Geh' doch 'raus und sieh nach. Du wirst's ja hören, es kann auch was Wichtiges sein!" „Ich bin nicht neugierig, na, aber damit Du Deinen Willen hast, will ich 'raus seh n," und so hängt er seinen Pelz um und schleicht durch s Entree. „Heda, ivcr da?" schreit er, und eine schüchterne Stimme fragt: „Ist Herr Dr. Biedermann zu Hause?" „Fauler Zanber! Ter wohnt zwei Treppen höher, Sie Esel!" „Was. Esel! Herr! Für Sie noch nicht! Temaskiren Sie sich!" „Schon gut, Sie alter Stadtphilister scheert Euch zum Kukuk!" und nun berichtet er seiner Tora vom Besuch und legt sich wieder zu Bett. Kaum liegt er wieder, geht das Ge klingel von Nenem los. „Na, Männchen, sich schon noch mal nach." „Liebes Kind, aber's nächste Mal gehst Tu." „Meinethalben ja." Ter Wächter vom Hause war da unt. graiulirte zum neuen Jahr. Na, eine Mark muß er als Rentier schon opfern, wenn er auch erst kurze im Hause wohnt. Er behielt deu Schlafrock vorsichtig an und richtig, die Glocke tönte bald wieder. Die Neugier laßt auch der Frau keine Ruhe. „Wo nur die Jette bleibt, ich werde nur Kaffee aufsetzen " Nun traten sie der Reihe nach an, denn zu Neujahr sind alle gar pünkt lich. die zahlreichen Hausfreunde. Da naht der Zeitungsausträger, der j Schornsteinfeger, der Bierfahrer, das Milchweib, der Bäckerjunge, die Feuer wehr, der Hausknecht, „Prosit Neu j jähr" schallt's von jeder Zunge und zede will versilbert das kleine 5 Geld wird selten und mit der Zeit wird i man ein ziemliches Sümmchen los. j Ter Kahle war kein Knicker, aber neugierig war er doch, ob nicht der Postbote den Beschluß machen würde. Eben war eine Pause eingetreten und der Oberamtmann wollte sie benutzen, um sich zu rasiren und dabei den Kaffee hinterher einzunehmen, da begrüßte ihn ein flotter Studio bei der Vorberei tung. Ju'n Morgen. Onkel —Prosit Neu jahr wie geht's willkommen in der Stadt der Musen —alle Wetter—schin dest Du Dich liiaau Das wird ja, heilige Tiefguart, immer net ter, bei Dir fehlt's doch nicht an knapp,--na 30 Märter—darauf wird'S Ach Du bist'S, bist Du schon oder noch auf den Beinen? Suchst wohl beim Onkel Trost im Kater? Hast wohl Deine TepolS bei Hirichfeld Wolff? Oder bei Gebrüder Sommerfeld? Faules Semester, he? Woher weißt Tu den» gleich unsere Wohnung? Na, weil Du gralulirt hast, will ich mit Dir auf 15 Mark auf die Hälfte nkkordire» hier, mein Junge ct bliest doch nich sagte der Hund, als er die Auster nahm. Der August mit feinen 13 Seme stern, der noch kein Pflaster schmieren konnte, wtl''s zufrieden und wäre am Liebsten wieder abgeschoben, und meinte nur: „Wie'S bei Studenten ist, war gestern im Hotel und las Deine An tunft im Frcindeiiblatt wollt' mal Dich und die Tante begrüßen." „Ja," meinte der Onkel, „die Zei tungsschreiber, die plauschen alles aus die Schreiberei wird schier bedenk lich. Tas Vcrhängniß aber nahte schon. Eben hatte es wieder geklingelt. Im stolzen Ballschmuck war Fräulein Jette zurückgekommen. Frau Tora Kahle aber war gerade in rechter Stimmung und konnte die Jette brauchen, um etwas Leben in die Bude zu bringen. Die Jette aber war auch nicht fei» und blieb nicht gern eine Antwort schuldig. So meinte sie denn, als sie von Herumtreiben und Nächtedurch gehen hören mußte: „Frau Ob»ramtmann, paßt's Jhue» nicht, mir schon lange nicht; viel eher kriege ich noch eine gute Herrschaft, wie Sie ein ordentliches Mädchen." „Was, Du Unart?" schrie die Ober amtmänmil, „Halt's Maul, sonst haue ich noch!" „Immer zu!" erwiderte die Jette, „Sie wissen aber doch, daß der Schlag zehn Thaler kostet?" „Was, Du großmäuliges Mensch? Zehn Thaler die einzige Da hast Du gleich zweie auf einmal, die kosten gar nichts, Du Pflaster- und Ballfaaltreterin!" „Mensch halt, das melde ich der Polizei! Ich bin kein Mensch, viel eher Sie, Sie altes Tischbier - Achtel:' Die Watschen sollen Ihnen theuer kom men, «wie Kuhstallgräfin, Sie ... Sie Tu fette Bauernwachtel." „Gottlieb, Mann!" piepte die junge Frau Oberamtinann, „das hörst Du Dir mit an«" und wirklich wollte er die dreiste Person am Kragen nehmen und herauswerfen, da schob zum Unglück des Herrn Studenten Bulldogge mit großem Satze zum Entree herein und wollte die Katze fassen, die nach der guten Stube raste. Wie der Wind rasten die Thiere dreimal um die ganze Gesellschaft herum. Der Packan riß dabei die alte Kahle mit um und diese sing an nm Hilfe zu rufen; plötzlich aber stutzte der Hund vor dem Trumcau. Starrte ihm doch aus deinselben gen?u eben so eine große Bulldogge entgegen, wie er selbst, sein Spiegelbild. „Noch einer hier)" schien er zu denken und macht sich fertig zum Sprung auf den neuen Gegner. Er läßt Katze Katze fei» und stürzt auf deu Gegner im Revier. Kladderadatsch zerbricht der neue Spiegel in hundert Granaten stücke. 80 Thaler waren fort! Der Studiosus August pfiff feinem Köter und trat sammt Hund den Rück zug an. Auch die Jette schlich sich von dannen. Der Oberamtinann aber sagte: „Weißt Du was, Mutter, das Neu lahr in der Stadt fängt schlecht an! Denkst Du wie ich, da packen wir noch heute ein und miethen ein Häuschen auf dem Lande. An uuS, da ist's besser, ruhiger und gefcheidterl" Was früher einßarbie Alles lonnte, offenbart eine Nürnber ger Anzeige vom Jahre 1640, die mir in der „Pädagogischen Zeitung" abge druckt finden: „Jsak Matcrl, Barbier, Perückenmacher. Georgus (Chirurg), Farrschreiber, Schulmeister Hufschmied und Geburtshelfer, Rasirt vor ein Krüzer. schneid die Haar für zwei Krü zer und Vutter und Pomade obendrein die jungen artigen Fräuleins, stigt die Laternen an Jahr oder Viertel,abrS weise, die Jungen Edelleute lernt ihre Muttersprache grahmadickolisch und ganz leicht, sorgt for ihre Sitten und lernts buchstabyre. Beschlägt die Ferste meisterhast, magt und flickt Schuh und Stissel, lernts Hoho und Flaut, läßt Aader, fetzt Schropikopf ganz gering, gibt zu Borchio für ein Krüzer ts Stück, lernt in die Häuser die Kodil jonS und andere Tanz, verkaust Pafi inery aller Art. Papier, Stiffelwichs, gesalzene Härink, Honigknng. Pürsch. tcn, Mausefallen und andere KonfekS, Herzstärkend Wurzel. Kartoffeln, Brcihdwürst und anderes Gemüs. X. li. lernt auch die Chvgraphic und srcmd Wahren alle Mittwoch und Sonnabend Jsak Makerl." Angenehmer Auftrag. „Mayer," sagt der Principal ain Neuii undzivanzigsten zu einem Gehilfen, mit dem er sehr unzufrieden ist. „ich hab' so ein schlechtes Gedächtnis; ich ver gesse Alles! Erinnern Sie mich am Ersten, daß ich Ihnen kündige!" Wer geküßt, der kenn» die Liebe nur zur Hälfte; wer geweint, der hat sie ganz erfaßt. S n » v ! a. Wer das frische, lachende Gesichtche» sah. die schelmisch blickenden Augen, den kleinen, rosigen Mund mit den Grübchen im Kinn, der hätte es gar nicht sür möglich gehalten, daß die hüb sche, etwa? übermüthige Sylvia so trotzig und zornig mit dem zierlichen Füßchen aus die Erde stampfe» und einmal über das anderemal rufen tonnte: „Ich will ihn nicht, ich mag ihn nicht, er ist mir unausstehlich." Derjenige aber, den sie nicht mochte, der Unausstehliche, war kein anderer, als Cousin Kurt, der den ganzen Gefühls ausbruch feiner schönen Cousine, hinter der schweren Portiere stehend, die den Zugang zuni Nebenzimmer bildete, mit angehört hatte. Er schien aber wenig bekümmert von dem energischen „ich will ihn nicht": denn er lächelte halb gutmüthig, halb ironisch und drehte daS zierliche Schnurrbärtchen nur noch etwas herausfordernder nach aufwärts. Vor Sylvia stand ihre Mutter, die alle Frau Geheimrälhi» Bucher und neben Sylvia, auf einem Fauteuil lehnte, mit einem Lächeln, das eine gewiffe Ueberlegciiheit ausdrückte, die Schwester Kurts, welche einige Jahre äller als Sylvia sein mochte. „Nun, du kannst uns doch wenigsten? die Gründe angeben, Sylvia, weshalb d'i ihn nicht magst," wagte die alteGe heimräthi», die etwas unter dem Ein flüsse ihres verzogenen Lieblings stand, zu bemerke». » „Ich mag ihn nicht, weil ich ihn eben nicht mag," klang Sylvias Antwort und wieder stampfte das Füßchen recht energisch den Fußboden. DaS war nun allerdings so klar als möglich gesagt; denn wenn man jemand nicht mag, so mag man ihn eben nicht. Seufzend nnd mit einem vielsagenden Blicke auf die beiden Mädchen, zog sich die GeheimrÜthiii zurück. Bella, die Cousine der schönen und diese selbst blieben im Zimmer zurück. Syl via war ans Fenster getreten und trom melte leise anf den Scheiben. Jetzt trat Bella zu ihr, umfaßte sie und zog die nnr wenig Widerstrebende zu sich auf das Sopha. „Sylvia, eS wäre doch schön gewesen, wenn Du Kurt nur ein ganz klein we nig hättest leiden mögen." „Nein, ich mag ihn gar nicht leiden, gar nicht." Dabei ballte die schöne Sylvia die kleinen Fäuste und sah sür den heimliche» Beobachter hinter der Portiere eigentlich noch hübscher aus, als vorher. Eiu kaum merkliches Lächeln flog über Bellas Angesicht, als sie ruhig antwortete: „Nun ja, wenn man jemand gar so sehr haßt, wie du unsern Kurt, dann freilich kann ich es dir nicht verden ken —" „Und nun schon gerade nicht," fiel Sylvia ein, „da Ihr alle so auf mich eindringt. Ihr wollt mich verkaufe», ich selbst soll keinen freien Willen haben. Ich lasse mich nicht so unterdrücke», am allerwenigsten von Kurt, der schon thut, als gehöre ich ihm von der Zeit an, da ich noch so klein war." Sic beugte sich tief zur Erde, um Kleinheit anzudeuten, auf die sie selbst sich wohl schwerlich noch besinnen tonnte. Als sie wieder aufblickte, sah sie Bellas Blick sorschcnd auf sich gerichtet; im nächsten Augenblicke wußte sie, daß die Cousine und Freundin ihr tiesstes Ge heimniß errathen, daß sie Kurt liebte und nur aus kindischem Trotz und weil sie nicht „vertäust" werden wollte, ihre Liebe einzugestehen sich weigerte. Im nächsten Augenblick hing sie schluch zend an Bellas Halse und gestand Alles. Aber die Freundin mußte ihr versprechen, ihr Zeit zu lassen und nichts zu verrathen. ..Wenn ich sehe, daß es meine „Be stimmung" ist, Kurt anzugehören, werde ich sprechen," sagte der kleine Trotzkopf unter Thränen. Damit schie den die Veidcn. AIS Kurt und Bella sich zu Haufe trafen, brau' te diese nichts zu verra then, denn Kurt hatte Alles mit ange hört. Schon aber hatte er seine Pläne geschmiedet, nm der Erkenntniß dessen, was Sylvia ihre „Bestimmung" nannte, sreuiidlichst zu Hilfe zu kommen. Es war am Sylvestcrabeud. Bein. Medicinalrath X. war Sylvesterball, der dadurch, daß man maskirt erschei nen mußte und erst nach 12 Übr den wirklichen Menschen hervorkehren durste, einen wesentlich erhöhten Reiz erhielt. Auch Sylvia, als Königin der Nacht costümirt, war anwesend und erregte nicht wenig Bewunderung. Sie war heute noch mehr als sonst übermüthig und bedauerte nur. ihren jedenfalls an wesenden Vetter Kurt unter all' den Masken nickt hcrauSsindcn zu können. Plötzlich suhlte sie ihre Hand ergriffen und sich von einem Zigeunerweib fort gezogen, das bereits allgemeine Auf merksamkeit durch die Natürlichkeit sei nes CostnmS und durch sein ganzes Auftreten erregt hatte; sast lonnte man versucht sein, die Alte für eine wirtliche Zigcunenn zu halten. Tie Alte zog Sylvia in ein Nebenkabinet, drückte sie in ein Fauteuil und vor ihr stehen blei bend, streckte sie die Hand aus und sagte: „Bitte, schönes Kind, schenke einer armen Frau auch etwas." Ueberraicht blickte Sylvia die Frau an. deren Stimme ihr völlig unbekannt klang. Doch schon fuhr das Weib fort: „Schönes Kind, Tu wirst mich nicht verraten, denn Tu bist gut. Ich bin keine Maske; ich bin eine arme Frau, eine wirkliche Zigeunerin. Sieh, wo so viele fröhlich» Menschen benommen sind, da glaubte ich, eher etwas verdie nn zu können, und so bin ich hierher gekommen, Ivo mich Niemand lennt. Und nicht wahr, mein Täubchen, Tu wirst mich nicht verrathen und einer arme:! Frau auch -etwas schenken?" Sylvia hatte bereits nach ihrer Bdrs« gegriffen, die sie in die Hand der Alten leerte. Diese erschöpfte sich in Dank sagungen, langsam wandte sie sich zum Gehen, als Sylvia ein Gedanke kam, den sie bei ruhiger Ueberlegung wohl verworfen hätle, den aber die ganze bunte Umgebung und der bereits ge nosjene Wein iu ihr rege inachte. „Halt," rief sie der Allen zu, „Dv sollst mir wahrsagen!" Das Zigeunerweib kam zurück, »nd auf Sylvia zutretend, flüsterte sie ihr gchtimnißvoll zu: „Dir, holdes Täubchen, will ich es nur gestehen; wir Zigeuner lügen alle und eitel dummes Zeug ist eS, das wir deu Leichtgläubigen vorreden; die Er forschung der Zukunft gehört höheren Mächten, wir könne» nur allenfalls einen gulen Rath geben. Uebrigen» was wolltest D» denn wissen?" „Du weißt ja doch keine Antwort,' lachte Sylvia. „Vielleicht doch. Ach, was frage ich dcn» noch, was kann ein so liebes, sü ßes Schätzchen denn andirs wissen wol len. als wer der Zutünjtige sein wird und wie er aussieht. O, da gibt cS ein unfehlbares Mittel, dies zu erkun den; aber Muth muß man haben. Muth!" Und während noch Sylvia die Alte mit überlegenem Lächeln betrachtete, hatte diese sich über sie gebeugt und im Flüstertone, mit geheimnißvollen Ge beide» sprach sie: „Sieh' Kind, wen» Du in der Neu jahrsnacht zwischen 12 und 1 Uhr vor Deinen Spiegel trittst, so erblickst Dn das Bild Deines Schatzes, dem Du an gehören wirst, daS ist ganz sicher. In jeder Hand mußt Tn ein Licht halten und Niemand darf bei Dir fein; auch darfst Du kein Wort sprechen, so längs Du im Zimmer bist." Damit war die Alte verschwunden. Zwar hatte Sylvia ihr lächelnd nachge blickt, aber der kleine Theil des Aber glaubens, der in jeder Meuschennatur und sicher in der eines jungen, uner fahrenen Mädchens steckt, war in ihr rcge geworden. Natürlich sagte sie sich selbst, daß die Alte Unsinn geschwatzt, aber wen» nichts anderes, so war doch die ewige, natürliche weibliche Neu gierde wach gcrusen und wenn sie auch im Augenblicke noch zögerte, das Expe riment zu versuchen, so war doch Hun dert gegen Eins zu wetten, daß sie cs schließlich wagen würde. Während die schöne Sylvia nachdenk lich sich unter dic hin- und hcrwogenden Menschen mischte, erwartete ein Ritter in spanischer Tracht unweit des Ein ganges »»geduldig das Zigeunerweib. Uiibeniertt flüsterte er der Vorbeikam-- iicnden zu: „Nun, Belle, wie stehts?" „Alles in Ordnung," klang die Ant wort, „sie kommt sicher, hoffe ich." „Du bist die beste Schwester auf der Welt," jubelte Kurt. Einxn Moment später waren beide auf der Straße, wo sie auseinander gingen, um sich nach kurzer Zeit vor Sylvias Wohnung zu treffen. Natürlich war die alte Geheimraths- Susanne mit in s Vertraue» gezogen, sonst wäre das Wagstück schwerlich ge lungen. Wie ein Paar Diebe« in der Nacht waren Bella und Kurt in Sylvias Zimmer geschlichen; die alte Susanna leuchlete zu dem heimlichen Werke. Rasch war der an der Wand hängende, nicht allzngroße Spiegel herabgenom men, feine Rückwand gelodert und vor seine blanle Spiegelscheibe eine andere, genau passende Scheibe gesetzt, die ein vorzüglich gearbeitetes Portrait Kurts zeigte. Dasselbe war so präparirt, daß es nicht dicht unter dem Glase, sondern in einer geringen Entfernung sich zu besinden schien. „Kurt, man glaubt wirklich ein leben des Wesen zu sehen, so täuschend ähn lich ist die Platte präparirt," sagte Bella, und in feinem Uebermuthe er griff Kurt seine Schwester und schwenkte sie einige Male umher, bis die alte Su sanna Rulie gebot. Als der Spiegel sich wieder genau an seinem Platze be fand, verließen alle das Zimmer. Kurt und Bella wnrden von Susanns in ihrem Kämmerchcn versteckt, um den Erfolg ihrer dunklen That abzuwar -sen. Mit Kopfschmerzen und nothwendi gem „Frischeluftschöpfen" sich entschul digend. war Sylvia kurz vor 12 Uhr nach Hause geeilt, und in ihr dunkles Zimmer getreten. Ihr Herz klopste hörbar; obschon sie sich immer wieder sagte, daß die Rede der Alten eitel Win? gewesen, daß sie gewiß in dem Spiegel nur ihr eigenes Bild erblicken würde, war sie doch seltsam erregt. Jetzt schlug es 12 Uhr und einen Mo ment nach dem letzten Schlagt der alten Turmuhr entzündete Sylvia, die so lange im Dunkeln gesessen, die beiden auf dem Tische stehenden Kerzen. Langsam drehte sie sich um und ging mit gcichlosscnen Augen bis zum Spie gel. Mit kurzem Entschluß öffne:« sie nun die Augen, einen Moment starrte sie entsetzt in den Spiegel, aus dem ihr ein wohlbekanntes Angesicht cntgegen lachte, dann stieß sie einen kurzen Schrei aus, ließ die Kerzen fallen, daß sie erloschen und stürzte aus dem Zim mer. dje Treppe hinab auf die Straße. Hier, wo die kühlende Nachtluft ihre Wirlung übte, kam sie zur Besinnung. Sie überlegte, ob das, was sie gesehen, nur eine Täuschung oder Wirklichkeit gewesen, sie überlegte, ob sie nicht um iehren und den Spiegel genau betrach «en sollte. Doch sie mnßte zur Gesellschaft zu rück, wo man sie gewiß schon vermißt hatte; und was sie gesehen hatte, das wußte sie gewiß, davon ließ sich doch nichts hinwegdiskutiren: und dann war es auch ganz gut möglich, daß der Spiegel jetzt, nachdem sie sich nicht ganz ruhig verhallen, wieder wie jede« gewöhnliche Spiegel fungirte. „Es ist meine Bestimmung." sagte sie leise zu sich selbst und er erschien ihr mit einem Male gar nicht so unange» nehm, der Gedanke an ihren Cousin Klüt. Während aber Sylvia raschen FußeZ wieder dem Ballsaale zueilte, waren vier geschäftige Hände bemüht, dem Spiegel feine frühere blanke Fläch? wiederzugeben. „Auf der Platte siehst Du viel hüb> scher aus," sagte Bella zu Kurt, als dieser sich im Spiegel besehend, zusrie -<!n den Schnurrbart drehte. Als Sylvia einige Stunden später vom Balle nach Hause kam und beim Eintritt in ihr Zimmerchen einen neu gierigen Blick in den Spiegel warf, zeigte dieser ganz unschuldig ihr eigenes Bild. „Es ist meine Bestimmung." mur melte sie noch vor dem Entschlafen. Der Zeit von acht Tagen bedurfte eS noch, bis Sylvia dem überglücklichen Kurt erröthend um den Hals fiel und. indem sie den Kopf schamhaft an seine Brust barg, flüsterte: „Es ist meine Bestimmung." Viele Jahre später hat die Frau Doctorin, als sie im Kreise ihrer Fa milie, zu der auch zwei stramme Buben und ein zierliches Mädchen gehören, die gchciinnißvolle Geschichte jener Syl vesternacht erfuhr, volle acht Tage long iniit ihrem gestrengen Eheherrn. <der, unter uns gesagt, eine Wenigkeit unter dem Pantoffel steht) „gebrummt"; dann ist sie ihm, trotz der beiden Bnbc» und des Mädchens, erröthend um den Hals gefallen und hat gestammelt: ,ES war doch meine Bestimmung." In der Silvesternacht. WaZ stört der Kuckuck meiner Uhr Der Ruhe süßes Träumen? Vorbei das Jahr? O laß cs nur Mit seinem Glück näch säumen. Rasch ist der Tage flücht'ge Schaar Im Mondenlaus verklungen, Nun hat der Monde letzte» gar Sein Schwaiienlicd gesungen. Nun flieht mit ihm wie eitel Trug Ei» Stück vo» meinem Lebe»; wchon will das Jahr zum letzten Flug Die schnellen Schwingen heben. Auf feinen Schwingen strahlt mein Glück. Des Friedens Morgenschimnicr Da ruft das Herz: o kehr' zurück! Vielleicht vielleicht auch nimmer! Und fühl' ich nicht bei diesem Wort DeS Zweifels ganze Schwere? Es stürmen die Gedanken fort In ungewisse. Leere. Ich seh' die Zukunft nachtnmhüllt' Sich wie ein Abgrund dehnen Doch ihre znnklen Tiefen füllt Der ganzen Menschheit Sehnen. Und Seufzer wallen wie Gebet Durch ihre fernsten Räume, Gleich einem Strom, der rauschend weht Zum Himmel sein Geschäumc. Was einsam meine Seele schwellt, Ich hör' es tausendtönig Durchschauern jetzt die weite Welt, Ten Bettler wie den König. Da—schmettert nicht vom alten Thurm Der alte Wächter droben? Horch, in den Gassen hat ein Sturm Der Freude sich erhoben. Und sollte ich allein dem Klang Verzagten Herzens lauschen? Nein, hoffnungsvollen Jubelsang Hör' ich herniederrauschen! Die verfehlte Probe. Ter großmächtige Scheikh Abdullah sprach eines Tages zu feinem Hof-Wei fen, dem alten Enekazi: „Du weißt stets einen klugen Rath zu ertheilen, alter Enekazi, könntest Du mir viel leicht auch sagen, ob und wie ich eS herauszubringen vermöchte, welche von meinen Hofräthen wirklich aufrichtig sind?" „Einfache Jache." entgegnet der Hof-Weise mit Sicherheit. . „Ich werde Tir sogleich sagen, großmächtiger Scheikh, wie das anzufangen ist: Gehe hin und dichte noch heule ein langes Märchen." „Halt", unterbrach der Scheiih, „Tuwergißt, daß ich tri» Dich ter bin!" „Das ist es ja eben, groß mächtiger Scheikh! Dichte noch hcute ein laugcs Märchen und lese es Deinen versammelten Hofräthen vor." „Aber, Enekazi, bedenke doch, ich habe in meinem Leben keine einzige Zeile ge dichtet!" „Um so besser!... .Wenn Tu das lange Märchen Deinen Hof räthen vorgelesen Host, wirst Du die Wirkung von selbst sehen. Morgen bin ich wieder zu Deinen Füßen, um Dein- Wahrnehmungen zu hören!" Am nächsten Tage trat der weife Enekazi in das Zelt des Scheikh und begann: „Hast Tu meinen Rath befolgt, großmütiger Scheikh?" „Gewiß!" „Und wa-Z geschah, nachdem Du Dein Märchen gelesen hattest?" fragte schnuknzelnd der Alte. —„O Merk würdiges! Einer schrie, daß dieses Märchen daS lang gesuchte des großen Dichters Jbu-Jemin sein müsse, ein Anderer, daß ich eine Hellstrahlende Sonne am Himmel der Dichtkunst sei, ein Triller bat, ein kleines Stück von meinem Manlel abschneiden zu dürfe», zum Andenken an diese herrliche Vor lesung und den unsterblichen Tichter kurz Alle jauchzten und lobten meine Kunst und Sprache." „Nun, nnd der alle Heri-Adin?" fragte gespannt der Weise. „Ah, der ist während der Vorlesung eingenickt!" „Haha! Was ersiehst Tu nun daraus, großmächtiger Scheikh?" sprach triumphirend der weile Alle. „Was soll ich daraus ersehen entgegnet mit Erstaunen der Scheilh. „Was Jedermann ersieht: daß ich sehr viel Talent zum Dichter habe!" Enekazi verbeugle sich, entzündete seinen Tschibuk und schwieg. Denn er war wirtlich ein Weiser. Telegraphi« ohne Draht. Das Ideal der Elektriker ist es seit langer Zeit gewesen, ohne Draht zu telegraphiren. Die Möglichkeit hat kaum ein Sachverständiger bestritte», für die Ausführung aber sind verschie dene Wege ersonnen. Schon vor eini gen Monate» ging die Nachricht durch die Blätter, daß Edison seinen allen Lorbeeren einen neuen hinzugefügt nnd das Problem gelöst habe. Seit der Zeit ist es wieder wunderbar still über die Edisoii'sche» Versuche geworden. Wahrscheinlich arbeitet der große Er finder in aller Ruhe unbeirrt an der Lösung der große» Frage weiter. In der letzten Zeit hat der erste Elcltriter des britische» Post- und Telegraphen amtes. W. H. Preece, die Sache auf genommen und vom Generalpostmeister die Mittel zur Ausführung der Ver suche erhalten. Drei Methoden lagen dem englischen Elektriker vor allem im Sinne: Er stens eine Drahtleitung von der Länge einer englische» Meile zu errichten, während aus dem Schiffe, mit welchem die Verbindung ohne Draht hergestellt werden soll, sich eine Drahtleitung der Länge nach befindet. Zweitens einen Draht vom Schiffe aus iu die See zu hängen nach der Richtung, wo sich die Trahtlcituiig ain Gestade befindet. Das M<er bildet hier den Vermittler. Die dritte Methode Preeces besteht darin, eine» Draht bis in die Nähe des Schiffes durch daS Meer zu führen, während eine JuductioiiSrolle sich an Bord befindet. Die erste Methode hat, wie die „Times" angibt, sich letzter Zage bewährt. Es wurde bei Cardiff eine Drahtleitung von Lavernock Point bis Lavernock Houfe gezogen. Anf der Insel Flat Holme, im Kanal von Bri stol, lvnrde die Parallele erreicht. Letz tere Leitung war eine halbe Meile lang. Die Entfernung zwi che» de» beiden Leitungen beträgt etwa drei englische Meilen. In Lavernock Point wurde ein starker Strom entwickelt. Auf der Insel hörte man jedes Wort, welches am Gestade in die Leitung hineingerusen lvnrde. Die „Times" führt mit Recht an, daß der berühmte '»gliche Physiker Crookes schon i» niiem Artikel der „Fortnigthly Review" darauf aufmerksam gemacht hat, daß es sich vor allein darum handle, die ge naue Wellenlunge zu treffen, dann würde Jnductioii vergleichsweise leicht sein. Das Problem liegt in der Luft. Wahrscheinlich wird eS einer lösen, dessen Name jetzt noch völlig zu zen Unbekannten zählt. In dem Bries nechsel Galileis, so lange vor der E»t secknng der Fernwirkungen der Elektri ität geschrieben, wird des Problems >chon Erwähnung gethan. Unterseeboote. Vor kurzer Zeit ist in Sabona das Taucherboot des Ingenieurs Peter degli Zlbbatti vom Stapel gelaufen, das speziell für Fischerei und Tauchcrzwccke loiistriiirt ist, von dessen Probesahrt aber bis jetzt nichts verlautet. Ueber haupt ist die Frage der Unterwasser' boote sehr in Rückstand gekommen, seit dem es sich als unmöglich erwies, eine größere Geschwindigkeit als acht Kno ten zu erzielen, bei welcher an eine Ver wendung zn Kriegszwecken, an eine Verfolgung feindlicher Schiffe nicht ge sacht werden kann. Dessen ungeachtet bleibt die Anwendung zn friedlichen Zwecken, insbesondere zu Forschungen, bestehen, und sind die verschiedenen Ver suche, brauchbare .N'onstriiktionen zu finden, vou allgemeinem Interesse. Die eine Frage de: Lujtbcschasfuug sür das unter Wasser befindliche Schiff ist hei der heutigen Erzenguiigstechnik kom primirter Gase ohne Belang, dagegen spielt die Sicherheit eine Rolle, mit wel cher ein Schiff bei irgend einem Tefekt der Maschine zc., Wiederau die Ober fläche zurückkehrt. So hat das fran zösifche Unterseeboot „Goubet" einen schweren Bleikiel, der im Augenblick der Gefahr vom Schiffe getrennt werden kann, und das erleichterte Fahrzeug strebt rasch zur Oberfläche. Andere Vorrichtungen bestehen darin, daß die Fahrzeuge durch in Bewegung befind liche Schrauben, Pumpend, zum Sin ken gebracht und unter Wasser gehalten werden und bei Aufhören der Maschi nenthätigkeit sofort aufsteigen. So wird anf der Werft in Toulon ein Unterseeboot gebaut, das 300 Tonnen Wasserverdrängung besitzt und mi' Taucherfchrauben ausgerüstet ist. Ganz sichergestellt i st e-Z nicht, daß Gutenberg der erste Erfinder der Buchdruckcrkunst war. Abgesehen davon, daß die Chinesen sie bereits ein Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung gekannt hatten, erschien im Jahre 1441 in Venedig in Bezug auf das Drucken ein Dekret, so daß man annehmen muß, daß die Kunst dort schon längere Zeit in Uebung war. Gutenberg scheint mit Faust die Mainzer Bibel ohne Datum 1455 gedruckt zu haben, während Coster von Haarlem mit dem vielleicht schon 1440 fertig geworden war. Jedenfalls gab es schon ein Jahr vor jenem Bibeldruck, nämlich 1454, eine gedruckte Ermahnung, die Waffen gegen die Türken zu ergreifen und zu gleicher Zeit zwei Ablaßbriese Nikolaus V. Nach Frankreich kam die Kunst 1469. Anfangs erschienen nur Folianten, dann die Quartante» und 1501 die Duodezbände. Die Drucker waren damals auch ihre eigenen Buch händler; die Anzahl der Eremplare je» der Auflage betrug gewöhnlich dreihun dert. Es erregt Erstaunen, wenn man liest, daß schon damals von 1470 bis 1500, also in dreißig Jahren, in Eu ropa mehr als zehntausend Ausgaben von Büchern und Pamphleten gedruat worden. Hiervon fielen am meisten auf. Italien; Venedig allein war mit 2835 Werken daran betheiligt. London nur mit 130. In Spanien erschicn-daS erste Werk 1474 über die „Empsängniß de« heiligen Jungfrau"
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