»tUtsche LotaMachricht««». ProvinzO st Preußen. Welches Unheil das Lesen von Räu bergeschichten, in jugendlichen Köpfen anrichten kann, zeigt wiederum ein Vor fall, der in der Stadt Rössel gegenwär tig das Tagesgespräch bildet. Dort hatte sich nämlich eine aus sechs Köpfen bestehende „Räuberbande" zusammen gethan; nachdem ihre Mitglieder sämmtlich schulpflichtige Burschen den „Eid" geleistet, gingen sie eines SamstagS srüh allen Ernstes daran, die Stadt Rössel an vier Stellen in Brand zu stecken. Ein von ihnen an gezündeter Stall auf dem dortigen An ger brannte vollständig nieder; die in den Hintergebäuden der Apotheke und eines Kaufmanns angelegten Feuer wurden aber rechtzeitig entdeckt und ge löscht. Auch ein von der „Räuber bande" in der MUHlenstrciße in Brand gesetztes Haus wurde gerettet. Wie sich später herausstellte, hatten sich die Bu ben „verschworen", die ganze Stadt abzubrennen. Dem Schwörenden wurde vom „Hauptmann" ein Revolver auf die Vrust gefetzt und im Falle des Eid bruchs, d. h. wenn Einer das Vorha ben verrathen würde, der Tod ange droht. Zwei der Jungen sind schon zur Haft gebracht. Sie waren in de» letzten 14 Tagen nicht mehr zu Hause gewesen, hatten schon srüher in Korschen einen Fleischer bestohlen und den Raub unter sich getheilt. Provinz WestPreuße «. Der seit lange gehegte Plan, bei Mimannsfeldc einen Hafen anzulegen, wird nunmchr zur Verwirklichung ge langen. ES soll ein fester Damm ge schüttet nnd neben demselben der Boden zu einem großen Bassin ausgehoben werden. Der verstorbene Kaufmann Friedrich Silber hat die Stadt Elbing zu seiner Universalerbin eingesetzt. Die Erbschaft belauft sich aus 12,000 Mk. Nach dem Wunsche des Verstorbenen soll die Stiftung zur Verschönerung der Stadt, insbesondere zur Herstellung eines Springbrunnens vor dem Rath- Haufe angewandt und niemals ganz aufgebraucht werden. Die Straf kammer in Dt.-Eylau verurtheilte den Posthalter Gaull wegen Betruges und Unterschlagung in 146 Fällen, die er als Kassirer des Kreditvereines began ge», zu sünf Jahren Gesängniß und Ehrverlust. Die veruntreute Summe beträgt 90,000 Mark. Der größte Theil des Gutes Freihof wurde ein Raub der Flammen. Leider ist auch ein Menschenleben bei dem Brande zu beklagen. Der Arbeiter Engler aus FriedrichSselde. der in der Scheune sei nen Mittagsschlaf hielt, konnte sich nicht mehr retten. Ein zweiter Arbei ter wnrde »och glücklich gerettet. In der Orlschast Ostrowitt brannten 8 große Gehöfte vollständig nieder. Die Leute waren gerade in der Kirche, als das Feuer ausbrach, so daß beim hesti gen >Winde an eine Rettung nicht zu denken war. Als die Erweiterung der Thorner Festungswerke mit allem Eiser betrieben wurde und dabei Tau sende von Arbeitern lohnende Beschäfti gung fanden, da entwickelte sich in den Vorstädten nnd benachbarten Orten eine fieberhafte Bauthätigkeit; vor ei nem drohenden Krach wurde gewarnt, die Bauherren schlugen aber jede War nung in de» Wind nnd bauten immer weiter. Doch die Festungsbauten ha ben aufgehört, die Arbeiter habeu an derweit Verdienst gesucht, die Wohnun gen stehen leer und die auf Spekulation gebauten Häuser kommen nach und nach zum Zwangsvertauf. Provinz Pommern. In Gollnow entstand auf zwei Stel ien, in der Wollweberstraße und auf der Wiek, Feuer, das während 8 stündi ger Dauer 7 Hofstelleir in Asche legte. Brandstistung scheint zweisfellos auf beiden Stellen vorzuliegen. —Auf dem städtischen Gute Freienlande hat ein Feuer die erst vor kurzer Zeit vergrößer ten Wirtschaftsgebäude total zerstört. Provinz S.ch lesw i g-H o l ste im. 112 Fabrikant Heinrich Rudolph Wal» ther, Inhaber der FlenSbnrger Papier fabrik. Die Handelskammer erklärte den Kieler Hasen für verseucht. Die Cholera scheint glücklicherweise in Lau «nbnrg a. d. Elbe im Schwinden zu sein. Im Ganze» dürsten l 8 Personen an der Seuche umgekommen sein. Die meisten derselben waren Schisser oder deren Angehörige. Die Oberstadt ist völlig intakt geblieben. Provinz Schlesien. In der neuen WagenrevisionSwerk statt der Eisenbahndirektion Breslau brach n« Brand aus, welcher den aus gedehnten Gebäudekomplex bis aus die Umfassungsmauern zerstörte. Außer den Werkzeugmaschinen und Materia lien sollen 120—150 Eisenbahnwagen, vorwiegend Personenwagen zweiter und dritter Klasse, verbrannt seien. Der angebliche Schaden wird aus mehr als eine Million Mark geschätzt. Der durch Lokomotivfnnken m der Görlitzer Haide verursachte Brandschaden beträgt über eine viertel Million Mark. In Krobnitz. woselbst bekanntlich General feldmarschall Gras Roon seine letzte Ruheslatte gesunden hat, wird demsel ben ein Denkmal errichtet, welches aus einer über der Gruft zu erbauenden Kapelle besteht« sott. Nachts wurde in der Nahe der Brücke über die Weich sel bei Bor in Ober-Goczatkowitz von dem Grenzausfeher Kuukcl der Schmug gler Galuschka aus Lonkau, welcher jeit drei Tage» verheirothct ist, erschossen. Der Rektor der höheren Töchter schule in Sprottau. Herr Hase»balg, wurde todt in scinem Bette aufgcfuu deii: ein Schlaganfall hatte dem tha> tcnreche» und mühevollen Leben des tüchtigen und allseitig beliebten Päda gogen ein vorzeitiges Ziel gesetzt. Provinz Sachsen. In Burg ist am Sedantoge «in vom Bildhauer Habs in Berlin iiiodellirte« Kaiser - Wilhelm - Denkmal entbiilN worden. Der Künstler hat den Kaiser mit ungemein ähnlichen Zügen und in der ruhigen, schlichten Haltung, die ihm in seinem vorgeschrittenen Alter eigen thümlich war, dargestellt. DaS De',k mal Hot in den städtischen Anlagen beim Exercierplatze seine Stelle erhalten. Der Buchhalter Koch in Ersnrt, welcher im Vorstand des Thüringer Central- Krieger - Verbandes die Stelle des Schriftführers bekleidete, wurde wegen wissentlichen Meineids verhaftet. Im alten Bürgerschulgebäudc an der Post straße in Halle sand die Eröffnung der vom Kunstgewerbe-Verein veranstalte ten Kunstgewerbe-Ausstellung durch den Regierungspräsidenten v. Diest statt. Die Ausstellung ist sehr reich mit Er zeugnissen des Kunsthandwerks, Fraue nhandarbeiten, sowie alten Kunstgegen ständen beschickt. Auf der Mersebur ger Chaussee kurz vor Ammendorf würd: der Arbeiter Langenspier. welcher sich auf dem Rückweg nach scinem Wohnorte Radewell bejand, ermordet. fln Quedlinburg Obergärtner Christian Hahn, der 67 Jahre ununterbrochen der Weltsirina Gebr. Dippe als Lehrling, als Gehilfe und als Obergärtner treue Dienste geleistet hat. Provinz Westfalen Zur Erbauung einer katholischen Pfarrkirche sind der Gemeinde Bruch durch eine landesherrlich bestätigte letzt willige Zuwendung der Rentnerin Ma ria Hötte in Münster 40,000 Mk. zu gefallen.—Gegen den Obersteiger Klein der Grube „Fischbach" ist von ruchloser Hand ein Dynamitattentat verübt wor den. Klein erwachte in der Nacht durch einen donnerahnlichen Krach und sand sämmtliche Thüren und Fenster seines Hauses zertrümmert. Auch die eine Mauer war stark beschädigt. Er selbst hatte keine Verwundung erlitten. Der Gasthof „Zum Grasen von der Mark" in Iserlohn ist total niederge brannt. Mit großer Lebensgefahr wurden noch in letzter Minute die vielen Bewohner gerettet. Drei Dienstmäd chen aber käme» in den Flammen um. Zwei Schauspieler sprangen in ihrer Angst aus dem dritten Stockwerk aus's Pflaster und wurden, lebensgefährlich verletzt, mit gebrochenen Gliedmaßen in's Krankenhaus tranSportirt. In einer zahlreich besuchten Versammlung wurde die Gründung einer „Soester Spar- und Kreditbank" in gesetzlicher Form beschlossen und die Feststellung der Statuten vorgenommen. Das Grundcapital ist auf 200,00Y Mk. be messen worden, wovon in der Versamm lung sofort 72,000 Mk. gezeichnet wur den. Rhcinprovinz. Der um 12 Uhr Nachts von Köln abfahrende Frankfurter Zug 100 stieß bei der Station Köln Südbahnhof mit einem Güterzug zusammen. Zwei Kürassieoßeservisten aus Elsaß-Loth ringen, die Gesreite« Carl Joses Schnei der aus Osthausen und Karl Röcker aus Booszheime find getödtet, zehn Kürassier-Reservisten und ein Reservist der Marine, zum Theil schwer verletzt; schwer verwundet ist auch ein Civilist, den ein im UnglückSzug befindlicher Arzt verband und mit noch Bonn nahm. Ein professioneller Butter fälfcher. der Händler Wilhelm Saure von Dortmund, wurde zu sechs Mona ten Gesängniß und außerdem noch zu einer Geldstrafe von 400 Mark verur theilt. In Elberfeld ist eine jugend liche Diebesbande, die sich mit dem Stehlen von Feuerwerkskörpern abgab, durch nnen Zusall entdeckt worden. Die Knaben stehen im Alter von 10 bis 13 Jahren; ihre Eltern gehören dem Bür gcrstande an und sind über die Ent deckung entsetzt. Eine gerichtliche Ab urtheilung wird unvermeidlich sein. 112 In Koblenz der Gründer der Hof- Pianofortefabrik von Karl Mand, Herr Karl Mand. Die Fischer Lemken Pater und Sohn in Wesel sind unter choleraäynlichen Erscheinungen gestor ben; eine Tochter des Lemken und ein Handwerkermeister liegen in der Baracke schwer trank unter denselben Sympto me» darnieder. Königreich Sachsen. s In Dresden einer der bedeutend sten Großindustriellen Sachsens, der Geh. .Kommerzienrath Ernst Jordan. Mitinhaber der Firma Jordan «k Timäus. Am Typhus liegen gegen wärtig in Borna mehr als 100 Per sonen trank darnieder. Die Krankheit nimmt glücklicherweise aber einen guten Verlauf. —Seit dem Bestehen der Mc- Kinley-Bill sind nordamerikanisch« Un ternehmer eisrig bemüht, besonders tüchtige Wirkereiarbeiter nach den Ver. Staate« zu ziehen. Da diese Arbeiter zur Entwickelung der nordamerikani schen Wirkerei-Industrie wesentlich bei tragen sollen und thatsächlich es den amerikanische» Fabrikanten ermög lichen, sich auf gewisse sächsische Wirk artikel einzurichten, so hat man ihnen hohe Löhne versprochen und anfänglich auch bezahlt. Aber nach einer der Chemnitzer Handels- und Gewerbe kamnier zugehenden Mittheilung, scheint man jetzt gegen jene über das Weltmeer gelockten sachsischen Arbeiter arge Lohn drückereien zu verüben, so daß sie sich dort kaum in einer bessern Lage, als in der alten Heimath befinden, wo sie Frau und Kind zurückließe». Diese anscheinend betrogenen Arbeiter kann man bedauern, aber sächsische Fabri kanten haben kein Recht, ihnen jetzt Vorwürse zu machen, daß sie ihre Kraft ausländischem Miterwerb zur Ver fügung stellten. Denn durch unerhörte Konkurrenzmanöver haben sächsische Wirkereisadrilanten den Preis der Waare und damit den Arbeitslohn der Wirker so tief herabgedrückt, daß sich die Auswanderung dieser Leute schon durch den Trieb der Selbsterhaltung genügend ertlärt. Jene, auch die säch sische» Wirkcreiarbcitcr zum Erbarmen ausnutzende Geschäft-Praxis gewisser heimischer Fabrikanten, ist besonders in drn Berichten der Chemnitzer HandelS- lammer stets scharf gegeißelt. Ei« schweres Brandunglück hat wiederum die Stadt Frankenberg betroffen. Du Gebäude des Lohnkellners Barthel, Webers Rudelt und Cigarrenfabrikan ten Breitfeld sind zerstört, wodurch IL Familien mit 60 Köpfe» obdachlos ge worden. Thüringische Staaten. Für das Fürstenthum Greiz ist ein Gesetz in Geltung, nach welchem jedes neue Ehepaar, das im Lande seine» Wohnsitz nimmt, zur Laudesschulkasse eine Abgabe von 2.50 Mk. zu entrichten hat. Die im verflossenen Jahre erho bene Abgabe beträgt von 424 Ehepaa ren 1060 Mk. Das auf Anregung der Gesellschaft „Erholung" dem Dich ter Friedr. Hosmann errichtete Denk mal in Ilmenau ist feierlich enthüllt worden. Auf dem Festplatz, einem früheren Lieblingsplatz des Dichters, an der Straße nach Gabelsberg gele gen, trug der Singverein unter Beglei tung der Stadlkapelle die Fcsthymiie „Gott, Herr der Welt" vor, woraus Sanitätsrath Dr. Preller die Festrede hielt. Dem Lehrer Wiegand in Mei ningen, welcher kürzlich sein 50jähriges Amtsjubiläum seierte, gingen von dem Dichter Rudolf Baumbach zwölf Fla schen edlen Sicilianer-Weines zu, be gleitet mit folgender Widmung: „Er labt Dir das Herz, macht flammende Wangen und stärkt Dich zum Kamps mit den wildesten Rangen. Wegen Gotteslästerung wurde der Redacteur des in Saalfeld erscheinenden socialde mokratischen „Thüringer Bolksblatt", Heinrich Becker, zu sechs Wochen Haft verurtheilt. Die allgemeine Waifen verforgungSanstalt des Großherzog thums Sach'en-Weimar-Eisenach hatte für das Jahr 1891 1963 Zöglinge in der Anstalt. Der Rechnungsauszug ergibt eine» Vorrath von 43,583 Mk. 69 Pf. Das goldene Bürgerjubi läum beging der Privatus Friedrich Jähningen in der Stadt Wehlen, dem aus diesem Anlaß viele Auszeichnungen zu Theil wurden. Der Stadtgemein derath erfreute den Jubilar durch Uederreichling eines Ehrendiploms. Ein Hauptagitator der Socialvemokra tie im Wahlkreise Annaberg-Eibenstock Oskar Riedel aus Raschau, der s. Zt. auch als Reichstags-Candidat in dem genannten Kreise aufgestellt war, hat sich der Staatsanwaltschast in Zwickau wegen begangener Wechselfälfchung selbst gestellt. Königreich Bayern. Der Privatier Dil. Deminger in Jp hosen hat sich in einem Wahnansalle den Hals abgeschnitten. Er hinterläßt seinen Erben 80,000 Mk. Der ehe malige Turnlehrer Pappermann in Kempten, welcher wegen mehrerer Sitt lichkeitsvergehen bereits zu 7 Monaten Gefängniß verurtheilt worden war. er hielt jetzt wegen Meineids im Zu sammenhang mit den ersten Vergehen --- 1 Jahr 3 Monate Gefängniß. Großherzogthumßaden. Auf der Tour vom Blauen nach dem Belchen wurde der Finanzpraktikant Nik. Ott aus Altmünsterohl von einem unbekannten Manne überfallen und zu Boden geschlagen und seiner Uhr und Kette beraubt. An der vollständigen Ausraubung seines Opsers wnrde der Verbrecher durch das Herannahen eines Hirten gehindert. Der Ueberfallene wurde in das Rathhaus gebracht, wo er seinen Verwundungen erlegen ist. Als des Mordes dringend verdächtig wird der Metzger Fritz Thierstein ver folgt. 112 In Singe» im gräfl. Enzenberg'fchen Schlöffe der Haupt mann a. D. Karl du Moni. Der selbe nahm nach dem Feldzuge 1870— 71, als die militärische» Verhältnisse sich änderten, den Abschied. Accisor Joh. Kratzer in Zaznegz hat sich in einem Anfall von Schwermuth erhängt. Der Landwirth und Uhrmacher Jos. Fehrenbach in Triberg, der schon seit 15 Jahren von einem Rückenmark leiden gepeinigt wurde, hat sich in einem Weiher eriränkt. Die Frau des Gendarmen Greiner in Owingen goß Petroleum auf das Feuer. Im Nu standen ihre Kleider in hellen Flam men. Auf ihr Hilfegeschrei eilte ihr Mann herbei, der sich beim Löschen gleichsalls schwere Brandwunden zu zog. Die Frau liegt hoffnungslos darnieder, der Mann dürfte, trotz schwe rer Verwundungen, mit dem Leben davonkommen. s Der Privatier Anton Kohler in Ueberlingen. —f Der frühere Besitzer des bekannten Hotels „Blume", Alfred Blum, in Lauten bach (Renchthal). s In Wollmatin gen der Werkmeister Martin Gletscher. Concurse: Bühl, Gutsbesitzer Karl Mellens auf Hof MgelSfrist bei Barn halt. Ettlingen. Firma Dcni-l Einig. Freiburg, Bierbrauer Matth. Jung maycr. Kehl. Nachlaß des Bankdirec tors E. Durain. Lörrach, Restaura teur Ed. Epprecht. Mannheim, Kaufm. Max Broda: Kaufm. Josef Meyer; Bäcker Lukas Kühner! Bäcker Otto Stengel. Ottersweiler, Maschinen fabrikant Maxime Müller. Pforz heim. Bäcker Jacob Schmidt; Fabri kant Ernst Brenner; Fabrikant Ehrist. Eckert. Villinge». Schreiner Jos. Schütz von Qbercschach. Waldesbut Färber Karl Schmid in Untcralpfen. Aus der Nheinpfalz. Eine interessante, praktische Neue ruug auf dem musikalischen Gebiete be absichtigen die Schweinehirten der Ge gend von Niedelberg in der Pfalz. Da es nämlich öfters vorkommt, daß Schweine, wenn sie von einem Dorf auf da-Z andere „verziehe»", beim Er töne» des dortigen ungewohnten Sig nales plötzlich sich unartig gcberden »ii» Fluchtversuche machen, so beschlossen die Herren Vorgesetzten der viersilbigen Borstier zur Verständigung und Beruhi gung ihrer Unterthanen ein einheitliches Signal einzuführen. Dieses soll aus einem in diesem Monat noch in Horn bach abzuhaltenden Kurse, der einen Tag in Anspruch nehmen soll, eingeübt werden. Als Lehrmeister wurde Col lege K. von Riedelberg bestimmt, der sich durch besondere musikalische Ta lente aiiszeichnet und schon mehrere prachtvolle Signale selbst komponirt hat. Das gegenwärtig ertönende hätte bei der Einquartierung dortselbst bei nahe die Garnison alarniirt. Es klingt nämlich dem Generalmarsch sehr ähnlich, eilten die Soldaten, die gerade Ruhetag hatten, beim Er tönen desselben bestürzt an die Fen ster, da sie wirklich Generalmarsch vermutheten. Möge der Schwcinc-Sig nalkurs zum Besten der edlen Vier füßler und ihrer verehrten Chefs aus fallen! Elsaß-Lothringen. Unter lebhafter Theilnahme der Be völkerung fand in Hagenau das erste Verbandsturnen de» elsaß-lothringischen Landesverbandes statt, an welchem sich fast sämmtliche Turnvereine der ReichS lande betheiligten. Im Beisein des Bischofs Fleck von Metz fand in Nieder giningen die Grundsteinlegung des Er ziehungShauseS sür verwahrloste Kinder statt. Die Kapuziner haben ihre neue Niederlassung in Königshofen jetzt an getreten. Desinitor der Provinz ist Pater Fridolin, der früher mehrere Jahre im Kapuzinerkloster zu Lyon die Deutschen pastorirte und in den letzten Jahren in Münster i. W. als Vikar und Studienmagister thätig war. Mecklenburg. Nach der Ernteftatistik sür das Groß- Herzogthum Mecklenburg-Schwerin sür das EtatSjahr 1891—92 wurden ge erntet: 77.505 Tonnen Weizen; 228.» 47V T. Roggen; 34,807 T. Gerste; 13<i,356 T. Hafer; 2799 T. Buchwei zen ; 10,104 T. Erbsen; 9093 T. Bohnen; 1860 T. Wicken; 5858 T. Lupinen; 404,464 T. Kartoffeln; 117,- 135 T. Runkelrüben; 46,476 T. weiße Rüben; 11,168 T. Raps und Rübsen. Unter den Kartoffeln waren 7j Procent kranke. Im zweiten Quartal dieses Jahres sind aus Mecklenbnrg-Tchwerin 455 Personen nach überseeischen Län dern ausgewandert. Aus der Paul straße in Schweriii wurde der im vori gen Jahre in den Ruhestand getretene HofniusituS Heinrich Voß vom Schlage getroffen und starb, bevor ärztliche Hilst zur Stelle war. Der Verstorbene war Dirigent des Marstall-Sänger chors. Häusler Joachim Hinrichs aus Grebs, der schon seit mehreren Mo naten an Geistesstörung litt, wurde aus der Loissower Feldmark im Rögnitz- Kanal als Leiche ausgesuuden. Zu dem in Passow abgehaltenen Rendez vous von Kegelbrüdern hatten sich 160 Theilnehmer aus Schwerin, Wismar, Grevesmühlen. Schönberg, Rehna und Gadebusch cingesunden. Aus dem ver anstalteten Preiskegeln ging als Sieger Maler Gilbert von hier hervor, dem der I. Preis, ein Tafelaufsatz, zuerkannt wurde; den 2. Preis eine Fruchtschale, erhielt Kaufmann Pölkow. Erb pächter Lierow zu Strenz feierte sein 50jähriges Schulzenjubiläum. Der Großherzog verlieh dem Jubilar die silberne Verdienstmedaille. Anleger Penkert hatte sich am 2. April d. I. beim Spazierengehen auf Unterhains dorfer Flur eine Cigarre angezündet, das noch brennende Streichhölzchen weg geworfen und dadurch einen Wald brand hervorgerufen, durch welchen dem Gutsbesitzer B. ein Schaden von 60,000 M. entstanden ist. Penkert, welcher deshalb sich vor dem Landge richt Plauen zu verantworten hatte, wurde wegen fahrlässiger Brandstif tung zu zwei Wochen Gefängniß ver urtheilt. ES verunglückte der Guts besitzer Schöniger in Rodewisch in sei ner Behausung, welcher aus Versehen eine falsche Thür öffnete und aus dem ersten Stock in den Hosraum hinab stürzte. Der Verunglückte lebte noch einige Stunden. Schweiz. In Sirnach verunglückte Hr. Mül ler, Schreinermeister zu Oele, indem ihm durch die Hobelmaschine zwei Fin ger der rechten Hand abgeschnitten und ein dritter stark verwundet wurde. Der junge, strebsame Handwerksmann wird allgemein bedauert. Am Geburls hau« des berühmten Bildhauers Vin cenz» Vela, in Ligorneeto, ist eine Ge denktafel angebracht worden. Die Erinnerung an den elfter September (Tag der Revolution) ist im ganzen Kanton Tessin ruhig begangen worden. In Bellizona sah man decorirte Häu ser: es wurden liberale Versammlungen abgehalten in Bellizona, in Arogno, in Maroggia n. s. w. Zu gleicher Zeit hielten konservative Körperschaften Trauerfeiern für den getödteten Staats rath Roi'si ab: doch wurde nirgends die öffentliche Ruhe gestört. Eines rüsti gen Alters erfreut sich der Veteran Leut hold in Oberstraß. Wie man mittheilt, unternahm er letzthin mit einer zehn jährigen Enkelin eine Fahrt in den Sihlwald und marschirte von da aus über den oberen Siblwald und den Al dis nach Hause», und von da aus über den Schnabel zurück zum Sihlwald, lezte also eine Strecke von 25 Kilometer oder sechs Stunden zurück. Und das trotz seiner 36 Jahre! Der bekannte Jacob Marsort von Allesheim. Basel land, Stud.'nt der Medicin und Inha ber einer Wirlhschast in Gens, der im Juli d. 1.. als die Wirthschaft auf Verfügung de» StaatSratheS geschlossen werden sollte, mit dem Revolver gegen die betreffenden Beamten agirte, einen derselben verwundete und überdies eiüe am Fenster vorübergehende Fiau ver letzte, wurde am 23. September vom Kriminalgericht in Genf des Mordver suches unter mildernden Umständen schuldig ertlärt und zu einer Gesäng nißstrase von drei Jahren verurlycilt. AuS Bözen meldet man den« „Aarg. Tagbl.", daß dort ein ordentlicher Herbst zu erwarte« ist. Die Reben sind prächtig grün, di« Trauben schon jetzt lCnde Ltvtemver) beinah' reis. Alles das sind Zeichen, daß ter W.in gut werden wird. Di» Quantität wird zwar hinter der Qualität zurückbleiben, doch könne» noch immerhin mindestens 1500 Hectoliter verkauft werden. In Boniswyl und Meisterschwanden grassiren gegenwärtig die Masern. t In Boniswyl Herr Wilhelm Holliger, Posthalter und Telegraphist; in Bünzen Baumeister Johann Huwyler. Lie stal hat seinen ältesten Bürger verloren, Bäckermeister Johannes Spinnler. Sein Alter brachte er auf 86 Jahre. Er war noch der einzige männliche Pensionär vom 3. August 1833. In den Revolutionswirren mit Basel ein eifriger Patriot, betheiligte er sich auch am Entscheidungstage und wurde im Oehrli verwundet. Die bescheidene Pennon von 5 Fr., welche dem Ver wundeten zuerkannt war, holteer regel mäßig selbst von der Staatskasse. Jetzt lebt nur noch eine Pensionärin aus jener Zeit, eine Jungsrau Marga rethe Rieischin von Prattein. Diese wurde verwundet beim Brand, den die „Stänzler" von Basel am dritten Au gust gelegt hatten. Dclegirte der 22 protestantischen Gemeinden des freibur gischen SeebezirkS haben kürzlich mit Mehrheit die Gründung eines Waisen hauses beschlossen und den Ankauf d«S Schloßgutes Burg bei Murten geneh migt. Die Anstalt soll gleich nach Wiederherstellung de» Hauptgebäudes des etwa« verlotterten Gutes mit 30 Zöglingen eröffnet werden. Zum Gute gehören ca. 30 Jucharten Kulturland und Wald. Von der Stickereikrisis im Züricher Oberland berichtet man aus Hinweil FilgendeS: „Die ca. 55 in unserer Schulgemeinde stehenden Stick- Maschinen waren im ersten Quartal 1892 durchschnittlich je 5 Wochen außer Betrieb. Der Tagelohn eines Sticker« bewegte sich zwischen 2 und 3 Franken, derjenige einer Fädlerin beträgt unge fähr I Fr. 50 Rp. Unsere Kirchen gemeinde hat etwa 140 Stickmaschinen, die Stickerei beschäftigt 300 Personen und ernährt über 700 Menschen, somit ungefähr ein Viertel unserer gesamm te» Einwohnerschaft. Was für einen Schlag daher diese böse Zeit sür allen unseren Handel und Wandel bedeutet, 'st leicht zu begreifen." Oesterreich. Dieser Tage erhängte sich der Sohn des GastwirlhS Franz Baumgärtner in Hartberg in der Kegelstätte des HauseS mit einem Hosenriemen. Während eines jüngst über der Gegend von Seckau niedergegangenen heftigen Ge witters fchlng der Blitz in verschiedene Objecte, welche er in Flammen setzte und großen Schaden verursachte. Durch Blitzschläge wurden eingeäschert die Scheuer des Grundbesitzers Anton Sundl. vulgo Mar, in Ober-Farrach, die Scheuer des Besitzers Mathias Sonnleitner, vulgo Stocker, in St. Marein und die Stallungen des Grundbesitzers Georg Protti. vulgo Pommer, in St. Margarethen. s In Bozen Johann Ritter von Putzer-Rei begg. Die Eltern des Anfangs Sep tember bei der Forcirung der Fünf singerspitze verunglückten Stuttgarter Touristen Egon Stückler haben sich an heischig gemacht, für die Hinterbliebe nen des mit ihrem Sohne'veruivglückten Ampezzaner Führers Josef Jnnerkofler zu sorgen. Auch die Angehörigen des am 20. September nach langem Su chen an der Nordseite der westlichen Plattachipitze gesunkenen Dr. F. Main zer verpflichteten sich, der Familie des in treuer Pflichterfüllung veruiiglücktcn Führers I. Dengg a»S Gamifch beizu stehen. 112 In Klagenfurt Staats anwalt Dr. Karl Sulzer. —Die re nommirte Glockengießerfirnia Samaffa in Laibach hat Heuer das einhundert undfünfundzwanzigste Jahr ihres Be standes erreicht. Aus Venetien stam mend, ließ sich die Familie Samassa 1725 in Laibach nieder, übte 1734 zum ersten Male die same daselbst aus und hatte seit 1767 ununterbrochen die Laibacher Glocken gießerei in ihrem Besitzt. In diesen 125 Jahren hat die Glockengießerei Sa massa 5091 Glocken im Gesammt gewichte von 2,027,743 Kilogramm gegossen, eine Leistung, die von keiner Glockengießerei Oesterreichs je erreicht wurde. 112 Der Gerichts- und Stadt arzt i. R. Herr Andrea« Gregoric in Laibach. Ein schrecklicher Unglücks fall traf den Gemeindesecretär in Rei chcnbttrg, Franz Arnsek. Als er einen anläßlich eines Raufhandels dem Josef Salamun aus Satteldorf abgenomme nen Revolver untersuchte, entlud sich derselbe und traf eine Kugel dessen 15- jährige Tochter tödtlich in den Hals. Neulich wurde dem Restaurateur Lack ner im Hotel Plomberg an, Mondsee von einem italienischen Eisenbahn arbeiter mittelst eines scharfen Messers der Bauch aufgeschlitzt und ist Lackner den erlittenen Verletzungen erlegen. —Maje st ä t Ibs e n. Es ist nicht allgemein bekannt, daß der nor wegische Dichter Henrik Ibsen mittel» der alten Forsarshire - Familie der Dischingtons von Aberlemiio von der schottischen Königssamilie abstammt. Ein Dischington wanderte 1720 nach Norwegen au» und tick sich in Bergen nieder. Dessen Tochter, WencheDisching ton, heirathete den SchiffScapitän Hen nk Persen Jbien. Er wählte die Stadt Skien in Süd-Norwegen zu seine»! Wohnort. Diese Wcnche Dischington ist die Urgroßmutter des Dichters. In Ibsens Adern ist aber auch eine Bei mischung deutschen Blutes. Der Sohn Henrik Petersen Ibsens, Henrik, hei rathete eine Deutsche. Ihr Sohn Kund, der Vater des Dramatikers, vermählte sich mit Maria Cornelia Al tenburg. welche auch von Deutschen ab stammle. Der Dichter ist 1828 in Skien geboren. Die ersten Ibsens kamen von der dänischen Insel Moen 1720 nach Norwegen. Bestätigt. Lehrer: Die Kar toffeln kommen sowohl im Thal als auch aus den Bergen sort Jatob: Ge wiß. denn gestern san erst zwei Sack' a'ltoblen worr'- Das Annweiler Wochen blatt erzählt folgendes Stückchen, das sich dort zugetragen hat : Ein Braut paar hat um 10 Uhr sein Erscheine» auf dem Standesamt angezeigt. Alles ist bereit, der Akt ist geschrieben, doch— das Brautpaar verzieht mit seinem Kommen. Es wird II Uhr, es schlägt 12 Uhr, das Brautpaar erschnut nicht. Was nun? Man berathet hin und her. Da erbietet sich der Stadt schreiber, er wolle selbst zum Bräutigam gehen und ihn ersuchen, gütigst im Verlaus des Nachmittags mit seiner holden Braut betreffs Eheschließung im Rathhaus erscheinen zu wollen. Die ser Vorschlag wird einstimmig ange nommen. Der Stadtschreiber kommt zum Bräutigam, sragt ihn um den Grund seines Nichterscheinens, woraus der verdutzte „Jakob" die Antwort gibt, er habe ganz vergessen, eS seiner Braut zu sagen, daß sie heute Hochzeit machen wollten. Als letztere dies erfährt, über schüttet sie ihre» Liebsten mit Vorwür fen und erklärt ihm, sie wolle ihn gar nicht mehr, sie könne einen solchenMauii nicht brauchen. Jetzt wird dein Herrn Stadtschreiber die Sache doch auch zu bunt, und er erklärt dem betrübte» Bräutigam, die Suche sei damit nicht abgethan, er werde die Folgen schon sehen. Dies einschüchternde Wort, Reue über seine Vergeßlichkeit und die alte Liebe ermuthigten den armen Jakob, von Neuem um die Liebe seiner Braut zu werben, und nicht ohne Ersolg, denn sie erhörte sein Flehen und nm 4 Uhr wäre» sie doch ein glückliche» Ehepaar. AuS Baden, 2. Oc tober wird geschrieben; Die Weinlese hat be gonnen. Soweit die Herbstnachrichten bis heute vorliegen, herrscht mit sehr geringer Ausnahme i» den Kreisen der Weinbauer» frohe Stimmung: dieHoff nuiig, das! die Mißjahre vorüber find, ist von Neuem ausgelebt. Diese Hoff nung ist eine berechtigte, den» die Vor» bedingungeu sür gute Weiujahre, ge sundes Holz und üppiges Grün der Blätter, haben sich voll erfüllt, wenig stens in den Oberländer Rebgcbicten, im BreiSgau, am Kaiserstuhl und im Markgraflerland. Uebereinstimmend laute» die Herbst berichte dahin: gerin gere Quantität, vorzügliche Qualität. Der 92er wird sich den allerbesten Jahr gängen anreihen lönnen, in einzelnen Lagen noch den berühmten 65er über treffen. Jnsolge der guten HerbstanS sichten hat sich das Weingeschäft befe stigt; die Preise haben allgemein ange zogen. Wege» des Neuen hat sich eine bestimmte Preislage noch nicht herans gebildet, dürste aber der vorjährigen durchaus nicht nachstehen. Der Assen thaler verspricht einen Zwei-Drittel- Herbst und vorzügliche Qualität: das Holz ist schön gesund. Ueberaus hoff nungssroh lautet ein Herbstbericht aus Varahalt im Amte Böhl, der vornehm lich die besten Aussichten für kommendes Jahr eröffnet. In den Höhenlag« gibt eS ein Viertel-, in den niederen Lagen einen halben Herbst. Die Qua lität kommt dem 65er mindestens gleich. Ettenhcim hat einen Glücksherbst; ein zelne Rebstöcke geben Vollherbst, unge spritzte lieser» kaum einen Zehntels- Ertrag. Bezüglich der Qualität gilt das Vorgesagte. Für die Ohm werde» 45 Marl bezahlt. Der Kaiserstühler wird eine Zierde jeden Weinkellers bil den. Auch in den mittleren Lagen sind die Trauben so süß und kräftig, wie es seit vielen Jahren nicht der Fall war. Nach vorläufiger Schätzung werde» i» dieser Gemarkung allein 15,000 Hekto liter Wein erzeugt. Die Arbeiten am Bau der Fordoner Eisenbahnbrücke (über die Weichsel), der längsten Deutschlands, schreiten rasch vorwärts. In den letz ten Monaten ist besonders der Ausban der Strompseiler 2 und 3 und der Vorlandpsciler 15—19 fertiggestellt. Die Brücke wird, wie die „M. Z." schreibt, so lang sein, wie die Berliner Linden, nämlich 1325 Meter. (Die Dirschauer Brücke hat eine Länge von 785 Meter.) An der Fordoner Brücke arbeiten augenblicklich 920 Arbeiter, während die durchschnittliche Arbeiter zahl nur 800 beträgt. Den Van leiten 23 technische Beamte, ein Bauinspector. drei Regierungsbaumeister, zwei Inge nieure, acht Bauassistentcn u. s. w. Wie im vergangenen Jahre, so werden auch wohl dies Jahr die Arbeiten im November eingestellt nnd erst im Früh jahr wieder aufgenommen werden. Tie Brücke wird vorläufig nur eingeleisig. es können aber im Kriegsfalle zwei Ge leise gelegt werden. Die VerkehrS übergabe der Brücke, deren Herstellungs kosten sich auf neun Millionen Mark belaufen, erfolgt im Herbst 1893. Di« Fahrstraße sür Wagen auf der Brücke ist durch einen hoben eisernen Gitter zaun vom Schienenweg getrennt, die Wege für den Fußgängerverkehr liegen außerhalb der Brückenträger. Di« Brücke wird hauptsächlich aus militari, scheu Rücksichten erbaut. Trox der nachhaltigen Bewegung, die in der Schweiz gegen TodeSstrase im Zuge ist, soll, wie man dem „Luzerncr Tagblatt" vom Rigi schreibt, in wenigen Tagen aus Rigi- Kulni eine Hinr chtung und zwar durch Dynamit vollzogen werden. Ein Bru der des berühmten Rigikvpses, der soge nannte „Grindstein", welcher sein ver wittertes Haupt neben dem Trace der Rigibahn zum Ergötzen des Reise pnblilumi zum Aether emporhebt, ist angeklagt, die Züge zu gesährden. Mit der constitutione»?» Mehrheit der über ihn zu Gericht sitzenden VerwaltungS räthe wurde beschlossen, dem Koloß das Haupt abzuschlagen, weil sein Hals zu schwach geworden, den riesigen Kopf zu tragen. So bedenklich ist aber die Sache nicht, und auf alle Fälle lassen sich mit wtiiig Kosten die nöthigen Schutzvorrichtungen treffen, daß jede Gefahr für den Bahnkörper verschwin det. Die Naturfreunde sind denn auch in der letzten Stunde bei der Direction der Rigibahn um Begnadigung einge kommen. damit der landschastlich wie naturhistoriich interessante.Grindstein" der Welt erbalten bleibe. Die „Kreuz-Ztg." theilt einen merkwürdige» Fall von Miß handlung eines Deutschen in London mit. Der Thatbestand soll folgender sein: Ein in sehr bescheidenen Verhält nissen lebender junger Deutscher, Na mens Curt Max v. Hertzberg, der sich aber hier Krause nennt, hatte bei der, als „dentsche Soldaten" verkleideten Truppe der,im Vorjahre hier abgehal tenen deutschen Ausstellung Dienste ge leistet und dabei zahlreiche Landsleüte kennen gelernt, meist gediente Solda ten, die sonst hier als Arbeiter leben. Dies brachte ihn auf die Idee, einen deutschen Arbeiterverein zu bilden unt» sich als Wirthschafter desselben einen Erwerb zu schaffen. Das Projekt ge lang und am 13. Juli d. I. eröffnete o. Hertzberg sein Clublokal in 27. Brunnel - Street, Canningtown im Ostende der Stadt, in welcher Gegend die meisten Mitglieder wohnten. Er genügte den gesetzlichen Vorschriften, ließ den Club, auf dem Haupt-Steuer aint, Somerset House, eintragen, und erstattete auch dem Polizeipräsidenten die nöthige Meldung. Das Geschäst ging ausgezeichnet, allein gerade da durch wurde der Neid, der englischen Schankwirthe in der Nachbarschaft er regt, welche nach der Aussage eines Mannes gegenüber Hertzberg beschlossen haben sollen, das Lokal desselben durch einen gedungenen Pöbel zer stören zu lassen. Das geschah denn auch am 21. August und der Janhagel soll fünf Stunden lang gew>>ibet haben; es sei nicht nur alles kurz und klei» geschlagen worden, sondern dem Hertz berg sei auch die Kasse mit 700 Marl geraubt worden. In Folge de» Schreckens starb ein Kind desselben. Von der Polizei, welche später behaup tete, daß die ganze Affaire nur zehn Minuten gedauert habe, sei keine Spur zu finden gewesen. Eine Eingabe Hertzbergs an das deutsche General consulat sei erfolglos geblieben, weil jener die Sache verkehrt dargestellt habe. Vor einigen Tagen habe nnn ein Polizei-Offizier dem Geschädigten ge rathen, sich an das Polizei-Präsidium zu wenden. „Dort wird man schon was für Sie thun," soll derselbe dem Hertzberg gesagt haben. „Man wünscht nämlich nicht, daß es zur öffentlichen Verhandlung kommt." Der Gewährs mann der „Kreuzzeitung" deutet an, daß die Polizei, absichtlich nicht einge schritten sei. Die englischen Nachbarn des Hertzberg, welche meist dem Arbei terstunde angehören, Hütten sich frei willig erboten, vor Gericht zu daß der „Aufstand" fünf Stunden lang gedauert habe und nicht 10 Minu ten, wie die Polizei behaupte. Für einen durch einen „Aufstand" (riot) verursachten Schaden müsse die Obrig keit auskommen. Hoffentlich wendet die deutsche Botschaft ihre Aufmerksam keit der Sache zu, damit wenigstens Klarheit in dieselbe kommt. Staatssekretär des Reichspostamts v. Stephan feierte die ser Tage die Vermählung seiner älte sten Tochter mit dem Premierlieutenant v. Napolski. Auf dem Polterabend wurde nach der „Köln. Ztg." ein reich ausgestatteter Postzug vorgeführt. In getreuen Zeittrachten erschienen aus dem Alterthum ein assyrischer Briesbote mit seinen Briefen, die noch Ziegelsteine waren, ein ägyptischer Landbriesträger mit feinen PapyruSbriefeu, ein atheni scher Hemerodrom, zwei Tabellarrii aus der Zeit der römischen Republik und des Cäsareiithnms, ein reitcnderConrier des Kaisers Augustus, und endlich ein römischer Postmeister. Da»» kam aus dem Mittelalter ein würdiger Kloster bote mit einem sünf gnte Meter lange» Botenzettel, ein Studentenbote von der Pariser Universität, ein Metzger, ein Briesjunker des Deutschen Ritterordens und schließlich zwei Konstanzer Stadt botcn. Aus der Neuzeit erschienen so dann ein Turn und Taxis'scher Postil lon. vier kursürstlich brandenburgische, vier preußische Postillone, ein Schirr meister und ein preußischer Feldpost» meister, weiter die Darstellerin der Te legraphie, vier norddeutsche Postillone niit den Abzeichen der Feldpost, endlich vier Reichspoftillone in Gala mit der Reichsstandarte und Matrosen von einem Reichspostdanipfcr. Die ganze Vorführung dieses Postznges, der in einer allegorischen, den Weltpostverein darstellenden Gruppe gipfelte, wurden von Herolden eingeleitet und erläutert, während musikalische Leistungen, da runter zwei Quartette auf Postillons hörnern, ihn begleiteten. Von zwei Militärpser den erzählt ein Leser dem „Ostd. Local- Anz.": Im Herbste 1884 beauftragte der Königl. Oberförster des Reviers Lindenbusch den Förster T. in W. da mit. auf dem in Blomberg zum Ver kauf von Draganerpferden anstehenden Termin zwei Pferde zn kaufen. Dem Kennerblick des mit diesem wichtigen Austrage betrauten Försters gelang es, zwei recht brauchbare Thiere für einen angcincssencn Preis zu erstehen. Unser Förster ritt nach dem Ankaufe sofort ab und langte gegen Abend am Be stimmungsort mit den Pferden an. Nachdem die Thiere noch einer gründ lichen Prüfung unterzogen, ließ der Oberförster die Geschirre auslegen und anspannen, um den Beamten nach der nahegelegenen Fösterei zu fahren. Der Wagen war bestiegen, aber beide Dra gonerpserde rührten keinen Strang; auch gütliche an die Pserde gerichtete Worte hatten keinen Erfolg. Da er hob sich vom Wagensitze kerzengerade unser Förster, der von der Fußsohle bis zum Scheitel den Naumburger Oberjäger nicht verleugnete und kom-- maiidirte mit weit über das Weichbild der Oberförstern hinfchallender Stim me, die nach Aussagen von Oberzeu gen einem Schwadronschef alle Ehre gemacht hätte: „Ganze Eskadron? Marsch, Marsch!" Die Thiere warfen sich sofort in die Geschirre, zogen wun dervoll und waren für immer einge fahren. Noch heute leisten die Pferde als treue Dienste. 7
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