2 Wt«« «altwasserkur «ege» sucht. Dcr ncucstc Sieg dcr Hydropathie, der den Vortheil hat. sich thatsächlich zugetragen zu haben, des scltsamen Heilerfolg hat neulich eine schöne Frau bei ihrcm Gatten crzieli. Lebt da draußen in einer Sommerfrische unweit WieuS cin junges Ehepaar, still und einsam, nur daß hic nnd da einige Freunde des Manne! sich dcr Gast freundschaft dcr schÄien Hausfrau er freuen. Aber gerade dicfe Bemche be kümmern den Herrn dcs Hauses. Lau ter junge Elegar?!s. die s?inrr Frau nichts als honigsüße Galanterien zu fagen wisfen i>as macht besorgt und unruhig. Er muß ins Klrrc kommen mit der Treue feiner Frau, er muß tviffen, wie lang der Faden fein dürfe, an dnn er sie herumflattern läßt. Tu kommt ihm ein wunderlicher Einfall. Er hat einen Freund, auf dcn er sich unbedingt vtrlaffcn tan», dcr ihm mrt Haut und Haar ergeben ist; dcr foll iIM drr Pküfstrin sür die eheliche Treue fai ««r Frau werden. Er beauftragte ihn, feiner Fvau regelrecht den Hof zn machcv nnd «'hm von ihrcm Verhalten genauen Wappsrt zu erstatten. Ter Freund, zurrst ein wenig verdutzt, geht schließlich ous die sonderbare Goldprobe ein ; >ein tische» Eitelkeit ist auch im SpiSl kurzum, dcr Fcldzug beginnt, 'der Frcund im Vordcrtrcsfcn, der Gatte iavernd im Hinterhalt. Die erste Schlacht wird geschlagen üm Abend Ikvmnit der Freund mit cincin nnsüylich ?«ngcn Gesicht zu dcm Gatton, die Dame hat ihn, als er kühner wurde, schroff und energisch zucnckgewicscn. Äbcr die Zweifel find aus der Brust des Herrn Gemahls noch nicht ver 'scheucht. Das habe sie gethan, weil sie beaufsichtigt dachte; er svlie nur noch einmal seine Fühler ausstrcckcn. Am nächsten Abend kommt nicht der Freund, sondern die Frau zu ihrcm Gattcn und beklagt sich über die Zu dringlichkcitcn dcs Frcundes. Das cr ncicht sein Othello-lsjemirth; cr sieht, daß er ihr Unrecht gethan —aber wer weiß, ob dies nicht Verstellung ist, um ihn in Sicherheit zu wiegcn und so bittet er den Freund, noch ein mal den Gang nach CainHa zu thun. Er tritt zum dvitlenmal die Fahrt an. Und siehe da diesmal siegt seine Beharrlichkeit. Die schone Frau gibt ihm ein Rendezvous — er schwimmt in Seligkeit, aber da fällt ihm cin, daß das Ganze ja nur ein „M'fpicl" ist. Und er kommt zum Freunde, halb strahlend vor halb ver legen, wie cr dem Acrmsten die Nach richt schonend mittheilen soll. „Na, verstehst Du.' fetzt er sich in Scene, „und schließlich kannst Du'-k ihr ja doch nicht übel nehmen bin eben zu scharf drciiigegangen mit Einem Wort ich foll sie hcute Mend nv'Eurem Sa lettl erwarten. Heute, um zehn Uhr!" ? Der Mann schäumt; er dankt dem Freunde mit einem Händedruck, daß dieser an allcn sünf Fingern Hühner augen bekommt, aber er wird sich rächen; natürlich geht er zum Rendez vous statt des Freundes, ser jetzt in wohlvcrdientcn Ruhestand tritt, und dann wird cr schon zeigen. »Pias ein be leidigtes Männeirhcrz vcrmag. Er kann in feiner Erregtheit dcn Abcnd nicht crwartcn. Knzwischcn trifft seine Frau Vorbereitungen zu dam Rendez vous. Sie beauftragt -ihr Dierstmädchen mit einem Schaff Wasser »nd dcn Hausmeistcr mit.iincm sestvn Prügel um 10 Uhr beim Saleltl zu sein. Da ihr Gattc ihr keinen Schutz gegen dieZu dringlichkcilrn will sie ihn sich srliqt ouf diese originelle Weise vom Half« schaffen. Der Abend kommt. ES ist Alk? still uicd rnhig geworden. Da schlägt eS Zehn. Mit dem letzten Schlag huscht cin Mann in das Solctll und.im nächst?» Moment rauscht und wirbelt cs, als wärc der Niagara hereingestürzt, dazwischen dröhnt es, als ob ein Dutzend Teppiche ouSgeklopst würden. Der Hausmeister und das Dienstmädchen haben ihres Amtes gcwallet und nach dem Befehl ihrer Herrin dem für 10 Uhr ange sagten Ankömmling dir zartesten Ehren e des Empfanges «erwiesen. War die Gnädige erstaunt, als um jll Uhr ihr .HerrGemahl naß wie.rin Pudcl -und hinkcnd in'S Zimmer kam! Der Schloß war: ..Reuiges Bekenntniß und Ge lübde ewigen Vertrauens." Es die Kaltwasserkur! Mann >ha! -die Sache nebstbei das Ueblc, daß tec Kunde von dem ÄorsaL sich rasch v«r breitete. Hausmeister und Dienstmat». che» pflegen eben nicht schr verschwiege»! ,u s«m. —.Probates Mibt-rl. Her» Schläge, Besitzer «ncs Tanzlocales. braucht einen starke» Hausknecht zum „RauSichmcißcn". Auf eine Zeitungs annonce hin melde« slch.<nc große A»zahl islämmigcr Burschen bci ihm, MNd Schwule kommt vegcn.drr rechten Wahl Verlegenheit. Da kommt -ihm ein leuchtender Hekonke: >Er stellt Hie Candtvsten zu Paaren an und läßt «einen dcn andcrcn hinatSwcrscn. Du sührin unter sich dasselbe Ma «töocr aus. t'S zulctzt dcr .Gewagteste, «bgleich qr« geschlagen, zurückUieb. Natürlich eM»,'t dicser die Gewußte Hclluna. Eins,a.ch Vater (Witlmer. Aum Sohn): .Aas sagst Du zu einer Verhwdung mit der rcizenden Gill«- besitzerZtochtcr Hahenwald? Das wäv «me Piirtie für Dich. Sohs: Nein, ich will /cdig bleibe». Vatec: Gut, Hann merdc ich fic hurathen! An Grab.e eines Feuer« tvc h rin.a n n es. Nachdem der Sarg in dic Erde gesenkt un» der Psarrer ge sprochen, »greift der Feuerwehrhaspt» mann das Wort: „Mitbürger! Freunde? Leidtragende! Traurige Feuerwehr!!!" Splitter. Je v-ehr ma, hie Menschen kennen lernt, deß.» wcoi, «ur will man kennen lernen. Eer flebziaste «»»»rtlHta?» „"p. 8. Ein?-hätte ich bald verges sen, obwohl es das Wichtigste des gan zen Bricscs ist. Als wir diescr Aagr wieder einmal in Berlin waren und nach dcm „Hciligcn Lachcn" im Schau spielhaus? uus im Leistbräu mit Ernst« cin Stclldichci» gegeben halten, hörten wir von ihm, daß in dieses Jahr Papas siebzigster Geburlstag fallen muß, wel chen Tag wir bei dcr nns Kinder wahr haft beschämenden Anspruchslssigtcit unserer Eltern doch mit allen Ehren und init vellcm Pomp begehen wolle»: Min mindesten denkt Ernst an cine Art Familicntag, da uns Papa >fmt Jahren nicht gleichzeitig zusammen gescheit hat. 'Da Ernst in der Fabrik so sehr beschäf tigt ist nnd Hermine zu schreibsaul ist. so übernehme ich es. eure Meinuug zu sondivrn und schreibe «eine ähnliche Epistel an Hugo nach Moskau. Wir dent-t ihr den» über Hellmuth? Wenn er mich de» Eltern incitchen schlechten Streich gespielt hat. s» gehört er doch sozusagen immer zvr Familie. Wißt ihr seine jetzige Adresse? Der letzte Brief, in welchem er um Geld bat, war aus Rio de Janeiro datirt, aber von BncnoS Aires abgestempelt. mit Deinem Man«, liebe Ernestine, und schreibe bald Deiner treuen. Dich liebenden Anna. Ludwig uiw dic Kinder lassen fämintlich grüßen." Nachdem die Ndrcssatin, Frau Doc t"r Ernestine Kurek in Straßburg, Brics ihru Schwester, die Frau a. D. Kracht aus Potsdam, emps'Migen hatte, war sie schr freudig criregt. zog sich sofort an und ließ sich ihrcn Mann vom Ober kellner des Restaurants herausrufen, in welchem derselbe ollmorgentlich scincn Frühschoppen trank. Ganz erschrocken kam dieser heraus, bernhigle sich aber, als er hörte, mm >waS eS sich handelte: den» man schrieb April »nd bis zu dem großen Taste im Scptcmbcr lagen noch volle sechs Monate. Indes inachle er scnicr aiefgcregtcn Ernestine keinen Vorwurf, dcn» im ganzen war dcm schr beschäftigten Arzte alles willkom men, was seine Frau in Ausregung und Thätigkeit hielt und ihn, der Mit tags und Abends müde und abgespannt nach Hause kam. der Verpflichtung ent binden konnte,'sie Mi unterhalten. Er fand also dir Idee dieser Feier sehr zeit gemäß und versprach, sich in jeder Weise zu ckethciligcn, auch zu cincm Rendezvous >zu kommen, obwohl er frei lich für ticses Jahr sich eigentlich eine Reise nach Poris, in den Kopf gefetzt hatte. Ernestine sollte aus dcr Karte cinen Ort ermitteln, welcher sür alle Geschwister gleich gut erreichbar wäre: sie solle Vorschläge sür das Programm machen und an Hellmuth, das räudige Schaf der Familie, schreiben, dessen letzte ihr bekannt gewordene Adresse, nach welcher er sich von dem Schwager hundert Mark hatte schicken lassen, Porto Wegre gewesen war. Frau E.vnestine nahm nun dcn Zir kel und AllaS zur Hand und machte Messungm. Zwischen Berlin, Pots dam, Hildesheim, Straßburg und Moskau siel der Mittelpunkt ungefähr in oie Nähe von Wilna. Da man aber einem siebzigjährigen Papa und einer drciundicchzigjährigcn Mama nicht gut zuuiutku ivnnte, zur Feier ihres Ge burtstagcS,in'S Innere Rußlands zu reisen, so lag es auf der Hand, Berlin für den gedachten Zweck in Aussicht zu nehmen; ge»an>ließ sich die Sache doch nicht durchführen, denn hätte man auf den in Ärafilien herumvagabundiren den Brilkcr Rücksicht genommen, so hätte der Familieneongreß in Scne gambicn stattfinden müssen. Ernestine entwarf «un auch ihre Idee, wie der Jubeltag des guten Papas zu fcicrn wäre: ». bei gutem Wetter, d. bei schlechtem Wetter, «. bci wechselnder Temperatsr, .und verweilte zum Schluß bei ciner Frage, welche ihr ewig bcdcnk lichcr uud Fedantischcr Man» in ihr wachgcrusen hatte: ist es den» auch ganz bestimmt, daß Papa gerade 70 Jahre wird? Und wäre eS nicht besser, ihn oder Mama selbst darüber zu in terpelliren^ Dieser Brief war an den Zweitälte sten Bruder. Gymnasialdirector Otto kar Meyer in Hildcscheim gerichtet, einen Mann, dcr sich durch eine große Gründlichkeit auszeichnete nnd welcher alle anderen Momente für unwesentlich dcr Frage gezrnübcr bctruchtcte, od denn des Vate»-; .bcvorstchcndcr Ge burtstag wirklich sein siebzigster wäre. Auch er meinte. saß man iveder Vater noch Mutter über >dies«n Punkt inter pelliren dürfe, denn bei der Anspruchs losigkeit dcr alte« Leute, bci ihrer Men schenscheu unb ihrem zurückgczogcucn .Leben wäre darauf zu rechnen, daß sie «sich gegen jeden Frftrummel mit Hän ikcn und Füßen sträuben würden, wenn he von dem auf 112« .geplanten Attentate «führen. Vor kebzig Jahren gab eS -Nlch keine standesamtlichcn Eintrcgun «en ; da aber, als >der Geburtsort de« Äaters ein Dörfchen in der Näl>e von Kalisch. wo er als d« Sohn cincs deutschen Inspektors auf einem Gvts hofe Azoren worden, bekannt war. fo wollte er durch Rückfrage bei der Kiec chcnbchördc sich über das Datum Ge wißheit verschaffen. Ter Director nahm also Wesen Theil dcr Angelegenheit ans sich und ent warf er war zum Lehrer der moder nen Sprachen an dem ihm unterstellten Gymiiasium, kam aber in furchtbare Verlegenheit, wenn er in die Lage ver setzt wurde, einem Franzosen oder Engländer zu srrechen cincs Abcnds den Bries an das Kirchcnamt »on Kra pocz.in i« reinste«, Schul-Fraozöfisch. Hugo und Ida in Moskau, welche früher eine Fabrik von Selterswasser besessen, sich aber nach eincr Reihe von Jahrcn zur Ruhe gesetzt hatte», erklär t>». daß ihnen die Fcier dcs Gcburls tige; eigentlich schr in die Ouere käme: s.it langer Zeit heilten sie mU ihren drei imolicccii rochiern eine Reise nach Jta- lien HtDlant und «rn sie hinreichend vorbereitet wären, r.iüßtcn sie die Idee wezrn der sür September geplanten Mise nach Berlin wieder ausgeben, da zwei solche Reisen in einem Jahre doch ihr Budget allzu bedeutend belaste. Indes wollten sie das Opfer bringen, wenn es sich darum handelte, dcn El tern eine Frcude zu bereiten, und ihre FrühjahrSreife aufgeben, wenn dic Fcicr unumstößlich sei. Der Patriarch der Eommercieiirath Ernst Meyer, der das vom Vater gegründete wzhlrenommirtc Berliner Fabritge schäft in Eontobüchcrn fortführte, hatte es übernommen, an den einzigen Jung gesellen der Familie, Hellmuth, zu schreiben, der das allerletzte Mal von Bangkok um Geld gebeten hatte, wohin er von Brasilien aus als Schiffsmaat mitgegangen war, um nun in Asien lein Glück zu versuche». Er stellte ihm de» seltene» Tag mit solcher Feierlich keit dar und erklärte ihin, daß auch die andern Geschwister au« S<id uud Nord sich zusammenfänden. um in Gegen wart des theuren Vaters und der lieben Mutter ihre Familien-Zusammenge hörigkeit von neuem z» beschwören und zu beseitigen. Er wünsche und hoffe, daß auch er diese Gelegenheit nicht vor übergehen lassen werde, sich pünktlich einzufinden uns den Segen des VaterS, der schon viel Geld an ihm verloren, einzuheimsen. Von >«n Reisekosten sprach das Familienoberhaupt vorläu fig nichts. Mittlerweile -ist auch das Progrcnrin der Feier s<fftgestelkl worden. Am 2. September früh 6 Uhr sollte der Jubi lar durch das Ständchen einer Militär kapelle. die im Hofe des Hauses Auf stellung nehmen würde und die der Herr Schwiegersohn Oberstlieutenant Kracht aus Potsdam besorgen würde, aus dem Schlafe geweckt werden:: Herr Kracht setzte schon die Stücke sest, die zur Vorführung komme» würden. Um 7 Uhr würde Papa dann im Schlafrock sein blumengeschmücktes Zimmer betre ten, wo ihm ein Kindcrquartett, besetzt mit seinen iniisitalischen Enkeln und Enkelinnen, cntgogentöne» würde, wo raus beim Frühstück Vortrag und Dek lamation verschiedener z» dem Zwecke gedichteter Glückwunschgedichte seitens der übrigen Enkelschast folge. Um II Uhr würdcn sich dann dic S?öh»e und Töchter in Gala beim Papa cinfsitden und ihre Geschenke, die sämmtlich feier lich in einem Zimmer Aufstellung sin den werde», unter Ansprache» in ge bundener und vngcbundcncrßedeüber zcben. Darauf lam eine Pause von 30 Mi nuten. während welcher sich der Jubi lar umkleiden würde, um die Deputa tionen der Behörden, der Handelskam mer. der Stadtverordneten, der wohl thätigen Vereine, welchen er angehörte, der Fabrik, welche er gegründet, ent gegenzunehmen. Hiernach Festessen mit festgesetzten Drinksprüchen und besonde ren zum Zweck gedichteten Liedern. Um 2 Uhr Fahrt zur Bahn, wo ein be kränzter Waggon das Jubelpaar und dic versammelten Gäste nach einem der Havelseen entführen würde, wo eine KaMe sie bei Ankunft am Bahnhofe in Empfang nehmen und zu einer Stelle im Walde tragen würde, wo die Vesper «eingenommen werden, Auffüh rungen. musikalische und dramatische, in einer Sommerbühne stattfinden, zu letzt die Gesellschaft durch ein splendides Abendbrot mit voraus vergebenen Tischreden, beim Heimweg zur Bahn durch ein Feuerwerk erfreut werden sollte. Der Herr Oberstlieutenant au ßer Diensten hatte so oft bei Krieger- und sonstigen Vereinen zu allseitiger Zufriedenheit derartige Feste arrangirt. daß er mit Freuden auch diese Festlich keit übernahm, und der militärisch ge schulte gewissenhafte Mann machte schon im Juni seine Erhebungen und Vorbe sprechxngen mit Gasthofbesitzern. Ka pellmeistern, Eisenbahndireetoren, da mit seiner,zeit alles wundcrbar klappen und a» Schnürchen gehen solle. Inzwischen kam nach «einigen Mahn briefen aus Polen die erbetene Ant wort. Der Pfarrer konnte kein Fran zösisch und hatte erst jetzt Gclcgenheit gesunden, den Brief, von dem er nur die beigelegten drei Rubel verstanden hatte.in dem nahen Kreisstädtchen durch cinen Freund übersetzen KU lassen. Die Antwort «ar polnisch geschrieben, und enthielt vier engbeschrieboiie Seiten. Der Herr Gymnasial-Dllcector hatte ihn acht Tage bei sich herumgetragen und jedem, der ihm danach aussah, vorgelegt: kein Mensch konnte polnisch. Er schickte ihn darauf a» den Bruder Hugo in Moskau und von dortckam er mit einer Uekcrfetzung zurück. Der Pastor erzählte ir demselben weitfchweifig rnd mit einer dramati schen Schilderung von einem Brande, dessen Schrecke« ihm noch a»S seiner Jugend im Gedächtniß geblieben wä ren, bei dem ein Theil der .Kirche, vor allcm die Sacrisiei »nd deren Kirchen bücher ein Opser der Flammen gewor den seien. Das gewünschte Taufzeug »iß war also nicht beizubringen. Die drei Rubel hatte der gute Man» sür die Ortsarme» verwandt. Quittung lag nicht bei. Nun war Holland i« Nöthe». Man konnte doch nicht gut einen siebzigsten Geburtstag feiern, der gar keiner war, und etwas Gewisses wußte man eben nicht. Der Herr Csmmercicnrath ent sann sich, daß er uvgcfähr 25 Jahre jünger als sein Papa war, aber ob 23, 24. 26 oder 27, das hatte er nie festge stellt. Frau Dort« Eraestinc Kurek aus Strasburg wollte sich darauf ent sinnen. daß. als der Vater am T«ge von Scdan feinen Geburtstag feierte, jemand in der Familie gesagt hatte, er müßte jetzt ungefähr 50 Jahre alt werden. Da diese Angaben sämmtlich nebelhafter Natur waren, beschloß man, Mama in s Geheimniß zu zie he». Mama sar zuerst etwas erschrocken. Sie lebte mit ihrem Maiine -n fo fried licher daß die in ! Aussicht gestellte Unruhe sie ängstigte. Schließlich «kcr rührte sie dock» die Liebe ihrer Kinder, und da man in Aussicht stellte, ihren Lieblingssohn Hellmuth zum Geburtstage dcs Äatcrs nach Hause kommen zu lassen, überwog die Sehn sucht und Frcude ihre Bedcnkcn. Frei lich, Genaueres konnte sie auch nicht angeben. Sie wußte nur. daß sie grade 7 Jahre. 7 Monate, 7 Tage jün ger war als ihr Mann, ob es aber am 2K. Januar 62 oder 63 oder 04 oder 65 gewesen sei. vermochte sie nicht zu bestimmen. Man kümmerte sich in alter Zeit nicht so darum und wegen dcr Mutter Taufzcugniß noch einmal nach Polen zu schreiben, dazu war es schon zu spät. Inzwischen nahmen die Vorbereitun gen ihrcn ungestörten Fortgang. Der Herr Oberstlieutenant ließ sich eine solche Aufgabe nicht mehr entreißen; wenn kein Jubiläum vorhanden gewe sen wäre, man hätte eins machen müs sen. In der wcitgetrcnnten vielköpfi gen Familie herrschte von alters her eine gemeinsame Krankheit: dic Dichte ritis. Die Säuglinge am Buscn der Mutter sprachen bereits in Vcrscn. Bei der Gelegenheit einer so hervorragenden Familienfcicr waren natürlich alle Schleusen geöffnet und von Moskau wie HildeSheim, von Berlin nnd Straßburg Hingen in verschiedensten Handschriften Begrüßungs- und Beglückwünschungs- Dialoge. Monologe. Epiloge, drama tische Aufführungen in Potsdam ein, über welche der Herr Oberstlieutenant und seine Auna mtt Bedächtigkett zu Gericht saßen und Kritik übten. Auch von dem Schmerzenskind der Familie, Herrn Hellmuth, war eine Antwort ge kommen, und zwar>auz Honolulu. Er hatte dort cinen kleinen Posten als Schreiber in einem Thcehause bekom men. aber ihn selbst trieb die Sehnsucht nach Hause, und er würde unfehlbar der Familie Einladung Folge leisten, wenn man ihm das nöthige Kleingeld überweisen würdc. Nachdem der Fa milienrath aä Iis«? zusammengetreten war, sandte der Herr Eommercienrath rasch mit einem eindringlichen, belch rendcn, warnenden Briefe das Billett von Honolulu nach Berlin ei». Das Baargeld hätten sie ihm nicht anver traut. Da geschah plötzlich etwas Unerwar tetes. Aus dem Zimmer des Jubilars ging ein Rundschreiben an dic gesamni ten Kinder im! dcr Bittc, einander diese Epistel brüderlich zuzusenden. Er hatte aus Fragen seiner Frau de» Schluß gezogc», daß man dann, »mgche. sei nen siebzigsten Geburtstag zu seiern, und als er dies Mama'n aus den Kopf zugesagt, habe diese ihre Mitwisserschaft zugegeben. Hierauf sagte er seinen Kindern und deren Frauen, seinen Neffe» und Enkelkinder» de» tiesgesühl testen Dank, ober er nehme dic (?hre sür geschehen an. Sie solllen sich die Ko sten und Umstände ersparen: dic Sache gehe aus zwei Gründen nicht, I halte er in seiner Philosophie die Feier eines Tages, der als Marlslein hinter einer anstrengenden Thätigkeit und einem Lcbea von Arbcit liege, sür durchaus nicht statthaft. Jede Stunde bringe dem Tode näher, das laifc sich nicht andern: aber daß man gewisser maßen den Tag feiere, mit welchem dic Straße des LcbenS ein Ende und die des Todes ihren Anfang nimmt. da-Z sindc er absurd und grausam. Man müsse einen solchen Tag verschweigen, völlig übergehen, überhaupt zu zahlen aufhören, und darum habe er dies auch mit bestem Wissen und Willen gcthan. Vor zwei Jahren war er nach seiner Rechnung 70 geworden. Man habc frühcr nicht fw viel mit sich hcrumgc macht. seine lieben Nebenmcnschc» aus dcr Ruhe geschreckt, und sie genöthigt, den Tclcgraph g» benutzen, weißc Handschuhe zu tragen. Briese auf rosi gem Papier mit Phrasen zu füllen. Aber er entsann sich, fünf Jahie junger gewesen zu sein als lein in Gott ent schlascner Stiefbruder, und dieser hätte jetzt 78 werden müssen. Mit ihm sei überhaupt die einzige Möglichkeit aus der Welt gegangen, sein Alter genau zu ermitteln. Dum dieser fromme Mann, welcher vor fünfzig lahren nach England auswanderte, weil er es für gottlos hiclt, eine Waffe zu führen, und der, obwohl cin bclicbler uud be schäftigter Stockmalcr, doch blutarm starb, ,wcil er Allcs. was er besaß, un ter dic Armen vertheilte, habe das Erb stück der Familie eine kostbar gebundene Bibel besessen, auf deren Deckel feit Hunderten von Jahren jeder Ael-tcste des Hauses die Familienchronik, insbe sondere die Geburts- und Todestage aufgefchricbcn habe. Er bittc alfo feine Kinder, ihn nicht zum Gciächtcr dcr Menschen zu machen und seinen 72. Geburtstag so still vorübergehen z« las sen wie dessen Vorgänger. Diese Mittheilung wirtte höchst nie derschlagend auf die feierlustigen Sthne und Töchter. Man wollte und konnte es nicht glauben, daß man ihnen die Feier unterschlagen hätte. Es war auch scheu alles diSponirt. Hugo und seine viertöpfige Familie hatten dic Päffe ins Ausland genommen, dcr Schuldireetor in Hildcshejm feine» U» llaub darnach eingerichtet; der Straß burger Arzt Dr. Kurek hatte cinen Stellvertreter cngagirt. Hellmuth war aller Berechnung nach unterwegs. Ter Oberstlieutenant konnte und wollte nicht ein halbes Jahr umsonst gearbei tet haben. Der Herr Eominereienrath hatte bereits in der Fabrik von der gro ßen Fcier verlauten lassen und eine Geburtstags-Renluncration in Aussicht gcstcllt. Die Sache ließ sich nicht mehr ander». Der Oberstlieutenant stampfte mit dem Stock auf dcn Bode» und sagte: Ja, glaubt denn der Vater, wir seiucn sieb;igstcn Geburtstag sei netwegen? Er ist hicr vollständig Ne bensache. Daz» hsttc sich noch ctwas gefunden, was dcn Angaben dcs „Jubilars wider Willen" widersprach. Unter dem alten in der Fabrik ausgehäusteii Gerumpel lcg ein Bild de» viroßvatcrs ohnc Rai,- men, ous weicht»! dcr alte Her: mit ei- nem Tituskopf, steifer weißer Binde und blitzender Busennadel im braunen Kragenmantel dargestellt war. Die Familienähnlichkeit war unbestreitbar. Im Dunkel dcs Hintergrundes entdeckte man nun bei auffallendem Lichte das Faesimilic eines damals beliebten Ma lers und das Jahr 1820. Nun sagte die Logik folgendes: Würde der Vater jetzt 72 Jahre, wie er glaubte, so hätte er damals schon ge lebt, der Ahne also sicher verhciraiht fein müsfcn. Bei den guten ehelichen Berhältniffen, welche seit uralte» Zei ten in der Familie herrschten, aber ist mit Sicherheit anzunehmen, daß sich der Großvater mit seiner Frau, zum mindesten doch mit einem „Trauringe" hätte malen lassen. Nicht aber, daß er hicr „allein" dargestellt war. trug er auch cinen „Verlobungsring" mit einem funkelnden Diamanten, und aus die sem Umstände war klar ersichtlich, daß der Großvater vor 72 Jahren, wie auch sein strahlendes Gesicht erkennen läßt, Bräutigam, darnach die Trauung ein Jahr später vollzogen und der in Rede stehende Jubilar genau vor 70 Jah ren geboren sein mußte. Diese Ent deckung gab den Zweifelnden Hinterhalt und dcn Vorbereitungen frischen Im puls. Die Tochter aus Straßburgund die Schwiegertochter aus HildeSheim waren acht Tage vor dcm großen Tage nach Berlin gekommen und Anna, die Frau Oberstlieutenant, pendelte unun terbrochen zwischen Berlin und Pots dam hin und her. Die Mutter wurde nun damit beauf tragt, in Liebe den komischen Alten um zustimmen, ihn von seinem festen Vor satz, am betreffenden Tage zu verreisen abzubringen, und es gelang ihr auch, ihn schließlich zu einer Resignation zu bewegen, die das Schlimmste über sich ergehen läßt. Man wußte, daß er sich im geheimen lebhaft darnach sehnte, den Jüngsten, den er wegen einer ihm nicht zusagenden Verlobung und an derer dummen Streiche i» tyrannischer Härte von sich gestoßen, der zu dem in England lebenden Ontel geflohen, bis zn deffen Tode in feinen Dieiistcn aus gehalten hatte und nun schon zwei Jahre wie ein Geächteter in dic Welt herum gcwa»derl war, ohne einen richtigen Halt z» sinden. an sein Herz zu drücken, und man hatte Andeutungen gesagt, daß ihm cin Wiedersehen mit dcm ver lorenen Sohne in Aussicht stände. >i-o sagie er denn am Abend des l. Sept. Su dcn um ihn Versammelten: „Wie Gott will, ich halte still." nnd ging zu Bett. Das Erwachen am «ndern Margen war höchst ungemüthlich. Dic Blech- Instrumente der Militärkapelle, welche „Schier dreißig Jahre bist du alt" an stimmten, schreckten den Jubilar aus dem Schlummer. Als aber nachher die Kinderstimmen aus dem Frühstücks zimincr ertönten und er sich am Arme leiner festlich geputzte« Frau durch eine ganze Phalanx von Söhnen und Töch tern und ungezähltem jungen Volt mit leuchtenden Auges und purpurnen Wangen durcharbeiten mußte, aus einer Umarmung in dic andere sich schlingend und die Meinen und Klein sten an ihm, als er sich in den geblüm ten Sessel geworfen, hinaufkletterten und ihm Sträuße darbrachten und süße Worte jagten und Küsse gaben, da war bei dcm alte», im lange» Festrock, ein neues braunes Sammtläppchen auf dem greisen Kopse tragenden Herrn aller Widerwille geschwunden, alle Philoso phie über den Hausen geworfen und er durchkostete alle Wonnen von Menschen glück und Familienliebe. Und als eine Deputation der Stadtverordnete» kam und ihm als dem Begründer einer jetzt Hunderte von Arbeitern befchästigen dcii'Fabrik ihre' Glückwünsche darbrach te» und Verdienste vorrechneten, von denen er keine Ahnung hatte, und als eine Abordnung der Werkführer und Arbeiter kam, welche ihrer Dankbarkeit nicht Genüge thun zu können vermein ten, da kam er sich unendlich groß und wohlthätig vor und drückte in ciner wei chen Stimmung allen mit herzlichem Dank die Hände. Und so ging es fort den ganzen Tag, wenn auch das ursprüngliche Programm wesentliche Einschränkungen ersahren hatte und alles, was zu großes Aus sehen machen tonnte, sorglich vermieden war. Wie aber auch die Freude der Alten hell war, überall um sie herum liebe alte strahlende Gesichter zu sehen und die seit Jahren ihnen entschwunde nen Kinder um sich vereinigt zu wissen, eincr fehlte und die Verstimmung ließ sich nicht ganz unterdrücken, daß er. an dem man etwas gut zu machen, dem man etwas abzubitten hatte, doch nicht, wie man zu hoffen gewagt, in den Rei gen der zur fröhlichen Feier versammel tcn Familie zurückgekehrt war. Die Sorge lag auch auf den Brü dern; bis jetzt war alles nach Pro gramm gegangen—das Nichtcintreffen des Erwarteten war die erste Fehlnum mcr. Das Schiff „Turandot" war vorgestern in Hamburg fällig gewesen: man hatte gerechnet, daß er mit dem Morgenzug in Berlin sein mußte. Ge rade will sich der Jubilar, müde des langen Sitzens und der nicht abreißen den Trintsprüche, etwas enttäuscht und de» Söhnen grollend, daß sie seine» LieblingSwunsch nicht erfüllt haben, vom Tisch erheben, als sich eine elasti sche Gestalt im dunkelblauen Jaquct durch die Reihen schiebt, ein gebräun tes Gesicht dem blumenbckränzten Ehrcn jtuhl zustrebt und mit einem Ausschrci von freudigem Staunen und Heller Freude die Eltern dcn langersehnten Liebling an ihr Herz drücken. Und wie sich jetzt Alt und Jung herandrängt, um den Weltumicglee wider Willen zu'umarmen und dieser sich nach dreijährigem Aufenthalt in der Fremde von seinen wärmsten Freun den und Freundinnen umgeben und herzlich als cincr dcr Jhngcn begrüßt sieht, hatte man das Gcsühl. daß zu sammen war. was zusammc» gehörte, und der alte Herr und dic in ihren Sohn verliebte Mutter konnica sich gar nicht genug thun in Dankbarkeit gegen die Söhne, welche das alles so schön zu seinem siebzigsten Geburtstag arrangirt haben. Zu deinem siebzigsten Geburtstage— fällt hier der Amcricanisirte plötzlich ein habe ich dir auch etwas mitge bracht. Iva; dir lein Kaiser und König schenken tonnte. Tabei packle er ein in ein seidenes Tuch geschlagenes Bündel aus, welches er auf einen Scilcntisch gelegt hatte. Kennst du das, lieber Papa? Und mit leuchtenden Blicken und vor Begier zitternden vorgestreckten Händen strebte der Alte dem ihm wohlbekann ten, seit einem Menschenalter nicht mehr gesehenem Schatze zu, einem dicken Luch in violettem Ledereinband mit silbernen Beschlügen und Spanne, der Familicnbibel. Das Erbstück des guten Onkels, wel ches ich ihm heilig zu halten und dir zu überbringen versprach und nun herzlich Glück wünsche zu deinem »nd dabei öffnete er dcn Teckel und zeigte auf eine R.ihe vergilbter Schriftlichen und Zahlen neunundfechzigstcn Geburts tage. Neunundscchzigstcn? fragte es rings um mit höchst erstaunten, komisch ge dehnte» »nd dupirten Slimmen. Ta stand es deutlich auf dem Deckel mit steiler deutlicher Schrift in schwarzer Gallustinte: .Am 2. September 1823, früh 9H Uhr. gebar mir meine treue Ehegattin Amalie einen Sohn, welcher bei der nachmaligen Taufe Ernst August Bal thasar genannt wurde. Philipp August Melier." Es entstand ein langes Schweigen: darauf war Niemand gciaßt gewesen. Der Jubilar kämpfte einige Minute», dann zuckte um seinen Mund eiu Lächeln. Kinder, sagte er. mir kann die Sache schon passen. Ich habe ein Jahr länger zu leben, und wenns euch recht ist, so sciern wir übers Jahr den richtigen siebziger. Ich bin heute aus dcn Ge schmack gekommen! Die V» Wicklung der Ursprache. Bei der Eröffnung dcs Oriciitalisten- Eongrcsses in London hielt Professor Max Müller (Oxsord) seine Eröff nungsrede. der wir folgende Ausfüh rungen über die Ursprachen entnehmen. Durch die Sprachforschung sei der Schleier von mancher fernliegenden Be gebenheit gehoben worden. Wenn je doch die Geschichtsforscher darnach ge fragt werden, wann die alten Sprachen sich fest gebildei haben, müssen sie offen und ehrlich bekennen, daß solch ein Zeit punkt nicht genau zu bestimmen ist. Begnügt man sich mit annähernden Angaben, wie die Geologie sie gibt, so läßt-sich sagen, daß einige arische Spra chen. wie Sanskrit in Indien, Zend in Medien, um 2000 Jahre v. Ehr. vol lendet waren und in metrischer Form gebraucht wurden, und zwar als un abhängige Abarten der alten arischen Sprache, die ihre» Höhepunkt lange vorher überschritten hatte. Jenen Sprachzweigen folgte das Griechische bald. Fragt man nun, wie viel Jahre ver fließen mußten, bis das Arische sich in zehn verschiedene Sprachen theilte, wie es etwa das Sanskrit im Vergleich zum Griechischen ist oder das Lateinische zum Gothischen, so lautet die Antwort, im mer „geologisch", daß schon zur Aus bildung des kleinen Unterschiedes, der zwischen dem Italienischen und dem Französischen besteht, ein Jahrtausend nothwendig war, daß mithin zur Tren nung des Arischen in sechs Sprachen. Keltisch, Teutonisch, Slawisch, Grie chisch, Latein und Jndo-Jranisch, doch zum wenigsten 10,000 Jahre ersorder lich gewesen sind. Und Professor Mül ler bemerkt dazu: den Ansang der Dinge mag der Gelehrte nicht ersassen, namentlich den Ansang der Sprache, denn dieser ist der Beginn des Gedan kens. Sodann empfahl der Redner, über den Studien in der neuen Welt die alte Well nicht zu vergessen, deren Urgeschichte, die soweit man von einer solchen reden darf, vor 100 Jahren noch völlig unbekannt war, heute so weit ergründet ist. daß kein Lehrbuch der Geschichte mehr die alten Reiche des Morgenlandes übergehen kann. Was z. B. in Egypten 4 5000 Jahre v. Ehr. bestand, wurde durch die Geschichte an der Hand der Sprachfor schung ergründet und erklärt. Und nachdem die Forschung hatte erkennen lassen, daß es in den Anschauungen und Einrichtungen all' dieser Reiche ge meinsame Punkle gebe, verschwand all mählich, dank weiteren Forschungen, die lang gehegte Ansicht, daß das bloß ein Zufall sei, daß die Länder des Orients völlig getrennt voneinander lebten, daß seines von dem anderen etwas wußte. Es ergab sich zuerst, daß zwischen den semitischen und den arischen Völkern ein reger geistiger Ver kehr herrschte; ein Beweis dasür war das griechische Alphabet. Die Völker lebten aus einem verhSltnißmäsug klei nen Gebiete zusammen und waren auf den Verkehr miteinander angewiesen, abgeschlossen waren bloß Phina und Indien. Der Redner schloß mit der Aufforderung, in England eine allge meine Vereinigung für orientalische Studien zu gründen. Die fran,»fische Schau spielen» Arnould. am Ende des IS. Jahrhunderts, berühmt sowohl als Tar ftellerin, wie auch durch ihren Geist, hat folgenden Ausspruch über ihr Geschlecht gemacht: „Uns Frauen gegenüber giebt es nur zwei Möglichkeiten: enlweder uns zu lieben, oder uns kennen zu ler nen." Für die Frauen verderbter Kreise und Zeiten enthält, wie die „D. Rom.-Ztg." meint, der Ausspruch unbedingt viel Wahres, aber nur sür solche. Sonst ist er einseitig: Vennes! giebt Frauen, die man lieben kann, ob-! wohl man sie tennt und weil man sie! kennt." Da» Wachsthum der Kinder. Der bekannte belgische Statistiker Ouctelct war der Erste, der auf stalisli schem Wege die WachSthumverhältuisse des men'chlichen Körpers studirtc. Er stellte den Satz auf. daß das Wachs thum der Knaben und Mädchen von der Geburt bis zur Reise des Körpers in gleichem Schritt und in jedem Jahre mit gleicher iAachsthumsgröße vor sich gehe. Als aber 1377 Boivditch in Boston sehr umfangreiche Beobachtun gen (an 13,691 Knaben und 10.904 Mädchen) anstellte, da zeigte sich, daß vom 11. bis 15. Jahre die Madchen größer waren, als die Knaben, wäh rend Letzter? vor und nach dieser Zeit die Mädchen an Körperlänge übertra sen. Aehnliche mehr oder weniger aus gedehnte Erholungen an Schulkindern sind später auch in Deutschland gemacht worden, zuletzt in den ersten Tagen des Juni >BB9 an Schullindern des Krei ses Saalseld, im Ganzen an 9506 Kindern. 4699 Knaben und 4807 Mädchen. Das aus diesen Körpermes sungen »nd GeivichtSbestimmungen herausgearbeitete Ergebniß ist nun nach einer Uebersicht des ProsessorS Dr. Emil Schmidt im „Eorrespondenzblatt der deutschen Gesellschast sür Anthropo logie, Ethnologie und Urgeschichte" fol gendes: -In Uebereinstimmung mit den Be obachtungen anderer Forscher lehren die Messungen, daß die Knaben bis zum 10. oder 11. Jahre größer sind, als die Mädchen, daß aber von die sem Zcitpunttc an bis zum Ende der Schulzeit die Knaben von den Mad chen steigend an Körperlänge übcr trossen werden.. Indeß gestaltet sich das Wachsthum in den einzelnen Jahren nicht ganz gleichmäßig. Zwi schen dem 10. und 11. Jahre wachsen die Knaben weniger stark, als vorher und nachher, und der Vergleich mit BcobachlungSreihen aus andern Lan der» kennzeichnet dies als eine allge meine Erscheinung, indem in diesem Zeitraum alle Knaben in Amerika wie in Schweden, Dänemark. England. Teutschland und Italien ein zögern des Wachsthum zeigen. Auch bei dcn Mädchen finden Wachs thumsverzögerungen statt, am regel mäßigsten zwischen dem 8. und 10. Jahre, also zwei Jahre früher, als bei dcn Knaben. Tiefe Zögerung ist bei. dcn Mädchen indeffcn weniger gleich mäßig und nicht so stark ausgesprochen, wie überhaupt das Wachsthum beim weiblichen Geschlecht unregelmäßiger und launenhafter ist. Nach der WachS thumswgcrung findet bei beiden Ge schlechtern wieder stärkeres Langen» Wachsthum statt, und das Zusammen treffen der WachvthumSzügerung der Knaben und das gesteigerte Längen wachstbum der Mädchen zwischen dem 10. und 11. Jahre bewirtt, daß von da an in den folgenden Schuljahren-, die Mädchen größer sind, als die Kna ben. Auch im Gewicht zeigen Kinder be trächtliche Schwankungen, die bierbei noch stärker hervortreten muffen als be» der Lange, da das Maß der letzteren eine lineare Größe darstellt, wahrend das Gewicht als Maß der Masse einer kubischen Größe entspricht. Auch dem Gewichte nach wachsen die Mädchen un regelmäßiger. als die Knaben. Bei der Gewichtszunahme tritt ein ähnlicher Rhythmus hervor, wie bei dem Langen» Wachsthum: Jahre gesteigerten Massen wachslhunis find durch Jahre geringe rer Zunahme getrennt, bei den Knaben das 10. und 11., bei dln Mädchen da» 8. und 9. Lebensjahr. Ein Vergleich der Durchschnittsgröße iller Stadtlinder mit der aller Land linder bei beiden Geschlechtern zeigt, daß die Stadtkinder in allen Jahrgän gen kleiner und langsamer wachsend sind, als die Landkinder. Dabei ist aber der Wachsthumsrhythmus in Stadt und Land der gleiche. Achn licheS findet sich auch in der Gcwichts» junahme. Die Stadtkinder beider Ge ichlcchler sind in allen Altersstufen leich ter sdurchschnittlich um 0,7 Kilo), als »ie Landkinder. Die Stadtkinder nehmen während der Schulzeit wenigcr an Gewicht zu. als die Landtinder: beide treten sast gleichschwer in die Schule ein. die Land tinder vcrlassen dic Schule aber schive rcr, als dic Stadtkinder. Dieser Unterschied blieb auch noch für das Jnnglings-WachSlhum nach haltig. denn nach den Retrulirungs listcn ist die Durchschnittsgröße ver >nr 21. Lebensjahre stehenden jungen Män ner in allen ländlichen Bezirken Überall fast gleich groß, dagegen in den Städ ten kleiner und in weiteren Grenzet! schwankend, als in den Laiidbczirten; indessen haben die Bezirkt mit den g»öß len Rctrnten nicht immer auch tue größten Schullinder, und umgekehrt. Vom Stoff. Der Dichter sucht dcn Stoff zum Drama» Die Dame den zum neuen Kleid, Der Zecher sucht noch Stoff zum Trin» ten, Ter Advokat nach Stoff zum Streit. Ten Stoff an sich liebt über Maßen Der wack're Jünger der Ehcmie; Indeß die ReSl liebt ten Stoffel TaS ist der einzige Stoff sür sie! Bildlich. Richter: Wie kamen Sie dazu, den Kläger einen Ochsen zu schinipsens-—Angeklagter: „Das -war ja nur bildlich. Herr AmtSgerichtzrath!" —Richtcr: Bildlich?!" —Angeklagter: „Ja. weil er mich vorher im Lause des Gesprächs sehr grob vor dcn Kopf hieß!" Viel schlimmer. Schulze. „Sehen Sie nur. wie mager ich ge worden bin habe die Knopfe bedeu tend versetzen lasse» muffen. Müller: .Will nichts sagen! Ich bin ost so ma ger, daß ich oft sogar ganzc Rocke vir» setze» muß!"
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