2 N«» de« Leven eine« alten Krte aerS. einem Bauerndorfe in der Nähe in Ostpreußen so erzählt der „Bär" gewahrt man am Sonntage nach dem Kirchgänge in dem Kruge einen betagten Schäfer in seinem Sonntagsstaate, bekleidet mit einer Soldatenmütze und geschmückt mit meh reren FeldziigSmedaillen und dem All gemeinen Ehrenzeichen, erzählend und feine Pseise rauchend, gemüthlich im Kreise seiner lauschenden Zuhörer. Geführt von „nnscrem Fritz", hatte er am 3. Juli I8ck! die Umgehung der österreichischen Armee bei Königgrätz mitgemacht und war Zeuge der innigen Begrüßung aus dem Schlachtselde zwi schen dem damaligen König Wilhelm und seinem Königlichen Sohne gewesen! auf der Wahlstatt war ihm von cinem Granatschusse da» rechte Bein zerschmet tert worden. Der siegreiche Krieg war deendet, und nachdem der Krieger von der Amputation genesen, kehrte er mit einer kleinen Pension in sein Heimath dorf zurück, wo er in Anbetracht seiner Auszeichnung die Stelle eines Gcmein dehirten erhielt. Dann war der deutsche Erbfeind zu Boden geschlagen, an unseres Helden Stelle war sein Sohn mit in'S Feld ge zogen; Jahre und Jahre waren verstri chen, „unseren Fritz" aber hatte der Alte nie wieder zu Gesicht bekommen. Da, im Jahre 1879, sollte Kaiferma növer beim 1. Armee-Korps fein und der Haupt-Schlachtentag sich auf der Feldmark des Heimathsortcs unseres Alten abspielen. Was Wunder, daß mich der Held es sich nicht nehmen ließ, in seinem Knegsschmuck humpelnd un ter die Zuschauer sich zu mischen, seinen treuen KricgSgesährten von sein Pseifchen im Munde mit sich führend. Wo der Kampf entscheidend war, stand «nch er, die Bewegungen der Truppen mit kritischem Auge musternd und seine Blicke auf die Heldengestalt des Kron prinzen richtend. Ter inarkirte Fcinv hatte die Lisicrc dcs Dorses besetzt und der Angreiser nur wenige hnndcrl Schritt davor hinter Hecken und Grü ben Deckung genommen. Da so pflegt der Alte zu erzählen ertönten die Signale zum Sturm und von allen Seiten stürmten die Angreiser auf die Dorflifiere an. Alle Znschauer eilten schleunigst davon, er selbst aber, der mit seinem Stelzbein nicht so schnell folgen konnte, wurde von den Anstürmenden mitgerissen und verlor dabei seine Pfeife. „Das Ganze Halt!" war gebla sen der Invalide suchte noch immer in der Umgebung des Hügels, ans dem er vorher gestanden hatte, seine Tabaks pfeife, als der Kronprinz mit feiner Suite aus diesen Hügel zur Abhaltung der Kritik zugeritten kam. Den suchen den Alten erspähend, hielt er an und fragte ihn. seine Dctorationen und seinen Stelzsuß bemcrlend, was er suche, und was ihn so betrübe. „Nch. Kaiserliche Hoheit," erwiderte der Gefragte, „Haltens zu Gnaden, ich habe meinen trcuesten Gefährten im Kriege und auf dem Schnu'rzenSlager verloren. Meine Pfeise wurde mir bei der Attacke entrissen, ich kann sie nicht wiederfinden sie ist gewiß zertreten." Augen blicklich riß der Kronprinz seine noch brennende Manövcrpfeife aus d.'m Munde und reichte sie, dem alten Kriegsmann freundlichst auf die Schul tern tlopfeiid,' mit de» Worten hin: „Nun, Alterchen, wenn ich Ihnen hier durch Ihre Ruhe wiederschenken kann, so ist mcin Wunsch erfüllt." Bis zu Thränen gerührt, nahm der alte In valide die ihm so huldvoll überreichte Tabakspseise entgegen und bedeckte zum Danle die Hand seines einstigen Heer führers mit heißen Küffen. Die andere Pfeife wn»de dann unversehrt wieder gefunden, und während diese unserem Alten beim Hüten Gesellschaft leistet, wird die vom Kaiser Friedrich gleich einem Heiligthum ausbewahrt ' und findet nur Sonn- und Feiertags eim Benutzung, wo sie von dem Invaliden Einheimischen und Fremden mit ge rechtem Stolze gezeigt wird. HerrlicheVisitenk a rten besitzt Professor Antiueseu in Ploeist (Rumänien). Sie weisen, wie der in Bukarest crschtincndc„Constiln>ionalnl" ausplaudert, solgenden umsangreichen Ter! aus: „Professor Zachana Anti. nescu. Ploesti (Rumänien). Deeorirt mit der rumänischen „Bene Mcrcnti- Medaille", Ehrenriiter Ihrer Königl. Hoheit Marie von Lusignau, Prin zessin VM Jerusalem. Cypern und Ar menien, in Paris: Ritter des Melu sinenordens; actives Mitglied der ru mänischen geographischen Gesellschaft! Mitglied des rumänischen Athenäum»! Ehrenmitglied der Gesellschaft „Roma nia literorn" in Bukarest: Mitglied der sicbcnbürgischen Vereinigung sür ru mänische Literatur und Wissenschaft, als Präsident der rumänischen Abthei lung der königlichen Akademie. T« Stern Italiens mit der silbernen Me daille: Ritter erster Klasse des weißen Kreuzes <I» Ooes Ijianca) mit dem goldenen Kreuze; verdienstvolles (l,s,i« msnw) Mitglied der humanitäre» Ge renmitglied der Gesellschaft für Volks- Poesie und Lectüre (Lucivr» U«l »irs) vom heiligen Kreuz am Arno; Vieo" in Neapel, Ehrenmitglied dei Gesellschast <HaiO werkerverein) I." in Neapel, Mitarbeiter am „l'liuro lirwrnirs vi krtistiljus" in Paris zc. ec." Us>! AuS der Schule. Lehrer: „Wann starb Karl der Große?" Schüler (der nicht ausgepaßt hat. blickt verlegen um sich). — Lehrer: Wie, das weißt Du nicht?" Schüler: „Ich glaube—ich glaube, damals war ich gerade krank, Hkrr Toctor." Taubstummenanstalten befinden sich siebzig in den Ver. Staa ten. Ein Ferien-Uufenthalt. Ruth Watersord saß in ihrer Hänge matte, und wiegte sich, die Füße den Rasen gestützt, leise hin und her, während ihre rechte Hand bemüht war, mit der Spitze eines zierlichen Sonnen schirmes eine der vielen, ringsumher zwischen dem Grase anfspritzenoen Mar garcthcnblumen zu köpfen. Mehrere Schritte von ihr entfernt, stand an ei nen Baum gelehnt, Curt Feldern, seit einigen Tagen Gast aus dem reizend, am Hudson gelegenen Landsitze ihres Vaters. Es schien fast, als betreibe die junge Dame nur deshalb ihr Zerstö rungSwerk so eifrig, um nicht zu dem vor ihr Stehenden aufblicken zu müssen. Um so ausmcrksnmer. und mit einem schwer zu desinirenden Ausdruck sah die scr dagegen auf die anmuthige Mäd chengestalt herab. „Wie grausam unbarmherzig doch so eine kleine, zarte Hand zu sein ver mag," sagte er nach einigen Minu ten des Stillschweigens. „Was hat Ihn?» die arme Blume gethan, Miß Ruth?" Sie zog kaum merklich die Schultern in die Höhe, während sie, ohne auszu blicken mit unverkennbarem Spott, ge lassen erwiederte: „Es ist allerdings jammerschade um die eine Blume, wo es deren so viel Tausende gibt." Er schien ihren Spott nicht sonderlich zn beachten, denn er erwiderte, volltom mcn gleichmüthig: „Es scheint in der That bei flüchtiger Beurtheilung, daß unter so vielen Blumen eine einzige nicht in Betracht kommt. Und dennoch halte vielleicht gerade diese das Auge eines Kindes ersreut, oder einem jun gen Mädchen als Schmuck gedient. Mit demselben Rechte könnten wir sonst auch sagen: „Was liegt an einem Menschenleben, wo es deren so viel» gibt." Sie hatte ihm gleichgiltig, fast ge langweilt zugehört: bei seinen letzten Worten jedoch hob sie plötzlich den Kops und begegnete eine Sekunde lang sei nem Blicke: es war derselbe prüsende, forschende Blick, der sie bei ihrer ersten Begegnung, und seitdem so häusig aus scinen Augen getroffen, derselbe, den er heute Morgen, unten beim Fischerhaus? am is e auf sie gerichtet. Halten feine Worte einen versteckten Hinweis ans die Scene am Morgen enthalten, oder war es Zusall, daß ihr dieselbe dadurch ins Gedächtniß zurück gerufen wurde. Sie sah auf einmal wieder ganz deutlich alle Einzelheiten derselben: Das kleine, ärmliche Fischer- Mädchen am Flnßnser, das arme, vor Angst und Schmerz halb wahnsinnige Weib, wie dasselbe die drei vor ihr stehenden Männer beschwor, doch um Gottes Barmherzigkeit willen nach dem Gatten zu forschen, der Tags zuvor in einem kleinen Boote hinausgerudert und, von einem plötzlich losbrechenden orkanartigen Stnr'm überrascht, bis heute nicht zurückgekehrt war. Das jämmerlich weinende vierjäh rige Töchlerchcn der Frau, das, bei dem Anblick der wunderschönen, elegan ten, jungen Dame plötzlich seinen Kum mer vergessend, die schmutzig-scuchten Hände lewundernd nnd liebkosend über das zart weiße, fein wollene Ge wand derselben gleiten ließ. In dem selben Augenblick, wo Ruth, das in Gefahr gerathene Kleidungsstück da durch zu schützen versuchte, daß sie das Kind hastig, etwas unsanst abschüttelte, hatte sie wieder den so eigenthümlich forschenden, erstaunt fragenden Blick Felderns auf sich ruhe» gefühlt: „Ist es möglich, daß Du in diesem Moment, wo es sich um den wahr scheinlichen Verlust eines Menschenle bens, eines Familienhauptes handelt, noch an etwas Anders denken kannst, als an den Schmerz dieses unglücklichen Weibes?" So unerträglich ihr stets dieses An blicken war, nie hatte er ihr ein solche» Unbehagen verursacht, wie in jenem Augenblicke. I» einer gewissen Er regtheit war sie zu ihrem Vater geeilt. Herr Walersord, der Chef einer der bedeutendsten Advocatenfirmen, war so eben aus der Stadt gekommen, als Ruth zu ihm in's Zimmer trat. „Papa, bitte befreie mich von der Gesellschast dieses Herrn Feldern." Herr Walersord hatte sie überrascht angeblickt. „Was ist geschehen. Kind, hat er sich ungebührlich gegen Dich be nommen?" Ruth war zu stolz, um durch eine Unwahrheit ihren Zweck erreichen zu wollen. „Das nicht", hatte sie er wiedert, „aber er ist mir unsympa thisch." „O. das bedaure ich aufrichtig", hatte die Entgegnung gelautet, „denn ich schiixe Feldern seiner hervorragen den Eigenschaften willen, hoch. Er ist unstreitig die tüchtige Kraft, über die ich verfüge, und mcin Vertrauen in ihn geht fo weit, daß ich mich mit dem Gedanken trage, ihn in nicht all zu fer ner Zeit zu meinem Partner zu ma chen. Es wäre mir daher lieb, w.'nn Du Dich auf guten Fuß mit ihm zu stellen suchtest, und ich zweifle nicht, daß Dir dies bei näherer Bclanntschast ge lingen wird." Ruth kannte ihren Vater zu gut, um noch weiter in ihn zu dringen, denn so sehr er sie auch als einziges Kind, da ran gewöhnt hatte, jeden ihrer Wünsche ersüllt zn sehen, so war er doch, lobald geschästliche Interessen in Frage ka men. von einer unbeugsamen Hart näckigkeit. Während alle diese' Bilder blitzartig an ihrem inneren Auge vorüberglilten. saß Ruth schweigend,' das Gesicht halb abgewandt, und schaute, so weit das dunkle Grün schlanker b'cdern und das Laubwerk hoher Eichen den Ausblick ge statteten, »ach den gegenüberliegenden Usern. Sie halte daher das Näherkom men eines kleinen, etwa achtjährigen Knaben, der eilig den breiten Parkweg hinaus auf sie zugeschritten tam, nicht bemerkt. Erst da« Knirschen des Kiez» iandeS unter seinen Fußtritten, in bat <lch schluchzende Laute mischten, veran laßten sie, sich umzuwenden. Es war der Kleine auS-dem Fischer- Hanse, der. aus Filderns Bitte, ihn von dem Resultat der Nachforschungen in Kenntniß zu fetzen, nun gekommen war, um ihm. unter Thränen und häu fig von Schluchzen unterbrochen, mit zntheilen, daß das Boot leer aufgefun den sei. „O. mein armer Vater, mein armer Vater!" jammerte das Kind einmal über das andere. Feldern strich ihm, tröstend und be ruhigend, über das braune Haar. „Ich werde mit Dir gehen, mein Junge," sagte er dann, „vielleicht kann ich Dei ner Mutter von Nutzen sein." Er hatte sich halb zu Ruth umge wendet. In seinein Blicke stand ein« stumme Frage, und zugleich eine ge heime Angst, wie vor der Nicht ersüllung einer leise gehegten Erwar tung. Das junge Mädchen schien jedoch nichts davon zu bemerken, da ihre Au gen, groß und ernst, auf das Gesicht des weinenden Kindes geheftet waren, ohne daß in ihren Mienen eine Spur von Erregung wahrzunehmen war. In Feldern's Zügen malte sich ein Ausdruck von Enttäuschung. „Miß Watersord. Sie entschuldigen wohl mein Fortgehen," sagte er, den Hut lüftend und sich zum Gehe» wen dend, nachdem sein Fuß noch einen Moment gezögert hatte. Eine leichie Neigung des Kopses war die einzige Erwiederung der jungen Dame. Der Fortgehende hatte, rüstig neben seinem kleinen Begleiter ausschreitend, in wenigen Minuten das Ende des Parkes erreicht und wanderte nun den durch dichtes Gehölz sich längs des Flus ses hinw!ii»enden Flukpfad hinab, so daß er nach etwa 10 Minuten sein Ziel. das armselige Fischerhäuschen, erreicht halte. Der Anblick, der seiner hier in der Verzweiflung des unglücklichen Weibes wartete, war herzzerreißend. Die Be dauern-werthe konnte nur mit Mühe daran verhindert werden, dem Gatten in die Finthen des Stromes nachzusol gen. Feldern sah sehrijbald ein, daß es hier sehr wenig zu trösten gab, den noch hatte er die Genugthuung, daß seine, ihm von wahrem Mitgefühl ein gegebenen Worte doch nicht ganz ohne Wirkung geblieben waren. Um viele» .ruhiger, ließ er die Frau, nachdem er versprochen ihr mit Rath und That beistehen zu wollen, in der Obhut einer mitleidigen Nachbarin zurück, um hier auf langsam den Weg nach der Water sord'schen Besitzung einzuschlagen. Nach einer kurzen, von der heißen Mittagssonne beschienenen Wegstrecke »msing ihn bald die schattige Kühle hochstämmiger Eichen und dunkkr Na delbäume. Nun verlangsamte er sei nen Schritt, indem er. hochausathmend mit dem Taschentuche mehrere Male über das erhitzte Besicht fuhr. Auf ei ner. aus dünnen Baumstämmen zu sammengefügten. schon halb verfalle nen. von dem grünen Schirmdach einer Weide beschatteten Bank, ließ er sich nieder um etwas zu ruhen. Seine Stimmung war eine tiestraurige, denn er gehörte zu jenen warmherzigen Na tnren. die sremdeseid L zu ihrem eige nen machen. Und dennoch war, ihm. als wäre eS nicht allein das Unglück der Fischerssamilic, das diese Stimmung verschulde, sondern als habe er selbst einen großen Verlust erlitten. Und verloren hotte er in der Thal etwas: den Glauben an eineMenschcn secle, an dem er sich bisher sast angst voll geklammert hatte. Als er vor etwa sechs Wochen Ruth Walersord zum ersten Male gegenübergestanden, war er von ihrer Schönheit im ersten Augen blicke sast betroffen gewesen. Tann, als er gleich daraus die Dame des Hau ses vor sich gesehen, und in deren Ge sicht nur daß dasselbe den Schmelz der Jugend vermissen ließ Zug um Zug. Linie um Linie das der Tochter wiedererblickte, war es wie ein leises Frösteln durch seine Gestalt gegangen und unwillkürlich halte sich ihm die Frage aufgedrängt: „Wäre es möglich, daß dieses liebreizende Anllitz sich nach zwanzig Jahren in jedes andere, kalte, seelenlose, hochmkthigc Gesicht verwan delt haben könnkc'?" Und wie in einer ih:-n selbst unerklärlichen Angst hatte er den Blick unbewußt, so sorschend. prü fend aus sie geheftet, als suche er bis auf den Grund ihrer Seele z» dringen. Erst durch die tiefe Unmuthsjalle, die sich zwischen den tadellos gezeichneten Brauen aus der weißen Stirn der jungen Dame gezeigt halte, ivar ihm das Unstatthafte seines Bcnchmens zum Bewußtsein gekommen. Seit jener ersten Begegnung war er unaushörlich bemüht gewesen, die edle ren Saiten ihres Hniiern erklingen zu machen, aber die innigen, warmen Töne, die er angeschlagen, hatten keinen Wiederhat! in ihrer Brust gefunden. Und doch war er nicht entmnthigt ge wesen. Mit der Hartnäckigkeit eines Schatzgräbers, der seines endlichen Er folges sicher ist, hatte er sich seinen Glauben durch nichts erschüttern lassen. Er hätte es ja nicht fassen können und wollen, daß hinter dieser reinen Slirn lein schöner Gedanke, kein tiefes, war mes Empfinden wohnen sollte. Gewiß, er hatte nur die rechte Stelle noch nicht getroffen. Unbeirrt hatte er an seinem Glaube» scstgchaltcn. ' Seit heute nun war es vorbei damit. Ein namenlos bitteres Weh enüllte ihm die Brust. Und wahrend er, schmerzlich ausstöhnend den Kopf schwer in die Hände sinken ließ, mur melte er leise: .Es war nichts —cim Täuschung ein Traum." Mehrere Tage waren vergangen, ohne daß es den Bemühungen der Leute gelungen war, die Leiche des verun glückten Fischer» aufzufinden. Eurk Feldern hatte wahrend dieser Zeit der von so schwerem Verlust betroffenen Familie helsend und rathend zur Seite gestanden. ES war daher wohl nui infolge dieser selbst auferlegten Pflich ten, die eine» großen Theil seiner Zeit in Anspruch nahmen, daß er sast nui bei de» Mahlzeiten mit Ruth zusam mentraf, wen» cS ihm auch manchmal scheinen wollX als ob die judge Dam« ihm geflissentlich ausweiche. Aber troj? ihres verhältnißmäßig seltene» unt stets nur kurzen Beisammenseins halt« er nicht nmhii! gekonnt, an Rnth ein! auffallende Veränderung wahrzum!!- men. Nicht allein hatte ihre außer« Erscheinung an Frische eingebüßt, auch ihr golizcs Wcsen hatte etwas Halt loses, seltsam Zerstreutes angenom men. Selbst Mrs. Watersord hatte es nicht entgehen können, daß ihre Tochter bei Tische die Speisen kaum berührte, während auf ihrem Gesicht ein Zug von Ermüdung, Erschlaffung, wie er durch langes Nachtwachen hervorgeru fen wird, deutlich wahrnehmbar war. Mrs. Watersord hatte daher schon Ruth zu veranlassen gesucht, den Arzt zu consultiren, doch hatte das junge Mäd chen sehr entschieden erklärt, daß sie sich vollkommen wohl fühle und des ärzt lichen Rathes nicht bedürfe. Inzwischen war die Ferienzeit Fel dern's ihrem Ende nahegerückt. Nur noch wenige Tage sollte sein Landauf enthalt auf der Waterford'fchen Be sitzung dauern. Es war Nachmittags. Man hatt« eben das Tiner beendet. Herr Water sord hatte sich mit einer Havanna zu rückgezogen. mährend seine Gattin, Ruth und Feldern noch in dem, auf die Ve randa führenden Speisezimmer beisam men waren. Die Dame des Hauses war gerade bemüht, ihrem Gaste die etwas verwickelten, verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen ihr selbst und der Gattin irgend eines Earls klar zu ma chen, als ein Geräusch von draußen her das Nahen eines Menschen ankündigte und gleich darauf ein Mann in Arbei lerkleidung die Stufen der Veranda heraufgcschritten kam. Feldern erhob sich hastig und eilte dem Manne, in dem er den Schwager des Verunglückten er kannte, entgegen,um von demselben zu vernehmen, daß die Leiche endlich in der Nähe von St. Anthonys Nose aufge funden sei. Als Curt, nachdem der Mann sich wieder entsernt hatte, sich umwandte, stand Ruth, an den Rahmen der Thür zwischen Speisezimmer und Veranda gelehnt. Sie war ungewöhnlich bleich, während ihre Augen, weit geöffnet, mit einem halb angstvollen, halb flehenden Ausdruck auf Feldern gerichtet waren, als warte sie auf irgend ein Zeichen, einen Blick von ihm. Der wieder in's Zimmer Zurückgetretene schien hiervon jedoch nichts wahrzunehmen. Er hatte eiligst seinen Hut ergriffen, und vor Mrs. Watersord stehen bleibend, sagle er mit leichter Verbeugung: „Die Damen gestatten wohl, daß ich mich cnlscrnc; ich möchte dort unten selbst ein wenig nachsehen." Die waren, vollkommen kor rekt in der Form an beide Damen ge richtet, trotzdem hatte es den Anschein, als wäre die ältere direct angesprochen. Feldern mußte die Anwesenheit dcs jungen Mädchens momentan vergessen haben, denn auch, als er, nach cinem allgemeinen Gruß, das Haus verlassend, an ihr vorüberschritt, deutele nichts an, daß er sie bemerkte. Eine Sekunde später war Ruth —zur sprachlosen Ueberraschung ihrer Mutter die Sinsen oer Veranda hinabgeflo gen und stand plötzlich neben Feldern, ihn so am Weiterschreiten verhindernd. Das eben noch I'o bleiche Gesicht war jetzt mit einer helle» Rothe übergössen. „Dars ich mit Ihne» gehen?" tam es hastig von ihren bebenden Lippen. Was war das? Wie ein blitzartiges Aufflammen leuchtete es plötzlich i» Eurls Augen auf. Aber nur ein Mo ment lang, dann erwiderte er im Tone ruhiger Besonnenheit: „Ich möchte Sie bitten, lieber davon abzustehen, Miß Ruth. Es ist ein unendlich trau riger Gang, um den es sich hier han delt. Bleiben Sie lieber zurück." In demselben Augenblicke ließ sich von der Veranda her Mr. Watersord vernehmen. „Aber Ruth, was fällt Dir nur ein; welche Kaprice!" Die Getadelte wandte flüchtig das Gesicht, aus dessen Stirn sich eine tiese Falte zeigte, und sich sofort wieder zu Felder» wendend, entgegnete sie, fest entschlossen : „Ich gehe mit." Es war. als ob sich Felderns Brnst in cinem liefen Athemzuge hob. Doch seine Stimme klang ruhig, gemessen : „Nun wohl, wenn Sie es durchaus wünschen, lann ich 'Sie nicht daran hindern." Mrs. Waterford blickte den beiden sich Entfernenden kopfschüttelnd »ach. Unbegreiflich ! Dem deutsch.« Schwär mer mußte man ja so manches nach sehen. aber daß Rulh —, das war doch zu merkwürdig! Die Beiden schritten schweigend neben einander bin. Es war ein prächtiger Sommeriiachmittaq. Eine srische Brise wehte von der See her er quickende Kühle. Durch da» Laubwerk der Banmkronen. durch die sich hier und da die Sonnenstrahlen bra chen, ging ein geheimnißvollc- Ran schen. und da;wisaien crlonte hin und wieder der süße Lockruf eines Vogel». ES war ein Gemisch der verschieden artigsten Empfind ingen. das Feldern beseelte, während sie w»rtlos durch die lauschige WaloeSstille wanderten. Wohl ivar eine liese Ergriffenheit, ein weh mulhvoLc- Audachtgesühl, wie es jeden empfindenden Menschen aus dem Gange nach einem Trauerhause eesullt. vor herrschend in seiner Brust. Ader da zwischen drängte sich eine andere, von jener ganz verschiedene Empfindung. Zwar ganz unklar noch, aber unver kennbar doch ein sroheS, wonniges Ge fühl. ähnlich dein, das nach dunklen, rauhen Winlerlagen. bei den ersten Zeiche» dcs erwachenden Lenzes über uns kommt. , Sie waren inzwischen an dem Ziele ihrer Wanderung angelangt. Curt, der entschlossen war. seiner Begleiterin um jeden Preis den Anblick der Lcichi zu ersparen, bat das junge Mädchen, einige Augenblicke draußen zu verwei len, während er selbst das Hau» betrat. Nach wenigen Minuten, nachdem er sich überzeugt, daß man den Todten in dem als Küche benutzten Hintere» Ramm gebettet, kam er zurück, um Ruth in das zu ebener Erde belegene Vorder zimmcr zu sichren. Obgleich ihr Fuß, beim Betreten desselben keinen Moment gezögert halte, so hob sich ihre Brust doch in einem befreienden Athemzuge, da ihr der Anblick, auf den sie voll kommen gesaßt gewesen, erspart blieb. Es war ein niedriges Zimmer von äußerst dürsliger Ausstattung, das trotzdem einer gewissen Ausschmückung nicht entbehrte. Die hier und dort aufgehängten bunten Reklamebilder, mit selbstverfertigteii Rahmen versehen, mehrere ans rohem Holz geschnitzte, mit alten Tuchresten bezogene Eckbrettchen und andere selbst producirte Artikel gaben Zeugniß ab von dem Bestreben der Bewohner, ihr bescheidenes Besitz thum nach Kräften zu verschönern. An dem einzigen Fenster dcs Raumes saß in einem bequemen Stuhle die so plötzlich ihrcs Gatten Beraubte, wäh rend ihre beiden Kinder ihr zur Seite standen. An Stelle des leidenschastli chen Schmerzes, der angesichts der Leiche auf's Neue hervorgebrochen, war eine starre Ruhe, ein.' Art körperlicher, wi' seelischer Erschöpfung getreten. Feldern rückte einen Stuhl in dir Nähe der Wittwe, nnd während Ruth sich niederließ, sagte er. sich zu der Frau hinabbeugend, in liebreichem Tone: „Miß Waterford ist gekommen, um Ihnen ihre Theilnahme zu bezeigen." Ein stummes Kopsnicken nur deutet' an, daß sie ihn verstanden habe. Ruth saß, in einem eigenthümliche». Nesühl von Beklommenheit, regungs los. Es verging eine Minute, bis sie nur :in Wort über die Lippen brachte. Dann, plötzlich eine der Hände der vor ihr Sitzenden ergreisend, sagte sie sast schüchtern, bittend: „Wollen Sie mir nicht sagen, was ich für Sie thun kann? Ich mochte Ihnen so gern Helsen." Die Fran wiegte mehrere Male hinter einander den Kopf. „Sie können mir nicht helfen," sagt/ sie. „Ich danke Ihnen, Miß, aber mir iann Niemand helfen." Es lag eine so gönzliche Hoffnungs losigkeit in den Worten, daß Rulh, die zum ersten Male in ihrem Lebcn cinem Schmerze gegenüberstand, dessen Größe sie kaum begriff, von dem aufrichtigen Wunsch beseelt, hier trösten zu können, mit einer an ihr ungewöhnlichen Wärm' erwiederte: „Nein, nein, so dürfen Sie nicht sprechen. Besitzen Sie doch zwei Kin der, die Ihnen zum Stolz und z»r Freude gereichen werden. Es werden bessere Tage sür Sie kommen. Gewiß. Sie werden wieder glücklich sein." Ein irres Lächeln umspielte die Lip' Pen der Frau: „Glücklich!" sagte sie, wie zu sich selber sprechend. „Ja, glücklich, oso glücklich war ich. Er war so gut und hatte mich so lieb." Die letzten Worte waren fast flü sternd gesprochen. Dann versank sie wieder in Schwei gen. Auch Ruth war verstummt. Sie saß da, die Hände im Schooße ver schlungen, und blickte mit seltsam trau rigem Ausdruck vor sich hin. Ciirt fand, daß ihr Gesicht von einer schreckhaften Blässewar, und da —wankte sie nicht jetzt? . „Ruth Miß Watersord, was ist Ihnen?" Er war an ihre Seite geeilt, und ihr Kops ruhte einen Moment lang mit geschlossenen Augen an seiner Brust. Sosort aber, wenn auch nicht ohne An strengung. richtete sie sich wiet r auf und sagte, aus seine Frage erwidernd: „Es ist nichts—ein plötzlicher Schwäche ansall: es ist schon vorüber." „Ko,inmen Sie, ich führe Sie in's Freie hinaus." sagte Feldern. sich, gehorsam wie ein Kind, auf feinen Arm gestützt, nach der Thür geleiten. Kurz vor derselben blieb sie jedoch plötz lich stehen, als habe sie etwas vergessen. Und sich umwendend, zog sie, unbe merkt, einen Gegenstand aus der Tasche, den sie dem Kleinen, der ihr neugierig gefolgt war, mit den leise geflüsterten Worten: „Gieb das Deiner Maina," ir die Hand steckte. Draußen blickte Feldern mit ernster Lesorgniß in das bleiche Gesicht vor ihm. „Ich hätte es wissen können," sagte ?r, „ich hätte es nicht zugeben sollen daß Sie mitkamen." „Nein, nein," versetzte sie schnell „das ist es nicht. ES ist es war wohl nur die ungewohnte Lust de? niederen Zimmers. Mir ist wieder ganz wohl. Bitte, kehren Sie sich nicht an mich, wenn Sie »och hier bleiben moch ten." „Ich hatte freilich die Absicht, noch in s Tors zu geben, aber —" „So gehen Sie, bitte," fiel sie ihm ins Wort. „Ich gehe inzwischen ganz langsam mich Honsc." Ihr Blick drückte einen so entschiede nen Willen ans. da» Feldern sich schivei zend fügte. Er stand jedoch, nachdem sie gegangen. noch mehrere Minuten und ichaute ihr nach, bis der Waldpjad sie seinen Blicken entsührle. Trotz ihrer Versicherung. daß ihr vieder voUlommen wohl sei. schien dies noch nicht ganz der Fall zu sein... Sie hielt sehr hausig im Gehen inne. lehnie sich hier und da an einen Vauinstamm und starrte minutenlang vor sich bin- Als sie die Bank erreicht, aus der Fel dern vor emigen Tage« gerastet Halle, sie sich mit einem Seuszer der Erschöp fung nieder. Nun saß sie. regungs los, den Blick durch das Weidenlaubge bünae aus den. in der Nachmittegt son« glitzernden Fluß gerichtet. Ab« ihre Gedanken wanderten zurück zu dem kleinen, ärmlichen Stübchen, zu der Frau, die noch vor Kurzem so überaus glücklich gewesen. Und unbewutzt de wegte sie leise flüsternd die Lippen: „Er war ja so gut und brav, und er hatte mich so lieb, und wir waren so glücklich, so glücklich wie sonst Niemand aus der Welt." Tiese Frau war bei aller Dürftigkeit so unendlich reich gewesen, und sie, Ruth Watersord, war so arm. so grenzenlos arm. Und laut ausschluchzend barg sie plötzlich das Gesicht in den Händen und weinte bitterlich. Ter Tag von Feldern? Abreise war gekommen. Ruth saß in dem kleinen, von Wein umsponnenen Sommerhäus chen, das einen herrlichen Ausblick aus den Hudson gewährte und war beschäs kigt in ein kleines, in rothem Leder ge bundenes Büchlein eine Anzahl Notizen einzutragen. Mrs. Watersord würd« ein höchst erstauntes Gesicht gemacht haben, wenn sie ihrer Tochter über di< Schulter hätte blicken können. Stand doch da, mit einer Deutlichkeit, die nen Zweisel zuließ, zu lesen: Ein' Dutzend Paar Kinderstrümpse, sechs Schürzchen. zwei Paar Schuhe, ein Knaben-, ein Mädchen-Anzug, Hüte, Bilderbücher :c. Nach einem nochmaligen Ueberlesen des Geschriebenen ließ sie das Büchlein mit offenbarer Befriedigung in ihre Tasche gleiten und saß eine Zeit lang, still dor sich hinträumend. Allmälig aber gab sich eine gewisse Unruhe in ihrem Wesen kund, als ob sie irgend etwa», oder irgend Jemand erwarte, und als sich bald ein bekannter Schritt aus dem KieSsande vernehmen ließ, flog einen Moment ein leises Roth über ihr Gesicht. Als Kurt Feldern gleich da raus in den Pavillon trat, war das selbe wieder auffallend bleich. „Nur noch eine kurze Frist von zwei Stunden", sagte er scherzend, dann ade! Sommersrischc." Ruth versuchte zu lächeln, aber es glückte ihr nicht recht. Sie ivar offen bar nicht wohl. Nicht nur die geradezu beängstigende Blässe ihres Gesichts sprach dasür, auch eine eigenthümliche, nervöse Unrast in ihrem Wesen deutete daraus hin. Ihre schlanken, weißen Finger zitterten merkbar, während ihre önist sich in schnellen Athemzügen hob und senkte. Feldern konnke dieser seltsame Zu stand nicht entgehen. „Sie sind krank. Miß Waterford." sagte er, sie besorgt anblickend. Sie schüttelte hestig verneinend den Kops. „Nein, nein." versetzte sie hastig, .nicht krank. Ich war es, nun bin ich zesund, oder aus dem Wege e» zu wer >en—wenn Sie mir dazu helfen vollen." Feldern blickte in sprachloser Ver vunderung in ihre Augen, „die fast zngstvoll flehend" auf ihn gerichtet waren. Und nun brach es hervor, leiden lchaftlich, unaushaltsam, wie aus un zcahnlen Tiefen strömte es he. auf. „Ja, Sie!, Ihnen danke ich es. Sie iaben mir geholfen. Ich war blind :ind taub, und Sie haben mich sehend und hörend gemacht. In mir war Alles öde. leer. Ich war keines großen Aedantens. keiner ticsen Empfindung 'ähig. Der Anblick de- blauen Him mels, eines schönen Baumes, des ge va tigen Meeres ließ mich kalk. Da lamen Sie und erweckten mich zum Le ben. Das Beste in mir verdanke ich Ihnen. O. Helsen Sie mir seiner, daß ich mich nicht wieder verliere: verlassen Zie mich nicht, lassen Sie mich Ihre Freundin sein, wenn Sie mich dessen Verth halten." Sie sank erschöpft in ihren Sitz zu» iück, während Feldern, ihre Hand er zreisend, ihr mit unnennbaren Gefüh en in'S Auge blickte. „Oh Ruth," sagte et mit vor Selig !eit bebender Stimme, ich wußte es. >aß das Gute und Schöne in Jhncn nur schlummere, nur geweckt zu werden brauche. Ihr Freund bin ich längst, und werde eS immer sein. Ader ich möchte Ihnen noch mehr sein, Ruth. Lie sehen, daß auch ich nicht srei von KgoismuS bin. Glauben Sie. daß das Befühl, das Sie sür mich haben. lies and stark genug ist, um Alles, was das Leben an Glück und Leid bringen mag, mit mir zu theilen?" Eine tiese Gluth breitete sich über ihr Besicht. Sie war einen Moment lang vollkommen verwirrt, bestürzt: „Sie wollten Sie wollten mich ?" stammelte sie. Da begegnete sie seinem glückstroh ltnden Angc und plötzlich schlang sie beide Arme um ihn und lag jauch zend und weinend an seiner Brust, während er seine Lippen aus ihre reine Stirne preßte. Als Ruth zwei Stunden später dem Bahnzuge nachblickte, der ihr den Ge liebten aus kurze Zeit entführte, flüsterte sie wie im Traume vor sich hin: „Er ist ja so gut und brav, und er hat mich so lieb, und wir sind so glücklich, so über Alles glücklich." Der leichte Trinler. Vertheidiger (zu cinem als Zeugen ge ladenen Wirthj: Sie lennen also den Angeklagten seit geraumer Zeit? Zeuge: Jawohl, denn seit Jahren besucht er laglich meine Restauration. Verthei diger: Und der Angellagle ist Ihnen ferner bekannt als ein schwerer Trinler? Zeuge: Ein schwerer Trinker? Nein, wahryastig nicht, im Gegentheil! Ver lheidiger: Was. er war kein schwerer Trinler? Zeuge: Ich sagte es Ihnen ja schon, nein. Im Geaentheil. Ich habe noch niemals einen Menschen gese» hen. der so leicht geiruiilen Halle, wie der Angellagl.'! Nicht nöthig. Frau: Sie horchen doch nicht an den Tbüren, wenn ich Besuch habe? Dienstmädchen: Ach nein, ich habe ein so jeinesG'hör, daßich >.iidt >u borchen brauche! Ei» H«r»»stS«ltin. In Manilla (Port. Insel) ist von einer Zigeunerin ein ''Schwindel verübl wor den, dessen Art auch anderswo wohlbe kannt ist, der sich aber durch die Größe der Beute auszeichnet. Tie Frau des Herrn JuleS Lardinoir, des Besitzers eineZ großen Gasthofes, war feil eini ger Zeil krank, nnd Niemand wußte ihr zu helfen. Da kam eine alte Zigeu nenn in da» Gasthaus nnd erbot sich, die kran!e Fran zu heilen. Sie ver langte zunächst ein schwarzes Huhn, drehte dem Thiere unter allerlei Hokus pokus den Hals um und verlangte dann ein goldene» Halsband. Auch dieses wurde herbeigeschafft. Die Zigeunerin zog nun das todt». Huhn uiiler verschiedenen Grimassen einige Male durch das Halsband und sorderle jetzt alles Geld, das sich im Hause befinde: doch dürfe auch nicht, ein Frank verheimlicht werden, weil sonst die Heilung nicht gelingen könne. Man übergab der Here -tli.vW Fr. lGold-, Silber- und Papiergeld), die sich in einer Schublade besanden die wunderthätige Frau erklärte jedoch, eS sei noch mehr Geld im Hause. Und wirklich fanden sich noch in einem Ka sten über 7VIX) Fr. in Papier und einige hundert Fr. in Silber. Nach dem sie alles vorhandene Geld empfan gen, bat die Zigeunerin die anwesenden Personen gegen 70 Hotelgäste wohn ten dem Schauspiele bei sich im Kreise um sie zu iepen, zog daraus eine Dose aus der Tasche, aus welcher sie zwei Eßlöffel eines Pulvers in einen schüttete. Unter eintünigem Sing sang steckte sie dann mit einem Zünd hölzchen das Pulver in Brand; es ver breitete sich ein so angenehmer und be rauschender Dust, daß die Anwesenden sofort narcotisirt wurden und in Schlaf versanken. Als sie erwachten, war natürlich die Doktorin sammt dem Gelde und dem Halsband verschwunden und nur das todte Huhn war zurückgeblieben. Die Polizei entdeckte aber schon nach kurzer Zeit iu der Näh» der Stadt ein Zigeu nerlager und fand auch die Wundcr srau sammt Geld nnd Halskette. Alle Zigeuner wurden verhaftet, und man fand in ihren Zelten bedeutende Schätze. Nur an bnarcm Gelde wurden mehr als IOV.VVV Fr. gefunden, außerdem auch viele Schmucksachen. Unter den 5V verhafteten Personen besano sich auch eine etwa 17 Jahre alte Portu giesin von großer Schönheit. Diese erklärte, in Oporto ihrer Familie von der Bande geraubt und vor drei Ag naten zur Heirath mit einem der Zi geuner gezwungen worden zu sein. Man habe ihr mit dem Tode gedroht, wen» sie ihre Herkunft und ihr Schicksal verrathe. Sie nennt sich Areeina Con ceioao und sagte ans, daß in Portugal eine noch größere und reichere Zigeuner bande dieselben Geschäfte treibe. Wie Schiller sein eigenes Siü» aubjischte. Schiller hielt eine Zeit lang k»ne» seiner Tramen so hoch, als „DicZHaut von Messina", auf welches er auch die äußerste Sorgfalt verwendete. Ms das Stück in Weimar unter GötheS Regie zur ersten Aufführung tam, war der Eindruck bedeutend. Schiller selbst war durch die Vorstellung sehr besrie digt. Als in der letzten Scene der todte Prinz hereingetragen wurde, sagte er zu seiner Umgebung: „Dies ist nun doch wirklich ein Trauerspiel!" Er erklärte, in der Vorstellung der „Braut von Messina" zum ersten Mal den Ein druck einer wahren Tragödie bekommen zu habe». Und Göthe meinte, der theatralische Boden sei durch diese., E rscheinung zu etwas Höherem eingeweiht worden. Als das Sttick zn Ende war. mußte der Dichter eine damals noch Anstoß erregende BeisaUsbezeugung. er fahren. Ein junger Doctor der Phi losophie rief ihm vom Balkon ein lau .es Lebehoch zu. Schiller gab sein Mißsallen dnrch vernehmliches Zischen zu erkennen und das Publikum stimmte mit ei«. Der junge Gelehrte erhielt auf An laß des Hofes wegen dieser „unschicklich angebrachten Beifallsbezeugung" Goethe nennt sie eine „verwünscht? Akklamation" von der Polizei einen Verweis. Er entschuldigte sich damit, daß er versicherte, er halie dieses Vivat auf Ersuchen der im Schauspielhaus zahlreich anwesenden Jenenser Studen ten ausgebrachl. In Berlin gelangte das Stück am 14. und 15. Juni zur Aufführung. Den Empfang des Wer kes hatte Jffland mit den Worten an gezeigt: „Die Braut von Meffina" ist eine erhabene Dichtung, die mein gan zes Wesen erschüttert hat. Es ist nicht für die Menge geschaffen, was Ihr Geist hat von sich ausgehen lassen, mit» wie ich diesen Geist empfinde, soll die Vorstellung zu Tage legen, unbeküm mert, welche Gegenwirkung die Menge darbieten mag." Ueber die Vorstel lung selbst berichtet er: „Am 14. und I(>. ward die „Brauk von Messina" mit Würde, Prachl und Bestimmtheit gege ben. Gcgensüßler? etliche! Tetal» cffeet? Der höchste, tiefste, ehrwür digste! Die Ehore wurden meisterhaft gesprochen und senkten, wie ein Wetter, sich über das Land. Gott segne und erhalte Sie und Ihre ewig blühende Jugendsülle." Ein Vorschlag zur Güte. .Kann ich mich auch darauf verlas» sen. holde Fee. baß Sie morgen'punkt lich zu dem l!vu6v2-vou» erscheinen?" „Wenn Sie ganz sicher gehen wol len, leihen Sie mir Ihren Chrono meter." Nach einem mißlunge nen Debüt in der Großstadt. —Schau spieler (der von dem Pfeifen der Fabri ken morgens aus dem Schlaf geschreckt wird): „Zum Teufel! Hort denn da» verwünschte Auspfeifen immer noch nitbt aui<"
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