6 Frau Dawsonö Baby. Tim Baker ist der Schrecken aller New Porter Maulhbeamlen, und seine listige» Streiche, womit er die i» Paris n»d Amsterdam geschlissenen Edelsteine «inschmiiggclt, sind in den betreffenden Kreisen sprüchwörtlich. Wenn man bedenkt, daß einerseits fast die H-ilste des Werthes für Zoll veransgabt wird, so ergibt sich durch das Einschmuggeln der Brillanten eine hübsche Ersparniß für Tim' Baker; andererseits versällt er dem Risiko der Eonsiscirung und jener Strafe obendrein, wenn man ihn er tappt. Daß einesolch fatale Eventualität nu» nicht eintritt, ist des schlauen Tim Studium und Lebensaufgabe. Eigentlich ist es sehr nnceremoniell. ihn so schlechtweg „Tim" zu nennen; er unterschreibt sich nämlich im Be wußtsein seines „sauer" erworbenen Vermögens niemals anders alsTimothee Bater Esq., nnd wenn die geheimen Agenten des Mutterlandes seine An läufe uud bevorstehende Rückfahrt an die Polizei in der neuen Welt fignali siren, so heißt es jedesmal: „Wir er suchen, Pcm ü chremverthc» Timothe« Baker Ihre besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden." Man sieht also, er ist eine Pcrso», der man die zartesten 'Rücksichten angedeihen läßt. Alle seine Streiche aufzuzählen ist unmöglich, man müßle denn beabsichtigen, eine» humoristische» Pitaval zu schreiben; aber seine Vielseitigkeit ist bcwuuderuS nicrth, den» »ie gebraucht er denselben Kniff zweimal. Einmal hatte Timothee Baker, Esq. «inen Hut mit doppeltem Boden, ein «indereS Mal ein dressirtes Pudelhüiid «hen, dein er im rechten Augenblick die Diamanten, in delikate Fleischiplle» ge hüllt, ei»gab uud sie erst „jenseits" der Mauthbcamten von dem daiikbaren Thiere wurm wieder in Empsangnahm. Die eingehendste Untersnchuug der Genasführleu zertrennte sogar bei der Äievision jedes Betleidungsstück feiner «hrenwerthen Person, und man zog ihn bis auf die Haut aus. Tim lachte sie hinterher ans und meinte, »ia» hätte ihm die Ha»t mit abziehe» müsse», denn ein großes Pflaster deckte in einer abgelegenen Gegend, wo ma» sonst leine Diamanten trägt,diecingeschmug gelte kostbare Waare. Alle diese Details erzählte mir auf der llcbersahrt unfcr Kapitän, der liebe «Ute Grantopf, der mich feines besonde ren Wohlwollens würdigte, als ich, ausmerlsam dnrch das sonderbare Aus sehen und Gebahren eines Mitpassa qiers, nach Namen nnd Bedeutung des selben fragte. Gleich darauf schritt dieser aus uuS zu nnd schob den Hut in den Nacken, was so viel wie einen Graß bedeuten sollte. Der Kapitän klopfte auf diesen Hut Niid fragte blinzelnd: „Doppelbödig?" Timothee nahm grinsend den Hui ab. ..Es giebt keinen ehrlicheren Filz im Weltall," versicherte er und Schill,; eine Beule hinein. „Ueberhaupt »nii! man nie Verleumdungen glauben, Kapitän." ~Natürlich, die Leute sind so schlecht n»d wollen durchaus klatschen," rief der joviale Kapitän, indem er ihn da bei scharf ins Auge faßte; „denkt euch nur. Herr Baker, da hat man mir er zählt, Ihr hättet diesmal für eine halbe Mllion Rubinen bei Euch." „Es ist schrecklich, wie die Welt ver leumdet," entgegnete mit einem vor trefflichen Seufzer nnd sein Geficht scheinheilig verziehend der Hankee. „Mann, Mann, wenn ich für eine halbe Million Rubinen gekauft, so geht doch nicht daraus hervor, daß ich sie nach meiner theuren Heimath bringe." Wir lachten über das Zacken seiner schmalen Lippen nnd er fuhr fort: „UcbrigeuS, Ihr wißt, Kapitän, daß ich außer Hemd und Strümpfen zum Wechseln kein Gepäck bei mir sühre. Wozu auch? Mau zerschneidet nnd zer fetzt mir ja doch alles. Wenn ich also eine größere Anzahl Rubiueu bei mir führe, so lau» ich sie »ur am Leibe tragen, und seit der letzten Pflaster- Affaire rislire ich, daß man mir die Haut abzieht." „Habt Ihr vielleicht wieder ein Hünd chen bei Euch?" frug ich uaiv. Tim fixirte mich ironisch und seusztt dann: „Hol'der Böse die Herren von der Polizei! Haben sie nicht das letzte Ma! n.cul gutes Pndelchen zurückbehal ten und zu Tode larirt? Und das arme Vieh lonnte doch mit dem besten Willen iiichis anderes hergeben, als was die Natur ihm verliehen." Ich legte meine Hand in des Capi tals Arm nnd schritt indignirt von damien. Als wir außer Hörweite wa ren, begann mein alter Seemann: „Wie er diesmal schmuggeln will, degreise ich wirklich nicht. Er sührt faktisch kein Gepäck mit sich, an seinem Anzug läßt man keine Naht ganz, er hat weder Bedienten noch Thiere zu Hilse, da diu ich neugierig, wie und wo durch er eine größere Sammlung Edel steine hereinbringt. Hinterher freilich wird er in Form einer Anekdote, die er irgendwo gehört haben will, wieder er zählen. wie er'S angefangen, denn es ist sein höchstes Gandinm, z» verkün den. anf welche Weise er sie geprellt. He, Frau Dawson." nnterbrach er sich und redete eine blasse, kränlliche Kran Nii. welche i» der letzte» Klasse logirte »nid mit ihrem Baby auf und ab pro «neiiirte. „wie gehl's?" Die Fran zog sich scheu zurück und schlug den blaue» Schleier über das rosige Besicht des lindes, welches un heimUch r:;!ng in ihrem 'Arm lag. Tann schaukelte sie es heftig hin nnd her und kletterte m'S Mitieldeck hinun ter. „Eine solch« furchtsame Fran sah ich in meinem Leben noch nicht," bemerkte der Capitän, „sie i'olirl sich tranlhait init ihrem Kinde von' der Reijegesellt fchast. DaS Kind »l taubstumm und sie selbst scheint etwas blödsinnig ode» doch dergleichen zu sein." Der Frau hatte ich nur wenig Beachtung geschenkt, denn Herr Tim war wieder in Sicht gekommen, hatt« einen seltsamen Blick aus die Frau ge worfen und war dann, als er sich beob achtet sah, anscheinend gleichgiltig fort geschlendert. Instinktiv ahnte ich ein EinVerständniß zwischen ihr und Tim Baker und kombinirte mir den Rest. Indeß, ich bin keine Angestellte der New ?)orker Zollrevision und hatte an dere Aufgaben zu lösen als Tims Streiche zu ergründen. Doch fragte ich den Capitain, ob Herr Baker die kranke Wittwe kenne. Ein seltsames Aufleuchten seiner Augen nnd ein kur zes Lachen war die Antwort. Nach einigen Tagen suchte er mich in meiner Kabine aus. „Madame," redete er mich an, „es geht an meine Ehre, daß dieser Schelm jedesmal mit meinem Schiff die Ueberfahrt macht, und man hat hinter meinem Rücken Bemerkun gen gemacht, Bemerkungen, die einen ehrlichen Mann zum Komplice» dieses Betrügers stempeln. Nach diesem Ge ständnis; werden Sie, liebe Madame, nicht länger mir die Gründe vorent halten, weshalb Sie einen Zusammen hang zwischen Tim Baker und der Frau Dawson vermuthen." Meine Vermuthung enthielt ich ihm nicht länger vor, er sann nach uud bal dann: „Wenn die Dawson wieder auf unser erstes Deck kommt, wo sie Erlaubniß hat, mit dem Kind zu Promeiliren, da die Lust hier reiner, so verwickeln Sie dieselbe in ein Gespräch. Wollen Sie?" Natürlich wollte ich's, konnte mein Wort aber nicht lösen, denn die Daw son kam nicht wieder zum Vorschein. „Haben Sie Lust, sich einmal mein Schiff von oben bis unten anzusehen?" frug mich am zweiten Tage der Kapi tän, „vielleicht sprechen Sie dabei die kranke Frau." Einige Stunden später kannte ich alle technische» Benennungen eines SchraubendampferS und hatte dabei eine höchst seltsame Entdeckung gemacht, die eine» Mediciner besonders iuteressi ren konnte, aber Niemanden mehr als meinen guten Capitän. Er schloß mich in der Freude seines Herzens an seine biedere Brust und nannte mich seine Retterin, deren seine Ehre herstellte. Als wir New A»rk jn Sicht bekamen und die Jolle mit den Zollbe amten sich wie gewöhnlich näherte, lud der Capitän mich in seine Cabine, wo selbst ich Herrn Tim traf. „Herr Baker." redete der Capitän ihn an, „Sie thun gut, Ihre diesma lige Fracht zu verzollen, ich nnd auch diese Dame weiß, wo sie dieselbe versteckt halte». Der Einfall ist geistreich und macht Ihrem Scharfsinn alle Ehre, aber ich bin den Steuerdeamtcn verdächtigt und warne Sie also, unehrlich vorzu gehen; denn wenn Sie nicht freiwillig Ihre Rubinen verzollen, so zeige ich de ren Versteck an." Unsicher ruhte Tim'S listiges Auge bald auf mir, bald auf dem Sprecher, dann schnippte er mit den Finger» und spottete: „Schreckschüsse, leere Puf fer!" „Gut," rief der Capitän, „ich werde den Schiffsarzt nach Frau Dawson's Baby schicken uud das Kind secireu las sen." Tim Baker sprang empor, als Platze eine Bombe unter ihm, dann brach er zusammen. In diesem Augenblick tra ten zwei Matrosen mit Frau Dawson ein, welche wie eine Wahnsinnige schrie und heulte. Ein dritter Matrose hielt das Kind bei den Beinen, daß der Kopf am Boden schleifte, und alle Drei schüt telten sich vor Lachen. Der Capitän ent riß ihnen das unglückliche Wesen, legte es auf den Tisch und ergriff sein dolch artiges Taschenmesser. Der Zollrevisor betrat die Kabine: „Herr Baker, Sie haben Edelsteine zu verzollen?" Dieser rührte sich nicht, aber der Kapitän erwiderte statt des Gefragten: „Gewiß, Herr Baker hat mir soeben gesagt, daß die Edelsteine sich in dieser Umhüllung befinden." Mit einem raschen Schnitte öffnete er den Körper des Kindes von oben bis unte» und statt der Eingeweide quoll eine Ladung Watte hervor, welche die Rubinen enthielt. Der Zollossiciant drückte herzlich des Kapitäns Hand, no tirte die Zahl und Größe der Steine und verließ dann den vernichteten Spitz buben. Frau Dawson war schon bei der seit samen Secirung „alle" geworden. Einer der Matrosen ergriff die ausge schlitzte Puppe und hißte sie an eine' Flaggenstange auf. So fuhren wir in den Hafen ein. Wie ich höre, verachtet Herr Baker meine unweibliche Neugierde, welche mich bis an das Lager von Fran Daw son'S „taubstummem" Kinde sührte, als der Kapitän die Mutter in ein Ge spräch verwickelte und den Wechselbalg dort entdeckte. Das schmerzt aber es läßt sich ver winden. Ueberdies hal der ehrenwerthe Esquire geschworen, nie wieder mit dem alten „verdammt ehrlichen" Kapitän die Reise >n machen. Aber ich hoffe, mein alter Freund überwand den Schmerz da rüber, denn aus seiner Photographie, welche ich jüngst erhielt, sieht er so blü hend und strahlend aus. als gäbe e» leinen Timothee Baker Esquire aus der Welt. Schmarotzer. Schaut die Noth Dir einmal In die Schlüssellöcher, Gleich fliehen die Schmarotzer Ueber alle Dächer. Scheinbarer Widerspruch. A: „Da schau' 'mal die hübsche Ma jorstochter das war' 'ne Frau für Dich!"—B: „Ja. die war' gar nicht so ohne, iveiin sie nicht ohne war!" Der graue «ederzteyer. Der ungesunde Winter dieses Jahres hatte naturgemäß leidige Konsequen zen. Hier war ein hartnäckiger Ka tarrh zurückgeblieben, dort eine Ver schlechterung des Blutes, welche der Anämie Vorschub leistet, die Nerven beeinflußt und bei demschönen Geschlecht die Launen verdoppelt. Zu denjeni gen, die unter dieser zweiten Konse quenz zu leiden hatten, gehört Frau Bankier Minna X. in Berlin. Nach vielem Hin und Her that der Sanitäts rath endlich den Ausspruch, sie sollte, ehe man für die warme Jahreszeit ein Bad wählte, gleichsam als Vorkur in den Morgenstunden ein reichlich Maaß Thiergartenluft schöpfen. Frau X. zeigte sich mit dem Vorschlage sehr etn verstanden und bewies in der Ausdauer, mit der sie sich in den letzten März wochen zeitig vom Lager erhob und auch an kühlen Tagen das Thiergar tenprogramm festhielt, eine staunens werthe Energie. Ihr Gatte sah ihr jedesmal bewundernd nach, wenn sie so heldenmüthig auszog, »in ihm allmäh lich das schönste Geschenk heimzubrin gen, m.t dem die Dame der großen Welt ihren Eheherrn so selten beglückt, gute Gesundheit und widerstands fähige Nerven. Er war seiner Frau von Herzen zu gethan,—zwei dunkle prachtvolle Augen, ein schlanker, graziöser Wuchs, und eine hinreißende Anmuth in Gang uiid Ge verdeu waren bei ihm, als er auf Frei ers Füßen ging, mehr in die Wagschale gefallen, ais das umfangreiche Packet preußischer Konsols, die er als Morgen gabe Von den Frühprome nadcn dann nach Hause zurückgekehrt, verstand es Frau Minna, alle die Ein drücke, die sie unterwegs gesammelt, in so reizender und muthwilliger Laune zu schildern, daß dem Gatten das etwas verspätete Frühstück, wo Madamrs Be redsamkeit floß, thatsächlich als eine d.'r angenehmsten Stunden des Tagcs dünkte. Er hatte die Freude, sehr bald zu bemerken, daß ihr Appetit besser und ihre Wangen farbenfrischer wurden, ja, er mußte sich sagen, daß eine gewisse Melancholie, die längere Zeit vor der begonn.'nen Kur bei ihr durchbrach, die sie aber darum nicht weniger interessant machte, bereits nach der ersten Woche der Spaziergänge vollkommen geschwunden schien. Herr X. schwur als praktischer und vernünftiger Geschäftsmann auf die Naturheilmethode, von kostspieli gein Medizinieren hielt er nicht viel und er ließ nnnmehr keine Gelegenheit außer Acht, im Kreise von Freunden und Be kannten seine Frau als glänzendes Bei spiel seiner Theorie hinzustellen. — Man schrieb den letzten März. Der Bankier hat den Kopf voll mit Geschäf ten und sitzt schon früher als sonst.an dem eleganten Schreibtisch seines Comp toirs. Er nimmt die Post, überfliegt den Inhalt und trifft die bezüglichen Dispositionen. Da, mitten unter den geschästlichen Nachrichten, gleitet ein schmales Briefchen in seine Hände. Er liest seinen Namen und öffnet den Um schlag. Bon dem ersten bis zum letzten' Buchstaben solgt er mit athemloser Hast deu Zeilen. Dann springt er auf, geht mit großen Schritten auf dem dickwolligeii Teppich hin und her und liest noch einmal. Jetzt lacht er laut auf, gleich darauf aber graben sich in seine Stirn zwei tiefe Falten, und die Finger, welche das Blättchen halten, zittern leicht. ES ist ein anonymes Schreiben, das ihn so erregt. Geschrieben ist es mit verstellter Hand. Man erzählt ihm da rin, oder richtiger gesagt, ein „guter Freund" erzählt ihm darin, seine liebe Kran Minna sei schon einigemale früh morgens im Thiergarten an der Seite rines jungen stattlichen Herrn, wahr scheinlich eines OfficierS i» Civil i» traulichein Beieinander gesehen worden und der gule Freund fühle sich ver pflichtet, dem Gatten von dieser merk würdigen Thatsache Kenntniß zu geben. Noch einige Augenblicke denkt der Ban kier nach, dann thut er den Brief in ein kleines, dunkelrotheS Portefeuille, wo er wichtige Sachen zu verwahren pflegte. Dieses Portefeuille trug er stets in einer inneren Seitentasche seiner Weste. Iran Minna hatte schon häusig Ge legenheit genommen, an diesem „gehei men Archiv", wie sie eS nannte, ihren Spott z» üben. Den Tag über mußte Herr X. dann seine ganze Willenskraft zusammennehme», um seine Gedanken auf dasaGeschäftliche zu conzenlriren» das Briefchen im Portefeuille ließ ihn, keine Ruhe. Ueber den nüchternen Zahlen deS Kontis sah er knospende Bäume ihre Zieste bewegen und auf dem Wege vom Debet zum Kredn wandelte ununterbro chen eiu jugendliches, interessantes Weib, das glücklich zu einem Gentleman em porsah. der einen gewaltigen Schnurr bart trug. Als der Bankier endlich Nachmittags nach Hause kam und seiner Gattin bei Tisch gegenüber saß, klopfte ihm das Herz. Eine Zerstreutheit und eine Aufregung, die er sonst nicht kannte, hatten sich seiner bemächtigt, und Frau Minnas kluge Augen ver größerten sich, als ihr Gatte auf einige Bemerkungen ganz verkehrte Antworten gab und den Versuch machte, den Rheinwein in's Wasserglas zu schenken. Was ist vorgekommen, fragte sich Ma dame, das ihren Herrn und Gebieter so vollständig aus dem Conzept bringen durfte? Eine geschäftliche Angelegenheit konnte es schwerlich sein, selbst in den Tagen der größten Kursschwankungen hatte der Finanzier seinen Braten mit prächtigem Appetit verspeist. Und heute wollte eS durchaus nicht schmecken! Madame sinnt rathloS hin nnd her, endlich geht sie direct aus'S Ziel IoS. „Bist Dn denn nicht wohl, Fritz, oder hast Du Aerger gehabt? Du bist an ders als sonst!" Fritz beeilt sich, zu versichern, daß diese Wahrnehmung aus einer optischen Täuschung beruhen müjse. Er sei sehr wohl und yabe nicht die geringste Spur eines AergerZ gehabt. Je länger Frau Minna über das vorliegende Problem nachdenkt, nm so mehr scheint die Sache zu iuteres siren. Da, beim Kaffee macht sie eine Entdeckung. Der Bankier hat sich eine Cigarette angezündet, während sie selbst gedankenverloren die TeppicharabeSken mustert. Als sie einmal schnell die Augen erhebt, begegnete sie den Blicken ihres Gatten, die auf ihr ruhten. In diesen Blicken mußte etwas Besonderes zu lesen sein, ein geheimer Zusammen hang, den sie vielleicht ahnte. kurz und gut, als sie die Taste, die sie in der Hand hielt, auf den Untersatz zurück führt, gibt das Porzellan einen leisen, klirrenden, zitternden Ton. Madame erhebt sich gleich darauf und tritt auS Fenster, um „nach dem Wetter" zu schauen. Draußen ist klarer Himmel, kein Wölkchen rings umher, mit glän zend rother Scheibe sinkt die Sonne zum Westen. ».Wir werden morgen einen schönen Tag haben", sagt die Däme, iudem sie sich umdreht, „Regen brauche ich für meineKurpromenade nicht zu sürch len! Herr N. empfindet einen plötz lichen Stich irgendwo in seinem In nern. Er murmelt etwas Unverständ liches und stäubt die Asche ab dann steht er ebenfalls auf und verabschiedete sich, die Pflicht beansprucht ihn grad heute bis ties in den Abend hinein. Zu später Stunde, als Frau Minna durch das Zimmer ihres Gatten geht, macht sie die zweite Entdeckung. Ueber ei nem Stuhl in der Nähe des Schranks hängt ein Kleidungsstück, das sie nach flüchtigem Hinsehen sür einen langen, hechtgrauen Ueberzieher erkennt, den der Bankier sich im vorigen Jahre hatte machen lasten, den er aber nie mals trug, weil ihn die lange wie er sich nachträglich zu überzeugen glaubte, unvortheilhast kleidete. So war der Hechtgraue, ohne mehr als ein mal benützt zu sein, »ä »et» gelegt worden. Zu welchem Zweck aber liegt er denn jetzt wieder hier? Madame fragt es. Sie starrt anf die grau« Wolle uud stellt sich vor. wie ihr Gatte in diefem Ueberzieher aussehen würde. Hätte er die Absicht, sich zu irgend einem Zweck möglichst unkenntlich zu machen, so würde er sich mit Erfolg dieser Toi lette bedienen, die ihn vom Kopf bis zu den Füßen verhüllte und außerdem durch einen breiten, modernen Havelock artigen Ueberkragen die Konturen der Gestalt verwischte! Als die Frau des Hauses spät auf ihrem Lager ruhte, kam ihr der Ueberzieher uicht aus den Sinn. Unruhig geht ihr Athem, ihre Phantasie arbeitet und versucht zwischen der Aufgeregtheit des Gatten und dem Hechtgrauen eine Brücke herzustellen. Wer ihr Gewißheit geben könnte. Der Eine, der allein dazu im Stande wäre, thut eS nicht, sie weiß es. Er ist nicht der Mann, Geheimnisse auszuplaudern er hütet alles gnt und sorgfältig. Er besitzt sogar ein geheimes Archiv plötzlich richtet sich die Ruhelose empor. In der That, es gibt eine Brieftasche, welche alles das einschließt, was für andere Augen unsichtbar bleiben soll. Dies Portefeuille liegt nicht eben weit v«n ihr entfernt und ihn, dessen Eigen thum es ist, umfängt nach angestrengter Arbeit ein in diesem Augenblick tieser, bleierner Schlaf. Am andern Morgen geht Madame zu ihrer gewöhnlichen Kurpromenade. Zehn Minnten später folgt ihr ein Herr, von einem hechtgrauen Ueberzieher um hüllt. Die Dame hat trotz der kleinen Zeitdifferenz einen beträchtlichen Vor sprung, Herr X. muß sich beeilen, wenn er seinen Plan ausführen will. Bald ist er im Thiergarten, nach einem Vier telstündcheir, das er mit Orientirungs versucheu hingebracht hat, sieht er seine Frau. Sie wandelt langsam auf einem Seitenwege ganz allein. Herr X. wartet, von dem Stamm einer dicken Buche geschützt, aber er wartet vergeb lich. Madame geht von einem Kreuz gang bis zum andern stets in demselben gleichmäßigen Tempo, der den Lust schöpsenden efgenthümlich ist. doch der große Unbekannte will sich nicht zeigen. So vergeh?» dreißig Minuten. Da beschließt der Gatte eine Ueberrumpe lung. Er trennt sich von der Buche und eilt direkt auf seine Fran zu. Madame unterdrückt einen Ruf der Uebcrraschiing, als der Bankier so Plötz lich, wie aus der Pistole geschossen, vor ihr steht; dann sieht sie ihm ins Gesicht und lacht. „Also endlich, der Herr Gemahl! Ich hatte Dich schon vor einer halben Stunde erwartet!"— Wie erwartet? Herr X. glaubt nicht recht gehört zu haben. „Mich erwartet, sagst Du?"— „Nun natürlich. Ich wollte Dir ja etwas inittheilen, was für Dich zu wis se» unschätzbar ist. Und deshalb bist Dn ja auch gekommen. Nicht wahr, lixber Freund, Du kamst doch auf Grund meines Brieses?" Der Bankier weiß nicht, wie ihm geschieht wag heißt das Alles? „Und zwar ans Grund dieses Brieses!" fährt Madame fort und holt ein Stückchen Papier hervor, das mit Bleistift beschrieben ist. „Ge statte, daß ich Dir diese Zeilen vorlese: „Geehrter Herr! Ein guter Freund be eilt sich. Ihnen mitzutheilen, daß Ihre Fran Gemahlin n. s. w., u. s. w. Nicht wahr. Du kennst dieses Eonzept, dessen saubere Reinschrift Dir gestern zuging?"— Fritz X. versteht noch immer nicht. „Ja," murmelt er verwirrt, „wie ist es denn möglich, daß Du.... daß gerade Du....?" —„Nun lacht Fran Minna, „heut schreiben wir doch den ersten April, und da habe ich mir erlaubt, den theuren Galten einmal ge hörig in den April zu schicke»! Der Brief stammt naturlich von mir. Uli Milderungsgruud mache ich geltend, daß ich mich allmählich auf dieser Pro menade zu langweilen anfing und mich nach Deiner liebenswürdigen Gesell schaft sehnte!" Endlich hat der Bankier begriffen. Er kommt sich vor wie ein Ejel, aber wie ein glücklicher. Als die Neiden bald darauf nach Hans geben, sagt Madame: „Der graue Ueberzieher steht Dir übrigens vortrefflich, wie ich jetzt sehe. Du solltest ihn öfter tragen!" Das Lächeln, das dabei ihre Lippen umspielte, tonnte Herr X. leider nicht sehen, denn er blickte geschmeichelt an sich hinunter, um sich zu überzeugen, ob sie die Wahrheit sprach. Dt« verkehrt« Welt. Gast: Wo bin ich denn da.Hingera chen? Die verkehrte Weit. Das Bier ist hier zu jung uns die Kell nerin ist alt. Ein zärtlicher Gatte. „Ich höre, Deine Frau ist krank, ist sie gefährlich —" „Nicht halb so gefährlich, als wenn sie gesund ist!" Sie traut seinen Ausreden nicht. „Warum hat denn Ihre Verlobte permanent ein Pflaster auf der Wange?" „Ihre Zwillingsschwester sieht ihr auf's Haar ähnlich! Neulich habe ich die geküßt und trägt meine Verlobte nun das Pflaster, damit eine solche, ihr unliebsame Verwechslung für die Folge unterbleibt!" Stimmt. Bettler: Schenken'S mir 'was, Herr Leidensgefährte! Herr: Leidensgefährte? WaS fällt ihm ein? Bettler: Na ja, wir führen doch all« beide 'n schweres Dasein! Immer die „Alten!" 'Mehrere ältere junge Damen werden in einem Garlenlocal van einigen, an «nein Neb.'ntisch sitzenden Herren fixirt. Eine der Damen (zu den anderen): .Unausstehlich dieses Angaffen! als Venn wir hier eine SchönhiitZcan lurrenz bildeten!" Fritz Manschen am Stammtisch der Altersriege. Ein alter Schwank im neuen Gewände. Na. nu har'n seemal, es iS sit doch e schöne Sache um die Durnerei un sehre leid hat merS gedahn, daß ich dervon weg gekommen bin. In meinen jüngeren Jahren da war ich sie e dichti ger Duruer, ich hätte beinahe emol e Kippe gemacht un ooch en Preis be komme, aber es bekam ihn en Anderer, der hat sie nämlich gemacht, die Kippe. Nur im Sackloosen dawar ich sie immer vorn d'ran. Das muß ich sie aber erzählen, wie ich von der Durnerei weg bin gekommen. Wie ich nämlich meine Bauliue hei rathele. da meinte se: „Fritz, jetzt mußt Du alle den unnützen Grempel bei Seite lassen und Deiner Familie leben. Das Dnrnen tostet Geld und das kann man lieber auf die hohe Kante legen." Wie nnn der erste Freitag nach der Hochzeit kam nnd ich michserlig machte, um »ach der Turnhalle zu gehen, sagte sie wieder: „Fritz, ich hab' Dir schon e mal gesagt, die Narrenspossen mußt Du sein lassen, daß schickt sich vor en Ehemann nicht, und das sag' ich Dir, wenn Dn doch gehst, so werd ich mor gen e Kegclschwester und das haste dann dervon." Da is niir nu gleich e Schreck in die Glieder gefahren, denn. Gott Strambach, was die Bauline sagt, das führt sie aus! und da hab ich meine Stiebel wieder ausgezogen und hab das Durnen fein lassen. Aber miserabel hab ich doch gesuhlt, wen» ich ooch immer vor demSchlasen gehn erst meine Freiibung gemacht habe und angesehn hat merS Jedermann, daß mer was sehlt. Da hat ich sie nun eneS schienen DageS, mitten in der Nacht eenen ganz merkwürdigen Droom und den muß ich sie doch erzählen, denn von wegen den Droom hat mer die Baulin« wieder erlaubt, zu durnen. Mir dreemte nämlich, ich war gestorben, nnd mär aus der Reese nach dem Him mel. S' dauert? ooch gar nicht lange, da war ich an der Himmelsleiter! du war nun freilich e Bischeu höher als unsere Leiter aus dem Durnplatz und ooch steiler war sie. Daderbei hing das verflirte Ding gar nicht emal bis aus de» Bode» herunter; mer mußte näin lich en großen Sprung machen, um die unterste Sproße zu erreiche». Da war guter Rath dheier. Wär' ich e Durner gewesen wie früher, so hät ich e Sprung gemacht, die Sproße gesaßt, und wär dann mit ener Ziehklimme oben gewe sen, aber so. wie ich brobirte, 's wa' nischt. Wie ich nu» so 'ne Weile simulirte, seh ich richtig hinter mir den Gerber August, meinen alten Vorturner in Perne, daher kommen. „Gelt, Fritz", sagte er. „da kannste da nicht hinauf, etfch", sagte er. „Siehste. faules Hi der. warum hast de nicht mehr gedornt; aber wart nur, ich werd' dir Helsen." Und da hat er mir en Bock gegeben und dann ging'S ganz prächtig. Wie ich erst emal die ene Sproße nnler den Füßen hatte. ging'S hellauf weiter die? Millionen Sproßen hinauf; der Gerber August immer voran, ein lustiges Durn lied singend und hie und da die Fahne seitlings vom Holm in den Himmels raum machend, ich schwitzend und trie send hinterdrein. Es ging nun alles ganz gut, nur wie mer durch die Milchstraße kamen, bin ich richtig vqn der Leiter abgeglitscht und ich wär' wieder nach der Erde run ter gekollert, wenn ich nicht darauf lie gen geblieben wäre, so hab ich mich aber wieder ausraffen kinnen und eS hatte mer auch gar nichts gedahn. aber e dich tiges Loch hab ich doch mit den Ellbo gen in die Milchstraße, die ziemlich glitscherig iS. gestoßen gehabt. Endlich sin mer sie oben gewesen und der erste, den mer sahen, war auch gleich der Petrus an der Himmelsdibr. der schnantzte uns nu nicht schlecht an als er sah, daß mer Durner waren. „Gell", schrie er. „jetzt kommt ihr und drunten wollt ihr voni Himmel nix wissen; lebt nnd sterbt so in den Tag hinein nnd wollt sogar vom Vater Jahn seinem „sromm" nichts wissen". Wie er nnS nun so ene Zeitlang dich tig ausgeschimpft hatte und uns das Herz ganz weech geworden war, jagte er endlich: „Na, nu springt nur riber. 's ist für jeden Sinder noch e Plätzchen übrig". ES war sie nämlich noch e großer Sprung iber enen sechs Ellen breiten Graben zu machen, der sich um den Himmel herum zieht. Der Graben iS voller Schlamm, weil sich in denselben die KrocodillSthränen von den Heuch lern und falschen Menschen ansammeln. Der Gerber August besinnt sich nich lange, nimmt einen Anlauf und, wnpp dich, is er driben. Der Petrus klatscht vor Freide in die Hände, und Ilebt ihm e paar Gänseflederwische an die Schul ter und sagt zn ihm: „siehste, jetzt bist du der scheenste Engel, nu' mach nur gleich dem Vater Jahn deine Aufwar tung, er braucht gerade e Vorturner für die Ältersriege" und da flattert der Gerber August, haste nich gesehn, über die HimmelSmauer und drin war er. Nu faßt ich mir aber ooch gleich < Herze, ich »ahm e paarmal e» Anlauf, springen dhat ich aber doch nicht. Der Graben war zu breete und der PetruS lacht sich bald schäckig auf der andern Seite. „Fritz," rief ich. „wenn Du « Durner bist, so spring doch," und nun guckt ooch noch der Gerber August über die Mauer und winkt mit en Döppchen Bier und ruft: „Fritze, spring doch, 's ist grade frisch angesteckt." Nu hören se. en Riesendorscht hab ich sie vom Klettern gehabt, da gab's nun keen Halten mehr; ich sprang IoS und schwupp, lag ich mitten im Graben nnd sing merderlich an zu schreien und um mich zu schlagen. Us emal grieg ich en Stoß in die Seite, daß mer Härn und Sahn verging, und die Baulin» ruft: .Aber Fritz, bist Du denn «em närrisch geworden? Du kollerst ja im Bett ruin wie e wildes Dihr und wirst mich bald ganz 'rausgeschmissen haben." Da hab ich mich ganz meischenstill ge halten, aber froh war ich sie doch, daß alles nur e Droom gewesen war. Am andern Morgen, 's war gerade heite, da erzählte ich der Bauline den sonderbaren Droom beim Kaffee und dann sagte sie: „Fritz, ich denke doch. Du durnst wieder «mal die Woche." Da bin ich ihr gleich um den Hals ge fallen. Hab ihr en Kuß gegeben und hab gesagt: „Weeste was, Bauline," Hai ich gesagt, „Du kannst ja auch Kegel schwester werden," aber da hat sie ge sagt: „Nee. Fritz, ich werd mich lieber um die Kegrl im Hause bekimmern." Und so is es gekommen, daß ich heit' wieder da bin und daß ich wieder dur nen kann. Aber nu muß ich doch heeuu sonst sctzt'S was. Gute Nacht. Die Londoner Gesellschaft. Es ist kein schmeichelhaftes Bild, wel ches Lady Jenne, die Gemahlin eines Londoner königlichen Rathes, von der „Gesellschaft" der englischen Hauptstadl in der „North American Review" ent wirft: „Die Londoner Gesellschaft läustheut« Jedem nach, der sich in den Mund der Leute zu bringen weiß, nicht allein we gen seiner Fähigkeiten oder seiner aus gezeichneten Leistungen. Einen guten Koch zu haben, die am Exquisiteste» ge kleidete Dame zu sein, die mächtigsten Gesellschaften zu geben, aus denen ein Vermögen in Blumen und Ausstattung drausgeht, der letzte begünstigte Gast der königlichen Familie gewesen, oder bei den gesellschaftlichen Klippen so nah« vorbeigesegelt zu sein, daß man eben noch keinen Schifsbruch erlitt alles das charakterisirt einige der „smarte sten" Lente in London.... Luxus, Be quemlichkeit und Behaglichkeit sind die Losung eines großen Theiles der Lon doner Gesellschaft, und sie untergraben die letztere ebenso sicher, wie die Roms. Wir sind sehr reich geworden und be sitzen eine große Klaffe, die nichts zu thun hat und deren einzige Beschäfti gung das Vergnügen ist. Diese Klas se muß entsittlichend wirken und die ge sellschaftlichen Schranken fallen. Män ner und Frauen, die nur dem Vergnü gen leben und keinen Sinn für di« Pflichten des Lebens habe», werden die Eltern des jungen Englands Eltern und Kinder verkehren jetzt fast auf dein Fuße der Gleichheit mit einander. Inferiorität wird höchstens auf der elterlichen Seite gefunden. Das junge Mädchen liest täglich die Zeitungen. Bücher nach Belieben und erörtert srank und frei den letzten Skandal nach der jüngste» französi schen Mode, sie reitet allein im Park mit ihrem Eavalier, fährt allein spa zieren, kleidet sich nach ihrem Geschmack und gibt häufig mehr ans yls sie sollte Nichts.ist trauriger, als die Kunstgriffe zu beobachten, welche Ballgeber benutzen, um Herren zu ver anlassen, zu kommen und zu tanzen. Die Bälle beginnen um Mitternacht, nicht früher tanzt. Ein Boup«r rocksrelis und die besten Weine »Ver den ausgesetzt. Lange vor Mitternacht erwarten Reihen von schläfrigen Chape rons und gespannt harrende Mädchen die Ankunft der jungen AdoniS. Ver ächtlich betrachtet endlich der Letztere dnrch sei» Augenglas die Damen vom Eingang des Ballsaales. Daun zieht er wieder ab, um die kulinarischen Ge nüsse, welche sein Wirth ihm bietet, zu kosten und begiebt sich zurück in sei nen Club Die „smartesten" und glänzendsten Gesellschasten werden nicht vom hohen Adel gegeben, sondern von Leuten, deren Namen vielfach auslän disch sind und von denen vor 30 Jahren N'tmand etwas gehört hatte. Ju ihren Häusern drängen sich Prinzen und Prinzessinen und die anerkannten Füh rer der einst exclusivsten Gesellschaft Europas Wie kann man die Laster der Armen verdammen, wenn man das Beispiel sieht, welches ihnen die Reichen setzen? Muß Einen »ich! ein Schrecken ergreifen, wenn Frauen ihre Tugend für Kleider preisgeben, um die Toiletten ihrer Rivalinnen aus zustechen?" Gedankensplitter. Das Große wirst du auch schon daran erkennen, daß ihm alle Kleine» aus weichen. Wenn ein Künstler die Natur nichr in ihrer Schönheit zu schildern vermag, so schildert er ihre Häßlichkeit. Schaffe die Eitelkeit aus der Welt— und du wirst das gesellige Zusammen» leben mit den Menschen unerträglich finden. Der arme Mann. A.: Die Weiber müssen immer Recht haben, das iS a alte G'schicht, die meinige wenig stens hat mir, so lange wir verheirathet sind, noch niemals Recht gelassen, da will ich Ihnen beispielsweise nur einen Fall erzählen. B,: Nun? A.: Kürzlich sitzt, was in jeder Fa milie einmal vorkommen kann, aus dem Toilettentisch meiner Fron ein Floh, — gegen diese Thatsache war nichts eiirzu weudcn. Ich erlaube mir die schüchterne Bemerkung: Du, Emilie, da ist ein Floh! Was thut die Holde? Mit einem kräftigen Faustschlag blast sie dem armen Kerl das Lebenslicht aus und schreit mich, höhnisch grinsend, an: Da war ein Floh, du Schasstopf! nur damit ich wieder nicht Recht behal ten habe. Der beste Gebrauch, den wir von unserem Geiste in einer Unter haltung machen können, ist der, unse ren Partner davon zu überzeugen, daß er selbst mehr Geist besitzt als wir". Unterhaltung heißt; immer zuhören, manchmal sprechen.
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