6 ««« Moltke » «evensgcschtlyte. / Bon den „Gesammelten Schristen" des großen Strategen und Feldmar ßchalls Moltke ist der erste Band erschie nen, welcher Beiträge geschichte" enthält. Wie einst der greise Heldherr über die höchsten Daseinsfragen nachdachte, jenen Betrachtun iaen hervor, die er als Trostgedanken bezeichnete. ' „Der Mensch fühlt sich als geschlosse nes Ganze, gesondert von der übrigen Welt, und gegen sie äußerlich begrenzt durch die körperliche Hülle, welche hier auf Erden der Seele zur Wohnung dient. Dennoch möchte ich in diesem Ganzen Funktionen erkennen, die, innig verbun den und von der Seele beherrscht, doch «ine selbstständige Existenz haben. Aus deni*Dnnkel unserer Entstehung entwickelt sich der Körper zuerst. Rast tos arbeitet seine Natur an dem Wachs thum des Kindes bereitet schon in thm die Wohnung für höhere Organe vor. Die Akme (den Höhepunkt) der Vollkommenheit erreicht der Körper schon vor der Hälfte feiner Dauer, und aus dem Ueberschuß seiner Krast erweckt «r neues Leben. Bon da an Abnahme nnd nur noch das mühsame Streben nach Erhaltung des eigenen Bestehens. Während vielleicht eines Drittheils «nseresDaseins, währenddesSchlases, empfängt der Leib keine Befehle seiner Beherrscherin, und doch pnlsirt der .Herzschlag ununterbrochen, die Stoffe wechseln und der Athmungsproceß voll zieht sich: Alles ohne unser Wollen. Und selbst gegen diese (Befehle) Hann die Thätigkeit des Dieners sich auflehnen, wenn z. B. der Krampf un sere Muskeln qualvoll zusammenzieht. Aber der Schmerz ist der Ruf nach Hilfe und Beistand, wenn "die leben dige Körperfunktion die Herrschaft über die todte Materie verloren hat, was wir als Krankheit unseres Vasalle»» empfinden. Nach Allem müssen wir den Körper zwar als einen Theil unseres Seins «»erkennen, aber doch als etwas uns jelbst Fremdes. Ist nun wenigstens die Seele, das eigentlihe Ich, ein einziges untrenn bares Ganze? In langsamer Entfaltung steigt die Vernunft zu immer größerer Vervoll kommnung bis in's Alter empor, so lange der Körper sie nicht im Stich läßt.- Das Urtheilsvermögen' wächst Mit der Fühe der Lebensersahrungen, «ber freilich' das Gedächtniß, dieser Handlanger des Denkens, schwindet schon srühcr, oder verliert vielmehr die Fähigkeiten, Neues auszunehmen. Wunderbar genug diese Fähigkeit, alles Angeeignete ans frühester Jugend, E»- lerntes und Erfahrenes, in tausend Schubfächern aufzubewahren, die sich dem Geiste zur augenblicklichen Ve» fügung öffnen. Es ist'ja nicht in Abrede zu stellen, daß oW Alter oft stumpfsinnig erschei nen läßt, aber an eine wirkliche Ver dunkelung d«r Vernunft kann ich nicht glauben, denn sie ist ein lichter Funke des Göttlichen, und selbst beim Irrsinn tritt sie wohl nur äußerlich hervor. Kann doch der Taube, der auf einem völlig verstimmten Instrument ganz richtige Noten'anschlägt, sich seines kor rekten Spiels bewußt sein, während Alle außer ihm nur wirre Mißtlänge Ihöjen. Die Vernunft ist durchaus souverän, sie erkennt keine Autorität über sich; keine Gewalt, wir selbst nicht, kann sie zwingen, für unrichtig anzunehmen was sie als wahr erkannt hat. Der denkende Geist schweift durch die endlosen Fernen der leuchtenden Sterne, «r wirft das Senkblei aus in die uner gründliche Tiefe des kleinsten Lebens, nirgends findet er Grenzen, aber überall die Regel, den unmittelbaren Ausdruck des göttlichen Gedankens. Der Stein fällt auf dem Sirius nach demselben Gesetz t«c Schwere, wie auf der Erde; dem Abstände der Plane ten, der chemischen Mischung der Ele mente liegen arithmetische Verhältnisse zu Grunde, und überall ergeben diesel ben Ursachen dieselbe Nir gends Willkür in der Natur, überav Gesetz. Zwar den Ursprung der Dinge ver mag die Vernunft nicht zu erfassen, ober nirgends steht sie im Widerspruch mit der Regel, welche Alles leite». Ver nunft und Weltordnung sind konform, sie müssen gleichen Ursprungs sein. Auch wenn die UnVollkommenheit olleS Erschaffenen die Vernunft auf Wege führt, die von der Wahrheit ab lenken, ist Wahrheit dennoch ihr einzi» g»s Ziel. So tritt denn freilich die Vernunft tu Widerspruch mit manchen ehrwürdi gen Ueberlieferungen. Sie sträubt sich gegen das Wunder, „des Glaubens nebstes Kind"; sie kann sich nicht über zeugen, daß die All»,acht nöthig haben sollte, um ihre Zwecke zu erreichen, in Einzelfällen die Gesetze der Natur aus zuheben, welche diese in Ewigkeit regie ren. Doch richten sich nicht die Zweifel gegen die Region, sondern nur gegen die Form, in welcher sie uns dargebrach» DaS Christenthum hat die Welt aus der Barbarei zur Gesittung emporgeho ben. Es hat in hundertjährigem Wir ken die Sklaverei beseitigt, die Arbeit geadelt, die Frau emancipirt und den Blick in die Ewigkeit geöffnet. Aber war es die Glaubenslehre, das Dogma welches diesen Sege» schuf? Man kann sich über Alles verständigen, mir nicht Äber Dinge, an weiche das menschliche Begriffsvermögen nicht heranreicht, und gerade liber solche Begriffe hat man 18 Jahrhunderte hindurch gestritten, hat die Welt verheert, von der Vertilgung der Arianer an durch Zvjährige Kriege tiS zu den Scheiterhausen der Inquisi tion; und was ist das Ende aller dieser Kämpfe? derselbe Zwiespalt der Meinunaen wie zuvor! Wir können die Glaubenssätze hin nehmen, wie man die Versicherung ei nes treuen Freundes hinnimmt, ohn« sie zu prüfen; aber der Kern aller Re ligionen ist die Moral, welche sie leh ren, am reinsten und erschöpfendsten die christliche. Und doch spricht man achselzuckend <wn einer »trockenen Moral, und macht die Form, in welcher sie gegeben, zur Hauptsache. Ich fürchte, daß der Ei ferer auf/der Kanzel, welcher überreden will, wo er nicht überzeugen kann, die Christen aus der Kirche hinaus predigt. Ueberhaupt sollte nicht jedes fromm« Gebet, möge es nun an Buddha, an Allah oder Jehovah gerichtet sein, an denselben Gott gelangen, außer dem eS ja keinen gibt? Hört doch die Mutter die Bitte des Kindes, in welcher Spra che auch es ihren Namen lallt. Die Verminst steht nirgends im Wi oerspruch mit der Moral; das Gute ist schließlich auch das' Vernünftige, aber danach zu handeln, hängt nicht von ihr ab. "Hier entscheidet die herrschend« Seele, die Seele des Empfindens, das Wollen und Handeln. Ihr allein, nicht den beide» Vasallen, hat Gott das zweischneidige Schwert des freien Wil lens geschenkt, diese Gabe, welche nach der Schrift zur Seligkeit oder zur Ver dammnis; führt. Aber auch ein sicherer Rathgeber ist uns beigeordnet. Von uns selbst un abhängig. hat er seine Vollmacht von Gott selbst. Das Gewisse» ist der un bestechliche und unsehlbare Richter, wel cher sein Urtheil in jedem Augenblicke spricht, wo wir ihn hören wollen, und dessen Stimme auch endlich den erreicht, der sich ihr verschließt, wie sehr er sich auch dagegen sträubt. Die Gesetze, welche die menschliche Gesellschaft sich gegeben hat, ziehen nur das Handeln vor ihren Richterstuhl, nicht auch das Denken und Empfinden. Selbst die verschiedenen Religionen for dern anderes bei anderen Völkern. Sie verlangen hier die Heiligung des Sonn ags, oder des Samstags oder Freitags. Die eine erlaubt Genüsse, welche die andere verbietet. Ohnehin bleibt zwischen Erlaubten» und Verbotenem noch ein weiterer Spielraum, und eben hier erhebt mit feinerem Gefühl das Gewissen seine Stimme. Es sagt uns, daß jeder Tag dem Herzen geweiht sein sollte, daß selbst der erlaubte Zins, vom Bedrängten erhoben, unrecht sei, mit einem Wort, es predigt die Moral in der Brust von Christen und Juden, von Heiden und Wilden. Denn selbst bei den ungebildetsten Völkern, denen das Christenthum noch nicht leuchtet, stimmen die Grundbegriffe über Gutes und Böses überein. Auch sie erkennen Treubruch und Lüge, Verrath und Un dank für schlecht, auch ihnen ist das Band zwischen Eltern, Kindern und Verwandten heilig. Es ist schwer, an die allgemeine Verderbtheit des Men schengeschlechts zn glauben, denn wie sehr auch von Rohheit und Wahn vorstellungen verdunkelt, liegt doch in jeder Menschenbrust der Keim zum Guten, der Sinn für Edles und Schö nes, wohnt in ihr das Gewissen, wel ches den rechten Weg zeigt. Gibt es einen überzeugenderen Beweis für das Dasein Gottes, als dies Allen gemein same Gesühl sür Recht und Unrecht, als die Uebereinstimmung eines Gesetzes, wie in der physischen, so in der morali schen Welt? Nur daß die Natur diesem Gesetze unbedingt folgt, dem Menschen aber, weil frei, die Möglichkeit gegeben ist, es zu verletzen. Körper und Vernunft dienen der herrschenden Seele, aber sie stellen auch ihre selbstständigen Forderungen, sie sind mitbestimmend, und so wird das Leben des Menschen ein steter Kampf mit sich selbst. Wenn dabei nicht im mer die Stimme des Gewissens die Ent schließung der so vielfach von äußerem und innerem Widerstreit bedrängten t Seele entscheidet, so müssen wir hoffen, daß der Herr, welcher uns unvollkom men schus, nicht das Vollkommene von uns fordern wird. Denn wie Vieles stürmt nicht bei sei neD Handeln auf den Menschen ein! Wie verschieden sind schon seine ur sprünglichen Naturanlagen, wie un gleich Erziehung und Lebenslage! Leicht wird es dem vom Glück Bevorzugten, den rechten Weg einzuhalten, kaum daß die Versuchung, wenigstens zum Verbre chen, an ihn herantritt; schwer dage gen dem hllngernden, ungebildeten, von Leidenschaft bestürmten Menschen. Dies Alles muß bei Abwägung von Schuld und Unschuld vor dem Welt gericht schwer in die Wagschale fallen, und hier wird Gnade zur Gerechtigkeit; zwei Begriffe, die sich sonst ausschlie ßen. Es ist schwerer, das Nichts als Et was zu denken, zumal dies Etwas doch einmal da ist, schwerer das Aufhören, als die Fortdauer. Unmöglich kann dies Erdenleben sein letzter Zweck sein. Wir haben ja nicht um dasselbe gebeten, es ward uns gegeben, auserlegt! Eine höhere Bestimmung müssen wir haben, als etwa den Kreislauf dieses trauri gen Daseins immer wieder zu erneuern. Sollen die uns rings umgebenden Räth sel sich niemals klären, an deren Lösnng die Besten der Menschheit ihr Leben hindurch geforscht? Wozu die taufend Fäden von Liebe und Freundschaft, die uns mit Gegenwart uud Vergan genheit verbinden, wenn es keine Zu kunft gibt, wenn Alles mit dem Todc !us ist? Was aber kann in diese Zukunft hin iibergenominen werden? Die Funktionen unseres irdischen Kleide», des Körpers, haben ausgehort, die Stoffe, welche ja schon bei Lebzeiten beständig wechseln, treten in neue chemi sche Verbindungen, und die Erde hält Üllles sest, was ihr gehört. Nicht das Kleinste geht verloren. Die Schrist verspricht uuS die Auserstehuiig eines verklärte» Leibes, und freilich läßt sich ein Soildcrdasei» ohne Begrenzung nicht denken; dennoch ist unter dieser Verheißung wohl nur die Fortdaue, der Individualität zu verstehen, im Ge> gensatz zum Pantheismus. Daß die Vernunft und mit ihr alles, was wir an Kenntniß und Wissen'müh sam erworben, uns in die Ewigkeit be gleiten wird, dürfen wir hoffen, vielleicht auch die Erinnerung an unser irdisches Dasein. Ob wir das zu wünschen ha ben. ist eine andere Frage.—Wie. wenn einst unser ganzes Leben, unser Denken und Handeln vor nnS ausgebreitet da läge und wir nun selbst unscre eigenen Richter würden, unbestechlich, erbar mungslos? Aber vor Allem das Gemüth mußde, Seele verbleiben, wenn sie unsterblich ist. Die Freundschaft zwar beruht ans Gegenseitigkeit, bei ihr spricht Vernunft mit, aber die Liebe kann be stehen ohne Gegenliebe. Sie ist die reinste, die göttliche Flamme unseres Wesens. Nun sagt uns die Schrift, wir sollen vor Allem Gott lieben, ein unsichtbares, uns völlig unfaßbares Wesen, welches uns Freude und Glück, aber auch Ent behrung nnd Schmerz bereitet. Wie können wir eS anders, als indem pir seine Gebote befolgen und unsere Mit menschen lieben, die wir sehen und ver stehen. Wenn, wie der Apostel Paulus schreibt, einst der Glaube in die Er kenntniß, die Hoffnung in die Erfül lung aufgeht und nur Liebe besteht, so dürfen wir hoffen, auch der Liebe eines milden Richters zu begegnen. Creisau, im October 1399. Gr. M. Acr Hund lief, sich knriren. Ein rührende 'Geschichte wird von einem Hunde erzählt,' welcher gegen wärtig unter dem Namen Jack ein stän diger Hausgenosse des berühmten Lon doner Krankenhauses, das jedes Cockuey- Kind unter dem Namen „Guy s" kennt, geworden ist. !>!III nämlich ein "'große.' schwarz und weiß gefleckter Bullenbeißer mühselig und vor Schmerz winselnd in das Hauptgebäude auf drei Beinen her eingehinkt, welches nebenbei gesagt nur zur Aufnahme nnd Heilung von solche» Patienten dient, welche äugere Verlet zungen, Knochenbrüche u. s. w. erlitten hiben. Die Kinder, weicht Bin dem Garten für Reconvalescenten an Krücken herumschlichen oder von Wärtern in Fahrstühlen herumbewegt wurden, ge wahrten sofort den armen Hund und riefen eiligst einen der Wundärzte her bei. Bei der Untersuchung stellte sich her aus, daß „Jack" so nannte man den vertrauensvollen Vierfüßler sofort ein Bein gebrochen hatte und daß der Patient also gar keinen besseren Ort aussuchen konnte, als „Guy'S". So sort behandelte man ihn kunstgerecht, und nach wenigen Wochen war-das ge brochene Bein wieder ganz und heil. Als Jack witder munter umher springen konnte, weigerte er sich jedoch, seine Wohlthäter zn verlassen, und man be hielt den dankbaren Hund gern dort. Gntes Ansknnftsmittel. Frau De TompkinS: „Dieser ewig« Rangstreit unter den Damen hier in Washington ist wahrhaftig immer auf's Neue eine Quelle von Verlegenheiten für mich. Wer hat z. B. beim heutigen Diner Recht auf den Vortritt, Frau General Port Warden Robinson, oder die Gemahlin des Hilfscominissärs für Bundesfischerei, Frau Jones? Wi« soll ich mich nur da aus der Affäre ziehen?" Kluge Tochter: „Weißt Du, Mama, ich Hab's! Du läßt einfach die Flügel thüren zum Speisesaal wett ausmachen, nimmst beide Damen unter den Arm und marschirst mit ihnen so drei Mann hoch hinein! Und das hat auch das Gute, daß von den folgenden Damen sich keine zurückgesetzt fühlen kann!" —U ntergeistreichenSchrist lingen. Erster: „N»n, gut geschla fen weither Freund?" Zweiter: „Bril- Knt! Ich hatte nämlich gestern Abend Gelegenheit, dem Kritiker W., der mein letztes Buch so heruntergemacht hat, mal tüchtig die Wahrheit zu sagen und das hat mir sehr wohl gethan. Er ster : „Verstehe vollkommen. Dann schliefen Sie also den Schlaf des Ge rächten!" Kündigungsgrund. Paula: Nu, sag' mir blos, weshalb kündigst Du denn Deinen Dienst schon wieder?" Lina: „Na, was soll ich denn hier!? Die Madame ist ja so spindeldürr, daß mir kein Stück ihrer Garderobe Pakt!" „v diese MSdchen!" so ertönt eS nur allzuhänfig voll schmerzlicher Wehmuth aus dcm Mnnde gar mancher Hausfrnn. Nicht selten mit Unrecht, häufiger aber mit vollstem Rechte. So wird uns zu dem bekann ten „Dienstboten-Kapitel" jetzt ein neuer Beitrag mit folgendem Vorfall gelie fert, der sich znr jetzigen Karnevalszeit in Berlin ereignete: Herr und Frau Doktor wollten in's Theater gehen. Als sorgsame Eltern riefen sie beide Dienstmädchen in's Zim mer, ihnen nochmals ihre Pflichten ein schärfend. „Sie, Lotte", sagte di« junge Frau zu dem Kindermädchen, „bleiben überhaupt im Kinderzimmer. Alles, was Sie brauchen, bringt Ihnen die Köchin herein. In einer halben Stunde fangen Si« mit dem Kleinsten an, die Kinder zu Bett zu bringen. Werden Sie auch gut Acht geben?" „Ja wohl. Frau Doktor," versicherte Lotte „Ich rühre mich nicht vom Fleck." be ruhigt schärft die ängstliche Mutter auch noch der Köchin, die schon meyrcre Jahre im Dienste ist, ein, nach dem Rechten zu sehen, und vor allen Din gen in der Wohnung zn bleiben. Auch diese versichert so überzeugend, sie werde ihre Pflicht thnn, daß das junge Paar beruhigt das Haus verläßt. Unterwegs bem'erkt der Ehemann» daß er die Schlüssel zum Schreibtisch ver gessen, sie vielleicht im Hausrock gelas sen habe. Er läßt die < Gattin zum nahen Theater vorausgehen, springt selbst, da es noch Zeit genug ist, in eine Droschke und kehrt nach Hause »»rück. Obwohl er dm Corridorsch üsse! n der Tasche hat, klingelt er doch, weil er befohlen hat, die Sicherhcitskctte vorzu legen. Er klingelt 1, 2, uuzählige Male. Endlich ein weinerliches Stimm chen auf dem Corridor: „Wir können „Wir können nicht aufmachen, wir'sind zu klein." Erschreckt öffnet jetzt der Vater mit Leichtigkeit das Schloß, und siehe da, die Thüre springt weit aus, denn?i»ie Kette liegt nicht vor. Ju belnd eilen ihm die beiden größeren Kinder entgegen. Als er, nach den Mädchen sich umsehend, ins Zimmer tritt, findet er das kleinste, kaum 2jäh rige Söhnchen halbnackt auf dem Tep pfch, sitzen. Nachtzeug und Waschge räthe liegen auf der Erde ausgebreitet, ein großer Napf mit Wasser steht auf qein Fußboden, und das Ganze macht den Eindruck, als ob Lotte ihre Thätig keit an dem Kleinsten begonnen, aber aber schnell untirbrocheu habe. W» ber steckte sie selbst? Wo die Köchin? Beide spurlos! Del: aufgeregte Vater durchsticht das ganze Haus, das kleinste Söh'nchen sorglich eingewickelt im Arme haltend; die beiden größeren immer dicht an den Papa ge schmiegt. trollten hinterher. Er war tete >in steigender Erregung eine halbe Stunde. Dann rief er den Pförtner und fragte, ob er nichts von den Mäd chen wüßte. Ja, sagte der Mann, er habe sie vor einer halben Stunde eilig über die Straße laufen sehen, wohin wisse er freilich nicht. Der Hausherr denkt nach. Da erinnerte er sich, daß Lotte vorhin gebeten hatte, mor gen ein Tanzvergnügen mitmache» zu dürfen. Sie wird sich also irgend was dazu kaufen, so dachteer, und dem Pför tner die Sorge um die kleine Gesellschaft für einige Minuten an's Herz legend, begab er sich selbst auf die Suche nach den Verschwundenen. Zuerst in den nahen Posamentierla den; dort waren sie vor Kurzem gewe sen, wie man berichtete, und da sie es so eilig gehabt, hätte man ihnen nach gesehen. Einige Häuser weiter liuks wären sie verschwunden. Nun hatte der erregte Doctor wenigstens die Fährte. Er suchte also die Häuser links ab. Welche Art von Geschäft konnten die Mädchen hier aufsuchen? „Material, Vorkost", „Licht, Seife", das konnte die Ausreißer doch nicht locken. Aber da oben, eine Treppe, da leuchtete weithin das bunt bemalte ver führerische Schild einer Maskengarde robe. Das wirds sein! In drei Sätzen war er oben. Ohne viel Umstände trat er ein, und ging direkt ins Ankleidezim mer, nnd da stand Lotte vor ihm als schmncker Page in eng anliegenden Sammethöschcn und blonder Perrücken, so salzsäulerartig, daß ihm Zeit blieb, die Maskenverleihen!» zu bitten, ihn einen Augenblick mit der Dame allein ,u lassen. Lottes Anblick hat!e seine Fingerspchen derartig erregt, daß er, trotz aller Verehrung, die er im Allge meinen für das zarte Geschlecht hatte, nicht umhin konnte, unter vier Augen die Kleidung des Pagen auf ihre Halt barkeit hin zu prüfen. Klatsch, klatsch, hörte man im Nebenzimmer, nnd als nach wenigen Minuten die neugierige Mastenverleiherin ihren Kopf durch die Thür steckte, trat ihr der Doetor mit der Bemerkung entgegen, er habe nur etwas Staub ausgeklopft. Dann eilte er nach Hause. Die pflichtvergessene Köchin kam ihm heulend entgegen und betheuerte, nur nach Lotte gesucht z haben. Diese selbst stellte sich nach einiger Zeit ebenfalls ein. Nachdem sie den ersten Schmerz und Scheck überwun den. zeigte sie sich frech und drohte, gleich den Dienst verlassen zu wollen. „Um morgen ungestört den Maskenball besuchen zn können," sagte ihr der Hausherr in's Gesicht, „duraus wird nichts! Sie bleiben wohl verwahrt hier und entgehen nicht Ihrer Strafe." Nach einer Viertelstunde hielt vor dem Haufe eine Droschke, welcher bleich, nichts Gntes ahnend, die junge Frau entstieg. Mit Jubel von den Kindern begrüßt, erfuhr sie, was inzwischen vor gefallen. „Gott sei Dank, daß Du die Schlüssel vergessen, wir wären sonst nie dahinter gekommen," meinte sie. „Wie tausend Mal mag dergleichen vorkom men," erwiderte der Gatte, „ohne daß es entdeckt wird?" Und Lotte? Mit schlechtem Zeugniß entlassen, verliert sie natürlich ihr Buch und versucht aus diesem „Pech", wie sie sagt, eine Lehr« zu ziehen, wie sie das nächste Mal vor sichtiger zu Werke gehe! Nadelstiche. Acttliche „Me ich ftU eini ger Zeit von Zahnweh geplagt werde, das können Sie sich garnicht vorstellen, liebe Freundin. Und doch kann ich gar nicht begreifen, wo ich es mir geholt haben mag." Theilnehmende Freundin: Vielleicht stand Ihr Toilettenspiegel zu sehr im Zuge, liebe Priscilla. Großartiges GeburtStagsgt» schenk. Frau Gemahlin zum Geburtstag ver ehren? Ich werde.ihr Luftkissen neu auf blasen lassen. Schlagender Beweis, Orientalische Sprüche. In einem jüngst erschienenen Buche beleuchtet Paul de Regia die Verhält nisse der türkischen Hauptstadt und des türkischen Geisteslebens überhaupt durch viele Sentenzen und Sprichwörter, von denen die „Frks. Ztg." folgende wieder gebt: (Zine Stunde Gerechtigkeit ge übt, gilt mehr als siebzig Jahrc Gebet. Alles was Du giebst, gewinnst Du.— Nur auf Stufen steigt man zur Höhe der Treppe. Höre pausend Mal, sprich nur ein Mal. Ein Weiser ohne Thaten ist eine Wolke ohne Re gen. Ter Dir Nachrichten über An dere bringt, bringt Anderen Nachrichten über Dich. Sieh nicht aus die Weiße des Turbans, die Seife kann vielleicht auf Borg genommen sein. Ter Un wissende ist sein eigener Feind! wie kann ?r der Freund eines Anderen sein? Zs giebt keinen Menschen ohne Kum mer; giebt es einen solchen, dann ist er lein Mensch. Um sich zu kragen, muß man Nägel haben. Das ge wöhnliche Ende des Fuchses ist der La ben des Pelzhändlers. Das Huhn des Nachbarn däucht »nS eine GanS. Ter Dieb, der sich nicht fassen läßt, gilt für einen ehrlichen Mann. Tausend Freunde sind wenig, ein Feind ist viel. Halte den kleinsten Deiner Feinde sür einen Elefanten, nnd wäre er auch nicht größer, als eine Ameise. Wer in Frieden leben will, muß taub, blind und stumm sein. Geschenkter Essig ist süßer, als getauf ter Honig. Ein weiser Feind ist mehr werth, als ein närrischer Freund. Wer Honig verarbeitet, leckt sich die Finger (Anspielung auf die Bakschisch empsänger unter den Würdenträ gern). Der kostbarste Platz in der Welt ist der Sattel eines schnellen Pferdes, der kostbarste Freund ein gu tes Buch. Frage nicht den Vogel, woher er kommt, sondern, was er singt. Die Geduld ist der Schlüssel zur Freude. —Tausend Reiter können einen nackten Menschen nicht ausplündern.— Ter Eine ißt, der Andere sieht zu! das ist die Quelle so vieler Umwälzun gen. Könnte man ein Handwerk vom Zusehen lernen, so wären alle Hunde Metzger. Der brave Sohn. Vater: .Und nun will ich Dir noch etwas sa gen. lieber Hugo! Pumpe Dir nie Geld, denn borgen macht Sorgen, mein lieber Junge!" Studiosus Hugo: „Jawohl, Papa, das habe ich auch stets gesunde», besonders da man immer nicht weiß, wo man borgen soll!" «in Stiefkind des Glüikes. Eine böse Fee hatte der armen Anke den Kummer in die Wiege gelegt. Kein Wunder war'S, wenn dem armen Men schenkinde die Augen vom Weinen gar so getrübt waren. Hatte sie doch all' ihr Lebtag von Niemand Lieb', dagegen viel Rohheit von der Welt, .ja, vom eigenen Vater erdulden müssen. Und warum? Sie hatte das nicht unschöne Gesicht übersäet von Sommer sprossen und brennrothes Haar. Im Dorfe hieß sie „die rothe Ante", statt Anna, und die Dirnen spotteten über sie, wie die Burschen ihr auswichen, oder ihr rohe Scherze nachriefen. Aus dem Tanzboden, zu dem sie sich früher manchmal geschlichen, saß sie im ein samen Winkel neben den Musikanten, während ihr Väter berauscht mit der Hand ans den Tisch schlug und sie heim gehen hieß. Und doch war Anke brav, fleißig nnd hatte mehr Herz nnd Gemüth, wie irgend Eine im Orte. Auch fromm war die rothe Anke, und wenn sie in der stillen Dorfkirche geschäftig die Geräthschaften, die Heiligen und die Kirchensitze abstaubte, die Leuchter und Vasen mit Wachskerzen und Blumen besteckte, so kniete sie vorerst immer ein Weilchen vor dem Altare in stillem Ge bete. Es war eine schöne, alte, ehrwük' dige Kirche mit silberblitzenden Orgel pseifen und einigen buut gemalten und crzgegossenen Heiligen aus der katholi schen Zeit. Eine geschnitzte Kanzel hing zur Linken an dem Pfeiler und ihr gegenüber gab'S eine große Kirchen loge mit einem, verwischtcn Mappen und vielen vergoldeten Schnörkeleien. Wenn Anke die Fenster der Loge ge putzt hatte, tonnte sie dort in dem alt fränkischen Sessel stundenlang sitzen und träumerisch in die hohen bunten Kirchenfenster blicken. Früh nnd Abends versah Anke des Vaters Dienst. Sie mußte die Kir chenglocken länten und ihre jungen Füße machten den Weg zwischen stau bigem Gebälk über die alte holperige Treppe, an Eulennestern vorüber, hinauf und hinab, des Tages oft drei bis vier Mal. Kam dann der Alte nach Hause betrunken, wie stets so mißhandelte er die Arme gewöhnlich und zog sie an den brennrothen Haar flechten durchs Zimmer. Schon Antens Mutter hatte solch ein Leben geführt. Aber der Tod hatte sie gnädig befreit, als das Kind acht Jahre zählte. Seitdem war der Thürmer Balthasar nur noch roher geworden, und das heranwachsende Mädchen hatte noch keinen frohen Augenblick gehabt, obwohl sie die kleine Wirthschaft nach Kräften zusammenhielt. So war Anke 19 Jahre alt gewor den; da kam zu dem alten elenden Le ben noch eine neue Noth —Anke liebte. vorigen Jahres ging sie eines Mittags, nachdem sie für die verstorbenr Lenka vom Schulhof geläu tet, durch den schweigsam im grellen Sonnenglanze daliegenden Gottesacker. Vor ihr her gaukelten in der trägen heißen Luft zwei Ciiroiienfalter,schwal ben flogen zwitschernd vorüber. Sonst nichts Lebendiges, und selbst die Wol ken standen in der Sonnenglnth, wie große weiße verzauberte Schwäne mit breiten Flügeln am Himmel. Es war kaum zu athmen. Jetzt bellte ein Hund. Laut drang es durch die Luft. Und da kam ein Storch eben slügelfchwingend und ließ sich klappernd aus die grüne Wiese nebenan nieder, schon wollte Ante in die, Kirche zurück dort war's schattig und kühl, dort ließ sich's wohl sein und träumen. Anke haschte nach einem Falter; die Lienen und Fliegen summten über den mit Spinnweben um Staub umhüllten Blüthen. Ah! wie heiß es doch war. Des Mädchens schmächtiger Leib steckte in einem abgenutzten Kleidchen, das, viel zu kurz, die feinen Knöchel lind den kleinen Fuß sehen ließ, der selten einen Schuh getragen. Das fa denscheinige, doclf sauber weiße Ober hemd schmiegte sich eng an die hübschen Formen des jungfräulichen Busens, der zartweiße Hals war ganz unbedeckt! Zwei üppige Flechten des grellrothen Haares hingen über den Rücken herab lind die schönen blauen Augen bargen ine rechte Fülle von Weh und Leid. Plötzlich stutzte die Anke und blieb stehen. Sie glich in ihrer Anmuth einem lauschenden Hasen. Neben einem frisch aufgeworfenen Grabe saß ein junger und schöner Bursche, der neu zierig nach Anke blickte' und sie an' jprach: „Du haschest Schmetterlinge, Dirndl? Zn der Hitz', wo die Sonn' ihren gol denen Fächer ausgespannt hat? Wer bist denn?" Freundlich, doch recht scheu und ver legen meinte das Mädchen: „Ei! Ich bin Anna des Thürmer? Tochter! Und Du?" Er war von jenseits des Waldes und hatte bald des Dirndls Vertrauen ge wonnen sprach doch sonst Niemand mit ihr. Bald kam er oft und öfter des Abends nach dem Vesperläuten und sagte der Anke viele süße Worte, und sie saßen beisammen auf der Schwelle der rückwäriigen Kirchenthür, vor der ein breiter Grabstein die Ruhestätte des vorletzten Herrschaftsbesitzers bezeichnete. Oder sie wandelten still, sich umfangen haltend, durch den Gottesacker, wo sür die Ewigkeit gesäet war, nnd schallten hinauf zili» Firmament, um die blin' kendcn Stttnlein zu zählen. Und Anke glaubte den süßen Worten und seurigen Küssen ihres Peter, und nahm daheim geduldiger noch die Schläge des Vaters auf sich. Ihr jun ges Herz flammte auf in Liebe und keuscher Sehnsucht; im Traume sah sie nur noch die schwarzen blitzenden Augen ihres Burschen. . So kam der Winter h-ran, und Pe ter nahm Abschied bis »um Krüblina. „Er müsse jetzt in seine Heimath, komme aber wieder zu ihr zurück, sobald die Amseln zu singen begönnen." Und Anke saß daheim im einsamen Stübche» und spann, und lächelte, und dacht« sehnend ihres Peter. Und wenn sie in schneidiger Kälte den Kirchthurm be stieg, so hielt sie ringsum in der Gegend Ausschan. Wo, nach welcher Seite lag wohl seine Heimath? Sie hätte die Krähen und Dohlen, die das alte Ge liläner umflatterten, fragen mögen, oder die alte Thurmuhr, die so ein'sör mig ihr lautes „Tick-Tack" erschallen ließ. GeioH, die Welt war doch lustig, und schön war's in ihr zu leben man mußte nur lieben, und geliebt sein! Dann lohnte sich's schon! Die Amseln waren nun da, und Anna harrte täglich ihres Burschen. Er kam nicht. Wohl zwanzig Mal des TageS lief fie die holprige Treppe hinan. Da das war er wohl,.der Peter! Ach nein! Nur Pfarrers Loisl, der Knecht. Aber dort? dort zeigte sich eine schlanke, ebenmäßige Gestalt und ein blansarbig Halstuch ach nein! das war der Forstgehilfe vom Nach barsdorf, der nur rohe Spottreden für sie hatte. Er kam nicht wie sehnsüchtig auch die blauen Augen nach ihm ausschau ten, wie oft auch der alte trübe Thrä nenschleier sich wieder in ihnen blicken ließ. Da ging sie jüngst am Hose des re - chen Psannbauers vorüber. Eine wohl bekannte Stimme schlug an ihr Ohr, ein Bursche halte eine hübsche Dirne umhalst und küßte sie. Anken erstarrt« das Herz in der Brust, ihr Fuß wur zelte am Boden. Da sahen die beiden Schäkerndtn nach ihr, und Peter Venn er war eS wirtlich —ries auflachend herüber: „Ah! die rothe Anke! Kommst grad' recht! Brauch' ich Dir kein A-dschieds brieflein zu schreiben. Hast vielleicht glaubt', ich setzte die Spielerei fort? Fehlgeschossen! In drei Wochen Heirath' ich die Crescenz da, dem Pfannbauer fein' Tochter kannst zur Hochzeit läu ten, Du Rothe!" Wie von Furien gepeitscht, verfolgt von dem Gelächter des Treulosen nnd seiner Dirne lies Anke heim, und warf sich, laut ausschluchzend, auf ihr Lager. Alle Qualen verrathener Liebe zerfleisch ten ihr armes Herz. Wie.im Traum wankte sie TagS umher, um Nachts in gräßlichen Träumen doch keine Ruhe zu finden. Was zuckte und schmerzte denn da unter dem Mieder in ihrer Brust? schaiwr flogen durch ihren schlanken Körper, die Thränen flössen in Strö men über die blassen Wangen, oft stockt« der Athem dann lief die Ante hin über zur stillen schattigen Kirche und lag vor dem großen Marieubilde auf den Knieen. Sie faltete die Hände nnd bewegte die Lippen mühsam zum Gebete aber das Beten war jetzt so schwer, weil sie immer das Spottge- ' lächter des Treulosen in ihren Ohren vernahm. Der Vater, der bald sah, wie sie den Dienst und das Hauswesen vernachläs sigte. mißhandelte sie doppelt. Doch sie sühlte das Elend nun gar nicht mehr. War doch das Herz immer so weh wie hätte sie wohl außen die kleinen Wunden gespürt? So kain der Hochzeitstag des Peter mit der Pfannbauer Eresceuz heran. Die Anke war die ganze Nacht nicht in's Bett gekommen. Ueber ihre fahlen Wangen rieselten die Thränen stunden lang, ihr selbst unbewußt. Am Morgen richtete sie alles im Hause,her; für den Vater das Sonn tagsgewand, und sein Lieblingsgericht, lZrbsen mit Speck dann wusch sie sich, glättete und flocht die rothen Zöpfe und zog das Beste an, was sich in ihrem bunibemalten Koffer vorfand. Auch auf dem Gottesacker huschte sie, und lag dort am Grabe der Mutter ein halb Stündchen im stillen Ge bete. Gegen nenn Uhr ergriff sie die Schlüssel zur Kirche, und klomm die steile Thurmtreppe hinan. Sie war eng und dmitel und eine aufgescheuchte Fledermaus taumelte ihr ins Gesicht. Niemals war Anken der Weg nach Oben so schwer geworden». An einem Aus schnitt des Thurmes hielt sie an und athmete auf. „O! du schöne Gotteswelt! Für alle glücklichen Menschen so lustig für mich weiter; nur wei ter " Endlich hatte sie müde ihr Ziel er reicht. Da hing am großen Strebebalken ihre alte Freundin, die Glocke aus Erz. Mild lächelnd schaute Anke hinauf zu ihr: „Sollst auch mir heut einen Liebes dienst erweisen!" Drunten lag der Kirchplatz mit sei nen Gräbern im Sonnenschein, und des Thürmers Tochter trat an die breite Lücke, aus der man bei feier lichen Gelegenheiten die OrtSsahne steckte. Alle schauten nach dem Pfarrhofe. Hetzt blitzte ein Schuß auf das Zei chen, daß sich der Hochzeitszug in Bewe gung setzte. Anke preßte die Hände auf's wild schlagende Herz, dann warf .sie noch c.inen Blick auf den tiesblauen Himmel, ergriff das Seil, und begann kräftig zu ziehen. Aus den Riesenlungen des ehernen Körpers drangen die grollenden Töne, und Anke starrte, halb abwesend, nach dem Zuae, der in bunter bäurischer Pracht sich endlich dem Kirchenportale nahte. Ein paar Schwalben haschten sich vor der Lücke und jetzt— jetzt waren sie am Eingang bei den vier großen Linden, und jetzt ging ein Sausen durch die Luft ein dumpfer Fall und die rothe Anke lag mit >erschmettcrten Gliedern auf dem breiten Grabsteine, der einst ihr Liebesglück ge sehen. Der Peter hat die Crescenz acht Tag« später doch heimgeführt; aber läuten j>at er dies Mal nicht lassen.
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