2 »er verwandelte »«»«. Trotz der bitterernsten Zeiten gibt e« «och immer begnadete Gemüther, di, guter Laune geblieben und einem harm losen Scherze nicht abhold sind. Be weis hierfür ein kleiner Ulk am Stamm tifche eine» bekannten Gasthause» im g. Bezirke in Wien, der einen ganz hüb schen Lachersolg erzielte. Saßen da die Tischgenossen schon eine Weile beim Frühschoppen, al» der Wirth herantrat und einem derselben einem Baumei ster eine fein säuberlich in Gold fchlagpapier gehüllte Flasche übergab, die dieser freundlich schmunzelnd in Empfang nahm. „WaS bringen Sie ihm denn da?" wurde der Gastgeber gefragt. .Einen Liter von meinem gewissen GumpoldSkirchner." .A, bravo!" unterbrach einer der Herren, ein stet» jokoser Kausmann. den Spre chenden und schnalzte lüstern mit der Zunge, .der soll un» zum Besten gege ben werden. Also nur schnell die Glä ser!" „Gott behüte," wehrte der Baumei ster ab, .den Wein habe ich meiner Schwiegermutter versprochen, die heute ihren Namenstag hat." „Faule Aus rede," versetzte der Geschäftsmann, »eine Schwiegermutter, die den Tropfen verdient, gibt eS gar nicht. Sie haben den Wein ja doch nur für uns bestellt." Aus eine wiederholte Versicherung, daß dem nicht so sei, wurde die Sache fallen gelassen und ein anderes Gespräch be gonnen. Kurz darauf entfernte sich der Kausmann unbeobachtet aus dem Extra zimmer, kehrte aber bald zurück und setzte sich wieder an seinen Platz, nur rückte er dem Baumeister etwas näher. Nach einer Weile brachte er ein Thema auf's Tapet, das erfahrungsgemäß den Mann vom Richtmaß in eine beträcht liche Aufregung versetzte und zu wahr haft sprudelnder Rede veranlaßte. DaS war auch diesmal der Fall. Der Baumeister hatte sich eben in Ei fer geredet und lebhaft mit den Hände» agirt, als fein Nachbar Plötzlich aus rief: „Donnerwetter, die Flasche!" dieselbe mit raschem Griff an sich riß und in eine rückwärtige Rocktasche steckte. .Hallob, keine Dummheiten," unter brach sich der Redner sofort, „den Wein her!" „Na, na, sind Sie doch froh, daß ich ihn in Sicherheit brachte, Sie hätten ihn sonst gleich verschüttet. Uebrigens, wenn Sie sich darum ängsti gen— da ist er." Die säuberlich in Goldschlagpapier verwahrte Flasche er schien wieder und wurde ihrem Eigner übergeben. Nicht lange daraus erhob sich dieser und verließ das Gasthaus. Kaum war er sort, als der Kausman» frische Weingläser bestellte, aus der Rocktasche eine, der vorhin dem Bau meister übergebenen, zum Verwechseln ähnliche zweite Flasche hervorzauberte, dieselbe entkorken ließ und einschänkte. .ES ist der Schwiegermutter - Wein," erläuterte er zum allgemeinen Ergötzen; .ich habe die Bouteillen ausgetauscht. Pereat die Schmutzerei! Hoch der edle Spender!" Natürlich wurde ihm gerne Bescheid gethan und der gelungene Scherz weid lich belacht. Etwa zehn Minuten wa rm vergangen. Noch einmal schlugen die Gläser aneinander, da—stürzte mit allen Anzeichen heftigsten Zornes der Baumeister herein. .Wer hat sich diesen elenden Witz mit mir erlaubt?" schrie er schon an der Thür und wies die bewußte Flasche, von deren HalStheil das feine Papier in Fetzen herunterhing, .wer, frag' ich, hat das gethan? Antwort will ich!" .Nun, nun," meinte einer der Her ren begütigend, „das Unglück ist doch nicht so groß. Der Wein wird ja auch nicht viel schlechter sein, als der Gum polds —" „Was, Wein!" brüllte der Zornige, „wissen Sie, was ich mei ner Schwiegermutter nach Hause ge bracht habe? Wasser! Wasser, so daß sie glaubt, ich habe sie absichtlich krän ken wollen, Wasser, da sehen Sie her" und er riß die Papierhülle sort und schüttete überdies einen kleinen Theil der Flüssigkeit in ein GlaS „da, pures Wasser!" Da» nun losbrechende Gelächter verstummte aber rasch, al» der „Aufgesessene" mit noch verstärktem Grimme auf den Kaufmann losfuhr und ihn anschrie: „Und das haben nur Sie gethan und Sie sollen eS büßen.." Der solcherart Attakirte wich erschrocken zurück und gestand seine That. Nun drang aber der Baumeister erst recht auf ihn ein und da e» fast den An schein hatte, als ob er den Spaßmacher »erreißeu wolle, so legten sich die ande ren Gäste in's Mittel und fragten de» Wüthenden, welche SatiSfaction ihm Wohl genügen würde. „Gut," meint« dieser nach «inigem Ueberlegen, .ich will mich bezähmen. Aber Strafe muß sein. Ich verlange also, daß der be wußte Herr erstens auf seiner Visitkart» bestätigt, daß er den unverzeihlichen Scherz machte, zweitens, daß er sofort zwei Liter GumpoldSkirchner bezahlt, einen für meine Schwiegermutter und einen für die Gesellschaft, und dritten», daß er hier vor unseren Augen die ganze Flasche Wasser austrinkt, die er mir in die Hand spielte." Der gutmüthige Kaufmann machte keine Einwendung, that Alle», wie es geheißen, und trank schließlich, wenn auch mit beträchtlichem Abscheu, da» Wasser hinunter. .Sind Sie nun zu frieden?" fragte er dann feinen Geg ner .Vollkommen", erwiderte dieser, ohne jede Spur von Zorn »nd mit freundlichstem Lächeln, .umso zufriede ner, al» ja Sie der Aufgesessene sind". »Ich? Wieso?" .Einsach des halb, weil mir Ihr« Borsorge sür meine Flasche sofort verdächtig war, ich dieselbe deshalb gleich unter dem näch sten HauSthor entkorkt«, den Inhalt entdeckte und hierher zurückkam, um Sie ir» Bockshorn zu jagen. Sie sehen, ich wollte nur Spaß machen". Nu« wurde allerseits aber hellauf gelacht, diesmal aber auf Kosten de» überlisteten Spaß vogel». Die Sonne erröthet, wenn sie den Langschläfern in'S Belle schaut, der Langschläfer aber nicht. Ltst «eg«» List. In dem Agentur-Bureau einer nord deutschen LebenSversicherungSgesellsckast in Wien herrschte tiefe Stille. Der Chef schlummerte in seinem Lehnstuhl, die jüngeren Beamten kämpften mit dem Schlaf. Nur von Zeit zu Zeit hörte man ihre Federn über da« Papier kratzen. Plötzlich ging die Thür aus. Alle fuhren zusammen und schnellten dann von ihren Sesseln empor. Herein trat ein junge», stattliches und schönes Paar, da» sich als Herr von Sent-Miklosy und Gemahlin vorstellte. Der Mann, nur wenig älter als die Frau, war eine athletisch gebaute Gestalt. Er trug aus seinen breiten Schultern einen zugleich hübschen und interessanten Kopf, dem die leichtgebräunte Gesichtsfarbe noch einen besonderen Reiz verlieb. Große dunkle Augen blickten unter dem leicht gekräuselten schwarzen Haar hervor, und ein kurzgeschnittener runder Bart umrahmte daS volle, frisch gefärbte Gesicht. Frau von Sent-Miklosy war »ine echt ungarische und zugleich aristokratische Erscheinung. Mittelgroß, mit üppigen Formen, elastischen Bewegungen, einem runden, anmuthigen Gesicht, aus dem zwei lachende, blaue Augen kokett her vorblickten, mit reichem, dunkelblonden Haar, mußte sie auf jeden Mann elek trisirend, auf empfänglichere Naturen geradezu berauschend wirken. Auch hier in dem kleinen Bureau waren Alle, Chef sowohl als Unter gebene, zu gleicher Zeit überrascht und verwirrt durch ihre Erscheinung; doch der Chef fand bald seine geschäftliche Würde wieder und nachdem ein jünge rer Beamter dem vornehmen Paar zwei Stühle gebracht hatte, ging man zu der Angelegenheit über, welche Herrn und Frau Sent - Miklofy aus Ungarn nach der Kaiserstadt an der Donau geführt hatte. Die beiden Eheleute wollten sich gegenseitig aus ihr Leben versichern, was der Assekuranzgesellschaft ein aus gezeichnetes Geschäft versprach, denn nach dem Augenschein zu schließen, war beiden eine lange Lebensdauer in unge trübter Gesundheu und Heiterkeit be schieden. Nachdem die ersten Formali täten erfüllt waren und daS schöne Paar daS Bureau wieder verlassen hatte, be gann der Chef einen jungen Beamten Namens Jrmeny, dessen Wiege gleich falls in dem fchönen Pußtaland gestan den hatte, in Bezug ans den Eindruck, den ihm die schöne Frau gemacht hatte, zu necken, denn er liebte es, den jungen feurigen und biederen Magyaren bei je der Gelegenheit zum Stichblatt seiner harmlosen Scherze zu machen. „Sie irren sich", sagte Jrmeny, wel cher bisher in der That wie in tieseS Brüten versunken da gesessen hatte. „ES ist nicht die schöne Frau, die mich in Verwirrung gesetzt hat, aber ich habe meine Gedanken über diesen Herrn Sent-Mitlosy. Mir ist, offen gesagt, dieses Paar verdächtig und ich möchte behaupten, daß er entweder nicht der Herr Sent - Miklosy ist, oder sie nicht seine Frau." „An Ihnen ist ein Polizeiazent ver dorben, Jrmeny", rief der Chef. „Aber diesmal sind Sie auf falscher Fährte. Uebrigens werden uns die Papiere, die uns vorgelegt werden müssen, über das übrige aufklären." Vorläufig behielt Jrmeny Unrecht. Die Papiere waren vollständig in Ord nung, sie legitimirten das interessante Paar als Herrn Stephan und Frau Etelka Sent-Miklosy. Nicht minder günstig als die Legitimation präsentirte sich das Ergebniß der ärztliche» Unter suchung. Der Arzt der Gesellschaft er klärte, er habe noch niemals ein Ehe paar gesehen, wo beide Theile sich in dieser Weise der blühendsten Gesundheit und der Anwartschaft auf ein hohes Alter erfreuen würden wie hier. Somit war Alles in Ordnung, die gegenseitige Versicherung auf die hohe Summe von fünfzigtausend Gulden wurde ohne Anstand übernommen und Herr und Frau Sent-Miklosy bezahlten die erste Jahresrate gleich im Vorhin ein, was aus den Chef einen ganz aus gezeichneten Eindruck machte. Es verging ein Jahr. Herr und Frau Sent Miklosy waren in Wien ver gessen. Man erinnerte sich ihrer wie der, als neuerdings die Assekuranz- Prämie pünktlich für ein neue» Jahr voraus bezahlt wurde. Einige Wochen später siel wie ein Blitz aus heiterem Himmel eine Todes anzeige in das Bureau der Assekuranz agentur, welche derselben die keineswegs erfreuliche Nachricht brachte, daß Herr Sent-Miklosy das Zeitliche gesegnet habe. Einige Wochen ließ die dauernde Wittwe nichts von sich hören, dann legte ein Rechtsanwalt in ihrem Namen die nöthigen Dokumente vor und betrieb die Auszahlung der versicherten Summe. I« diesem Moment erinnerte Jr menh seinen Chef neuerding» an den Verdacht, den er seiner Zeit in Bezug aus Herrn und Frau Sent-Miklosy geäußert hatte. „Ich bitte Sie", rief der Chef unge duldig, „Sie scheinen mir wirklich in Bezug a«f diese beide Personen von einer fixen Idee besessen. Sie sehen ja. daß Alles in Ordnung ist. Da mals stimmten die vorgelegten Pa> Piere und auch jetzt liegt nichts vor, was uns nur den geringsten Zweifel gestatten würde". «Gestatten Sie mir," ergriff Jrmenl; nochmals das Wort »Sie wenigstens darauf aufmerksam zu machen, daß es bei einer so großen Summ« denn doch der Mühe werth wäre, mindestens fest zustellen, an welcher Krankheit dieser so trästige und gesund« Herr Sent - Mi klosy gestorben ist. Das einzig Mög liche nach meiner Ansicht wäre eine akute Krankheit wie TyphuS oder Lungenent zündung, denen kräftige Männer am lGchlesteu erliegen." „Welchen Grund," sagte der Chef, .haben Sie, sich gerade für die Krank- h«it de» Herrn Sent - Miklosy zu int«- resfiren?" „Weil mir auffällt," sagte Jrmeny. .daß gegen alle Gepflogenheit in dem Todtenscheiu die Krankheit, an der der selbe verschieden ist. nicht genannt ist." Der Chef ließ sich den Todtenschein geben und las denselben nochmal« ge nau noch. „Sie haben Recht," sagte er endlich, den Kopf schüttelnd. „Wir wollen un» also so raich al» möglich über die Krankheit, an der Herr Sent-Miklosy verschieden ist, insormiren." „Ueberlassen Sie da« mir," sagte Jrmeny, „ich habe Bekannte dort in der Gegend, e» wird mir am leichtesten wer den, da» zu eruiren, ohne daß meine Anfrage Aufsehen erregen könnte." Wenige Tage später wie» Jrmeny einen Brief vor, in dem ihm von glaub würdiger Seite mitgetheilt wurde, daß Herr Sent-Miklosy an Schwindsucht gelitten habe, und auch an dieser Krankheit gestorben sei. „Glauben Sie das?" rief jetzt Jr meny triumphirend, .glauben Sie, daß ein Mann wie dieser, den wir hier in unserem Bureau an der Seite der schö nen Frau gesehen haben, jemals schwindsüchtig werden könnte und nun gar in so kurzer Zeit dieser Krankheit »liegen?" Diesmal blieb der Chef die Antwort schuldig. Man berief den Arzt und er erklärte, daß er eS seinerseits sür un möglich halte, daß der damals von ihm zründlich untersuchte, schöne stattliche Mann in so kurzer Zeit ein Opfer der Schwindsucht hätte werden können. Endlich begann auch der Chef der Agentur Zweifel in die Identität jenes Herrn Sent Miklosy, der sich bei ihm vorgestellt hatte, zu setzen, und entschloß sich, Jrmeny, der sowohl die Kenntniß des magyarischen Idioms, als die Ver lrautheit mit den ungarischen Verhält nissen für sich hatte, an Ort und Stelle ;u entsenden, um den Sachoerhalt fest zustellen. Jrmeny ging mit der ganzen Schlau heit eines geriebenen Polizeiagenten vor. Er zog zu seiner Reise Kleider in, die er sich eigens zu diesem Zwecke zekauft hatte, ließ sich seinen schönen oollen Bart rasiren und sein üppiges haar klk lissoo fcheeren. Zum Ueber fluß setzte er, der durch seinen Adlerblick bekannt war, noch eine blaue Brille auf. Auf diese Weise vollständig verwandelt, reiste er nach Ungarn, durcheilte einen großen Theil des Landes und machte indlich in einem Städtchen in der Nähe »es Gutes, da» dem verdächtigen Paare zehört hatte, Halt, und trat sowohl in )em Gasthof, in dem er abstieg, als bei mehreren Handelsleuten des Platzes un ter der MaSke eines Reisenden der Ge ireidebranche auf. Bei einer Flasche feurigen Ungar veinS suchte er einen Getreidehändler, mt dem er zum Schein ein größere» Neschäst entrirte, sür sich zu erwärmen, bestach ihn dann vollends durch ein paar zute Witze und Anekdoten und kam end lich aus das Thema, daß ihn so fieber 'zast interessirte. „Sagen Sie mir, Amice," ries er, .wie geht eS denn dem Herrn Sent-Mi !losy, mit dem ich vor einigen Jahre« :in großes Geschäft gemacht habe?" „Sent-Miklosy?" erwiderte der Ge treidehändler. .er ist vor Kurzem ge storben. waSSie jedoch nicht überraschen iiird, denn er war schon seit mehreren Jahren schwindsüchtig." „Aber daß es so rasch mit ihm berzab zing," sagte Jrmeny, „wundert mich zoch; er machte immer den Eindruck :ines kräftigen Mannes." „Kräftig? DaS kann ich gerade nicht behaupten," sagte der Getreidehändler. ,Er war ein kleines, mehr schwächliche» Männchen; man hat ja niemals be griffen. daß seine Frau, dieses schöne, reizvolle Weib, ihm ihre Hand gereicht hat." „Ja, daS habe ich auch niemals ver> standen," bemerkte Jrmeny. Danr zing er von dem Thema wieder ab, den» ?r wußte genug, sein Verdacht wa> surch die Aeußerung des Getreidehänd lers bestätigt worden. Wenige Tage später kam Jrmeny. US Hausirer verkleidet, in das Castell, das die schöne Wittwe bewohnte, unt oerlangte dieselbe zu sprechen. ES war ll Uhr Vormittags. Trotzdem be hauptete das Stubenmädchen, die Gnädige sei noch nicht angezogen. Da Jrmeny, der sich prächtig in den Ton eines richtigen zudringlichen Hau sirers hinein fand, nicht weichen wollte, irfchien plötzlich der fchöne Kopf der Frau Sent Miklofy am Fenster und daS verwirrte blau-schwarze Haar, das bis auf ihre Schultern niederwallte, gab Zeugniß davon, daß sie wirklich soeben erst ihr Lager verlassen hatte. „Gehen Sie doch, Sie zudringliche, Mensch", rief sie hinab, „,ch kaufe nichlS. WaS ich brauche, beziehe ich auS »er Stadt, machen Sie, daß Sie fort kommen!" » Damit verschwand die schöne Frau, iber Jrmeny dachte nicht im entfernte sten daran, ihrem Befehle Folge zu leisten. Immer wieder versuch.« er »aS Stubenmädchen zu überrumpeln and in da» Hau» einzudringen. Da zing plötzlich die Thüre aus und aus der Schwelle erschien der stattliche schöne Mann, welcher sich in dem Bureau der ilgendatur in Wien als Herr Sent- Miklosy vorgestellt hatte. Nun bestand lein Zweifel mehr. Jrmeny ließ sich diesmal kurzweg abfertigen und trat in froher Aufregung den Rückzug nach der Stadt an. An demselben Nachmittag erschien Jrmeny wieder, diesmal in der MaSke de» Getreideagenten und in Begleitung de» Stuhlrichter», welcher mit Frau Sent-Miklosy gut bekannt war, so daß sein Erscheinen in ihrem Hause durch aus nichts auffällige» an sich haben konnte. Di« beiden Herren wurden auch so fort von der schönen Frau empfangen, welche jetzt in ihrer geschmackvollen Trauertoilette noch um viele» reizender aussah als damals in dem hellen Sow mcrkostüm in Wien. Sie nahm auf dem Sopha Platz und lud die Herren «in, sich ihr gegenüber niederzulassen. „WaS führt Sie hierher, Herr Stuhlrichter?" begann sie lächelnd. „Ich erlaube mir. Ihnen einen guten Bekannten zu bringen, welcher Vertre ter eine« großen Hause» in Wien ist und die hiesige Gegend bereist, um Einkäufe in Getreide zu machen. Ich glaube, daß sich hier ein gute« Geschäft für beide Theile ergeben kann. Somit habe ich mich meiner Mission entledigt und überlasse da» weitere Herrn Jr meny". „ES ist mir fehr angenehm." sagt Frau Sent-Miklosn,.Sie kennen zuler nen, Herr Jrmeny, und bin ich gerne bereit, mit Ihnen zu verhandeln, denn e» kann mir ja gleichgiltig sein, wer meine Frucht kaust, wenn dieselbe nur gut bezahlt wird, denn sehen Sie, Herr Jrmeny. ich bin eine grau, die ge wohnt ist, gut zu leben, und brauche schrecklich viel Geld, wie Ihnen der Herr Stuhlrichter Wohl bestätigen wird." „ES wird mir ein Vergnügen sein," erwiderte Jrmenv. „einer so schönen Dame eine möglichst große Summe zu Füßen legen können." „ES ist aber besser," sagte Frau Sent-Miklosy, „daß Sie da« Geschäft liche mit Herrn Mokai besprechen, es ist dies ein Verwandter von mir, der jetzt mein Gut leitet und auch sonst mein Vertreter ist. Ich werde ihn rusen las sen, wenn Sie es wünschen." „Ich bitte darum," sagte Jrmeny. Die Gnädige klingelte, ertheilte der Zose den nöthigen Befehl und kurze Zeit darauf erschien Herr Mokai im Salon. Jrmeny faßte ihn scharf in's Auge, erhob sich dann und reichte ihm die Hand. „ES sreut mich." rief er, „Herr von Sent-Miklosy, Sie wohlbehalten anzu treffen. Man halte mir gesagt, daß Sie gestorben wären." Mokai war blutroth geworden, blickte verwirrt bald auf Frau Sent-Miklosy, bald aus den Stuhlrichter und fand kein Wort der Erwiderung. „Sie irren sich," sagte jetzt Frau Etelka, gleichfalls verlegen, „dieser Herr ist nicht mein Gatte, sondern mein Ver wandter, Herr Mokai, von dem ich Ihnen sprach." „Verzeihen Sie. gnädige Frau," sprach jetzt Jrmenv, während er die schöne Etelka fest in's Auge saßte, „aber in dem Bureau unserer Assekuranzagen tur in Wien stellten Sie uns diesen Herrn als Ihren Gemahl Herrn Sent- MiNosy vor." .In Ihrem Bureau?" stammelte Etelka, indem sie aussprang und bleich, am ganzen Leibe bebend, Jrmeny an starrte. .So ist e», meine Gnädige." fuhr Jrmeny fort. „Verzeihen Sie mir, daß ich mich als Vertreter eines Ge treidehändlerS bei Ihnen vorgestellt habe. Mein Name ist Jrmeny und ich bin Beamter der LebensverficherungS gesellschast, bei der Sie sich aus daS Leben Ihres verstorbenen Gatten ver sichert haben. Ich sehe jetzt, daß Sie im Verein mit Herrn Mokai versucht haben, unserer Gesellschaft die Summe von fünfzigtausend Gulden aus betrü gerische Weise zu entlocken. Das Uebrige muß ich leider dem Herrn Stuhlrich'.er überlassen." „Aber Herr Stuhlrichter, Sie wer de» doch nicht glauben, daß wir, daß ich „Ich muß glauben, meine Gnädige," erwiderte der Stuhlrichter achselzuckend, „was ich schwarz auf weiß sehe und was mir dieser Herr in amtlicher Weise be zeugt. Uebrigens kann es Ihnen nur erwünscht sein, wenn die Sache sich an ders verhält, dem Gerichte Gelegenheit zu geben, dieselbe zu Ihren Gunsten aufzuklären. Bis dahin muß ich Sie aber ersuchen, mir zu folgen, ebenso Herrn Mokai." „Was!" rief Frau Sent-Miklosy ent setzt, .Sie wollen uns verhaften?" „Ich muß meine Pflicht thun, mein: Gnädige," erwiderte der Stuhlrichter, „auch dann, wenn dieselbe mir so pein lich wird wie in diesem Augenblicke." Trotz aller Bitten und Betheuerun zen der schönen Frau verfügte der Stuhlrichter ihre Arretirung und ließ sie mit Herrn Mokai zusammen in einem geschlossenen Wagen durch die Pandu ren noch in derselben Stunde nach der Stadt eskortiren. Ein halbe» Jahr später verschlangen die Leser verschiedener Journale mir fieberhaftem Interesse die Berichte über die interessante Gerichtsverhandlung, welche gegen Frau Sent-Miklosy und Herrn Mokai durchgeführt wurde. Die selbe endete mit einer Verurlheilung der beiden Betheiligten, während Jrmeny in wahrhaft nobler Weise von der Asse knranzgesellschast belohnt, in die glück liche Lage kam, ein geliebtes Mädchen, mit dem er schon seit Jahren verlobt war, endlich zum Altar führen zu kön nen. s a l> « l. Ei« junge» Mädchen trat vor ZeuS und flehte: .Erhab'ner Gott l Du hast Beredsam keit, Des Wort'S gewandte Uebung mir ver sagt: Gib mir ein Mittel, Hoher, diesem gleich. ChrysanderS Lrebesworte zu erwidern!" .Du sollst ein besseres haben/ sagt der Gott. Und er hielt Wort, er schuf den Kuß. G. Britisch. Der wahre Grund. Alter Freund (zu Besuch): .Na, mein Lie ber, wollen wir denn den ganzen Abend hier zu Hause bleiben? Möchten wir nicht noch zusammen ein Gläschen Bier irgendwo trinken?" Junger Ehemann (ängstlich auf die Mienen von Frau und Schwiegermutter blickend, stot ternd): .Ja ich.... ich bin eigent lich.... noch unschlüfselig". waffervrat« »»» «ht«a«B «ach »«« »tta«t»sch«» vcea«. Auf dem kürzlich in Detroit, dem Tentralpunkt der großen Canadischen Seenplatte, abgehaltene» Consent für Herstellung von Wasserstraßen wurde auch der Vorschlag auf's Neue in An griff genommen, einen T»eskanal von S 1 bi» 24 Fuß vom Michigan - See bi» zur Küste de» Atlantischen Ocean» Her llustellen und dazu die thätige Mitwir kung de» Congrefse» in Anspruch zu nehmen. Neu ist der Gedanke keine»- weg». Schon Albert Gallatin hatte 1808 mit weitschauendem Blicke die Wichtigkeit einer Verbindung der gro ßen Seeen mit dem Ocean anerkannt, und in seinem amtlichen Bericht al» Finanzminister einen Plan zur AuS sührung entworfen. Später, nachdem auch mehrere Bill» in dieser Richtung im Congreß eingebracht waren, wurden amtliche Vermessungen der Seentiese vorgenommen, um die passendste Linie des künftigen CanalS zu ermitteln. ES handelt sich hier um eine Wasser straße, welche ausschließlich durch da» Gebiet der Ver. Staaten läuft. Mit tel» des Welland-Canal», der oberhalb der Niagarafälle den Eriefee mit dem Ontariosee verbindet, ist eine Verbin dung vom Superiorsee au» mit dem Atlantischen Ocean allerdings schon her gestellt ; die letzten Glieder dieser Ver bindung sind dann, entlang dem Lause des St. LorenzstromeS, Kingston, Mon treal und Quebec. Der Welland-Canal ist jedoch nur 14 Fuß tief, und nur von Quebec t»S Montreal ist der St. Lorenz sür Seeschiffe größeren Tiefganges schiffbar. Um beim Anfang einer aus schließlich. amerikanischen Wasserstraße zu beginnen, müßte man die Vertiefung oben beim Ausfluß des Superior-SeeS in den Huron-See, am St. Mary'S- River, ansangen. Tann gelangt man zum St. Clair-River, dein Ausfluß des HuronseeS in den St. Clair-See und endlich dem Ausfluß des letzteren, dem Detroit-River in den Eriefee. Alle diese Wasserläufe haben nicht die erfor derliche Tiefe für Oceandampfer. ?! > Vom handelspolitischen Standpunkt aus betrachtet, würde die Benutzung der St. Lorenz-Linie den Seeverkehr zu sehr abseits von den Ver. Staaten lei ten, und die gerechtfertigte Hoffnung, durch Eröffnung neuer Verkehrsstraßen bisher unerichlossene Landestheile, wie beispielsweise das östliche und nördliche New Mrk, dem Weltverkehr zugänglich zu machen, würde dann unerfüllt blei ben. Man hat deshalb zunächst den Hudson mit seinem prächtigen breiten und tiefen Strom, der bekanntlich bis nach Albany hinauf also 140 Meilen von seiner Mündung in der New Pork ker Bucht starke Ebbe und Fluth hat und für Seeschiffe von größtem Tief gange fahrbar ist, im Auge. Die Be nutzung dieser natürlichen Wasserstraße machen sich zwei Pläne zur Ausgabe, welche jedoch die dieser Verbindung mit dem' Ocean an das Seensystem in verschiedener Weise be werkstelligen. Nach dem einen Project nämlich soll der St. Lorenz doch theilweise benutzt werden, und zwar von seinem Ausfluß aus dem Ontario-See bis nach Mon treal. Von hier würde dann ein Tief kanal nach dem romantischen Lake Champlain im Gebiete der AdirondackS gelegt werden. Von da ab bis nach Albany wäre allerdings ein sehr große Schwierigkeiten bereitendes Kanalsystem zu bauen. DaS ganz-amerikanische Project sieht vom St. Lorenz vollständig ab, umgeht bei Bussalo den Niagara auf ameri kanischem Boden, vermittelst eines neuen großartigen Kanals, verläßt bei Oswego den Ontariosee und benutzt zunächst den vorhandenen Kanal nach dem Oneida-See zu. Dann eröffnet sich über Rome, Utica und Hertimer County da» Gebiet de» MohawkthalS, welche» seiner ganzen Länge nach von einem vortrefflichen Kanal bis nach Albany durchzogen wird. Auch hier bedarf es also nur der Verbreiterung und Vertiefung für i»ie Zwecke der See schifffahrt, allerding» aus einer Strecke, welche in der Lustlinie immerhin 110 Meilen beträgt, durch die vielen Win dungen de! Thales aber auf 140 Mei len sich verlängert. Liebe bi» über'S Grab hinau» schwören sich wohl viele LiebeS leute nur. um von vornherein die Mög lichkeit. den Schwur zu halten, aus dem Wege zu räumen. Ein Recht»b«flifsener. Examinator: .Herr Candidat, wa» thun Sie, wenn Sie Jemand verklagen wollen?" Candidat: .Ich gehe zum RechrSanwalt". Siew V«rk«» «tr»Ke»»U»t». Won U»«», »ch»«». Wenn die Bowery auch nicht al» die belebteste VerkehrSstraße der Metropole bezeichnet werden kann, so ist sie doch diejenige, in welcher da» menschliche Getriebe niemals rastet. Der Broad way mit seinen Handelspalästen hat während der Tageszeit eine größer« Frequenz auszuweisen, dort schiebt und drängt sich unaufhaltsam von Morgens bis Abends die geschäftige Menschheit und eilen Tausende und Abertausende mit flüchtigem Gcuße an einander vor über, um im Kampfe um'» Dasein dem allmächtigen Dollar nachzujagen. Wenn aber der Abend seine Schatten nieder wirft, hat da» Treiben ein Ende. Jeder fucht derGefchäftS-Atmofphäre so schnell wie möglich zu entrinnen und eilt der nächstgelegenen Station zu, um i» mög lichster Eile seine Behausung zu errei chen; das Geräusch der schweren Last wagen verstummt allgemach, und wenn die elektrischen Strahlen ihr Licht üder das Handelscentrum der Stadt ergie ße», dann ist dort das Gewühl des Ta ges der Ruhe der Nacht gewichen. Anders verhält eS sich mit der Bow ery, denn dort beginnt um jene Zeit da» lebhafteste Getriebe, welche» stelig zu nehmend, erst wieder abnimmt, fobald dieVergnügungSplätze gefchlossen werden und sich dann gradweise verliert, bis die frühen Morgenstunden die geschäftige Welt wieder wachrufen. Die Powery bildet gleichsam ein Ka> leidoscrop des Thuns und Treibens der Bevölkerung der Großstadt, wenn man die „oberen Vierhundert", die sich in anderen Sphären bewegen, ausnimmt. Man findet dort u. A. den typhischen „Bowery Boy", der sich nicht um Alles von der Gegend zu treiinen vermöchte, wo er seine Jugend verbracht. Dort flanirt in seinen Mußestunden mit Vor liebe der Arbeiter; hier sucht der bie dere „Onkel vom Lande" sein Ideal der Großstadt und wird er auch gewöhn lich gerupft, wenn er des Guten zu viel thut. Die Einwanderer aus allsn Theilen der Welt emvsangen hier ihre ersten Eindrücke über das „gelobte Land" und gar mancher derselben läßt es sich bier Wohl sein und verjubelt im Handum drehen die letzten Groschen, die ihm die Mutter zum Abschiede »ach in die Hände gedrückt hat. Tugend und La ster wandeln hier nebeneinander und während sür Genüsse unschuldiger und erheiternder Art reichlich gesorgt ist, blühen auch zahlreiche Giftstätten, wo das Gemeine seine Triumpfe feiert. Bei einer Schilderung der Bowery, so weit es sich auf das Leben und Trei ben am Tage bezieht, bietet sich sür den Leser des Interessanten nicht viel. Die meisten der zahlreichen Vergnügungs plätze werden er t am Abend geöffnet und es sind höchsten» die nnter dem Namen „Dime Museum" bekannten .Kunstinstitute", welche sich eine» Zu spruches während des Tages erfreuen. Die Besucher dieser üppig slorirenden »Bildungsanstalten", in welchen der .dürre Mann" und die .sette Frau", das .achtbeinige Kalb" und andere ähnliche .Sehenswürdigkeiten" eine Rolle spielen, rekrutiren sich zumeist aus derjenigen Schaar von Fremden, welche über bescheidene Mittel gebieten. Sie staunen die .Wunder" an, begaffen den Sohn Erms, der mit Hilfe von Farbe und Federschmuck in einen Zulu umge wandelt wurde, und widmen mit glei cher Sorgfalt ihre Aufmerksamkeit de» anderen Kuriositäten. Wenn sie sich schließlich verleiten lassen, in diesen „Kunststätten" an einem Würfelspiel theilzunehmen, müssen sie dieses schließ lich mit einem beträchtliche? Verlust an ihrer Baarichast büßen. Am Abend jedoch sind in der Bowery die Thüren zu allen Vergnügungsstät ten geöffnet. Nach den süns oder sechs größeren Theatern strömt Jung und Alt von allen Seiten; aus de» Concert- Hallen ertönt Munt und in den Tingel Tangels lassen sich die mangelhaften Stimmen der .Laura's" und .Alma'S" vernehmen, die einst am Strande der Elbe oder der Spree ihre ersten Lorbee ren errangen und die mittlerweile recht welk geworden sind. Auch in den zahl reichen Wirthschaften geht es lebhaft her und überall amufirt man sich nach seiner Art. Auch die Demi Monde beginnt sich, je mehr die Abendstunden vorschreiten, breit zu machen und das große Contin gent der Bummler und Strolche bezieht die Straßenecken, um auf Opfer zu fahnden. Mit dem Schluß der Theater erhal ten die Conzerthallen und Tingeltan gel, sowie die zahlreichen Wirthschaften und Restaurants wieder neuen Zu wachs; wenn jedoch die mitternächtliche Stunde heranrückt, dann ziehen sich die Einheimischen zum größten Theile nach ihren Behausungen zurück und über lassen den sreniden Besuchern, welche ge sonnen find, die Freuden der Großstadt bis zum Grunde dH Kelches zu genie ßen, das Feld. Dann beginnt auch ge wöhnlich die Zeit, in welcher der ah nungslose Fremdling auf irgend eine Art und Weise gerupft wird, um mit einer Erfahrung bereichert nach den trauten Gefilden der Heimath zurückzu kehren. Um ein Uhr ist Polizeistunde und die Schankwärter beeilen sich. Fenster und Thüre» zu schließen und zu verhängen, um den Eindruck hervorzurufen, daß man dem Gesetze nachkomme. Drinnen »ird aber weilergezecht und die Sitten thüren gleichen den Taubenschlägen, wa« die Frequenz der Kneipen anbe trifft. Ging e» bi» zur Polizeistunde in vielen der Kneipen anständig her, so sammeln sich jetzt daselbst die Prosti tuirten an und fahnden auf die .Grü nen", von denen gar Mancher in das Netz gelockt wird, um sich dann am nächsten Tage als Ausgeplünderter ent weder aus der Straße, oder aber in einer Zelle zu finden. Den großen und anständigen Vereinen wollte man au» pietistischen Gründen feiten» der Legi», latur nicht erlauben, bei Bällen in den Morgenstunden sich dem Wein- unt Biersenusse unterern Au gen de» Gesetze» ist e« aber m jedem Lokale zweifelhaften Rufe», nicht uur in der Bowery, sondern in allen Theilen erlaubt, Spirituosen zu verkaufen und Orgien zu feiern. Und so hält da» Treiben in der Bowery lange bi» nach Mitternacht an, gleichviel ob Sommer oder Winter. Die Bürgersteige sind immer und zu meist von angeheiterten Personen be lebt. darunter gar manche schwankende Gestalt, die ihren Affen in der Schwebe hält, und dann anscheinend unbeachtet, ermüdet in einer Seitenstraße nieder sinkt, um dort auf den Stufen eines Hause» einzuschlafen. Einige Bumm ler haben jedoch da» Opfer bemerkt, und bald ist e» um dessen Börse und sonsti gen Werthsachen geschehen, es müßte denn ein Wächter der Sicherheit von ei ner verborgenen Stelle au« da» Treiben mit angesehen und demselben Einhalt gethan haben. Das geschieht aber nicht oft und in den meisten Fällen wird der Beftohlene noch obendrein in'» StationShauS ge bracht und muß am nächsten Tage im Polizeigericht noch eine Geldbuße ent richten und eine Strafpredigt seitens des Richters über sich ergehen lassen. Um die vierte Morgenstunde lichten sich auch die Reihen der Gäste in den Knei- Pen allgemach und sorgen mit den Be suchern der Bälle, von denen Viele den Heimweg antreten, daß der Verkehr aus der Straß« nicht aufhört. Um auch Abwechslung in die Situation kommen zu lassen, wird hier und da eine kleine Rauferei inscenirt, oder die Polizei unternimmt der Form halber eine Raz zia auf ein berüchtigtes HauS. So ist dafür gesorgt, daß in der Bowery im mer „Leben in der Bude" ist. Kaum hat sich der erste Sonnenstrahl herniedergesenkt, da tauchen auch schon die zahlreichen italienischen Handarbei ter auS der unter dem Namen „Little Italy" bekannten Colonie aus, um ge mein'am mit den Lumpen und Papier sammelnden Stammesgenossen der Scene ein anderes Gepräge zu geben. Die Bummler verlassen ihre Eck'N, um .mit oder ohne Beute" ihr Lager aus zusuchen und ihre Plätze nehmen die Stieselwichser ein. Du ist auch schon die fünfte Stunde herangerückt und wie mit einem Zauberschlage verschwinden die Vorhänge von den Wirthschaften und weitgeöffnete Thüren laden die Frühaufsteher in den zahlreichen Logir- Kasernen zum Frühschoppen ein. Mitt lerweile rückt auch das große Heer der Arbeiterschaft an, erst einzeln, dann in Gruppen, bis es in Kolonnen einher zieht, um die tägliche Beschäftigung aus zunehmen. Nun öffnen sich auch die Läden, die große Arbeit der Reinigung des BürgersteigeS vollzieht sich, der Blautock, der während der Nacht als Sicherheitswächter sungirte, sucht müde und abgespannt das StalionShauS aus. Der TageSverkehr hat in der Bowery begonnen, um wieder einem anderen Bilde zu weichen, wenn der Abend hereingebrochen ist. Schnöder Undank. Vor dem Budapester Gericht wird fetzt eine Reihe von Vorgängen acten mäßig verhandelt, die, wenn sie nicht mit Geldfragen verknüpft worden wären, sür einen Dichter ein dankbare res Feld geboten hätte, als für einen Richter. Eine reiche Gutsbesitzerin aus dem Banat engagirte für ihren neunzehnjährigen Sohn einen Erzieher, der sich alsbald im Hause heimisch fühlte und das Vertrauen des einen und des anderen Familienmitgliedes zu gewinnen wußte. So gestand ihm fein Zögling, daß er ein reizendes, aber sehr armes Mädchen liebe, das er wegen seiner Jugend nicht Heirathen könne, mit dem er kaum ein Wort wechseln dürfe, da Mama ihn mit ArguSaugen verfolge. Da» sechzehnjährige HauS sräulein aber klagte ihm, die Mama wolle sie an einen ältlichen Mann ver heirathen, den sie durchaus nicht liebe. Der gutherzige Erzieher beschloß nun, den jungen Leuten zu Helsen, wenn diese die Sache von der Mama geheim halten und dem Retter in der Noth An erkennung zollen werden. Die jungen Leute willigten in Alles ein und gaben darüber auch schriftliche Erklärungen. Der Erzieher erwirkte denn auch, daß sein Zögling nach kaum einem halben Jahr sür großjährig er klärt wurde, worauf dann der Zögling fein väterliches Erbtheil im Betrage von »7,1100 Gulden behob und fein Ideal, die Gouvernante seiner jüngsten Schwester, heirathete. Der löjährigen Haustochter jedoch vermochte dpc Er zieher in Folge eingetretener Hindernisse nicht zu helfen. Diese Hindernisse be standen darin, daß der als großiährig erklärte junge Herr das bedungene Ho norar nicht bezahlte, erstens weil seine Gattin es nicht zuließ, zweitens weil er nicht zulassen wollte, daß der Herr Er zieher feiner Schwester helfe, welche Hilfe darin bestanden hätte, daß der Herr Erzieher das unerfahrene Mäd chen entführe. Letzteres wäre nur dann der Fall gewesen, wenn das bedungen« Honorar sich in dem Besitz de« Erziehers besunden hätte. Nunmehr klagte aber der Erzieher seinen ehemaligen Zögling beim Buda pester Gerichl»hofe aus Zahlung von SOOO Gulden ein. Der Verklagte er kannte-allerdings, was den Proceßgang sehr vereinfacht, seine ZahlungSpslicht dem ehemaligen Lehrer gegenüber an, behauptete aber, daß dieser nur halbe Arbeit gethan, also auch nur halben Lohn zu beanspruchen habe. Der Ge richtshof wird nunmehr darüber zu ent scheiden haben, ob dem Kläger öOOO oder SSO« Gulden gebühre». Bei'm Examen. Professor: j,... So sehen wir, daß die Geschöpf, in fortwährender Wechselbeziehung ste hen, daß eins da» andere unterdrücke» will, —der Kampf um » Dasein! Maier, nennen Sie mir zwei solcher Thiere!* StudiosuS: .Härina und Kater!"
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