s IS«n« man tn «»«>«!«« rran» kW. Der bekannte englisch« Maler Sey «oar Lucas trng bei dem Eisenbahn unfall, der sich kürzlich bei Burgo» ereignete, einen Beinbruch davon. Er wurde von der Unglücktftätte in ein Hotel geschafft und lag dort mehrere Wochen aus dem Krankenlager. Ueber die Erlebnisse während dieser Zeit macht »r jetzt, wo er wieder völlig gesundet ist, solgende Mittheilungen: „Man hatte eigen» zu meiner Pfleg« einige fromme Schwestern kommen lassen. Dieselben erwiese» mir sehr viel Güte. Unglücklicherweise verstanden sie nicht englisch, während ich da» Spanische nicht einmal radebrechen konnte. Sie reichten mir Snppe, BiScuit» und noch viele andere Dinge dar. Aber ihre Hauptsorge war die, mich zu trösten, indem ste mir da» Kruzifix zum Küssen vorhielten, trotzdem sie wußten, daß ich Protestant sei. Um sie nicht zu ver letzen, küßte ich da» Kruzifix. An de» folgenden Tagen statteten mir der Gou verneur der Provinz, der Alcalde, der Oberrichter und der commandirend« General Besuche ab. Der Alcalde war ganz besonders abergläubisch. Einer meiner Freunde, der bei dem Unfall sein Leben verloren hatte, war aus sein Ge heiß in einem kleinen Raume auf der Außenseite de» Kirchhofe» eingescharrt worden, ein Beerdigungsort, der für un» Ketzer oder Ungläubige reservirt war. Die ganze Gesellschaft von BurgoS besuchte das Grab meines Freunde». Der Alcalde selbst wagte e» nicht: cr fürchtete die bloße Berührung mit dem Grabe eines Ketzers. Höchlich verwun dert war ich über die Art, wie man i» Spanien das „Privatleben" auffaßt. Halb au» neugieriger Müßiggänzerei, halb au» S mpathie stattete mir die ganze Stadt Besuche ab. Fortwährend war eine Menge Menschen in meinem Zimmer. Die Spanier, welche einige Worte englisch sprachen, richteten stch dort wohnlich ein. Zu meinen eifrig sten Besuchern gehörte der Erzbischos von Burgo», ein majestätischer und vor nehmer Prälat, dessen Physiognomie an diHenige von Irving in der Rolle de» Kardinal Richelieu erinnert. Der Erzbischos war nur des Spani schen mächtig, gesticulirte viel und küßte mir manchmal die Hände. Ich verstand nichts von seinen Rede», aber meine Maler-Phantasie war umsomehr ge kesselt. Im Hintergrund fielen die Vorhänge, welche die spanischen Schlaf »immer in zwei Hälften theilen, in schweren Falten nieder, und vor diesen Vorhängen bewegte sich der prachtvolle Erzbischos in großer Erregung. Als er zum letzten Mal zu mir kam, um sich von mir zu verabschieden, nahm er mei nen Kopf in seine Hände und küßte mir lange die Stirn. Von der Gluth dieser Scene ergrissen, .küßten die Umstehen den, selbst die Engländer, die Hände des Erzbischos»; einige sänke» sogar in di« Knie. > ES ük-rrrascht mich nicht, daß man das Gerücht von meiner Bekehrung ,',um Katholicismus in Umlauf gesetzt hat. Es war da immer eine reizende, kleine spanische Dame im Zimmer, welche eng« lisch verstand und als hätte dienen kennen. Aber üb rsetzte mir nie die Worte des Erzbischois, und aus anten Gründen, der hochwürdige Herr pehte d«n Himniel um meine Bekehrung an! Ich aber dachte während dieser ganzen Zeit weder an die katholische noch selbst an die p»otestantische Reli gion. Denn ich war völlig versunken in die künstlerische Betrachtung dieie» schönen Prälaten-Antlitze«, seiner Ge wänder aus purpnrrother Seide, seiner nervösen und von Kleinodien funkeln den Hände, die sich mir entgegenstreck ten und des Schattens, welchen dieser ttirchensürst warf, während er im ruhi gen Licht der Lampe im Zimmer aus- und nicderschritt." «cthetites Leben. » Dai Leben wollt' ich mit dir theilen, Du aber sprachst ein kalte» „Nein" — So muß ich denn dir ferne weilen Und weiter zieh'n sür mich allein In Lust und Leid vereint getragen Wär' uns manch' schöner Tag erblühti Dem holden Traum soll ich entsagen, Der doch beseitigt mein Gemüth?! Nein, nein! die Wunde wird nicht hei len. Die mir geschlagen dein Entscheid Du mußt mit mir das Lebe» theilen— Die Freude dir und mir das Leid! Franz Bonn. Al« nach Beendigung des siebenjährigen Kriege« 17«jlt aus dem sächs, chen Schlosse Hubertusburg der Friede geschlossen ward, ereignete »S sich —so erzählt „der Bär" daß fche Gesandte sich erhob und ein Hoch i»f seine Kaiserin Maria Tueresia aus brachte, diese imt der Sonne verglei chend. Ihm folgte der russische Ge- Andte, der sich iür seine Gebieterin Katharina 11. mit dem Ebenbilde des MondeS begnügte. Da trat als Drit ter der preußische Gesandte Gras von Hertzberg aus und sagte: „Und ich ver gleiche meinen König und Herrn, den Großen, siegreichen Friedrich, mit dem lojua in der Bibel, der zu der Sonne tagte: „Stehe still !" und der sich um den Mond und die Sierne gar nicht kitmnierte I" Man kann sich vorstel len, wa» sür lange Gesichter die Herren machten. Wohlwollend. Bürger kusschusse noch nicht oa?" Gemeinde dtener: .Nein, Herr Bürgermeister!" > —Bürgermeister: „Nun, dann drehen Sie die Uhr um 15 Minuten zurück, dvmtt die Herren nicht zu spat kom men!" Gedankensplitter. Einen schlechten Witz unterdrücken, ist oft schwierig»», al« «inen guten machen. Dte Vorstellung war zu Ende. Her mann Thieme verließ mit seine» Freu» den da» Theater. Alle lobten laut und enthusiastisch die neue Darstellerin der „Carmen". Tausend, da» war ein pi kante» Weib! Diese Augen! Diese Fi gur diese kokett« Grazie hinrei ßend! Nur Hermann Thiem« hatte zu dem Alle» geschwiegen. Er —er fand keine Worte, er vermochte nicht zureden er war wie behext. Die Freunde berathschkigten. wo man den Rest de» Abend» verbringen sollte. Hermann schlug zum Erstaunen der An deren ein elegante» Weinrestaurant vor. Er, der sonst so sparsam war! Her mann lebte bei seiner Mutter; er hatte al» Buchhalter einer großen Bank, ein hübsche» Einkomme», dazu etwas Ver mögen. So hätte er sich Manche? vergönnen dürsen. Aber er sparte, rechnete da» war ihm angeboren. Hente riß ihn ein unerklärlicher Drang fort; seine Begleitn meinten scherzhaft, sie hätte» ihm offenbar zu gratuliren vergessen; denn nur an Geburtstagen pflegt ««an zu solchen Extravaganzen zu neigen. Nun saßen sie in dem vornehmen Lo ral; in zwei blitzenden Kübeln kühlte der Rhein. Und noch ehe das erste Gla» geleert war, sprach man von ihr, von der Goldegg, vom Theater. „Warum sind die Damen vom Thea ter so reizend?" fragte ein junger Phi losoph, „Woher der alte, unwidersteh liche Zauber? Warum ist ihre Gunst so beglückend?" „Meine Herren," nahm ein Reiferer, Erfahrener das Wort, „eS ist da« ganze reizende Blendwerk der Bühne, der schöne Schein, dem wir verfallen. Von allem Märchenzauber der Bühne fallen leuchtende Strahlen auf das Weib, gast nur um des Weibe» willen wird da» Spiel dort oben entrollt, immer, oder doch in allererster Reibe dreht e» sich nur um sie! Und dennoch ist eS eine Thorheit, eine Schauspielerin zu heira theu. Bleibt fl« bei der Bühne, so ge hört sie dem Hanse nur halb on. Schei det sie, wird sie sich dahin zurücksehnen. Ueberhaupt kann ihre Seele nicht mehr jungsräulich. ihr Herz uicht mehr un schuldig sein: die Lüge ist ihr täglich Brot geworden I" Und Hermann wiederholte mechanisch: „E»ist eine Thorheit, eine Schau spielerin zu Heirathen I" Bei der Vor stellung jedoch, jene» reizende Wesen mit den berückenden Zigeuneraugen sein Ei gen zu nennen, vergingen ihm di« Sinne. Und wie er nun nach Hause ging, in sein friedlich geordnetes Heim, sagte er sich: „Ich werde mich ihr zu nahen ver suchen, weil ich so muß! Ich würde verrückt werden, wenn sie nicht einmal zu mir spräche —zu mir allein I Er trat in sein Zimmer. Die ein wenig herabgeschraubte Lampe brannte; unter dem von der Mutter Hand gehäkelten, grünseidenen Schleier brach ihr Licht doppelt gedämpft hervor. Aus dem Schreibtische lagen, von einem Krystall vürsel beschwert, einige Briefe und ein Abendblatt; sonst jede» der vielen zier lichen Utensilien in musterhaftester Ord nung. Drinnen in dem anstoßenden Alkove« jener Dust der Sauberkeit, den nur liebevolle Sorgsalt ju schassen weiß. Da ist nicht ein Kissen des blendend weiß bezogenen Bettes, das nicht sein gesticktes Monogramm trüge. Und in diese Welt eine Carmen! Er kam sich plötzlich wie von Sinnen vor. Warum hatte Carpien ilm behext? Wie kam er aus die hirnverbrannte Idee, sie und immer wieder sie in Be ziehung zu seiner Existenz zu bringen? Eine Antwort aus diese Fragen wußte «r nicht. Nur das Eine empsand er klar und deutlich: die Liebe hatte ihn gleich einem Wahn ersaßt. Loyal wie er war, dachte er nur an Ehe. Wie hätte er einem anderen Gedanken Raum die Worte von heute Abend in Erinne- „ES ist eine Thorheit!" Und er hossie, eS würde vorübergehen. Aber er täuschte sich, es ging nicht vorüber —es bliebl Es saß ihm tief in die Seele, wich nicht der täglichen Arbeit »och der stündlichen Boistellun gen, die er sich machte es blieb. Und er gab sich darin, er kämpfte nicht mehr dagegen. Von nun ab ging er jeden Abend in» Theater, wenn Fräulein Goldegg sang ; keine Beziehung zu ihnen. Nicht ein mal Genaueres über Carmens Privat verhällniss« vermvchie er zu erfahren. Uud er verzehrte sich in Sehnsucht. E» War nicht länger zu ertragen. Und eines Tages schrieb er «, sie einen langen, unsinnigen Liebesbrief. Welch' ein Narr war er geworden! Und was wollte er eigentlich? S< würde vielleicht gar nicht antwor te», würde seine verrückte Epistel im Kreise ibrer College» die Runde ma chen lassen, man würde sich auf seine Kosten amüsire». Er wartete in fie berhafter Spannung. Die Antwort kam; zwar nicht »mgeheud, aber sie kam. „Ich empfange tä,lch von 4 bis S Uhr, wenn ich Adenvr n cht fi ige. Be liebt es I ne», mich um die»« Zeit zu besuch.», >o soll es mir angenehm sein, Jhie Bekanntschaft zu mache»." Wie tühl und förmlich da» klang. Aber er war dennvh überselig. Zum ersten Male freute er sich aus den Tag, da sie nichl sviclte. Endliai—beut? gab man die „Nacht wandle, in" und ein Ballet; sie war nicht beschäsiigi endlich! ES schlug vier Uhr in ihrem Vorzimmer, als er draußen je ne itari« hervorzog. Er wollte ihr dtrekt z» Füßen fallen. Freilich in bürgerlichen Kreisen wäre daS eine Tollheit gewesen. Sie aber, die „Carmen" so spielte—sie mußte ihn verstehen! „Ich glaube nicht, daß Fräulein empfängt, sie fingt ja heute!" „Nein, sie singt nicht," versetzte er schnell. „Doch, mein Herr, die Vorstellung wurde abgeändert." Er hatte die rothen Zettel nicht ge sehen, hatte den Tag über kein Äuge iür die Aiischlagssäuleu gehabt,—„ihr" Name war ja nicht daraus zu finden! Sein verstörter Blick, seine ties« Be troffenheit mochte da» Mädchen rühren; sie wollte e» versuche». Und mit be deutsamen Lächeln meldete si« ihm: DaS Fräulein wollt« ihn d«nnoch empfangen. Eine Fluth überschwänglicher Hoff nungen stürmte aus ihn ein, Theäter prinzessinnen heirathen sast meist Gra sen und Barone, allenfalls einen reichen Bankier. Ader weshalb sollte nicht auch einmal eine LiebeSheirath möglich sein? Nun trat sie ein er war starr, wortlos! Ein noch ganz junge» Mädchen, höch sten» AnsangS der Zwanzig, mit fri schem Teint, ganz eiusach gekleidet und frisirt. Nicht», gar nichts erinnerte an Carmen—nur die herrlichen schwarzen Augen, dir tiese, wohllautende Stimme, die Grazie der schlanken Figur. „Sie haben ja so sehr gewünscht, mich zu sprechen, mein Herr," kam sie seiner Verlegenheit entgegen. „O, mein Fräulein," stammelte er, noch immer ganz außer sich, „eS ist keine Redensart—ich danke Ihnen den schön sten Augenblick meines Lebens I Seit ich Sie zum ersten Male g?sehen und gehört " Sie unterbrach ihn mit sanfter Ener gie. „Sprechen wir lieber nicht vom Theater," sagte si«. „Hinter dem Vor hänge, der Ihnen die Wahrheit deckt, ist beiweitem nicht Alles so schön, als Sie und Ihresgleichen glauben." Sie plaudertrn eine Weile. Ihre Güte und Sanstmuth machte ihm Muth. In seinem GlückeSüberschwang fiel er ihr zu Füßen und rief leidenschaftlich: „Ich liebe Sie—ich bete Sie an!" Erschrocken sprang sie aus. „Das dars ich nicht hören," fließ sie voll Angst hervor und—sort war sie. Er blieb in unbeschreiblicher Verwir rung zurück. War sie nicht srei? Durfte sie nicht HSren, wa» ihr gefiel? Und gefallen hatt« «r ihr zweisello«, sie hätte ,hn sonst ganz ander» behandelt ! .... O, eS würde noch Alles gut wer den! Ueberselig ging er. Schließlich wa» war denn mehr zu erreichen bei «iner ersten Begegnung? Auch Damen vom Theater können keusch und sittsam, streng und züchtig sein! Und bescheiden, anmuthig, liebenswerth nicht minder! Wahrlich dieses Mädchen durste er seiner Mutter zuführen. Und er hatte diese Perle gesunden und sie sie war ihm gewogen! Am folgenden Tage flog er zu ihr. Säon vor vier Uhr war er da, dieZose lächelte, er war der Erste im Salon. Gleich darauf erschien ein fremder Herr, vermuthlich ein Nebenbuhler. Her mann stellte sich ihm vor; es wäre ihm ein Vergnügen gewesen, den Menschen zu erwürgen. Jener war ein hübscher, exotisch aus sehender Mann, der ihn mit einer Art Acringschätzung behandelte. Das konnte sich dieser Herr erlauben, er war viel leicht hier zu Hause. Nun öffnete sich die Thür. Eine Dame trat herein eS war nicht Car men oder, wie sie eigentlich hieß, Ca milla. Sie war reichlich zehn Jahre älter als Jene, war stark geschminkt, trug eine excentrische Robe, die zwischen Schlafrock und Promenadenkleid di« Mitte hielt. Haltung, Miene, Ton waren selbstbewußt und wohl berechnet, nur die herrlichen Zigeuueraugen waren dieselben. In der beringten Hand trug sie eine Karte—seine Karte. „WaS verschafft mir das Vergnü gen?" wandte sie sich an Hermann, während sie dem ,A»dereu" vertraulich zunickte. „Ich such« Fräulein Camilla Gold, egg," antwortete er einigermaßen außer Fassung. „DaS bin ich!" sagte die Dame. „Da» sind Sie nicht!" fuhr Her mann, jede Rücksicht vergessend, aus. „Camilla ist ein Engel und Sie Sie wollen ihre Roll« spiele»—Sie find eine WaS ibm in jedem anderen Falle ge schehen wäre, ihm anch gebührt hätte, hlnauSgeworsen zu werden, unterblieb merkwürdigerweise. Die Dame warf sich aus die Causeus« und schüttete sich au» vor Lochen, der Herr hielt sich die Seiten. Die Beiden konnten gar nicht wieder zu sich komme«, so sehr schiene» sie erheitert. Mit starrem Entsetze» stand ihnen Hermann gegenüber. Wa ren diese beiden L«ut« vnrückt gewor den? .Woher wissen Sie, daß ich ein En gel bin? Wer hat Ihnen das verra then?" fragt jetzt die Dame, sich die Lachthränen trocknend. Aber eS packte sie von Neuem, ste brüllte wieder aus vor Vergnüge». Nur mühsam fand Hermann seine Fassung wieder. „Entschuldigen Sie mich, Fräulei» Goldegg, e« muß mich hier Jemand zum Besten gehabt haben. Gestern Nachmittag«, nm dieselbe Zeit, sah ich hier, an dieser Stelle, eine junge Dame." ,Ack>, mir wird Alles klar, athmete die Dame aus. Sie wandte sich a» den „Anderen": „Der Jüngling hat lonis chen gesehen! ifür Schwärmer seines Schlages sind die Gänschen ohne Flügel trotzdem Engel I" Sie lachten wieder, sie lachten wie Zwei, die sie genau kannlen. Gekränkt wollte Hermann zurückziehen. Aber Carmen hielt ihn auf. „Bleiben Sie." sagte sie mit einem Anflug von Miileid, „machenS>e LouiS chen den Hos—dichteu Sie sie an. wenn Sie wollen! Ei ist meine jünger« Schwester, sie hat im Grunde wenig Spaß, da« arme Ding. Aber merken Sie sich da« Eine: Wenn man so schau derhaft tugendhaft ist wie Louischen, so kann man die Carmen nicht so spielen, wie ich sie spiele! Da, junger Held da finden Sie Ihren Engel!" Und sie faßte ihn am Arm, sührte ihn über einen dunklen Korridor und schob ihn in die Küche. Da stand Louise und garnirte mit kunstgeübter Hand einen Häringssalat. Aber Hermann hatte Glück —das Mäd chen war nicht da er stand ihr allein gegenüber. Louise schrie auf, als sie ihn erkannte, ste hätte fast die Schüssel sali«« lassen, die sie eben prüfend hochge hoben hatte. Mit einem Blick erkannte sie, was vorgegangen war, Camilla lachte aus vollem Halse und schloß dann die Thür. „WaS soll ich weiter sagen?" begann Louise resokut. „Ich habe dte Rclle meiner Schwester gespielt." „Da« war sehr unrecht von Ihnen, Fräulein," antwortete er. Er sühlte sich ein wenig in seinem Philisterstolze gekränkt. „Ich bitte Sie um Entschuldigung, ich will Ihnen Alles gestehen. Möchten Sie mich hören?" Sie sah ihn so bittend, so schelmisch überredend an, daß er schon wieder um gestimmt war. „Mit Vergnügen," platzte er heraus. Und sie erzählte: „Ich war zehn, Camilla über zwan zig Jahre alt, als mir vollständig allein standen auf der Welt. Vater und Ätut ter todt, Verwandte kümmerten sich nicht um uns, weil Camilla zum Thea ter gegangen war. Schon damals wurde man auf sie aufmerksam;' si« machte rasch Carriere. Ich aber, die eine ganz unzukängliche Schulbildung genossen, wurde sehr bald für die Wirth schast verwendet. Ich kochte meine, Schwester Kaffee, stopfte ihr die Strümpfe, flickte, nähte, Plättete ihre Toiletten. Camilla hatte mich gern, ober ein wenig Aschenbrödel war ich doch. Sie lebte und webts sür die Bühne, der sie mit aller Leidenschaft angehörte; ich war ungeschickt, unbehol fen, ängstlich, kaum zu Statistcnrollen zu brauchen. So wuchs ich heran. Ich war wohl nicht übel, führte den Haus halt, der immer wieder von Jahr zu Jahr irgendwo anders neu einzurichten war, ich war fleißig und für mein Alter nicht untüchtig, aber ohne Stimme, ohne Talent, also sür meine Schwester eine Null! Sie wurde gefeiert, fast be rühmt, meine Lage immer trauriger. Niemand sah und beachtete mich neben ihr. Wer in'« HauS kam, kam ihret wegen. Man durste mich neben ihr gar nicht bemerken. Alle Huldigungen galten nur ihr, mich faßte man einmal unter dem Kinn wie ein Kammerkätzchen. Daß ich die Schwester war, fiel kaum Jemand ein. Und diese seltsame Zwitterstellung ver schärfte sich, je mehr meine Schwester emporstieg. Manchmal gefiel mir Der oder Jener, ich hätte ihn vielleicht gern näher kennen gelernt, aber sie umdräng ten doch nur meine glänzende Schw ster. Da siel mir einmal zufällig ein Brief in die Hände der Ihre an .meine Schwester. Sie hatte ihn kaum beachtet, ihn bei Seite geworfen sie bekam sie dutzendweise. Ich mahnte Camilla, daß sie wenigsten» aus Höf lichkeit antworten müsse. Und als Li« nun kamen und da« Mädchen mir Ihre Karte brachte Camilla sang an jenem Abend und ließ sich nicht sprechen da, da war ich neugierig! Denn Ihr Schrei ben hatte mir sehr gefallen. ES war ganz und gar nicht die Art, in der man an Camilla zu schreiben pflegte. An sang» wollte ich nur meine Schwester entschuldigen; erst im letzten Augenblick kam mir die Versuchung, ihre Rolle zn spielen. Auch ich wollte einmal Huldi gungen empfangen, Liebesworte hören; auch ich wollte einmal eine» Augenblick da» Glück empfinden, Weib zn sein! Das Uedrige wissen Sie. WaS Sie mir in jener Stunde gaben, gehört mei ner Schwester —sie soll es haben.... Ich bin ja gestrast genug, daß ich Ihnen diesen kleinen Betrug eingestehen mußte." Er hatte ihr gelauscht, wie der Ver kündigung einer neuen Religio». Wie er dasaß, eingekeilt zwischen Anrichte tisch und EiSjchrank, so hing sei» Blick a» ihrem Munde. Er sbh, wie e» in ihrem Auge feucht erglänzte und wie sie dennoch bemüht war, mit einer leichten Wendung ihrer Bewegung Herr zu wer den. Und er hielt sich kaum noch, ließ fl« kaum ausreden. „K«m Betrug!" ri«f er begeistert. .Jede» Wort, jeder Schlag meine» Her zen» gehört Ihnenl Sie waren eS, die mich dezanberl, Sie, die in Wirklichkeit find, was Ihre Schwester nur scheint Ich suchte keinen Bühnenstern, sondern ein brave», liebenSwerthe» Weib. Sie Hilten mich aber beirogrn, wen» die Güte, die Sie mir erwiese», nicht mir galt, sondern dem Verehrer Ihrer Schwester, mit dem Sie nur Ihr mnit» willige» Spiel triebe». Al» ich vorhin Ihr Fräulein Schwester sah, schwieg mein Herz, eS gehört Ihnen!" „Herr Gottt" rief »amilla, i» die Küche tretend, „Sie romantischer Jüng lmz Helsen wohl HeriagSjalat machen ? Was lhut Ihr deu» da?" .Der Salat ist noch »icht fertig." antwortet« Hermann freudig, aber un ser« Verlobung. Louise spiel» zwar auch Komödie, FrSulei» aber nur für muh." Kaf«rnhofbltthe> Rekrut: .Ich bitte gehorsamst »» zwei Tage Urlaub nach memer Hetmath «eiue Großmutter ist gestorbenl" Feid Wedel: „Ach was, gibt'» »icht. Was sällt den» ei» Sie sind >a kaum erst ein paar Monat« im Dien»! Wx ich immer schon grsagt habe, «» ist I«in« Spur > on militärischem Geist und Talt in Euch Kerl». Sehen Sie mal mich an; diene ichon dreizehn Jahre, mir aber ist »och nie euie Großmut ter gestorben!" D«r Pa»t»ff«l. Der ganze Adel de» Krakauer Krei se» war zu einer großen Bärenjagd bei dem Fürsten Sanguschko geladen. Zum Aerger der zahlreichen Jäger kamen zwar viele Wölse und Jüchse in den Trieb, aber nur ein einziger Bär, und dieser, ein prächtige», gewaltige» Thier, wurde von dem jungen Edelmann Si gismund Karbanoski erlegt. Karbanoski hatte seine Flinte aus den Bären abgeschossen, jedoch denselben nur verwundet, und al» das riesige Thier sich jetzt brüllend aus die Hinter beine stellte und aus ihn zuging, mußte er zur Pieke greisen und mit ihm den Komps Brust an Brust ausnehmen. E» gelang ihm, den Bären mit einem ein zigen kräsiizen Stoß zu Boden zu strei ke'«, während er selbst mit einer kleinen Schramme davonkam, welche ihm eine Klaue des Thieres an der linken Schul ler schlug. Man trug Karbanoski im Triumphe herum und begab sich dann in de» be reitstehenden Schlitten nach dem Schlosse, um bei dem Fürsten da» Diner einzu nehmcn. Al:> der Wein erst die Zun gen gelöst hatte, begannen ein paar SiimrodS Jagdgeschichten zu erzählen, and endlich kamen wie immer, wenn Männer unter sich sind, die Frauen auf das Tapet. Ein junger Cavalier BaranoSki schwärmte laut von der schönen Wiltwe Barbara Solowjezka und viele stimm ten ihm begeistert zu. Da erhob Kar banoski, der bereits etwas zu viel ge trunken halte, den Finger nnd warnte varanoski vor der gesährlichen Zaubc? rin. „Weshalb bekommt sie keinen Mann mehr?" fragte er höhnisch. „Weil sie ihren ersten Gatten umgebracht hat und leiner die Courage hat. ihr zweites Opfer zu werden. Vor ihr würde ielbst der Teufel die Flucht ergreiien, nie damals, als ihn unser großer hexenmeisier Twardoski einlud, mit seiner Frau ein Jahr aus der Erde zu jubringen." Viele lachten, andere nahmen Karba »vski seine Bemerkungen übel, einzelne widersprachen, schließlich aber wurde die ganze Geschichte im Tumulte der herrschenden Lustigkeit begraben. Doch damit war die Sache lange licht zu Ende. Barbara Solowjezka ersuhr die kleußerungen,welche Karbanoski über sie zethan hatte, und die stolze, energische »nd muthige Frau beschloß, sich an dem schändlichen Verleumder, wie sie ihn nannte, zu rächen und denselben nöthi zen Falls persönlich zu bestrasen. Bar bara begann damit, daß sie eine Klage zegen ihn einreichte und dieselbe mit »llen jenen Mitteln, die einer reichen lind schönen Frau zu Gebot« stehen, un terstützte. Trotzdem ging die Sache „cht vorwärts. Ein Jahr verging nit Repliken, Dupliken und anderen Anwendungen, und eS kam zu keinem Ztesultat, zu keiner Entscheidung. Da verlor die energische Wittwe die Neduld und beschloß, aus eigene Faust «nd Verantwortung zn handeln. Eines Abend», als Karbanoski in seinem Edelhof zu Polisko mit einigen Freunden beim Kartenspiel saß, ertön !en draußen Geschrei und Hilseruse. KnrbanoSli öffnete da« Fenster, um, mit den Karten in der Hand, hinauszu sehen, was e« »m Hose draußen gäbe. In demselben Äugenblick ersaßte ihn line kräftige Faust beim Schopf und er lad feine schöne Feindin Frau Solow jezka mit zornig sunkelnden Augen vor ihm stehen. Mit Aufopferung eine« Büschel Haare rettete sich Karbanoski 'S den Klauen de» SatanS, loie er ,äter erzählte, und flüchtete au» der mtgegengesetzten Seite durch ein Fenster in das Freie hinaus. Als jetzt Barbara mit ihren Kosaken in den Edelhof eindrang, fand sie nur noch die Freunde KarbanoskiS und seine Leute und mußte sich damit begnügen, den Weinkeller zu plündern und die zroß« Scheune hinter dem Edelhvse an zuzünden. Karb'noski eilte geraden Wegs nach Warschau an den Hos des Königs Sta nislaus August und brachte diesem seine Beschwerden gegen Barbara So lowjeska wegen bewaffneten Einbruchs in sei» Eigenthum vor. ES währte nicht lange, so erschien auch Barbara in Warschau, und auch st« begehrte und erhielt Audienz beim Kö nig. Sie kam »icht als Bittende, son dern als Klägerin. Sie beschwerte sich Sber d'e Bestechlichkeit der Gerichte und verlangte von dem König ein« streng« Untersuchung und ihr Recht. Ter Kö nig suchte die schöne Frau zu beschwich tigen und versprach ihr alle« Mögliche und Unmögliche, nur um sie aus gut« Art zum Verlasse» de« AudienzzimmerS zu bewegen, deu» grau Solowjezka machte Miene, in demselben di» Ent scheidung ihre» Processe» abwarten zu «ollen. Wieder vergingen Monate, ohne daß der Streit zwischen Barbara und Kar banoSti in ei» neues Stadium getreten wäre. Nun begab sich Barbara zur Königin nnd dies«, stet« geneigt, die Rechte ihre« Geschlechte» zu vercheidi zen, nahm energisch sür sie Partei. Der König, von seiner Gemahlin de drängt, wendete in diesem Augenblick unbewußt seinen Blick gleichsam Hilfe suchend nach seinem lustige» Rath, dein Zwerg Pankrnlik. Dieser, welcher gleich einer Satze zu sammengerollt aus dem großen Ofen lag, streckte jetzt die Glieder, gähnte und kam dann herab, um seinem Herrn sein salomonisches Urtheil abzugeben. „WaS zögerst Du," sprach er, „eine Sache, in der menschliche Weisheit »>«- mal« das Richtige zu fiuden vermag, einem andern Richter t» überweisen? Laß Gott entscheide», und beide Theile müssen Dir Dank wissen. Nach allem Brauch soll der Verleumder sich dem verleumdeten zum Zweikamps stellen. Laß »tso Frau Solowjezka und Herrn Karbanoski zniammenkänipien, und gib ,us diese We>>« dem Himme? Gelege», heit zu entscheiden, wer von diesen Bei den im Rechte und wer im Unrecht ist." Der König fand den Vorschlag seine» Hofnarren klug und angenehm, und da ihm die AuSiührunz ein ebenso selt sames, als spaßhaftes Schauspiel ver sprach, so gab er die Entscheidung ab, daß Karbanoski sich der Frau Barbara Solowjezka zum Zweikamps stellen müsse und zwar vor dem Könige und dem ver sammelten Adel. Barbara nahm daS Urtheil des Kö nig» sofort mit Freude an, und so blieb Karbanoski nicht« übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. An dem Tage, wo der Zweikamps stattfinden sollte, drängte sich da» Volk in den Straßen von Warschau, nur um die Herren und Damen zu sehen, die in reicher Tracht nach dem köriglichen Palast fuhren, vor Allem die Beiden, welche zusammen den. spaßhaften Zwei kampf bestehen sollten. In der königlichen Reitschule füllten der Hos und der Adel die Galerien, welche rund um dieselbe liefen, während der König und di« Königin in ihrer Loge Platz genommen hatten. In der Mitte de» mit Sand bestreu ten Kampsplatze« war ein kurzer Psahl in die Erde geschlagen worden, an die sen wurde Karbanoski jetzt durch den Zwerg mit einem Fuße angebunden uno bekam von Krulik einen hölzernen Säbel, den ihm derselbe feierlich über reichte. Wenige Augenblicke später trat Bar bara ein, Sie sah prächtig aus in ih rem kurzgeschürzten Heidcnkleide und ihrer Kazabaika von persischem goldge sticktem Stoffe, welche mit dunklem Zo bel ausgeschlagen war. Auf dem schö nen energischen Kopse trug ste einen kleinen Kalpak von Zobelpelz und an den Füßen türkische Pantoffel von rothem Sammt mit reicher Goldstickerei. Ten rechten Arm in die Seite gestemmt, blieb sie drei Schritte von ihrem Gegner entiernt stehen und grüßte das könig liche Paar. Alle betrachteten sie mit Bewunderung, und ein lebhaftes Flü stern ging durch den Saal, „Sie ist in der That ein schiwesWeib," sagte die Königin. „Eine echte Amazonenkönigin," erwi derte Stanislaus August. Karbanoski pochte daS Herz, al» Barbara ihn mit den hellen schönen Uugen seindselig und spöttisch zugleich musterte. Wenn man ihm auch nicht den Fuß an den Pfahl gebunden hatte, um der Frau de i- Manne gegenüber einen ge wissen Vortheil zu geben, so war e» auch an und sür sich mißlich gegen ein Weib zu kämpfen, und nun gar gegen ein so schönes berauschendes Weib, dem der Sieg schon von vornherein ge wiß schien. Karbanoski sah sich gelie fert in dem Augenblick, wo der Zwerg Barbara den hölzernen Säbel über reichte, und e» legte sich wie ein grauer Nebel vor seine Augen, Er hatte be reit» den Kopf verloren, ehe noch sein schSner Partner da» Schwert gegen ihn zückte. Jetzt ertönte der Tusch der Trompe ten drei Mal, Nach der dritten Fan sare ging Barbara aus Karbanoski los und griff ihn herzhast an. Ihr Geg ner beschränkte sich darauf, ihre Hiebe zu pariren, waS ihm nicht leicht wurde, denn die schlanke, geschmeidige Frau umschlich ihn gleich einem graziösen Raubihier und virsuchte immer wieder, ihn vcn der Seite anzugreifen oder gar ihm in den Rücken zu fallen. Jetzt zoz sie sich zurück und ging in einem weiten Kreise gleich einem Lö wen, der den Augenblick erspäht, sich aus ein müde gehetztes Thier zu stürzen und demselben seine Pranken in den Nacken zu Ichlagen, um ihren Gegner und zwar immer rascher und rascher, Karbanoski im Bemühen, ihr stets Auge in Auge zu begegnen, wickelte die Schnur, die ihn an dem Pfosten festhielt, ohne es zu merken, mehr und mehr um denselben, verlor j»tzt mit einem Male das Gleichgewicht und stürzte zu den Füßen Barbaras in den Sand nieder. In demselben Augenblick warf Bar bara ihren Säbel weg, zog blitzschnell den türkischen Pantoffel vom Fuße, setzte das Knie auf KawanoSki'S Nacken und begann mit dem niedlichen Pan toffel auf ihn loszuschlagen. Lauter Jubel erscholl, der König lachte, so daß ihm die Thränen hcrabliefen, und end lich lachten Alle andern mit. Als Barbara sich endlich zurückzog, erhob sich Kabanoski aus die Knie und bat um Gnade, dann leistete er ihr aus Verlange« vor dem versammelten Hofe und Adel demüthige Abbitte. Während Barbara im Triumphe die Arena verlies, schlich Kabanoski von dem Zwerge, der ihm spöttisch einen Schleier reichte, um sein von Scham ge rathetes Antlitz zu verhüllen, geleitet, durch ein Hinierpsörtchcn hinaus, um sich dem Spott der Zuseher und der Menge, welche draußen seiner harrte, zu entziehen. Barbara Splowjezka wurde in War schau als die Heldin des TageS vom Hose und vom Adel gefeiert und kehrte dann tnumphirend aus ihr Gut zurück. Kaum war sie hier angekommen, er schien eine» Abend» Karbanoski bei ihr und bat um Gehör. Barbara em pfing ihn in dem kleinen Saal des Edel hofeS aus einem türlischen Divan sitzend, die Füße in den türkischen Pantoffeln auf einem großen Bärenfell ruhend. Karbanoski machte seine Reverenz vor ihr, dann trat er auf sie zu, ließ sich vor der schöne» Wittwe auf ein Knie »ieder, und begann ihr sein Leid zu klagen. „Ich weiß, daß Si« mich hassen," schloß er, „aber machen Sie «in Ense mit mir, ich kann «S nicht mehr aushal ten, die Zielscheibe oller Witze zu bil de». Ich bin lächerlich geworden durch Sie; das ist schlimmer, als wenn Si« mir einen Arm abgehauen oder mir nach Tarlarenart die Ohren abgeschnit ten hätten. Sie sehe» in mir einen vollständig vernichtete» Menschen, der di» zur Verzweiflung getrieben ist. Ich flehe Sie an, mache» Si« ein Ende mit mir, tödten Sie mich. ES wird ei» Vergnügen sein, von der Hand eine, Frau zu sterben, welche so schön, so be zaubernd ist, wie Sie, und der ich leidei in meiner Verblendung so sehr Unrecht gethan habe." Barbara sah Karbanoski verwundert an, dann zuckte sie die Achseln, und eir schelmisches Lächeln zoz von ihren ttu gen Augen zu ihrem energischen Munt herab. Ein seltsames Gefühl beschlich sie und ei» Gedanke, so originell, so capriciö», wie sie selbst, flog ihr durch den Sinn. Nochmals bat Karbanoski: „Versit gen Sie über mich, machen Sie mit mir was Sie wollen, viertheilen Sie Mick, rädern Sie mich, nur befreien mich au», diefer schrecklichen Lage in die ich durch meine Schuld unt durch die wohlverdiente Strafe, welche Sie mir zu Theil werden ließen, gera then bin." „Sie tödten," erwiderte jetzt Bar bara, während sie leise mit einem rei> jenden Lächeln den türkischen Pantoffel von ihrem Fuße zog. „Nein, das wäre keine Strake sür Sie, upd Sie sollen Ihr ganze! Leben hindurch büßen sür das, WaS Sie an mir verbrochen haben. Sehen Sie hier diesen Pantoffel, der Sie schon einmal besiegt hat, dem sollen Sie sür immer versallen. Sie haben mir Ihre Seele verschrieben, wie Twar doski dem Teufel. Ich halte Sie jetzt in meinen Klauen und zur Strafe für alle Jbre Sünden, werde ich Sie Heirathen.' „Sie wollten," stammelte KarbanoSs indem er die schöne Wittwe fast erschreckt ansah, „das ist ja nicht möglich: Si» würden mich zum Glücklichsten der Me nschen machen, wenn eS wahr wäre. Nein, nein, Sie wollen nur noch zur Nieder lage den grausamsten Spott hinzu fügen." „Ja, finden Sie mich denn wirklich so abscheulich?" fragte Barbara, mit einem koketten Blick. „Ich habe Sie gehaßt," rief Karba noski, „bis zu dem Augenblick, wo Si« mir im Zweikampfe gegenüber standen, da war es um mich geschehen. Seit dem bin ich Ihr Knecht, Ihr Sklavel" „Und Sie sollen eS bleiben," ries Barbara, indem sie ihm die Hand ans die Schulter legte und ihm lächelnd in die dunklen Augen blickt«, „ich werde dafür forgen, dies foll Ihr« Straf» sein." Karbanoski neigte sich stumm über ihren kleinen Fuß im türkischen Pan toffel, und küßte ihn. Brautfahrt uud Halali. Bor Kurzem erschien in Berliner Blättern ein Inserat folgenden In halt«: „Heirathslustiger junger Mann kann eine junge Dame von einnehmendem Aeußern, gebildet und aus vornehmer Familie, mit 150,000 Mark Vermögen ehelichen. Offerten unter Chiffre X. u. s. w. erbeten." Wie vorauszusehen, fielen aus diese verlockende Annonce mehrere Herren hinein, denen es „an Danienbekannt schast mangelte," und die „auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege" eine .gute Partie" zu mache» wünschten. Unter den heirathslustigen Bewerbern befand sich auch ein Herr A. au» Ber lin, welchem wenige Tage später ein Herr Taschnitzky aus Kattowitz schrieb, daß die Wahl aus ihn gefallen und er demnächst seinen, des Vermittlers, Be such in Berlin zu gewärtigen habe. Bald traf denn auch der einflußreiche Taschnitzky hier ein, und Herr A, iuhr mit ihm nach kurzen Präliminarien wohlgemuth nach Frankfurt a. O, all wo dre reiche Braut wohnen sollte. Nun folgte die bekannte Geschichte, d. h. Herr A. bekam zwar keinen Korb, aber Herr Taschnitzky ließ ihn sitzen, näiMch in einer Frankfurter Weiukneipe, wo der glückliche Bräutigam in »vv seinem Begleiter 50 Mark Vorschuß gezahlt halte uud hinterher auch »och die nicht unerhebliche Zeche begleichen mußte. Mit eiuem gehörigen Haarbeutel und um eine Ersahrung reicher, dampfte Herr A. heim, ohne auch nur die Adresse der angeblich reichen Braut erfahren zu haben. Er sann aus Rache. Nach wie vor erschien jene verlockende Annonce wieder im Juseratenthell der Blätter. Infolge dessen veranlaßte Herr A. sei nen Schwager 8., sich al» HeirathS lustiger zu melden. Prompt traf auch wieder ein ganz ähnlicher, von derselben Hand herrührender Schreivebrief des Vermittlers ein. Diesmal nannte sich der freundliche Herr „Fordan aus Canth". Jetzt wiederholte sich dieselbe Geschichte, nur mit einer kleinen Aende rung, welche Herr A. inscenirt hatte. Herr B. nahm den anS Canth eintref fenden Ankömmling am Bahnhos in Empfang uns führte ihn gen Westen, d. h. nach- dem K.'schen Restaurant in der Kursürstenstraße. Dort harrte ihrer schon eine kleine Gesellschaft, der frühere Heirathskandidat A. und einige „Herren in Civil". Die Wieder« erkennungZscene-endete damit, daß di« letzteren den Herrn „Fordan anS Canth" zu einer Fahrt nach dem Polizei-Präsi dium einluden, woselbst „Halali" ge blasen war:«. Da „pfiff" Herr Fprdan »U-,6 Taschnitzky den», und eS entpuppte sich aus ihm der wegen Betrug« vorbe straste „Kaufmann" Moritz Schlesinger aus N«umark. Der heirathslustigen jungen Welt ist dieser Vermittler nun aus längere Zeit entrückt. Nach dem Tode Murat» fand König Ferdinand von Neavel im Budget ei,»e überaus hohe Summe für die Bibliothek ausgeseyt. Sofort fragte er seinen ersien Minister: „WaS bedeu tet das? Wieviel Bücher haben Si« bereits?" —„Gegen 150,000, S>re!"— .Sind sie all« schon gelesen?"—„Nein, Sire!" Und darauf erfolgte der weise Be>el>l: „Dann kaufen Sie keine mehr, bis man sie sämmtlich geles«» hat." 1
Significant historical Pennsylvania newspapers