v König Der große Kursürst Friedrich Wil' Helm theilte mit seiner Frau, der ländischen Prinzessin Luise Henriette, die Neigung für die Künste, besonders für die Malerei und sür die Gartenkul tur. Die verstorbene Kurfürstin hatt« in Oranienburg ein« sogenannte Hollän derei eingerichtet und eigene Küchengär tcn, in welchen sie alle jene Geniüse und Pflanzen zog, welche der Hos bisher theuer aus Hamburg und Holland be zogen hatte. Auch nach dem Tode der geliebten, schönen und geistvollen Frau brachte der Kurfürst gern eine oder die andere freie Stunde des TageS in sei nem Garten in Berlin zu. Eines Tages, als er gerade hier daS Einpflanzen der Kartoffeln, welche Luis« Henriette zuerst in der Mark eingeführt hatte, beaufsichtigte, wurde ihm gemel det, daß ei» junger Mensch da sei, wel cher einen Auftrag an ihn habe. Der Kursürst, welcher auf einer Bank vor einem Obstspalier saß, hieß den jungen Menschen vortreten und befragte ihn nach seinem Begehren. Der junge Mann, Namens Jobst Hengemann, war Gehilse beim Meister Waagler, einem Kunstgärtner in Ber lin, und von diesem zu dem Kurfürsten gesendet worden, um einige fetten« Samen, welche derselbe erhalten hatte, von ihm zu erbitten. Es war nämlich allgemein bekannt, daß Friedrich Wil helm, soweit sein Vorrath reichte, gern Samen unentgeltlich vertheilte, um auch auf diese Weis« zur Hebung der Garten kultur in seinem Lande beizutragen. Auf feinen Stock gestützt, befragte der Kurfürst Jobst, dessen hohe kräftige Gestalt und frisches, ehrliches Gesicht ihm wohlgefielen, um dies und jenes, ivaS den Gartenbau im Allgemeinen und die Kunstgärtnerei Meister Waag lers insbesondere betras. Jobst ant worte!« ruhig, sicher und bescheiden und gewann Friedrich Wilhelm immer mehr für sich. Dieser reichte ihm persönlich die verschiedenen Samen, welche ihm in Düten von grauem Papier dargereicht worden waren und erklärte ihm ihre Bedeutung und die Art und Weise, wie dieselben bedaizdelt Mützen mußten. Dann entließ er Jobst mit eNkitn Trinkgelde und einer gnädigen Hand bewegung, indem er ihm zurief, er werde nächstens kommen und sich bei Meister Waagler umsehen. Jobst kehrte mit dem Samen nach Hause zurück, und nachdem er Waagler Alles treulich abgeliefert hatte, ging er nach hinten in den Garten, um noch vor Sonnenuntergang einige Arbeit zu ver richten. Während er gerade noch bei den Rofenstölk?» beschäftigt war, kam ein hübsches Mädchen mit muthwilligen, dunklen Augen und einem kleinen trotzi gen Näschen aus dem Psade, der zwi schen den Blumenbeeten hinlief, daher und blieb in der Nähe des Gehilfen sle- „Guten Abend, Jungfer Fricke," be gann dieser, zog sein Messer, schnitt eine prachtvolle Rose ad und reichte sie dem Mädchen. „Guten Abend," erwiederte Fricke, roch an der Rose und lächelte dann, den Arm in die Seite gestemmt, dem Gehil fen zu, „bist Du noch immer so verrückt in mich," begann sie, „oder hast Du Dein Herz bereits wieder an eine Andere verschenkt?" „Wie scllte ich," erwiederte Jobst, „hat mich doch die Jungser selbst er muntert, ihr in allem Respekt meine Ovationen darzubringen, und eS ist nicht meine Art, wenn ich Jemand gut bin, mein Herz so schnell wieder nach einer Anderen wenden zu können." „ES wird aber doch sein müssen, mein lieber Jobst," erwiederte Fricke spöt tisch- . . „Wie das?" murmelte Jobst be troffen. „Sehr einfach," Fricke fort, „mein Vater hat mich dem reichen Gold schmied Proslitz versprochen, und da wirst Du wohl verstehen, Jobst, daß ich lieber die Frau eines reichen Bürgers, werde, als die eines arinen Gärtnerge inlsen, und somit gebe ich Dir hier in aller Form den Abschied. Fange also mit Deinem Herzen an, was Dir üe liebt." Nachdem Jobst das hübsche Mädchen kurze Zeit starr angesehen hatte, sprach er mit vor Kränkung erstickter Stimme: „Wenn die Jungser gezwungen ist, einen Anderen zu nehmen, oder ihn vor zieht um des vielen Geldes willen, das er hat, so ist es doch keine Art einem guten, treuen Bursche» In dieser Weis« den Lauspaß zu geben." „Was, Art oder nicht", rief das über müthige Mädchen in einem Tone, dessen Rohheit den armen Jobst noch tiefer verwundete, „ich mag Ihn einmal nicht mehr, Jobst, und damit Gott befoh len!" Sie wendete ihm schnöde den Rücken und ging jetzt trällernd und sich in den Hüsten wiegend aus dem mit Gras über wachsene» Psade dahin, während Jobst Heiigewaiin sich abwendete, um die Thränen zu verbergen, welche ihm in die Augen getreten waren. Einige Tage später kam der Kur fürst, nur von einem Ossicier begleitet, zu Waagler, um dessen Garten zu sehen. Der Meister war abwesend im na hen „Krug", und Jungfer fricke hatte sich irgendwo im Hause versteckt. So ging denn Friedrich Wilhelm geradezu in den Garten hinein und sand hier auf einer Bank, die verborgen hinter hoch gewachsenen Bohnen wie hinter einem zrünen Vorhang stand, den armen Jobst, welcher, sei» Gartenm.sser in der Hand, dasaß, während ihm die großen Tbränen über die sonnenverbraniUen Backeu Uesen. AIS er den Kursürsten vor sich st«, tze» sah, sprang er auf und wischte sich mit der von Erde geschwärzten Hand »i« nasse« Augen ab, so daß sein un glückliches Gesicht im nächsten Augen blick an das gestreifte Fell eines Zebra» «rninerte. Friedrich Wilhelm lachte laut auf, doch im nächsten Augenblick that «S ihm leid um den Burschen, und er sragt« ihn um die Ursache seines Schmerzes und seiner Thränen. Jobst klagte dem leutseligen Landesherru sein Le«d und fügte hinzu, daß nur sein bis chen Christenthum ihn davor bewahre, seinem Leben ein Ende zu machen, so schlecht habe ihn die Jungfer Fricke be handelt. Inzwischen hatte man Waagler g« holt, und er kam jetzt eilig, um den Kursürsten zu begrüßen und ihn in sei nem Garten umherzusühren. Friedrich Wilhelm benutzte die nächste beste Ge legenheit, welche ihm Waagler selbst bot, als er Jobst warmes Lob für seine Kenntnisse und seinen Fleiß spendete, und redete dem Alten zu, dem braven Jungen doch seine Tochter zum Weibe zu geben. „Es geht nicht an, Kurfürstliche Gnaden", erwiderte Waagler, „denn Jobst istarmer Leute Kind, und Fricke kann sich gut und reich verheirathen. Di« Gartenwirthschaft aber soll mein Sohn weiterführen, und es ist besser, daß so zu sagen AlleS in der Familie bleibt." Der Kursürst sah, daß hier Alles vergeblich war, und nachdem er Jobst noch freundlich zugenickt, verließ er mit Waagler den Garten. Im nächsten Augenblick flog Jungfer Fricke herbei und stand jetzt vor Jobst gleich einer Katze bereit, ihm in'S Ge sicht zu springen und ihm dasselbe mit ihren Krallen zu zerkratzen. „Du hast mich beim Kurfürsten ver klagt," rief sie mit vor Zorn gerötheten Wangen, „nun warte nur, ich will Dir'S vergelten, Du sollst mir augenblicklich fort, ja, mit Schimpf und Schande will ich Dich fortjagen. Warte nur, Du kennst mich noch nicht, Du sollst Mich erst kennen lernen." Am nächsten Morgen erschien Jobst im Schlosse und bat um Audienz beim Kurfürsten. Er mußte sich einige Zeit gedulden, da Friedrich Wilhelm sich ge rade mit einigen seiner Räthe unter hielt; doch als die Staatsmänner ihn verlassen hatten, wurde Jobst vorgeru fen und stand jetzt vor dem Kursürsten, in einein Lehnstuhl sitzend, ihn mit seinen großen, durchdringenden Auge» musterte. „Nun. was willst Du?" fragte Fried rich Willhelm. „Soll ich Dir helfen, Deine Fricke entführen?" „Nein, Kurfürstliche Gnaden." erwi derte Jobst, „ich bin nur gekommen, meinen Dank abzustatten sür deren hohe Protection bei dem Vater des Mäd chens und um Abschied zu nehmen, denn ich Halle eS nicht mehr aus hier in Berlin." „Nun, was willst Du denn eigent lich ansangen?" fragte der Kursürst lächelnd. „Ich weiß noch nicht," erwiderte Jobst, „ober ich will hinaus in die weite Welt, ganz hinaus, bis zu den Wilden oder noch weiter, dorthin, wo ich nichts mehr von Berlin höre und Berlin nichts mehr von mir erfahren kann." „So, so," sagte der Kurfürst, „dann will ich Dir einen Huten Rath geben. Ein paar meiner Schiffe sollen dem nächst nach Asrika segeln, willst Du mit, io soll mir s recht sem, wir können noch brave, muthige Burschen, wie Du einer bist, gebrauchen." „Topp," sprach Jobst, „ich schlage ein," und als der Kursürst ihm nun wirklich die Hand bot. legte er die seine hiuein und sprach: „Kursürstlicbe Gna den sollen von mir hören in irgend ei ner Weis«. Entweder ich zahle mit meinem bischen Leben, oder ich komme zurück, daß ganz Berlin die Augen auf reißen soll." „So ist'S recht," sagte der Kurfürst. „Verwegene Gesellen, die brauchen wir, nnd wer tapfer ist und zuzugreifen ver steht, der mag sich dort im heißen Afrika leicht Ruhm und Ehre und auch Gold und Schätze holen. „Nur eins drückt mich," sagte jetzt Jobst, „und das ist. daß ich von mei ner Liebein dieser Weise scheiden muß." „Nimm Dir's nicht so zu Herzen, Junge," entgegnete der Kursürst. „Glaubst Du, daß Du allein in der Welt bist, daß nicht Andere auch ihr Leid und >dr Unglück zu tragen haben? Meinst Du, die Mächtigen der Erde werden verschont? Auch sie trifft es zu weilen recht schwer und empfindlich, und sie müssen es ebenso gut tragen, wie Ihr Andern." Der Kursürst hatte sich erhoben und wies jetzt mit der Hand aus das schöne Bild der Kursürstin Luise Henriette, von der Meisterhand de» Holländer« Honthorst gemalt. „Da," murmelte er, „das ist sie, die mir der Tod entrissen hat, das war ein Abschied, schwerer als der Deine." Und während Jobst die Hand vor die Auge« legte und laut zu weinen begann, trat der Kursürst an das Fenster, um seine Thränen zu verbergen. In der That wurde damals eine Expedition »ach Asrila ausgerüstet. Ter Kurfürst hatte seine Seemacht in den letzten Jahren ansehnlich verstärkt, so daß seine Flotte während d?S letz ten Krieges mit Ersolg in der Ostsee gegen die Schweden und in Westindien sogar gegen die Franzosen kreuzen konnte. Zwei Monate nach der Unterredung dcs großen Kurfürsten mit Jobst segelte Cap'tan Black mit zwei Schissen nach Asrika ab. Auch Jobst besand sich an Bord, entichossen, entweder zu sterben oder reich an Ehren und Schätzen in seine Heimath zurückzukehren. Schon aus der Reift nach dem schwar zen Erdlheil jand der brave tapfere Bursche kviederhvlt Gelegenheit, sich hervorzuthun, zuerst bei einem Sturm im Kanal, dann an der spanischen Küste im Gefechte mit einem Korfaren aus Tripolis. Capilän Black erreichte glücklich die afrikanische Küste und landete in Gm nea. Hier operirte er ebenso klug und tapser und zeigte zu gleicher Zeit die Talente eines Eroberers und «ineS Diplomaten. Es gelang ihm, Verträge mit drei Negerfürstcn zu schließen, welche dem Kurfürsten von Branden burg huldigten und ihre Zustimmung dazu ertheilten, daß die Brandenburger ein Fort an der Küste erbauten. Wäh rend a» diesem gearbeitet wurde, suchte ein vierter Negerstamm die Branden burger in ihrem Unternehmen zu stören. Es kam zu einem blutigen Gefecht, in welchem sich Jobst vor alle» Andern hervorthat, so daß er von dem Capitän Black vor der Front belobt und in ei »cm Bericht an den Kurfürsten aus drücklich erwähnt wurde. Der König des feindlichen Stammes war in dem Kampf gegen die Branden burger geblieben. ES erschienen nun Ab gesandte des besiegten Volkes, um mit den Deutschen Frieden zu schließen, und verlangten vom Capitän Black, er möge ihnen selbst einen König geben, der weise und tapfer und gute Nachbarschaft mit den Brandenburgern zu hatten be reit sei. Capitän Black erschien die Sach spaßhaft, und er rief seinen Leuten zu . „Ist Jemand unter Euch, der König werden will?" Die alten Seebären lqHten im Chor; da trat aber Jobst vor die Front und sprach: „Ich, Herr Capitän, ich biil'S Unter laulem Jubel der Kameraden wurde Jobst von Capitän Black den Negern als König vorgeschlagen, und die Schwarze», welche sich ganz beson derS dadurch geehrt fühlte», daß sie ei nen weißen König erhalten sollten, war fen sich vor ihm zur Erde und huldig ! ten ihm als ihren Herrscher und Heer führer. Von einer Abtheilung bewaffneter Seeleute begleitet, zog Jobst, die Krone auf dem Kopfe, im Purpurmantel in fein Reich ei» und war nur bei seiner Ankunft in dem hölzernen Palaste des gefallenen Königs etwas unangenehm berührt, als ihm die Priester die Mit theilung machten, daß er verpflichtet sei, die Wittwe seines Vorgängers zur Frau zu nehmen. Doch Jobst machte gute Miene zum bösen Spiel, und ge wohnt, der Gefahr muthig in's Auge zu blicken, begab er sich sosort nach dem Hause der Königin, das unmittelbar an den Palast des Königs stieß. Zu seiner Ueberraschung sand er statt des erwarteten schwarzen Ungeheuers ein schlankes, schönes Weib, mehr braun als schwarz von ivarbe, mit regelmäßi gen, fast europäischen Zügen, lebhatten, dunklen Augen und dichtem schwarzen Haar, welche in ihrem Schurz aus Zibethkatzenfell, ein Pantherjell um die Schultern, die Ärme mit goldenen Rei fen, die Brust mit Perlen und Korallen zejchniückt, sogar einen gewissen selt samen Reiz aus einen weißen Mann iben mußte. Nach wenigen Tagen hat >en sich Jobst, welcher den Namen Mungo annahm, und die Königin Ta rnar-Vadda befreundet und feierten nriter lautem Jubel de-Z Volkes ihre Hochzeit. Im Jahre IVBZ wurde in Berlin eine asrilaiiijche Handelsgesellschaft ge gründet, welch« an dertiüst« vonGuinea ;u wirken gedachte Einige Berliner Kaufleute steuerten 24,000 Thaler zu Thaler, der Kurfürst selbst gab SOOO Thaler und verbriefte der Gesellschaft seinen Schutz und Beistand. Etne neue Exvedition »ach Guinea wurde ausge rüstet. Da erschien unerwartet eines TageS Jobst, König Mungo, mit Königin Tamar-Vadda in Berlin und stattete dem Kursürsten als ssniem Oberberr» einen feierlichen Besuch ab. Der Kur fürst zeigte sich sehr gnädig, und als Jobst ihn an die Wort« erinnerte, welche er beim Abschied gesprochen, rief Fried rich Wilhelm lachend: „Ich habe Dir gut gerathen, König Mungo; sür solche Kerle, wie Du bist, ist unsere Welt hier zu eng. Nun aber nichts für ungut, hast Du Deine Fricke wiedergesehen?" „Nein", erwiderte Jobst lächelnd. Als er aber »ach der Audienz an der Feite seiner braunen Liebesgöttin in prächtiger Kutsche das Schloß verließ, stand eine Menge Volks in den Stra ßen, um den König Mungo und die Königin Tamar anzustaunen, und wie nun Jobst im Vorübersahre» de» Kopf wendete, um der grüßenden Menge zu danken, da fah er plötzlich Fricke an der Seite ihres Gatten, des Goldjchmieds, welche ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte und dann einen lauten Schrei ausstieß. „Herr Gott!" rief sie, „daß ist ja Jobst, der hat eS aber weit gebracht. Hätte ich ihn genommen, so wäre ich jetzt Königin von Asrika". Perlen «nv Evetstetnc. Die Liebhaberei für Juwelen hat eine höchst interessante Geschichte. Jahr tausende hat eS bedurft, bevor es mög lich war, einen Diamanten zu einem Brillanten zu schleifen. Es ist schon bet der Versteigerung der „Krondiaman ten Frankreichs" die Frage aufgewor fen worden, „wo kommen denn eigent lich alle diese Perlen und Brillanten, diese Rubinen, Smaragden und Saphure u. f. w hin?" und man kann unbedenk lich im allgemeinen daraus antworten: „nach Amerika". „Wer zahlt also diese Millionen?" die Amerikaner und na mentlich die Pariser amerikanische Ko lonie. Madame Mackay z. B. besitzt einen Schatz von Juwelen, der sich mit jedem der europäischen Fürstinnen mes sen kann. Unter anderem besitzt sie iine Schnur (rivisi-s) der größten und jchönsten Brillanten von zwei Metern )ie Taille zu schlingen. Desgleichen Perlen, d. h. ein Halsband, welches hinten am Schloß mit kleineren Perlen ansängt, an welche sich immer größere Perle, die allein einen Werth von 30,00 t' FrcS. hat. Bei dieser „okuts" wird natürlich mit skrupulösester Kritik auf die höchste Schönheit der einzelnen Perlen und auf ihre vollständige Harmonie in Größe, Form und Farben gesehen. Auch das berühmte Perlenhalsband von vier Ri vieren oder Schnüren, welche- der Ju welier Tiffauy aus den „Kronjuwelen" im Jahre 1887 für 183,000 Francs erstand, ist nach Amerika gewandert. Der vor einigen Tagen verstorbene russische Fürst Aussupow, der reichste Fürst der Welt, da sein Vermögen auf eine Milliarde Rubel geschätzt wird, besaß einen Juwelenschatz, großentheils von historischem Interesse, welcher auf 200 Millionen Rubel geschätzt wird. Mit solchen Juwelenschätzen geht eS wi« mit Bibliotheken und Gemäldegallerien; sie haben ihren Stammbaum, wie alte aristokratische Familien, und erben von Geschlecht zu Geschlecht weiter. Auch der englische Hochadel, sowi« der österreichische und der ungarische, besitzt blos an Juwelen unberechenbare Summen, die nicht in die Millionen, sondern in die Milliarden gehen. Z. B. vermachte die vor etwa einem Jahr hundert verstorbene Fürstin von Lobko witz ihren Brillantschmilck von 666ö ausgesucht schönen Brillanten dem Ka puzinerkloster in Prag, um al? Mon stranz gesaßt zu werden. Bei den Strahlen der Abendsonne, wenn sie in die kleine und düstere Sakristei des Klosters fallen, gerade gegenüber dem Palaste des Fürsten Piccolomini auf dem Hradfchin, gewährt diese 66VV- Brillantenmonstranz einen feenhaften, großartigen Anblick von Glanz und Farbenspiel. Auch der Graf Edmund Zichy zeigte in seinem Hanse bei der „Staats- Kanzlei" seinen Familienschmuck, be stehend aus sechs „Garnituren" mit Brillanten, Smaragden, Rubinen, Sa phyren, Türkisen und Perlen, eine jede „Garnitur" bestehend in einem Säbel, einem „Reiher", einem Schoß für die Attila und zwölf großen runden Knö pfen. Wersen wir, so schreibt der Pa riser Correspondent der „Voss. Ztg.", einen Rückblick auf die Kaiserinnen und Königinnen, welche den reichsten Schmuck an Juwelen, namentlich an Perlen be saßen, so sind zu nennen: die beiden Kaiserinnen von Rußland, Katharina und Elisabeth, die Kaiserin Maria The resia von Oesterreich, die Königin Eli sabeth von England. Die jetzige Köni gin Victoria von England ist die reichste der Gegenwart, wenn man den Krontresor im Tower mit hinzurechnet. Es sei in dieser Beziehung nur aus deu „Kohinoor" (Berg des Lichtes) hinge deutet. Auch besitzt sie ein Unikum, welches in der Welt nicht seines Glei che» hat, ein Halsband aus rosensarbi gen Perlen. Die frühere Kaiserin Eu genie besaß «ineS der kostbarsten Hals bänder aus weißen Perlen, welches sie »ach ihrer Flucht aus Paris im Juli 1871 an die Marauise de Paiva sür 300,000 Fr. verkauft«. Die jetzige Kai serin von Rußtand besitzt die größten Brillanten, aber noch von älterem Schliff, welcher den Werth der „Steine" nicht zu voller Geltung kommen läßt. Zu den außerordentlichsten Juwelen der Kaiserin von Rußland gehören ihre Diadenik Auch derKai>srr von Rußland Alexan der 111. ist ein großer Freund von Ju welen und hat erst im vorigen Jahre einen vollständigen Schmuck mit Sma ragde» und Brillanten angekauft. Zu den größten Seltenheiten gehören fer ner die schwärzen Perle». Den tost barsten Juwelenschay dieser Art hat die jetzige Kaiserin von Oesterreich. Be rühmt ist die „Garnitur« de Eorsage" aus Smaragden der Comtess« de Paris, ein Geschenk ihrev Mutter, der Ducheffe de Montpensier. Diese Smaragden gehören zu den größten u«d schönsten der Welt. Den berühmtesten Rubinen fchmnck, Halsband, Armband, Broche, Ohrringe haben die Ducheffe de LuyneS und die Ducheffe de Dondeauville. Perlenhalsbänder haben außerdem die Vikomtesse deHarcourt, die Baroninnen Alphonse, Adolphe und Gustave v. Rothschild, welche letztere auch eine vollständige Parure in Smaragden hat. ES würde zu weit führen, alle die Da men der reichsten und vornehmsten Pa riser Damenwelt zu nennen, welche für Hunderte von Millionen Juwelen aller Art besitzen, erwähnt sei nur noch die Prinzessin de Croy-Dülmen als Eigen thümern, emeS der schönsten und prach tigsten Diademe von, Rubinen unt Brillanten. Ein „rukiii" (Rubin) von der Größe eineS BrillantfolitärS hat jetzt den fünffache» Werth eine» solchen. Ein kleiner schöner „rubis" für 1000 Fr. findet schwer einen Käuser, allein ein großer schöner Rubin für 10,<100 Fr. ist sofort an den Mann, oder richtiger an die Frau zu bringen. Die an Ju welen reichsten Fürsten unserer Zeit sind der Schah von Persien, der türki sche Sultan und die indischen RajahS, deren Juwelenschätze nicht nach Millio en, sondern nach Milliarden taxirt erden müssen. Es bestätigt sich übrigens, wie im Anschluß hieran erwähnt sei, daß Leonide Leblanc jüngst eine andere, als die berühmte Perlenfchnur aus die Auk tion im Hotel Drouot brachte. Sie hatte die erste schon im November 1838 an den Juwelenhändler Cheinin für 321,000 Fr. verkauft, wie nachstehende Quittung beweist, welche dieser einem Reporter des „TempS" zeigte: !>>c>vviiid«r l.vonul» Die ehemalige Schauspie lerin behauptet nun freilich, sie babe dieses Perlenband »m Austrage einer Prinzessin verkaust, und der Juwelier der Rue de la Pair habe ihr verfpro chen darüber niemals ein Wort zu ver lieren. Da der Käujer der zweiten Perlenschnur sich weigert, seinen Kauf anzutreten, so bat die Verkäuferin ihm bekanntlich den Gerichtsvollzieher auf den Hals geschickt. Der Prozeß, de» , mancherlei Enthüllungen bringen. «»pfadschnetde,» «»d «etsterbe» schwör«». Wie die Derwische des Morgenlandes gen Mekka ziehen, so kommen die Zau berer des Occidents nach London, um ihren in noch guten Mannesjahren le benden Propheten I. N. MaSkelyne zu Tempel nennt sich IZc>m>z ok klvstsi-v und besteht aus emem reizen den Thecterchen in einer Dependenz von Egyptian Hall in Piccadilly. Seine Hauplproduktion greift aus den Ur sprung der Jahrmarkthexerei, das Kops abschneiden zurück, welches auch srüher in seiner ganzen Plumpheit stets gruse ligen Effekt machte und jetzt in der rea listischen Vollendung Meister Maske lyne's ein unglaublich packendes Expe riment ist. Die Sache geht in einer regelrechten, vortrefflich gespielten Posse vor sich. Mr. Maskelyne gibt den amerikanischen Arzt Dr. Bolus, der in seinem Ordinationszimmer den Farmer Screvins empfängt, welcher sich über periodisches Kopfweh beklagt. Der Doktor auscultirt den Bauern schädel und meint kopfschüttelnd, daß da eine eingehende innere Reparatur drin tzk»d ii>Mg wärx, zu deren leichterem Ueberstehen er dem Patienten eine trinlbare Narkose anbietet. Der mann kostet den Trunk und schüttelt sich. Er will, jagt er, die Operation lieber mannhaft und wachend bestehen, als das abscheuliche Zeug einnehmen. Der Doktor wählt hierauf wortlos ein großes funkelndes Messer aus dem Schrank, prüft es auf feine Schärfe, in dem er derLünge nach ein Papier u. dann auch ein dem Bauer ausgerissenes Haar durchschneidet. Dann legt er dem Pa tienten ein Handtuch um die Brust, streift die Hemdärmel bis über die Ell bogen aus und stürzt sich im großen medicinischen Fanatismus mit dem blanken Messer auf sein Opfer, das ihn schreiend v n sich hält. „Ja, mein lie ber Mann", sagt der Doktor, „wenn Sie Furcht haben, dann müssen Sie trinke» und dann werden Sie nichts sehen und nichts fühlen". Zähneklap pernd entschließt sich der Kranle zur Narkose, worauf ihm Dr. Bolus den Höllenbrandy hinabgießt. Der arme Teufel ächzt und gurgelt, murmelt noch ein paar Flüche und schläft dann, «uf dem Fauteuil fitzend, sanft ein. Nun folgt das Haarsträu bendste, was man sich nur denken kann. Düstere Musik «rtönt und der Dortor prüft noch einmol die Schärfe des gro ße», fürchterliche» Amvutationsmessers. Tann geht er mit demselben gerade aus den schlafenden Menschen los und schnei det ihm langsam mit den gräßlichsten Sägebewegungen >en Kopf ab. Man sieht das Messer durch den gainen Hals dringen, da» vorgebundene ichwammige weiße Tuch färbt sich roth, der Kopf wird bleich und bleicher und verzerrt sich, die Augen öffnen sich mit deiw Ausdrucke unsäglichen Schmerzgesübles, und dann hat der Doctor den Kops in> der Hand und trägt ihn zu einem Tische, auf welchen er ihn stellt. Aus dem Stuhle bleibt dsr noch zuckende Rumpf sitzen. Jetzt überkömmt de» Arzt das Be wußtsein, keine Operation, sondern einen Mord vollfühn zu haben. Ein mal so weit, sucht er aus der Sache Nutzen zu ziehen, durchsucht die Taschen des enthaupteten Bauers und findet einen Beutel Goldi Der Kopf auf dem Tische aber sieht Alles mit an und schneidet komische Grimassen und blin zelt pfiffig mit den Augen, was dem mit angehaltenem Athem staunenden entsetzten Publikum wieder etwas Be hage» einflößt. Nun h»ißt es, den Körper fortschaffe». Den Kopf will der blutgierige Forscher zu einem Prä parate behalte». D«r Äeger des Dok tors wird beaustragt, eine große Kiste herbeizuholen. Der Schreck des Nig gers beim Anblicke der Scene belustigt die Zuschauer vollends- Der Rumpf wird in die Kiste gelegt? Herr und Diener gehen ei» wenig hinaus, um zu sehen, ob die Luft rein ist. Während dessen steigt der Rumpf des Farmers wieder aus der K>ste und stellt sprechen ansängt: „So müssen wir uns wiedersehe»!" Der Rumpf begnügt sich damit, traurig mit den Armen zu Sein abgeschnittenes Hanpt zärtlich ans Herz gedrückt, geht dar arme Bauer da»» seiner Wege, ivorauf der Mörder und sein Diener eintreten, um die Kiste wegzuschaffen nnd erleichtert zurückkom men, um bei einer Flasche Whisky die Furcht und Gewissensbisse zu ver schwatzen. Der Enthauptete aber, der wohl verschlossene Thüren gesunden, kommt wieder zurück und jagt die Bei den in die Flucht. Er setzt sich selbst, das eigene lebende Haupt noch immer auf dem Arm tragend, an den Tisch und es folgt nun d<« wahrhaft rührende Sterbefccne mit vo» dem Kopfe humo ristisch gesprochenem Testament, unter Musikbegleitung. Die Stimine wird schwächer, der Kops ganz fahl, der Nunipf streckt die Extremitäten und endlich ist aus und der Vorhang fällt. De., Enthanvlet«» spielt ein ausgp zeichneter Komiker und Schauspieler Namens Zooke und das Wunder besteht natürlich aus lauter Verkleidungen und Verrenkungen. Jllufionsapparaten und Lichtessect«» Meister Maskelynes. welche wirklich unerreicht sind, so daß msn aus die Wahrheit aller Vorgänge schwören möchte und nicht aus der Giuifehaut herauskommt. Es giebt mele Dinge, in welches sich die Engländer blauen Dunst vor machen lassen, wo» aber manuelle Ge schicklichkeit anbelangt, niemals! Man kann sich einen Begriff vo» der Fertig keit des Zauberers Masktlyne mache», wenn man ersäbrt. daß er in feinem Londoner Theater seit achtzehn Jahren ununterbrochen bei großem Gedränge Zuspruch findet und wahrscheinlich im gaii-en Leben nicht dazu kommen wird» auf Reisen zu gehen. Einen anderen Theil der Vorstellung bildet ein spiritistisches Lustspiel mit Geislcrerscheinungen. Sir Everleigh Staid, ein gesetzter blonder Kavalier, erscheint bei der schönen und reichen Wittwe Daffodil Downy, um sich mit ihr zu verloben. Die Dame hat nichts mehr gegen diese Verbindung einzuwen den und macht dieselbe nur noch von der Einwilligung ihrer Mutter abhängig. „Wie, meine Theure," sragt der Lord, „Ihre Frau Mama ist ja bereits vor vier Jahren gestorben, in derselben Zeit, wie meine selige Gattin." Da er öffnet MrS. Downy ihrem Verehrer, daß sie für diesen Abend den Besuch des berühmten Spiritisten Dr. Blade er warte, welcher die in Golt ruhende Frau Mutter aus der Geisterwelt herbei zitiren wird. Gleich daraus werden in der That Dr. Blade und Mr. Morsel angemeldet. In der vollendete» Dar stellung eines englische» Charlatans er scheint Mr. MaSkelyne als Spiritist und mit ihm Mr. Cooke, der 'rühere Enthauptete, als sein rothnasiges und kahlköpfig lockiges Medium. Sir Everleigh, ein Verächter des Spiritismus, empfängt den Geisterbe schwörer sehr von oben herab und gähnt entsetzlich während des lanzathmiAen EinleitungSvortrageS dieses würdevoll thuenden Zauberers. Als aber der runde Tisch, um welchen herum sie sitzen, zu klopfen beginnt und in dieser Weif« bei vorrezitirtem Alphabet exakt Namen und Stand Sir Everleighs angibt, wird diesem heiß, und noch heißer, als der sich erhebenden Gesellschaft der Tisch an den Händen kleben bleibt. Der Tisch tanzt denn auch ein wenig Gigue und wird beiseite geschoben, um dem Spiritisteniastcn Platz zu machen. Der selbe wird aus den lose hereingebrachten vier Wänden nebst Decke und Unterg«. stell erbaut. Der Kasten ist leer und Dr. Blade stellt den Spazierstock des Lords hinein und schließt die Thür. Mit einem Male droht der Stock fuch telnd aus dem Kasten heraus und gibt sich dann dem Spiritisten durch die ver hängt« runde Luke der Thüre von selbst in die Hand. Auf den Teppich gelegt, erheb» sich der Stock wieder von selbst und tänzelt in eine Ecke. Nun werden eine Violine und ein Bogen in den leere» Kasten gehängt, den blos vier freistehende Füße hallen. Das »ersoffene Medium wird in magnetlischen Schlaf versenkt unt» be ginnt mit den Armen zu fiedeln, wobei aus dem Kasten die Geigentöne des „Karnevals von Venedig" vernommen werden. Violine und Bogen reichen sich dann, wie früher der Stock, ohn« Hand aus den runden Luken heraus, der Lord öffnet in hastigster Neugierde de» Kasten und er ist leer. Kaum aber ist die Thür wieder geschloffen, als in> der Luke ein plastisches Leichengesicht er scheint, ein «achsbleicher Frauenkopf, welcher mahnend die Augen ausschlägt. „M»in Weib, meine vrrstocbene Frau!" schreit Sir Everleigh und will in dem Kastmi, was ihm aber der Spiritist wehrt. Mylord ringt mit dem Doktor und swtt des verschwundenen Frauen gesichtS dringt jetzt ein sehniger Män nerarm aus der Luke, welche Hand dem ungeberdigen SW Everleigh die blonde Perrücke vom Kopf reißt und sie ihm vor Ke Füße wirst, worauf er ganz zahm> wird und sich, um von der ver zücktem Lady so »icht gesehen zu werden, hinter d»n Kasten verkriecht, an welchen «lehnt daS Medium, nachdem eS in der Zwischenzeit aus einer bei sich geführ ten SchuapSflafch» getrunken, wieder schläft. Mit «nein Schlage verfinstert sich jetzt daS- ganze Haus, so daß auch die Zuschauer nichts sehen können als das schwärzest» Dunkel. Man hört blos die Akteure sprechen und darunter den Svi ritisten, welcher in- langer mystischer Formel dm Geist der verstorbenen Mrs. Kipper, Mutter der Dame des Hauses, heraufbeschwört. Ein schwacher Licht schein wird sichtbar, wie aus mehrere Meilen »seit, kaum größer wie ein Brillenfutteral. Der Schein kommt und nimmt menschliche Gestalt an. End lich schwebt er wie ein Engel herein, rund um d«> Raum herum, nnt deutlich wahrnehmbaren wallenden Frauenge- ln Bälde steht das Plian tom ausrecht dort, wo sich die Personen des Stückes befinden müssen. DaS gie rig losschauende Auge erkennt eine Ma trone in Sterbekleidern, die mit mono toner Grabesstimme die Frage stellt, warum sie in ihrer Ruhe gestört wor den? Die Stimme des Spiritisten trägt in sehr achtungsvollem Tone den Wunsch der Tochter vor, zu ihrer Wie dervermählung den Segen der todten Mutter zu empfangen. Die Gefpen-. sterfrau wird sichtlich gerührt von dieser Mittheilung und streckt die beiden Hände aus) wovcuif die Glanzperipherie d>Q Erscheinung die Schatten de» Braut paares sichtbar werden läßt, weiches kniet, die Hände der Verstorbenen küßt und deren Benediktion erhält. Währeud d«r Geist der todten Mut». spielen mit ihren Schädel Fangdall. Dann greisen sie lodernde Pokale aus der leeren Finsterniß heraus und trin ke» auf da? Wohl des glücklichen Paa gen an zu boxen und rucken emander zu gleicher Zeit mit solcher G<walt an die bloße» Knochen, daß ein sürchter liches Krachen entsteht, wvbei eS plötz lich hell wird. Mir war ganz wirbelig im Kopse, wie allen meiueu Sitznach barn. Der Spiritistinkasten lag umgestürzt aus dem Boden und daS verlobte Paar emander in den Armen Weg waren alle Gespenster. Das Medium gluckte den letzten Rest aus seiner SchnapS klasche und „Der Doctor, würdig wie er war. Nahm in Empfang sein Honorar," bei welchem versöhnenden Abschluß sich > der Vorhang herunterließ, die Musik da? «»vs tlis anstimmt« und das elegante Publikum sich mit der Ueberzeugung erhob, den effectvoll sten Schwindel der Gegenwart gesehen zu haben. Josef Siklosy. vintt« Zola ««» d«r tkrt«g. Emile Zola, der gegenwärtig mit fei nem neuen Roman „Der Krieg" be schädigt ist, läßt sich im „Matin" fol gendermaßen vernehmen: „Ich betrachte den Krieg als eine fatale Nothwendig keit, der wir nicht entgehen können, weil sie gewissermaßen der menschlichen Na tur, der Schöpfung anhängt. Ich wünsche den Krieg nicht denn ihn wünschen, wäre in der That verbreche risch —; im Gegentheil, ich möchte, daß er so lange als möglich hinausgcfchobea inen, wo wir gezwungen sein werden, ihn anzunehmen, ihn mitzumachen, ielbst wenn wir ihn nicht Heraussordern. Ich stelle mich in diesem Augenblick auf den allgemeinen Gesichtspunkt und mache keineswegs eine Anspielung auf unsere Uneinigkeit mit Deutschland, die ja eigentlich nur eins Anekdote in d«r Geschichte der Menschlichkeit ist; ich sage, daß der Krieg nothwendig, nützlich fei, weil er geradezu eine Bedingung unse rer Existenz ist. Wir finden ihn über all, nicht nur zwischen verschiedenen Na tionen und verschiedenen Racen, sondern auch im intimen und Privatleben; er bildet eines der hauptsächlichsten Ele ment« des Fortschritts, und jeder Schritt, den die Menschlichkeit nach vor wärts that, war durch Blutvergießen gekennzeichnet. Was uns Franzosen betrifft, so bin ich überzeugt, daß drr Krieg von 1870 für uns. trotz der schrecklichen Verlust«, die wir erlitten haben, eine Wohlthat, ein heilsames Werk, eine, wenn auch furchtbare, so doch nothwendige Lehre war. Ja, wir bedurfte» seiner; wir brauchlen dieses Blutbad, um uns da raus wieder neuzubilden. Vergleichen vi« das Frankreich von hent?mit jenem, ils das Kaiserreich Preußen deu Krieg erklärt«. Sind wir nicht stärker, ern» ster, mehr Herren un'erer selbst? Sicher lich, und der Beweis hierfür ist, daß Deutschland, um uns Stand zu- halten, das Bündniß aller europäischen Mächte sucht. Ja, der Zeitabschnitt, der dem Frankfurter Frieden folgte, w«r für uns eine Art Wildererhebung, ein neuer licher Beweis für die unerschöpfbare Kraft des französischen Volkes. Man sprach und spricht noch von Abrüstung. Das ist etwas Unmögliches, und wenn es auch möglich wäre, müßten wir ein? solche zurückweisen. Ein Volk »st nur dann stark und groß, wenn «S gerüstet ist, und ich bin überzeugt, daß die Ab rüstung m der ganzen Welt eine Ars moralischen Verfalles, eine allgemeine Schwächung zur Folge hätte, welche da» Vorwärtsschreiten der Menschlichkeit verhindern würden. Eine kriegerische Nation war immer dlühend und alle anderen Künste habe« sich au! der Kriegskunst entwickelt. Die Geschichte ist d», um es zu be weisen. Niemals waren Handel, In dustrie und Lit-ratur itrßvm und Athen bltihender, als zur Zeit, da sie die Welt durch ihre Waffen beherrschten. Um mcht so weit zu gehen, greifen wir ein mal auf das Jahrhundert Louis XIV. zurillk. Haben die Feldzüge dcs großen Königs den Fortschritt der Künste und Wissenschaften ausgehalten? Im Ge gentheil, sie schienen ihm geHolsen, begünstigt zu haben. Und übrigens, wir haben an der Abrüstung gar kein Interesse. Deutlchland allein hat «ins: -S fühlt, daß die Zeit, die sür uns kämpft, nicht auch für Deutschland kämpft, daß es den Höhepunkt seiner Macht erreicht hat und daß seine wirth schistlichen Mittel sich mehr und mehr verringern; die Stunde ist nicht mehr ferne, wo es die erdrückenden Lasten nicht mehr wird tragcu können. Die Stunde d«S Verfalles hat bereits be gonnen. Seine gegenwärtige Lage gleicht in gewissen Beziehungen jener, in der wir unS 1870 befanden, und ich glaube nicht zu optimistisch zu ssin, wenn ich annnehme, daß, bricht heute ein Krieg zwischen Frankreich und Deutschland, beide sich allein gegenüber, aus, Deutschland bssiegt sein wird. Dsutschland will heilte den Frieden, weil «S alles Interesse daran hat, undc weit es die errungen« Stellung zu be haupten sucht. Wir glauben ihm ohn« Mühe, wen» es uns den Dreibund als lin reine» VerthcidigungSbündniß dar» -tellt." Ein Deutscher, der lie ber nicht mehr deutsch sein schrieb folgenden Brief an seine Schwe ster in Deutschland: „Vielb eloved- Schwester! Es find nun nahezn sik» » Jiehr sins et bin hier in di» Cuntry. Mei diehr Schwester, du bcliefit gar »icht, wie gut ich es hier leike tha. Ei bin ietzt vier J«hr gemarriet. Altoge ther haben wiü jetzt vier E» war unser Jntenschen. eins von den Schildren dciwen Namm zu gsbm» but bis dahin Aaren sie alle boyS, und dir mußt uns sür sell Ei Work alle weil an GetherS mit hohe HielS, mei Weis thut- daS StiHchen! Lnser Rent ist ten Dahler dsr Movat fov drei RuhmS. Cossen Fred hat uns last week Visit gep«id und ttor sor Tage bei uns; das WKF mutsch Expens für uns und worken konnten wir nicht. u»d w.nn man nicht wortt, geht man ins Bier ! hauS. Ei bis noch immer von der Neschen, euch 'mal in Schermany zu Vi siten, but »>.»> Weis ist dagegen ; sie sagt, is ei geh, dann geht sie thuh, du siehst, diehr Schwester, daß lch ziemlich ' geteit bin, aber nevermind, i geb es doch uit aus. Reit suhn wieder, und laß miß wissen, ob du noch eine Naschen hast, nach Amerika zu kommen. Der 5 Fred tahlked viel von dir. und ich denke, du ständest eine gute Chance, Lizzie. Consider einmal darüber, denn der Fred macht Geld, und hat schon Money. Soviel sür heut, wenn ich wieder reit, dann «it ich mehr. Kein Bruder forever, S. G.
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