2 «ine H«more»r«. Stoff zu einer Humoreske bietet eine Keine allerliebste Geschichte, in der ein berühmter Professor und Meister der Palette und ein jetziger Opernsänger in die Rollen sich theilen. Bevor dieser „Betz" der Zukunft den Wohlklang sei nes Baritons entdeckt hatte, hoffte er, daß er dereinst durch die Farbenkunst jein Licht könnte leuchten lassen; so be mühte er sich denn, als Akademiker in die Geheimnisse der Maltechnik einzu dringen. Aber die Mühe war groß und weit das Ziel. Da lachte dem jungen Manne ein unerwartetes Glück: «S fiel ihm durch Erbschaft ein kleines Kapital zu, das ihm, wohl angewendet, seine Studien erleichtert hätte. Doch der junge Rafael ia sps glaubte nun gleich ein KröfuS geworden zu sein, und seine Freunde dachten eS auch! Wo zu da erst sich mit öden Pinseleien plagen, wenn man herrlich und in Freu den leben konnte? Nun lebte unser Akademiker darauf IoS, flott und sor genfrei, wie Gott in Frankreich. Der Malkasten und die Palette verstaubten und der Platz im Aktsaal blieb leer! Dafür aber wurden fleißig „Studien nach der Natur" gemacht, denn was bot das Leben der Großstadt für eine Fülle von „Motiven"! Bald jedoch wurde wieder einmal das Ungewohnte, Unbe greifliche zum Ereigniß: im Handum drehen war bei der „Kunst" des jungen Mannes das ganze Kapital geschmolzen bis aus einen unansehnlichen Rest! Nun fiel es ihin auf einmal wie Schup pe» von den Augen. Aber mochte auch des Gewissens Stimme ihm bittere Vorwürfe machen, er beschwichtigte im mer wieder den garstigen Mahner in seinem Herzen und rief ihm mit dem Pathos eines Margui» Posa zu: „Kö- Und nun sollte er so schnell den kaum erkannten Lebensfreuden entsagen, sollte in das dumpfe Atelier zurückkehren und dem Spott seiner Kameraden sich aus setzen? Nimmermehr! Hatte ihm nicht schon einmal Fortuna gelächelt, und war in den Blättern nicht ost genug von wunderbaren Glücksfällen zu lesen ? Nur ein bischen Muth und Künstler genie! Er sann hin und her. Da kam ihm ein Gedanke! Ja, sie mußte er rungen werden, nicht blos symbolisch, nein, wirklich und leibhaftig, die Frau Fortuna! Einige Tage daraus stand in einer großen Zeitung etwa fol gende Anzeige: „Ein bekannter und sehr begabter Berliner Maler sucht auf diesem Wege eine reiche, unabhängige junge Dame mit Geist und Gemüth zur sährtin. Die erste Zusammenkunft könnte in einem fashionablen Ostseebade stattfinden. Gefl. ernstgemeinte Aner bielungen u. s. w." Noch verfügte unser malerischer Le bemann, der nun plötzlich „mit Geist und Gemüth" in einen Ehekandidateu sich verwandelt hatte, über einen Fonds von baren 7S Mark, eine Summe, ge wiß noch ausreichend bis zur bevorste henden Gründung seines Glückes. In der That tras bald in der Expedition des Blattes neben mancher schelmischen Antwort ein sehr verlockendes und ernstgemeintes Schreiben ein, das den Stempel eines bekannte» Badeortes trug. Dort sollte auch das RendevouS stattfinden, an einer genau bezeichneten Stelle der Promenade und eine gelbe Rose im Knopfloch das beiderseitige Erkennungszeichen bilden! Nun galt es, noch schnell ein geschniegeltes, ele gantes Ausseben sich zu geben von den 75 Mark blieb wenig mehr als das Reisegeld übrig dann setzte der jun ge Freier sich voller Ungeduld aus die Bahn und war pünktlich zur Stelle! Aber schon ein Viertelstündchen vorher hatte dort ein anderer „Jemand" sich «ingefunden und im Gebüsch sich ver steckt Als dann der Ehekandidat aus der Bildfläche erschien, war es, als ob «in Laut der Ueberraschung durch das Blätterwerk drang. Einige Augen blicke später stand dem aufs Höchste gespannten Liebhaber sein früherer Lehrer von der Kunstakademie, der be rühmte Professor E. gegenüber, ebenfalls mit einer Rose im Knopfloch .... Während der junge Akademiker a. D. sprachlos vor Schreck war, rief der Professor ihm lachend zu: „Sie also find der bekannte und sehr begabte Berliner Maler, der ein reiches Weib sich zu sangen wünscht?! Das ist ja ein köstliches Zusammentreffen, und die Mühe des Schreibens hat wirklich ge lohnt!" Dann aber folgte an Stelle des zärtlichen l'sto -» l'sts eine sehr eindringliche Gewissenspredigt!: der Akademiker zeigte ernste Reue und muß te zum Schluß feierlichst nicht ewige Treue, sondern dauernde Besserung ge loben! Dafür hatte der Meister die Liebenswürdigkeit ihm mit einigen Goldstücken wieder auf die Beine zu helfen! Bald daraus hat der Held die ser klei..e» Begebenheit einen neuen Schatz, das goldene Metall seiner Stim me, entdeckt und sich nach ehrlichem Stu dium der Sangeskunst zugewandt. Sein kleines Badeabenteuer kam uns in Er innerung, als er im Concertsaal die er sten Lorbeern errang. Wie hätte er mit dem Zauber dieser Stimme' das Herz Dame umschmeichelt, wenn Professor, Sie waren wirklich zu Einem Egoisten. ' Gesetzt. Dir wär das Paradies gegeben, So wärst Du völlig wohl erst dann zu- Wenn Dir allein solch' hohes Glück be schicken, Wenn and're neben Dir im Elend leben! Ein Sohn seiner Zeit. Lehrer sim Religionsunterricht ): „Was mein ist, ist auch Tein. Wer sagte dieses schöne Wort? Schüler: Einer, der nichts hatte! Der andere Grund. „Ich höre, Freund Gustav will heiratlien' „So? Ist er verliebt?" —„Nein verschuldet!" »«» Neueste «es»icht«»er» üd«» das Volk J«rael. Die Geschichte des Volke» Israel ist für die gesammte Kulturmenschheit von der außerordentlichsten Bedeutung ge wesen. Und zwar kann diese Bedeutung weder in den politischen und kulturellen Erfolgen des Volkes liegen, sondern sie ist allein auf dem Gebiete der Religion und der Moral zu suchen. Für die Politik ist Israel ein Nichts, noch viel unwichtiger, als dies die kleinen griechi schen Städte des Alterthum« waren. Es hat keine Zeit gegeben, in der es eine irgendwie ausschlaggebende Rolle gespielt hätte. Auch zur hochberühmten Zeit Davids und Salomes kann von welthistorischem Einfluß nicht die Rede sein. Abgesehen von einigen belang losen Vorstößen nach Norden und Nord osten, hat sein Einfluß nicht über den Libanon im Norden und das Tod«e Meer im Süden hinausgereicht. Selbst in der Zeit seiner relativ größten Machtfülle hat eS nicht einmal die Phi lister, noch weniger die phönizifchen Städte sich zu unterwerfen vermocht. Und die längste Zeit seines Bestandes war es ein halb willenloser Spielball zwischen Egypten, Syrien und den gro ßen Militärdynastien deS Euphrat, Ni nive und Babylon. Wenn Israel es trotzdem verstanden hat, sein Land ein Jahrtausend lang zu behaupten und seine Nationalität bis heute zu bewah ren, so sprechen dafür ganz andere Gründe mit, als die einer politischen Machtstellung. Auch in aller kulturellen Beziehung hat eS nichts Schöpserisches, Originales auszuweisen. Technik und Handel sind von außen in das Land gebracht wor den, und kurz vor der Königsherrschaft verstand man noch nicht einmal die Be arbeitung der Metalle. Auch der Tem pel, den Salomo in Jerusalem erbaute, ist durchaus nicht jenes glänzende Mo numentalwerk, zu dem ihn die bildende Phantasie einer späteren Zeit geinacht hüt, sondern es war ein verhältniß mäßig einfacher und düsterer Bau, dessen Originale in Egypten und Phö nizien zu suchen sind. Und besonders aller Schmuck desselben, das metallene Meer, die Säulen, die Leuchter, sind phönizische Arbeit. Ebenso sind die Ansänge der Philosophie, wie sie sich in der Schöpsungsgeschichte zeigen, nicht in Israel zu suchen, sondern sie waren eine Errungenschaft deS baby lonischen Exils, und die babylonische Kosmologie liegt dem Schöpsungsbe richte und der Sage vom Paradies zu Grunde. Aber Israel war ein religiöses Volk im eminenten Sinne des Wortes. Wenn es übcrall sonst nur nachahmt oder bedeutungslos ist, so war es, wie Friedrich Nietzsche irgendwo sagt, doch von einer volksthümlich moralischen Ge nialität sondergleichen, es war das „priestirliche Volk p»r sxvsllsnes". Es hat der Religion und der Moral ganz neue Bahnen gewiesen und eine „Umwerthung aller Werthe" geschaffen, die allmälig von allen Kulturnationen, wenn auch in verschiedener Form, als Judenthum, als Christenthum, als Is lam angenommen ist. Es bat die arische Werthungsweise, die „Herrenmoral", mit einer erschreckenden Folgerichtigkeit bekämpft und zweifellos den Sieg da vongetragen. Darum ist die Frage so interessant wie ist das Volk Israel zu dieser neuen Moral und Religion gekommen? Welche Entwickelung hat dieses kleine Volk durchlaufen, welche Einflüsse sind bei ihm wirkfam gewesen, die diese umstür zende Weltanschauung erzeugen konnten? Welches war die Geschichte des israeli tischen Volkes? Aber diese Frage ist leichter zu stellen, als zu lösen. Denn es liegt in der Natnr der Sach-, daß Is rael während des ganzen Alterthums immer nur als ein nichtssagendes An hängsel ousgesaßt und demgemäß fast gänzlich ignorirt wurde. Erst in der griechischen Zeit nach Alexander tritt es ein wenig mehr an d e Oeffentlichkeit. Aber damals war die E >twicke!unz schon vollendet, und las Volk lebte viel weniger der Zukunft, als der Vergan genheit. Und vorher haben wir von außen nur geringfügige Nachrichten: die Denksäule eines kleinen Königs der Moabiter, die Keilschriften Assy riens, die neuerdings furchtbar gemacht werden, und einige egyptische Notizen, das ist alles. Aber so wenig es ist, so ist es doch immerhin für die Forschung von hohem Werthe, denn erst hierdurch ist uns eine Controle möglich über die Darstellung, die das Volk Israel selbst von seiner Geschichte gibt. Denn von Israel selbst ist uns ja eine reiche Lite ratur überkommen. Das Alte Testa ment umfaßt Schriften aus den ver schiedensten Zeiten des Volkes und von der mannigfaltigsten Art, weltliche und geistliche und auch eine mehrfache Dar stellung der ganzen Geschichte des Vol kes. Indessen der Kanon, diese Samm lung heiliger Schriften oder doch solcher, die für heilig angesehen wur den, ist erst-in stiier Zeit voll ständig geworden. Und er wurde unter einem ganz bestimmten Ge sichtspunkte zusammengestellt, nämlich, ob diese Schriften sich dem Bilde, das man in dieser Zeit vom Entwickelungs gänge des Volkes sich gebildet hatte, einsügten sder nicht. Stimmten sie nicht überein, so wurden sie entweder umgearbeitet oder ausgelassen und ficlen dann der Vergessenheit anheim. Kurz, die Geschichte deS Voltes Israel, die wir im Alten Testamente finden, ist eine heilige Geschichte. Sie ist nicht versaßt, um dem historischen Bedürfniß zu dienen, sondern um in der Bergan genheit die Bersasiung des Staates, die kultischen und religiösen Gebräuche, die Ansprüche der Nationalität, die gesell schaftlichen Einrichtungen bestätigt zu finden. Indem dort bereits die Wur zeln des Glanbens und Höffens lieg«, indem den Stammvätern die göttlichen Offenbarungen und Verheißungen zu thcil werden, die das Volk sür sich be- ansprucht, indem eS seine Moral und seine Staatseinrichtungen d> rch die Gottheit sanctivniren läßt, sucht das Volk sich selbst aus eine höhere Stufe als alle anderen Völker zu stellen und sein Lebensideal in besonders krästiger Weise zu vertheidigen. Eine solche heilige Geschichte hat zweifellos ihren Werth. Es gibt einen« Volte die Gewißheit, daß es ein Recht hat zu eiistiren und daß es Ausgaben in der Welt zu erfüllen hat. Das ist ein Sporn für jedes neuheranwachsende Geschlecht. Denn darin hat Renan Recht, wenn er sagt, daß es von wesent licher Bedeutung für ein Volk wie für ein Individuum ist, ein Ideal hinter sich zu haben. Ohne dieses Ideal ist es vielmehr dem Zufall und der Ver änderlichkeit preisgegeben, geht es viel leichter im großen Völkerstrome unter. Zweifellos wäre das Volk Juda in Ba bylon in das große Volksgemisch, das dort herrschte, zerflossen, wenn es ei nige Jahrhundert srüher, ehe die Pro pheten ihre Thätigkeit vollenden konn ten, in die Gefangenschast geführt wäre; wie denn dies thatsächlich mit den Is raeliten, die unter Salmanasser nach Assyrien verpflanzt wurden, der Fall gewesen ist. Für die präzmatische Geschichtsschrei bung ober ist gerade eine heilige Ge schichte nur mit höchster Vorsicht zu be nutzen. Denn die heilige Geschichte bringt naturgemäß alle Ereignisse in eine religiöse Beziehung, sie mythologi sirt, sie dichtet um, sie arbeitet mit der Phantasie, und man weiß ja, daß keine Phantasie so schrankenlos arbeitet, als gerade die religiöse. Für die weltliche Geschichtsschreibung kann eS solche Rück sichten nicht geben. Sie hat die Dinge in ihrer Nacktheit darzustellen, sie hat die Wahrheit des Geschehenen an den Tag zu bringen, unbekümmert, ob diese für ein religiöses Gemüth schmeichelhaft ist oder nicht. Sie kann keine anderen Gesetze und Regeln anerkennen, als die ihr durch die Wissenschaft selbst aufer legt werden. Und damit tritt sie von vornherein in einen Gegensatz zur heili gen Geschichte. Dieser Gegensatz wird auf keinem Gebiete stärker empfunden, als gerade bei der Geschichte Israels, denn nicht allein, daß das Judenthum sür diese heilige Geschichte interessirt ist, sondern durch das Christenthum sind alle abend ländischen Culturvölker hier gleichfalls in Mitleidenschast gezogen. Indem Christus sagte: Ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, sondern zu er füllen, wurde auch für feine Bekenner das Alte Testament maßgebend. So ist es noch heute auch sür uns heilige Geschichte. Nirgends aber ist das Vor urtheil zäher, nirgends das Festhalten am Ueberlieserten größer, als wo sich dasselbe mit religiösen Rücksichten ver knüpft. Und hier ist nun der Wider stand ein doppelter; er geht sowohl vom orthodoxenChristenthum wie vom ortho doxen Judenthum aus. Hieraus erklärt eS sich leicht, daß man eigentlich erst in neuester Zeit von einer profanen Darstellung der Ge schichte Israels reden kann. Was bis um die Mitte des Jahrhunderts gege ben war, das kam den religiösen An sprüchen mehr als billig entgegen, mehr jedensalls, als es sich mit der histori schen Treue und Wahrhaftigkeit ver trug. Es dars dies den früheren Ge schichtsschreibern dieses Polles aller dings nicht ohne Weiteres als Schwäche der Unwissenschaftlichkeit angerechnet werden. Denn es fehlte denselben überhaupt das Material, mit dem sie arbeiten konnten. Eine wirkliche Ge schichte Israels ist nicht möglich ohne eine kritische Bearbeitung di s alttesta mentlichen Textes. Und Textkri tik ist in vollem Maße erst in den letz ten dreißig Jahren gelungen. Die Zergliederung des überlieferten Textes des Alten Testamentes ist zwei fellos eine der hervorragendsten und er staunlichsten wissenschaftlichen Leistun gen der Gegenwart. Wie ich schon oben bemerkte, liegt der Text nur in einer späteren Bearbeitung vor, die den reli giösen Ansprüchen und Hoffnungen nach Möglichkeit gerecht werden soll. In folge dessen sind die einzelnen Stücke unter einen bestimmten Gesichtspunkt zebracht und möglichst durch die Namen der großen Männer der Vergangenheit, eines Moses, eines Josua, eines Sa muel, Salomo?c. gedeckt. Indessen ist diese Uebereinstimmung itur eine äußerliche. Bei näherem Zu sehen bemerkt man verschiedenartige Strömungen. Darstellungen, die mit einander parallel lausen, Widersprüche, die sich ausschließen. Die späten Re dactoren konnten aber den überlieferten Stoff nicht so gänzlich nach einem herr schenden Gesichtspunkte umbilden, als sie es beabsichtigten. An diesen Wider sprüchen sehte die Kritik an. Es waren besonders die fünf Bücher Moses, die hierzu den Anstoß gaben. Dieselben sind kein einheitliches Werk, sondern be jiehen aus einer Reihe von Quellen schristen. die in einander gearbeitet find und eine mehrmalige Redaction ersahren haben. ES ist das Verdienst des Chirurgen Jean Astruc, be sonders zwei Quellen nachgewiesen zu haben, die sich so unterscheiden, daß in der einen Gott als Elohim, in der an deren als Jahoe bezeichnet wird. Doch erst durch die genialen Arbeiten I. Wellhaiisens ist die endgiltige Lösung der höchst verwickelten alttestainentlichen Frage herbeigeführt worden, und ist es gelungen, die gesetzlichen Bestandtheile d?S alten Testaments und danach auch seine historiichen Berichte in die richtige zeitliche Folge >» bringen und so die Grundlage zu iciiafsen, auf der eine wirklich wissen ckia-il che Behandlung der Geschichte möglich getvor den ist. Wesentlich auj diesen Forschungen aufgeoaut. de vielfach felbstständig und jedenfall? epochemachend, als sie zuerst i! »euer Metho.'e genaue und > 'e Bearbeitung des vorhandenen r als gad, ist die „Geschichte J-?rael" von Bernhard St- v, e in der .Geschichte de« Alterthum« in Einzeldarstellun gen" in glänzender Ausstellunj mit Abbildungen, Facsimiles und «'arten erschienen ist. (Der letzte Theil von der griechischen Zeit bis zur Entste hung des Christenthums von Oskar Holtmann.) Das Stadesche Wer? ist die erste wissenschaftliche Geschichte Israels, die wir haben. Alle Vorarbeiten kommen, von Wellhausen natürlich abgesehen, dagegen nicht in Betracht. Was Stade zunächst auszeichnet, das ist die voll kommene Beherrschung des zu verarbei tenden Materials. Seine textkritischen Arbeiten hatten bereits in einer Gram matik der hebräischen Sprach.' und in einer Reihe bedeutsamer über das alte Testament ihre Frucht ge tragen, ehe er sich an eine Bearbeitung der allgemeinen Geschichte Israels machte. Und diese eindringende Sach kenntnis die mit einer scharfen Kritik gepaart ist, gewährt dem Leser überall das wohlthuende Gefühl der Zuversicht und des Vertrauens. Stade ist ein Führer, auf den man sich, gebieten überhaupt möglich ist, mit ab soluter Sicherheit verlassen kann. Aber nicht weniger bedeutsam ist, daß Stade durchaus frei von allen Vorur theilen und Rücksichtnahmen zu Werke geht. Es ist dies bei einem Theologen doppelt beachtenswerth. Für Stade gibt es nur die eine Rücksicht, die wirklichen Zustände und die thatsächliche Geschichte, soweit sie sich mit sorgfältig ster Benutzung deS Materials rekon struiren läßt, darzustellen, ohne sich weder durch theologische Vorurtheile noch durch nationale Aspirationen be einflussen zu lassen. Dadurch erhält seine Darstellung freilich etwas Rück sichtsloses und Gewaltsames. Er tastet an altererbte Ueberlieferungen, er wirft liebgewordcne Geschichtskonstruktioncn über den Hausen. Wie David Friedrich lige Geschichte des Neuen Testaments auslöste, so löst Stade die heilige Ge schichte deS Alten Testaments ans. Und sowohl von christlicher wie von jüdischer Seite leidenschaftliche Proteste gegen seine Darstellung erhoben find. In dessen sind stichhaltige Gründe gegen ihn höchstens in Einzelheiten vorgebracht worden, aber das allgemeine Bild, das ! wir von der Entwickelung Israels er halten, ist dadurch nicht geändert wor den. Die Stade'sche Geichichte wird zweifellos das Schema bleiben, nach dem alle wissenschaftliche Betrachtung sich zu reguliren hat. Und dann sei noch aus einen großen Vorzug des Stadeschen Werkes auf merksam gemacht, der es ganz besonders sür die Gegenwart bedeutsam erscheinen läßt, nämlich daß es von dem modernen Standpunkt der Entwickelungstheorie aus geschrieben ist. Die anthropologi sche Religion?erklärung, die Erkennt niß, daß. das Bild der Gottheit nicht durch eine übernatürliche Offenbarung gebildet wird, sondern ein Ergebniß der socialen, kulturellen und moralischen Verhältnisse ist, und ebenso die Er kenntniß, daß erst allmälig aus niede ren und primitiven Zuständen sich höhere und reinere Begriffe und Anschauungen entwickeln, ist zwar schon von Ludwig Feuerbach ausgesprochen worden, aber ivir sind noch weit davon entsernt, daß dieser Satz allgemeine Anerkennung er rungen hätte. Die übernatürliche Of fenbarung, die Selbstbezeugunz derGott ieit, spielt, wenn auch häufig rersteckt, roch immer eine große Rolle und kei icSwegs nur bei den Theologen, sondern auch bei den Philosophen. Und ge rade die Geschichte deS Volkes Israels galt hierfür als stärkster Beweis. Um so verdienstlicher ist es, nachzu weisen, daß die Gesetze der Religions bildung in Israel genau denjenigen bei linderen Völkern entsprechen, und daß die Forschung auch bei ihm noch die deutlichen Spuren von Fetischismus and Animismus nachweisen kann, d. h. denjenigen Religionssormen, mit wei hen überall die positive Religion zuerst lustritt. Wenn eS etwas gibt, was dem Laien hier und da die Lektüre des Stadeschen Werkes erschwert, so ist eine gewisse Herbheit des Stils und eine peinliche Genauigkeit in der Einzeluntersuchung. Dadurch wird es bedingt, das das Stu dium Stades nicht immer nur ein Ge »uß, sondern auch eine Arbeit ist. Trotz »er sür jeden Gebildeten verständlichen Korm, ist es doch immer zunächst der Nelehrte, der bei Stades Darstellung ju Worte kommt. Der Schriftsteller iolgt erst Hintennach. In dieser Beziehung bildet eine höchst glückliche Ergänzung die "kistoiro clu psupl« des berühmten fran iösischen Gelehrten Ernest Renan, von der bisher drei Bände vorliegen, die bis zum Jahre 53« vor Christi Geburt reichen, d. h, bis zur Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft. Ein vier ter Band, der noch im Laufe dieses Fahres erscheinen soll, wird den Ab schluß bis zur Entstehung deS Christen ihuins bringen. Es sind nun vierzig Jahre, daß Renan den Plan faßte, eine Geschichte der Entstehung des Christen thums zu schreiben. Mit dem Leben Aesu beginnend, dann die Apostel, die Evangelien und die christliche Kirche bis zu Mark Aurel behandelnd, kehrte lr in seinem Alter noch einmal in die früheste Vergangenheit zurück, um in »er israelitischen Geschickte den Ur sprung und Quell sür die christlichen Ideen auszusuchen und nachzuweisen and so seinen großartigen Cyklus zur Vollendung zu bringen. Eine Vergleichung der beiden Werke oon Stade und Renan wird die Vor züge beider Arbeiten in das richtige Kicht stellen. Renan steht, wa» die Textkritik an langt, nichl auf der Höhe, die heute die deutsche Wissenschast erreicht hat. Er ts' zirar von Wellhausen nicht unbeein fluvi geblieben, aber im großen Ganzen huldigt er noch älteren Auffassungen. Dadurch wird seine Anschauung von der Entstehung des sogenannten mssaischca Gesetzes beeinflußt und der älteren Zeit vor dem Exile manche» zugewiesen, was unzweifelhaft erst der nachexilischen Zeit seine Entstehung verdankt. Auch im Uebrigcn ist Renan von kühnsten Hypo thesen und Geichichtskonstruktionen nicht frei, so das; seine Resultate nur mit Vorsicht ai!>'z»»ehmen sind. Dagegen ist er >nn so bedeutender als Schriftstel ler. Sein glänzender Stil ist seit sei ner „Vi« c!o.I««us" auch in Teutsch land gewürdigt worden. Neber seiner Darstellung liegt eine klassische Heiter keit und Ruhe. Es gibt sür Renan weder Schwierigkeiten und Dunkelheiten der Form noch des InHalls, Er ist vielleicht in alles Detail nicht so genau eingeweiht wie etw., Stade, und er ver meidet es klüglich, an verwickelte Pro bleme zu rühren. Aber was er in den seiner Bedeutung abgewogen. Auch der sprödeste Ztosf erhält sein ganz be stimmtes Gepräge, und alles Rohmate rial ist kunstvoll verarbeitet. Die Re nanische GeschichteJsraels ist vor allem ein Kunstwerk;als ein solches entworfen und auch nur als ein solches zu würdi gen ist der Gegensatz zwischen französi scher und deutscher Wissenschaft. Jene ist glänzender, diese ist tiefer. Dieser Gegensatz in der Darstellung beginnt gleich am Anfang und zieht sich durch die ganze Folgezeit hindurch. Er wird besonders deutlich, wenn wir be trachten, was beide Schriftsteller über die Uneit des Volke» zu berichten wis sen. Renans lebendige Phantasie seiert hier einen großen Triumph. Da ist Arabien als der Boden, auf dem die Wurzeln des Voltes zu suchen sind, ein Land von glücklichen klimatischen und meteorologischen Verhältnissen, viel we niger trocken und unfruchtbar, viel we niger Wüste als heute. Von dort zie hen die Semiten als nomadisirende Hirten nach Norden und Osten und dringen in Babylon und die Länder des Mittelmeeres ein. Nur lanzsam vollzieht sich indessen d,'r Uebergang zum seßhaften Leben; die meisten Stämme sührten das Nomadenleben weiter. „Arabien und Surien waren voll von umherziehenden Familien, die unter den Zelten lebten und das Ge heimniß der schönen Sprache und der grundlegenden Ideen der Rasse hüte ten." Denn in diesem Zeltleben ist der weiteste Spielraum sür das Nach denken und die Leidenschaft. In die ser strengen und großartigen Lebens weise entstand eine der Formen, in de nen das Genie Ausdruck uud Leben fand. Die Häuptlinge der nomadisirenden Stämme, die in der Wüste umherzogen, waren in Wahrheit die Väter des Glau bens, ernst, ehrbar in ihrer Weise, be schränkt, wenn man will, aber Purita ner, voll Abscheu vor heidnischem Schmutz, mit dem Glauben an die Ge rechtigkeit und an das Auge am Him mel. Zwar Philosophie und Wissen schasten konnten hier nicht entstehen ; aber diese semitischen Hirten bildeten in her vorragender Weise Sinn für Ord nung aus und den Stolz, der sich aus Selbstachtung gründet. DaS hebräische Zager ist ein Asyl, in dem eine auser ählte Schaar ron Tugendhasten mit en in der Gewaltthätigkeit und der varniederliegenden Moral lebt. Frei lich wird diese höhere Moral nur um den Preis einer erstaunlichen Einfach heit der Ideen erkauft. Die individuelle Freiheit existirte nicht. Der Mensch gehörte vor allem zu seinem Stamme. Die Solidarität des Stammes war un umschränkt : das Schicksal des Einzelnen war an die Moralität des Ganzen ge knüpft. Das Oberhaupt des Stammes, der Patriarch, hatte unumschränkte Au torität. Die einzige Strafe war Tod oder Verbannung, was dem Tode fast gleich kam. Im Uebrigen sind die Verhält nisse sehr einsache und primitive. Der ganze Reichthum eines Stammes sind seine Heerden, die dann bei der seßhaf ten Bevölkerung gegen Brotkorn und Wein umgetauscht werden. Aber in diesen ursprünglichen Verhältnissen liegt doch eine gute Schule. Man ist im Zeltleben auf einander angewiesen; man steht im beständigen Verkehr mit einan der. Man erzählt sich und bildet die Sprache aus; man erinnert sich vergan gener Ereignisse und behält so bedeu tende und merkwürdige Thatsachen im Gedächtniß. Es entstehen bereits kleine Lieder und Gesänge über besondere Vorfälle. Auch richtet man zum Zei chen und Merkmal heilige Steine auf, oder man pflanzte Bäume, um eine Er innerung zu bewahren. Was indessen diesen biederen Hir lenstämmcn Syriens ihre Ausnahme stellung verleiht, das ist ihre Religion. Bei ihnen zuerst taucht ein Bewußt sein davon aus, daß Gott nur Einer ist. Zwar sehen auch sie zuerst die Wüste erfüllt von Geistern, von Elo him, Zebnlausenden lebender und wir kender Wesen, die man nicht sieht, aber deren Macht man spürt. Aber alle diese Geister werden nicht als unter schiedene Personen aufgefaßt. Dem semitischen Hirten fehlt die Mytholo gie. Und so kann es in früher Zeit geschehen, daß diese zahllosen Geister ;u einem einzigen Wesen zusammen stießen, das überall ist, dessen Odem Alles bewegt, dessen Arm bis an die Enden der Morgenröthe reicht, das tödtet und lebendig macht. Dieser Gott Elohim. der sich aus diese Weise bildet, ist allerdings von dem heiligen Möglichkeit dazu ist bereits gegeben. Der Gott der Patriarchen wird zum guten Gott, der das Böse haßt, dem man am besten dient nicht mit Opfern und Zauberei, sondern durch die Ehr barkeit des Herzens und die Reinheit des Wandels. So bilden diese semitischen Nomaden mit ihren ehrwürdigen Patriarchen ein« Zuflucht der Reinen, und wie in ilnien die Wurzeln liegen für die spätere reli giöse Entwickelung, so sind sie selbst sür die nachfolgende Zeit das Ideal. Zu ihnen schaut man zurück wie zu einem verlorenen Paradiese, und die ganze nachfolgende Geschichte Israels bewegt sich rückläufig jenem verlorenen Ideale zu. Der Aberglaube, die sozialen Miß stände, die politischen Unglücksfälle, die in späterer Zeit das Volk Israel zer rütteten. steicern nur die Sehnsucht, jene Zustände wieder herzustellen. Der Kult des Nctioaatgottes Jahve ist ein Abfall vom wahren Gott. Israel muß tu Elohim zurückkehren. Dies ist die Tendenz der Propheten, dafür haben sie gearbeitet und geopfert; in diesem Zinne sind sie alle Reaktionäre. Und indem sie dies zuletzt erreichten, wurde Israel der große religiöse Lehrer der Menschheit. Ganz anders Stade. Seine Ge schichte beginnt mit dem Zeitpunkt, wo daS Volk Israel ansängt, Geschichie zu machen, und das ist die Zeit der Könige. Ueber diese hinaus sind nur vereinzelte geschichtliche Erinnerungen vorhanden. Bielmehr ist fast alleS, was über diese frühere Zeit berichtet wird, Sage, und ;war Sage, welche in tendenciöfer Form und Rekonstruktion aus uns gekommen ist. „Sie ist die treiieste, unverfälschte Quelle für die Beurtheilung ihrer Ent stehungszeit. Tarüber hinaus hat sie keine historische Gewähr." Von det ursprünglichen GolteSverehrung der israelitischen Stämme wissen wir nichts. Dagegen ist kein Zweisel, daß, a!s die einzelnen Stämme, und zwar allmälig und größtentheils friedlich, vom Osten in das Westjordanland eindrangen und Urbewohner, die in kultureller Be ziehung voran waren, in ihrer Religion ;u suchen ist. Diese Religion haben die Hebräer am Sinai angenommen; es ist die Ver ehrung des Jahre als Stammgottes. Und diese Religionsstntung hängt wie der mit dem Namen Moses zusammen. Er ist es gewesen, der zuerst Jahve ver kündigte und damit seinem Volke einen neuen, schöpferischen, dessen Leben um gestaltenden Gedanken gebracht hat. Daß wir von der vormosai'chen GotteS Verehrung Israels nicht das Mindeste wissen, daß keine einzige Ueberlieferung darüber vorhanden ist, kann nicht Wun der nehmen. „ES läßt sich auch sonst beobachten, daß nach Uebernahme einer höheren Religion alle Erinnerungen an die frühere Gottesverehrung nicht nur allmälig vergessen, sondern geradezu mit Absicht vernichtet werden." Ebenso verräth sich in vielen Zügen der heili gen Sage, daß die Verehrung JahveS dem Volke Israel ursprünglich sremd war. Es ist eine arabische Völkerschaft gewesen, die sich als Kain oder Kaniler bezeichneten, von der Moses die Jahve- Verehrung aus Israel übertrug. Wenn so für Stade jene idyllische nicht existirt und er in Folge dessen auch gar nicht den Versuch macht, sie wieder auferstehen zu lassen, so gibt er dafür etwas anders, und wie man wohl sagen darf, etwas Besseres, nämlich eine cingchendellntersuchung des ältesten Glaubens und der ältesten Sitte Israels, wobei unter der ältesten Zeit diejenige zu verstehen ist, die vor dem wirksamen Eintreten der Propheten in die Geschichte liegt. Stade zeigt in die ser Uniersuchung. wie der Verehrung Jahves eine fetistische und animistifche Gottesvorstl'llunz vorausgegangen ist. Dies zeigt sich sowohl in der Art, wie die Familie geordnet ist und aufge faßt wird, wie in zahlreichen anderen Erscheinungen, so in dem Glauben, daß die Gottheit in Steinen und Quellen wohnt, in der Benennung mit Thier namen, in der Beschneidung, die ein Stanime-Zzeichen ist, in Geister- und Aespensterglauben und dergleichen. Was die religiöse Entwicklung Israels von der anderer Völker besonders unter scheidet, daß diese semitischen Stämme in dem Augenblicke, als sie die Jahve religion erhielten, die Stufe des Poly theismus noch nicht erreicht hatten, son dern noch auf der Stufe des Geister zlaubens standen. DaS aber die Jahoe religion von Anfang etwas vom Gei sterglauben wesentlich Verschiedenes var, zeigt sich darin, daß sie sich gegen die Vorstellungen von den Ahnen zeistern, wenigstens soweit es sich um die Beziehungen zwischen den Lebenden und Todten handelt, feindlich und aus schließend verhält. Während in Griechenland, in Rom, in Egypten die neue» StammeSgotthei ten die Verehrung der Ahnen neben sich dulden, wie sie deshalb mit diesen zu Familien und Systemen von Göttern zusammentreten und hier die Staats - bildung eine Entwicklung zum Poly theismus bedeutet, ist Jahve, der Gott Israels, ein „eifriger" Gott. Er dul det keine anderen Götter neben sich, sein ssult schließt den aller anderen Gotthei ten a»S. Dieser Gedanke kann nicht etwa aus einer besonderen Beanlagung de« semitischen Geistes zum Monotheis mus erklärt werden. Denn er findet sich bei den übrigen semitischen Stäm mcu ebensowenig, als bc, den Nicht semiten. Er kann deshalb nur aus der Initiative des Stifters der Reli gion Israels, des Moses, abgeleitet werden. ES ist erklärlich, daß aus diesem Ge gegensatz zwischen Renan und Stade auch sür die Darstellung der späteren g«it wichtige Unterschiede sich ergeben müssen. Die Stellung der Propheten wird eine ganz andere, je nachdem man sie sich als Reaktionäre denkt, die dem alten Elohim wieder zu Ehren verhel fen wollen, oder als Männer, die den Fortschritt vertreten und gerade sür Jahve einspringen, wenn sie auch sein Bild läutern, reinigen und vergeistigen. Doch würde es zu weit gehen, näher daraus einzugehen. Großartig. Lieber Freund, zu unsrem heutigen Jourfix müssen Sie entschieden kommen. Da wird er stens der Violinspieler Stricholini et was vortragen, dann ipird Fräulein Pattinski singen und zuletzt wird Herr Professor Grübler ein Erdbeben pro phezeien. l Die vier Temperamente. Sanguinisch. Melancholisch. Cholerisch. Kreuz Millionen. Jetzt ist'S neu« Uhr und da haben die Leute in Amerika schon den schönsten Durst. Sin Red«». Der Herzog von NivernaiS, einst der Liebling Ludwigs XV. und der Freund »on Madame Pompadour, ein feinster Blume, hatte beim Ausbruch der Revolution verschmäht, ms Ausland zu flüchten. Er blieb in Paris und wurde aus eine Tenunziation hin verhaftet. Einem treuen Diener, »er es fertig brachte, ihm bedeutende Neldmittel zukommen zu lassen, schrieb »er achtundsiebzigjährige Gefangene: lieber Franz! Ich bin leidlich daran, es geht mir nicht allzu schlecht in neiner Zelle, nur kann ich mein Bett »icht so gut machen, wie Du, eS sieht »bel aus. Am beschwerlichsten fällt mir jeden Morgen, den schweren Was» serkrug hinaufzutragen, indessen werde ich mich daran gewöhnen." Er be wahrte die Heiterkeit des Geistes, er wies armen Mitgefangenen reiche Wohl thaten und vergaß auch die humanen Wärter nicht, weshalb diese ein Inte resse hatten, ihn lange zu behalten. Seine Freigebigkeit rettete dein Kreise das Leben. Es ist so ziemlich zewiß, daß das Blatt des Verzcichnis es, auf welchem sein Name stand, von iiner wohlwollenden Hand rissen und der Herzog —zu seinem heile vergessen wurde. Er benutzte die „Muße" zur Uebersetzung eines italienischen Gedichtes. Der Sturz Nobespierres brachte endlich Erlösung. Zn dem Buche, das Lu.ien 'l'e . y kür.» lich über de Nivernais veröffentlichte, wird uns mitgetheilt, wie die Nachncht oon dessen Hinrichtung in das Gefäng niß drang. Unter dessen Insassen be fand sich auch Andrieiix, der Autor de» begaben sich an dem betreffenden Tage auf einen Platz, wo sie ihren Papa sehen konnten. Sie schüttelten lebhast ihr« Roben, dann ergriff jede einen Stein, küßte denselben und beschrieb hierauf »m Halse eine gewisse, damals deutlich zenug sprechende Linie. Andricux war scharfsinnig genug, um diesen „Rebus" tins. Perey ist dieser vmi den Enkeln Andneux' erzählt worden. Zarter Wink. Vater: .Sag' mal. Junge, etwas eher ausstehe,» könntest Du wohl doch! Was?" Student: „Ja, lieber Papa, sieh mal, meine Wirthin ist um die Zeit schoi» fortgegangen, ich bin alsr, was da» Wecken anbelangt, ganz , us ?ci>. G ld trieiträgcr angewieien."
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