'S. Varls«, H««or. Konzessionen. „Ein Auskommen in öer Ehe ist nur möglich, wenn man sich gegenseitig Konzessionen macht," erläu tert weise ein Erfahrener. „Ich z. B. habe niemals Hunger vor 7 Uhr Abends; da aber meine Frau gewöhnt ist, um 5 Uhr zu dtniren, sind wir über eingekommen, uns um 6 Uhr zu Tische zu setzen. Auf diese Weise ist das Esse» un« Briden in gleichem Maße unange nehm." —lm Hochgebirge. Der Ho telier ist im Begriff, mit Hille seine» Oberkellner seine Rechnung abzufassen. „Haben Sie bemerkt, daß der Herr auf Nr. 7 während seine» hiesigen Aufent halt» jeden Morgen nach der Wetter fahne gesehen hat?" „Jawohl, jede» Morgen!" --- „Schreiben Sit also: Für Benutzung d«r Wettersahne 3 Francs." Schlagfertig. Die schön« Frau (gelangweilt, kapriziös): „Wel chen Unterschied finden Sie zwischen mir und einer Wanduhr?" Der An beter (ohne lange nachzusinnen): „Die Wanduhr zeigt die Stunden an und Sie, gnädige Frau, machen sie verges sen.« Die Leidend«. Ein Arzt hatt eine reizende Patientin, die ihn all» Augenblicke wegen der lächerlichsten Kleinigkeiten rufen läßt und sich von einer Menge Krankheiten befallen glaubt. „Oh, gnädige Frau!" ruft er eine« Tage« aus. „welche Gesundheit müssen Sie haben, um alle diese Krank heiten auszuhalten!" Aus der Pro menade. „Da geht der kleine X., der sich neulich verheirathet hat." „Ja, aber ick begreife ihn nicht. Wie kann man ein Mädchen zur Frau nehmen, das acht Schwestern hat." „Im Gegen theil. daS ist sehr gut ausgedacht: auf diese Weise theilen sie die Schwieger mutter." Au» der Welt des zweiten Gewissens. Der Besitzer eine» anrüchi gen Bankinstitute» spricht mit seiner Frau von Geschäften. „Was riskire ich eigentlich bei dieser Spekulation? Nur die zweihunderttausend Francs meiner Klienten. Ich selbst besitze kei nenHeller."—„An Deiner Stelle würde ich die zweihunderttausend Francs lie ber beHaken. Wir sind nicht reich genug, um sie aus» Spiel zu setzen." Zweifache» Unglück. Jemand er hält die Nachricht, daß seine Tante ge storben sei. „Armer Onkel!" ruft er au», „jetzt ist er Wittwer!" Einige Ta ge später theilt man ihm den Tod sei ne« OnkelS mit. Erschüttert bricht er in die Worte aus: „Welches Unglück! Jetzt sind sie alle Beide Wittwer!" Vortreffliches AuSkunftSmittel. Der selbe geniale Mitbürger findet eine» TageS, daß seine Uhr unbedingt repa rirt werden muß; aber er hat keinen Pfennig in der Tasche. WaS also thun? „Dummkopf, der ich bin!" ruft er nach längerem Ueberlegen aus, es giebt doch ein so einfaches Mittel, um zu Geld zu kommen." Und er trägt seine Uhr in's Versatzamt. Gut herausgeholfen. Eben derselbe besucht den Maler X. und betrachtet kritisch ein Portrait, an dem dieser die letzten Lichter aussetzt. „Was für ein abscheuliches Modell! Wo zum Teufel haben Sie diese Visage ausge- Kschi?!" „Aber daS ist ja meine Schwester." „Oh, ich bitte tausendmal um Entschuldigung," sagt der Kritiker in tiefster Verwirrung.,, Aber ich hätte eS mir auch gleich denken können; Sie sehen sich ähnlich, wie aus dem Gesicht geschnitteu."-Jn der Fensternische. „Ich bete Sie an; aber leider GotteS bin ich ein armer Schlucker. Indessen habe ich einen reichen sechzigjärigen Onkel; der sich allerding» einer ausge zeichneten Gesundheit ersreut." „Ist er verheirathet?" „Nein". Nach einer Pause: „Nun, lieber Freund, e» wäre dumm, sich in» Elend zu stürzen; seien Sie vernünftig, verzichten Sie auf mich und stellen Sie mich noch heute Ihrem Onkel vor." —Der erkenntliche Gast. Der Kellner zu einem Gaste, welcher fortgeht, ohne ihm einTrinkgeld zu entrichten: „Der Herr Baron wird meiner doch wohl nicht vergessen?"— .Nein, mein Freund, ich werde Ihnen schreiben." Ausspruch eines moder nen Nestors. „Die Autorität des Al ter» leitet sich lediglich aus der That sache her, daß man länger dumm war, al» diejenigen, denen man seine Lehren giebt." Au« «t« „yctßer Tag". Bauer: Sag cmol, Philipp, Du warst doch aach bei Weißenburg dabei? Soldat (auf Urlaub zu Hause): Und wie! Bauer: Na, erzähl emol ebbe« (etwas). Soldat: Mir läge mit der ganze Compagnie im Chausseegrabe gut gedeckt. Um uns herum Hot'S gekracht «n geschosse, daß mer meint, es blieb ka Mann mehr übrig. Alle fünf Minute sagt unser Hauptmann: „Kinder, jetzt kommen mir auch gleich dran." Dann hat jeder noch emol'n Schluck Schnaps getrunke; nf amol kimmt 'n Ordonnanz «ritte un ruft.: .Mer hawe gewunne!" Im Gegentheil. Braut: „Mama meint, Du heirathest mich nur, weil ich später noch Vermögen zu be kommen habe." Bräutigam: „Ganz im Gegentheil, Schatz; wär mir sogar lieber, wenn Du'» jetzt schon hättest!" DieübertrifstnochFr"» Fama! Ich sage Ihnen, vor der Frau Klatscher muß man sich in Acht nehmen, wenn die heute etwas erfährt, veih es morgen ganz Europa! Im Spitale. .Geistlicher: Sind Sie evangelisch oder römisch la lholifch? Kranker: Nein, chronisch la tarrhalisch! v«rtz»lt«ih »«r HeineS Mutter, die der Musik leiden schastlich ergeben war, hatte ihr Hau« in Düsseldorf den besten Musikern der Etadt geöffnet. Der erste Tonkünstler, mit dem der 17jährige Harry Heine im Elternhause in Berührung kam, war Max Kreutzer, wahrscheinlich ein Ver wandter der bekannten Musikerfamilie gleichen Namen«. Derselbe componirte das 18IK entstandene Gedicht „Die bei den Grenadiere". Mit der Sängerin Karoline Stern, die an der Düsseldor fer Oper Triumphe feierte, schloß Harry Freundschaft und widmete ihr da» Ge dicht „An eine Sängerin, al» sie eine Romanze sang", da« gänzlich umgear beitet später in da« Buch der Lieder aufgenommen wurde. Alle Versuche, den angehenden Poeten zum Violinfpie ler heranzubilden, scheiterten kläglich an der Lässigkeit d;S Schülers. Wie Goethe in seiner Jugendzeit, besah auch Heine nicht die Ausdauer, sich auf feinem In strumente irgendwelche technische Fertig keit anzueignen, und fand eS nützlicher, sich von seinem energielosen Lehrer seine LieblingSmelodien vorspielen zu lassen. Als die Mutter hinter diese Streiche kam, war eS freilich vielleicht zur Freude des Sohne» ein- für allemal mit dem Violin-Unterricht zu Ende. 1822 bezog Heine die Universität in Berlin. Berlin war damals ,1» Violinvirtuose und Charlatan Alexan der Boucher (geboren 1770 in Paris) nannte. Boucher war das Wunder der Residenz, mehr noch als sein Spiel hatte ihm seine auffallende Aehnlichleit mit Napoleon eine große Popularität verschafft. „Er nennt sich Kosmopolit," schreibt Heine, „Sokrales der Violini sten, scharrt ein rasende« Geld zusam men, und nennt Berlin aus Dankbar wird von' dem Musikfieber, das die preußische Hauptstadt ergriffen hatte, angesteckt. „Es ist hier den ganzen Winter ein Singen und Klingen gewe sen, daß einem sast Hören und Sehen vergeht. Ein Concert trat dem andern aus die Ferse." Spontini war als Ge neralmusikdirektor an die königliche Oper berufen worden und dirigirle seine Oper „Olympia". Henriette Sontag, Anna Milder entzückten mit ihren un vergleichlichen Gesangsleistungen, in den Concerten erregte der junge Felix Men delssohn Aussehen, der alte Zelter stand noch an der Svitze der Singakademie, und der Freischütz ging zum ersten Mal über die Bühne. „Haben Sie noch nicht Webers „Freischütz" gehört?" sragt Heine. „Nein? Unglücklicher Mann! Aber haben Sie nicht wenigstens au« dieser Oper das „Lied der Brautjungfern" oder (kurzweg) den Jungfernkranz ge hört? Nein? Glücklcher Mann! Wenn Sie vom Hallischen nach dem Oranien burgerthore und vom Brandenburger nach dem KönigSthore, ja, selbst wenn Sie vom Unterbaum nach dem Köpnicker Thore gehen, hören Sie jetzt immer und ewig dieselbe Melodie, das Lied aller Lieder: den „Jungfernkranz". Mit lustigem Spotte schildert er, wie die hübsche Melodie ganz Berlin aus den Kopf stellt, wie sie ihn überall hin versolgt und wie ihn „die veilchen blaue Seide" beinahe erwürgt. Aber die Oper macht aus ihn den tiefsten Ein druck: „Der ganze Freischütz ,st vor trefflich und verdient gewiß jenes In teresse, womit er jetzt in ganz Deutsch land aufgenommen wird." Spontini batte voller Eifersucht den großen Er folg der Weberschen Oper erleben müs sen, die Spontinianer, die in Berlin keine kleine Gemeinde bildeten, waren Gift und Galle. Heine eröffnete schon damals gegen den eitlen Ritter die Polemik, die er, wie wir später erfah ren werden, in Paris mit den schärfsten Waffen geführt hat. Er reproducirte zunächst dte Lobhudeleien seiner blinden Verehrer, dann gab er der Gegenpartei, der er ohne Zweifel selbst angehörte,das Wort: „Der größte Theil sieht in sei , ner Musit nur Pauken-und Trompeten spectakel, >challenten Bombast und ge spreizte Unnatur." Dieser vortrefflichen bündigen Kriti! bleillt kein Wort hinzuzufügen. Ein ber'licheS Freundschaftsverhält niß verband Heine in Berlin mit dem Musiker Joseph Klein (geb. 1802 zu Köln), dem E. T. A. Hoffmann unter dem Namen Johannes K>eiSler ein un vergängliches Denkmal gesetzt hat. lo s'ph Klein, de? Bruder des bekannten Compenisten Bernbard Klein, hatte eine Anzahl Heine'scher Lieder in Musik gesetzt, und der Dichter scheint an diesen ompositionen, die längst Virschollen sinv, besonderen Gefallen gesunden zu daben. „Mein lieber Johannes Kreis ler," fchreibt er ihm 1825 von Ham burg, „obichon wir wechselseitig gewif senhast verivrachen, uns in der Folge o t zu schreiben, so mögen doch wohl drei bis vier Jal>re verflossen sein, ohne daß eS einem von uns einfiel, dieses Ver sprechen zu erfüllen. Meinerseits kann ich mich sehr gut damit entschuldigen, daß >ch oft nicht an Dich gedacht habe. Gister» Abend aber we>ß der Teufel w e es kam d ch e ich und schwatzt« ich >on Dir e ne ganze Stunde >ang, uno zwar mit vem ixusten Albert Metl.se»el, dem ich von Dir und Dei nem Mnsikgenie io viel erzählte, bis er ordentlich ärgerlich wurde, daß ich ihm meme von Dir tresslich couiponirten Lieder nicht schnell vei schaffen konnte, gestehe Dir, ich mochte selbst sie gern denen, die sich daran versucht, sie so hübsch eowpvnirt hat wie Lu, der Du den ipeeiellen Boriyeil hattest, ebenso veriücti zu sein, »>e der Ver,affer der Te^te." Studienzeil in Beel-» blieb nicht oline Einfluß auf je>u . ? ä tmß zur Musik. Da» glänzen e M..>,lteben m>d sein Urtheil reiste an den Darbie tungen der ausgezeichnetsten Musiker seiner Zeit. Die italienische Reis«, die ihn acht Jahre später mit dem „musikalischen Volk" in unmittelbare Berührung brachte, fand ihn wohl vorbereitet, über die italienische Musik zusprechen. „Die Musik", sagt er, „wird hier in Italien nicht durch Individuen repräfentrrt, sondern sie offenbart sich in der ganzen Bevölkerung, die Musik ist Volk gewor den. Bei uns im Norden ist es ganz ander»; da ist die Musik nur Mensch geworden und heißt Mozart oder Meyer beer; und obendrein, wenn man das Beste, wa» solche nordische Musiker un» bieten, genau untersucht, so findet sich darin italienischer Sonnenschein und Orangendust, und viel eher als unserm Deutschland gehören sie dem schönen Italien, der Heimath der Musik." Er theilte den Geschmack seiner Zeit, wenn er der italienischen Musik den Preis zuerkannte: „Die Verächter ita lienischer Musik, die auch dieser Gattung den Stab brechen, werden einst in der Hölle ihrer wohlverdienten Strafe nicht entgehen, und sind vielleicht verdammt, die lange Ewigkeit hindurch nichts an deres zu hören, al» Fugen von Sebastian Bach. Leid ist es mir um so manchen meiner Collegen; z. B. um Rellstab, der ebenfalls dieser Verdammniß nicht ent gehen wird, wenn er sich nicht vor sei nem Tode zu Rossini bekehrt. Rossini, clivioo rnssstro, Helios von Italien, der du deine klingenden Strahlen über die Welt verbreitest, verzeih meinen Landsleuten, die dich lästern auf Schreibpapier und auf Löschpapier! Ich aber erfreue mich deiner goldenen Töne, deiner melodi schen Lichter, deiner funkelnden Schmct terlingsträume, die mich so lieblich umqaukeln und mir das Herz küssen wie mit Lipp:» der Grazien! Divino masstro, verzeih meinen armen Lands lcuten, die deine Tiefe nicht sehen, weil du sie mit Rosen bedeckst, und denen du nicht gedankenschwer und gründlich genug bist, weil du so leicht flatterst, so gottbeflügelt!" Es ist die Sprache Jean Pauls, die er redet, kein Svott mischt sich in dieses begeisterte Lob, Rossini ist ihm der Gott, zu dem er zeitlebens mit scheuer Bewunderung emporblickt. Das Spiel de» GeigenkönigS Paga nin!, den er in Hamburg bereits gehört batte, seiert er in dm „Florentinischen Nächten": „Das waren Melodien, wie dis Nachtigall sie flötet in der Abend dämmerung, wenn der Duft der Rose ihr das ahnende Frühlingsherz mit Sehnsucht berauscht! O. das war eine schmelzende, wollüstig hinschmachtende Seligkeit! Das waren Töne, die sich küßten, dann schmollend einander flo hen, und endlich wieder lachend sich um chlangen und eins wurden, und in runkener Einheit dahinstarben .... Las waren Töne gleich dem Gesang der gefallenen Engel, die mit den Töchtern »er Erde gebuhlt hatten und, aus dem Reiche der Seligen verwiesen, mit schamglühenden Gesichtern in die Unter welt hinabstiegen. Das waren Töne, in deren bodenloser Untiese weder Trost noch Hoffnung glimmte. Wenn die Heiligen im Himmel solche Töne hören, krstirbt das Lob Gottes aus ihren ver bleichenden Lippen und sie verHullen veinend ihre frommen Häupter!" Als Heine 1831 nach Paris kam, iand er in den Salons des Musikver >ger« Schlesinger und des BaronS von Rothschild die Elite der Musikivelt, da runter Cherubini, Berlioz, Chopin, Meyerbeer, Liszt, Dreyschock, Kalk brenner, Thalberg und Hiller, ver sammelt. Wie die österreichische Kaiser stadt zu Beginn de» Jahrhunderts, so hatte jetzt Paris die-Führerschaft in der musikalischen Welt übernommen. Die Lariser Gesellschaft befand sich in einem Zarken Musikrausch, ein musikalisches Aenie übertrumpfte das andere, jeder Tag brachte eine neue musikalische Ueber raschung, die musikalischen Interessen standen seltsam genug neben der Politik im Vordergründe der Dinge, und Heine batte allen Grund, sich dieser musikali schen Elemente in der Seinestadt sein Urtheil herauszusorderu. „Es hat mit der Musik eine wunder iche Bewandtnis", ruft er aus, „ich niöchte sagen: sie ist ein Wunder. Sie steht zwischen Gedanken und Erschei nung; als dämmernde Vermittlerin steht sie zwischen Geist und Materie; sie ist beiden verwandt und doch von beiden oerschieden; sie ist Geist, aber Geist, welcher eines Zeitmaßes bedarf; sie »st Materie, aber Materie, die des Raumes mtbehren kann. Wir wissen nicht, was Musik ist. Aber was gute Musik ist, das wissen wir, und noch besser wissen wir, was schlechte Musik ist; denn von letzterer ist uns eine größere Menge zu Ohren gekommen. Die musikalische ssritik kann sich nur aus Erfahrung, nicht auf eine S>>nthese stützen; sie sollte die musikalischen Werte nur nach ihren Lehnlichkeiten classificiren und den Eindruck, den sie auf die Gesammtheit hervorgebracht, als Maßstab anneh men. Nichts ist unzulänglicher, als das Thcoretisiren in der Musik; hier gibt es sreilich Gesetze, mathematisch be stimmte Gesetze, aber diese Gesetze sind nicht die Musik, sondern ihre Beding nisse, wie die Kunst de» Zeichnens und die Farbenlehre oder gar Palette und Pinsel nicht die Malerei sind, sondern nur nothwendige Mittel. Da« Weien der Musik ist Offenbarung, e» läßt sich leine Rechenschait davon geben, und die wahre musikalische Kritik ist eine Ersah rungSwissenschaft." Mit diesen Worte» leitet er seine „musikalischenßerichte" ein, man bewun derr die geschickte Ärt, mit der er da» .Theoretisiren" in der musikalischen ilritik, wovon er freilich nichts verstand, oeruri heilt. liosiini und Meyerbeer waren die vöwe» deS Zage«. Heines ?chwärme rei für den „Schwan von P.,aro" ist bekannt, aber er stellte M>y lveer wür dig zur Seite. „Auch keine vergleichende viScussion über Rossini und Me^er- beer, in gewöhnlicher Weise, haben Sie von mir zu befürchten. Ich beschränke mich darauf, beide zu lieben, und keinen von beiden liebe ich aus Unkosten des andern." Seine Besprechung der ersten Aufführung der Hugenotten, die in der „Allgemeinen Zeitung" 1836 erschien, trug nicht am geringsten dazu bei, das deutsche Volk aiif das bedeutendste Werk deS Meisters aufmerksam zu machen. „Meyerbeer", heißt eS darin, „ist wohl der größte jetzt lebende Contra punktist, der größte Künstler in der Musik; er tritt diesmal mit ganz neuen Formschöpsunge» hervor, er schasst neue Formen im Reiche der Töne und auch neue Melodieen gibt er, ganz außeror dentliche, aber nicht in anarchischer Fülle, sondern wo er will und wann er will, an der Stelle, wo sie nöthig find. Hier durch eben unterscheidet er sich von an dern genialen Musikern, deren Melo dieenreichthum eigentlich ihren Mangel an Kunst verräth, indem sie von der Strömung ihrer Melodieen sich selber hinreißen lassen und der Musik mehr ge horchen als gebieten." Das srenndschaftliche Einvernehmen zwischen Heine und Meyerbeer wurde erst kurze Zeit vor dem Tode des Dich ters gestört. Alsred Meißner berichtet aus dem Jahre 1854: „Gegen Meyer beer war Heine vom heftigsten Acrger erfüllt. Die Ursache desselben ist mir nicht klar geworden, eS schien mir jedoch sich damit so zu verhalten: Heine hatte ein paar Jahre zuvor ein Tanzpoem Faust geschrieben, das Berliner Theater hatte den Stoff fast ganz in Heines Art und Zurechtlegung als Satanella auf die Bühne gebracht. Der Dichter sah sich um seine Tantieme gebracht und schrieb an den Generaldirector, ihm zu seinem Rechte zu verhelfen. Meyerbeer konnte oder wollte nichts thun. Heine ergoß sich nun in Spässen über den Maestro und sügte endlich lachend hin zu: Dessen ung?achtet ist Meyerbeer un sterblich nämlich so lange er lebt auch auf ein paar Jahre darüber hin aus sür diese hat er vorausbezahlt." Lißt und Thalberg stritten in Paris um die Palme. „Ich gestehe es Jh nen," schreibt Heine, „wie sehr ich auch Lißt liebe, so wirkt doch seine Musik nicht angenehm aus mein Gemüth." Thalberg ist ihm der Klavierspieler sxovllvoLv. „Man braucht den musi kalischen Charakter beider nur einmal zu vergleichen, um sich zu überzeugen, daß es von ebenso großer Heimtücke wie Be schränktheit zeugt, wenn man d.-n einen aus Kosten des andern lobte. Ihre technische Ausbildung wird sich wohl die Wage halten, und was ihren geistigen Charakter betrifft, so laßt sich wohl kein schrofferer Contrast erdenken, als der seelenvolle, verständige, gemüth liche, stille, deutsche, ja österreichische Thalberg, gegenüber dem wilde», wet terleuchlenden, vulkanischen, himmel stürmenden Lißt!" Chopin besaß seine volle Sympathie. „Dem Chopin muß man Genie zuspre chen in der vollen Bedeutung des Wor tes, er ist nicht blos Virtuose, er ist auch Loet, er kann uns die Poesie, die in «einer Seele lebt, zur Anschauung brin gen, er ist Tondichter, und nichts gleicht dem Genuß, den er uns verschafft, wenn er am Klavier sitzt und imprvvisirt ... Bei Chopin vergesse ich ganz die Mei sterschaft des Klavierspiels und versinke in die süßen Abgründe seiner Musik, in die schmerzliche Lieblichkeit seiner ebenso liesen wie zarten Schöpfungen. Chopin ist der große genial« Tondichter, den man eigentlich nur in Gesellschaft von Mozart oder Beethoven oder Rossini nennen sollte." Seitdem Meyerbeer io Berlin seinen Einzug gehalten halte, begann Spon tinis Stern zu erbleichen. Der Ritter eilte sosort nach Paris, um womöglich seine Berufung an die große Oper durchzusetzen. „Da die meisten Leute in Paris", schreibt Heine mit spitzer Feder, „ihn sür längst gestorben hielten, so erschraken sie nicht wenig ob seiner plötzlichen, geisterhasten Erscheinung. Die rankcvolle Behendigkeit dieser todten Geöeme hatte in der That etwas Un heimliches." Spontini sah sich überall abgewiesen, seine Zeit war vorbei. Heine bemerkt ihn noch öfters in der Academie de Musique „mit blassem Ge sicht und kohlschwarzen Haaren, ein« tlrt männlicher Ahnfrau, deren Erschei nung immer ein musikalisches Unglück bedeutet. ES ist indeß unser ehemali ger Generaldirector der Berliner gro ßen Oper, der Componist der „Vesta liu" und des „Ferdinand Cortez", zweier Prachtwerke, die noch lange fort blühen werden im Gedächtniß der Menschen, die man noch lange bewun dern wird, während der Verfasser fast alle Bewunderung eingebüßt uud nur noch «in welkes Gespenst ist, das nei disch umherspukt und sich ärgert über das L«ben der Lebendigen." Zu Anfang des Jahres 1842 führte die „France Musical«" in Paris kurz hintereinander das „Itabat Mater" von Rossini und den „Paulus" von Mendelslvhn auf. Hein« hebt in seiner Schwärmerei sür den Italiener das „Stabat" in den Himmel, während ihm offenbar für die Gedankentiefe und wunderbare Schönheit deS Paulus das musikalische Verständniß sehlt«. „ES ist," sagt er >n Bezug auf das „Stadat" und „Paulus", „als vergliche man die Apenninen Italiens mit dem Temp lower Berg bei Berliu. Aber der Templower Berg hat darnm nicht weni ger Verdienste, und den Respect der großen Menge erwirbt er sich schon da durch, daß er ein Kreuz aus dem Gipsel trägt, „Unter dies«»« Zeichen wirst du siegen." Freilich nicht in Frankreich, dem Lande der rlngläubigkeit, wo Herr Mendels >ohn immer Fiasco gemacht hat. Seine künstlerische Begabung ist groß, doch hat sie sehr bedenklich« Grenzen und Lücken." Ta« Conservatoir« brachte die A-Moll- Symphonie von Mendelsiohn. Heine constatirt, daß sie „trotz der Anerkennuwz aler wahrhast Kunstverständigen sehr frostig aiisge .roinmen wuroe." „Ter zweite Zak", meint er (Scherzo in b'-clur), „und das dritte Adagio iu sind charaktervoll und mitunter von echter Schönheit. D>' Instrumen tation ist vortrefflich und die ganze Symphonie gehört zu Mendelssohn» besten Arbeiten." Man erstaunt über des Dichter- vorsichtige Kritik, er lobt und tadelt in eiuem Athem, aber zwei fellos ist ihm die Bedeutung Felix Mendelssohn Bartholdys niemals ganz klar geworden. Wie Ludwig Börne, der für Hector, Berlioz eine Lanze gebrochen halte, er griff auch Heine leidenschaitlich für den Musik-Revolutionär Partei. „Hier ist ein Flügelschlag," so verherrlicht'er den Meister, „der leinen gewöhnlichen Lan gesvozel verräth. Das ist eme kolos sale Nachtigall, ein Sprosser von AdlerS größe, wie eS deren in der Urwelt ge geben haben soll. Ja, die Berlioz'sche Musik übzrhaupt hat sür mich etwas UrweltlichcS, wo nicht gar Antediluvia nischeS." Im Hause Ferdinand Hillers, in dem die vornehmsten Tonkünstler aus- und eingingen, war der Dichter ein gern ge sehener Gast. „Hiller," schreibt Heine, „ist mehr ein denkender, als ein fühlen der Musiker, und man wirft ihm noch obendrein eins zu große Gelehrsamkeit vor. Geist und Wissenschaft mögen wohl manchmal in den Compvsitionen diese? Doktrinärs etwas kühlend wirken, jedenfalls aber sind sie immer anmuthig. reizend und schön." Hiller urtheilt sreilich bescheidener über seine Leistun gen in dieser Epoche. „In ewiger Un zufriedenheit," heißt es in einem seiner Briefe, „mit dem, was ich hervor brachte, und zu gleicher Zeit von dem Meisten, waS ich Hörle, wenig erbaut, stockte mein ProductionSvermögen oft längere Zeit gänzlich, ja, ich hatte mehr als einmal Lust, die ganze Musik an den Nagel zn hängen, die mir ohnedies in diesem großartige» Treiben als etwas sehr Geringe- vorkam. Unglücklicher weise hatte ich damals auch nicht nöthig, Geld zu verdienen, und es gibt wohl wenig Beschäftigungen, die einem aus die Länge wichtig erscheinen, wenn sie einem nicht nothwendig sind." Im Sommer 183!> war unter ganz anderen Verhältnissen ein unbekannter deutscher Musiker, Richard Wagner, den K opf voll kühner Opernpläne, aber arm wie Hiob, mit seiner Frau und einem Neufundländer Hunde nach Paris ge kommen. Heinrich Laube führte Heine „den unbekannten Musiker" zu. Der Director der großen Oper, Leon Pillet, hatte Richard Wagner durch Meyer- Vermittlung ausgesordert, eiue zwei- oder dreiactige Oper zu schreiben. „Ich hatte sür diesen Fall," erzählt Wagner, „mich bereits mit einem Su jet - Entwurf vorgesehen. Der „flie gende Holländer", dessen innige Be kanntschast ich auf der See gemacht hatte (aus der Fahrt von Riga nach London), fesselte fortwährend meine Phantasie; dazu machte ich die Bekannt schast von H. Heines eigenthümlicher Anwendung dieser Sage (in den Me moiren d?s Herrn v. Schnabelewopski) in einem Theile seines „Salons". Be sonders die von Heine einem holländi schen Theaterstücke gleichen Titels ent nommene Behandlung der Erlösung dieses Ahasverus des Oceans gab mir alles an die Hand, diese Sage zu einem Opernsüjet zu benutzen. Ich verständigte mich mit Heine selbst, verfaßte den Entschluß und über gab ihn dem Herrn Leon Pillet." Be kanntlich brachte Wagner eine Ausfüh rung seines „Holländer" in Paris nicht zustande,sondern kehrte, aller Hilfsmittel beraubt, nach Deutschland zurück. Heim zieht sreilich vergeblich „gegen die abgefeimten Rones der Pariser Ko mödiantenwelt" zu Felde, die dem deut schen Talent Weg und Steg versperren. „Welche traurigen Erfahrungen", ruft er aus, „mußte Herr Richard Wagner machen, der, endlich der Sprache der Vernunft und des Magens gehorchend, das gefährliche Project, auf der fran zösischen Bühne Fuß zu fassen, klüglich ausgab und nach dem deutschen Kartos fcllaiid zurückstatterte". 1844 war Donizetti nach längerer Abwesenheit nach Paris zurückgekehrt. Er hatte seinen Zenith längst überschrit ten. „Wie ich höre", spottet Heine, „hat auch jener Achilles (Donizetti) sich in sein Zelt zurückgezogen; er boudirt, Gort weiß warum! und er ließ der Di rection melden, daß er die versprochenen LS Opern nicht liesern werde, da er ge sonnen sei, sich auszuruhen. Welche Prahlerei! Wenn eine Windmühle der gleichen sagte, würden wir nicht weni ger lachen. Entweder hat sie Wind und dreht sich, oder sie hat keinen Wind und steht still". 1847 wurde Donizetti in die Irrenanstalt zu Jvry bei Paris gebracht. Ein Jahr später sank Heine aus fein SchmerzenSlager: „Für mich", klagt er, „hat alle Musik aufgehört und ich ahnte nicht, als ich das Leloensbild Donizettis crarionnirte, daß eine ähn liche lind weit schmerzlichere Heimsuchung mir nahte." Die „musikalischen Berichte" eines unserer größten Dichter über die Mu sikzustände und die Musiker seiner Zeit bilden ohne Zweifel eme auch sür unsere Tage noch sehr werthvolle literarische Hinterlassenschast; ihre glänzende Sprach?, der überquellende Humor, der beißende Spott, womit sie gewürzt sind, dürsen uns jedoch nicht darüber hinweg täuschen, daß Heine nm den landläufi gen Ausdruck zu gebrauchen nicht musikalisch gewesen ist. Aber er besaß die überwindende Kraft und die Ge wandtheit des Genie», sich mit unglaub licher Schnelligkeit in das Reich der Töne hineinzuleben, die Individualität der Künstler zu charakterisiern und die Anschauungen der gebildeten musikali schen Welt zu reprodueiren. Unsere größten Liederkomponisten ha ben bekanntlich mit Vorliebe die Ge dichte HeineS in Musik gesetzt, auch Heuer noch gewinnen unsere Tondichter an« dem Jungbrunnen Heinescher Poe sie trod der modernen lyrischen Massen produeiion immer aus'« neue musika lische Anregung und Gedanken. An Wilhelm Müller schreibt Heine einmal: „Ich habe sehr früh schon das deutsche Volkslied, auf mich einwirken lassen* > und in der Vorrede zu den „Reisebil dern" nennt er seine Gedichte „eine Art Volkslieder der neuen Gesellichast." In der That liegt die außerordentliche Composili?nsfäbigkeit der Heineschen Gedichte in ihrer volkSthümlichen Form, in jenem wunderbaren Tonkall, der eine kunstvolle Metrik verschmähend, in rhythmischem Wohlklang die geheimsten Regungen des MenlchenherzenS an> schönsten wiederspiegelt. «uk Beschl de» Herzog» . Eine Stunde von Weimar, an dem nördlichen Abfall de« EtterSbergeS liegt das jeyt weimarische Dors Ramsla, welches srüher zur Grafschaft Hatzfeld gehörte und dessen Pfarrer seit 1735 bis heute als ein Stück seiner Natural besoldung jährlich eine Klafter hartes Holz aus den Forsten de« EttenbergeS, die sogenannte Bartklafter, bezieht. Die Verleihung dieses BesoldungS stückeS an die dortige Psarrstelle be ruht nach den Mittheilungen glaub würdiger Personen auf folgendem Be gebniß: Als im Sommer 1735 der Herzog Ernst August in seinem Schloß garten zu Weimar, begleitet von einem Hosherrn, seinen schönen Nelkenslor be wunderte, entgegnete der Hosherr: „Ich glaube aber noch schönere Nel ken im Pfarrzarten zu Ramsla gesehen zu haben." „Kann nicht sein," erwie derte der Herzog; „lassen Sie uns heut« Nachmittag hinairSrerten!" Damals war nämlich die Nelke in den Gärten die beliebteste Modeblume. Äm Nach mittag stiegen wirklich vor dem Psarr hause zu Ramsla zwei vornehme Reiter von ihren Pserden und eilten in den Pfarrgarten, wo ihnen allerdings eine Menge blühender Nelken in bewun derncwerther Farbenpracht entgegen strahlten. Ter Psarrer erschien und hieß die Gäste willkommen. Nachdem er die Lobeserhebungen über seinen Nelkenflor in Empfang genommen, lud er die fremden Herren zu einem Imbiß Brot, Wurst und einer Flasche Brannt wein ein. Dies ländliche Mahl schmeckte dem Herzog vortrefflich. Während de« Essens bemerkte derselbe zum Pfarrer: „Cr scheint mich gar nicht zu kennen, kommt Er denn nicht nach Weimar?" Der Psarrer, welcher ein StuAbärt chen trug, drehte verlegen an seinem Bart und antwortete dann: „Seit vie len Jahren bin ich nicht hinein gekom men. Als ich einst über Weimar reiste, kam ich in die Nähe des Schlosses. D'rt hörte ich Geigentöne; ich trat näher; sosort schleppte mich ein Soldat aus die Hauptwache, wo ih24 Stunden zubringen mußte. Seit der Zeit ver meide ich Weimar." „Das trifft zu", bemerkte der Herzog. „Ich wollte durch Neugierige nicht gestört werden, daher gab ich sen-n Besehl." Zum Pfarrer gewendet fuhr er sort: „Ich bin der Herzog selbst; Seine Nelken haben mir sehr gefallen, Er muß mir einige Senker geben! Damit verabschie deten sich die Gäste. Nach einiger Zeit erhielt die Herzogliche Kammer folgen des Reskript: „Von Gölte« Gnaden, Wir Ernst August ?c. Beste, hochge lahrte Räthe, li.be Getreue! Wir la sen Euch hiermit ohneverhalten, was maßen Wir dem Psarrer Ehren Jo dann Cristoph Grünitz zu Ramsla all jährlich eine K-laster eichene Scheite aus oer EtterSbergischen Waldung ohne Entgeld und mit dieser Bedingung zu gedacht, daß selbiger sein geistliches und nach Weißenfelsischer Art dressirteS Stutzbärtchzil abnehme und dasselbe nicht wieder wach'en lasse, auch alljähr- lich aus Dankbarkeit eine wohl condi tionirte Knackwurst aus seinem Geburts tag. UnS io nstur-l mit Beilegung p.ii>s-s>-ri<-i in lateinischer Sprache, den miraculösen Lebenslaus seiner eigenen Person und die ausnehmende Erkennt niß der Nelkenflor betreffend, einliefern solle. Also begehren Wir hiermit gnä digst: Ihr wollet die Verordnung ma chen, daß ihm die vorgemeldete Klaste, auf deren Erfüllung Ihr hauptsächlich acht zu geben, ohne Entgeld abzugeben. Ilmenau, den 31. August 1735. Ernst August, Herzog zu Sachsen-Weimar." Die Zöglinge de» katholi sch:n Seminar« zu Wien litten lauge unter einer ganz erbärmlichen Verpfle gung. Insbesondere war die Suppe eine unglaublich dünne und kraftlose Flüssigkeit. Lange hatten sie dies schweigend ertragen, dann sogar eine Beschwerde gewagt, aber sie blieb nutz los. Die Suppe ward nicht besser. Da verfielen sie endlich auf ein seltsames, keckes Rettungsmittel. Am Schlüsse jenes LeidenssemesterS wurde wie stets eine öffentliche Disputation abgehalten, welcher auch der Erzbischos von Wien, Kardinal Rauscher, Unterrichtsminister Herr v. Stremayr und viele andere Honoratioren deiwohnten. „Wer will eine These ausstellen?" fragte der Pro sessor der Dogmatil. Einer der Ver schworenen erhob sich. „Ich erbiete mich zur Vertheidigung der These: Die christ-katholische Tause darf nur mit Wasser ertheilt werdeil. „Oho," ries der Erzbischos dazwischen. „Das ist ja ein Dogma, über welches nicht disputirt werden darf." „Halten zu Gnaden. Eminenz," erhob sich der Rädelsführer. „Ich wage es zu behaupten, daß die Taufe auch mit einer anders benannten Uüssigkeit, mit Wiener Seminaristen suppe ertheilt werden kann. Halten zu Gnaden, Eminenz, aber es ist wirllich nur ein Unterschied im Namen, und das Dogma bleibt ausrecht!" Ein rau schendes Lachen ging durch den Saal und von da ab haben vre jungen Leute mit ihrer Verpflegung züsrieden se,n können. Auf grobem Klotz ein grober Keil. A.: Hören Sie mal, ich glaube, Sie verstehen von der Sache nichts. B.: L>err, wie können Sie sich untersteh?,,. »aSi»u beh?upli>n? Sie kino ein arroganr?- Mensry A. (zu dcu Andern): Ist der aber sein fühlend! Ich wollte ihn erst „Schafskopfs nen nen, und er thut, als hätte ich eS schon gethan. Ihr« Die Gräfin Visone zn Rom nimmt lhr Ehrenamt einer Ausseherin der rö mischen Mädchenschule erust. Bon Zeit zu Zeit macht sie dieser einen unerwar tettt. Besuch, um zu sehen, woran es Fortschritten der >ungen Mädchen zu unterrichten. Kürzlich erschien sie, so schreibt man der „Frki. Ztg.", in der Kommunalschule in der Giustinianistr., als in derselben gerade eine mündliche Prüfung abgehalten wurde. Die Prü fung war fast beendet, nur noch drei Mädchen hatten sich derselben zu unter ziehen und dre Gräfin erbat die Erlaub niß, selbst die Mädchen zu befragen. Jedes der drei Mädchen sollte sich in freiem Vortrag über „Die Ideale de» jungen Mädchens" äußern, ein kostba res Medaillon, da» die schöne Gräfin am Halse trug, war der Lohn für die jenige, die diese Aufgabe am besten löste. Die Antwort Clelia's entsprach ganz den zwölf Jahren dieser Neinen Dame: Die Tage in Unschuld verbringen, in einem hübschen Garten Blumen pflan zen, gute Bücher lesen, brav und ,n de» Ehrfurcht vor den Eltern aufwachsen, daS schienen ihr die Ideale einer Bio- Die Gräfin war recht zufrieden; WaS hätte sie auch Besseres erwarten können! Jetzt soll sich Ada über ihre Ideale ver breiten ; sie ist etwas älter und deshalb minder naiv, als Clelia, und meistert als echte Italienerin die schwere Kunst der feinen Schmeichelei schon bis zu hohem Grade. „Mein Ideal ist. Ihrer Tugend und Ihrer Grazie nachzustre ben, Frar Jnspektrice", sagt sie mit leichter Verbeugung und errathet dabei kaum so sehr wie die Gräfin, der die kindliche Schmeichelei wohlthut die dem Mädchen mit einiger Verlegenheit lächelnd „Spitzbübin!" zuruft. Man beglückwünscht Ada bereits allseitig zrr dem Medaillon. Doch noch muß Ida das Thema behandeln und kie macht da mit einen ganz anderen Eindruck, als Ada. „ES gibt so viele Ideale, daß ich nicht anzufangen weiß, und dann hänge» sie ganz von jedes Mädchens Denken und Fühlen ab." Die Gräfin mußte der jungen Denkerin recht geben, wünschte nun aber erst recht Ida'» eigene Ideale zu kennen. Aber Jd<r blieb stumm, und als alle Anwesenden ihr zuredeten, sich doch zu äußern, ant wortete sie mit einem tiefen Seufzer: „Das kann ich nicht!" und entlief aus der Klasse, um sich in einem Nachbar raume zu verbergen, wo man sie in ei nem krampfhaften Schluchzen fand. Während sich die Lehrerinnen bemüh ten, sie zu beruhigen, that die Gräfin das Mediillon in ein Kuvert und legte ein Billet mit folgender Inschrift hin zu: „Behalte dies als Andenken an mich, meine Liebe, und wenn Du füi Deine Ideale eine Hilfe brauchst, 112» denke an mich!" Schweißdildung. Gegen die übermäßige Schweißbil tung an den Fügen wird jetzt ein neues Mittel empfohlen, das bereits viel? competente Beurtheiler geprüft und be währt gefunden haben, welchen die Un zulänglichkeit aller bisherigen Behand. lungsmelhvden wohl bekannt ist mid die sich auch keinen Einbildungen hinsicht lich der wirklichen Heilung des Uebels hingeben. Alle diese Stimmen sind darin eins, daß das neue Mittel nicht nur alle früheren an Wirksamkeit weit übertrifft, sondern auch wirkliche Hei lung des lästigen Uebels zu bringen im Stande ist. Die Empfehlung des neuen Mittels darf um so mehr Vertrauen erwecken, als es seit etwa einem Jahre in allen preußischen Garnisonlazarethen in ausgiebiger Weise angewandt wird mit solchem Erfolge, daß eben kein an deres Mittel mehr verwandt wird. Vor Kurzem ist erst ein Bericht des preußischen Kriegsministeriums in der deutschen „Mrlitärärztlichen Zeitschrift" erschiene», dessen statistische Mittheilun gen wohl am besten den Werth des Mittels erläutern. Diese« vielversprechende neue Mittel ist die Chromsäure und zwar eine fünf» procentige Lösung derselben. Mit ihrer Hilfe sind nach jenem Bericht öS,4 von Hundert der Kranken geheilt, 31,1 von Hundert gebessert, und nur 7,S von Hundert, die schlimmsten Fälle, blieben ungebessert. Wir wollen hier kurz nach der „L. Ztg." die Art der Behandlung gngeben. Nach sorgfältigster Reinigung der Haut wird die ChromfSurelösung mit einem feinen Haarpinsel auf die schweißige Haut ausgetragen. In we nigen Minuten ist die Flüssigkeit einge trocknet, und die Fußbekleidung kann wieder angezogen werden. Tritt, was nur in sehr seltenen Fällen geschieht, Jucken und Brennen nach dem Einpinseln ein, so schafft das Einreibe» des Fußes mit Salicyl-Talcum Erleich terung. Zuweilen kommt es zu kleinen Einrissen der Haut, welche nicht über sehen werden dürsen, weil sonst daraus Äeschwüre entstehen können. Sind von vornherein schon kleine Hautverlctzun zen vorhanden, so darf auf dieser Stelle nicht gepinselt werden. Die Einvin selungen brauchen nur in einem Zwi schenraum von 8 bis 10 Tagen zu ge schehen, am zweckmäßigsten des Abends und Sonnabends, um den Fuß danach schonen zu können. Schon nach ein maliger Einpinfelung hört in leichteren Fällen die Schweißbildung ans, nach mehreren Einpinselungen wird sie in allen Fällen, sowie sie überhaupt te in slußt wird, sicherlich geringer, und nach einigen Wochen oder Monaten ist ein deutlicher andauernder Erfolg erkenn bar. Uebrigens kann jeder neue Aus bruch der Schweis,bildung von Neuem mit demselben Mittel erfolgreich be kämpft werden. Es sei schließlich noch erwähnt, daß nicht nur die Zchwerßbil dung an den Füßen, sondern auch am Kopse, am Rumpfe, an den Händen u. s. w. durch die Kohlensäure aus'» günstigste beeinflußt wird.
Significant historical Pennsylvania newspapers