O >»a» der Mensch «He» werden ran« JeliebteS Mirken! Du wirst Dir wundern, wat auS'n Menschen AllenS weiden kann. Wen» et ihm och erst fofo Ulla jung. Wie ick Dir neilich mit Potzfchripp dumm mittheilte, wollte ick mir vor die Bühne ausbilden; da aber das tragische Fach, worunter ick det Rin- und Raus- Dragen von Tischen und Stiehlen bei de Verwandlungen verstehe, schonst überall besetzt war, so jing ick mang den Cirkus, wo ick vor dreißig Mark monat lich und freiet LogiS uff'n Haiboden mir dusselig anstellen mußte und von de Clowns mir mang die Manege knuffen lassen mußte, wat denn mein Weib, meine Thilde, die Dir ja och bekannt is, merschtendehls noch weiter besorgte. Det jing nu Allens janz jut und ick stand mit die zweibeinigen und vierbei nigen Künstler und Künstlerinnen uff'n janz jemüthlichen Standpunkt. Da eenes schönen Tages kam unser Director uff die Idee, och die neiste Nuwothät, oder wie et heeßt, nämlich det „Cirkus unter Wasser" ufführen zu lassen. Wat da vor ne Menge Wasser ver- Vlanscht wird, läßt sich uff den größten seine Kuhhaut nicht schreiben. Dreimal mußte ick den Abend über in dat kalte Ehelement rinpurzeln, wo bei ick mir immer so verliehlte, det ick zu jleicher Zeit einige Schnuppen hatte. Ick wollte daher nich rin in de Nässe, aber der Director sagte zu mir: „Sie alter Pimpel, Sie," sagte er, „dichtig strampeln müssen Se, wenn Se d'rinn sind, denn werden Se vsrtutsmaüA warm!" Ick strampelte denn nu och bei't nächste Rinplumpsen riesig mit meine Wasserstiebeln um mir, wobei ick mit meinen enen Hacken ene von de Wassernymphen traf, die och in't Was ser rumsondelten, und zwar gegen ihre klene Stumpuase, dat sie ungefähr die Größe un Farbe kriegte, wie den Dienst mann Knatschke sein Riechorgan, dat Dir ja och bekannt is. Dieset Hmt-rmezzo hatte nu aber den Director so verschnuppt, det er mir, naß Wien Pudel, an die feuchte Abend luft schubsen ließ, wo ick natürlich hun demäßig fror. Wat nu aus de Nymphe ihre Nase jeworden >S, habe ich noch nich rausbal dovern können, denn floh nu zwar in de nächste Destillation, wo ick meinen inneren, trocken gebliebenen Menschen durch Cognacs und Groks erwärmte. Ein oller Herr, der mehrere Kümmel mit Luft genehmigt hatte, stellte sich mir als Eircusdirector Mullmich vor, in dem er einen großen Rum mit seinen .Bittern schmiß. Ein Wort gab det andere und wat soll ick Dir sagen, lieber Casimir, nach drei große Rums hatte er mir seinen Circus mit den janze Jnwenddiarium von 9 Mk., 50 Pfg. überlassen. Nu bin ick der Herr Direktor und meine Thilde, die sich nanu det Knuffen abgewöhnt hat, ist die Frau Director»; sie ist mir bei die Erhaltung von unsere Künstler sehr behilflich. Meine erste Springerin ist die klene behende Zephorine, welche sich lange in einem jräflichen Hause usfjehalten haben soll und namentlich viel in die Nähe von det gnädige Fräulein Comteßchen gewe sen sein soll. Wat die Andere anbetrifft, die Kopp steht und sich todt stellt, die heißt Bella donna, und is sehr hungrig von Natur; sie hat eine italienische Primadonna uff sNe ihre Reisen begleitet und wird wohl Viel erlebt haben, denn sie is nicht dumm. Tit noch junger Anfänger, den ick Bambuste nenne, iS von afrikanische .Eltern und bat am liebsten mit Thilden, meiner Gattin zu dhun. marschiert und grüßt wie'» Jardeoffcier. Außerdem sind noch sechs andere Größen vorhanden, die mir aus der Herberge „Zum fidelen Wanderbur schen" zugesandt find. Sie sind kräftig gebaut und arbeite» gruppenweise, wo bei Eener übern Andern fortspringt. »> Du wirst wohl schon errathen haben, lieber Casimir, det ick Director von deu großen „Internationalen FlohcircuS" bin. Det Geschäft jeht janz proper und wir beiße» uns Alle janz jut durch. Doch ick muß schließen, de»» Thilde beginnt mit die Fütterung. Die klene dicke srühere Voltigeuse, Miß Quabb lich, welche ick von meinen Vorgänger mit übernommen habe, kriegt bei mir det Gnadenbrot. Viele Grüße und Handschläge von Deinem Freund und Director W a ldeinar Zimperlich. Neue Künstler stelle ick noch ein: wenn Du mal gelegentlich dran denken willst und vielleicht is Deine Jattin »och so gut! Meine eenz'ge Kreide. Da draußen off der Haide Bin ich Sie jeden Dag. 's is och die eenz'ge Freide, Die ich mir machen mag. Da steht ä Babvelbeemchen, Da drunter leg ich mich, Risgir ä kleenes Dreemchen Un schnarche särchterlich. Un timmt der Mond ganz sachte, Dabb ich vergniegt nach Haus. Den andern Dag um achie Geh' ich dann wieder »aus. Auch eine Logik. Vater: ..Ja, da sieht mau'S, die Kmder wollen immer höher hinaus als die El ter»! Der Herr Sohn raucht Cigarre», daS Stück zu IS Pfennig, und der Vater das Stück k 5 Pfennig!" Sohn: „Das ist ganz etwas Anderes. Du mit Dei nen zwei Cigarren per Tag kannst leicht eine schlechte rauche», Ich aber, der ich mindestens zehn Stück' pro Tag rauche, muß eine gute Cigarre haben!" »er North Wohl selten hat ein großartige» Un ternehmen mit solchen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, wie der jetzt ,m Bau begriffene Tunnel unter dem Bett des Hudson zwischen der Stadt New Aork und dem gegenüberliegenden U?er von New Jersey. Da waren der ver rätherische Triebsand und Schlamm schichten zu überwinden, dann mit der Errichtung der Caissonschachte stellte sich bald das böse Caissonfieber ein, welches Hunderte von Arbeitern aus'S Siech bett warf, und dann endlich versiegte wieder die Geldquelle und unaufschieb bare Arbeiten mußten mit großem Ver luste und zum Schaden des Werkes un terbrochen werden. Doch haben die Unternehmer mit Beharrlichkeit immer und immer wieder die Arbeit an dem Niesenwerk aufgenommen und dasselbe der Vollendung ein gut Theil näher ge bracht. Im Ganzen sind bis jetzt be- < reits H des ganzen Tunnels fertigge stellt. Gegenwärtig sind die Arbeiten bei einem entscheidenden Stadium ange langt. Wie man auS der Abbildung 'z- !! Längsschnitt des Tunnels, ersieht, welche den Tunnel im Längs schnitt zeigt, hat man auf der New Aor ker Seite beinahe den felsigen Unter grund des Flußbettes erreicht. Ur sprünglich hatte man geplant, den Tun nel in horinzontaler Richtung durch den Felsen hindurch zu bohren. Dazu hätte eS allerdings kostspieliger, vielleicht auch gefährlicher Sprengungen bedurft, -vielleicht hätte auch eine allzustarke Erschütterung einen Einsturz der Decke verursacht und hineinbrechcnde Wasser ströme hätten das ganze mühselige Werk »erstört! Man ist von jenem Plan wie der abgegangen und hat sich, jetzt ent schlsssen, den Felsen ganz zu umgehen. Man verläßt deshalb an dem links in der Abbildung angedeuteten Punkte auf der New Aorker Seite die bis - dahin innegehaltene horizontale Richtung, um dann den Tunnel in einer sanften Stei gung über den Felsen hinweg zu fühlen und dann mit dem erweiterten Boden des New Jerseuer EingangSschachteS zu vereinigen. (Damit dem Worte „Tun nel" bezeichnete Theil der obigen Zeich nung ist der noch unvollendete Tunnel). Nun droht allerdings in Folge dieses neuen Arrangements eine andere und sehr ernste Gefahr, welche jedenfalls be seitigt werden muß »nd ,n der That auch kann. Wie aus dem Bilde ersicht lich, nähert sich die Decke des Tunnels der Sohle des Flußbetts sehr bedenk lich, so daß nur eine dünne Schicht Thon und Mergel zwischen beiden bleibt. Man wird auch bemerken, daß gerade an diesem kritischen Punkt eine zrabenartige Senkung des Flußbettes vorhanden ist. Der Tnnnel wird be kanntlich unier der fortdauernden Wir kung künstlichen Luftdrucks ausge mauert, um den fortwährend hindurch sinkenden Triebsand hinauSzudrücken. Dieser Druck ist aber bedeutend zu stark, als daß ihm jene dünne Schicht kaum fünf Fuß das Gleichgewicht halten könnte. Man ist deshalb auf ein sinn reiches Auskunstsmittel Versalien, wel ches selbstverständlich nur einen tempo rären Zweck hat. O l i chnitt deS TunnelS. Man füllt jene Senkung in ihren zanzen Ausdehnung mit Lehm und Thon so auf, daß dadurch ein gleiches Niveau mit dem übrigen Tbeite des z Flußbetts hergestellt wird. Der Fluß > >st dort etwa «in bis (! l Fuß tief. Wenn man das Flußbett so weit auffüllt und verflacht, dan mindestens 3lj Fuß bei Zer niedrigsten Ebbe übrig bleibe», so wird man etwa mit 20,000 RaumvardS Thon und Lehm den beabsichtigten Zweck erreichen. Dadurch wird ein künstlicher Druck geschaffen, der dem Gegendruck der mit comprimirter Lust gefüllten BaucaissonS mehr als da« Gleichgewicht hält. Ist dann die feste Decke des Tunnels aus Ziegelstein?!! und Cement festgemauert, ist auch jene Belastung überflüssig und wird durch Baggerschiffe entfernt. Ebbe, Fluth und Strömung des Hudson würden übrigens bald in unerwünscht schneller Weise jene Belastung wegspülen, wenn man diese nicht dagegen schützt. Zu dem Zwecke wird entweder die ganze Füllmasse ganz oder theilweise in Säcken aufgetragen und in entsprechender Weife aufgeschichtet. Selbstverständlich wird nur derjenige begrenzte Theil des Tunnels, an wel chem gerade gearbeitet wird, mit com» primirter Lust gefüllt. Um diese am Entweichen zu hindern, dient eine luft dichte Kammer, die beweglich auf Schie nen länft. Sobald die Cominunication mit der Arbeitsstelle nothwendig, wird die Kammer mit comprimirter ge füllt und dann dos eiserne „Schild", der Verschluß des Tunnels, geöffnet. Auf diese Weise wird neues Bau material hineingeschafft und der aus gestochene Thon und Sand entfernt. Das Werk ist von dem höchsten Interesse für fachmännische Kreise. Das verfolgte WSschermiidche». I II in Eine Fliege. // / Hat ihn schon. Der Obmann der Wiener Rauchfangkehrergehilfen, Gustav We stendorfer gelangte in den Besitz folgen den amtlichen Schriftstückes, welches Eigenthum des BezirkS-Rauchfangkeh rermeisters Karl Wachauer in Fünf kirchen und an diesen vom IS. Juni 1889 datirt ist: „Geehrter Herr Wachauer! Am 6. Juni war Ihr Ge selle in unserem Dorfe fegen, und bei dieser Gelegenheit hatte sich ein kleines Mädchen vor seiner schwarzen Gestalt so erschreckt, daß es in Krämpfe fiel. Sie werden hiermit aufgefordert, von dem betreffenden Gesellen ein wenig Kopfhaar, sowie ein Stückchen von seinem Hemd so schnell als möglich uns einzusenden, damit wir mit diesen Sachen das Mädchen räuchern und vom Tode retten können. Szabolcs, Komitat Baranya, am 12. Juni 1889. Georg Csonka, Gemeindcvorstand." Eine sürchterlicheJagd gefchichte erzählt der in Binningen er scheinende „Sasellandschaftliche VolkS sreund". In Rheinfelden ließ sich ein badender Herr, ruhig auf dem Rücken liegend, stromabwärts treiben. Ein Raubvogel gewahrte ihn und jäh stieß er hernieder auf die scheinbare „Wasser leiche". Aber da kam er an den Un rechten. Der Schwimmer packte den Vogel »nd ertränkte ihn in denFluthen. Und nun war dieser selber eine Wasser leiche. K urze Kriti k. Ein Dichter» ling schreibt seine Gedichte in ein Heft zusammen, und schickt dieses an einen geiürchteten Kritiker mit der Bitte um eine kurze Nriuk. Tieser antwortet nichts als: „Vor Druck zu bewahren!" Moderne Annonce. Ein Verzweifelter sucht eine Leidensgefähr tin zu gcineinschafllichem Lebensab schluß. Für den Kall gegenseitigen Ge fallens Weuerleben bezw. Hnrathen nicht ausgeschlossen. 2te Ja«» »ach de« Sit»». Erschöpft ließ sich Franz Wagner ans einer Bank des „Battery Place" am Eüdende New Aork'S nieder. So weit war er nun gekommen: obdachlos, mit wenigen CeutS in der Tasche. Was nun? Vor ihm schimmerte die blaue Fluth deS North River. Wartete er, dann durch einen entschlossenen Sprung allen Zweifeln, allen weiteren Enttäu schungen ein Ende? Es schauderte ihn. Mit vierund zwanzig Jahren alle Hoffnung aufge ben, resignirt die Waffen strecken im Kampf um's T asein? Der junge Mann verlor sich in ein dumpses Grübeln. Wie schnell da-Z alles gekommen war! Kaum ein Jahr war es her, daß er, die Brust geschwellt von srohen ZukunstShoffnungen, das Ziel seiner Wünsche erreicht und das Land betreten hatte, das ihm in seinen Träumen immer wie ein glückverheißen des Eldorado vorgeschwebt. Amerika da? Land der modernen Wunder, von da Telegraphie und Tele phon gekommen, die Heimath der Van derbilts und Jay Goulds! Taufende hatten sich hier aus den niedrigsten An sängen, vom Stiefelputzer oder Haufi rer, m verbältnißmäßig kurzer Zeit zum wohlhabenden Manne, ja, zum Millionär emporgearbeitet. Warum sollte es nicht auch ihm gelingen, das Glück zu erjagen? Er war nicht mittellos nach Amerika gekommen. Das Erbtheil seiner ver storbenen Eltern, das er mit herüberge bracht, betrug zehntausend Mark. DaS war ein gutes Betriebskapital, mit dem er in der „neuen Welt" in wenigen Jahren mindestens cbensoviele Dollars zu erwerben hoffte. Und dann kehrte er in die Heimalh zurück, dann lachte er alle philiströsen alten Herren daheim aus, die ihn vor dem „Lande des Hum bugs" gewarnt hatten, in dem schon mancher deutsch- Auswanderer elend zu Grunde gegangen sei verdorben, ge storben. Franz Wagner seufzte aus tiefer Brust. Die Warner hatten Recht be halten. Schneller, als man ihm pro phezeit, war sein Geld in die Taschen von Betrüger» und Schwindlern ver schwunden und ihm war nichts geblie ben, als die beschämende Erinnerung und die Reue. Jetzt, da alles vorüber, erschien es ihm selbst unfaßbar, wie er so voreilig, so kinoisch hatte handeln könne». Aber hatte er nicht wie in einem Rausch gelebt? Kaum hatte er den Fuß aus amerikanische» Boden ge setzt. da war eS wie ein Fieber über ihn gekommen. Die Gier nach dcm Er werb, die hier Alle zu verzehren und ruhelos von Unternehmen zu Unter nehmen zu treiben schien, hatte ihn pe packt. Alle wohlmeinenden Rathschlä ge, alle guten Vorsätze, hatte er in den Wind geschlagen und sogleich mit allem Eifer an der „Jagd nach dem Dollar", der das Glück bedeutet, theilgenommen. Mit dem größten Theil seines Ver mögens, mit »VW Mark, hatte er sich mit einem jungen Amerikaner, den er während der Uebersahrt auf dcm Schiff kennen gelernt, afsociirt. Sein Partner hatte zwar keinen Dollar Einlage in „Partnership" gebracht, aber er war im Besitz einer „Patent-Medicin", eines Magen-Elixirs, die sie gemeinsam fabri ciren und vertreiben wollten. Es war gar kein Zweifel, so hatle ihm der Ame rikaner, der ja Land und Leute kannte, versichert, daß sie Beide in kurzer Zeit steinreich werden würden. In keinem Lande der Welt gäbe eS so viele Ma genkranke, wie in Amerika* und der Vertrieb von „Patent-Medicinen" wäre das beste Geschäft, das man sich denken könnte. Mit frohem M.utki stürzte sich Franz Wagner in's G schüft. Lärmmachen war die Hauptsache, so belehrte ihn sein Freund und darum war man nicht blöde und rührte fleißig die Reklamnielrom mel. Fast die ganzen 6,000 Mark gin gen darauf in Anzeigen, Profpecten und Circularen. Aber leider vergeblich! Sei eS, daß bei der großen Concurrenz die gemachte Reklame noch nicht hinrei chend war, um durchzudringen, fei es, daß das Mittel die gepriesene Wirkung nicht befaß, genug: „ I iis kost msäi oins in tlis ,vorl i" fand kein Abneh mer und so löste sich schon nach drei Monaten die junge „Partnership" aus Mangel an Betriebscapital wieder aus. Nach diesem ersten unglücklichen De büt aus der »Jagd nach dem Glück" war Franz Wagner doch etwas bedenk lich geworden. Sein Eiser, schnell reich zu werden, hatte fich ganz erheblich ab gekühlt. Er überlegte lange Zeit, was >r mit dem Nest von 4,000 Mark, der ihm geblieben, beginnen solle. Volle vier Wochen dauer:e es, bis er sich ent schloß, der Metropole den Rücken zu kehre» und sein als Farmer zu versuchen. Gegen Handelsgeschäfte je der Art war er mißtrauisch geworden. Man hatte da nichts Reelles in der Hand und wenn die Sache schief ging, hatte man einfach das Nachsehen. An ders war eS, wenn man sein Geld in Grund und Boden anlegte. Ackerland behielt doch immer seinen reellen Werth. Und so bedachte sich Franz Wagner nicht länger und ging auf das sehr vor theilhafte Anerbieten ein. ES war ein ansehnlicher Eomplex Land, den er er warb, sehr günstig gelegen, unweit der Eisenbahn, im Staate Wisconsin. Nur üOO Dollars hatte er zu zahlen, es blieb ihm also noch ein ebenso großer Betrag zur Urbarmachung und Be wirthjchäftung. Drei Monate hatte Franz Wagner auf der Farm gelebt, gearbeitet wie nie in seinem Leben und sein Geld bis auf einen ganz kleinen Rest zugesetzt, da er schien eines TageS ein Amerikaner, ein Platz zu räumen, denn die Farm gehöre ihm. Franz Wagner war wie vom Donner gerührt. Hatte er Grund und Boden nicht ehrlich erworden uni baar bezahlt? Besaß er nicht den ! Verkaufs-Vertrag schwarz aus weiß? ! Der Amerikaner aber lachte ihm i»'t Gesicht. Seine—Franz Wagner'« Pa piere seien nicht süns Cents werth, denn er. der Amerikaner, sei zur Zeit des Scheinverkauss schon Besitzer der Farm gewesen. Und es verhielt sich in der That so. Die Farm war zweimal verkauft wor den, und Franz Wagner war also das Lpser eines rassinirten Betruges. Mit zehn Dollars in der Tasche kehrte er nach New Wrk zurück. Neben dem Gesühl der Beschämung, der Verlassen heit, quälte ihn die tiesste Reue. Wenn er doch alle Ereignisse der letzten Mo nate ungeschehen machen könnte! Jetzt sah er ein, w.e thöricht er gewesen, als er geglaubt hatte, in Amerika über Nacht zum reichen Manne werden zn können. Hieß eS hier nicht mehr als anderswo die Augen austhun? Wurde nicht gerade hier der Kamps um den Erwerb mit aller Härte, mit aller Ver schlagenheit gesührt? Mußteer, der un erfahrene Jüngling, da nicht den Kür zeren ziehen? Tagelang gab er sich unthätig seinem Schmerze hin. Warum hatte er nicht »us die Stimme feiues Vormunds ge hört, der seit dem Tode feiner Eltern wie ein Vater über ihm gewacht? Noch am Tage der Abreise hatte der Vor mund ihn gewarnt und ihm freigestellt, bei ihm zu bleiben und in das Geschäft, das er in einer kleinen Stadt in Hol stein besaß, als Compagnon einzutreten, lind neben dem väterlichen Freund hatte Käthe, die Gespielin feiner Kindheit und Jugend, gestanden» und thränenden Blickes zu ihm aufgeschaut. Er aber hatte sich nicht erweichen lassen. Die Abenteuerlust ließ ihm keine Ruhe mehr er Hatte geglaubt, in den kleinen Verhältnissen des Heimathstädtchens er sticken zu müssen. Und nun konnte er mit allen Selbst vorwürfen, mit allen Thränen das Ge schehene nicht ungeschehen machen. Zu spät erkannte er. wieviel er drüben ver ioren, zu spät fagte er sich, daß er nie in seinem Leben wieder zwei Menschen sin den würde, die es so ehrlich, so auf richtig mit ihm meinten, wie Käthe und ihr Vater. Endlich ermannte sich der Tiefge beugte. Den Träumen von Reichthum und Glück entsagte er. Jetzt handelte ?s sich nur »och darum, sich über Bord zuhalten: „sein Leben zu machen." Mit dem letzten Dollar kaufte er sich billigen Trödelkram und wanderte vom frühen Morgen bis zum späten Abend in den verschiedenen Stavttheilen in Geschäften und Kneipen umher, einen kleinen Ka sten an einem Tragriemen um den Hals und bot Manschettenknöpfe, Cigarren spitzen und anderen Nrimskrams seil. Statt Millionär war er ein „Pedd ler" geworden. Aber auch in diesem Berufe folgte ihm sein Mißgeschick. Eines Tages gerieth .-r in einem „Lagerbier-Salon" mit nnein Jrländer in Streit. Andere Personen mischten sich ein, es entstand eine Schlägerei und Franz Wagner hatle zußer einigen Beulen und Schrammen auch noch den Verlust feines Kastens und seiner Waare, die seinen ganzen Besitz ausmachte, zu beklagen. Ein paar Tage später gab ihm die Wirthin des BoardinghauseS, in welchem er die Miethe schuldig geblieben, den Lauspaß. Und nun stand Franz Wagner auf der Straße, obdachlos und hungernd— ein Bettler. Was nun? War eS sein Schicksal, im fremden Lande elend zu Vrunde zu gehen, von Niemandem ge kannt, von Niemandem beweint? Trau rig sandte Franz Wagner seine Blicke über die blaue Fluth hin; ein unbe -swingliches Sehnen nach der Heimath, .>in heißes Verlangen nach einer fühlen den Seele, nach einem freundlichen Wort erfaßte ihn. Wenn er nur ein Mittel wüßte, zurückzukehren! Wie glücklich wollte er sein, wie zufrieden iuch mit dem ärmlichsten LooS! Wenn :r nur wieder in der Heimath war, un ter Menschen, die ein Herz für ihn hal len l Doch muthlos sank er wieder auf die Sank zurück. Daran war nicht zu den ken. Die Reise war theuer und er be saß nicht einmal soviel, um für die Nacht nn Unterkommen zu finden. Da durchzuckte ihn plötzlich eine Idee. Aa, wenn ihm das gelang, dann war er zerettet! Erst einmal über das Meer »nd alleS, alles war gut! Hastig sprang Franz Wagner auf and lies so schnell er konnte nach der ~Hoboken Ferry" hinunter. Für drei Tents fuhr er auf der Dampf-Fähre lach Hobvken hinüber und hier eilte er nit von Angst und Hoffnung beflügelten schritten zum Pier der Auswanderer- Tampser. Richtig, da lag einer jener schwim menden Paläste, die den Verkehr zwi schen Europa und Amerika vermitteln and morgen Mittag sollte er, so erfuhr Franz Wagner, nach Hamburg die ttnker lichten. Voll freudiger Hoff -iiiiig suchte er den ersten Officier aus and trug diesem seine Bitte vor, ihn mit hinüberznnehmen, „Umsonst?" lachte der Seemann. „Da würden wir bald das Schiff bis in die obersten Mastspitzen voll haben." .Ich will ja gerne irgend etwas irbeiten," erklärte Franz Wagner voll Eifer. Der Ofsicier betrachtete ihn lange »nd prüfend. „Wir haben nur noch eine Vakanz anten im Mafchinenraum, bei der Heizung, das ist zu schwere Arbeit für Sie." Franz aber bat und bettelte mit der Veredtsamkeit der Verzweiflung, bis der Aeemann sich erweichen ließ. „Gut, ich will es mit Ihnen ver suchen," sagte er endlich. „Aber daß Sie unterwegs nicht ausspannen, da» sage ich Ihnen, sonst fetzen wir Sie in Southampton an's Land." Niemand war froher als Franz Wag ner. Er durste bereits dieNacht auf dem Schiff schlafen. Am andern Tage de gann feine Arbeit. Der Officier hatte nicht viel gesagt. Die Arbeit war au ßerordentlich schwer. Große, eiserne Eimer voll Coaks hatte er in das Meer pl entleeren. Die Schicht dauerte im- mer sechs Stunden, dann waren sechs Stunden Ruhe. Der junge Mann, der an harte körperliche Beschäftigung nicht gewöhnt war, mußte alle feine Selbstbe herrschung aufbieten, um nicht schon am ersten Tage erschöpft zu Boden zu sin ken. Seine Mattigkeit war so groß, daß er sich nach vollbrachtem Tagewerk kaum bis zu seiner Koje schleppen konnte. Dazu kam die Gesellschaft, in der er zu leben verdammt war: derbe, rohe Ma trosen, denen eS Vergnügen machte, den armen Teusel zu hänseln. Mehr als einmal packte ihn die Verzweiflung, mehr als einmal meinte er, sein zwei fach furchtbares LooS nicht länger er tragen zu können. Doch immer wieder raffte er sich auf, biß die Zähne zufam men und hielt aus. Sollte er, fo nahe der Rettung, muthlos verzagen? Während der letzten Tage verdoppelte die Gewißheit, daS' Schlimmste bald überstanden zu haben, feine »räste und belebte seinen Eifer. Glücklicherweise war es gegen Abend, als man vor dem heimathlichen Hasen anlangte und das Schiff konnte erst am folgenden Tage einlaufen. Franz Wagner hatte also noch eine arbeitsfreie Nacht vor sich, in der er sich zur Weiterreise stärken konnte. Am andern Morgen begann er sei nen Marsch. Da er kemcn Pfennig Geld mehr befaß, so mußte er natürlich die mehr als zehn Meilen betragende Entfernung zwischen Hamburg und sei ner Heimathstadt zu Fuß zurücklegen. Und doch durchwogte ein namenloses Entzücken die hoch ausathmende Brust, als er sich auf den Weg machte. Hei math Vaterland! Die Bauart der Häuser, das Wesen und die Sprache der Menschen, wie heimelte ihn das alles so froh an! Ein wohlthuendes Gefühl der Sicherheit durchströmte ihn, als sei er nun für immer geieit gegen alles Ungemach und alles Mißgeschick. Aber se näher er der Vaterstadt kam, desto mehr wich seine Empfindung einer immer stärker sich regenden Scheu und Furcht. Vor einem Jahr war er, die Tasche voll Geld, stolz, mit geringschät ziger Miene davongegangen, jetzt kehrte er zurück, ohne eine» Psennig, gebeugt von Elend und Reue. Ein unüber windliches Gefühl der Beschämung er griff ihn, wenn er bedachte, wie man ihn verspotten, verlachen und verhöh nen würde. Würde ihn sein Vormund nicht zornig von der Thür weisen, ihn, der seinen gutgemeinten Rath », kindi schem Uebcrniuth in den Wind geschla gen? Und Käthe, würde sie sich nicht voll Abscheu von ihm wende», de», Bettler, der iu seiner vernachlässigten Kleidung, die deutlich die Spuren des nächtlichen Campirens im Freien trug, Anblick darbot? Das Herz wurde dem Heimkehrenden schwer uud bedrückt, sein Fuß stockte und mehr als einmal blieb erstehen, um mit sich zu Rathe zu gehen. Aber welcher Ausweg blieb ihm? Keiner! Er mußte den Kelch der selbstverschuldeten Demüthigungen bis zur Neige leeren. Es war zur Mittagszeit, als er vor dem Städtchen anlangte. Voll Wel> muth ruhte sein Blick auf den bekannten Thürmen und Häusern, die Thränen stürzten ihm aus den Augen vor Schmerz und Freude Heimath! Hii math! In unwillkürlichem Gefühls auSbruch warf er sich auf die Erde nie der und er weinte und schluchzte wie ein Kind, das nach langer Trennung wieder in die Arme der Mutter zurück kehrt. Und dann, während er sich die Augen trocknete, wurde in ihm wieder die Er innerung lebendig. Allerlei Vorsällen und Scenen aus seiner Kindheit und seinem Jugendleben stiegen vor seinem geistigen Äuge auf. Er fah seinen Vormund, die ehrwürdige Greisesge stalt mit dem milden, freundlichen Blick, er fah Käthe, die Sanfte, Nach giebige. Wie oft hatte er sie nicht in knabenhafter Derbheit und Achtlosigkeit gekränkt und beleidigt! Zuletzt uoch, als sie sich an ihn gehangen und ihn gebeten, zu bleiben, da hatle er sie rauh von sich gewiesen. Und doch gab es kein lieblichere?, liebenswerthereS Ge> schöpf in der ganzen Welt als sie. Der junge Mann stöhnte qualvoll auf. Hatte er darum über das Meer ziehen müssen, damit ihm diese Erkennt niß, vielleicht zu spät, aufging? Würde sie ihm je vergeben? In sehnsüchtigem Verlangen streckte er beide Arme gegen die Stadt aus. O Käthe! Käthe? Franz Wagner verweilte in dem nahe der Stadt gelegenen Busch, bis Abend hereinbrach. In der Dämme rung würde man ihn nicht erkennen nnd es gelang ihm vielleicht, das Haus des Vormunds zu erreichen, ohne die Auf merksamkeit und den Spott der Nach barn zu erregen. Scheu wie ein Dieb huschte er durch die Straßen, das Herz schlug ihm zum Zerspringen, wie im Fieber schüttelte die Ausregung seine Glieder. Endlich befand er sich vor dem Hause, in dem er einen seiner Jugend ver lebte. Lange stand er zögernd, ein un endlich peinigendes Gesühl der Beschä mung in der Brust! endlich legte er die Hand auf die Klinke und nun nuu stand er im Zimmer, scheu und ban gend. Nur Käthe war anwesend—er sah eS mit einem verstohlen hinter den gesenk ten Lidern hervorspähenden Blick. Sie erhob sich, mit einem leichten Aufschrei, befremdet, erschreckt. Erkannte sie ihn nicht? > « Und nun bewegte er die Lippen, leise, stammelnd. „Käthe —liebe Käthe!" Mit zwei, drei Schritten war sie an seiner Seite und wie ein Jubelruf klang es durch das Zimmer. »Franz, lieber, lieber Franz!" Ihre Arme umfingen ihn in über quellendem Entzücken und sie lachte und weinte in einem Athemzug. Und dann zog sie ihn auf das Sovha neben sich und ihre ungestüme Freude machte sich in hastigen Worten Luft: „Endlich welch ein Glück, welch eine Ueber raschung! Wie haben wir uns Deniet- Villen gebangt! Nein Tag, an welchem wir nicht von Dir gesprochen! Wie gut, daß Du nun endlich, endlich wiede» da bist!" So plapperte sie noch eine ganz, Weile und Franz saß still neben ihr, schaute ihr mit einem glücklichen Lächeln in die blauen, treuherzigen Augen und liebkoste mit der zitternden Hand das starke, blonde Haar. Und alle Furcht, alle Beklemmung und Unruhe wich vov der froh aufathmenden Brust nnd ei» unendlich beglückendes Gesühl der Ruh« und Sicherheit durchströmte ihn. Da> heim! Daheim! Und als er sie von Neuem in über strömender Wonne umschlang und ihre Lipveu aus den seine» fühlte, da wußte er, daß das köstlichste Gut des Lebens die Liebe war, da durchglühte ihn du Erkenntniß, daß er sein Glück in den Armen hielt, daß er endlich das Ziel erreicht der Jagd nach dem Glücl O. N. Die Zwillinge. Die Schweslerftädte des großen Nordwestens stehen sich nicht mehr feindlich gegenüber, im Gegentheil, sie sind bereit, sich versöhnt in die Arme zu sinken. Mas vor einem Jahr noch als unmöglich angesehen wurde, die Verei nigung von St. Paul und Minneapo lis zu einem städtischen Gemeinwesen, das scheint heule der Verwirklichung ganz nahe zu sein. Wer die Geschichte der jetzt zusammen 300,000 Einwohner zählenden Städte kennt, weiß, daß sie seit ihrer Entstehung gleichsam auf ein ander angewiesen sind und sich ergän zen. St. Paul hat das Wholesale- Geschäft, das früher für den Westen in Chicago centralisirt war, größtentheils an sich gebracht, Minneapolis hat groß artige Retailgeschäste, welche eS in Be zug auf Eleganz der Läden, Reichhal tigkeit der Waaren mit den Geschäften der östlichen Großstädte aufnehmen. Hat St. Paul, als die ältere Schwester sich bereits große Kapitalskraft erwor ben, so zeigt Minneapolis um so mehr Unternehmungsgeist; Leben und Trei ben dort erinnern lebhaft an Chicago, während St. Paul in seiner ruhigen, kühlen Vornehmheit fast den Charakter einer altenzlischen Stadt zeigt. Beide Städte sind in den letzten fünf Jahren ungeheuer gewachsen; ursprüng lich fast zehn Meilen von einander ent fernt, sind heute die Slraßenzüge von Ost St. Paul und Süd-Minneapolis bis an die beiderseitigen Stadtgrenzen fortgeführt; eine elektrische Bahn ver mittelt schon seit vorigem Herbst mit jedem Tage intensiver werdenden Verkehr zwischen den zwei Schwester städten, nebe» den Linien der in St. Paul einmündenden neun Eisenbah nen, die sämmtlich Localzüge nach Min neapolis lausen lassen. Die Eröff nung der elektrischen Bahn zwischen den beide» Städten hat die Frage ihrer Vereinigung wieder in den Vorder grund gerückt. Tom Lowry. der Präsi dent und Haupt Actionär der Straßen bahngesellschasten von St. Paul und Minneapolis, ist energisch dafür einge treten, daß die so sehr sich berührenden Interessen der beiden Großstädte des Nordwestens gebieterisch ihre Bereini gung zu einem Gemeinwesen verlangen. Sein Schwiegersohn Harry P. Robin son, Herausgeber des „Northwestern Railroader", hat dasselbe in vielseiti ger Form in einer Brochüre „Federal City" dargelegt. Die Bewegung zog immer weitere Kreise, fast die ganze Presse agitire für die Vereinigung, bis schließlich die St. Pauler Handelskam mer die Initiative ergriff und ein Co mite ernannte, das mit einem solchen aus Minneapolis die Frage der Verei nigung der beiden Städte erörtern und ARM» So begeistert ist man bereits allseitig für die „Union of the Twin", daß nian suchen. Nebeu vielen scherzhaft klin genden, wie Lowrqville, Minnepaul, PaulapoliS, Minnepaola, ist Minne haha vorgeschlagen worden, der Name sälle bei Fort Inclliiig. auf dem rechten Mississippi-U>er zwiiche» St. Paul und Minneapolis; die „Pioneer - Preß" schlägt „Dineavolis" vor, die doppelte neue Stadt", oder nur „Dipolis", die „Doppclstadt", Pastor Dr. Neill ein fach Neapolis, die „neue Stadt". Während der Haupttheil von St. Paul am linken Mississippi-Ufer liegt, ist der von Minneapolis am rechten ge legen, aber beide Städte haben eben falls aus den andern Ufern Stadttheile, welche sich rasch entwickeln. Zwischen hnen lieze» am linken Mississippi Ufer eine Anzahl Villencolonien, welche lheilweise mitten in den Urwald hinein dehnen und bald mit den eigentlichen Städten verwachsen fein werden; auch die Staats Universität liegt dort in der Vorstadt Hamline. Werd?» die beiden Städte vereinigt und die jetzt erst aus gesteckten Straßenzüge ganz bebaut, so ivird am linken User des Mississippi sich hoch oben den Strom gerade über dem Halbkreis, den er zwischen St. Paul und Minneapolis beschreibt, beherrscht, vorläufig wenigstens eine vollständig« Vereinigung unmöglich macht.
Significant historical Pennsylvania newspapers