s «0,^0 Ter eroberte Morge«. Im Herbst hatten sie Hochzeit ge «uicht und jetzt war es Johannis. Traulich sas'cn sie nach dem Abend- G»d bei einander, er iin Lehnstuhl die Pseise raucheud uud sie auf dem Sopha Äe Stricknadel rührend. Allmälig ver sich die anfänglich munter gewesene Anterhaltunq. Tann erhob sie den Kopf von der Vrbe.t und sagte halb seufzend: „Und »»n schon wieder diese nachdentliche Miene, die ich an Dir, Erich, auch so ganz und garnicht leiden mag! Was das ewige Grübeln bei einem Manne «i Teinen Jahren?" »Elschen!" wandte er dagegen ein zmd richtete sich aus seiner Läge etwas „Weißt Du, lieber Mann," fuhr sie B»rt, „ich möchte sagen: ich bin mit Dir «cht zufrieden, und dann möchte ich anch »»der sagen: ich bin mit Dir recht un- Hosrieden." .Run?" .Ja, nuu? DaS ist allerdings schwe «r bewiesen, als gesagt. Doch nimm Wal folgendes an: Als Du mir vor «»drrlhalb Jahren Aufmerksamkeiten HU bezeigen begannst natürlich hat «an dergleichen nicht gerade nngcru—" lochte sie in sich hinein, „da schienst Du «ther der vom Amt in Anspruch ge kommenen Zeit keine bestimmt einge theilte zu haben. JÄ höre Dich noch, M»e Tu gelegentlich in unserer Familie s«m Abendbrot zur Mama launig be- Wtrktest, wenn Du.Teine Quartaner »«sorgt hättest, dann kämest Du Dir wie ein pensionirter ZeuS vor. Linn -Aber—" .Nun aber?" .Wie sage ich nur? Es ist aber nicht «ikyr so." .Hat m-ine Liebe zu Dir abgenom men ?" .Gott bewahre! Im Gegentheil!" „Wende ich Dir weniger Austnerk jomkeit zuK" .Wie Tu auch sragst!" .Was soll's dann mit Deinem Aber?" .Das ist's ja gerade! Im meine je- Ävch. Tu übernimmst Dich zu sehr in Kleiner freien Zeit, Du bist ost in Ge danken verloren, Du gibst mir manch snal nur halbe Antworten, und oft «ntworteft Du gar nicht und brummst »ur vor Dich hin —" „Elschen, Tu weißt ja, daß ich an der Schriftsteller« Gefallen gesunden Habe. Tie Buchdruckerfchwärze ist -scincs Hexenschwarz, uud leine Seife iwäscht es ab." „Leider, leider ist es so mit Dir! Du» dazu schreibst Du Morgens schon «m fünf Uhr und mitunter noch zeiti ger. Vernünftige Männer nimm «tir das Woit nicht übel Pflegen sich Koch richtig auszuschlafen." Er lachte grell auf. .Nun spottest Tu noch sogar über «eine Besorgniß über Dich!" sagte sie wie gekränkt. Sie trat ait ihn heran und legte den «nen Arm um seinen Nacken. „!l>cbcr, guter Erich," bat sie ein „Tu solltest Dich mehr Fchonen." .Aber, liebes Herz, gerade das lang« «nd träge Liegen bringt mich um meine Geistige und körperliche. Frische. Ich war immer ein Frühaufsteher, so lange iich denken kann. Wenn Du den Reiz «»es Frühmorgens kenntest, würdest Äün anders urtheilen. Und nun gar am Früümorgeii im Frühlinz und «n Sommer! Tranßen und unterm lFevster die werdende oder die bereits gewordene Natur in ihrer Pracht und Herrlichkeit, —da quillt eS aus der Prust heraus, wie es aus der deS in Hüven Liedern schwelgenden Vogels, » «ich man möchte zwei reckte Hände Haben, um all die sich regenden Gedan- Z«! auf das Papier zu bannen. Da Hast Tu eS, warum eS mich so frühzei tig au die Arbeit zieht. Sag', Els ten," verfiel er in einen leicht spötti schen Ten, ..das Frühanfstehen war wohl nie Deine Liebhaberei?" „l' .. l Zweck sollte es auch ha kten?" „Es liegt sich auch gar zu angenehm in deu Fetern!" scherzte er unter einem Aknslug von CarZasnius. „Das Mor zenroib, den ausjauckzenden Morgenge tze.rig der Vögel, die ersten Düste der Blumen, das Werden des TageS was vorher nicht gekannt war, das Zaun späterhin nicht begehrenswerth jrii-." Sie sagte hierauf nichts, fondern nahm «sie in Gedanken versunken ihr Strick- „Gute Rächt, Erich!" empfahl sie sich mit eiucr Entschlossenheit verrathenden Stimme. .Es ist aber noch nicht zehn Uhr/ ~ 'eoch einmal gute Nacht knixte!" sie und verschwand. Anderen Morgens saß Doktor Erich va«in halte er geöffnet, die erquickende Lnst und lieblicher Blumendust zogen Herein. Angeregt dnrch diese äußeren Einwirkungen, stoß ihm die Arbeit flott «on der Feder, »nd er freute sich, daß rr bs.z vor Klaffenanfang den schwieri gen Abschnitt deS Werkes zu Ende brin- Mea würde. So in Andacht versunken überhörte «r ein Klopfen an der Thür, und «rst auf ein erneutes und etwas stär keres ließ er ein wegen der Störung «nwilligcS und scharfes „Herein!" er schallen. Gemächlich wurde die Thür geöffnet, «nd das lachende und schallhaste Antlitz Heiner Frau kam, erst hineinlugend, zum Worfchein. „Guten Morgen, Erich!" grüßte sie «nd trat mit vorgestreckter Hand aus Ha zu. Er war mit der Feder m der Hand «.'fgespruugen und sah ganz verlegen, ,««n nicht gar etwas ärgerlich auS. .Fast bl.cksi Tu mich so an. a'S käm, ich Dir nicht gelegen ich darf doch bei Dir sein?" „Gewiß —ja gewiß. Aber eine Frage, Frauchen: warum bist Du schon fast drei Stunden vor Deiner Zeit aus gestanden?" „Hattest Du mir gestern Abend die Einwirkung des frühen Morgens aus den Menschen nicht so reizend geschil dert? Wie ein Vorwurf überkam es mich, daß ich bisher an Deiner Mor genwonne niemals theilgenommen. Fortan will ich auch in diesem Stücke Deine getreue Gefährtin sein und, so hast Du mich nun bei Dir!" Erich suchte vor Verlegenheit nach Worten. Jetzt erst ergriff er, welche Thorheit er im Scherz begangen hatte. Tenn ein Morgen, den ein Anderer, selbst das geliebte Weib, mit ihm theilte, war für ihn kein Arbeitsmorgen mehr, er konnte nur schaffen, wenn Niemand bei und um ihn war. „Und Du hast sür mich kein Wort der Anerkennung ?" meinte sie auf sein Schweigen, in einem einigermaßen schmollenden Tone. „Warum denn nicht? Ja, ja! Doch sage, ist Dir auch recht wohl? Tu hast noch verquollene Auaen." „Wenn's weiter nichts ist! Morgen, spätestens übermorgen haben sie sich an Zeit gewöhnt." „Du wolltest doch nicht immer —" „Ganz gewiß will ich!" „Was wolltest Du denn eigentlich den ganzen Morgen anfangen? Und bedenke, daß es der Gesundheit nach theilig ist, wenn Du Dich stracks iu eine andere Lebensweise hinein begibst." „Das ist meine geringste Sorge! Also Du hast es bestätigt, daß Dir meine Gesellschaft am Morgen ange nehm ist. Ich setze mich jetzt mit mei ner Arbeit zwischen Schreibtisch und Fenster. So darf ich nur leicht zur Seite blicken, und ich habe das ernst ireundliche Antlitz und die treuen Augen meines fleißigen Männchens vor mir. In einer Viertelstunde wird auch schon der ttafsee sertig sein. Das Mädchen hatte ich gleich beim Aufstehen geweckt, und sie ist schon eifrig in der Küche be schädigt.« Erich kraute sich hinter dem Ohr. „Ich habe schon Kaffee getrunken; Du weißt ja, daß ich ihn mir selbst be reite." „Wie schade! Doch noch ein Täßchen zur Gesellschaft wie?" Er schüttelte mit dem Kopse und ver sucht? zu schreiben; es ging nicht damit. .Liebes Herz!", meldete er sich. „Nun?" „Die Dir ungewohnte Morgenluft und dazn unmittelbar am Fenster wird Dir schaden! Du solltest Dich auf's Sopha setzen." „O. ich finde den Platz hier wirklich vortrefflich. Es athmet sich hier so frei. Ich werde Dich nicht stören, und jeden falls belebt die Anwesenheit Deines Weibchens Deine Phantasie." Flink rührte sie die Nadeln im Strick strumpf. Erich dagegen konnte sich in den gestörten Gedankengang nicht mehr hineinbringen, und was er schrieb, wurde auch wieder ausgestrichen. Sie bemerkte die Striche. „Ich dachte", hub sie an, „Du arbei test ohne Ausstriche. „Ich bin an da? Geklavper der Strick nadeln um diese Zeit nicht gewöhnt." „Gut, ich wcrde mich mehr vorsehen. Ah, da ist auch schon der Kassen!" Sie ging d:r hereintretenden Magd entge gen. „Nicht wahr, Lisette, das Früh aufstehen hat doch etwas sür sich, wir hallen es damit jetzt immer so. Du kannst dem Bäcker sagen, daß er das Gebäck von morgen ab wenigstens eine Stunde früher schickt." „So soll'S immer gehalten sein, Frau Doktor?" fragte sie verdrießlich und that beim Hinausgehen die Thür merk lich laut hinter sich zu. Elise hatte wieder Platz genommen und begann sich zu erquicken. Erich kämpfte mit einer in ihm aussteigenden üblen Stimmung, und mit verhaltenem Unmuth that er die Feder von sich. „Hörst Du schon auf zu schreiben?" fragte sie ahnungslos. „Ne n!" gab er kurz zurück und langte wieder nach der Feser. „Entschuldige, wenn ich Dich unter breche." meldete sie fich nach eiuer Vier telstunde. „Tu weißt doch, daß die Verlobung des Fräulein Gerhard mit dem Kaufmann Bothmer zurückgegan gen ist? Er soll völlig vermögenslos jein und sogar tief in Schulden stecken; „Aber, mein Gott, Elschen, was mich diese Geschichte wohl angeht!" antwortete er verdrießlich und legte die Feder ganz zurück, indem er daun sie Arme weit von sich reckte und sich oas Gesicht rieb. Dann sprang er mit dem Ausrus auf: „Ich mag heute Morgen nicht weiter arbeiten!" „Ach, wie schön!" sprang sie gleich falls aus. „Da schlage ich vor, wir machen bei diesem köstlichen Wetter einen Spaziergang. Jetzt ist's gegen sechs Uhr richtig! Tu lieber Mann!" llopste sie ihm die Backen, obfchon er ein Gesicht machte, das anders aussah als Morgensonnenschein. „Ich schlage oor, wir gehen am See entlang und sann durch die Kornfelder nach dem Waldhügel, von dem man eine fo wun dervolle Aussicht genießt. Auf Wieder sehen also! Ich werde mich beeilen mit dem Anzug." >, 5 » „Nicht wahr, Männchen," brachte Elsa Abends das Gespräch auf, „war das heute Morgen nicht reizend? Wäh rend Tu schreibst, sitze ich bei Dir und freue mich, wie meine Anwesenheit Dei nen Geist anregt, und wenn Du genug geschaffen, begeben wir uns hinaus in's Freie, um die schöne Natur zu genießen. Meinst Du es nicht auch so?" .O ja!" „Wie Du mich 'mal verkannt hattest, Erich! Tu glaubtest, ich wäre aus Be quemlichkeit und Passion eine Lang- etwas matt, doch nach dem dritten Mor gen werde ich so fr:sch sein wie Du." „Weißt Du, Kind," meinte er, „Du solltest Dich einer Laune nicht hin geben." „Laune? Wo denkst Du hin!" lachte sie. „Ich wollte sagen. Du solltest weni ger an mich, als vielmehr an Dich den ken. Angewöhnen ist nicht so leicht, wie Tu annimmst, und ich möchte nicht, daß Du Dich auch nur einen einigen Tag über diesen hinaus matt fühltest." „Tu guter und besorgter Mann! Doch glaube nicht an ein Opfer, denn was man aus Liebe thut, ist kein Opfer. So, jetzt gehe ich schlafen, um in aller Frühe wieder auf fein zu kön nen. Gute Nacht!" Als sie hinaus war, verließ er das Eßzimmer und ging nach seiner Stnbe hinüber. Er blickte ernst vor sich hin und schritt nachdenklich auf und ab. Es war ihm klar, in dieser Weise konnte es nicht weiter gehen; uns wenn er sein« Frau noch viel lieber gehabt hätte, so war ihm gerade in den Morgenstunden ihre Anwesenheit störend bei der Arbeit. Und nun sollten diese weihevollen Stun den dahin sein für immer! Endlich unterbrach er seinen Gang ein Gedanke war ihm aufgeschossen, und indem er sich zurief: Ja, so wird es sich am besten machen! ging er beruhigt schlafen. In der Frühe des nächsten Morgens hörte er, wie seine Fran sich auf den Zehenspitzen zu der anliegenden Kam mer des Mädchens begab. Dabei ver nahm er folgendes Zwiegespräch: „Lisette, schnell aus! Lisette hörst Du nicht? Aufstehen, sage ich'!' Lisette —Lisette, so ermuntere Dich doch endlich!" „ES ist doch noch nicht sechs Uhr!" „Doch gleich fünf!" „Sonst stand ich immer erst um sechs auf!' „Tu hast nicht dreinzureden also flink! Und dann wird des Herrn Stnbe in Ordnung gebracht, und damit Alles schneller geht, werde ich mich selbst an den Kaffee machen; ich gehe schon nach der Küche." Nach einigen Minuten vernahm er weiter und in ziemlich erregtem Tone: „Mein Gott, Mädchen, Du bist wohl wieder eingeschlafen? Was soll denn saS?" „Und was soll das mit der Unzeit? nöchte ich mir erlauben zu fragen. Und äbrigens hat mir der Herr gleich beim Dienstantritt streng untersagt, vor sei nem Schulgange in semem Zimmer :twas vorzunehmen; Alles solle dort so bleiben, wie es Abends war." „Das.ist jetzt anders. Du richtest Dich so ein, daß Du immer um diese Zeit aufstehst." „Winnes Frau Toctor so haben wol len—nun, meinetwegen ja! Ich bin im Dienen nicht neu und weiß auch, was sich für diesen und jenen Hausstand schickt. Ich wollte Frau Doctor noch sagen, daß ich zu Michaelis meinen Dienst hier ausgebe." „Auch das noch! Schon am frühen Morgen muß man einen solchen Aerger haben! In fünf Minuten bist Du an der Arbeit! Ich will Dir doch zeigen, wer hier die Herrin ist!" Mit angeregtem Gesicht kam Else wieder und gar nicht behutsam in's Schlafzimmer und wollte ihrem Manne, den sie schon munter und fast angeklei det wähnte, ihr Leid klagen. „Gott, und er schläft seufzte sie, als sie dessen Kops halb unterm Deckbett gewährte und seine tiefen Athemzüge vernahm. Sie begab sich wieder nach draußen, und sofort lüftete der Doctor das Bett vom Gesicht. Eine gewisse Schaden freude wandelte ihn an, weil er in dem Mädchen eine zufällige Verbündete er halten hatte. Es that ihm allerdings leid um seine Frau, doch wollte die eigene Selbstsucht obenauf bleiben. Er glaubte voraussehen zu dürfen, daß seine Aufregungen dieser Art abholdes W?ib einem Verdruß auf die Dauer nicht Stand halten und zur alten Haus ordnung wieder zurückkebren würde, Plützlich veraahm er einen Krach und ein Geklirr und unmittelbar daraus den schrillen Aussckirei seiner Frau. „Mein Gott? mein Gott!" jammerte sie, „und nun auch das noch! Mädchen, wie kommst Du nur dazu, den Pfeisentisck umzu stoßen? Zwei Pfeisenköpse entzwei, und ach. der eine von der Geburtstags pfeife! Aver das kommt davon, wenn man in Wuth und Rage herumhautirt." „Warum wurde ich zu übergroßer Eile angespornt!" wirst Du noch impertinent? Hal-'e Deinen Mund!" „Meinen Mund habe ich nicht mit vermi?thet. Wenn eS blos erst Michaelis wäre!" Tie Fortsetzung von diesem Zank zu erfahren, war der Doktor nicht begie rig, und er suchte an etwas Anderes zu denken. rütie!». „Erich, was ist das heute ei gentüch mit Dir, daß Du so lange schtässt? Denk an, ich bin schon so zeitig aufgewesen, daß Tcine Stube bereits fix und fertig ist, ebenso hast Tu nicht nöthig, Tir de» Kaffee zu bereiten," redete sie ihn unter sichtbar gezwunge nem Lächeln an. „Nicht möglich, liebes Kind!" erwi derte er wie schlaftrunken. . „Du sühlst Dich doch nicht krank?" „Das wollte ich Dich eben fragen. Wie angegriffen Du aussiehst. Kein Wunder, wenn man schon den zweiten Morgen drei Stunden zu früh herum gewirthfchaftet hat." „Das kann n.cht in betracht kommen, „Mit Lisette Aerger gehabt? Und doch war das Mädchen fo zuverlässig und fleißig. Sie war Dir ja darum von Tcuier Mutter adgetreten wor den." „Es ist ander? gekommen; noch durch zittert es me nen Körper; laß Tir er zählen." Ihren Bericht schloß sie unter Thränen, indem sie meinte: „Und das AllcZ >:m Dich, Erich. Und Tu thust so, als ob Dich die Sache gar nicht be rühre. Ich glaubte, Tu würdest auf fahren und dein Mädchen den Stand punkt klar machen, und nun zeigst Du ein Gesicht, als handle es sich um eine „Wer wird sich schon frühmorgens aufregen! Auch kommt wohl Alles wie der in's rechte Geleis." „Für so theilnahmlos hätte ich Dich „Meinst Du?» „Aber willst Du Dir die geordnet, Stube nicht ansehen?" „Ach", gähnte er, „es hält mich im Bell noch fest; ich Werve weiter liegen bleiben und erst kurz vor Ansang der Klaffe ausstehen. Warum sollte ich auch gleich Dir keine andere Gewohnheit annehmen können? Wir wechseln die Rollen; Du bist fortab ein Frühauf und „Aber was sollte ich dann wohl so allein den ganzen Morgen über begin nen?" fragte sie betreten. „Ja, das weiß ich nicht. Nur so viel weiß ich, daß manchem Menschen ein vorzeitiges Ausstehen nicht dienlich ist. Tu bist in eigener Person ein Beispiel. Fahre nur so fort! Einmal der gewiß unausbleibliche Aerger mit dem Mädchen und dann der Abbruch von der erforderlichen Ruhe! Diese beiden Morgen haben sich schon hin reichend in Dein Gesicht, geschrieben stelle Dich nur vor den Spiegel!" Als sie sich betrachtet hatte, gab li: kleinlaut zurück: „Ich glaube selbst, da» ich schon etwas verändert aussehe; und ich hatte es so gut mir Dir vor!" „Ick zweifle ganz und gar nicht da ran. Aber einen weitaus größeren Ge fallen würdest Du mir erwiesen, wenn Tu Dich nicht um Deine Schönheit und Anmuth brächtest." „Wenn Dir an der Erhaltung meiner Jugend mehr gelegen ist, als au Deiner Bequemlichkeit, so will ich Dir dies Ovser bringen und die neue Gewohnheit fahren lassen." „Und mit diesem Opfer," lachte er, „kommst Du auch wieder zu Liiette. So, jetzt geh' und trinke Deinen Kaffee und gönne Dir darauf noch einige Stunden Ruhe. Ich werde auch bald in den Kleidern sein." „Wie? Und ich glaubte, Du wolltest Dich umgewöhnen? Sagtest Du nicht soeben so zu mir?" „Das wohl. Doch auch ist will Dir ein Opfer bringen und mich Dir zu Liebe frisch und kräftig erhalten, und das kann ich nur durch die Ein wirkung der mir gewohnten Morgen stunden." Als er ein Viertelstündchen später seine Stube betrat, rieb er sich die Häude und lriumphirte: „So, das hat sich Keffer gemacht, als ich dachte, und die Morgenstunden sind gerettet!" Zwei (Sn^el» Auch Engel haben ihre Schicksale! Tie Gattin des Coude de Villcna über raschte kürzlich, wie wir einem madrider Blatte entnehmen, ihren Gemahl an dessen Namenstage mit zwei kleinen Mormorbildwerken von hohem künstle rischen Werth, welche zwei betende En gel darstellten. Tie Statuetten zeigten den Namenszug des berühmten spani schen Bildhauers Arse aus dem vorigen Jahrhundert und sollten nach Angabe des VertauserS aus Saragossa stam men, wo man sie bei« Umgraben eines Gartens entdeckt habe, der früher einer bochangesehencn Adelsfamilie gehörte. Mehrere Beschädigungen an verschiede nen Stclleu der Figuren wurden als Beleg kür diesen Ursprung angegeben und daran die Vermuthung geknüpft, daß die Bildnisse während eines Bür gerkrieges von den Besitzern vergraben wurden. Die kunstsinnige Gräfin nahm diese Erzählung für Wahrheit und be zahlte gern für die beiden Statuen t'VOi) Pesetas (7LM Mark). Ihr Gatte war ebenfalls im höchsten Maße erfreu! durch das wcrthvolle Geschenk. Am folgenden Tage aber erschien in der zählte, die Poll eidire tion hege den ziemlich begründeten Verdacht, daß die beiden Engel aus einer berühmten Kirche Z Pontens entwendet worden seien. Die Condesa sah sich genöthigt, dem Eomunssar die Person ihres Kniisthänd lers genau zu beschreiben, und nach mehrtägigem Suchen gelang eS, den Agenten in Madrid aufzufinden, wo er zwar nicht als Kunsthändler, wohl aber als rassinirter Bauernsänger der Po lizei längst bekannt war. Er behauptete zwar, daß es mit der Ausgrabung in Saragossa seine volle Richtigkeit habe, die Polizei bezeichnete aber iuit solcher Sicherheit als Ur sprnngsort der Bildwerke Sevilla, daß zulegt kein Streiten half. Ter Händ ler bequemte sich dazu, seinen „Ge schästssreund" in Sevilla zu nennen, welcher darauf hin sofort gefänglich ein gezogen wurde. Dieser, ein sogenannter Antiquitäten händler, erklärte, die Engel von einem Tagelöhner gelaust zu haben, welcher dieselben beim Abbruch eines Hauses ausgesunden hätte. Nachdem auch die ser Tritte zur Hast gebracht worden war, gestand er die Marmorbild, werke des Nachts aus der Kathedrale der Stadl gestohlen zu haben, was da mnlS sosorl bekannt xeworden und auch jenem Händler keineswegs verborgen geblieben war. Er hatte dem Tagelöhner die Werke abgelaust und sür >edes einen Pcs :a die beiden Engel aus seine Kosten an den Alealdeu von Sevilla zurück. Tie drei Beteiligte» an diesem Kirchenraub '»der sehe» ihrer Bestrafung entgegen. Immer im Geschäft. Eommis ( us dem Balle): „Mein Fräulein , .. .Quadrille gesäuig?" Berühmt« Patienten. Ter freundliche Leser wird über die sen sonderbaren Titel etwas erstaunt sein. Kann es denn überhaupt be rühmte Patienten geben? Ja gewiß! Ich verstehe unter einem berühmten Patienten einen solchen, der durch irgend welche Umstände, sei es durch die son derbare Art seiner Krankheit, sei es durch die Methode der Behandlung, sich in der ärztlichen Welt einen Ruf er worben hat und auch im Publikum zu einer gewissen Berühmtheit gelangt ist. Ich sehe in Folgendem ganz ab von sol chen Kranken, welche vermöge ihrer hohen Stellung ohne Weiteres der Welt bekannt geworden sind; ich will viel wehr dem verehrten Leser einzelne Pa tienten vorführen, die, ihrer Stellung nach völlig unbekannt, erst durch die be gleitenden Umstände selbst es zu einer gewissen Berühmtheit gebracht haben. Freilich gibt es deren nur wenige, und von diesen Wenigen will ich die inte ressantesten herausgreifen. Da ist zunächst der canadische Jäger Martin, welchem im Jahre 1825 bei Ausübung des Waidwerkö eine Kugel in den Magen gedrungen war. Die K»gel hatte zunächst die Bauck'wand durchbohrt und war alsdann im Magen stecken geblieben. Diese Verletzung hatte den Canadier keineswegs getöd tet, sondern denselben ncch lange am Leben ei halten, nicht nur ihn, zur Freude, sondern auch der Wissen schast zum Segen. Durch Verwachsung der Bauch und der Magenwand hatte sich nämlich eine dauernde Oessnung, eine sogenannte Fistel, gebildet, welche dem behandelnden Arzt, Tr. Bcaumont, zu den interessantesten Versuchen Veran lassung gab. Bis zu jener Zeit war es der erperi mmtellen Phnsiologic noch nickt gelun gen, den Mageniasl in seiner Reinheit und die verdauenden Wirkungen dessel ben auf die eingeführten Speisen zu er svri'cbcn; man kannte vielmehr nur den schlucken lieii uud nach einer Weile durch einen wieder aus dem Ma gen heranSzog, nach Bollsauguiig xe- Mageniast noch die cnigcn Produkte beigesellten, welche die Speiseröhre, der Nachen und die Mundhöhle lie'crten. Ebenso willig wu> te man etwas Siche res über die verdauenden Eigenschaften des Magensastes oder darüber, ob der Magen auch dann, trenn er keine Spei sen enthält, Säfte abscheidet. Zu alten d esen Beobachtungen bot der kanadische derselbe der Wissenschaft, also auch der Menschheit dieses Op?er, um so meh', als ihm von Seiten seines Ar .tes klar gemacht wurde, wie segensreich die sich ergebenden Resultate für die magenlei dende Menschheit werden würden. Tr. Bcaumont ecrerimeniirte durch die Magenfistel, suchte alle Wünschens werthen Funktionen de-5 Magens s est zu stellen, und seitdem ist der kanadische Jäger, dessen Name in allen Lehrbü chern d.r Physiologie erwähnt wird, ein berühmter Patieil geworden. Was zuerst an Thiere» vcrjucht und beobach tet wird, das zeigte hier schon ein un glücklicher bezw. glücklicher Zufall vor her am Menschen; denn die Beobach tungen am kanadifchen Jäger haben erst mehrere Jahre später die Aerzte Bafsow Bloudlot ven-nlakt, auch an Hunden künstliche Ma n c!n.nzu» legen. Auf andere Weise lcrübml geworden ist eine Patientin des großen Berliner Elnrnrgen Ticfsenbach, des Vorgän gers des unvergeßlichen Lanqenbeck: eS 'ist jene Polin, welche allgemein be kann: unter dem Namen „die Dame mit dem Toeteiikev," dur.li i-re rastlose Energie den ersigenann'.ei: cne Oper.:.um g.cichsa-u abgerungen hat, die derselbe na.t> seiner eigene» Aussage für unmöglich l- lt, deren er folgreiche Ausführung ab r seinen Muth in besonderer Weise gehauen und be lohnt hatie. ES war im Jahre 1840, als in einer stürmische», überaus unfreundlichen Herbünicht der HauSwächter Tieffen bachS eine tief versckleierte Dame Plötz lich vor sich seh. welche, ohne Nennnng ihres Nailiens, in stammelnder, unver ständlicher Sprache um Einlaß in das ärztüle Sprechzimmer bat. Ter Die ner beirechlele ängstlich und kopffcküt telud die wunderbare, scklank gewach sene Gestalt, weckie seinen Herrn, welcher, immer bereit, durck seine Ge jckicklickleit .und Kunst unglücklichen Menschen zu Helsen, scgar mitim in der Nackt sein Lager veriicß und die Dame naäi ihren Wüaichen fragte. „Mir ge genüber," so berichtet der große Ehi rurg in seinem Werk über operative Cbnurgie, „stand lautlos die schwarz venchlcierte Erschciuung. Sich ängst lich umsehend, schlug sie den Schleier in habe viel Schreckliches in meinem Leben gesehen, hier aber bebte ich er schreckt zurück, denn ein Todlenkopt, wie ich ihn noch aus keinem menschlichen Rumpf gesehen, stand vor mir. wider wütig grinsend mit dem Skelettgesicht. Eine dünue rothe Haut bedeckte nur bürstig die Gesichlsknochen. In ihrer Mitte befand sich ein Loch, durch Ivel ches mau drei Finger einsünreu konnte, und von hier aus stet der BUck auf die Zunge und in den Schlund hinein, da Najenmuichelii, Gauiuenknocheu und Gaumensegel zerstört waren. AuS die sem Scheusale Acheron rcckie sich die Zunge heraus, wenn sie sprach. Tie unteren Augenlider waren umge.'rempt und zeigten ihre rothe innere Ober flache, und vom Kieferrand war nur ein kleiner zahntoier Saum vorhanden. In emem Umkreise von drei Zoll um das Loch lagerten sich überall kettenförmige oder dünne, flache, gefrorenen Fenstern ähnlich sehende feuerrothe Narben. Von diesem großen Mitlelloch aus stieg zwi schen den Augenbrauen eine rothe Kno chennarbe, sich über die Mitte der Stirn und zum Haarwuchs ausbreitend, in die Höhe." Ter freundliche Leser wird es be greiflich finden, wenn Professor Tiessen bach, der sonst nie die Ruhe verlor und nie außer Fassung kam, um Mitternacht allein dieser Tame gegenüber, welche nur unartikulirte, zischende Laute aus der großen Oessnung im Gesicht mit Schwierigkeit hervorstoßen konnte, etwas ängstlich wurde. Erschüttert über diese gräßliche Entstellung des ganzen Ge sichts. welche, wie der Le>er vielleicht errathen dürste, durch LupuS (Haut- Tuberkulose) entstanden tvar, gewann Dieffenbach jedoch bald die Ruhe wie der und begriff sofort, was die Unglück liche Patientin wünschte. Dieselbe wollte, um die GesichtSentstellung eini germaßen zu mildern, eine Nase haben. Schwer und nach langem Bemühen ge lang eS dem großen Arzt, der Dame, welche nur polnisch verstand, durch Pantomimen und Gesten verständlich zu machen, daß eine derartige Operation unausführbar fei. Nachdem er der Bedauernswerthcn als letztes Mittel noch die Beuutzuilg einer Larve emvioh len hatte, empfahl sich dieselbe. Den Rest der Nacht verbrachte der große Operateur in qualvoller Weise, da ihm das schreckliche Bild der Unglücklichen stets vor Augen schwebte. Am nächsten Morgen rief ihn eine Operation nach Wien. Kaum in der österreichischen Kaiserstadt angekommen, begegnete ihm wieder die Dame mit dem Todtenkopf. TaS Mitleid Dieffenbachs, dem sie wie ein Gespenst ins Hotel ge folgt war, war auf das Tiefste erregt. Er eilte zu dem damals berühmten Wiener Zahnkünstlcr Carabelli, welcher der Armen ein kunstvolles Gebiß und ciue Gaumenplatte cinfetzte, um dersel ben auf diese Weüe die Sprache deutli cher zu machen und das Effcn zu erleich tern. Aber hiermit war die Dame nicht zufrieden, sie wollte noch mehr. Dieffenbach reiste wieder nach Berlin; sie folgte ihm nach und bat ihn anf's Inständigste, er mixhte ihr doch «ine künstliche Nase schassen. Heute ist der Chirurg in Folge der vervollkommneten schwer. Der rührende Appell an den wissenschaftlichen Ehrgeiz hatte feine Wirkung nicht verfehlt. Der berühmte Operateur verschaffte der Unglücklichen nicht uur eine Nase, sondern milderte aus geschickte Weise die übrigen häßli chen Entstellungen des Gesichtes der artig, daß die bedanernswerthe Polin sich wieder unter Menschen zeigen und unverschleiert iiis Theater gehen konnte. Tie Tame mit dem Todtenkopf war da mals achtzehn Jahre all und stammte aus einer polnischen Adelsfamilie. Ob die Sängerin, welche sieben Jahre spä ter in Rußland durch ihren Gesang und durch den Umstand, daß sie stctS eine Gesichtsmaske trug, großes Aufsehen erregt hat, mit der Diesfenbachschen Todtenkopf-Tame identisch war, wie vielfach behauptet wurde, konnte nicht festgestellt werden. Eine andere Patientin ist durch Hof rath Professor Billroth, den gegenwär tig größten deutschen Chirurgen, be rühmt geworden. Es war eine schwäch liche junge Frau, welche nach einer Niederkunst bereits seit vielen Monaten an einer großen Eiterung hinter dcr rechten Brustdrüse litt und im Kranken hause durch Billroth behandelt wurde, der damals noch junger Assistenzarzt war. ES waren bereits viele Ein schnitte an der betreffenden Stelle ge macht worden, um dem in großer Masse gebildeten Eiter freien Abzug zu ge währen. Da die OiAnnngen sich aber bald geschlossen harten und die Heilung in der Tiese der Gewebe nicht erfolgt war, so mußten neue Einschnitte ge macht und die alten wieder erweitert werden. Bei dcr AuSsührung eine? solchen tiefen Schnittes entstand eine heftige Blutung, welche trotz großer Mühen nicht gestillt werden konnte, da das blutende Gesäß nicht zu finden war, Tie Eiterhöhle wurde mit Eharpie aus gefüllt und ein Verband darüber gelegt, aber es hals nichts. TaS Blut fickerte durch t»'n Verband hindurch, und erst nach Einspritzung von Eiswasser in die verschiedenen Oesfnungen und nach Anlegung eines festen Eompressivver bandeS schien die Blutung zu stehen. Jedoch hielt dieser Zustand nicht lange an. Kaum hatte Tr. Villroth sein Zim mer ausgesucht, als die Wärterin den selben wieder rief, weil das Blut aber mals durch den festen Verband hervor gequollen und die Kraule in des starke» Blutverlustes leichenblaß und ohnmächtig geworden war. Schnellstens wurde der Verband wie der entfernt nnd Eisstücke in die bluten den Oesfnungen gelegt, doch vergebens. war voll Blut und EiSwaffer, und die Patientin lag mit kühlen Extremitäten und brechenden Augen bewußtlos da, während die Pflegerin sich fortwährend abmühte, die Verblutende durch Vor halten von Ammoniak und durch Rei ben der Stirn mit Eau de Cologne in'S Leben zurückzurufen. Schon dachte dcr junge Arzt daran, die ganze Brustdrüfe zu amputire», um die blutende Ader zu suchen und zu unterbinden, als er noch einen letzten Versuch mit Terpentinöl unternahm. Er tränkte einige Bauicken Eharpie mit Terpentinöl, steckte dieselben in die Wundhöhle und sofort stand die Blutung. Die Patientin erholte sich bald. Durch das Terpentin, welches nach 24 Stunden entfernt wurde, entstand eine sehr heftige Reaktion in der Wund höhle, deren Wandungen sich bald ab stießen. Drei Wochen später war die Heilnng vollendet, an welcher, wie Dr. Blllroth erzählt, Arzt und Patientin M?nate lang mit Ausdauer und Ge duld sich abgemüht hatten. ES war diese?, wie nebenbei hinzugefügt sein möge, ein heroisches Mittel, weil das Terpentinöl nicht nur sehr luftige Schmerzen, sondern auch eine hochgra dige Entzündung hervorgerufen hatte, aber die Kranke war vom Tode errettet worden. ZlttL der lustigen Stüde», teuzett. Es gab eine lustige Zeit in Jena, da die Studenten angesehene und gefürch tet« Männcr warcn, vor dencn selbst der akademische Senat Respekt hatte, da die Pedelle nur zum Vergnügen spazie ren gingen, denn zu sagen hatten und wagten sie nichts, und die Philister nur ans allgemeiner menschlicher Barmher zigkeit und aus Mitleid von den Stu denten in der Stadt geduldet wurden, weil sie großmüthig im Borgen waren. Das war die große Zeit, da noch der Burgkeller blühte und der Passus iu den Uui-aersitätsgesetzen stand: „Wer von den Studenten einen Nachtwächter ab sichtlicher- und mutkwilligerweisc todt ichlägt, soll behandelt werden, als ob er einen Menschen getödtet habe." Alljährlich wurde in Jena, wie auch auf ande>en Universitäten, ein neuer Proreetor, der Magnificus, gewählt, und an demselben Tage, wo der neuer voller Tag, denn am Abende brachten sie dem Neuerwählten einen Fackelzug mit Musik und Bivat und dem Abge schiedenen riefen sie ein Pereat »nd Marsen ihm die Fensterscheiben ein zum Tank sür Karzer, Konsilium und son stige Plackerei. Ein altes geheiligtes akademisches Recht. Wieder war der Tag der Prorcclor wahl erschient». Ter alte, ein Jurist, hatte sein Ainr niedergelegt, und der neue Magnificus, eiu Professor der Theologie, seine Antrittsrede glückliis gehalten. Feierlich bewegte sich ein bentenkehle» rie>eu ihm ein dounerudet Vivat! Er trat an das Feuster und biett eine lange Tar.krede, denn so ge hört? es sich. Laut lubelud giug es nun fort zu dem Hause deS Abgeschie denen, um ihm und feinen Fenstern das übliche Perear zu bringen. Aber haben bekanntlicher Weise oft sonderbare Begriffe vom Rechte; nm seine Scheiben zu schützen, hatte er die Fenster außen mir verschließen lassen! Ein lauter Schrei des IlnmutheS erhob sich, sobald die Burschen diese Rechtsverletzung bemerkten. Was Recht ist, soll und muß Recht bleiben. Studenten wissen sich immer zu hel fen : Tie Steine wurden einfach dicker genommen als sonst, die Laden wurden zertrümmert und lustig klirrten die Scheiben dahimer. TaS Werk war vollbracht, das alte Recht gewahrt. Ruhig hatten die Pedelle daneben ge standen und zugeschaut, sie wußten, daß sie nicht einschreiten ionnten und durf ten. Und wieder war ein Jahr zu Znde. Der bisherige Magnificus saß ruhig an dem verhängnißvollcn Abend in seinem Studirzimmer, mitGleichmiith. seinem Pereat entgegeniehend. Nimmer war es ihm in den Sinn gekommen, sich dagegen zu sträube». Seine Zimmer warcn erhellt, damit die Fenster um so deutlicher hervortreten möchten; nur die Rouleaux hatte er niedergelassen,um den Steinen ein Hinderniß entgegenzusetzen das war in der Ordnung. Laut jubelnd hörte er die Burschen heran ziehen, ein donnerndes Pereat! erschallte und dazwischen klang das Klirren der cingeworsenen Fensterscheiben lustig und munter-—eZHörte ihn nicht. Ruhig blieb er an seinem Schreibtisch. Da flog ein dicker Stein dnrch das Rouleau in das Zimmer und fiel vor ihm nieder. Das war zu viel, das war gegen alle Studentensilte, so dicke Steine dursten nicht geworsen werden. Erzürnt erhob er sich, trat an das Ferner, zeigt? den und ries hinab: „D',c>'er Stein i't auf mein n Schreib tisch qesiogen. Nu: ein Fuchs laua um geworfen haben, ein ordentlicher Bursch wirft mit so einem n.ckt " Und heftig schleuderte er den Stein au! die Bur schen zurück. Ein lautes Vivat trat nun an die Stelle.des Pereat, denn die Burschen wußten auch die Rechte der Professoren zu ehren, und solch' ein Stein war gegen den Koniment. Am neues Rouleau überreicht, und freund lich nahm er eS an. So ist es gesche hen in den lustigen Zeiten Jena'S! In der Klasse hat sich das Gerücht verbreitet, Herr Oberleh rer Tr. Zopf, ein fehr pedantischer und als Weiberfeind bekannter Herr, habe sich verlobt. Bei seinem Eintritt ruft ihm die ganze Klasse die bei ihm deutsche Äussatzübnngen genießen sollte —im wilden Chor entgegen: „Wir gratnliren, Herr Toctor, wir gratuli ren!" „Ruhe!" gebietet der Herr Doctor, nachdem er mit raschem Schritt den Katheder erreicht hat, „ich biite mir Ruhe aus! Primus, ich fordere Sie auf, mir zu erklären, was dieser Lärm zu bedeuten hat!" „Herr Doctor, wir meinten da Sie sich doch verlobt haben wir wollten Ihnen herzlich gratuliren, da wir doch so sehr erfreut sind." „Gratuliren.... gratuli ren...." schwoll der eben unterdrückte Chor wieder an. „Ich bitte mir Ruhe auS!" ries Herr Tr. Zopf streng. „WaS diese Angelegenheit betrifft, so habe ich mich darüber folgendermaßen zu äußern: Erstens: ist es nicht wahr, und zweitens: wenn es wahr wäre, ») was geht es Euch an! l>) welche Thorheit!" Angenehme Zulage. Schauspieler: „ Außer dieser elen digen Gage bekomme ich also NichSt?" Direktor einer „Schmiere": „Doch, eS wird Ihnen auch von Zeit zu Zeit Obst geworsen!"
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