Teutsche Loealnachrtchten. Provinz Brandenburg. Berlin: 1- Der Archidiakonus Theo dor Risch von der St. Johanniskirche und der Geh. Postrath und vortragende Rath im Reichs - Postamt Julius Karl Skalweit. Gegen den im Plötzenseer Gesängniß weilenden Grasen Kleist vom Loß ist von seinen Verwandten das Entmündigungsverfahren angestrengt und mit Verschwendung und geistiger UnzurechnungSjähigleit motivirt wor den. In der Rhcinsbergerstraße hat der verheirathete Töpfer Rud. Exner seine angebliche Braut, die Arbeiterin Ida Müller, mit der er zusammen wohnte, anscheinend aus Eiiersucht mittelst einer Axt ermordet und sich dann aus dem Fenster der in der vier ten Etage belegenen Wohnung auf den Hof gestürzt. Beide Personen sind todt. In dem anderen Falle hat der Fabrikwächter Carl Freiknecht, ebenfalls ein verheiratheter Mann, in der Nähe der Strafanstalt Plötzensce seine, ihn mit Eisersucht quälende „Wirthschafte rin" Hulda Klemz erschossen und sich dann aus gleiche Weise vas Leben ge nommen. Ter Kaufmann Max Schmidt, dessen Frau in eine Scheidung zu willigen, sich weigerte, hat in Schan dau sich und seine Geliebte, die Verkäu ferin Martha Kollmann, erschossen. Die Provinz Brandenburg ist die an Einwohnerzahl viertgröfzte der Mo narchie; sie wetteifert bei jeder Volks zählung mit der Provinz Sachsen um den dritten Platz; nach der letzten Volks, äiiluug bleibt sie mit 2,542,401 Einwohnern nur noch um 37,451 hinter Sachsen zurück. In der Provinz sind 135 Städte, 3161 Landgemeinden und 2012 selbstfländige Gutsbezirke vorhan den. Von de» Einwohnern entfallen 1,404,91!0 auf den Regierungsbezirk Potsdam, 1 137,441 aus de» Regie rungsbezirk Frankfurt. In einer Gastwirtiischafl in Görzig weitete der Gutsvorsteyer Grafse zu Krachtsheide, daß er zwei Flaschen Wein in 10 Mi iiuten auetriiilen könne und ließ dieser Behauptung alsbald die That folgen. Am nächsten Morgen fand man ihn als Leiche. Das diesjährige Hussitensest wurde letzter Tage in Ber nau vom schönsten Wetter begünstigt, wieder in hergebrachter Weise geseiert.— Spurlos verschwunden aus einer Reise nach Tempelhof und anscheinend das Opfer eines Verbrechens geworden ist der Sohn des Mühlenbcsitzers Knob lauch in Brih. Die Auswanderung aus Forst und Umgegend nimmt in diesem Jahre besonders große Dimen sionen an. Namentlich sind es wieder die Ver. Staaten, wohin sich die meisten Auswanderer, vorwiegend Arbeiter, die drüben eine bessere Zukunft erwarten, wenden.—Der verstorbene Commercien rath Th. Flöter in Gassen hat dem „Lessing Stift" 35,000 M. vermacht und eine gleiche Summe für den Bau eines Arbeiter-Krankenhauses bestimmt. —Vor den Augen zahlreicher Passanten suchte und sand in Grünau ein junges, elegant gekleidetes Liebespaar den Tod in der Spree. In dem Boote, in wel chem sie in den Flnß hinausgerudert waren, sand man einen Zettel: „Wir gehen vereint in den Tod! Albert und Bertha." Aussehen erregt in Guben die Verhaftung des Maschinenbausabri kanten Richard B. wegen Wechselsäl schungen. Die Bevölkerung des Krei ses Ost-Prignitz stellt sich nach der Volkszählung vom 1. December 1890 aus «6,824 Seelen. Verfolgt wegen einer ganzen Reihe verübter Betrüge reien wird der frühere Premierlieute nant, jetzige Agent Franz Götsch vo» Rheinsberg. Anläßlich der silbernen Hochzeit des Fabrikbesitzers A. Lehnigk in Vetschau veranstalteten dessen 500 Arbeiter einen Fackelzug und ließen dem Jubelpaare durch eine Deputation aus ihrer Mitte kostbare Geschenke über reichen. Provinz Ostpreußen, s Einem Schlaganfalle ist der Ober- Präsident von Schlieckmann in Königs berg plötzlich erlegen. Unschuldig im Zuchthause gesessen hat der Besitzer Karl Bahr aus Gr. Lindenau, der von der Straskammer am 29. Mai v. I. wegen Verleitung zum Meineid zu ei nen, Jahr Zuchthaus und zwei Jahren Ehrverlust verurtheilt wurde. Die Wiederausnahme des Verfahrens hat seine Schuldlosigkeit ergeben. Unter dem Verdachte de» betrügerischen Banke rotts ist der Kaufmann Carl Mahnte in Jnstotburg in Untersuchungshaft ge nommen worden. Die Passiva betra gen 350/000 M. Die Ersparnisse vie ler kleiner Leute gehen durch den Con eurS verloren. M. war viele Jahre Stadtrath und bekleidete mehrere Eh renämter m der Stadtverwaltung. Letzter Tage kehrte der von Memel ge bürtigte Fleischer Gustav Gebhardt zu rück, der vor 40 Jahren wegen Doppel mordes zum Tode verurtheilt war, sich der Execution aber durch die Flucht ent zogen hatte. Einige Jahre nach jener Flucht hatte ein angesehener Bürger unserer Stadt auf feinem Sterbebette sich als der Mörder bekannt. In Petereithelen zerhackte eine Magd ihr neugeborenes Kind und warf es den Schweinen vor. Di« Rabenmutter hat sich ihrer Verhaftung durch die Flucht «ntzogen. Letzter T«ge erfolgte die tandespolizeiliche Abnahme der neuen Bahnstrecke Tilsit - Heinrichswalde. s Der praet. Arzt Dr. med. Jansen in Tilsit. Derselbe war über ein Viertel jahrhundert Leiter der Provinzial-Jr ren Anstalt zu Allenberg. Es feierten das Svjährige Dienstjubiläum der Con sistorialrath Kahle und der Geh. Justiz rath Schwager»» in Königsberg, sowie der Oberförster Juedtz in Warmen; die goldene Hochzeit die Eheleute Eigen läthner Ämlu» in Rucken. Den Tod durch Ertränken gaben sich: au» Furcht vor Strafe wegen Meineids der Schrist conzipient Drawert au« Krakau, ehe lichen Zwistes halber der Besitzer Les sing au» Wießen; aus Furcht vor Straf« wegen Unterschlagung ließ sich der Post- Hote A,H. Soschinski au» Bodzianowo todtfahren; in einem Anfalle von Gei stesstörung erschoß sich der Rentm-istei Radt in Briefen. Provinz West Preußen. Anläßlich der 50jährigen Jubelfein des Realgymnasiums in Elbing soll eine Stiftung begründet werden, deren Zin sen tüchtigen, bedürftigen Schülern, welche die Anstalt verlassen, zu ihrem weiteren Fortkommen gewährt werden sollen. —Aussehen erregt in Mcwe das Fallissement der Darlehnsbank. Den Passiven von 1,200,000 sollen kaum 100,000 M. Aktiva gegenüberstehen. Provinz Pommern. Bei einer Kassenrevision in dem Comptoir des „Vulkan" wurden Unter schlagungen in Höhe von 59,000 Mark Der schuldige Beamte, Kassi rer Preismeier, erschoß sich aus dem Nemitzer Kirchhofe. 112 In Greifs wald der Professor für Reichs- und Rechtsgeschichte an der Universität, Dr. jur. William Lewis. Die Stolper Straskammer verurtheilte den wegen Betruges beim Hasardspiel angeklagten Kaufmann Theodor Schwartz aus Rü genwaide zu sechs Monaten Gefängniß und lvov Mark Geldstrafe, dem Hotel besitzer Kahl, der das Hazardspiel in seinem Hause geduldet, wurde eine Geldstrafe von 200 Mark zuerkannt. Es feierten: die goldene Hochzeit die Eheleute Wolfs.in Loitz und Bock in Stettin; das fünfzigjährige Berussjubi läum der Kaufmann Karl Pentzlin in Gützkow. Provinz Schlesien. 112 In Brieg der Geheime Justizrath Schneider, stellvertretender Landes hauptmann in Schlesien. Die 100- jährige Jubelfeier der Königsgrube in Königshüttc wurde durch Umzüge der Seitens der Zechenverwaltung wurden namhafte Geldgeschenke an die Zechen »ngehoriqen vertheilt. Die Stadt war beflaggt. —f In Münsterberg der Inwohner Welz im Alter von 105 Jahren. 112 In Sprottau der Senior der Stadtverordneten - Versammlung, Fabrikbesitzer C. Wetters. Den Tod durch Erhängen gaben sich: der Invalide Fischer in Kathoüsch-Hennersdors und der Stellenbesitzer Krübel aus Wenig- Walditz: ehelichen Zwistes halber er tränkte sich die Ehefrau Friederike Bleu! n Neuen. Provinz Posen. Als Tage für das in Meseritz abzu haltende Proomzial Sängerfest sind der 4. und 5. Juli bestimmt worden. Die zu erbauende Sängerhalle soll 1500 Personen Raum bieten. - Letzter Tage wurde der erste Spatenstich zum Bau der Bahnlinie Rogasen-Dratzig ausge führt. Provinz Sachsen. Vom schönsten Wetter begünstigt sand in Eisleben die Enthüllung des Denk mals sür den Erfinder der Schnellpresse, Friedich König, statt. Dasselbe besteht aus einem aus schwedischem Granit er richteten Sockel, auf dem sich die Bronce büste des Verewigten erhebt. s In Halberstadt der Amtsgerichtsrath Otto d. Froreich, srüher langjähriger Diri zent der KreisgerichtS-Deputation in Aschersleben. Weyen Betrugs wird der Oberstlieutenant a. D. v. Hohenthal in Halle steckbrieflich ver folgt. Nach der letzten Volkszählung »eist die Altmark 210,257 Einwohner >us. Mit Ausnahme des Kreises Oster durg, welcher eine Abnahme um 10V Personen erfuhr, ist die Einwohnerzahl irheblich gestiegen, am meisten im Kreise Stendal. Provinz Hannover. Der Zinngießer Fr. Meyer in Han nover hat seine Ehefrau durch mehrere Beilhiebe auf den Kopf erschlagen und sich dann selbst mit einem Rasirmesser den Hals durchschnitten. Der Mord that war ein Streit zwischen den Ehe leuten vorhergegangen. Der wegen Unterschlagung zu 4 Jahren Gefängniß »erurtheilte frühere Stadlschreiber Meyer in Bremervörde ist behuss Ver büßung seiner Strafe nach Hameln tbersührt worden. 1° In Celle Lo «lschulinspector Rector August Walse nann. 112 In Hameln der.Bürger neister von Fischer-Benzen. Der vor t 0 Jahren nach Amerika ausgewanderte vuchbinder König aus Hemeln hat der dortigen Kirche 4060 Mk. geschenkt. iLegen Sittlichkeitsverbrechen ist der Lehrer Randermann zu Heiligenbruch «erhastet worden. Es feierten: die zoldene Hochzeit die Eheleute Rufer in Nurg, Heinrich van der Schwane in Lingen, Uphoff in Groß-Midlum, Wol dert Wolters und Töpke Troff in Sta pelmoor und Andreas Eisenhauer iu Tannenhausen. Das 50jähr. Geschästs lubiläum der Adols Sa lorius in Clausthal und der Kaufmann Zenator Ad. Kollmeyer in Neustadt a. >i.; das öOjähr. Dienstiubiläum der Kerichtsdiener Giseler in Zellerfeld. Rheinprovinz. s In Bonn der Professor der Phi losophie, Geheimrath Eduard Schön seld. Aussehen erregt in Elberfeld »ie plötzliche Verhaftung des Seisen sabrikanten Wilhelm Vetter. Derselbe wird des betrügerischen Bankerotts be schuldigt. Die Unterbilanz beträgt an »ähernd 600,000 Mark. In dem .Albertschacht" der Grube „Gerhard" icmd eine Explosion schlagender Wetter jtatt, wobei acht Bergleute getödtet wurden. Selbstmorde und Brand iälle: Den Tod durch Ertränken gaben Bch der Ackerer Maurer in Desloch und »er Vikar Arnold Ebben in Wesel. Eingeäschert wurden: in Elsdorf die guckerrasfinerie der Firma Pfeiffer <k Langen und in Gerschede das Gehöft »es Oekonomen Wilh. Eggelrecht. Königreich Sachsen. Dresden- s der Raths- und Amts «aurermelster Lehmann, ein Schüler Semper s und Nicolai », und der Kom- merzienrath A. H. Vollsack. Der Rentner Karl Ed. Schmieder hat, zum Andenken an seine verstorbene Gattin eine seinen Namen tragende Stiftung von 30,000 M. errichtet. Von den Zinsen sollen nothleidende Kranke ohn« Unterschied der Religion und Nation, hauptsächlich bei plötzlich eintretender Erkrankung, unterstützt werden. Bon« Landgericht in Chemnitz wurde eine Magnetiseurin und Heilbeflissene Na mens Laura Wilhelmine Rups, geb. Daniel, welche ihre abergläubische Kund schast gründlich „gerupft" hatte, zu Z Jahren und 9 Monalen Gefängniß ver urtheilt. —Aus dem Nachlaß des kürz lich verstorbene» Rentiers Hincke ist de, Stadt Freiberg ein Bermächtniß von 150,000 M. zugefallen.—f In Leipzig der ehemal. Reichsoberhandelsgerichts rath Mohrmann. Der Prokurist C. F. W. Pfannenschmid, der seit mehr als 25 Jahren in dsr großen Papierhand lung von Flinsch beschäftigt war und sich eines großen Vertrauens seines Prinzipals zu erfreuen hatte, hat im Laufe der letzte» 15 Jahre Unterschla gungen i» Höhe von ungefähr 100,000 M. gemacht. P., der in letzter Zeit ei» Jahresgehalt von 10,000 M. bezog, ist in Hast. Die Leiche der Buchhänd lersgattin Maier, die nun endlich auf gefunden worden ist, hat anscheinend lange Zeit im Wasser gelegen. Wahr scheinlich hat die Frau in einem Anfall« von Schwermuth ihrem Leben selbst ein Ende gemacht. Die Familie Maier lebte in de» glücklichsten Verhältnisse» — erst vor Jahresfrist erwarb Herr M. ein Buchhandel Geschäft sür 150,000 M.— Am Hausberg bei Schwandau, unter einem Felsen, wurde ein Liebespaar aufgefunden, das durch Erschießen den Tod gesucht und gefunden hatte. Nach einem an eine» Baum geheftete» Zettel baten die Entseelte» um ei» anständi ges, christliches Begräbniß. Die Un glücklichen, der Kauimann Max Schmidt und die Verkäuferin Martha Kollmann, beide aus Berlin, wurden gemeinsam in Lichtenhain beerdigt. 1° In Sieben lehn die Bürger Schwenke. Beide wa ren die ältesten Mitglieder der Schnh macherinnung, der eine seit 1830, der andere seit 1823.—Erhängt haben sich: in Niederzwönitz ver frühere Gemeinde- Vorstand Gerlach. —In Ausübung ihres Berufes fanden den Tod: in Crimmit schau der Heizer H. Ed. Voigt, in Goh lis der Packmeister Müller, in Mügeln der Rangirer Lau, in OelSnitz die Berg leute Görner und Faust, in Plagwitz der Rangirer Rudolf. Thüringische Staaten. Mit einem glänzenden Umzug, sowit einem Festessen und Ball im „Hotel Gerth", beging die Zimmer- und Mau rer Innung in Friedrichroda die 150- jähr. Feier ihres Bestehens.—Der an läßlich des 400 jähr. Lutherjubiläums gegründete Fond zur Errichtung eines Asyls sür bedürftige Leute in Greiz hat jetzt rund 40,000 M. aufzuweisen. 112 In Jena der Bürgermeister-Stell vertreter Polz. Die Gemeinde Ruhla, welche seit 250 Jahren theils zum Großherzogthum Sachsen - Weimar, theils zum Herzogthum Sachsen Gotha gehört, bereitet jetzt eine Petition an beide Staatsregierungen vor, in der um Unterweisung der ganzen Gemeinde an das Großherzogthum Weimar gebeten wird. Aus dem Wege zwischen Etter winden und Kupfersuhl wurde der Schnittwaarenhändler Markus Klaar aus Ettenhausen mit einem stumpfen Instrument tödtlich verletzt und seiner Baarschast beraubt aufgefunden. Es jeierten: die goldene Hochzeit die Ehe leute Privatier Ernst Lobenstein in Co burg, Gottfr. Wagner in Greiz, Hein rich Martin in Hainspitz, Friedrich Lau tenschläger in Langenwolschendorf, Re gistrator Adler in Lobenstein; das 50- jähr. Dienstjubilüum der Kanzleirath Setzepsandt in Gondershausen. Hessen-Darmstadt. Der in Frankfurt a. M. verstorbene Rentner Dav. Strauß» ein geborener Friedberger hat dem jüdischen und christlichen Armensond» seiner Vater stadt je SOOO M. testamentarisch zuge sendet. Rechtsanwalt Dr. Mousang in Heidelberg, ein Neffe des verstorbe »en Reichstagsabgeordneten Dr. Mou sang hat dem Priesterseminar in Mainz t 3,000 Mark geschenkt. Es feierten: die eiserne Hochzeit die Eheleute Diegel in Psassen-Schwabenheim; die goldene Hochzeit die Eheleute Lichtweiß in Eschollbrücken und Adam Schäfer in Hochheim; das 50jährige Doctorjubi läum der Geh. Rath Dr. Draudt in Darmstadt; das 50jährige Dien'tjubi läum der Lehrer Brandt in Friedberg; das 50jährige Berufsjubiläum der Maurer Brehm in Mainz. Den Tod durch Ertränken gaben sich: der Ein wohner Peter Diener in Geinsheim, der Maurer Johannes Kahl aus Hassen hausen. Königreich Bayern. Der Lehrer Ed. Büchler von Alzenau welcher im Spitale zu Aschasfurg durch Einspritzungen mit Koch'scher Lymphe behandelt, und als geheilt entlasse» wurde, ist nun doch an Tuberkulosis ge storben. —In die Würzburger Klinik wurde die IVjühr. Tochter eines Aschas senburger Bürgers verbracht, die schon seit 2H Jahren in einem völlig bewußt losen "Zustand liegt. Nahrung konnte dem Mädchen bis jetzt nur mit Mühe zugeführt werden. Dabei läßt das üußere Ansehen der Kranken aus ein Leiden nicht schließen. — Unter unge wöhnlich zahlreicher Betheiligung aus allen Klassen Augsburgs wurde der verstorbene Domkapitular Konrad Raff ler beerdigt.—s In Erlangen der Uni versitätsquästor I. Frischer. —Die bis jetzt entdeckten Unterschlagungen des ehemaligen Stadtschreibers Walter in Eschenbach betragen 31,000 M. W. hatte bekanntlich der Staatsanwalt schaft in Weiden nur eine Fehlsumme von 14 —IL,OOO M. angegeben. Man ist auch verschiedenen Urkundenfälschun gen aus die Spur gekommen.—s In Kempten der k. Bezirksarzt a. D. Rit ter v. Molo^—VZis in Oberdorf, wird auch in Mindelzell z. Zt. rin Volks schauspiel im Freien aufgeführt, näm lich „Wilhelm Tell." Das Schauspiel, das bereits im Jahre 1865 einigemal ausgeführt wurde, zieht viele Schau lustige an.—Die in einer Einöde bei Mantlarn wohnhafte Gütlerstochter Theres Singerer wurde durch Messer stiche übel zugerichtet aufgefunden unt starb am nächsten Tage. Der muth maßliche Thäter, ein Bauerssohn Schütz von Sellach, ist in Hast. Anschcinent liegt ein Lustmord vor.—Seit vier Wo chen sind in Schopfloch 26 Kinder an den Masern gestorben.—Die im vori gen Jahre wegen KindeSmord zu 1 Jahi Gef. verurtheilte GastwirthStochter Su sanna Köhler von Sorg ist letzthin in der Gefangenenanstalt Sulzbach gestor ben.—ln Kissingen erschoß sich de, Buchhalter Karl Butzbach, in Thün gersheim der leb. Büttner Adam Klei»> schnitz ; aus Furcht vor Strase erhängt« sich «n Grünheim der Psrüudner I. Manger, gen. Hahle. Königreich Württemberg. Aus Württemberg sind in diesem Jahre bis Ende März 741 Personen ausgewandert. Der März war über haupt ein starker Auswanderungsmonat. Aus dem ganzen Deutschen Reich be zissert sich nämlich die Auswanderung im genannten Monat aus 11,637 Per sonen, während die Answandererzahl vom Jaiiucr bis März nur 19,285 betrug. Diese Auswanderungsziffer wurde in den letzten 5 Jahren nur ein mal überschritten, nämlich im März 1886, wo sie 11,671 ausmachte. -s- Der Schriftsteller und Redakteur Ferdinand Strich Chapell. Zuletzt redigirte er den Stuttgarter „General anzeigcr", in srüheren Jahren den „Vetter aus Schwaben" und die „Würt tembergische Landeszeitung." Zum Nachsolger des in Kamerun verstorbe nen württemb. Lehrers Flat ist der Leh rer Betz an der Stuttgarter Mädchen mittelschule bestimmt. Der Fabrikant Ansgar Lehmann aus Apolda,. Sohn des in Dresden lebenden Oberpredigers a. D. Lehmann, hat sich in Stuttgart erschossen. s In Ellwangen: Prof. Max Wunderlich in Davos und der Kunstschnitzer Mart. Lengenfelder in Nürnberg. Die Nichte des unlängst abgebrannten Bauern Stelzer in Grom berg, Klara Pflüger, wurde wegen Ver dachts der Brandstiftung in Unter suchungshast genommen. Aus Gmünd wird geschrieben: Wenn nicht alle An zeichen trügen, so werden wir Heuer ein gesegnetes Obstjahr zu verzeichnen ha ben, vorausgesetzt, daß die Witterung günstig bleibt. Alle Obstbäume zeige» einen großen Blüthenansatz. Du Metallwaarenfabrik in Geislingen lie ferte kürzlich eine hochinteressante Ar beit, ein Geschenk der Offiziere des Kreu zers „Schwalbe" sür den Kaiser. Die selben schickten zur Herstellung eines TrinkgesäßeS einen Elsenbeinzah», de« in Ostasrika von Eingeborenen in Sil ber gesaßt und ornamentirt worden war. Das Tafelstück wurde hier in hochkünstlerischer Weise, hauptsächlich i» Silberoxyd und Gold, ausgeführt. In Herbrechtingen wurden beim Gra ben auf einem Römerseld Römermünzen aus ver Zeit 133—161 n. Chr. Geb. gefunden. 112 In Reute Pfarrer Jos. Utz. Derselbe vertrat in den Jahren 1881—87 im Reichstag den 17. württ. Wahlkreis (Ehingen, Blaubeuern, Mün singen, Laupheim). Da» württemb. Bundesschießfest in Reutlingen würd« aus den 26. —27. Juli verfchoben. Ter diesjährige, althergebrachte Blut ritt uni den Oesch in Weingarten ver lies wiederum großartig. Die den Mittelpunkt de» Zuges bild«ndeßeliqui< wurde von Vikar Adi» aus prächtigem Schimmel, umgeben von einer Ehren eskorte, der Verehrung ausgesetzt. Es waren gegen 200 Personen zu Pferd« und die Anzahl der Anwesenden über schritt 20,000. —Erhängt haben sich: in Schwenningen die Alt-Lindenwirthiu M. und in Steinenbronn der Schuh macher H.; der Rekrut Brack aus Riß tissen hat sich ertränkt; der Taglöhne« Psaff in Thuningen hat sich erschossen. Großherzvgthum Baden. s In Bretten der Gutsbesitzer W. Paravieini. —Beim Hebelfeste im Han> sener Heimathsorte des allemannischeu Sängers sand im „Adler" das sog „Hebelmähli" statt, bei welchem die 12 ältesten Männer von Hansen als Ehren gäste bewirthet wurden.—ln Altenweg benützte der Bauer Pfrengle die Dach sparren als Aufbewahrungsort sür 1600 M. Ersparnisse. Ein Knecht ent deckte das Versteck und verduftete mit dem Gelde.—ln Pforzheim wird wegen Ausnahme des großen Ortes Brötzin gen in den Stadtverband agitirt. Schuhmacher und Stiftungsrechnei Weißhaar in Sunthausen wurde wegen Unterschlagung zu 18 Monaten Gefäng niß verurtheilt. —Ueber Tauberbischofs heim, das Brehmthal, Dittigheim, GrünSfeld, Zimmern, Schönfeld, Ilm span und dem ganzen badischen Gau ging ein furchtbares Unwetter nieder. Die Fluthen richteten namentlich in der bergigen Umgebung enormen Schade« an.— Untcr Leitung des Geh. Hosraths Wagner von Karlsruhe ist in Waldshul die Ausgrabung einer römischen Villa begonnen worden, welche, kaum 5 Mi nuten nördlich von der Stadt, sich von Wiesgrund bedeckt befindet—Der Obst Händler Jos. Schmitt v»n Freudenberg ließ sich vom Eisenbahnzug todtfahren, die Frau des Bäckers Peter U. von Neckarsteinach, sowie der Landwirth Hering von Schwetzingen haben sich er tränkt ; in Freiburg hat sich der Mau rermeister B. erschossen. Aus der Rheinpfalz. In verschiedenen Gemarkungen des mittleren Haardtgebirges ist ein grim miger Feind der Reben, der sog. Reben stichler, in großer Menge entdeckt wor den. Man beginnt bereits planmäßig gegen denselben vorzugehen. Der seit mehreren Wochen von Dürkheim vermißte Amtsanwalt Frentzel hat sich in Baden-Baden, wohin er sich in gei> stiger Erkrankung verirrt hatte, erschoß sen. In der sogn. Kastanienaelli wurde ein Dürkheim» Liebespaar der Winzer Jritz Bleyl und die Näh« rin Maria Unger welchem sich Hin dernisse bei der Eheschließung in der Weg gestellt hatten, erschossen aufgesun den. In der Beleidigungsklage des Bürgermeisters Müller-Haardt geger den Verleger des „Pfälzer Kurier' wurde von der Frankenthaler Straf kammer das erstrichierliche Urtheil in Wesentlichen bestätigt, so daß es als« mit der Geldstrafe von 1200 M. seir Bewenden hat. j der Kosten erhiell der Kläger aufgebürdet. In Kirch Heimbolanden fand die Eröffnung dei Komnierzienrath Brunck'schen Erho lungshaules statt. Alle Arbeiter, wel che sich durch Fleiß, Pflichttreue unt gute Führung auszeichnen und in de. Badischen Anilin- und Sodasabrik be schästigt sind, finden in der Anstalt 14 Tage unentgeltliche Ausnahme. Ein« Bürgerversammlung hat die Einverlei bung von Friesenheim in die Stadtge meinde Ludwigshafen einstimmig ge nehmigt. Auch in Friesenheim würd« der Antrag aus Vereinigung der beide« Gemeinden mit großer Mehrheit ausge nommen. Seit Mitte April ver mißte in Desloch die Familie Maure> ihren Vater Friedrich Maurer 111., und tras nun von Rehborn die Nach richt hier ein, daß man den Vermißter daselbst aus dem Glan als Leiche gezo gen habe. Die beiden kürzlich ir Konkurs erklärten Schuhsabrikanter Jacob und Georg Scherer in Pirma sens (Firma Gebr. Scherer) sind, als des betrügerischen Bankerotts verdäch tig, verhaftet worden. In Stein wenden hat der Metzger Dan. Schon Wald von Weltersbach seinen Schmie gervater, den Landwirth Daniel Christ mann ermordet. Bei der Leiche des Christmann fand man ein dem Mördei gehöriges großes Metzgermesser. Fa milienstreitigkeiten werden als das Mo tiv der That bezeichnet. Der Thätei ist in Hast. Premier - Lieutenant Fasel vom Bataillon des 18. Jns.- Reg. in Zweibrücken, der wegen Un terschlagung und Fahnenflucht 5 Mo nate Gefängniß erhielt, hat seine Straf, im Zelleiigesängnisse Nürnberg ang« treten. Braunschweig. Anhalt. Lipp« W a l d eck. Wegen Unterschlagung amtlicher Gel der wurde der EisenbabnstationsassisteM Georg Oppermann zu 1 Jahr und 4 Monaten Gesängniß verurtheilt. O war nach der VerÜbung der That nack Holland geflüchtet, aber freiwillig wie der zurückgekehrt. Dem Kaufmam Erich Wessel in Wolsenbüttel wurde« wegen Sittlichkeitsverbrechens 1 Jahi 10 Mon. Gesängniß und 2 Jahre Ehr Verlust zuerkannt. 112 Der Bürger meister Wilh. Winter in Aerzen. Zum Gedächtniß des 100 jährigen Ge burtStages unsere» berühmten Lands mannes Josias von Bunsen beabsichtig! die Familie desselben, der Stadt Cor dach eine Marmorbüste des Verewigtet zu widmen. Das Monument soll voi dem Südportale der St. Kilianskirch seinen Stand erhalten. Es feierten das 50jährige Berussjubiläum dei Apotheker Damm in Detmold; das 50 jährige Dienstjubiläum der Amtsvoigi Uhde in Walkenried; die goldene Hoch zeit die Eheleute Neumann in Wörlitz Mecklenburg. 112 In Dargun der Sanitätsrath Dr Linsen. Amtsgerichts Aktuar S. ii Ribnitz hat sich im Gefängniß erhängt Derselbe war unter der Anklage verhaf tet worden, sich Veruntreuungen an de, ihm anvertrauten Kasse schuldig ge macht zu haben. Eingeäschert wur den: in Ballwitz 17 Gebäude, in Gül zow das GeHöst des Achtlers Kulow wobei 4 Pferde mitverbrannten, ii Gr.-Laasch die Gebäude des Erbpäch terS H. Hamann, in Gr.-Ouassow di« Büdnereien der Eigenthümer Rechln und Wäsch, in Reddelich 3 Bauern gehöfte, in Semmritz 30 Strohdachge bäude und bei Warin der Hof Gr.-Vie list. Oldenburg. Rektor Rast in Berne seierte sein 25 jähr. Dienstjubiläum. Feuer zer störte: in Forstenhausen das Platzge bäude des LandwirthSWilhelm Minken in Nordlohn das Wohnhaus des Halb köters Johann Reil, in Oldenburg dai des JnstrumentenmacherS Seidel und u Siebetshaus das Anwesen de» Gast wirths I. T. Helmerich». Der verstorbeneDichtei und Gelehrte Gregorovius erlaubte sick zuweilen den Luxus, recht wegwerfend über Studium und Gelehrsamkeit zi sprechen. Ein interessantes Beispiel dafür liefert ein Brief, welchen er a« die Schriftstellerin Christianadel Negr« gerichtet. Der Brief, den die „N. Fr, Pr." mittheilt, ist aus Rom, Himmel fahrt 1881 datirt, beginnt mit eine» Danke sür die Photographie der Adres satin und fährt dann fort: „Es freui mich, daß meine Bücher Ihnen Stunde« der Geduld, der Ungeduld und de> Langeweile verkürzen helfen—aber wie konnte man Ihnen den Rath geben, 112« viel zu lesen, und wie konnten Sie ih« befolgen? Da» Lesen hat uns ja schon Alle stupid gemacht und uns die Origi nalität und da» Denken geraubt. Scha blonenwesen, Stagnation und all solche, byzantinischer Marasmus sind die Fol gen der Bibliotheken Anhäufung i« unserer Civilisation. Wersen Sie doch die Bücher fort, auch die meinen, unt bewegen Sie sich heiter in Natur unt Menschenwelt Ich bin aus de» Sprunge, nach Deutschland zurückzukeh ren, denn ich lebe nicht mehr ständig i« Rom. Ich habe zwei Vaterländer, unt Sie, wie es scheint, auch; es ist Reich thum und Pein zugleich; ein ewig wie derholteS Weben und Austrennen » I, Penelope. Ich wünsche Ihnen freund liche Tage und empfehle mich Ihre, wohlmeinenden Erinnerung. Ferdinant VrcgoroviuS, Livis Von «i«em Berliner Vüreau für Patentangelegenheiten wird nach dem Zahnärztlichen Wochenblatte folgende Mittheilung gemacht: Eine Anzahl hervorragender Medinuer und Zahnärzte Londons war kürzlich von dem Vorstande de» Instituts sür Medi cinische Elektricität eingeladen, um meh reren Zahnoperationen beizuwohnen unter gleichzeitiger Anwendung von Elektricität. TaS hierbei erzielte Re sultat war das denkbar günstigste, in dem sämmtliche Patienten, von ver schiedenem Alter und Geschlecht, auf das Bestimmteste versicherten, nicht den mindesten Schmerz während der Ope ration gefühlt zu haben, was außerdem auch an dem vollkommen ruhigen Ge sichtsauSdruck der zu Operirenden wäh rend deS ZahnauSziehens ersichlich war; und es waren sehr schwierige Fälle da bei. Ein Mädchen kam mit vollständig verschwollenem Zahnfleisch und abge brochener Zahnkrone, so daß von dem zu ziehenden Zahn nichts zu sehen war; al» ihr der Operateur den dreiwurzeligen gezogenen Zahn zeigte, wollte sie nicht glauben, daß es der ihrige sei. da sie nicht im Geringsten etwas von dem Ziehen gefühlt habe. Ter elektrische Apparat, mit den, diese Wirkung erzielt und der vom Erfinder .Bibrator" ge nannt wird, befindet sich in einem ele ganten, in der Tasche tragbaren Etuis, und besteht aus einem Trocken-Element, einem Rhumkorff'schen Elektromagnet und einem aus dünner harter Metal lamelle bestehenden der in der Sekunde 420 Vibrationen macht und ein singendes Geräusch verursacht, das dem hohen a entspricht. Der Patient bekommt in jede Hand einen Conduktor und der Strom wird allmählich verstärkt bis zur Grenze des ErtragungSvermö gens. Von dem mit dem positiven Pol verbundenen Conduktor geht eine Zweig leitung nach der in der Hand des Ope rateurs befindlichen Zahnzange. Un mittelbar vor dem Angriff mit der Zange wird der Strom sür einen Moment ab gestellt und sofort wieder mit voller Stärke eingeschaltet, und nun wird die Operation ohne jegliche Schmerzempfin dung vollzogen. Der Oberarzt des In stituts, Dr. A. Harris, ist der Ansicht, daß durch die außerordentlich schnelle Vibration die elektrische Einwirkung dem Gehirn weit srüher zum Bewußtsein kviiimt, als die Schmerzempfindung, die hierdurch zurückgedrängt wird. Wegen Beleidigung der Kaiserin Friedrich hatte sich der Sattler Grone vor der zweiten Straskammer des Landgerichts II in Berlin zu ver antworten. Die Anwesenheit der Kai serin Friedrich in Paris und das Be nehmen des dortigen Janhagels bilde ten am 27. Februar dieses Jahres in der Artilleri, Werkstatt zu Spandau un ter den Satt ern den Gesprächsstoff,und man erörterte leb last die Frage, ob die Pariser Vcrgänze den Anlaß zu einem Kriege abctben könnten. Der Ange klagte, welc! er si h durch das sortgesetzte politische K, nne,ießern in seiner Arbeit gestört sah, oat sich entschieden Ruhe aus und suchte die Erörterungen durch die Bemerkung abzuschließen: „Ach was, um ein Weib gibt'S noch lange keinen Krieg!" Ein Arbeiter Schwarz hotte den Angeklagten wegen dieser Aeußerung angezeigt und diese wurde in der mündlichen Verhandlung außer von dem dem Angeklagten feindlich gesinnten Denuncianten auch noch von mehreren einwandsfreien Zeugen be kundet. Der Obermeister der Artillerie werkstatt gab dem Angeklagien das Zeugniß eines fleißigen, zuverlässigen ond nüchternen Menschen, trotzdem konnte sich der Staatsanwalt zu einem Antrage auf Freisprechung nicht ent schließen, sondern stellte die Entschei dung dem Gerichtshofe anheim. Der Bertheidiger Rechtsanwalt Dr. Jvre» hielt den Belastungszeugen und Denun zianten, welcher behauptet, auch noch eine andere beleidigende Bemerkung gehört zu haben, sür vollständig un glaubwürdig. Wa» aber den thatsäch lich gebrauchten Ausdruck „Weib" be trifft, so enthalte derselbe weder an und sür sich noch in vorliegendem Falle eine Beleidigung. Der Gerichtshof theilte die Auffassung des Vertheidigers und erkannte auf Freisprechung. Zu bemerken ist noch, daß bei der Vermin derung der Arbeitskräfte in der Span dauer Fabrik der Denunziant als ent behrlich zuerst entlassen ist. Eine dieser Tage der öffentlichte amtliche Statistik wirft ein grelles Licht aus die Zustände im engli schen Heere. Diesen Angaben zufolge fanden im vergangenen Jahre Kriegsgerichte statt, welche sich mit derj Untersuchung von 5153 verschiedenen Anklagen zu befassen hatten. Von die-! sen lauteten 208 k auf Diebstahl, 1514 aus Desertion, 2086 auf Abwesenheit ohne Url'ub, 352 auf falsche Angaben bei der Anwerbung, 809 auf Gewalt thätigkeit, Verweigerung desGehorsams gegen Offiziere, 829 aus minder schwer« Fälle von Widersetzlichkeit, 146 aus Verlassen des Postens oder Schlafens während der Wachtzeit, 333 auf Trun kenheit im Dienst, weitere 366 aus Trunkenheit außerhalb des Dienstes, 403 auf schmachvolles Benehmen und der Rest auf verschiedene andere Ver gehen. ES wurden im Ganzen 5590 Strafurtheile ausgesprochen. Neben den bereits angesührten Fällen von Un tersuchungen wegen Trunkenheit erhiel ten weitere 4684 Soldaten, oder 46 vom Tausend der Truppen in England, Be strafungen wegen Trunkenheit. Im Größenwahne hat sich in Mainz ein Schuhmachergeselle durch Erhängen das Leben genommen. In der Wohnung de» Selbstmörder» sand man einen Zettel mit der Bemer kung, daß er seinem Leben ein Ende machen müsse, weil ihn Fürst Bismarck trotz seiner Bemühungen nicht in da» Ministerium berufen habe. Aus einem zweiten Zettel standen die Worte: „Der Kaiser telegraphirt an mich, ich sei in da» Ministerium berufen worden. Ich fühle mich zu diesem Posten zu schwach und scheide deshalb freiwillig au» dieser Welt." 7 Die wan»«l»»d« Lampe. Ein junges Ehepaar hatte sich »» Kurzem in einem Hause der Lüberstraß« in Berlin eine Treppe hoch sein Nestche» gebaut und eitel Glück war der täglich« Gast des trauten Heims, wenn ma» eine kleine Begebenheit ausschließt, di« eine Differenz zwischen den Ehegatte» hervorrief. In demselben Hause wohnt hoch oben unter dem Dach eine junge, hübsche Schneiderin, die mit wenige» Mitteln eine anmuthige Toilette z» machen versteht. Das junge Mädchen findet jedoch vor den Augen der Mit bewohnerinnen de» Hause» wenig Gnade, da man sich zuflüstert, daß di, Toilette der Schneiderin au» fremde« Tafche bezahlt werde. Der junge Ehe mann hörte, daß sich sein Weibchen i> demselben Sinne äußerte, und nahm di« Schneiderin wacker in Schutz, so daß di« Frau Gemahlin etwas besremdet aus ihren Gatten blickte und beschloß, sich aus's Beobachten zu legen. Der junge Ehemann pflegte nie ohne sein Frauchen auszugehen und nur dan» eine Ausnahme zu machen, wenn e, Vereine.deren Mitglied er ist. oder Ver sammlungen im Interesse deO öffentli chen Wohles besuchte. Letzthin hatt, er sich auch in eine Vereinssitzung bege> ben. Die Debatten schienen sich sehr auszudehnen, denn die junge Frau, die wie gewöhnlich aufblieb, um den Heim kehrenden zu empfangen, wartete bi» nach Mitternacht aber vergeblich. Da sie sich endlich sehr müde fühlte, be schloß sie, sich zur Ruhe zu legen, stellt, aber erst eine brennende Lampe in das Fenster desTreppevausgangeslzum erste, Geschoß, damit das liebe „Männchen' nicht in der Dunkelheit umhertappev brauchte. Nun wollte es der Zufall, daß kurz darauf ein zwei Treppen hoch wohnen der Student von einem etwas lang aus gedehnten Frühschoppen nach Haus« kam. Er freute sich der brennende» Lampe, ergriff sie mit unsicherer Hant und lallte: „Ein Trops allein ver schmäht des Zufalls Wohlthat." Wei> ter emporsteigend gewahrte er, daß di, Lampe sein Gleichgewicht nicht besör> derte, und setzte sie daher auf die Brü stung deS Fensters der zweiten Treppe. Später trippelte der drei Treppen hoch wohnende Herr R., der höchst vergnügt von einem Stiftungsfest heimkehrte, di» Treppe hinauf. Als er die Lamp, sah, dankte er im Herzen tief gerührt für die Sorgfalt der Gattin und stiez mit der Leuchte weiter empor. Unter wegs gewahrte er, daß die Lampe ein» fremde sei, und mit aller Sorgfalt stellt« er sie auf das ihm zunächst liegend« Fensterbrett. Noch einmal wurde du nächtlich? Ruhe de» Hause» gestört. Hoch oben unter dem Dache neben dem Zimmer der Eingangs erwähnt» Schneiders wohnt der Sergeant, wu er im ganzen Hause genannt wird. Er ist ein alter Herr, der eine be scheidene Pension zu verzehren oder besser gesagt zu vertrinken hat. De, Alkohol macht ihn schwerfällig, und wenn er seine „Ladung" hat, haßt ei die Welt. Dieser Haß wird regel mäßig jeden Abend lebendig. Er stol pert ziemlich geräuschvoll die Trepp« hinaus, und als er zu der brennenden Lampe gelangt, denkt er, da» Licht sei für den bald heimkehrenden BauwSchter, seinen „heimlichen Erzfeind", hinge' stellt, und um diesem einen Schabernack zu spielen, entführt er die Lampe und stellt sie auf die Bodentreppe. Es wa, schon die Zeit, in welcher die Nacht wachtbeamten die Straßen verlassen, al» der junge Ehemann, den nicht ein Ver einsabend, sondern eine äußerst inter essante Skatpartie so lange von seine« Penaten sern gehalten, nach Hause kam. Er schlich ganz behutsam in seine Woh nung, so leise, daß er deutlich sein in Bangigkeit klopfendes Herz pochen hö ren konnte. Der helle Tag schien in di« Fenster, als die junge Frau erwachte. Zu ihrem Entsetzen nahm sie wahr, daß das Bett de» Herrn Gemahls noch un berührt war. Sie springt auf und klingelt nach dem Mädchen. Letzteres erscheint, kann aber bie „gnädige Frau" auf die Frage nach dem Herrn des Hauses damit beruhigen, daß derselbe völlig angekleidet aus dem Sopha im Empfangszimmer liege. Di« junge Frau freute sich, daß ihr theure, Otto die Rücksicht gehabt hatte, sie nicht zu wecken, und sich lieber mit einem un bequemen Lager begnügt hatte; aber einer Strafpredigt, einer sehr strengen, sollte er nicht entgehen. Während die Herrin Toilette macht, tritt das Mäd chen wieder ein, um die ihr unerklärlich« Thatsache zu melden, daß sie, als si, auf dem Boden nach der Wäsche gesehen, „unsere Lampe" auf der obersten Trep penstuse gefunden habe. Die junge Frau verfärbte sich; ihr Gatte hatte si« verrathen, um jene Schneiderin das lag klar zu Tage! Unter Thränen vollendete die unglückliche Frau ihre Toilette, schrieb dann zwei Zeilen de» ewigen Abschieds sür Otto und wankte schluchzend zum Hause hinaus, um bei ihren Eltern wieder eine ZusluchtSstätt« zu suchen. ES war fast Mittag gewor den, ehe der Ehrverlaffene au? seinem tiefen Schlafe erwachte, um die Flucht der Gattin zu erfahren. Wie die .Neuesten Nachrichten" melden, unter nahm er sofort die nöthigen Schritte, sein Weibchen wieder heimzuholen und zu versöhnen, wa» ihm auch glücklicher weise gelang, nachdem die Verkettung der Umstände, herbeigeführt durch di, wandelnde Lampe, die ihn in so schmäh lichen Verdacht gebracht hatte, ausgelöst war. Eine Frau, die ihren einzigen Sohn im siebenjährigen Kriege der Armee nachschicken mußte, war da rüber höchst bekümmert. Der Prediger des Ortes erinnerte sie, um sie zu trö sten, an das Beispiel Abrahams. „Bon einer Mutter," antwortete sie. „würde Gott ein solches Opfer nicht verlangt haben." Um sich den Anfang leicht zu machen, sangen Viele «ine Sach« am Ende an.
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