Deutsche Loealuachrtchte». Provinz Brandenburg. Die Finanzen der Stadt Bärwalde find so wohl geordnet, daß in diesem Jahre Communalsteuern nicht erhoben werden. Nach Unterschlagung größe rer Beträge hat der Kassirer der LuxuS papiersabrik von Albrecht Meister in Eharlottenburg, Namens Geory Heyn, das Weite gesucht, man glaubt, in „an genehmer Gesellichast". Infolge de» Darniederliegens de» Handels mit Brasilien und Chile hat die SteingutS fabrik in Vordamm-Driesen, welche ihr Absatzgebiet zum größten Theile in je nen Ländern hatte, ihren Betrieb ein gestellt. Dieser Tage wurde der Schneider Reißbach in Kalau, welcher als brandenburgu Füsilier bei Vwn ville einen Schuß in den linken Arm erhalten hatte, durch operativen Ein griff von der Kugel befreit. Wegen Verbreitung alarmirender Nachrichten über Truppenschiebungen gegen die rus sische Grenze wurde die „Neumärkische Zeitiuig" mit Beschlag belegt. Gegen den „Krotoschiner Anzeiger", dem die betr. Meldung entlehnt war, soll gericht lich vorgegangen werden. Der Kauf mann Heinrich Krebs, Mitinhaber der in ConeurS befindlichen Firma Krebs Epgeling in Prenzlau, befindet sich in Untersuchungshaft. Ihm sollen ver schiedene Unregelmäßigkeilen, wodurch sein Socius Max Eggeling geschädigt worden, zur Last gelegt werden. Der bankerotte Färbereibesitzer Behrendt iu Soinmerseldt soll auch fremde Gelder, die ihm als Vorsteher zweier hierorts bestehenden Sterbekassen anvertraut wa ren, um ca. 14,000 M. geschmälert ha ben. Der hochbetagte Mann wurde ver haftet. Unter dem Verdachte, feine Frau tödtlich mißhandelt und sie schließlich erwürgt zu haben, war der Kaufmann L. Plessow in Spandau in Haft genommen worden. Die Obduc tion der Leiche der Verstorbenen ergab jedoch die Unschuld des Verhafteten. Provinz Ostpreußen. Die verstorbene unverehelichte För ster in Königsberg hat die Stadt zur Erbin ihres Vermögen» in Höhe von LO.OOO Mark eingesetzt. Die Zinsen sollen alljährlich an 15 arme Töchter höherer Beamten der Stadt vertheilt werden. Letzter Tage wurde der erste Spatenstich sür den Bau der neuen Bahnlinie Löwenhagen-Gerdauen aus geführt. Unter dem Verdachte der Unterschlagung wurde der Stadtkaffen- Rendant F. in Stallupönen plötzlich verhastet. Der Eisenbahn-Stations- Assistent Richard Madeika in Wehlan ist wegen Unterschlagung von Eisen bahnsarkarten zu 9 Monaten Gefängniß Herurtheilt worden. Provinz West Preußen. Der Pächter Franz Sawatzki aus Stradem wurde wegen Körperverletzung mit nachsolgendem Tode zu 5 Jahren 9 Mon. Gesängniß verurtheilt. S. hatte dem Pächter Bieber dortselbst, der ihn wegen Skandalirens maßregeln wollte, mit einem großen Stein den Schädel eingeschlagen. Ten über schwemmten Ortschaften Altendorf, Ho iersdorf und Skobbendorf hat die Re gierung 13,000 M. Unterstützung zu gewandt.—Wegen fahrlässiger Tödtung wurde der Gutsbef. Wilh. Böttcher in Prust zu l Jahr Gefängniß verurtheilt. Der Angeklagte hatte auf der Kom mite'er Dorsstraße ein sjähr. Kind überfahren. Vom Schwurgericht in Thorn wurde der Altfitzer Franz Pol zin in Tutz wegen Sittlichkeitsverbre chen? zu 1 Jahr 6 Mon. Gesängniß verurtheilt.—Den Tod durch Erhänge» gaben sich der Privatlehrer Kelch in K ulmsee und der Schornsteinfeger Gloth in Könitz! der Capitän W. in Danzig und der Mühlenbes. L. Lemke in Mewe ertränkten sich; durch Erschießen setzt« der Unterosficier Meinke in Dt. Eylau seinem Leben ein Ziel. Provinz Pommern. Vor einigen Wochen wurde in Stolp der Justizrath Göhring, der hohes An sehen genoß und stets über bedeutende Mittel verfügte, mit hohen Ehren be stattet. Jetzt hat sich herausgestellt, daß von Summen, welchc dem Verstorbenen «„vertraut waren, IH Mill. Mari soh len. —Es feierten: die goldene Hoch zeit die Eheleute Tischler Lade in Fal kenwalde und Kirchenkassen - Rendant Völker in Ueckermüude; das üvjährig« Amtsjubilänm der Hauptlehrer Rosen berg in Anklam; da» 50jährige Bürger jubiläum der Ackerbürger Chr. Blanl in Stargard. Provinz Schleswig > Hol stein. Der Mörder Ernst Mendle in FlenS bürg hat im Gerichtsgefängniß durch Erhängen seinem Leben ein Ende ge macht. M. hat seine Geliebte, die Fijchhändlerin Wittwe Anna Neumann, aus Eifersucht erschossen. 112 In Glückstadt der Buchdruckcreibesitzer W. der Herausgeber der Zeitung „Fortuna". Das seit 152 Jahren be stehende Blatt ist d,e älteste Zeitung in Schleswig - Holstein. Für das im Juni in Heide stattfindende Niederfäch sische Sängerfest haben sich bis jetzt 1500 Sänger angemeldet. Mit Hin terlassung bedeutender Schulden und einer Frau mit acht Kindern ist de« Tischlermeister Lundquist in Kiel durch gebrannt. Wegen Beleidigung des Pastors Wacker in Flensburg durch die Presse wurde der Redacteur der „Nord deutschen Voltszeitung", Stengele in Ottensen, zu 0 Monaten Gefängniß verurtheilt. ES feierten: die dia mantene Hochzeit die Eheleute Rickert in Einfeld und OhmS in Soby; die goldene Hochzeit die Eheleute Altenthei ler Meß in Dänschendorf, Lehrer a. D. Petersen in Flensburg, Buchhalter Baltzer in Neumünster, Bes. Lütjohann in Stolpe b. Wankendors und Lootfe Chr. Jürgens«, in Tondern: das 50- jäbrige Dienstjubiläum der Jufiizrath Echaeper in Schleswig. Provinz Schlesien. Das Schwurgericht m Breslau ver vrtheilte: wegen betrügerischen Banke rottS die Lederhändler Paul und Fried rich Pandke, Vater und Sohn, zu je 1 Jahr 3 Mon. Gefängniß, wegen Be trug» den Arbeiter Joh. Berndt zu 3 und wegen Mordes den OrlSarmen Heinr. Linke au» Malsen zu 10 Jahren Zuchthaus. Letzterer hatte seinem neun Wochen alten Enkelkinds Phosphor unter das Getränt gemischt. Unter der Anklage, seine Braut erhängt zu haben, wurde ein Feldwebel des 10. Jns.-Reg., Namens Thiem, verhastet. Angeblich hat die Ermordete Kenntniß von einem Verbrechen gehabt, das Thiem begangen haben soll. Al» Termin sür die Betriebseröffnung der neuen Sekundärbahn Freystadt-Prim kenau-Reificht ist der 1. Juni cr. defini tiv bestimmt worden. AuS Anlaß feiner Vermählung hat der Kohlenhänd ler Fritz Friedländer in Gleiwitz dem Siechenhausbaufond 10,000 M. fchen kungSweise überwiesen. MySlowitz hatte am 1. Dezbr. v. I. 9110 Ein wohner. Nach den nunmehr abge schlossenen Ermittelungen über die Ver untreuungen des inhastirte» Vorstehers der Reichs dank-Nebenstelle, Mayer in Neisse, betragen die letzteren 313,200 Mark. Die ReichSbank ist mit 180,000 M. geschädigt. Pro vinz P o sen. 112 Professor Dr. SzokalSki, der Nestor der polnischen Aerzte in P«sen. In Berlin wurde der Buchhalter Jasinski von Bremberg, der seinem Principale 3000 Mark gestohlen hatte und geflüch tet war, verhastet. Das Geld hatte der Verhastete verjubelt. Der Zahn arzt Dr. Jakobsohn in Schneidemühl, welcher bei Ausübung seines Berufe» ein Sittlichkeitsverbrechen an einer achtzehnjährigen Bürgerstochter verübt hatte, wurde zu zwei Jahren Zuchthaus verurtheilt. Niedergebrannt sind: in Labifchin das Wobnhau» des Ober amtmanns Mittelstädt, in Radosiew Abbau die Wirthschaftsgebäude de» Bes. Anton Radke und in Sautersbrunn das.Gottl.Rausche'sche Gastwirthschast»- gewese. Provinz Sachsen. Die Hochflnthen im September und November v. I. haben in den Kreisen Torgau, Llrbenwerda, Schweinitz, Wit tenberg. Merseburg, Weißenfels und Naumburg einen Gesammischaden von 4,200,000 M. verursacht. Großes Aufsehen erregt in Magdeburg die plötzliche Verhaftung des Direktors der städtischen Gas- und Wasserwerke. Dr. Tiestrunk. Derselbe soll in Gemein schast mit einer Stettiner Firma die Stadt um enorme Summen betrogen haben.—f In Merseburg Stadtrath Emil Otto.—Der Lieutenant Blume in Naumburg, der s. Zt. auf eine An zahl Passanten ohne alle Ursache ein hauen ließ, ist wegen dieser Angelegen heit noch nicht verurtheilt. Z. Zt. ver büßt Blume eine dreimonatliche Fe stungshaft wegen eines Duells, das er infolge jenes Nachtgcfechts mit einem hiesigen Referendar gehabt hat. —We- gen KindeSmordes wurde die Tochter der Familie Thores in Oberröblingen b. Merseburg verhastet. Die Leiche des neugeborenen Kindes war verkohlt in einem Aschenhaufen gefunden wor den.—ES feierten: die diamantene Hochzeit die Eheleute Privatier Püll mann in Lichter<elde bei Magdeburg, die goldene die Eheleute Julius Peuk kert in Osterfeld; das 50jSH. Dienstju biläum der Hauptlehrer Fr. Marcard in Mühlhausen und der Briefträger Heinrich Krüger in Nordhausen. —Den Tod durch Erhängen gaben sich der OrtSrichter Hagenest in EberSroda und der Kaufmann Schulz in Oiebichenstein; in einem Anfall von Geistesstörung er tränkte sich die Rentiere Lina Felsentreff in Aschersleben. Durch Sturz in's Wasser kamen zu Tode die Wittwe Budde in Bruchhausen uud der Land- Wirth Kluß in Uichteritz. Provinz Hannover. Vor versammelter Gemeinde fand die seierliche Einführung des Pastors I. Müntinga in Großwolde zum Pre diger an der evaiigelifch reformirten Kirche in Emden statt. 1- Pastor Hampe in RoSdors. In Bavenstedt durchschnitt der Arbeiter Wedekin seiner Frau die Kehle, zündete das Haus an und entleibte sich dann selbst durch einen Schuß durch den Kopf. DaS Messer, mit dem W. seine Frau ermordet hatte, wurde mit Blut bedeckt auf der Com mode gefunden. Noth und Furcht vor einer zu verbüßenden Gefängnißstraf« sollen das Motiv zu der Mordthat sein. In Lüneberg wurde der Kausm. Jürgers aus Karlsruhe, welcher wegen Unterschlagung von Banknoten im Werthe von 7000 M. steckbrieflich ver folgt wurde, verhaftet. Der Lehrer Pohndorf in Osterholz ist verschwunden. ES soll eine Anklage wegen Sittlich keitSverbrechen, verübt an Schulkin dern, gegen ihn vorliegen. Wegen „Verfälschung von Nahrungsmitteln" ist der Schlächter Friedrich Graf in Sarstedt zu 9 Mon. Gefängniß ver urtheilt worden. ES feierten: die goldene Hochzeit die Eheleute Joh. Uphoff in Berumerfehn, Knauf in Du derstadt und Böhme in Osterode; das övjähr. Dienstjubiläum der Bürgermei ster Bulmahn in Stolzenau a. W. und der Garnisonverwaltungs - Inspektor Hinze in Verden; das SVjähr. Meister jubilämn der Böltchermeifter Weert Buse in Neermoor. Rheinprovinz. Großes Aufsehen erregt die Jnsol oenterllärung der Firma Jammers <k Schreiber in Creseld. Die Passiven betrage» weit über eine halbe Million Mark. 1° In Kaiserswerth infolge von Altersschwäche der Jubilarpriester Jos. Osthoven. —In diesen Tagen stellte die seit dem Jahre 1829 bestehende Schiffbauanstalt „Gutehoffnungshntte" in Ruhrort ihr 154. Fahrzeug fertig.— Die verstorbene Rentncrin Margaretha Henke in Trier hat für da» städtisch Hospital 36,000 M. testamentarisch hin terlassen. Gelegentlich der Rekruten musteruug erschlugen die Gestellungs pflichtigen Teschke und Stephan au» Biewer den Schuhmacher Wilh. Cartu» dortselbst mit Biergläsern. Die rohen Burschen hatten einen im Wirthshause anwesenden jüdischen Handelsmann wegen seiner Religion verspottet und waren von CartuS auf das Unziemliche ihres Verhaltens aufmerksam gemacht worden.—Ein Raub der Flammen wur den: in Briedel 4 Wohnhäuser, auf dem Walddistrikt „Diepen Kühl" b. Emme rich eine 300 Ruthen große Fläche Schlagholz (ein Iljähr. Knabe hatte dürres GraS angezündet), in M.-Glad bach das Baumwollenlager der Firma Klauser (Schaden 5—600 M.), in Kirn das GeHöst dcsSieinhauerSMeyer, auf dem Rittergute Eppinghoven bei Nenß die Wirtschaftsgebäude und in Rhaunen Wohn- und Oekonomiege> bäude des Ackerer» Henn. Provinz Hesse n-N assau. 112 In Cassel der Präsident der Gene ralcainmission, Dr. jur. lionori» Wilhelm«. Wegen Beleidigung des seither. Herausgebers der „Hessischen Morgenzeitnng", KartGosewitsch, wur den die Redakteure Adolf Gotthelft (.Casseler Tageblatt"), Max Müller („Casseler Allgemeine Zeitung"), Schaltn („Hess. Post" ) und Schönhof („General-Anzeiger"), sowie der Cir cusdireetor Krembser zu Geldstrafen von 30—100 M. verurtheilt. Kremb ser hatte in den Blätternder verurtheil, ten Redakteure eine gegen Gosewitsch gerichtete Erklärung veröffentlicht, die sich auf die ihrer Zeit erfolgte Verur theilung der Ehefrau Krembsers sowie einiger Eircusmitglieder bezog, welche Letztere Gosewitsch wegen einer abfälli gen Kritik durchgeprügelt hatten. Der Steindruckcr Valentin Bauer aus Höchst, der im Lause mehrerer Jahre 16,000 falsche Zehnpfennig Briefmar ken angefertigt hatte, wurde zu 4 Jah ren Gesängniß verurtheilt. Den Ver schleißern der Falsifikate, Lithograph Conrad Bauer aus Höchst, Bruder des Fälschers, Althändler Kramig und Schuhmacher Koch von hier, sowie Kaufn,. Flock von Montabaur, wurden Gesängliißstrafen von 9 Monaten bis Jahren zuerkannt. 112 In Wies baden Rentier Wilh. Herelle. Wegen Beleidigung des Dr. med. Flürscheim zu Baden-Baden wurden die Angeklag ten, Rentier W. A. Securms und Dr. med. A. Theodor Stamm von Wiesba den zu 50 bezw. 30 M. Geldstrafen ver urtheilt.—Dortselbst istderMöbelsabri kant Wilh. Lorenz verschwunden. Eine Anzahl Gläubiger soll nicht sehr erbaut darüber sein. Es feierten: das 50- jähr. Dienstjubiläum der Pfarrer Petry in Nauenthal, der Lehrer K. Denzer in Nied und der Bürgermeister Hosspmmer in Wölfterode; die goldene Hochzeit die Eheleute Christian Schlemm in Cassel. Königreich Sachsen. In dem Dorfe Albrechtshain hat der in mißlichen Verhältnissen lebende Guts besitzer Damm seine Frau und vier Kin der mit einer Axt erschlagen und sich dann selbst erhängt.—Der Director Otto Reichard der chemischen Fabrik in Döh len hatte das Unglück, in eine mit Schwefelsäure gefüllte Fabrikpfanne zu fallen und sich dadurch erheblich zu ver brennen. Im Dresdener Stadtkran kenbaus ist er unter unsäglichen Schmer zen seinen Wunden erlegen. 112 In Freiberg der Pastor einer. Carl Moritz Sturm. In Großenhain geht man damit um, eine landwirthschastliche Waarenbörse zu errichten, und eS findet dieses Unternehmen in der Stadt sowohl als in ihrer Umgebung lebhaf ten Anklang. In Mäbendorf wurde der Wirthfchaftsbesitzer Müller in seiner Behausung ermordet aufgefunden. Als Thäterin wird seine geistig gestörte Ehefrau vermuthet. Die Einverlei bung der Vororte der Stadt Leipzig hat im Hinblick auf die Befriedigung der Schulbedürfnifse letzterer mannig sache Opfer auferlegt. Gegenwärtig gehen neue Schulen ihrer Vollendung entgegen in Scbleußig, Neufchöneselde, Gohlis und Reudnitz, in welchen Stadt theilen die außerordentlich gewachsene BevölkerungS bezw. Kinderzahl gebie terisch den Bau und die Errichtung neuer Schulen forderte. —Eine Firma, die über 100 Jahre die Leipziger bezieht, ist die von I. G. 'Nicolai in Calbe a. S. 1788 bezog sie erstmalig die Messe und hat seit 1840 stet» ihr jetziges Local Hierselbst innegehabt. Die jetzigen Inhaber sind die Urenkel dessen, der 1788 bereits als Mißfirant erschien. Seit Ansang November die Gattin des Buchhändlers Otto Maier spurlos verschwunden. Obwohl keine bestimmten Anhaltspunkte vor handen sind, vermuthet der Gatte der Vermißten doch, daß an derselben ein Verbrechen verübt worden ist, und bietet 1000 Mark Dem jenigen, welcher die Ermittelung des eventuellen Thäters herbeiführt.— Thüringische Staaten. Der wegen betrügerischen Bankerotts inhastirte Fleischer Schroth aus Gorma hat sich erhängt. Er war mit 6000 M. s. Z. nach Amerika geflüchtet, bei seiner Landung aber verhastet worden. Großes Aufsehen erregte die plötz liche Verhaftung des Pfarrers Dr. Plaschke in Mühla. Derselbe soll sich bedeutender Unterschlagungen an dem seiner Verwaltung unterstellten Kir chenvermögen schuldig gemacht haben. — Wegen Veruntreuung wurde der Lager halter Krause in Pößneck verhaftet. Derselbe hatte seit Jahren seinem Prinzipale gegerbte Schaffelle entwen det und dieselben auf Sonntagsreisen in Gera, Leipzig zc. verkaust. In Ru dolstadt wurde die neu errichtete Prä parandenschule feierlichst eröffnet. 112 In Stadtilm der Rektor und erste Mädchenlehrer LouiS Danz. Es feierten: die diamantene Hochzeit die Eheleute Otto in Großgoltern; die gol dene Hochzeit die Eheleute BoSecker in Harras, Meyer in Jena und Pfann kuchen in Ronneburg; da» 50jähr. Ju biläum al» Bühnenangehöriger der Kunstvetcran Romanus Hassel in Mei ningen; da» 50jähr. Dienstjubiläum der Hofgärtner Jnl. Weißbrod in Nieder füllbach und das 50jähr. Arbeiterjubi! läum der Tuchmacher Aug. Diesel in Pößneck. Hessen-Darm st ad t. -f In Darmstadt Gymnasiallehrer Dr. Ferdinand Bender.—Wegen Diebstahl» ist der Techniker Juliu» Schröder, ge bürtig aus Ottensen, zu einer Zucht hauSstrase von zwei Jahren verurtheilt worden. Den Tod durch Erschießeii gab sich der Reitknecht des Obersten v. Kracht in Darmstadt, mittelst Mor phium-Vergiftung entleibte sich der Pfandbote Glaser in Oppenheim (Mo tiv: ehelicher Zwist). Königreich Bayern. Der Kassier der Sparkasse in Eschen bach, Stadtschreiber Walter, hat sich selbst wegen Unterschlagung bei der kgl. Staatsanwaltschaft in Weiden ge stellt. Das Deficit soll sich nach seinen eigenen Angaben auf 14,000 Mark be laufen. Zu den Eingriffen in die Kasse hat ihn das luxuriöse Leben verleidet, das er niit seiner Frau führte. Er hatte ein Einkommen von 3700 Mark.—Bei der Einfahrt des Würzburger Zuges in den Fürther Bahnhof entgleiste die Rangirmaschine, was zur Folge hatte, daß die der Rangirmaschine nachfol gende Hauptmaschine (eine Güterzug locomotive schwersten Kalibers) umfiel und die acht nächsten Wagen vollständig zertrümmert wurden. Der Bremser Schicsling von Würzburg blieb sofort todt und der Wagenwärter Beer von Würzburg wurde fchwer verletzt (Brust kasten eingedrückt). In Possenhofen a. d. I. wurde ein Rekrut der 1,35 Meter groß ist und ganze 53 Pfund wiegt. Der bei der Röhrmoo ser Eisenbahnkatastraphe verunglückte vormalige Mühlenbesitzer Georg Laden burger von RennertShofen erhält vor läufig, fo lange der schwebende Proceß nicht beendet ist, vom Eisenbahnfiskus eine jährliche Rente von 3500 M.— Königreich Württemberg. Stuttgart: Die Bankfirma Robert Otto >k Co. in Stuttgart und Kirchhcim u. T. hat, nachdem sie schon seit länge rer Zeit sich in financiellen Schwierig keiten befunden, für einen Monat die Zahlungen suspendirt. Die Firma macht zugleich den Vorschlag, ihr ein Morato rium auf zwei Jahre zu gewähren. Bei dem Stammhause in Kirchheim sollen Activa und Verbindlichkeiten einander ziemlich gleichkommen, bei der Stutgar ter Filiale dagegen eine wesentliche Un terbilanz vorhanden sein. Die Firma ist dieselbe, welche in den letzten Jahren mehrfach mit localen Industrie Grün dungen an das Publikum herangetreten ist, so mit der Emission von Actlen der Friedel'schen Glas- und Spiegel compagnie, niit der Loeflund'schen Malz bonbonS-Actiengesellschaft und mit der famosen Amerikanischen Champagner- Fabrik; einige weitere Emissionen wa ren in Vorbereitung. In den letzten Jahren hatte die Firma ihre Thätigkeit besonders auf die Unterbringung von füdafrikanifchen Goldminen-Actien er streckt. Ganz neuerdings war in ame rikanischen Blättern von einem großen Terrainankaus bei Chicago die Rede, den die Firma angeblich in Vertretung eines Consortiums dort ausgesührt ha ben sollte, ein Areal von 3400 Acres im Werthe von mehr al» 900,000 Dollars, bestimmt zur Anlage großer Fabriken. Ob das Geschäft thatsächlich zu Stande kam, ist hier nicht bttannt. In Bön nigheim wird lebhaft dafür agitirt, daß die geplante Zaberthalbahn statt von Lauffen über Hausen und Meimsheim vielmehr von Kirchheim über Bönnig hetm nach Brackenheim geführt werde. Großherzogthumßaden. Wegen wissentlichen Falscheides wurde gegen den früheren Postboten Georg Reqcrt von Ladenburg, der unlängst wegen Beraubung der Post zu 3 Jah ren Gesängniß verurtheilt worden war, vom Schwurgericht auf eine Zusatz strafe von 8 Monaten zuerkannt. Vor der Itraikammer Offenburg hatte sich letzthin der Rechtsagent Gg. Petri von Lahr wegen Unterschlagung und Untreue zu verantworten. Als Eon curSverwalter hatte er Gelder in Höhe von 2600 M. unterschlagen, der Angabe gemäß aus Noth. Die ihm zudictirte Strafe lautete auf 1H Jahre Gesäng niß. In Pforzheim hat sich die Handelskammer gegen eine Beschickung der Weltausstellung in Chicago ausge sprochen, weil unsere Goldwaaren - In dustrie insolge der hohen Zölle schon seit Jahren vom Export nach den Ver. Staaten ausgeschlossen ist. —ln Bruch: sal erhängte sich der Schuhmacher Berg und im dortigen Amisgefängniß der eines TodtjchlagSversuchS auf seine Frau und seine Schwiegermutter wegen verhastete Bäcker Joh. Höckel aus Hei delsheim; in Constanz hat sich ein jun ger Apotheker, Rainen» Gg. Hainmül ler aus Wehlheiden, vergiftet; in Os senburg der frühere Weinhändler Wilh. Jäger aus Noth sich ertränkt. Aus der Rheinpfalz. Als Festplatz für das im Jahre 1893 in Speyer stattfindende mittelrheinifche Schützenfest ist der große Exercierplatz in's Auge gefaßt.—Der jüngst zu Stet tin verstorbene Beamte der Versiche rungsgesellschaft „Germania", Herr Klopser, ein Schwager des Rechtsan walts Tavid in Frankenthal, hat der Stadt 6000 M. zu wohlthätigen Zwecken vermacht. Der Porzellanfabrilanl Louis Hermann, welcher in Jngenhcim längere Zeit Lichtbildjchirme fabricirte, ist in Wiesbaden als der Brandstiftung drin gend verdächtig verhaftet worden. H. ist der Besitzer der vor einiger Zeit in Lberkassel bei Düsseldorf abgebrannten „Rheinischen Porzellan Manufaktur". Auch sein hiesiges Anwesen »st s. Zt. niedergebrannt. Der Tagner Ludw. Vanderhaid, eine typische Straßenfigur in Kirchheimbolanden, hat sich im Amt«» gesängniß in seiner Zelle, wo derselbe 14 Tage Haft abzubüßen hatte, mittel» seine» Taschentuches erhängt. Mangel an geistigen Getränken dürste alSGrund der That anzusehen sein.—Großes Aus sehen erregt m Weilerbach die sast gleich zeitige Erkrankung von vier Kindern des Fabrikarbeiters Bartz, von denen zwei bereits gestorben sind. Man führt die Erkrankungen aus Vergiftung durch von den Jagdpächtern gelegte vergiftete Köder zurück. Braunschweig. Anhalt. Lippe. W a l d eck. In der Gießerei der Berlin-Anhalti schkn Maschinenbau Actiengesellschast in Dessau entleerte sich plötzlich der In halt einer Gießpfanne, welchc in unvor sichtiger Weise gehandhabt wurde. 6 Arbeiter erlitten tödtliche Verletzungen. Zur Zeit werden Vorbereitungen ge troffen zur Aufnahme der im Juni d. I. in Bernburg zu veranstaltenden großen Ausstellung für Bäckerei, Conditorei und Pfefferküchlerei. Die romantisch gelegene Hundeluster Mühle, an deren Namen sich die Geschichte vom Müller Rehbock und dem sog. falschen Walde mar knüpft, ist ein Raub der Flammen geworden. Unglücklichem Sturze er lag der Maurer Kruse aus Schling; vom Blitzstrahl wurden in Rieder zwei Personen gelödtet, vier gelähmt; todt gefahren wurde der Arbeiter Makowski in Rübeland. Mecklenburg Das 11. Mecklenburgische Lande»- schützensest wird im Juli in Schwerin abgehalten. Als Festplatz ist der Exe cierplatz aulersehen. Auf demselben wird eine Schießhalle von 60 Meter Front und 18 Meter Tiefe, sowie ein Gabentempel, ein Mnsiktempel und ein Zelt sür den Großherzog erbaut. Letz terer, welcher das Protektorat über das Fest übernommen, hat einen Ehrenpreis gestistet. Zur Errichtung des Fritz- Reuter-Denkmals in Neubrandenburg wurde unter entsprechenden Feierlich keiten der erste Spatenstich gethan. Das Denkmal erhält seinen Platz zwischen den Wallpromenaden, rechts an der Straße zum Bahnhof. Den Tod durch Erschießen gaben sich: in einem Anfall von Geistesumnachtung der Forstmeister v. Wickede in Doberan, aus Furcht vor Strafe wegen Wilderns der Arb. Groth in Törpt; der Zimmer mann Frank in Hagenow erhängte sich. Oldenburg. Die Höhe des Deficits, das der Stadt Varel infolge der Veruntreuungen des früheren Stadtkämmerers Trenter ent standen ist, wird auf 27,604 M. ange geben. Hiervon sind 9861 Mark durch Bürgschaften gedeckt. Die goldene Hochzeit feierten die Eheleute Philipp son in Jever und Schild in Ovelgönne. Der Kahnschiffer Jaußen aus Brake ertrank: unglücklichem Sturze erlag der Buchhalter Schiphorst in Delmenhorst; zwischen den Puffern zweier Eisenbahn wagen wurde der Küper Neumann aus Oldenburg erdrückt; in Ausübung seine» Berufes kam der Schaffner Effiiik eben daher zu Tode. Freie Städte. Hamburg: Die Aussuhr aus dem diesseitigen Consulardistrict nach den Ver. Staaten wies im verflossenen Jahre ein Mehr von 674,053 M. gegenüber dem Vorjahre auf. Die Zahl derjenigen Personen, welchc über unseren Hafen nach überseeischen Län dern befördert wurden, betrug 157,773 gegen 160,062 im Borjahre. Von überseeischen Ländern angekommen sind 44,386 Personen, gegen 42,248 des vorhergehenden Jahres. —Eine Feuers brunst im Freihafenzebiet vernichtet« die dortigen Elektricitätswerke und 20 Kaufmannslager in dem sechsstöckigen Staatsspeichergebäude. Der angerich tete Schaden wird auf 2 Mill. geschätzt. Aus den tranSoceamfchen Dampfern des Norddeutschen Lloyd wurden im letzten Jahre 201,559 Personen gegen 202,910 im Jahre 1889, an Gütern 314,179 K übikmeter gegen 270,180 im Jahre 1889 befördert.— Der bremische Handel mit überfeeifchen Ländern hat sich im Durchschnitt der letzten vier Jahre um eine Gewichtsmenge von 22,- 581,311 Doppelcentner mit einem durchschnittlichen Werth von 631,590,- 954 M. bewegt. Seit dem Jahre 1847 hat sich d>e Ein- und Ausfuhr nach Ge wicht und Werth aus das Siebenfache erhöht. 112 In Lübeck, Ferdinand Dahlberg, Chef der Firma Ferd. Dahl berg 6 Co. In, der letzten Sitzung der Akademie der Wissenschaften in Wien machte Professor Karabacek eine Mittheilung, die geeignet ist, weitere Kreise zu interejsiren, und die besonders in der mohamedanischen Welt großes Aussehen erregen dürste. Im Schatze der türkischen Krone wird als eine theure Reliquie ein Originalbrief des Prophe ten Mohamed aufbewahrt, der nicht etwa aus der Zeit Mohamcd'S von Generation zu Generation überliefert, sondern um die Mitte unseres Jahr Hunderts in einem koptischen Kloster entdeckt und im Jahre 18S8 vom Sul tan Abdul Medschid um eine halbeMil lion Piaster erworben worden ist. Die Echtheit des DocumentS wurde vor dem Anlauf von europäischen und orientali schen Gelehrten anerkannt. Auf Grund paläographischer Untersuchungen hat Professor Karabacek schon vor vielen Jahren die Echtheit des Briefes be zweifelt. Durch die zahlreichen alten Schriftproben, welche die Sammlung Erzherzog Rainer bietet, glaubt er nun mehr den Beweis der Unechlheit führen zu können und den Schutzbrief des Pro pheten als eine spätere Fälschung be zeichnen zu müssen, welche mindesten» zwei Jahrhunderte nach Mohamed durch einen Koran-Kalligraphen sür da» Klo ster angefertigt worden ist. Neben fachlichen und paläographischen Grün den weist noch besonder» die Unter siegelung de» Briese» eine Eigenthüm lichkeit auf, die in alter Zeit nicht üblich »ar. Der vorKnrzem inSraz am Herzschlag verstorbene Graf Ema nuel Andraffy, der ältere Bruder de» ehemaligen leitenden österreichischen StaatSmannnes, war wegen seines aus gesprochenen Liberalismus sowohl, wie einer stets bekundeten Menschenfreund lichkeit halber in Ungarn eine überaus populäre Persönlichkeit und die Pester Blätter sind voll von Erinnerungen, welche die Engherzigkeit, aber auch für die Schlagfertigkeit des volksthümlichen Aristokraten hervorheben. In letzterer Hinsicht namentlich ist nachstechende, vom Pester Lloyd gebrachte Reminiscenz charakteristisch: Zwei Tage vor seiner letzten Reise, von der er nicht mehr lebend wiederkehrte, weilte Graf Ema nuel Andraffy in einem Pester Möbel geschäfte, um daselbst die neuesten Spe cialitäten zu besichtigen. Der Inhaber des Geschäfts sprach mit dem Grasen von verschiedenen Dingen, unter Ande rem auch über einen bekannten jungen Mann, der süns Sprachen spricht und der sich bitter darüber beklagte, daß er trotz seiner Kenntnisse blos eine beschei dene Bezahlung von circa 1200 Gulden bezieht. Da sagte Graf Audrassy: Ich hatte auch einen Bekannten, dieser besaß einen Bogel, welcher ebenfalls süns Sprachen sprach. Eines schönen Tages verschwand der Vogel aus dem Vogel hause; ein Gärtner sah ihn zufällig, wußte aber nicht, daß er seinem Gebie ter gehörte und schah ihn nieder. Der Eigenthümer war ob dieses Vorfalles sehr aufgebracht und fragte, wie der Gärtner nur einen solch' werthvollen Vogel erschießen konnte, woraus der Gärtner kurz erwiderte: Wenn er so vieler Sprachen mächtig war, warum fragte cr nicht wenigstens in einer Sprache: erschieße mich nicht? —Warum verlangt der junge Mann nicht wenig sten» in eine Sprache Aufbesserung?" Der in Wien wegen ver suchter Erpressung verhaftete Heraus geber der „Correfpondance de Vienne", Gustav Mazzini, und dessen Mitschul dige, Madame Asseline de Breuil sind, wie sich herausstellt, Mitglieder einer großen internationalen Erpresserbande, die von Paris aus schon seit langem ihr verbrecherisches Handwerk betreibt und sich schon bei einer srüheren Gelegenheit in Wien unangenehm bemerkbar gemacht hat. Als nämlich bekannt wurde, daß der ehemalige türkische Botschafter Saa dullah Pascha seinem Leben durch Ein athmung von Leuchtgas ein Ende ge macht habe, trat ein Mitglied des er wähnten Verbrecher - Consortiums an das Personal der Wiener türkischen Botschaft mit dem Antrage heran, gegen ein Honorar von einigen Taufend Francs an alle auswärtigen Blätter die Nachricht zu übermitteln, Saadullah Pafcha sei eines natürlichen Todes ge storben. Als dieser Antrag abgelehnt wurde, richteten die Antragsteller an den Sultan und den Großvezier in Kon stantinopel Depeschen mit dem Verlan gen, man möge telegraphisch an eine bestimmte Adresse die Summe von 6000 Francs anweisen, sonst werde an alle in- und ausländische Zeitungen die aus führliche Schilderung der letzten Stun den des unglücklichen Botschafters unter gleichzeitiger Bekanntgabe der Motive des Selbstmordes versendet werden. Selbstverständlich hatte die Drohung nicht den gewünschten Ersolg. Aus dem Eheleben Molt ke'» werden der „Neuen freien Presse" seitens einer Dame nachstehende Mit theilungen gemacht: Frau v. Moltke betete im wahrsten Sinne des Worte» ihren Gatten an. Den Intimen des Haust» pflegte sie häufig zu zeigen, wa» sie ihr „italienische» Costüm" nannte. Das waren grauleinene Blousen und große Schürzen, die Frau v. Moltke in jener Zeit anschaffte, als sie mit ihrem Gatten in Rom weilte. Moltke wa, übrigens nicht im Stande, die italieni sche Kost zu verdauen, und so übernahm es scinc Gattin, alle Gerichte sür ihn selbst zu bereiten. Frau v. Moltke mußte lange leiden, ehe der Tod sie er löste. Zwei Tage vor ihrem Hinschei den ließ Frau v. Moltke die Berliner K unststickerin Hopfner an ihr Lager ru fen und übergab ihr eine angefangene Schlummerrolle, die sie dem Gemahl zum Geburtstage sticken wollte. Sie hieß die Frau die Arbeit vollenden und diese dann Moltke an dem bestimmten Tage zuzuschicken. Als nun der Feld herr das Geschenk der Todten empfing, war er so gerührt, daß er laut schluch zend zu Boden sank. Frau v. Moltke war oftmals untröstlich, daß sie ihrem Gatten keine Erben geschenkt habe. Moltke aber beruhigte sie liebreich scher zend, indem er sagte, die preußische Ar mee sei groß genug und eS schädige sie nicht, wenn es um einen Krieger weni ger gebe. Zwei angeblich anar chistische Dynamit-Attentate werden ge meldet. Der „Politik" zufolge ist gegen den Pfarrer Lifchka in Kladno (Böh men) ein Dynamit - Attentat von an scheinend der Anarchisten - Partei ange hörenden Arbeitern verübt worden. Im Pfarrhause wurden mehrere Fenster zertrümmert und die Mauern beschädigt. Personen sind nicht verletzt worden, da die Hausbewohner noch ,m Hinter gebäude schliefen. Das zweite Atten tat wurde in Palermo verübt. Am Thore der Cavallerie Kaserne explodirte eine mit Pulver, angeblich auch mit Dynamit, gefüllte Blechlanne. DaS Feuer war mit einer Lunte gelegt wor den. Nur geringer Schaden erfolgte! Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen. Gerüchtweise verlautet auch in diesem Falle, daß die Explosion von Anarchisten herbeigeführt fei. -s- Wenn russische Blätter gut unterricht«» sein sollten, so sieht Ahriman im alten Parsi Lande seiner Auferstehung und großen Triumphen entgegen. Es wird gemeldet, daß kürzlich über Batum nach TisliS die ge sammte Einrichtung einer Roulette ge sandt worden, die aus England geschickt wird und für Teheran bestimmt ist. Dort soll, heißt eS, ein zweite» Monaco von Engländern in'S Leben gerufen »erden. 7 «»sftsch. «»»„hetze. - Mit lebendiger Anschaulichkeit wird in der Wiener „Presse" da» Schauspiel einer russischen Wolfshetze geschildert, wie sie aus dem Wettrennplatze von Moskau nicht eben zu den Seltenheiten gehört. v» voUtoo" verkün den mächtige Plakate an den Stra ßenecken der alten Zarenstadt, und Jung und Alt folgt dieser Einladung nach der Arena. Hier stehen die gefangenen Räuber, in Kisten eingesperrt aus dem Schneeplan. Die Menge aus den Plätzen ringsum wogt in lebhafter Be wegung, Gendarmen zu Pferde halten sie in Schranken. An langen Leinen führen die Jäger paarweise ihre Wind hunde. die ziemlich theilnahmlos nach den Kisten mit den gefangenen Wölfen äugen. Jetzt geht brausendes Mur meln durch die Menge, ein blonder, schmächtiger, junger Mann—der Jagd herr Gras Sch. galoppirt auf einem Kabardiner Rosse in die Bahn, das Pferd nur an der Trense haltend, in kurzem Jagdpelz und hohen Stieseln, da» Haupt mit dem Baschlik gegen die eisige Windsbraut, die über das Schneefeld braust, verwahrt. Nur mit einem Aatagan im Gürtel bewaffnet, schwingt er die Knute in der Lust und giebt dadurch seinen Jägern das Zeichen zum Beginn der Woljshetze. Die Militärmusik läßt Pauken unt Trompeten erschallen man öffnet das Gitter der ersten Kiste und den Au gen des Publikums zeigt sich der erste Wolf. Er besieht sich eine Weile da» ihm fremde Bild. Hunderttausend Stim men begrüßen ihn johlend und jauch zend, um ihn aus der Kiste heraus zu locken dann erblickt er erschrocken in der Ferne die Koppeln seiner Feinde und in wilder Flucht jagt er das Schneeseld entlang, um zu entkommen. Kaum hat er sich auf einen Büchsen schuß von der Jägerkette entsernt, da lassen die Jägerburschen die Koppeln los, die Windhunde sausen, kaum den Erddoden berührend, über die im Son nenschein erglänzende Rennbahn dem Wolfe nach, und ehe man sich dessen versieht, haben sie ihn im Nacken ge packt. Jetzt wendet er sich gegen seine Verfolger, man sieht seinen rothen Rachen und das gewaltige Gebiß dro hend gegen die Hunde gewendet, weißer Schaum und Blut tropft zu Boden, schon ist der Schnee mit dem ersten Schweiße des Wolfes gefärbt da packen ihn die Windhunde an den Ohren, werfen ihren Gegner wie einen Mehl fack in die Lust, fassen ihn im Nieder fallen an der Gurgel uich ehe der Jäger in scharfen» Galopp seine Hunde einge holt bat, ist der Wols schon erdrosselt, und schweiswedelnd lecken sie den blut triefenden Kadaver. Unter lauten Hnrrahrnfen auf die Hunde wird der todte Wolf zum Sattelplatz geschleppt und daselbst als erste Beute der Hetz jagd bei den Hinterfüßen aufgehängt. In derselben Weife wird der Insasse der zweiten und dritten Kiste zun, Entzücken der Zuschauer in'S Jenseits befördert, und Alles ist davon begeistert, wie brav die Hunde „arbeiten". Da kommt der Bewohner der vierten kis.e an die Reihe, ein Kapitalwolf, an dem eine junge Koppel von Wind hunden ihren Muth zu erproben hat; sie sollen de» Wols nur dingfest machen, bis der Jäger herangesprengt kommt, um ihn zu fesseln und wieder lebend nach Hause zu bringen. DaS Gitter der Kiste hebt sich und mit einem Satze ist der Wols aus dem Felde dann setzt er sich, besieht sich ringsum die Menge und wählt für seine Flucht nicht die Längsseite der Arena, sondern die bedeutend kürzere Breitseite, da, wo die Tribünen dicht mit Menschen besetzt sind. Schon nimmt er in gewaltigen Sätzen Anlauf, um die Menschenmauer zu durchbrechen, allein Tausende von Fäusten strecken sich ihm entgegen: lunke!) dröhnt "eS ihm aus Männer- und Weiberkehlen entgegen, und da er sieht, daß sein Ansturm keine Lücke in der Menschenmauer schafft, springt er die Tribünentreppe hinauf, nimmt unter dem Angstschrei der Zuschauer, welche zu den oberen Zehntausend ge hören und im Nu aus die Bänke ge sprungen sind, die ganzen Tridünen entlang Reißaus und die andere Treppe hinuntereilend, befindet er sich wieder in der Aren--. Da erwarten ihn schon die Windhunde, und obwohl er zähne fletschend nach allen Seiten beißt, ist er bald in der Gewalt seiner gewandteren Gegner; im selben Augenblick ist auch schon der Jäger zur Stelle, springt vom Pferde, das ruhig stehen bleibt, packt wie ein Stoßhabicht mit sicherer Hand den Wols am Halse, drückt ihn mit dem Rachen in den Schnee, kniet auf seinem Rücken uud hält ihn so lange fest, bi» ein zweiter Jäger dem Wölk ein Holz quer in den Rachen stößt, diesen mit einem Strick verbindet und dann, als ob gar nichts Besondere» geschehen sei. den gefesselten lebenden Wolf an den Sattel fchnallt und unter donnerndem Hurrah der Zuschauer dem Sattelraume zutrabt. Bescheidene Anfragen. Kann ein Leichenbitter ein füße» Mensch sein? Kommt ein Mädchen, das unter die Haube kommt, auch unter ihres Man oes Hut? kaun eine Dame, d,e Handschuhe Numero zwölst trägt, sich in'S Fäust chen lachen? Begeht sie eine Haupt sünde, wenn sie sich die Haare färbt? Darf man einen Speichellecker einen Feinschmecker nennen? Schmerzt eS die Damen, wenn sie, sich die Eour schneiden lassen? Die Versuchung. Knabe < feine neuen Stieseln in den Wasser- V»ühk» probirend): doch auch herein, Hermann.- „Nein, ich darf nicht.« .Warum denn nicht? Ich bekomme zu Hause Schläge." „O. deshalb k»mm «r, d,e krieg' ,ch
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