L»ea!««»richten. Provinz Brandenburg. Berlin: Im Spandauer Bock fand ein Pistolen - Duell zwischen einem Rechtsanwalt und einem Architecten Patt. Der Architect wurde verwundet und Beide schließlich arretirt. 112 der Stadtverordnete Carl Richter, der im »Stralauer Viertel" überaus populäre Polizeilieu4enant v. Kobylinski und Oberlehrer Dr. Math. Koch vom Louisenstädtischen Gymnasium. Im Hofe deS StrafgefängnisseS zu Plötzen see fand die Vollstreckung des Todes urtheils au den« Schmiedegesellen Wilh. Karl Schmiedecke statt. Derselbe hatte am 15. Juni v. I'. in dem Dorfe Motzen im Kreise Teltow den Töpfer meister Kalkmann in räuberischer Ab sicht mit einem Hammer erschlagen und mit demselben Hammer einen Mordver such an dessen Frau unternommen. Ein den Gerichten wohlbekannter Hoch stapler, der Maler Friedrich Gurtzh von Potsdam stand unlängst vor dem Geraer Schwurgericht, um sich wegen verschiedener Schwindeleien zu verant Worten. Gurtzky, der Sohn einej Oberstlieutenants, hat eine sehr gut» Erziehung genossen, gerieth aber schon früh aus die Bahn des Lasters und ist zuletzt in Berlin zu 1H Jahren Gesäng. niß verurtheilt worden, weil er sein« eigene Frau verkuppelt hatte. Dann nahm er Dienste in der päpstlichen Karde »nd trieb sich in letzterer Zeit als Lieutenant a, D. Schmidt v. Heringen hier und in Zeitz umher, wo er sich na mentlich in die Kriegervereine einzu schleichen wußte. Bald fand er auch daS Herz einer liebebedürsligen Wittwe und beschwor auf dem Standesamt, daß er noch nie verheirathet gewesen sei. Dieser Falscheid, verbunden mit anderen Schwindeleien, brachten dem „Maler" diesmal 1 Jahr 8 Monate Zuchthaus ein. s In Charlottenburg Stadtrath und Stadlältester Dr. Wilhelm Cohn. Pastor Rudolph in Schöna würd« mitten in der Ausübung seines Berufes, während er die Predigt hielt, von dieser Welt abgerufen. Plötzlich vom Schlag« getroffen, sank er todt zu Boden. Erhängt hat sich in Küstrin der wegen Fälschung in Haft genommene Haupt mann Klusk. Provinz Ostpreußen. Unter Mitnahme der Kasse des Be gräbnißvereinS in Schönwiese ist der Collektor desselben, Schneider Pischel dortselbst mit Frau und 0 Kindern ver schwuuden. Von den beiden Brjidern Renk, welche den Einbruchcdiebstahl in der Wehlauer Kämmereikasse ihrer Zeit verübt hatte», wurde der ältere zu 1 Jahr und der jüngere zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Feuer zerstörte in Grünblum b. Sodehnen die Step pat'schen Wirtschaftsgebäude, in Rad fzuhneu b. Jodlauken das Wohnhaus der Wiltwe Gutzeit und in Schallen das Wohnhaus des Gastwirtes Schrö- Provinz We stp reu ße n. Am 1. Decbr. v. I. betrug die orts anwesende Bevölkerung der Provinz 1,433,480 Seelen; sie hat demnach um 25,251 Personen gegen 1885 zugenom men. Die geringste Zunahme zeigt der Kreis Schlochau. Abgenommen haben 10 Kreise, darunter am stärksten der Kreis Stuhm um 3,94 pCt. Der in Wiesbade» verstorbene, von hier ge bürtige Rentier Jos. Kierstein hat der Stadt Christburg ein Legat von 30,000 M. z» Wohlthätigkeitszwecken testa mentarisch hinterlasset. In Dt. KroneGymnasialoberlehrer Zie'.inski.— 7 In Nehden Bürgermeister Tenzer. Provinz Pommern. 1- In Bahn Bürgermeister Fer'-.. Hagemeister. Ter Secoiidelieutenant Georg Kieckebusch vom pommerjcheu Grenadier-Regiment „Graf Gneisenau" Nr. 9 in Colberg wird unter dem Ver dacht der Fahnenflucht steckbrieflich ver folgt. Der in Stettin verstorbene Rentier Friedr. Denzin, früherer Be sitzer der Mühlenwerke in. Schlawe, hat der Stadt ein Legat von 40,000 Mark hinterlassen, von dessen Zinsen arme würdige Gymnasiasten unterstützt wer den sollen. Der Gutspächter Baum garte» aus Sarkow. welcher flüchtig ist, wird wegen Unterschlagung steckbrieflich versolgt. ES feierten: die goldene Hochzeit die Eheleute Färber Fischer in Labes, Gerichls-Exeeutor a. D. Werner in Pyritz und Schmied Rennspeck in Warieuberg. Schleswig-Holstein. Eine vorläufige Zusammenstellung der Volkszählungsergebnisse vom 1. December 1890 ergibt für die Provinz eine Einwohnerzahl von 1,217,333 ge gen 1,150,306 am 1. December 1885. 's In Oldesloe der frühere Buch druckereibesitzer und Begründer des .Oldesloe? Landboten" Julius Schlü !he. Es erhängte sich der Landwirth Möller aus Unlersep Schwermuth); durch Erschießen setzten ihrem Leben ein Ziel der Gendarmerie-Major Sieben broich Grüier in Kiel und der Artillerie- Unterossicier Klee in Neumütifter. Todtgefahren wurden der Gemeinde vorsteher Möller in Fitzen, der Vieh händler Ellreissen in Koberg und die Ehefrau Siek in Sellin: der Zeichner Balcke in Holtenau ertrank; durch Fahr lässigkeit wurde der I4jährige Sohn des Försters Bock in Sonderburg, August, von dem gleichalterigen Sohne des Händlers Jakobsen erschossen und den Tod des Erfrierens erlitt der Gastwirth Eggers aus Westermühlen. Provinz Schlesien. In Glogau der weit über Deutsch lands Grenze hinaus bekannte frühere Buchdruckereibesitzer und BerlagSbuch häudler Karl Flemming.— Ter kürz lich in Ober - Adelsdorf verstorbene Gutsbes. Höppner hat für das Knaben- SiettungshauS in Goldberg 9000 M. ind zur Errichtung einer Diakonissen station in Adetsdorf 300» M. in feinem Testamente bestimmt. Die wegen der Ermordung ihreS Ehemannes inhastrrt« Fleischerswittwe Schneidrzyk in Königs hütte hat eingestanden, dem Verstorbe nen zu drei verschiedenen Malen Arsenik unter die Speisen gemischt zu haben. Wegen GistmerdeS, verübt an ihrem Ehegatten durch Kupfervitriol, wurde die Ehefrau des Bauers Giesa in Dom sel verhaftet. Letztere hatte schon vor her zweimal versucht, ihren Mann durch PhosphoiVergiftung aus der Welt zu schaffen; derselbe hatte aber zufällig von den Speisen, die das Gist nicht genossen. —ES feierten: die gol dene Hochzeit die Eheleute Ruppelt in Dürrharlau, Lachmann in Järischau, Maurer Schulze in Lissendorf, Rektor em. in Sagan, Häusler Pohl in Steine Weber Stellmacher in Tfchirndorf Apo theker Hanke in Winzig und Zimmer mann Klose in Zirlau: das 50jährige Dienstjubiläum die Lehrer Goldberge, in Pohlitz und Hübner in Gr.-Schiera kowitz; das 50>ährige Berufsjubiläum der Sanilätsrath Dr. Krause in Li eg nitz. Provinz Sachsen. Aufsehen erregt in Magdeburg die plötzliche Verhaftung des Bankiers Greifenberg. Derselbe soll sich groß artiger Betrügereien schuldig gemacht haben. —Wegen Nothzucht wurde der Schuhmacher Sidko aus Lengeseld vom Schwurgericht zu Jahren Zuchthaus verurtheilt. —Von 133» Schülerinnen der Mädchen-Volksschule in Nordhansen liegen gegenwärtig 510 an der Influ enza, 22ö au anderen Krankheiten dar nieder.—Wegen Unterschlagung eines Geldbriefes mit 450 M. Inhalt wurde der Postgehilfe I. Krause in Quedlin bürg zu 1 Jahr Gefängniß und 3jäh rigem Ehrvelust verurtheilt.—Es feier ten: die goldene Hochzeit die Eheleut« Kegel in Beyernaumburg, Ködelpeter in Braunsdorf, Schmidt in Lützen, We ber Fürstenbusch in Pouch und Hessel barth in Zettweil; das 50jähr. Dienst jnbiläum der Botenmeister Meinicke in Erfurt und der Konrektor Wagner in Suhl. Provinz Hannover. Nach der Volkszählung vom 1. Dzbr. v. I. ergibt sich für unsere Provinz eine Seelenzahl von 2,280,491. Das ist ein Plus gegenüber 1885 um 107,- 789 K öpfe.—Unter dem Verdachte eines Verbrechens, Abtreibung der Leibes frucht, wurde in Hannover der prakt. Arzt Dr. E. Holzhagen verhaftet.— Wegen Unterschlagung ist der Landbrief träger Aug. Bohmann in Hannover zu 1 Jahr 6 Monaten Gesängniß verur theilt worden.—ln Celle der frühere Direktor des städtischen Realgymna siums, Prof. Dr. Franke. —Den Ehe leuten S. Hohlen in Bensersiel sind in nerhalb 12 Tagen ihre sämmtliche» 5 Kinder an der Dyphtheritis gestorben. Wegen MünzverbrechenS ivurdc der Schreiber Carl Grube aus Oberode zu 1 Jahr 4 Monaten Gefängniß verur theilt. —Der Bergmann Mich. Aug. RachowSki aus Wiedelah wurde wegen Todtschlagsversuchs, verübt an dem Waldwärter Germer ebendaher, zu ti Mon. Zuchthaus verurtheilt. —Wegen Unterschlagung einer Summe von 4220 M. wurden dem Postverwalter Stor nier in Gartow 2 Jahre Zuchthausstrafe zuerkannt. —Wegen zu geringer Fre quenz der Forstakademie in Münden ist dieselbe bis aus Weileres geschlossen worden. —Die Anstalt hatte zuletzt nur noch 5 Schüler. —ES feierten: die gol dene Hochzeit die Eheleute Garrel! Brahins in Boekzetelersehn, Kolonist Henkel in Psalzdorf und Altschiffer Heinr. Pohl in Westehaudersehn; das 50jähr. Doktorjubiläum der Geheim rath Dr. phil. Wüstenfeld in Göttingen. Rheilipr o v i n z. sln Köln der langjährige Vor sitzende des Kuratoriums der Augen- Heilanstalt für Arme, Rentner Gust. Bunge, und der Director der Kölni schen Hagel Versicherungs - Gesellschaft, Kaufin. August Müller. —-s In Bonn die in studentischen Kreisn insbeson dere unter dem Namen „Tante Boß", weitbekannte Besitzerin des „Hof-Re staurant", Frl. Alwine Voß. -s-In Düsseldorf der berühmte Portrait- und Genremaler Eduard Schulz-Briefen. — Gegen die Tochter der Wittwe Scha trnp und die Tochter des Schneiders Jakob«, beide in Elberfeld, ist ein Steck brief erlassen worden. Dieselben waren unlängst mit den beiden inzwischen in London verhafteten Wechselfälschern, Fruchthändler Harm und Kaufin. Hensch aus Velbert, durchgebrannt und sollen sich noch im Besitz einer großen Anzahl falscher Wechsel befinden. Gegen den bisherige» städtischen Förster Alexander Brohl in Lüttringhausen, welcher flüch tig ist, ist wegen lwterschlagunz amtlich anvertrauter Gelder ein Steckbrief er lassen worden. Bei einem Schaden feuer in der Kampmann'scheu Concert halle „Germania" in Remscheid erlitten das Künstler Ehepaar Stapelniann und die Ehefrau des Concertgeldeinnehmers Booth aus Köln tödtliche Brandwun den'; todtgefahren wurde der Schaffner Nir aus Elberfeld: in einem Mehlsack erstickte der 10jähr. Rob. Schupp in Wetzlar. Provinz Hessen Nassau. Nachdem der Stadtbibliothekar Dr. Ebrard in Frankfurt a. M. festgestellt hat, daß der im Jahre 1880 in Eich wege verstorbene Santitätsrath Dr. Höfling nicht der Dichter des so wun derbar anheimelnden Liedes: „O alte Burjchenherrlichkeit" ist, ist die zu Ehren des Verstorbenen au seinem Hause im Jahr 1882 von den studenti schen Corps von zwöls deutschen Uni versitäten gestiftete Votivtasel nunmehr wieder entsernt worden. Wegen Meineids und Betrugs ist der Wein händler Mannn Ehrenbücher in Frank surt a. M. in Hast genoinmen worden. 7° In Kesselstadt der frühere Orts vorsteher Jacob Lamm. —Durch Er schießen endete ihr Leben: der Zei tungscolportkur Joh. Blees in Frank furt a. M. (Motiv: Nahrungssorge») und der Privatdocent Dr. phil. Schnei der in Marburg; der Schneider Rahn in Franksurt a. M. und der Landwirth Phil. Schneider in Niedermeilingen er hängten sich( imVersolgungswahnsinn); den Tod durch Strychninvergistukg gab sich der Rentnier Geo. Kohler in Frank furt a. M. Königreich Sachsen. Die Thierbändigerin Frl. Betty Tiedemann, welche vor einigen Wochen bei der Borstellung in der Ehlbeck'schen Menagerie von einem Löwen schwer« Bißwunden erhalten hatte, ist im Chem nitzer Stadtlrankenhause in Folge der erlittenen Verletzungen gestorben. Aus seltsamer Ursache wurde der Strumpfwirker Reinh. Köhler in Ein siedel bei Ch. zum Selbstmörder. Der selbe entleibte sich durch Erhängen an geblich aus Mißmuth darüber, daß er sich nicht in die ihm überwiesene neu« Maschine finden konnte. Der Schwur gerichtShof in Zwickau verurtheilte den Strumpfwirker Hartig aus Falken, welcher bei einem Streite feinen Geg ner durch einen Messerstich in den Kops tödtlich verletzte, zu vier Jahren Ge sängniß. Es feierten: die diaman tene Hochzeit in Dresden daS Wünsche sche Ehepaar; das goldene Ehejubi läum die Eheleute C. F. Nierth in Bautzen, Rector einer. Müller in Chem nitz, Joh. F. Prieiner in Grimma (am Tage nach der Feier starb der Jubi lar), Rentier F. Fickenwirth in Lengen feld, Fleischer Möckel in Netzschkau, Aus zügler Carl Jhle in Niederbobritzsch, Auszügler I. M. Winkler in Rein holdshain und Maurer Walter in Wei Benborn; das VVjährige Meisterjubi läum der Strumpfwirker Carl W. List in Altwaldcnburg; das gleiche 50jäh >rige Jubiläum in Borna Schuhmacher W. Bergner, in Chemnitz die Weber I. C. Trinks und A. Sturm, in Freiberg Schneider Fr. Braun und in Treue» Schneider Freytag. Thüringische Staaten. -s- In Weimar der Vice - Admiral Is suikz des Seeofficier-Corps, Eduard Heusner. —Der Schulinspector des zwei ten LandeS-Verwaltungsbezirks, Schul rath Dr. Alfred Jacobi in Apolda, ist an den Folgen einer inneren Operation gestorben.—Großes Aussehen erregt das Fallissement der Bankfirma Recknagel in Eisfeld. Die Passiva betragen an geblich 1 Million Mark. Viele Orts einwohner sind in Mitleidenschaft gezo gen.—Wegen betrügerischen Bankerotts wurde der Handelsmann Louis Hart mann aus K leinbernsdorf zu 2 Jahren und wegen Unterschlagung im Amte der Postgehilfe Joh. Krause von Gera zu 1 Jahr Gesängniß verurtheilt. -s- In Jena der Schriftsteller Rud. Benfey, der f. Zt. insbesondere viel sür die Einfüh rung Fröbel'scher Kindergärten wirkte. Aus dem Herzoglhum Meiningen sind im Jahre 1890 122 männliche und 104 weibliche Personen nach Amerika lusgewandert. Hessen - Darmstadt. 's- In Dannstadt der Fürstl. Äsen bürg. Kammerdirector a. D. Dr. Fehr. 1" I» Grünberg der Steuerrath a. D. Schaber. Der Fabrikant Ahrens in der Donnermühle hat wegen Urkunden- und Wechselfälschung 1H Jahre Zuchthaus zuerkannt erhalten.— Wegen Veruntreuung amtlicher Gelder wurde der Kirchenrechner Kabey in Stockstadt zu 2 Jahren Gefängniß und 2>ähr. Ehrverlust vernrtheilt. Das 50jähr. Tienstjubiläum feierte der Steuer-Commissariatsgehilse Einolf in Butzbach und das 50jähr. Doctorjubi läuni der prakt. Arzt Dr. Pet. Ant. Feldhasen in Lampertheim. Königreich Baiern. Von den Haßbergen. Der durch das Kriegsjahr 1870 -71 hervorgerufene Ausfall an Rekruten wird im Bezirks amt etwa 300 Mann betragen. Manche Dörfer konnten nicht einmal eine Mili tärstouimrollc fertigen, da auch nicht ein Gestellungspflichtiger sich vorfand. Eine leichtfertige Frau und ein ver schwenderischer Sohn sind Ursache, daß der Bezirksamtmann a. D. und zuletzt Marktschreiber Ludwig Möhl in Lang quaid zu 2H Jahren Gefängniß verur theilt wurde. Ende der 70er Jahre brachle es die Frau des Verurtheilten dahin, daß derselbe aus „administrati ven Erwägungen" in Pension gehen mußte. Im Jahre 1881 gelang eS ihm, die hiesige Marktschreiberstelle zu erhalte». Hier setzte seine Frau ihr« gewohnte luxuriöse Lebensweise fort, wobei ihr der ältere Sohn, ein verbum melter Student, fleißig half. Derselbe preßte aus seinem allzu gutmüthigen Vater Tausende heraus; das traurig« Ende vom Liede war, daß Möyl, wel cher jährlich über 4000 M. Einkommen hatte, nach und nach IS,OOO M. unter schlug. Als Möhl keinen Ausweg meh» sah, begab er sich nach Landshut mit stellte sich selbst dem dortigen Staats anwalt. 112 In Neilmarkt Bezirks arzt a. D. Dr. Scbweninger, Vate, des Arztes des Fürsten Bismarck. Bäckermeister Bernbeck in Psaffenhoser ist mit seiner ganzen Familie nach Amerika ausgewandert, wo er sich eine neue Heimath gründen will. Der MagistratSschreiber Ed. Graf in Pfar» kirten wurde wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit in's Gefängniß einge liefert. i In Rottenburg Pfarrer Dr. Josef Schäffler, der ehemalige Herausgeber der bekannten politische» Wochenschrift „Das Kreuz". Er ist auch Reichstags- und Landtagsabgeord neier gewesen. Der verheirat hete Wachtmeister in Würzburg ist mit der Kantine- und der Batteriekasse in Be gleitung einer 17jährige» Wirthstochter durchgegangen. Es feierten: die goldene Hochzeit die Eheleute Privatier Friedr. Hayler in München, Landstall meister a. D. Deisinger in Ansbach, L. Salzgeber, in Daisbach, Michael nnd Catharina Schön in FlinSbach, Privatier Welte in Heinenkirch und Dienstmann Andr. May in Schwein furt ; das SvjShr. Dienst- und BerufS- Jubiläum: in München der Leibgarde hatschier Frz. Hörst, in Gesrees die He bamme Weidammer (dieselbe hat 2600 Kindern beim Eintritt in die Welt ge- Holsen), in Lausen StistSorganist Joh. Feilenreiter und in Regensburg der Maschinenmeister Thiem. Königreich Württemberg. Stuttgart: Die hiesige internationale Kunstausstellung ist durch den Ehren präsidenten Prinzen Wilhelm feierlich eröffnet worden. Dem Fehakte wohn ten bei: die Königin und die meisten Mitglieder der KönizSfamilie, der Hof staat, das'Diplomatcncorps, die Mini ster, die Generalität, die Kammerpräsi denten, der Oberbürgermeister, zahl reiche Künstler mit ihren Damen ic, Die Ausstellung, die die V schönen Ge mäldesäle des neuen Anbaus am Museum der bildenden Künste umsaßt, macht einen vornehmen Eindruck. Die Gemälde insgesammt 370 kommen in den trefflich eingerichteten Räumen zu vorzüglicher Geltung. Die Mün chener und die Wiener Künstlerschast sind besonders zahlreich vertreten. Hol land, Belgien nnd Frankreich sind mit je 30 bis 50 Werken betheiligt, darun ter manch' wirklich Bedeutendes. Auch "aus Italien und Spanien ist Sehens werthes da.— s- Freiherr Wilhelm Kö nig von Königshosen, königlicher Kam merherr und langjähriger ritterschaft licher Abgeordneter für den Donaukreis, Badecommissär von Wildbad :c. ES starben ferner der Bankier Aug. Hoch berger, der bekannte Restaurateur Michoud und am gleichen Tage wie letzterer dessen Hausgenosse, der Post conducteur a. D. Eit. Mit militäri schein Gepränge wurde letzter Tage der Hauptmann Luschka, Compagniechef der 7. Comp, des Jnf.-Regts. No. 121 (3 württ.) »n Ludwigsburg beerdigt. Die Passiva deS in Concurs gerathenen Bankiers Engel tn Rottenburg betragen etwa 300,000 M. Engel ist in Hast, sein bei ihm als Prokurist angestellter Sohn flüchtig unter Mitnahme einer größeren Summe seines Bermögens. Viele kleine Leute, besonders im Bezirk Rottenburg, habe» ihr Geld verloren; ein Dienstmädchen etwa 5000 M., ein Hopfenhändler G. in Gönningen 60,- 00» M., ein anderer Posten soll 100,000 M. überschreiten. —Der Bürger Hein rich Schreiber in Steinheim war seiner Zeit in Amerika und machte dort den Sessiouskrieg mit. Längst ist er wieder in seiner Heimath. Vor einigen Tagen erhielt er aus Amerika die ebenso er sreuliche als überraschende Nachricht, daß er sür den mitgemachten Krieg von jetzt an jährlich, so lange er lebe, SOO M. erhalte. In Tübingen wurden zwei Veteranen der freiw. Feuerwehr, Schlossermcister Konrad Gutbrot und Sattlerineister Friedrich Lutz scn. zur letzten Ruhe bestallet. Groß Herzogthum Baden. Drei muntere Töchter hat der Storch der Familie deS Formstechers Lorenz in Bammenthal beschenkt. In Unter grvinbach wurde dagegen die Ehefrau deS Cigarrensabrikanten Lorenz Stoll von drei gesunden Knaben entbunden. —Wegen Insubordination ist in Bruch sal ein Dragoner, der seinem Unter osficier den Karabiner nachgeworfen hatte, vom Kriegsgericht zu 4H Jahren verurtheilt worden. Im Munster er eignete sich ein aufregender Borfall. Eine Frau, welche sich hinter dem Hoch altar befand, wurde plötzlich wahnsin nig, schrie laut und lärmte dermaßen, daß sie durch Schutzleute gewaltsam entsernt und in die Jrrenklinik ver bracht werden mußte. —Der Einjährig- Freiwillige Karl Scherer, seit längerer Zeit mit einem in Heidelberg studiren den Franzosen bekannt, nahm diesen gu ten Freund mit in die Kaserne, um ihm die inneren Einrichtungen derselben zu zeigen. Dabei zeigte er ihm auch das dort im Gebrauch befindliche Gewehr in zerlegtem Zustand. Infolge Berich te», welche der Franzose in Pariser Zei tnngen über diesen Vorgang veröffent lichte, wurde Sch. letzthin verhaftet und in daS Regiment nach Mannheim ab geliefert, wo er einer jedenfalls nicht geringen Strafe entgegensieht. —ln Lffenburg besteht die sogen, Sophien stiftung, ans deren Erträgnissen an zwei unvermögliche Töchter jährlich Tugend- Preise von je «14 M. vertheilt werden. Die Stiftung ist im Lan'e so erstarkt, daß von diesem Jahre ab jährlich drei Tugendpreise abgegeben werden kön nen. Man erfährt jetzt den Grund für den Rücktritt des Bürgermeisters Nop pel in Rndolfzell von allen seinen Eh renämtern. Die Airma Dom. Noppel, bei welcher Bürgermeister Noppel Theil Haber ist, bat ihre Zahlungen eingestellt. Es soll ein Vergleich mit den Gläubi gern, die meistens kleine Leute von hier und Umgegend sind, mit 50 Proc. Ent schädigung getroffen werden. Die Auf regung ist sehr groß.—Aus den Pfahl bauten bei Sipplingen wurden in den letzten Tagen verschiedene Artefakte ge hoben, einige Gesäße, Nadeln, Aertchen, Handhaben, u. s. w. aus Knochen- und Geweihstücken, Steinbeilchen, n. s. w. Die Ausgrabungen werden, da der niedere Wasserstand anhält, fortge setzt.—Großes Aufsehen erregt in Un termünsterthal die Verhaftung des Alt-Bürgermeisters H. Gutmann. Der selbe war seit wenigen Tagen aus Bra filien zurückgekehrt, wohin er vor unge fähr einem halben Jahre abgereist war und soll Willens gewesen sein, seine Fa milie abzuholen. Aus der Rheinpfalz. In Bergzabern der Winzer Pracht. wohl seltener Fall dürfte der in Lambsheim eingetretene Fall fein, daß eine Bttjährige Mutter ihren zehn ver heiralheten Kindern sämmtlich in's Grab sieht. Ihr letztes Kind war die dieser Tage verstorbene 53jähr. Katha rina Steuer.—Ueber das Permögen des flüchtig gewordenen Wirthe» Joh. Kast ner in Landstuhl wurde der Konkurs eröffnet. K. hinterläßt eine Schulden, masse in Höhe von 30—40,000 M. Selbstmord durch Erhängen begingen: in Kirchheimbolanden der Tagner Adam Schottler, in Kleinfischlingen der Schnei der Georg Bester, in Minseld der Acke rer Pet. Kuhn und in Oberwiesen die Wittwe Elisabeth« Seifert, geb. Obers heimer; in Odenbach hat sich die un vereh. Charl. Mattern in einem Anfalle von Geistesstörung ertränkt. Elfaß-L othringen. In EnsiSheim fand jüngst die Beer digung deZ 102 Jahre alk gewordenen Rentners Xaver Roth statt. Derselbe hatte bis in seine letzten Lebenslage noch jeden Tag einen längeren Spazier gang unternommen. Im verflossenen Zahre wurden in Lothringen 11 Groß güter von Altdeutschen angekauft. Von diesen Gütern liegen » im Kreis Metz, Z im Kreis Chateau-SalinS und 2 im Kreis Saarburg. 112 Ju Saasenheim Bürgermeister Loren; Waltsburger. fln Wolsisheim der Wirth „Zum Ochsen," M. Mathis. Im vorigen Jahre hat derselbe seine goldene Hoch zeit gefeiert. Unglücklichem Sturz erlag der Wirth Matt in Altenstadt; von einem niederstürzenden FelSstück wurde der Bergmann Pet. Thiel in Wollmeringen erschlagen. Mecklenburg. s In Schwerin der Oberjägermeister Baron v. Maltzahn. 112 In Lohmen Kirchenrath G. Lierow. Der Lehrer Dörwaldt in Schlagsdors wurde seines Amtes enthoben, weil er seit längerer Zeit bemüht war, seinen Schülern die Grundlehren der Socialdemokratie bei zubringen. 112 In Wismar der Leh rer Frehse, bekannt durch sein Glossa rium zu Reuters Werken. Oldenburg. Der Landtag genehmigte den Regie rungsantrag, betr. die Errichtung einer höheren Landw'rthschastsschule, verbun den mit Ackerbauschule als Staatsan stalt in Varel. Ein Raub der Flam men wurden: in Hakendorferwurp die landwirtschaftlichen Gebäude der Wittwe Wiemken und in Wolfersweiler die Anwesen der Bes. Wittwe Pet. Wagner und Michel Rech I. Freie Städte. -f- In Hamburg Dr. jur. Hermann Hartmeyer, Mitbesitzer der „Hambur-' ger Nachrichten" und Kapitän I. H. Hanker. Der Comptoirbote Bülow, der im November v. I. der Transport- Aktiengesellschaft I. Hevecke 12,000 M. unterschlug und flüchtete, ist in New Aork verhaftet worden. Er war noch im Besitz von 7000 M. In Cuxha ven bildete sich eine Aktiengesellschaft sür Hochseefischerei mit Dampfbetrieb, die erste derartige in Deutichland. ES seierten: die goldene Hochzeit die Eheleute Keitel in Hamburg und Ge flügelzüchter LubberS in Lübeck; das 50jährige Berufs jubiläum der Quar tiermann Fritz Ncddermann in Ham burg. Schweiz. Alle geographischen Gesellschaften wurden zur Theilnahme an dem im August in Bern stattfindenden geogra phischen Weltcongreß eingeladen. Man erwartet 5»0 Delegirte. —Die Studen ten der Berner Hochschule werden sich am Bundcssest in Schwyz osficiell be lheiligen; jede sarbentragende Verbin dung hat sich durch ihre Chargirten und Banner vertreten lassen. Auf die Zeit des eidgenössischen Sängersestes von 1892 ist in Baselstadt auch eine canto nale GcwerbeauSstellnng geplant. 112 In Gens der frühere Director der dortigen Sternwarte, Oberst Gantier. s Im Kreuzspitale von Chur, dessen früherer ärztlicher Leiter Dr. med. I. Hemmi von Churwaldeii, ein hervorra gender schweizerischer Chirurg. -f- In Turio Dr. Peter Avanzini. - Das Or- des eidgen. Schützen festes in Frauenseld hat nach Abschrei bung einer Ehrengabe von 5000 Fr. sür das nächste eidgen. Schützenfest und verschiedener Reserven den Reingewinn des Schützenfestes von 1890 auf 77,302 gr. angesetzt. Altdorf verzichtet zu Gunsten von Glarus auf das nächste eidgen. Schützenfest. Ein kantonales Musikfest wird im Monat Mai in St. Maurice stattfinden. s- In Sitten Obergerichtspräsident Barlatey, alt Nationalrath, Eigenthümer der Bäder von Morgins. 112 In Zürich Frau Alberline Hegar-Volkart, die Gattin des Züricher Kapellmeisters Friedrich Hegar. Sie war eine in Züricher Musiklreisen sehr geschätzte Sängerin. 112 In Enge Dr. Bertschinger, ehe mals Präsident der Quaicommission, in Winterthur der Lehrer der Chemie am Technikum Prof. Wolff. Oesterr: i ch. Der Fürsterzbifchof in Wien er nannte an Stelle des DoinbaumelsterS Schmidt den Architekten Herrmann zum Baumeister von St. Stefan, -j- Magi stratsdirektor Alois Bittmann. Auf dem Centralfriedhof erschoß sich der Lersicheruugskassier Ant. Jacksch, zu Oschitz in Böhmen geboren, von welchem kürzlich berichtet wurde, daß er seiner Gesellschaft 500 fl. veruntreut habe. Aus unbekanntem Motiv hat sich in Wollersdorf der Pension irte Hauptmann Biehal erhängt, nachdem er angeblich zuvor Gift genommen. 112 In Brünn der langjährige Reichsraths-Abgeord nete Franz Skopolik. Gefänglich in Klagensurt eingeliefert wurde der in Bregenz verhaftete, gewesene Kassier des Kärntnerischen Landes-ZahlamteS, Heinrich Kneß. Derselbe war seit dem Oktober v. I. verschwunden, nachdem er einen Betrag von 1750 fl. K 4 kr. de fraudirt hatte. Der in Leibnitz ver storbene Advokat Dr. Valentin Meiche nitsch testirte sein Gesammtvermögen von 40,000 fl. dem deutschen Schul vereine. Der Geschäftitheilhaber des Sensenwerkes in Mondsee, Edler v. Weitenhiller, welcher von der dorti gen Sparkasse auf 47 Wechfelsaisificate 47,000 fl. erhielt und am 20. Februar von einer angeblichen Reise nach Wien zurückkehren sollte, ist flüchtig und dürfte sich nach Amerika gewendet hab». Die znr Erforschung dei Tiefs« im östlichen Mittelmeere von dei österreichischen Akademie der Wissen schaften in Wien ausgesendete Expedi lion hat sehr werthvolle Ergebnisse er ielt. Im Ganzen worden an 7Z Punkten Untersuchungen über Tiefe und Beschaffenheit des Meeres und das or ganische Leben in demselben angestellt Die größte Tiefe fand sich zu 3700 Me ter nahe der großen Senke, welche zwi schen Molla und Cerigo vorhanden ist. Eine tiefe Rinne von 3500 bis 4000 Metern in nordsüdlicher Richtung unt der Abfall der Tiefe ist an der griechi schen Küste steiler, als an den Gestaden oon Italien und der Insel Sicilie». -Untersuchungen über das Eindringen des LichleS in die Meerestiese ergaben, daß nach der afrikanischen Küste das Wasser am durchsichtigste» ist. Torl tonnte zur Mittagszeit eine weiße Me tallscheibe noch in einer Tiese von 45 Metern unter dem Seespiegel erkannt werden. Lichlempsindliche Platten wur den an zahlreichen Punkten versenk», und es fand sich, daß an einem Ort« 200 Seemeilen nördlich von Ben Ghazi noch in 500 Meter Tiese Spuren von Helligkeit vorhanden sind, welche genü gen, um jene Platten zu schwärzen. Der Sauerstoffgehalt deZ Wassers ist in den größten Tiefen merklich dei gleiche,wie ander Oberfläche, und eben so ist der Ammoniakgehalt oben und unten derselbe, nur unmittelbar am Meeresboden sind beträchtlichere Men gen von Ammoniak vorhanden. Die Tiefsee-Region des östlichen Mittelmecrs 3000 Mete» Tiefe lieferte ga/ kein« Thiere, dagegen befanden sich in 2000 Meter Tiefe kleine blätterartige Algen, die wahrscheinlich übereinstimmen mit den in der nämlichen Tiefe im Atlanti schen Ocean von der Planton-Expedi »ron aufgefundenen. In Dijon fand am 27. Februar eine Gerichtssitzung unter seht erschwerenden Umständen statt. Als der Präsident die Sitzung eröffnet und der Staatsanwalt die Anklageschrist ver lesen hatte, bemerkte man mit Schrecke», daß der Angeklagte sehlle. Natür lich konnte er nur aus dem Gerichts saale selbst entflohen sein. Aber bald stellte sich heraus, daß er noch gar nicht aus seiner Zelle vorgeführt worden war, weil man die Gesängnißschlüssel nicht hatte finden können. Sie waren nämlich mit dem Gefangenenwärter ei» wenig spazieren gegangen, und der ganze Gerichtshof fammt den Geschwo renen machte sich auf den Weg, um den pflichtgetreuen Beamten einzufaugeu. Nach Verlauf einer Stunde brachte man ihn in sehr seligem Zustande zur Stelle, und niln hätte die Verhandlung begin nen können, wen» nicht mittlerweile ein anderes Unglück passirt wäre. Herr Bonneviot, der erste Schreiber, hatte die Abwesenheit der Herren Richter be nutzt, um ganz gegen das Dienstregle ment ei» Bein zu brechen. Er hatte seinem Substitut Herrn Badot einige interessante Turnkunststückezeigen wollen und war dabei von dem Tisch in die Zuschauer - Tribüne gefallen. Herr Bordot nahm den gefallenen Vorgesetz ten auf den Rücken und trüg ihn nach Hause, und als der Gerichtslos wieder kehrte und auch der Angeklagte sich nach dem Beginne deS feierlichen Actes sehnte, war kein Protokollführer aus zutreiben. In dieser Noth wandte man sich an Herrn Tetu, Gerichtsschrei ber a. D., der längst seine Pension in Ruhe verzehrte und nicht mehr daran gedacht hatte, eine Rolle zu spielen. Man riß ihn jedoch aus seiner wohlver dienten Ruhe, nahm ihm einen JnterimS- Eid ab, und nur seiner Pflichttreue war eS zu danken, daß der Angeklagte doch endlich zu drei Jahren Gefängniß ver urtheilt werden konnte. Ein interessanter Pro zeß, welcher die Frage der weltlichen Macht des Papstes zur Sprache bringt, ist gegenwärtig bei dem CivilgerichtShose von Montdidier anhängig: es handelt sich hierbei um die Annullirung des Testaments der Marquise de Plejsis- Belliere. Diese im vorigen Sommer verstorbene Dame setzte nämlich Papst Leo XIII. zum Universalerben ihrrs auf mehrere Millionen geschätzten Per mögens ein. Die natürlichen Erbe», welche sich in solcher Weise enterbt sahen, strengten einen Proceß aus An nnllirilng des Testaments an. Die klagesührende Partei sucht aus dem Wortlaute des Testaments den Beweis zu erbringen, dag die Marquise nichl Papst Leo Xlll. persönlich, sonder» dem Papste in seiner Eigenschaft als Souverän und als Oberhaupt der ka tholischen Kirche ein Legat zuwenden wollte. Ist nun der Papst ein Sou verän ini weltlichen Sinne, eine Welt liche Macht ausübend, somit sähig. Immobilien in Frankreich zu besitzen? Ueber diese interessanten Punkle des civilen und internationalen Rechtes wird, wie erwähnt, der Eivilgerichishos von Montdidier zu entscheiden haben. Die ganzen Schrecknisse einer nächtlichen Fahrt über die Eis decke des frischen Haffes zur Zeit des Ausbrechens des Eises lernte» zwei Fischer vom Strande kürzlich kennen. Nachdem sie in Elbing zum Wochen markt gewesen waren, wagte» sie noch spät Abends von Frauenbnrz aus mit ihrem Schlitten die Fahrt über das Haff. Plötzlich entstanden niit donner khnlichem Getöse hinter ihnen zwei mächtige Spalten. Mit Entsetzen ge wahrten sie zugleich, daß sich auch kurz vor ihnen ei» langer, unübersahrbarer Spalt ausdehnte. Ringsum eingeschlos sen,- verlebten sie eine fürchterliche halbe Stunde. Dann erst wurden ihre Hilfe rufe von der noch etwa 70V Schritt entfernten Nehrung vernommen und ihnen Hilfe gebracht. Kaum waren sie mit Hilse von Stangen »nd Brettern glücklich über den Spalt geschafft und ans Land gekommen, als der orkanar tige Sturm losbrach und die Eisdecke überall zum Zerbersten brachte. Sicher lich hätte ihnen dieser Sturm, wenn er fie noch aus dem Haff «eilt hätte, da, Untergang gebracht. 7 «et»,»fchte LtedeSahnung. ES war gewiß keine gute Göttin ge wesen, die bei der Wiege FipsenS ge standen hatte. Von dem Augenblicke an, wo er daZ Licht der Welt erblickt, war das Un zlück nicht von seinen Sohlen , gewichen. FipsenS Vater, der seinen Soh» schon, als er laufen lernte, nur de» Pechvogel nannte, hätte ihn nicht tref fender bezeichnen können. Daß Fips fchon als Junge kopfüber in den Brunnen stürzte, als er einen bereits hineingefallenen Kameraden zu Hilfe eilen wollte, wäre weitee nicht» Außergewöhnliches gewesen. Daß er aber nachträglich für seine edle Absicht nur eine ordentliche Tracht Prügel ern tete, das konnte ihm eben nur passiren. Durch Fipsens gaikzes Jugendleben zoz sich überhaupt nur ein Faden des Un glücks. In der Klasse war er zwar der Fleißigste, aber auch stets der Letzte, und wenn er am Monatsschluß seil» Zeugniß heimbrachte, so wimmelte e» nur von schlechten Noten, und für jed« schlechte Note gab'S einen Striemen.auss Fipsens Rücken. So verfloß seine unglückliche Jugend und fast schien es, als er der Schulbant Valet sagte, daß ein glücklicher Stern sür ihn ausgehen wollte. Fips wurde Advokatenschreiber. Zwar hungerte er jetzt mehr, als er je in seinem Lebe« gehungert, denn das goldene Zeitalter der Oblaten war längst verflossen. Aber er hungerte sich doch ehrlich unl» rechtschaffen durch, ohne daß ihm da» Schicksal gerade besondere Streich» spielte. Und dann kam auch der Lichtblick in Fipsens Leben. Ein Jahr nach dem andern war in der' seligen Advokatenzeit 'verstrichen, Fipsens äußerer Mensch hatie sich, dem kargen Salair entsprechend, auf ein Mi nimum reducirt, da wechselte er an einem schönen Ersten im, Monat sein Quartier. Als er sein erstes Mittags mahl einnahm, da blickte er anfangs be stürzt und dann erstaunt aus die vor ihm stehenden Teller. Hatte sich die junge Wittwe, seine neue Wirthin, ge irrt? Vierzig Mark monatlich und dabei all' dieses Fleisch. Fips mußte sich erst die Augen, rei ben, ehe er an das Außergewöhnliche glauben konnte. Aber das Wunder blieb und es blieb auch den zweiten und dritten Tag und bereits begann sich FipsenS Bäuchlein behaglich zu runden, da machte er di« große Entdeckung. Gerade hatte er an dem Mittag mit hängen und Würgen den letzten Bissen In sich hineingezwängt, da glückte eZ ihm, von der just vorühereilendcn Wir lhin einen Blick aufzufangen und dieser Blick sagte ihm Alles. Wo hatte er iuch seine Augen gehabt und seine Ge danken! War's denn anders möglich llnter ihnen: fie. die junge Wittwe und ?r doch auch gerade kein übler Kerl. Fips strich sich zum ersten Mal in seinem Leben den buschige» Schnurrbart oor dem Spiegel und dann begann er Lustschlösser zck bauen. Es war kein Wunder, daß ihn sein Principal meh rere Male ernstlich, rügen mußte an die sem Nachmittage; die ihm über die gro ßen Fleischstücke aufgegangene Erkennt niß hatte Fips ganz der Außenwelt entrückt. Drei Tage des Sonnenscheins ver« flössen noch, da fühlte sich ein Freund »nd College Fipsens einst bemüßigt, diesen in seiner Behausung aufzusuchen. Wieder wollte Fips fein letztes Früh, stück würgen, da zischelte ihm der An dere etwas ins Ohr. Und jedes Wort, das er ihm zn lischelte, fiel wie ein glühender Tropfen >n FipsenS Seele. Als er wenige Mi nuten später mit dem Freunde sei« Quartier verließ, da ließ er traurig und loohlverpackt den kleinen Fleischest in seine Tasche gleiten, und als er noch nne Stunde später mit Jenem aus dem dunklen Laden eines geheimnißvollen Metzgers trat, da war jede Illusion »on seinem Gesicht verschwunden. Die großen Stücke aus den Tellern varen nicht aufkeimende Liebt, sie waren lur Pferdefleisch gewesen. Lebensweisheit. Wenn längst der Sommer ist vorbei. Entblättert sind die Rosen, Da blühen noch in Feld und Flur Die späten Herbstzeitlosen. Auch wenn der Herbst des Lebens dc>> Und hin sind Schönheit und Jugend, Dann blüht beim Manne die Moral Und bei der Frau die Tugend. Ehrendes Vertrauen. Schutzmann: Da ist ein Dienstmädchen dei uns verklagt worden, und wir möch :en uns bei Ihnen nach ihrem Charakter erkundigen. Gnädige: Ja, wie kau« ich den Charakter irgend eines Dienst mädchens kennen? Schutzmann: Nun, sie werden schon bei Ihnen sind »och fast alle Dienstmädchen schou ge wesen. Militari«. Hauptmann (zum Reservelieutcnant): Bitte, Herr Lieute nant, heute Nachmittag- von 3—4 über nehmen Sie es wohl, die Lehrereompag iiie zu schimpfen.—Lieutenant: Donner ivetter, Unteroffizier, wie geh'n Sie mit den Kerls um! Sie schimpfen ja gar aicht, Sie ungebildeter Mensch! S>« werden mir heute nach dem Exerziere« eine Stunde nachschimpfen. Kühne Vermuthung. Tante: Also der Wolf holte schon die Großmutter und das Rothkäppche» ver schluckt, und als der Jäger kam, nun—> va Karl: Da verschluckte der Wolf ihn auch. Tante: Ei, wie klug du bist, und waS sollten nun woh? alle drei ini Magen des WolseS thun? Karl: was sollen sie thun? —Skat werden sie gespielt haben. Dem Geizigen fehlt so wohl das, was er besitzt, als auch das, WaS er nicht besitzt.
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