v Im letzt«« «««««»»». Am letzten Tage deS JahreS 1881 saßen in einem Bureau im Geschäfts theil New Aork'S zwei Männer, welche, obgleich äußerlich ganz verschieden, doch seit mehreren Jahren einträchtig und erfolgreich zusammen gearbeitet hatten. Die beiden Theilhaber der Firma Ken nedy <! Frühauf ergänzten sich in selte ner Weise in ihren Charakteren. Ken nedu, ein Canadier schottischer Abstam mung, war groß und schlank, fast hager, »nd von der seinen Slammesgenossen eigenthümlichen, geschmeidigen Beweg lichkeit. In seinem Benehmen geradezu! und derb, oft ungehobelt, war er doch «ou Herzen gutmüthig; treu und ehr lich wie Gold, hielt er jeden seiner Mit menschen für eben so ehrlich, glaubt« allen Betheuruugen, lieh jedem Bitten den tri» Geld und war mit Leichtigkeit zu hintergehe». Hatte er aber einmal die Ueberzeugung gewonnen, daß man ihn betrügen wolle, dann verwandelte sich das weiche Herz in Stein; er ruhte nicht, Ins er den Schuldigen ersaßt hatte und sein ,'!or» kannte weder Rücksicht noch Erbarmen. Sein Kompagnon, Heinrich Frühauf, war ein Deutscher, der in früher Jugend nach Amerik., ge kommen war uud sich von Lausburschen zur Selbstständigkeit emporgeschwungen hatte. Untersetzt, mit massivem Kopf und klaren blauen Augen, bot er den Anblick des Mannes, der erst sorgfältig überlegt, ehe e, wagt, der alle Umstände in Berechnung zieht und im geeigneten Augenblick mit Entschiedenheit und Schärfe handelt. Gutherzig und ge «nüthvoll, war bei Frühaus doch leine Gefahr vorhanden, daß schöne Wort« sein besseres Urtheil trüben könnten. Kennedy Frühaus hatten etwa drei Jahre vor dem Sylvester, an dem wir sie in ihrem Büreau belausche», aus den Trümmern eines zusammengebrochenen Geschäfts, in welchem sie angestellt ge wesen waren, ein neues Geschäft auszu bauen begonnen und angestrengte Ar beit hatte cS den'kühnen möglich ge macht, vorwärts zu kommen. Sie hatten rl'?n ihren Jahresschluß vollendet und niit GeiiiigthllUiig gesehen, daß derselbe zum ersten Male einen Ueberschuß zeigte, ohne daß allerlei schlechte und zweifelhafte Posten, der Werth der Comptoir-Möbeln, Briefmarken u. f. ». auf der Creditseite ausgeführt wurden. Die Bücher zeigten namhafte Bestellun gen, das Haus halte sich einen weiten Kreis guter Kunden erworben kurz, Kennedy k Frühauf hatten sich eine seste, sichere Grundlage geschaffen und durften der Zukunft froh jn's Aug« blicken. So saßen denn die Beiden vor dem bellen, laut prasselnden Kaminseuer, rauchte» zur Feier des TageS ein paar gute Cigarre» und sprachen über »hre Lage und die Zukunft. „Glück aus, Freund," rief der lange Kennedy, der den Stuhl weit nach hin ten übergelehnt, die Beine aus dem Schreibtisch, den Rauch in dichten Wol ken von sich blies. „Glück auf! Die. Schlacht ist gewonnen, unsere Verbind lichkeiten sind gedeckt, ein Ueberschuß von tRWO uud Bestellungen für über Vio.OOl) in unseren Büchern. Wir sind dicke durch!" Nachdenklich klopfte Frühaus die Asch« von seiner Cigarre und erwiderte: ,Ja, JameS, eS sieht sich hübsch an. Wenn »vir nur den Wechsel über KSVOO wieder hätten, de» wir Sheldon ä: Crawsord gegeben haben. Er macht mir Sorge." „Was," rief der Canadier, sprang aus, stellte sich vor den Partner und lachte, daß die Wände dröhnten, dar über mache» Sie sich Sorgen? Wegen meines alten Freundes Sheldon? Das ist, weiß Gott, komisch. Sheldon, die treuefte. ehrlichste Haut von der Welt! Wenn da Gefahr drohte, so hätte er es «HS schon lange gesagt. Wie hätten wir denn alle die großen Bestellungen ausführen können, wenn wir nicht Sheldon 6 Crawford den Wechsel ge geben hätten, den sie diseontiren konn leii, uni sich sür das baare Geld Mate rial und Maschinen zu kausen. Mein Freund, da» Stück Papier bat uns icho» mehr Geld eingebracht als daraus steht." „Das ist Alles ganz richtig," entgeg nete Frühaus, „aber, lieber James, zu nächst gaben >v>r Sheldon den Wechsel, also unsere Verpflichtung sür 85000, aus drei Monate. Nun hat er ihn schon zweimal prolongirt nnd immer noch nicht den Betrag reducirt, wie er ver sprochen. Da»» ist er in der leHtea Zeit immer knapp und bittet um Be zahlung, ehe seine Rechnungen fällig werden, was nicht auf große Prosperi tät schließe» läßt —und schließlich, mein guter Freund, wäre eS nicht das erste Mal, das, Sie sich in Ihren Freunden getäuscht hätten." „Na. nun ist's genug," brüllte de» Riese. „Sie sollen mir das neue Jahr uicht verderben. Sheldon mich täu schen! Donnerwetter, gerade so gut würde ich glauben, ich hätte ein Stück spanisches Rohr im Munde, statt einer »mportirte» Havana. Ich gehe nach Hause zu meiner Frau, machen Sie, daß Sie nach Ihrem Club kommen und teim S>! v st«. Punch die trübe» Ge danken lr-s werden. Gute Nacht, alter Freund, uud jröhliches Neujahr!" Fort war er. Frühaus schloß den Geldschrank z» „nd folgte dem Rath seines Theilhabers mit ausgezeichnetem Erfolge. » * Die nächsten Tage brachten einen der heiligste» Nordweststürme, den New K)ork erlebt hatte. Bon Manitoba bis Florida siel das Thermometer in einer Nacht über zwanzig Grad, ungeheure Schneeinasse» deckten den Continent von den Felsengebirgen bis zum atlantischen Ocean mit einer weißen Schicht, die ollem Verkehr ein jähes Ende machte. Die Natur hatte wieder einmal dem Menschen gezeigt, wie ohnmächtig er ihrer Gewalt gegenüber ist und in einer Nacht alle Errungenschaften der Civil»' sation auf Wochen hinaus brachgelegt. Erst nach mehreren Tagen war der Post und Telegraphenverkehr nothdürstig wieder hergestellt, aber lange. Zeit ver ging, ehe Waarensendungen aus dem Inland in New Dork eintrafen. Als die ersten Güter für Kennedy <k Früh auf anlangten, begab sich der Canadier selbst nach dem Bahnhof, um für ihre sofortige Ueberführung nach dem Dam pfer Sorge zu tragen. Frühauf saß allein im Büreau, mit seiner Korrespon denz beschäftigt, als die Thür sich öff nete und eine Gestalt eintrat, die den eifrig Arbeitenden unwillkürlich zum Lachen reizte. In mächtigen Pelzstie feln steckten die Füße, den Körper be deckte ein Mantel aus Bärenfell, das Gesicht war ganz von einem rothwolle nen Shawl umhüllt und eine Mütze von Ottersell, bis über die Ohren hinabge zogen, vervollständigte das Costüm. Erst als die Erscheinung einen verdicken Pelzhandschuhe ausgezogen und die Mütze abgenommen hatte, erkannteFrüh auf —seinen Freund Sheldon. Das Herz des Kaufmanns, ein Un glück ahnend, krampst« sich bei dem An blick deS ManneS in der Brust zusam men. „Sheldon", ries er ausspringend, „was sührt Sie in diesem Wetter nach New York? „Geschäfte", antwortete der Ange redete leise »nd sank, nachdem er sich seiner Hüllen entledigt hatte, schwer in einen Stuhl. „Geschäfte?" rief aufgeregt Frühauf und packte seinen Besucher bei den Schultern. „Geschäfte? WaS für Ge schäfte ? Mann, reden Sie doch!" Sheldon schlug die Augen nieder und flüsterte leise: „Ich bin bankerott!" „Bankerott! Mein Gott, dann sind wir'S auch," schrie der Deutsche und fiel in seinen Stuhl zurück. „Wer ist bankerott?" brüllte in die sem Augenblick der lange Kennedy, der die letzten Worte gehört hatte, als er eben zur Thüre hereintrat. Stumm wies Frühauf aus Sbeldon, der mit halbgeschlossenen Augen dasaß. Endlich ermannte er sich und sprach: „Ich bin hierher gekommen, um Euch zu retten." Dann erzählte er, ohne aus die ungläubigen Blicke seiner Zuhö rer zu achten, wie eS seit Jahren mit ihm abwärts gegangen war. Seine Frau, die Tochter reicher Eltern, ver langte größeren Luxus, als er ihr mit seinen Mitteln bieten konnte Die Schwiegereltern, die nur unwil lig zu der Ehe ihre Zustimmung gege ben hatten, wollten sich nicht zu einer Unterstützung verstehen. Da mußten die großen Summen, welche der Haus halt erheischte, aus dem Geschäft genom men werden. Dann kam die alte Ge schichte: Sheldon versuchte, den Aus fall durch Speculationeu zu decken, die fehlschlugen und das Ende nur un, so schneller Herbeiführren. „Jetzt," schloß er seine Erzählung, „habe ich nur eine Pflicht zu erfüllen: Euch Eure KSVOO zu retten." „Wie wollen Sie das thun?" fragt« Frühauf, der sich inzwischen beruhigt und seine kühle Ueberleguug wieder ge wonnen hatte. „Ganz einfach," entgegnete Sheldon. „Mein Haupt-Gläubiger ist die Erste Nationalbank in Silverdale, die eine Hypothek von ILO,OOO auf meiner Fab rik hat. Da die Bankbeamte» aber recht gut wußten, daß mein Kredit so fort gänzlich ruinirt sei» würde, sobald es bekannt würde, daß mein Eigenthum so hoch belastet war. so haben sie das Instrument nicht eintrage» lassen. Die Bank wollte sich sichern, gleichzeitig aber mir Gelegenheit geben, meinen Kredit nach anderen Richtungen auszunützen, da dabei ja nur Andere verliere» kon»- teu. In diesem Umstände liegt unsere Rettung. Ich bin hierhergekommen, um Euch meine Fabrik zu verlausen, dann verliert Ihr nichts, ich führe das Geschäft fort als Euer Verwalter und die Bank hat das Nachsehen." „Und was soll die Fabrik kosten", wars Kennedy ein, „ist es recht, die Bant zu hintergehen?" Sheldon fuhr fort: „Ich verkauf« Euch die Geschichte sür den Betrag Eures Wechsels, Psot)<l, natürlich unter der Bedingung, daß ich sie zurückkaufen kann, wenn ich die Mittel habe. Was die Bank anbetrifft, so brauchen wir uns keine Gewissensbisse z» machen. Die Leute habe» mich ruinirt, habe» mir Wucherzinsen sür jeden Vorschuß abge nommen und mich ausgepreßt wie eine Citrone, fo lange noch ein Dollar aus mir herauszupressen war. Der Bank- Präsident, mein Herr Schwiegervater, war der Schlimmste und ich würde mich von Herzen freuen, wenn ich ihm die Fabrik aus den Händen reißen könnte, die er schon als sein Eigenthum be trachtet. Der Vorschlag wurde »ach allen Sei ten hin erwogen. Kennedy hielt ihn für vorzüglich »nd wollte fofort ein schlagen; Frühaus hegte Zweifel. Die Sache schien ihn» fraglich; abgesehen davon, ob ein Verkauf unter den obwal tenden Umstände» rechtskräftig sein würde, war er der Meinung, daß die Hypothek trotz eines Eigenthumswech sels in Kraft bleiben und also aus die vorgeschlagene Weise nichts gewonnen werden könnte. Nach vielem Hin- und Herreden entschloß man sich, eine» Rechtsanwalt aufzusuchen, der nach sorg fältiger Erwägung dringend davon ab rieth, aus Sheldon's Vorschlag einzu gehen. Wenn der Verkauf auch wirk lich zu Recht bestehen würde, so sei mit der Hypothek dasselbe der Fall;ih, Werth werde durch den Verkauf nicht im Geringsten beeinträchtigt. Außer dem würde der Transaktion immer ein Odium anhaften, das eine junge Firma um jeden Preis vermeiden müsse. „Gibt es denn kein Mittel, unsere t5OOO zu rette» ?" fragte Frühauf, zit ternd bei dem Gedanken, daß diese sür die junge Firma so große Summe un rettbar verloren sein könnte. Der Rechtsanwalt erwiderte bedäch tig: „Es gibt vielleicht ein Mittel. Wenn, Herr Sheldon Ihnen eine Hypo thek für den Betrag Ihres Guthaben» gibt und «S Ihnen gelingt, das Instru ment registriren zu lassen, ehe die For derung der Bank eingetragen ist, so haben Sie natürlich das Vorrecht." „DaS muß sofort geschehen: lassen Sie uuverzüglich die Urkunde aufsetzen," rief Frühaus. Davon wollte Sheldon aber nichts wissen. Er machte Ausflüchte und es war den Zuhörern bald klar, daß er feinen Vorschlag nur gemacht hatte. Iveil er durch denselben etwas für sich selbst zn retten hoffte Jetzt, da dies unmöglich schien, reifte langsam der Gedanke in ihm, schließlich doch noch einen Vergleich mit der Bank zu ver suchen. Glücklicherweise dämmerte eS auch in Kennedys Kopf bald, daß fein grter, treuer, ehrlicher Freund Sheldon nicht in uneigennütziger Weise nach New Aork gekommen war. sondern nur, weil er keinen Ausweg sür sich sah, ohne die Unterstützung der New Aorker Firma. Der Hinterwäldler überhäufte feinen Freund in einer Weise mit wenig schmeichelhaften Bezeichnungen und Drohungen, daß Sheldon schließlich, als Kennedy die Absicht aussprach, handgreiflich zu werden, aus reiner Angst klein beigab und das Documeut unterzeichnete ja, er erbot sich auch, dasselbe selbst mit nach Silverdale zu nehmen und dort eintragen zu lassen. Die prompte Besorgung war aber von zu großer Wichtigkeit und der vorsichtige Frühaus, dessen Mißtraue» gegen den Fabrikanten »och nicht ganz geschwunden war, entschloß sich, selbst die allerdings unter den Umständen etwas unange nehme Reise zu unternehmen. An demselben Abend fuhr der junge Kaufmann mit dem Nachtzug nach dem im westlichen Theile New Aorks gelege nen Städtchen Silverdale, wo er am nächsten Tage gegen ein Uhr Nachmit tags eintreffen follte- War die Reife schon an und für sich in Folge der star ken Kälte nichts wemger als gemüthlich, so wurde sie dadurch für den Reisenden zum Marterpsade, daß der Zug von Station zu Stati-on hinter der fahr planmäßigen Zeit zurückblieb und recht zeitiges Eintreffen in Silverdale mit jeder Stunde unwahrscheinlicher wurde. Eine Verspätung von zwei Stunden be deutete aber den Verlust eines TageS, denn um drei Uhr wurde das Bureau des Regiflrars geschlossen. Was Früh auf gefürchtet, trat ein. In Jron City, wo er umsteigen mußte, um auf einer Zweigbahn nach Silverdale zu fahren, traf der Zug fast eine Stunde zu spät ein; er hatte den Anschluß verfehlt und die Passagiere mußten auf de» nächsten Zug warten, der um halb drei Uhr ab ging und zehn Minuten vor drei Uhr in Silverdale fällig war. Es war nm die Mittagszeit und der Kaufmann hatte es sich nach dem Genuß einiger Butterbrode uud einer Tasse Kaffee mit Hilfe seiner Reisedecke be quem gemacht, unfeine kleine Siesta zu halten, als sein Ohr auf den in einem Bretterverschläge in der Ecke des Warte saales arbeitenden Telegraphen aus inerkfam wunde. FrübaufS Partner Kennedy war ein leidenschaftlicher Tele graphist und hatte in dem kleinen Nest in New Jersey, in dem er wohnte, eine Gesellschaft gegründet, deren Mitglieder ihre Häuser mit Drähten verbunden hatten und sich jeden Abend vermittelst des Telegraphen zu unterhalten pfleg te». Während des Sommers, den der Deutsche im Hause des Theilhabers zu verleben gewöhnt war, hatte man anch ihn zum Erlernen des Telegraphirens »epreßt »nd er war soweit gelangt, das Morse Alphabet ziemlich geläufig zu gebrauchen und nach den. Gehör De peschen zu übersetzen, wenn nicht zu schnell gearbeitet wurde. Oft hatte er sich mit Kennedy ver ständigt, wenn ein Käufer im Bureau anwesend war, indem sie sich durch Klopsen mit dem Bleistift auf der Schreibtischplatte gegenseitig Winke tele graphirten, ohne daß der Uneingeweihte etwas Außergewöhnliches bemerkte. Jetzt in dem einsamen Wartesaal, in dem außer dem Knistern des Feuert kein Laut hörbar war, unterbrach der Telegraph die angenehme Stille in recht ungemüthlicher Weise und Früh auf mußte seinem Ticken lauschen, ohne es zu wollen. Das junge Mädchen a» dem Instrument war augenscheinlich eine Ansängerin und erhielt, wie das in solchen Fällen üblich, ihre Depeschen vom anderen Ende sehr langsam ; es wurde unserem Freunde daher leicht, dieselben zu übersetzen. Nachdem er schon einige Gratulationen zu Gebur ten, Nachrichte» von glücklicher Ankunft u. s. w. gelauscht hatte, war er doch noch im Begriff, in emen leichten Schlummer zu verfallen, als er plötz lich überrascht aufsprang, denn die De pesche, die er da hörte, war sür ihn von höchster Wichtigkeit und erforderte rasches Handeln. Sie lautete folgen dermaßen: „Rechtsanwalt James R. Maigne, Jron City Hotel, Jron City. Lassen Sie sofort uusere Hypothek auf Shel don 6 Crawsords Fabrik eintragen. Größte Eile nöthig. Erste Nationalbank von Silverdale." Hier stand Alles aus dem Spiel. Frühaus war sich bewußt, daß er die sem Herrn Maigue um jeden Preis zu vorkomme» mußte. Mit drei Schrit teil stand er vor dem Fenster der Tele graphistin unt» sragte: „Der nächste Zug nach Silverdale geht um nicht wahr?" „Ja," war die Antwort. „Wie groß ist die Entfernung ?" „Acht Meilen." „Kann man einen Schlitten bekomm men?" „Vielleicht im Jron City Hotel." „Danke." Fort war er. Sein Entschluß war gesaßt. Wenn er die Eisenbahn be nutzte, traf er erst wenige Minuten vor drei in Silverdale ein. Es war jetzt ein Uhr mit einem Schlitten und gutem Gespann konnte er lange vor dem Zuge an Ort und Stelle sein. Im Hotel fand er, was er suchte, lieh sich von dem Kutscher in Decken versacken und war eben im Begriff, ihm die leg ten Instructionen zu geben, als ec hin ter sich rufen hörte uud den Wirth in Begleitung eines kleinen, beleibten Herrn mit grauem Backenbart, eine Reisetasche in der Hand, aus den Schlit ten zueilen sah. Ganz richtig vermu thete der Kaufmann in dem kleinen Herrn den Rechtsanwalt, der auch zeitig nach Silverdale zu gelangen wünschte und rief dem Kutscher zu, loSzusahren. Letzterer versuchte, seinem Fahrgast klar zu machen, daß er Gesellschaft haben und einen Theil d's FuhrlohnS sparen könne, erhielt aber zur Antwort, daß ihn das nichts angehe und er nicht län ger zögern solle. Verdrießlich befolgte er den Befehl, wurde aber bald ver söhnlicher gestimmt durch das Verspre chen doppelter Bezahlung, falls er Sil verdale mindestens eine Viertelstunde vor dem Eintreffen des NachmittagS zuges erreiche. Die Fahrt war prächtig. Soweit das Auge reichte, deckte der weiße, in der hellen Wintersonne glitzernde Schnee die Landschaft und der leichte Schlitten flog über die glatte Fläche, als ob die kräf tigen Pferde überhaupt keine Last zu ziehen hätten. Schon war etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, als der Kutscher von der Landstraße abbog, um eine Krümmung derselbe» abzuschnei den. Dieser Versuch wurde verhäug nißvoll. Während auf der viel befahre nen Landstraße der Schnee fest und hart war, lag er aus dem Seitenwege lose, der Schlitten gerieth in eine Wehe und stand bald still: die Pserde bis an den Bauch und das Gefährt bis fast zum Sitz im Schnee. Kutfcher und Passa gier mußten aussteigen, und ihren ver einten Kräften gelang es nach Verlust einer kostbaren, sür Frühaus zur Ewig keit werdenden Viertelstunde, Gespann und Schlitten zu befreien. ES blieb nichts übrig, als aus die Hauptstraß« zurückzukehren und durch schnelles Fah ren de» Versuch zu machen, die verlo rene Zeit wieder einzuholen. So sehr der Kutscher aber auch di« Pferde antrieb, eS war fchon zu viel Zeit verloren, und als et: eben mit der Peitsche aus ein hinter dem nächsten Hü gel sichtbar werdendes Gebäude mit den Worten: „Das ist das Gerichtsge bäude von Silverdale!" wies, hört« Krühaus in weiter Ferne das Rolleu de» ZugeS von Jron City, der ohne Zweisel den Advokaten nach dem gemeinschaft lichen Bestimmungsorte brachte. Wie wild hieb der Kutscher auf die Pferde, in rasender Eile jagte der Schlitten da hin, um die kurze Strecke bis Silverdale in den wenigen Minuten zurückziilegen, die noch übrig blieben. Schon waren die ersten Häuser erreicht, der Kaufmann knöpfte feinen Rock auf und nahm da» Hypotheken Instrument aus der Tasche, um keinen Augenblick zu verlieren jetzt bog der Schlitten um die Ecke in die Hauptstraße. Hatte der Kutscher zu schars gewendet oder war eSeiue na türliche Folge der rasenden Geschwin digkeit statt den Pferden zu folgen, schleifte der Schlitten weit iiach>links in der Richtung der Straße weiter, aus der er gekommen war. Frühauf sah die Gefahr und versuchte, aufzusprin gen, um sich Nothfalls durch einen Sprung zu retten, aber ehe er feinen Vorfatz ausführen konnte, flog das leichte Fuhrwerk mit furchtbarer Wucht gegen einen eisernen Laternenpsahl, zer brach in tausend Stücke und der Rei sends wurde im hohen Bogen auf di« Straße gefchleudert. Er fühlte einen heftigen Schlag gegen den Kopf, ver suchte mit Anspannung aller Kräfte noch einmal, sich auszurichten, um zur Aus führung seines Vorhabens nach dem GerichtSgebällde zu laufen machtlos sank er aber zurück, fühlte nur noch, wie eine fremde Hand ihn zu stützen suchte dann schwand sein Bewußtsein. AIS Frühaus wieder erwachte, sand er sich, entkleidet, in einem reinlichen Bett, das von einer spanischen Wand umgeben war. Hinter derselbe» brannte eine Lampe, und aus dem leisen Klirren der Stricknadeln und dem zeitweisen Rauschen eines Kleides schloß der Kranke, daß dort ein weibliches Wesen über ihn wache. Er hüstelte leise und hörte gleich daraus, wie das Strickzeug aus der Hand gelegt wurde. Einen Augenblick fpäter erschien in der Oeff nung deS Schirmes der Kopf einer alten Dame, deren große, braune Augen sich forschend aus den Patienten richteten. Als sie sah, daß er erwacht war, kam sie näher und sragte theilnahinsvoll »ach seinem Befinden. Er dankte, klagte, daß sein Kops ihn schmerze, und wollte wis sen, wo er sei. „Im Hause von guten Freunden/ lautete die Antwort. „Seien Sie un. besorgt und schlafen Sie, bis der böse Kops.chmerz fort ist." „Und meine Hypothek?" fragte dann ängstlich Frühaus, welcher sich jetzt der vergangenen Ereignisse zu erinnern be gann. „Ist in Ordnung. Nun aber still« und geschlasen", gebot mit sanfter Ent schiedenheit die Pflegerin, zwang den Kranken, einen Löffel Medizin zu neh men. strich die Kissen glatt, legte seinen Kops aus die Seite, wie den eines klei nen Kindes, und Frühaus verfiel von Neuem iu tiefen Schlummer. Diesmal störten ihn aber böse Träume er log hilflos in, tiefen Schnee und war bereit, zu sterben: da retteten ihn die braune» Auge» seiner Wärterin. In endlosen Variationen kehrte dieser Traum immer wieder zurück, merkwürdigerweise aber verjüngte sich dabei stets das freundliche lächelnde Antlitz mit den braunen Augen, die grauen Haare nahmen die Farbe der Augen au und Jugendsrischi gesellten sich zn Herzensgüte und Freundlichkeit. Endlich erwachte der Patient wieder, in Schweiß gebadet. Neben dem Lager stand ein Herr mit grauem Backenbart und goldener Brille; er hielt die Hand des Kranken in der seinen und sagte lächelnd: „Nun, jetzt sind wir aus dem richtigen Wege. Dieser Schweiß hat viel gehol fen und bei der guten Pflege w«rd«u wir bald wieder auf den Beinen sein/ Frühauf sragte, wie lange er gelegn und wo er sich befinde. „Fast drei Tage haben Sie hier ge legen," lautete die Antwort. „Sil müssen mit dem Kopf gegen einen St«i>> gesollt» sein und ich fürchtet« sehr, daß eine Gehirnentzündung eintreten werde. Dank.lhrer guten Constitution abe» und der ausopserndeu Pflege Ihre» Wirthe ist die Gefahr nun vorüber, unt sobald Sie sich kräftig genug fühlen, können Sie ausstehen." „In wessen Hans befinde ich mich aber?" „Das," entgegnete der Arzt, „über lasse ich Ihrer Pflegerin, Ihnen zu sa gen." Er verneigte sich bei diesen Worten leicht gegen die alte Dame, die lächelnd zugehört hatte, verabschiedete flkh unt verließ das Zimmer. Die liebenswürdige Pflegerin nahn die Hand des Kranken in die ihre unt sagte: „Jetzt muß ich wohl beichten, um Sil zu beruhigen. Am vorigen Freitag kan meine Tochter Emma ans der Musik stuude und war nicht zelm Schritt vom Hause entfernt, als Sie aus den Schlitten vor ihre Füße flogen. Glück licherweise ist Emma keines der Mäd chen, die sich in solchen Fällen nach den Armen eines Beschützers umsehen, un graziös in Ohnmacht zu fallen; si» sprang vielmehr entschlossen vorivärtj und stützte sie, als Sie sich aufgerichtet halten. Aus den unzusammenhängeudcn Wor ten, welche Sie stammelte», schloß mein« Tochter, daß es von größter Wichtigkeit sei, das Papier, welches Sie in de» Hand hielten, a»s dem Gericht zu depo nixen. Sie ließ Sie sanft zur Erd« gleiten, rief mich herbei, trug mir auf, Sie ins Haus schaffen zulassen und eilt« dann selbst uach dem Gericht und zum Arzt." „Wie soll ich Ihnen »nd Ihrer Toch ter danken", rief der Kranke und ver suchte, einen Kuß aus die Hand dei Dame zu drücken. Sie entzog ihm dieselbe und sagt«! „Wir habe» nur unsere Pflicht gethan. Allerdings scheint es mir, als ob meine Tochter Ihne» unbewußt einen großen Dienst erwiesen hätte." „Du hast also doch geschwatzt, Mama, trotzdem ich es dir verboten hatte," riej in diesem Augenblicke eine frische, hell« Stimme und >in der Oessnung der spa nischen Wand erschien das Bild, dat die Träume des Fiebernden ihm vorge führt hatten, die Tochter der Pflegerin. Bis auf das wellige, braune Haar da» Ebenbild der Mutter, leuchteten ihr« braune» Augen dem Kranken entgegen, wie die Sterne dem einsamen Wanderer in der Wüste, wenn die Nebel sich zer theilen und hätten es seine Kräfte ihn gestattet, da»» wäre Frühaus ausge. sprimge» und ihr zu Füßen gefallen. Sie mochte erkennen, WaS in ihm vor „Kein Wort des Dankes! Ich hab« nur gethan, was meine Pflicht war Uebrigens würde ich mich vielleicht »ich! so beeilt haben, hätte ich gewußt, daß ich Papa damit einen argen Streich spiele» würde." „Ihrem Papa", fragte Frühaus ver leicht.... / „James K. Maigne, zu dienen", siel Emma lachend ein, „Anwalt der Ersten Nationalbank von Silverdale. Seien Sie übrigens unbesorgt, er .ist Ihnen nicht böse und wird eS Ihnen selbji sagen. DieAiifregung derletztenViertelstund, war sür den Patienten zuviel gewesen. Sein armer Kops war noch nicht im Stande, soviele Ucberraschuiigen auszu- Schwäche und nachdem derselbe über wunden war, ging die Besserung mit Riesenschritten vorwärts. Bald konnt« Frühaus sei» Lager verlassen und de» Damen Gesellschaft leisten oder sich mil Herrn Maigne im Schach messen. De» Rechtsanwalt war verständig genug, die Schlappe, die er erlitten, nicht ans die Person des Kaufmannes zu über tragen, sonder» zollte ihm im Gegentheil Anerkennung sür sein entschlossenes Vor gehen. Der Deutsche sühlle sich wohl i» dem gastlichen Hause, er empfand nach lange» Jahren wieder, was eS heißt, heimisch zu sein und schied schließlich mi! schwerem Herzen von den liebenswürdi gen Leute», denen «r so viel zu danken hatte. Obgleich Kennedn und Frühauf'z Hypothek nun volle Willigkeit hatte, ver suchte die Bank doch durch die üblichen gerichtlichen Kniffe ihrem Instrument, welches allerdings eher ausgestellt, abe» später registrirt worden war, das Vor recht zu verschaffen; vielleicht war eS auch nur ihre Absicht, unsere Freunde zu einein Vergleich zu zwingen, indem man ihrem Bestreben, in -den Besitz dei Geldes z» g-langen, alle mögliche Schwierigkeiten in den Weg legte. Als der Zwangsverlaus der Fabrik vor sich gehen sollte, erlangte die Bank einen EinhallSbesehl und erst nach langen Streitigkeiten erlangten die NewAorke» ihr Geld wieder. Während des Prozesses war Frühauf'S Anwesenheit in Silver dale wiederholt nöthig und daß e, jedesmal das HauS seiner Erretter auf suchte, bedarf wohl kaum der Erwäh nung. Kennedy freilich behauptete, daß der Rechtsanwalt die Sache ebenso gut besorgen könne er ivnßte el«n nicht, daß ganz andere Umstände seinen Theil haber nach Silverdale ,zogen und daß di« braunäugige Emma eine Hypothek auj das Herz des blonde» Deutsche» erwor ben hatte. Er erfuhr eS erst, als bei dem letzten Besuch Früaus'S in Silverdale dieser seiner Retterin die innige Liebe gestanden, d>e sein Gemüth ersüllte. Er röthend sank das Mädchen an die Brust des Kaufmanns, während die Eltern den Bund segneten, den sie wohl schon lange geahnt und im Stillen herbeige wünscht hatten. Und als die Rosen blühten, als di, Drosseln sangen und die Fluren im hel len, warmen Schein der Sommersonne erglänzten, da entführte Frühauf,reines Glück und Zufriedenheit im Herzen, sein junges Weib dem Städtchen, in d«S er mit banger Sorge eingezogen war und wo er mit knapper Noth dem geschäftlichen Untergang, wenn nicht dem sicheren Tode, entronnen war. Ratmu«» - An«td»te«. Es gab ivohl kein Gemüth so le sen wir im „Jllustr. Sonntagsbl." das weicher, zarter, empsindsamer ge wesen wäre, als da» Raimunds, deS unglücklichen Dichter». Einen Theil deS JahreS verbrachte er in Gutenstein; hier glaubte das harmlose Dichterherz in der idyllischen Welt zu leben, wohin eS der Sittenverd«rbniß und Entartung der großen Stadt noch nicht vorzudrin gen gelungen war. Die schlichten Bauern, unter denen er sich bewegte, hielt er sür lauter moralisch fleckenlose Geschöpfe: hier, meinte er, müsse das goldene Zeitalter zurückgekehrt sein, und besuchten ihn seine Freunde, so meldete er ihnen, hier sei die Sage von jenem glücklichen Thal, welche das Märchen berichtet, zur Wirklichkeit geworden. Einmal hatte Raimnnd wieder Be such aus Wien: es war dies der Land schaftsmaler Nikolaus Kossler, welchen er hochschätzte. Mit diesem machte er einen Gang in's Freie und konnte, wie gewöhnlich, uicht genug Worte finden, um seine Nachbarn, die Giitensteiner Bauern, mit begeisterten Worten zu rühmen, in blendenden Farben den Ge gensatz auszumalen, den sie zur Ver kommenheit der Städter bildeten. Noch war er im besten Zuge da taumelte de» Lustwandelnden ein betrunkener Bauer laut fluchend entgegen. „WaS der Tausend, Hansl", ries Raimund erblassend nnd entsetzt, „bist Du denn wirklich betrunken?!" Der Bauer konnte sich kaum aus den Füßen halten, stand jedoch dem allgemein verehrten „Stadtherrn" Rede, so gut er konnte. „Gnädiger Herr", stammelte er, „mei' Vater, der alte Hallunk, will mi bei der Theilung von einem Ackerfeld» über vorth'l», aber i geh standapedi zu G'richt uud laß den schlecht'» Spitzbub'» von HauS uud Hos jage»!" Damit taumelte er weiter. Raimund stieß einen Schmer zensschrei aus und stürzte.den ihm nach rufenden Koffler ohn? Antwort lassend, nach Hanse. Dort schloß er sich in sein Zimmer ein und blieb den ganzen Tag, die Nacht und den folgenden Morgen einsam im finstersten Trübsinn. Es war sein schöner Traum,seine echt dichterische Phantasie von der patriarchalischen Sittenreinheit seiner Gntensteiner Bau ern ihm zerstört worden,und nun weint« der Dichter seinen vernichteten Illusio nen nach. Als Raimund anfangs der dreißiger Jahre in Hamburg gastirte, wurde er zu dem bekannten Ärzte Dr. Mayer ge laden. Er vergaß aber die Stunde des Mittagtztifchcs und erschien um eine Stunde zu srüh. Frau und Töchter befanden sich ans der Promenade, Dr. Mayer in seiner Studirstube, wohin Raimund geführt zn werden verlangte. Als ihn der Bediente meldete, rief der Arzt wohl vernehmlich: „Nur einen Augenblick! Ich will vorerst meine vier Leichname bedecken. So, jetzt laß Herrn Raimund eintreten." Raimund hörte die Worte des Doktors, und leichenblaß bei seiner außerordentlichen Scheu vor L«iche» trat er ein. „Was hab' ich ge hört?" stotterte er. „Sie werden mich doch nicht in Ihrem Anatomieziinmer empfangen?!" „Allerdings, so etwa! sollten Sie nicht verschmähen. Will ein Schauspieler getreu die Natur wieder geben, muß er auch Anatomie studiren." —..lch stelle lebendige Menschen dar und keine todten", erwiderte Raimund uud sah sich scheu im Zimmer um.— „Kommen Sie näher", sagte der Dok tor, „Sie müssen nicht so ängstlich sein. Ich habe hier drei Leichname, die ich soeben gekauft habe." „Ge—kaust? Wird denn in Hamburg mit Menschen fleisch gehandelt? Und wie haben Si« «s in's HanS bekommen?"—„Sehr ein fach ; mein Diener hat sie offen hierher getragen. Sie sind sehr schön nnd frisch; ich dächte, Sie nähmen einen davon von mir zum Geschenk an." Raimund war mit einem Satze bei der Thür. „Ich schenke Ihnen diesen hier", sagte der Arzt, hob das Tuch auf und überreichte dem Dichter einen pracht vollen Truthahn. Aus derGemeindefchuke. Lehrerin: „Wer kann mir noch ein rückbezügliches Zeitwort nennen?" Marie: „Sich setzen." Lehrerin: „Gut. Anna, konjugir eS I" Anna: „Ich setze mir, Du setzest - —Lehre rin: „Aber Anna! Wer weiß e» besser?" Kkärchen: „Ich bin so frei und setze mir, Du bist so frei und setzest Dir...." Vor einem Schweizer Gericht stehen Peter als Beklagter und Hans als Zeuge. Gerichtspräsident: „Hans, Ihr heit also g'hört, daß Peter gseit het, nur Richter und Advokate syge alli Spitzbube?" —Hans: .Ja, Herr Präsident, n er het sogar gseit, er Wells schriftlich gä." G.: „Heit er ech» schriftlich la gä?" „Nei, mir hei ihms süst (auch so) glaubt!" Einfacher Ausweg. Prä sident: Habe» Sie Zeugen?— Ange klagter: Ja, meine Frau. Präsident: Die eigene Frau kann nicht Zeuge sein. Angeklagter: Gut, werde ich mich vou ihr scheiden lassen! FrendigeSMißverständ ni ß. —Polizeiwachtmeister: Sie be kommen sür Ihren nächtlichen Straßen unfug zwanzig Mark Strafe. Bumm ler: Mir recht. Her damit! Phrase für einen Sensa tionsroman. Sie hielt gewaltsam ihre Thränen zurück, konnte «S ab«r nicht verhindern, daß einzelne schwer« Tropfen aus ihren Hühneraugen her vormiollen. Ter Zigeuners»«»»«». Zwischen dem österreichischen Erzher zog Joses und den Zigeunern in Un garn bestehen ganj eigenartige, rüh rende Beziehungen. Der Prinz ist, wie bekannt, der größte Kenner ihrer Sprache und ihrer Gewohnheiten, er nimmt sich des arg verleumdeten Stam mes durch Schrift und That an, und die braunen Leute lohnen ihrem Pro tektor durch dankbarste Zuneigung. Der Erzherzog hat während dieses außerge wöhnlich rauhen Winters seine Schütz linge vor grimmer Noth durch beson dere Vorkehrungen bewahrt und die Zigeuner haben dagegen jüngsthin seinen Nüterdirector Libits vor einem schwe ren Unfall behütet. Der schreibge wandte Erzherzog berichtet über den Borgang an das ungarische Blatt Kalo tasseg: „An einem sternenhellen, sehr kalten Abend fuhr mein Güterdirector Libits mit feiner Gattin und feinen zwei kleinen Töchtern auf einem Schlit ten aus meinem Schlosse nach seiner Alcsuther Wohnung; plötzlich fuhr ein angetrunkener Schwabe mit seinein Wa gen so heftig an den Schlitten, daß dessen Stange brach, die Stränge rissen »nd die feurigen Pferde, scheu gewor den, davonsprengten. Zum Glücke hörte der vor seiner Hütte mit seiner Familie beim Feuer lauernde Josks Georg Kolompar di« Hilferufe. Alle, Männer, Weiter, Kin der, liefen herbei nnd es gelang ihnen, die Pferd« zum Stehen zu dringen; dann holten sie von ihrem Wagen «ine Stange und Stränge herbei, brachten den Schlitten in Ordnung und hüllten Sie sriercnden Kinder in Decken. Hier aus brachten sie das Gesährt nach Hause. Der Direktor bewirthete sie reichlich und lud sie ein, in die aus meiner Pußta errichtete Zigennertanya zu übersiedeln, was sie am nächsten Tage thaten. Und von dieser Familie erzählte man vor zwei Jahren, daß sie Jemanden auf der Straße ausgeraubt; sie beklag te» sich damals bei mir wegen dieser Ehreubeleidigung, und ihre Unschuld kam auch zu Tage. Auch dies beweist, daß diese Halbwilden nicht so schlimm sind; man kann auch sie mit guter Be handlung gewinnen und civilisiren. Mir sind sie anhänglich und sie lieben meine Beamten, sie sind auch dankbar. Sie rechnen es mir hoch an, daß ich ia ihrer Sprache mit ihnen verkehre." «rtllpar»«» u«d »a«ernf«l». Die langjährigen Freunde Grillpar zer und Baucrnfeld waren, namentlich in geselliger Beziehung, zwei durchaus verschiedene Naturen. Grillparzer, so -rzählt ein persönlicher Bekannter des Dichters in der „N. Fr. Pr.", ver schanzte sich gewissermaßen in seinem zierten Stock mit den drei Schwestern Fröhlich, Bauernseld hingegen hielt e» Acht lauge zu Hause aus: er mußte täglich vier bis fünf Plauderstündchen halten und sabuliren und raisonniren. Nrillparzer war der abgesagteste Feind oon „Einladungen", Bauernseld wieder waren diese zur Macht der täglichen Newohnheit geworden, nnd wurde «r ausnahmsweise nicht geladen, nun, so lud er sich selber ein. In den vier» Jahren gab es in Wien eine ange sehene Familie v. L., und hier aus liahmsweise war Grillparzer manchmal Sonntag Mittags zu Gast. Er stellte aber immer dieselben Be engungen: Gäste gewiß nicht mehr al» zwei bis drei, Speisestunde ii Uhr, Ge richte nicht mehr als drei bis vier, da runter als k'iooo <l« rssistsaoo ein Wienerisches Rindfleisch. Frau v- L. war eine steinreiche, mäßig geistreiche, stadtkundig sparsame Frau, aber si« war, was Frauen so selten sind, ein« vortreffliche ZuHörerin. Mit «iner wahren Andacht lauschte sie aus Grill-- parzer'S Urtheile und Aussprüche, und wenn der Dichter mit dein scharsblicken >en, bezaubernden Auge, de» Kops stet« -in wenig zur Seit« geneigt, endlich Tr gab nanientlich gern und ausführlich Trlänterungen und Aufklärungen über Sie Entstellung, die Tendenz, di« dra matischen und psychologischen züge seiner Stücke und Charaktere. Der Trzähter erinnert sich einer eigenartigen Vemerknng Grillparzer's über sein« „Sappho". Man sprach davon,«wi» schwierig die Rolle der Melitta für die Darstellerin sei, und Grillparzer ver sicherte, daß er nur eine einzige Schau spielerin gekannt, welche diese „so heike lize Rolle" so gespielt, „wie ich mir -si» gedacht und gewünscht habe", und da» war Madame Korn. „Ich habe mir überhaupt lange und lange überlegt, ob ich diese Melitta nicht ganz aus dyu Spiele lassen soll, aber ich mußte doch dem Phaon etwaS für seinen Schnabel zeben!" —Ein Herr hat einem Kleiderhändler, der mit dem Kahn auf dem See »inschlug, das Leben gerettet. Dieser bedankt sich tausend Mal und sagt zn seinem Lebensretter: „Ich sehe, sie haben bei diesem glücklichen Ereig »iß Ihre Kleider verdorben Darf ich Ihnen bei dieser passenden Gelegen heit meine GeschästSkarte überreichen? .... 10,00tl feinste Sommeranzüge z» t<! Mark!" Im Examen. Professor: Wissen Sie auch, wie das Schloß in jZrag heißt, wo der Fenstersturz stattze iundcn? Schüler: Ich Hab'S, ich sab'S, eS ist mir auf der Zunge. —Pro zessor: Nehmen Sie eine Prise, mein Lieber, das putzt das Gehirn. Schü ler ( schnupft und niest): Hradschin! Nichtig. Eine gute Tochter. Tochter ,ineS Handwerkers (nach Beendigung, hrer Toilette): „Nun adieu, Papa, ich nuß iu's Conservatorinm!" Vater u ,Na, so warte doch «in wenig—ich gehe -in Stück Wegs mit Dir!" Tochter: .Aber, Vater, was fällt Dir «in d«- >enke doch meine Stellunn!"
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