6 Domain«. Was ist d»,s für ein melodisch Niw Sender Name. „Ptomaine?" Er schmei chelt sich förmlich in unser Ohr. Ab«, sein Inhalt birgt Verderben; er deute« aus Verwesung hin. Sobald daS Leben aus den thierischen Organismen ent wichen, sind die Vorbedingungen für die Bildung der Ptomaine gegeben; an der Schwelle in's Jenseits steht die Wiege der genannten Stoffe, die bis in di« jüngste Zeit hinein allen Erken nungsmühsalcn der zergliedernden Che miker und der experimentirenden Phy siologen gespottet haben. Daß Thier leichen „giftig" sin», ist eine seit urdenk lichen Zeilen bekannte Thatsache, die schon durch die Sprache gut beglaubig! «ist. Die Bezeichnung „Leichengift" ist «ine durchaus landläufige. Aber leide, ist mit diesem Worte zu wenig gesagt oder zu viel. Es geht mit diesem Begriff in einer gewissen Hinsicht nicht viel anders, als mit dem der „Lebens kraft". Sie sind beide nicht recht faß bar. Man versuchte daher die Erschei iiungsgruppeii, welche sich als Wirkun gen der Lebenskraft, wie des Leichengifts darstellten, auf bestimmte Ursachen zu, rückzuführen. Dabei stellte eS sich dem, zum Leidwesen sür viele an voreinge nommenen Vorstellungen liebevoll sest ,hängende Gemüther, mit unwiderleg licher Klarheit heraus, daß von eine, jzeheimnißvollen Lebenskraft als solche, gar nicht gesprochen werden kann, weil .sie eben gar nicht vorhanden ist. Genau so steht es um das Leichen, gist. Ein gut charakterisirter und also auch im Wege der chemischen Un tersuchung nachweisbarer Stoff „Lei chengift" existirt überhaupt nicht, ob gleich die Thatsache nicht bestritten werden dars, daß unter Umständen das EinbriUen von Lcichenbestandthcilen mögen dieselben fest, flüssig oder gas förmig sein in einen lebendigen Körper sür diesen mit den äußersten Gefahren verbunden sein kann. Was ist also das giftige Element, das sich in den Leichen bildet, sobald die „Zer setzung", das heißt das von keiner an deren Kraft mehr behinderte Spiel un ter den chemischen Bestandtheilen uu seres Körpers beginnt? Die Verbin dungen in den lebendigen Geweben nnd Flüssigkeiten unseres Körpers gehen, sobald das Leben entschwunden, aus einander, sie zerfallen, sie werden zer setzt, um theils in ihre elementaren Bestandtheile ausgelöst, oder zu neuen Werblndungcn an einander geschlossen z» werden. Eine einsache Erwägung der Verhältnisse muß also schon zu der Annahme führen, daß es sich bei jedem derartigen ZersetzungSvorgange lim die Bildung verschiedenartiger Lei chengifte handeln müßte. Es fehlt zur Bekräftigung solch einer an und sür sich recht wahrscheinlich klingenden Vermu thung nur au der Kleinigkeit, daß man das Vorhandensein solcher verschiedenen Giftstoffe, die während der Zersetzung des absterbenden Organismus sich zwei sellos bilden, auch wirklich nachweise, daS heißt, in dem Sinne nachweise, daß der analysirende Chemiker alsdann di« Gewißheit erlange, den und den Gift stoff vor sich zu haben. An wissenschaftlich klingenden Namer, hat es in dieser Hinsicht nicht gefehlt. Man sing an, von „Septicin" lder Haupttvn bei allen diesen Wortbildun gen liegt ans der letzten Silbe in) zn sprechen, und verstand darunter einen angeblichen „Fänlnißstosf". Mit der neuen Bezeichnung kam man indessen dem Wesen der Sache nicht sonderlich viel näher. Es war nnd blieb lediglich rine Bereicherung deS sachlichen Sprach schätze). Rund heraus gesagt, Hinte, diesen, elegant gebildeten Worte ver steckte sich nur das Bekenntniß der Un wissenheit. Es geht bekanntlich mit vielen Kttiistausdrücke» auf alle» Ge bieten dcr Wissenschast nicht besser. Mau kann sogar mit einer gewissen Be rechtigung den Satz ausstelle», daß die Zierlichkeit jener Wortbildungen in ei nem umgekehrt proportionalen Verhält nisse zu der JnhaltSsülle derselben steht. Dennoch ist oft solch' eine Kunstwort bilduiig nicht ohne Werth. Sehr ost knüpfen sich an solche neue Wortbil duiigcn ganze Vorstellungsgrnppen an. ans denen dann zuweilen Anregungen zu weiteren Forschungen sich ableiten lassen. Indem man sich alsdann in das Studium dieses „FäulnißstoffeS" ver tiefte, beobachtete man, daß bei allen Fäuluißproceffrn, also bei dcn pflanzli chen wie bei den thierischen, gewiss« Stoffe sich bilden, welche in mancher Hinsicht eine Aehnlichkeit mit den soge nannten Pflanzenalkaloiden answcisen. Diese Aehnlichkeiten waren in einzelnen Fällen fo groß, daß die iintcrsnchenden Chemiker aus Grnnd gewisser Erken nungszeichen das Vorhandensein jener Atcaloide bestätigten. Da es sich nun aber bei diesen Alka loisen meistens nm Stoffe handelt, welche äußerst energisch aus »liieren Körper einwirken es kominen hierbei die allerhestigsten Pslanzengistc in Be tracht so ergiebt sich ans der Stelle, wie verhäugnißvoll der Ausfall solch einer chemischen Untersuchung siir de» Spruch der Geschworenen oder des Richters »verde» kann. Wirklich ist die ge»auere Erkenntnis, jener mannigfachen »» den Fäulnißprozesse» sich bildende Mslstosse unter der mittelbaren Ein wirkung der gerichtlichen Medizin ge> sörvert worden, und der bekannte italie nische Gistsorscher Selmi war es, der den Namen „Ptomain" zuerst in die Wissenschaft einführte. Gleichzeitig sand er a>ier gewisse Merkmale ein für alle Mal auf, »in diese Stosse von einzelnen Pslattzeualkaloiden zu unterscheide». ES war von der größten Bedeutung für die Urtheilsfällung in einzelnen Vergif tungSprozcssen, das; man nunmehr aus Grund sorgfältiger chemischer Unter suchungen mit der größten Bestimmtheit sagen konnte, hier handle es sich nich Hin ein in verbrecherischer Absicht einge flößtes Pflanzengift, um ein Pflanzen «lcaloid, sondern um einen in der Faul pHzersetzunz entstandenen Stoff, der allerdings durchseihe Aehnlichkeitmit den Chemiker zu falschen Annahme?., verleiten kann. Die Bezeichn/mg „Leichenalciloide" im zu „Pslanzenalcaloiden" konnte als «<«e sehr glückliche gelten, denn mit diesem Worte ließ sich schon eine Menge bestimmter Vorstellungen über die Natur und die Znsaminen jetznngsart der betreffenden Stoffe ver binden. Die gerichtliche Medicin der letzten zwanzig Jahre weiß von ver schiedenen Fällen zu berichten, in denen es sich nm Vergiftungen mit ganz be stimmten Pflanzengiften, wie Morphin, Delphinin, Coniin, ja sogar Strychnin gehandelt haben sollte, während eS schließlich doch den Chemikern gelang, die jene Stoffe vortäuschenden „Leichen alcaloide oder Ptomaine" nachzuweisen. ES sind dies sogenannte basische Stoffe, wie die Pslanzenalcaloide, die durch den Zersall der Eiweiß Körper in den Or ganismen sich bilden. Sie sind in des Wortes Wurzclbe bindungen, deren Reindarstellnug nach endlosen Mühen erst den Chemikern der neuesten Zeit gelungen ist. Zu dus.'» glücklichen Forschern gehören Nencki und vor Allen Brieger, der mehr als zwan zig verschiedene und genau unterscheid bare Kadaveralcaloide ausgesunden hat. Er kann serner das groß« Verdienst sür sich in Anspruch nehmen, die Verhält nisse dieser einzelne» Stoffe zu einander und zu den verschiedenen Fäulnißstn fen, je zu verschiedenen Fäulnißcrrcgern bis zu einem bestimmten Grade aufzu klären. Brieger hat den Nachweis ge führt, daß das Entstehen dieser Ab sallstoffe durch den Zutritt von Sauer stoff gefördert werde. Er hat dabei die Beobachtung gemacht, daß die Pto maine, wenngleich nicht unmittelbar, so doch sehr rasch nach dem Eintreten der Fäulniß erschein. Die Temperatur ist auf die Entstehung von Ptoinainen insofern von Einfluß, als dieselben rascher in der Wärme sich entwickeln. Merkwürdig ist es, daß das Verhalten der genannten Stoffe zu verschiedenen Zeiten verschieden ist, daß einzelne ver schwinden, um anderen Platz zu machen. Wann diese giftigen Absalls- oder Um wandlnngsstoffe der Eiweißkörper ihren Weg bis zur Endenlwickelung hin, zum Ammoniak zurückgelegt haben, das weiß man nicht genau. Die Zeitangaben schwanken in dieser Beziehung. Das zuerst bei der Fäulniß von Fleisch auf tretende Ptmain hat den Rufnamen „Eholin" erhalten, während es in den chemischen Standesanitsregistern nnter dem schönen Namen „Timethyl-Oxäthyl Ammonium-Orydhydrat" zu finden ist. Dies anmuthige Gebilde, das nur wenig giftig ist, geht in Neurin oder Neuridin über. Während das letztge nannte jedoch völlig ungiftig ist, zeigt Neurin schon sehr stark giftige Eigen schaften. Später, nach einigen Tagen treten in der Leichenfäulniß aus: das in physiologischer Hinsicht durchaus be langlose „Eodaverin", ferner daS an und für sich gleichfalls ungistige„PutrcScili", das jedoch eine künstlich darstellbare Base von ungemein starker giftiger Ei genschaft enthält. Ebenfalls fehr gif tig ist das Mydalein »nd das Triinethyl ainlii, das nach etwa siebentägiger muschelii und Käsearten enthaltene Ptomain. Erwähnenswerth ist ferner das in faulem Dorfcksieifch gefundene Mnscarin. Für die giftigen Ptomaine hat Brieger sehr zweckmäßig die Benen nung „Toxine", also Giftptomaine, vor geschlagen. Die Bergistungscrscheinungen, welche bei den mit den verschiedenen Stoffen machen, daß überall, wo ähnliche Er scheinungen nach dem Genusse verdächti ger Nahrungsmittel sich gezeigt hatten, Allein dircct crivieseu ist die Nichtigkeit dieser Schlußsolgerung nicht. Wenig stens haben die Untersuchungen dc, rungsmittcln, in denen sich die giftig« Substanz durch Zerfetzung der Eiweiß, ftoffe bei vollkommenem Abfchlnß de- Wurstgist, keine Aufklärung über di, Vergiftung selber gebracht. Wohl abe, sind die Erscheinungen der saulen Blut zerjetzttng ganz direct auf das Eindrin gen von Ptomainen in Wund- und Ge schwürflächen zurückzuführen. Daß diese furchtbaren Wundkrankheiten jetzt im mer seltener vorkommen, verdankt die Welt der antiseptischen, säulnißverhin deriideii Wundbehandlung. In dem mit dieser Lehre von dcn Ptvniainen steht die Auffassung von dem Wesen ge wisser Anstcckungskrankhciteil als Vor giftungscrscheinungen. Man stellt sich vor. daß von gewisser. Krankheitserregern gewisse Ptoniaine innerhalb unseres Körpers gebildet werden, welche alsdann jene bestimmten krankhaften Erschnnungsgruppen her oorrufen. Bei einzelne» Kran'heile» ist Brieger dieser Nachweis gelungen. Lo spricht er von einem bestimmte» TyphuSgist (Typhotoxin), von einem bestimmten Genickstarrkrainpsgist < Teta notoxin). Auch sür das „Milzbrand zist" hat Hoffa ein Ptomain darge stellt »nd zwar als daS Stoffwechselpro duct der Milzbrandbacillen, und sicher lich ist ein solches auch sür die Cholera vorhanden, obgleich dessen Darstellung noch nicht geglückt ist. Gilt dasselbe auch sür die Tuberkelkrankheit? Und ist «S dem Genie Kochs gelungei',dasT»! ec Gegengift darzustellen? Das sind die großen Räthselsruge», an deren Lösung die moderne Forschung aus das Eif rigste arbeitet. I. K a st a n. Gedankensplitter. Jede zugenommene Liebes Erklärung ist zu lcich auch eine Kriegs-Erklärung! Die bekannte Firma. Der Assessor Oscar I. in Berli, hatte kein Vermögen und pflegte bei ge schlossener Thüre, wem, er allein in sei nen vier Pfählen bei höchst fruga len Mahlzeiten darüber nachzndenlen, wie er wohl seine Finanzen aufbessern könnte. Nach außen hin aber blieb ei immer der seine Mann und war im Stande, seine letzte Mark als Trinkgelt dem servirenden Kellner in die Hand zu drücken. Als er eines Tages hörte, daß sein Freund, der Lieutenant v. G., dei auch als ein armer Schlucker durchs Leben exercirte, eine reiche Parti« erobert hatte, da beschloß er, eir Gleiches zu versuchen. Er war eir hübscher, ansehnlicher Mann, dem es eigentlich nicht sehle» konnte. Nur ver stand es sich von selbst, daß er das an hastende Manko sorgfältig verschleiern und durch ein um so nobleres un! gentlcmanwürdiges Austreten ergänzen wußte. Da» Glück war denn auch sehi bald seinen Absichten günstig. Ei machte die Bekanntschaft eines angcsehc neu Mannes, der im Westen Berlins ein Haus und eine einzige, leidlick hüsche Tochter besaß. Auch die Schwiegermutter in sp« versprach viel Gutes, und da der Afsessoi mehr auf Geld, als auf Schönheit sah, so ließ er sich bei Rentier A. einführe» und war bald ständiger Gast der Fami lie. Der Jurist staunte, so oft er hin und wieder zn Tisch geladen wurde, mil welchem Luxus man hier zu speisen pflegte. Alle Monate gab'S cine klein« Abendgesellschaft, und die lukullisch« Art der Bewirthung und der ganze, aus großen Fuß zugeschnittene Haushall trug den liebenswürdigen Gastgebern viel Rühmens ein. Der Assessor hatte in der That eine gute Wahl getroffen, als er seine Augen auf dieses Ziel rich tete, und in dem intimen Kreise de, Familie galt der elegante Kavalier be reitS als erklärter Bräutigam der Toch ter. Es war „goldener" Sonntag. Ter Assessor befand sich wieder einmal vis-a-vis cls risn. Er erinnerte sich, von einem Bekannten gehört zu haben, daß eS in Berlin in einer vornehm ge legenen Querstraße eine Art Privat' Leihanstalt gäbe, welche auf die söge, nannte „feinere Kundschaft" spekulirte Die Adresse war bald beschafft und sc betrat der Jurist eines schönen Vormit« durch kurze spanische Wände, die sich bis zum Ladentisch erstreckten, in viele klein« Räume getheilt, so daß der Kunde in dem im andern gesehen zu werden brauchte. Als der Assessor eintrat, be merkte er, daß in der Nebcnabtheilung ein Geschäft abgeschlossen wurde. E, hörte flüsternde Stimmen und macht« sinnreich angebrachte Hinterthür ver schwand. Der Vertreter der Firma kam jetzt den Ladentisch entlang un! fragte nach de.n Begehr des Assessors. Während dessen legte er drei Uhren, eine goldene Herrn- und zwei Damen llhren. die er soeben emp'angen Halle, vor sich hin. Aus der Rückseite deS kleinsten dieser Chronometer war ein verschlungenes Monogramm eingravirt, welches die Identität der Uhr sestzu stellen geeignet war. Der Jurist heftet« seinen Blick mit maßlosem Erstaunen auf die runde Glasplatte, dann betrach t«e er die beiden anderen Uhren. Von einem merkwürdigen Gedanken gefoltert, schloß er daraus sein Geschäft ab. Am Abend sprach er bei A,'s ans ein halbes Stündchen vor. Als er heimgehen wollte, fragte er den Rentier: „Wie spät haben Sie's, Herr A.?" „Vedanre," lachte dieser, „hat »»an Ihne» uuser Malheur noch nicht er zählt? Heute früh hat das Mädchen die Decke des Tischchens, ans dein wir unscrc Uhren niederzulegen pflege», beim Auf räumen heruntergerissen und eine Zer trümmerung sämmtlicher drei Uhrgläser herbeigeführt. Jetzt sind die Tinger beim Uhrmacher!" Der Assessor steht auf. Eine Familie, die der werbenden Männerjngeiid Sand in die Augen streut und sür die.FeierlagSanSgaben „Uhrgläser repariren" lassen muß, kann sein Interesse nicht mehr beanspruchen. „Merkwürdig," sagt er mit verbindli chem Lächeln, „meine Uhr siel heute srüh ebenfalls auf die Erde und wurde desect. Als ich sie zum Uhrmacher brachte, habe ich mit Bedauern auch Ihre drei Chronometer daselbst gesehen. Ich bürge indeß für gute Reparatur. Ter Mann versteht sein Geschäft, es ist ja eine bekannte Firma!" Spricht'S, nimmt seinen Hut und geht an den be stürzten Familienmitgliedern vorüber zur Thür hinaus. Er wird wahrschein lich nicht wieder kommen. t»inc Spiritistin. Vor dem Appcllgcricht in Orleans fand ein merkwürdiger Erbichastsproceß seinen richterlichen Abschluß: Einc Ma dame Brochard, die im Jahre 1866 aus dem Leben geschieden war, hatte in ihrem Testament ihre Familie enterbt, und diese suchie zum Dank dafür vor Gericht de» Nachweis zu führen, daß die Todte verrückt gewesen sei. Das Beweismaierial, welches die Enterbten beibrachten, war nicht ohne. ES wurde da behauptet, daß Madame Brochard dem Spiritismus vollständig verfallen gewesen sei und die unglaublichste» Ge schichten geliefert habe, a»f die nur ein Verrückter verfallen könne: Man ur theile selbst! Eines Tages bildete sich Madame B. ein, die Seele ihres ver slorbcnen Gatten fli in de» Leib eines Omnibus Ganles gefahren! Nach dem sie zu dieser Erkenntniß gekommen, attakirte sie das ahnungslose Vieh mit Zärtlichkeiten, »imarmte es, drückte ihm glühende Küsse auf's Maul und begann mit ihm eine Conversation. gleich als habe sie Herrn Brochard, w:c er leibte und lebte, vor sich! Ein andermal sah sie einen ihrer Vorfahren vom Himmel herabsteige», Ivo er das nützliche Amt eines Landbriefträgers bekleidete, dann hielt sie ihren Sohn sür den König von Frankreich und behauptete, die Seele deS heiligen Johannes wohnte in, Kör per der Maria Antoinette. Sich selbst hielt sie bald für Christns, bald wieder sür die Gattin Christi und gab dann so gar ihren Hochzeitstag an. „Am IS. April 1887 haben wir'uns geheirathet!" äußerte sie sehr bescheiden. Ganze Nächt« brachte sie damit zu, die Geister großer Todten zu citiren und niederzuschreiben, was jene mit ihr sprachen. Um sich von diesem übernatürlichen Vergnügen zu erholen, lies Madame Brochard dann am Tage zwecklos auf den Feldern um her. kletterte aus Bäume, beschwor das Wetter und war fest überzeugt, daß sie über die Jahreszeiten nach Belieben schalten könne. Angesichts dieser eigenthümlichen Gewohnheiten der Ma dame V blieb dem Gerichtshosc nichts st iuieiit umzustoßen. Henry Stanley ein Spnibnve. Ein Spitzbube, der merkwürdiger Weise als einziges rechtmäßiges Eigen thum einen berühmten Namen besitzt, ist dieser Tage u> der Schweiz abgenr.heilt worden. Im August v. I. wurden in Luzcrn und Vitzuau eine Reihe srecher Taschendiebstähle verübt, die ohne Zwei sel einer internationalen Diebesbande zuzuschreiben waren. Nachdem schon vorher aus dem Bahnhof Luzeru ver schiedene Reisende beftohlen woiden wa ren, wurde am 27. August einem Ver gnügungsrcijcnden aus Wieck die Bries tasche mit Baarinhalt nnd Wcrthsachcn entwendet. Die Polizei verdoppelte ihre Ausinerksanlkelt, und schon anderen Tages wurde am selben Orte einer der Gauner bcnicrkl, wie er einem sranzösi schen Bankbeamten aus der Scitenlasche die Briestasche zog, in der sich WO Franken in Banknoten besanden. Der Dieb wurde verhaftet, aber eS gelang ihm, seinen Raub unbemerkt verschwind auch sehr entrüstet über die ihm, dem Unschuldigste» aller Unschuldige», ange thane Unbill. Die Polizei aber war forschungen nach „Namen nnd Art" an zustellen. Und siehe, es ergab sich, daß der internationale Hochstapler aus Lon wohlgetrvsfciicS Porträt längst im Ver brecheralbum befindet. Aus seinen Ver gnügungStonren iu der Schweiz legte er Nach langen Correspondenzen der Polizei in London, Paris und in Holland gelang es, festzustellen, daß dieser un würdige Herr Stanley schon wiederholt wegen Taschenditbcreicn bestraft worden ist. Die luzcrnische Staatsanwaltschaft zögerte den» auch angesichts seines Vor lebens nicht länger, die Anklage aus Diebstahl gegen ihn zn formuliren, trotz dem ein directer Beweis hierfür nicht nachheriger zwanzigjähriger LandeSvcr- Weisung. Pariser Steujaftrsscherze. Aus Paris berichtet die „Straßb. Lost": „Nachträglich werden noch einige Scherze aus der Neujahrsnacht bekannt, welche wohl weitere Verbrei tung verdienen. Punkt 12 Uhr erschien Paul Tcroulede mit einigen Getreuen vor dem Standbild der Stadt Straß burg aus der Place dela Concorde. Die Herren galten einen Kranz mitgebracht und einLied eingeübt,welches sie vortra ge» wollte». Es war indessen so bitter kalt, daß ihnen die Stimmen eiiisroren und sie schon in der erste» Strophe auf hörte». Deronlede murmelte alsdann zähneklappernd einige erhabene Worte und gab das Zeichen zum schleunigen Rückzüge. Unterdessen aber war der Kutscher, der die Herren gebracht hatte, entweder in Folge eines Mißverständ nisses oder weil ihm die Sachl zn lange dauerte, fortgefahren. Vor Frost be bend, traten die Patrioten daraus einen Tauerlans durch die Rue Royale in, um sich schließlich in einem Cased?s Boulevard de la Madeleine bei einem vin L'naucl zu erholen. Ungefähr um dieselbe Zeit forderte auf dem Boulevard La Chapellc ein begeisterter Straßenredner die Zuhörer, die sich bald in dichten Hausen um ihn fchaarten, feurig aus die Kaserne» zu stürmen, um Bonlanger zum Präsiden le» der Republik zu machen. Das Lolk trieb allerlei Ulk mit dem an scheinend betrunkene» oder gelinde ver rückten Apostel, bis dieser schließlich in Wuth gerieth, aus einem Revolver meh rere Schüsse abgab und dazu in schwel end einen Polizeicominissär aus der Provinz, der sich in Paris etwas zu nmünrt" batte. Der praktische Schreib tisch. „Run thu' mir aber auch den Äcsallen, Wilhelm, und sey' Dich a» den ,euen Schreibtisch, den ich Tir zum Ge zurtstage geschenkt habe!" „Aber, mein Kind, wenn ich nichts zu schreiben zabe." „Dann schreib' doch unserem Juwelier ein paar Zeilen, daß er bei welegenheii ein Dutzend Armbänder zur lluSwahl schicken soll." «i« Detectiv« sei« M»ttß wechselt. Der Präsident der Bank in Stability, Illinois, saß am grünen Tisch des Di rectorenziminerS des großen Bankge bändeS, emsig mit Schreiben beschäftigt. Einen Augenblick inue haltend, berührte er den Knopf der kleinen Tischglocke zur rechten Hand und »m nächsten Moment erschien der Janitor unter der Zimmcr thür. „John", rief der Präsident, „bitten Sie gefälligst sofort Herrn Brooks zu mir." Nach einer kurzen Pause erschien John wieder und meldete: „Herr Brooks ist noch nicht angekom men." „Noch nicht angekommen?" wieder holte der Präsident, „das ist mcrkwllr dig; es ist bereits zwanzig Minuten nach Zehn!" Ter Präsident erhob sich sofort und begab sich in's Kasseiizimmer. „Herr Finks", sagte er dem Buchhal ter, „war der Kassirer heute bereits hier." „Ich habe ihn heute Morgen noch nicht gesehen, Herr Präsident," lautete die lakonische Antwort. „Kommt Herr Brooks öfter unregel mäßig?" fragte der Präsident weiter. „Nein, Herr Präsident, Herr Brooks ist im Gegentheil stets pünktlich." „Er mag vielleicht krank sein", be merkte der Präsident, „aber es wäre seine Pflicht, uns hievon zu benachrichti gen." Der Buchhalter hatte hierauf nichts zu sagen, da er augenscheinlich den Kas sirer nicht leiden mochte. „Wenn ich nicht irre, wohnt Herr Brooks »n Baltimore Hotel?" fragte ver Präsident weiter. „Jawohl, Herr Präsident." „Nun, ich werde nachsehen, was ihn, fehlt, und falls die Direktoren inzwi schen eintreffen, bitten Sie die Herren, auf meine Rückkehr zu warten, da eine wichtige Angelegenheit zur Berathung vorliegt." Herr Buhmann, der Präsident der Stability Bank, ein stattlicher Herr, ging die Straße in der Richtung nach dem Baltimore Hotel hinab, um Erkun digungen über Herrn Brooks einzuzie hen. Tief in Gedanken versunken über die ungewöhnliche Abwesenheit seines Kassirers während der GeschäfiSstnnden, ging der stattliche alte Herr die lebhafte Straße entlang, als er plötzlich von einem die entgegengesetzte Richtung her auskommenden Manne angerannt wurde. Herr Buhmann, der ziemlich sicher »uf feinen Füßen war, verlor fein Gleichgewicht durchaus nicht, aber der Andere wurde durch die Gewalt des Zusammenstoßes einige Schritte zurück zeschleudert. „Halloh, Bnhniann!" rief sein Gegen über. ein alter Bekannter, „Sie sind ge :ade so solide, wie Ihre Bank!" „Sie scheinen es heute sehr eilig zu haben, Parizek," erwiderte Buhmann, nachdem er sich von der Erschütterung deS Stoßes erholt hatte. „Oh, durchaus nicht außergewöhnlich eilig; ich komme gerade mit dem letzten Zuge von Chicago und erlaube inir nochmals zu bemerken, Ihre Bank mnß :in solides Institut sein!" „Gewiß," antworteteßuhmann, „aber weshalb machen Sie diese ausfallende Bemerkung?" >Vv>>, nicht jede- financielle Institut kaun heut zn Tage seinen Kassirer eine Ferienreise »ach Canada machen lassen." „Nach Canada?" warf Herr Buh mann vorsichtig ein. „Sie meinen jedenfalls Herrn Vrook'S?" „Jawohl, Herrn Brook's!" Als ich gestern Abend den Chicagoer Zug be steigen wollte, sah ich, wie derselbe ei» Ticket sür de» » Uhr Zng der Michigan Ceiitral-Bah» nach Detroit löste. Ich klopfte ihm noch auf die Schulter nnd fragte, ob er eine Ferienreise vorhabe. wandte in Detroit, die er besuchen wolle; worauf ich noch scherzweise be merkte. daß Detroit nahe der canadi schen Grenze liege, dem Eldorado de, Vanklafsirer, worüber er etwas nervös zustimmend lachte. Dann fragte mich Brook's, ob ich morgen nach Stability zurückginge. Als ich dies bejahte, trug er mir ans, seine Freunde hier zu grüßen, ergriff seine Handtasche und bestieg eine Pnllman Car." „Ja," erwiderte der Präsident ge saßt, „Brooks ist ans einige Wochen w, urlaubt, um sich zn erholen; er hat sich sah etwas angegriffen ans," bemerkt« »err Parizck, als er sciNen Weg fort setzte. Der Präsident ging noch nach dem Hotel, betrat dasselbe jedoch nicht, son vcrn zog seine Taschenuhr zn Rathe, deren Zeiger nahezu auf elf zeigten. Er wilßlc. daß der Zug. welcher letzt« Nacht um !> UhrChicago verlassen hatte, bereits im Inner» Canadas war, und salls Brooks wirklich ein Betrüger sein sollte, sich längst i» Sicherheit gebracht hatte. bereits vollzählig rersaminelt waren, drehte er dcn Schlüssel hinler sich ab, nahm seine» Play am vieren Ende des Tisches ein und berichiele mit Heinere, S iminc: „Meine Herren, ich glaube Ihnen die Miithe-lnng »lache» zu nuissen, daß Brooks, unser Li assirer, sich in Canada befindet!" Mehrere Minuten herrschte tiese Stille unter dcn Versainnielten, dann raffte Herr MeiggS sich zum Sprechen aus nnd fragte: „Wie stehen seine Abretnungen, Herr Buhmann?" „Bei d«r letzten Kassenrevision schien dem Revisor alles in Ordnung zu sein lautete die Antwort. „Schien, hm!" murmelte Her, Meiggs. „Sie wissen, ich habe dem Menschen nie recht getränt; er war viel zu schlau für mich. Jedenfalls wird e, eine hübsche Summe mitgenommen haben," Die hieraus eintretende Stille schien die Befürchtung des Herrn Meiggs vollkommen zu bestätigen. „Ich begegnete soeben Herrn Parizei aus der Straße, der mit dem letzten Zuge von Chicago zurückkehrte." er klärte der Präsident, „er sah Brooks gestern Abend, als derselbe den nenn Uhr Zug »ach Detroit bestieg. Brooks gab ihm zu verstehe», daß er a>,s eine, Ferienreise begriffen sei. Meiner An ficht nach wäre eS das Beste, das Gerüchl ausrecht zu erhalten, Brooks sei zur Er holung seiner Gesundheit beurlaubt, um Zeit für weitere Maßregiln zu gewin nen." Die meisten Direktoren stimmten die sem Vorschlage bei, »ur Meiggs pro testirte dagegen nnd sagte mürrisch: „Unsinn! Was soll uns das Helsen? Die Wahrheit kommt doch sofort an's Tageslicht, sobald die Reporter von der Sache Wind bekommen. Im besten Falle gewinnen wir höchstens ein, Woche." „Ich habe nur den Kredit der Ban! im Auge," fiel Herr Buhinaun schüch tern ein. „Falls Ihnen mein Plan nicht gefällt, machen Sie einen besseren Vorschlag." „Ja." riefen die Anderen, „machen Sie einen Vorschlag!" und Alle richte-' teu ihre Augen angstvoll aus Herrn Meiggs. „Mein erster Vorschlag ist," sagt« Herr Meiggs, „wir telegraphiren sosorl nach Chicago, lassen uns einen tüchtigen Kasscnrevisor mit einigen Assistenten kommen, um zu sehen, wie unsere Sachen stehen." „Haben Sie hiergegen etwas einzu wenden?" Herr Meiggs blickte seine College« der Reihe nach an und da Niemand etwas einzuwenden hatte, fuhr er ruhig fort: „Zu gleicher Zeit lassen wir uns den besten Bank-Detectiv kommen und legen die ganze Angelegenheit in dessen Hände. Ein Zug verläßt Chicago nm 1 Uhr; eS ist jetzt kurz nach elf. Falls Sie Ihre Zustimmung geben, haben wii den Revisor und Detectiv mit demselben Zuge hier und können uns um 3 Uh, zur Berathung einfinden. Während de, Zwischenzeit unternehmen wir gar nichts; salls der Detectiv den Plan des Herrn Präsidenten sür richtig hält, haben wir immer noch hinlänglich Zeil hierzu." Die Vorschläge wurden einstimmig angenommen und Punkt drei Uhr waren alle vollzählig wieder versammelt. Die Berathung mit dem Kasseiirevisor war kurz, alle Bankbücher wurden ihm zur Revision übergeben und Stillschweigen besonders zur Pflicht gemacht. Herr Meiggs empfing den Detectiv« am Bahnhose und erklärte ihm die Sachlage genau, während er ihn nach dem Directorenzinliner sührte. „Meine Herren", fragte der Detec tive, welcher das Aussehen eines gedeih lichen Geschäftsreisenden hatte, „ist Ihre Bank in der Lage, einen Anlauf auszuhalten?" Der Präsident machte ein erschrocke nes Gesicht bei dieser Frage, antioortete jedoch, daß die Bank wohl im Stande sei, einen Anlauf auszuhalten. Geld fei zwar gegenwärtig etwas knapp; da die Tirectorcn jedoch alle reiche Leute feien, könnten alle Zahlungen geleistet Wersen. „Dann, meine Herren, erlaube ich mir vorzuschlagen, die volle unge schminkte Wahrheit zu sagen. Wir zei gen in den Zeitungen an, daß der Kas sirer geflüchtet und daß ein Kassenrevi sor mit der Feststellung der unterschla genen Summe betraut ist." „Ich stimme mit diesem Vorschlage nicht übere!»," wagte Herr Bnhniann einzuwenden. „Sehr wohl" -sagte der Detectiv, in dem er seine Uhr zog, „ich gebe Ihnen süns Minuten zur Ueberlegung, ehe ich den nächsten Zng nach Chicago nehme. In dieser Zeit müssen Sie sich entschei den, ob Sie mir die Sache überlassen oder einen Anderen damit betrauen wol len !" „Aber dann wird ein großer Anlauf erfolgen, während wenn wir sagen, der unterschlagene Betrag sei nur gering fügig, dicS vielleicht vermieden werden kann." „Nein, Herr Präsident," antwortet« der Detectiv fest, „wir wissen den un terschlagenen Betrag nicht und der mag sehr groß sein. Mein Motto ist, „die volle Wahrheit" zu sagen." Tie Directoren waren durch den be stimmten Vorschlag des Detectivs äußerst überrascht uud hielten eine leise flüsternde Berathung. „Jedcnsalls wird ein großer Anlauf entstehe»." „Aber Sie sagten mir, Sie können den Anlaus aushalten", warf der De tectiv ein. „Gewiß, aber —" „Noch eine Minute", sagte der De teciiv kaltblütig, auf feine Uhr jehend. Die Herren brauchten nur eine halb« Minute zur Entscheidung, dann erklärte Herr Bnhniann mit einem schweren Seufzer: „Wir legen die ganze Sache in Ihr« Hände, nachdem uns Herr Meiggs von Ihren Fähigkeiten vollkommen über zeugt hat." „Vollkommen," wiederholte Her, Meiggs, zum ersten Male sprechend. Am nächsten Tage waren alle Zei tungen mit der Flucht des allgemein beliebten Kassirers Brooks von de, Stability Bank beschäftigt. Ter Ticketagent, der Hotelelerk »n! Herr Parizek wurden „interviewed" lind jeder gab einen vollständige» Be richt. Herr Parizek gab eine auSsühr liche Beschreibung seiner Begegnnnß mit Brooks znm Besten und inalte mi> den grellsten Farben aus. wie das Ge ficht des Flüchtlings kreideweiß und furchtsam ausgesehen habe, was er sei ner Zeit untcrlafien hatte, Herrn Buh. mann zu sagen. Herr Buhmann und die Direktoren wurden interviewed, sagten aber nichts. Der Detectiv wurde interviewed und stellte alle mir denkbaren Behauptungen aus; der Kasscnrevisor wurdeebensalls interviewed, gab jedoch gar keine Aus kunst und ein Gerücht verdrängte das Der erwartete Anlauf auf die Ban! erfolgte, da jedoch alle Fordeningen prompt gedeckt wurden und die Bank in einigen Tagen ihr früheres alltägliches Aussehen wieder annahm, gerieth die ganze Sache wieder schnell m Vergessen heit. Bei der »ach diesen Vorfällen abge haltenen Directoren-Versammlung wa ren alle Betheiligten anwesend. Herr Btthmann sührte den Vorsitz, der Detec tiv saß in der Nähe des Fensters, wäh rend der Kassenrevisor, eine» Bogen Papier in der Hand haltend, den Re> chenschastsbericht ablegte. „Meiiie Herren," begann der Revi sor seinen Bericht, „ich habe ein Deficit von Hvs,ooo entdeckt!" Schrecken verbreitete sich bei diese, Nachricht über die Gesichter der Direk toren und Präsident Buhmann lehnt, sich entsetzt in seinen Lehnsessel zurück Nur Herr MeiggS konnte ein schaden frohes Lächeln nicht unterdrücken, wäh rend er nervös mit seinen Fingern den Tisch bearbeitete. „Ich Hab's Euch gleich gesagt!" „Die Unterschlagung," berichtete de, Revisor weiter, „hat schon seit lange, Zeit stattgefunden und ist bisher meister haft verdeckt worden. Die Bücher sini scheinbar in der vollkommensten Ord nung und nur durch Zufall gelang es mir, dem Unterschleife auf die Spur z» kommen, als ich in dem Privatbureav des Kassirer einen Zettel mit den bezüg lichen Notizen sand, welche mir als Wegweiser dienten." „Ich glaube, wir haben keine weitere Verwendung für Herrn Ruler, nach dem er feine Sache zu unserer Zufrie denheit besorgt hat," beantragte Her, Meigi s Der Kassenrevisor Herr Ruler wurde daher entlassen und der Detektive nahm dessen Platz am grünen Tisch ein. „Meine Herren," begann der Detektive, „ich schlage vor, wir zeige» in den Mor genzeitungcn an, daß die Bankbüche, von einem Chicagoer Sachverständigen geprüft und korrekt befunden wurden. Wir können hinzufügen, daß der Ver stand des Herrn Brooks durch Ueberar beitung gelitten haben müsse, als er un überlegt flüchtete und schließen mil einem allgemeinen Lob aus die Redlich keit desselben. Sie müssen ferner durch blicken lassen, daß Sie sich ohne Wissen des Herrn Brooks aus Geldspekulatio nen einließen, wodurch einige Verlust« entstanden; es sei jedoch durchaus un wahr, daß Herr Brooks das fehlend« Geld, wie die Zeitungen berichteten, in seiner Reisetasche mitnahm. Falls Sie, meine Herren, jemals Ihre sechzigtau send und einige Dollars wiedersehen wollen, sollten Sie ferner nicht versäu men hinzuzufügen, daß Sie hoffen. Herrn Brooks sei nichts Ungewöhn liches zugestoßen." „Ich glaubte," erwiderte der Präsi dent, „Wahrheit sei Ihr Motto." „Ach! das war vor einer Woche. Detektive-Mottos wechseln oft." In den nächsten Tagen hörte man überall tiefes Bedauern über die traurige Gei stesstörung des vielversprechenden jun gen Brooks aussprechen, nachdem alle Zeitungen berichtet halten, daß gegen den guten Namen des flüchtigen Kassi rer durchaus nichts Unehrenhaftes vor liege, da der Kassenrevisor die Kassen bücher in vollständiger Ordnung gesun den habe. Ter Detektive sei nach Hause geschickt und die Sache erledigt. Während der Zwischenzeit war Herrn Brooks der Aufenthalt in Canada herz lich überdrüssig geworden: unendliches Sehnen ergriff sein Herz nach den hei mischen Gefilden Stabiliths. Als er die Zeitungsberichte ans seiner Heimath las, nach welchen seine Unschuld und seine Fälschungen den geübten Augen des Ehicagocr Sachverständigen ent gangen waren, erfüllte sich seine groß« Seele mit Triumph über seine glän zende Buchführung. Er hielt eS für überflüssig, länger die sichere Gast freundschaft Canadas in Anspruch zu nehmen und schrieb Herrn Buhmann, daß er in letzter Zeit nicht ganz wohl gewesen wäre, daß sich seine Gesundheit jedoch gebessert habe und er in kurzer Zeit in Stability wieder erscheinen werde. Als Herr Brooks aus einem Ferry boot in Detroit ans Land stieg, schob ein Herr, der dasselbe Boot benntzt hatte, seinen Arm durch den seinigen und sagte lächelnd: Herr Brooks, ich bin sehr erfreut, Sie hier zu sehen!" „Wer find Sie?" fragte der verwun derte Brooks; „ich kenne Sie nicht." „DaS glaube ich Ihnen herzlich gerne", erwiderte der Andere. „Ich kenne Sie aber; mein Name ist Grabow, Detektive von Chicago!" Der wahre Grund. Toch ter: „Aber, Papa, Du bist doch rech grausam, Herrn von Witzleben so schrof abzuweisen! Ich bin überzeugt, er lieb! mich "wirklich. Erst gestern betheuert, er mir, daß er ohne mich nicht leber könne!"— Vater: „Kunststück! Erhai ja nichts!" Der Besuch: „Sagen Sie liebe Freundin, wie kommt's, daß die Kinderwäsche bei Ihnen sämmtlict mit „6" gezeichnet ist? Wie heißer denn Ihre lieben Kleinen eigentlich?' Mutter: „Nu, Schang, Schenni, Schar, lotte uud Schorsch!" Zweideutiges Lob. Eom ponist (einem Freunde seine jüngst, Schöpfung vorspielend): „Nun, Alter wie gefällt Dir ineine Sonate?" —Zw Hörer (anscheinend entzückt): „Di, spielt Dir Keiner nach!"
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