k »er So««enbr»»»<r. / Schleppenden und schwankenden Gan ges kain der Stnnenbruder näher. Der vornehm und wohlhabend aussehende Herr, anscheinend ein Fremder, welchen durch mehrstündiges Umherwandeln i» den Straßen ermüdet, sür einige Minu ten hier ans der Bnkik des Thiergartens Ruhe gesucht hatte, schreckte fast zusam men beim plötzlichen Anblick der zer lumpten Gestalt, die, bis dahin durch die ticfhängenden Zweige verborgen,mit einem Male dicht vor ihm stand, lang «nd hager, in zerrissenen, tausendfach geflickten, kothigen Kleidern, den fetti gen, durchlöcherten Schlapphut tief in das hohlwangige, schmutzige Gesicht ge drückt, dessen Kinn und Lippen von häßlichen Bartstoppeln starrten, dessen Knochen spitz hervortraten, indeß die Augen in feuchtem, sahlem Glänze schwammen: der echte Sonnenbriider,der arbeitsscheue, obdachlose Großstadtgau «er. j Er torkelte dicht vor den müde aus gestreckten Füßen des Fremden vorüber, eine» Dunstkreis von Fusel mit sich Dringend, der die Nase des Andern be leidigte. Nun hielt er einen Augenblick »nne, wie ermüdet,die wässerigen Aeugel chen wandten sich verschmitzt zusammen gekniffen zurück, er holte röchelnd Athem, dann machte er eine Wendung uud ließ sich mit einem Seufzer der Ermattung auf die Bank niederfallen. I Der Fremde wandte wie erschrocken sein Auge nach der unheimliaien Erschei nung und rückte unwillkürlich ein paar tFuß ab; indessen, er war zu müde und au träg, um sich zu erheben, er blieb Ktzen bald streckt; er die Beine wie der von sich, und der Kops sank tiefer die Brust hinunter, indeß die Lider sich langsam schlössen, i In dem Auge des Sonncnbrnders leuchtete es auf. j Der Abeudwind raschelte in den Bän tmen nnd kühlte Stirn und Wangen, der goldene Schimmer der sinkenden Sonne pbergoß die Gebüsche mit Fenerlohe, der nahe Springbrnnnen plätscherte, und ans den „Zelten" herüber drangen 'abgerissene Töne mtd Phrasen eines Walzers. Der Sonnenbruder ließ kein Angl >von der schweren goldenen Uhrkette des fremden, welche zu der schmalen Westen lasche herausfordernd hinausbaumelte. !Er biß die Lippen auseinander. „Wird die Kanallje nicht bald einschlafen?" dachte er. Es begann zu dunkeln, zwi schen das feine Geflecht der Zweige schienen sich schwarze Lappen und Decken tzu schiebe», das milde Grün ging in ein eintöniges Grau über. Der Sonnen- Ibrnder lehnte den Nacken zurück uud gähnte lant und gleich darauf wieder holte es der Fremde. „Aha, —er nickt ein," dachte der Strolch. Aber der Fremde machte noch immer fo wenig Miene einznfchlasen, wie auszustehen, er sog die kühlende Abendlust mit Beha gen ein. „Wenn Dn jetzt nicht bald einnickst," dachte der Strolch, „so schlag' ich Dich todt!".... Er versuchtc ein stärkeres Mittel, den Fremden zum Schlafen zu bringen: er legte seinen Arm über die Lehne, den Kopf darüber hiu zurück uud stellte sich schlasend. Er »vnßte, daß Schlafsucht ansteckt. Er ließ nach einiger Zeit röchelnde Laute aus. als ob er schnarche, und blinzelte dabei verstohlen nach dem Fremden hin. Doch der saß noch immer in derselben Stellung wie vorher, abgespannt, allein nicht schlafend. Und die Abendlust wehte immer linder und schmeichelnder und die Fontaine schwatzte immer drolliger und die Töne lockten und scherzten immer lieblicher. > Ach, es war nicht angenehm, dieses Leben eines Sonnenbruders' Den gan zen Tag hatte er sich in der fürchter liche» Hitze von Hans zu Haus ge schleppt, in seinen zerrissenen Stieseln. Er war wie gebraten. Hier verhöhnt, da hiiiausgeworfcn, »nd immer in Furcht vor dem wachsan-eu Auge der Polizei, die einen um ush iitsameu, waffenstill standslosen Krieg mit seinesgleichen sührle. Jede Straßenecke barg eine Gefahr! Ach, hier wenigstens, in die sen grünen Hallen war man sicher hier sühlte mau sich wie in einen, Asyl >,.... hier auf dieser Bank wollte er heute nächtige».... Wenn eS nur schon Nacht wäre.... Aber es war ja schon Nacht! .... Alles tot und finster nnd still ringS nm ih»! Doch nein nicht Alles I Hier hier war Licht! Hier strahlte di- frenndliche, allmodische Pe troleumlampe ihre erwärmenden roth gelben Flammen ans, das kleine, niedrige >md doch so gemüthliche Zimmer erhel lend. Wie die ruhigen Lichtwellen an den grünen, breiten Ofen emporleckten, an den alten, riesigen Schränken, >in den verräucherten Tapeten der Wände, bis hinaus zu der Kuckuksuhr! Wie sie da« freundliche Gesicht der guten alten Bäuerin gleich einer Sonne erglänzen «nachten, wie jede einzelne der vielen Runzeln deutlich hervortrat! Und »or ihr stand ja natürlich: er. er selbst war der junge Mensch, er, in dem plumpen, unbehilslichcu Kleide des Bau rrnjungtn, das n»r die Rofenkuofpe im Knopfloch zierte. Und er hörte die liebe, raut,e Stimme der Alten ganz deutlich, iu ihrer uiivcrsälschten, harte» Tors mundart: „Na denn i» Gottes Eamen, Junge, dann geh' nach der Stadt geh' auf die Aggidimie... . wenn sie's Alle meine», daß eS gut sein tvird sür Dich ich hätte Dich lieber hier bei mir gesehen, ehrlich hinter dem Pfluge hergehen aber der Herr Pfarrer und der Herr AmtSmann müs jsens ja besser verstehen geh' also und lern' malen .... und komme als ttüchtig'SKind wieder zu Deiner Mutter! ZDn weißt, ich bin 'ne arme Fran «sieh' also allein zu. wie Du Dich durch schlägst drinnen in Dresden aber bleib' nur immer brav, hörst Tu iund wenns gar nicht weiter geht, dann lomm nur zurück nach Hause .... Kar Kösseln und 'n Stück Schwarzbrot wird Deine Mutter immer für Dich haben!" Und jetzt griff die Alte mit ihre» schwar zen, schwieligen Händen in ihren Brust latz : „Da, hier die eine von un sern zwei Kühen habe ich zu Geld ge macht mehr kann ich Dir nicht mit geben, beim besten Willen nicht, Hans!" Und sie steckte ein blaues Papier zwi schen seine Finger, und wie er es wei nend ausrollte, fand er einen neuen Hundertmarkschein, das Opfer der Mut terliebe Er brach in Thränen auS, denn die zwei Kühe waren die einzigen Ernährer der ganzen Familie gewesen! Und mit Geschrei drängten sich jetzt die sechs Geschwister heran .... WaS war das? Wie kam er aus ein mal in dieses große, prunkvolle Maler atelier? Ueberall an den Wänden echte Gobelins, herrliche alte Glasfenster, holzgeschnitzte Stühle, leuchtende Pur purgehättge, kostbareWaffcn, feine Sticke reien. Ueberall herrliche Gemälde be rühmter Meister, in köstlichen Farbe» strahlend, riesige Kartons, deren grau schwarze Umrißlinien die Hand des kun digen Meisters verriethen! Und aus allen herrliche nackte Frauenleiber in tausend verschiedenen Stellungen und Gruppen; das Ganze ein Tempel der weiblichen Schönheit. Wie kam er selbst hierher, in diese Sammtjacke? Woher diese Lockensülle auf feinem Haupt? Woher der Pinsel in seiner Hand, die Staffelei vor ihm mit dem angefangene» Gemälde? Wie kam dieser Mann mit dem langen braunen Vollbart hierher, der doch eben noch im Thiergarten ge sessen? Wie kommt er dazu, ihm aus die Schulter zu klopfen und väterlich gütig zu sagen: „Bravo! Nur so fort gefahren, Hans! Dann wird noch ein mal was ans Dir! Aber denk' nur allein an Deine Kunst und laß die ver dammten Weiber! Male sie, aber ver gaff' Dich nicht in sie: wie ich eS mache!" Und min geht er hinaus. Was ist das Alles? —Ja, recht, er ist ja der Lieblingsschüler des berühmten Pro fessors, der ihn um feines Talentes willen in fein Haus aufgenommen hat! Aber dieses halbentblößte, üppige, roth haarige Weib, das hinter der Staffelei ausspringend, jetzt plötzlich an seinem Halse hängt und ihn mit Küssen bedeckt ? - Wahrhaftig, das ist ja die tolle Olly, das Lieblingsmodell der Dresdener Künstler, die Loreley, die Sirene unzäh liger Bilder.... Hu, wie heiß ihr Athem geht, wie ihre wilden Küsse bren nen! Wie sie leidenschaftlich flüstert: „Han S.... entflieh' mit mir! Hans, liebst Du mich nicht? Möchtest Du nicht Hern au meiner Seite leben? Komm, laß uns »ach Italien reisen " „Aber, Olly w0v0n...." „Narr mach' bei Deinem Gönner eine Anleihe eine unfreiwillige ver steht sich drinnen steht die Kasse.... sie ist auf " „Oll», bist Du wahnftnnig mei nen Wohlthäter... .bestehlen? " „Bah bah... .nicht Du wenn Dir der Muth fehlt ich selbst " „Halt.... das dulde ich nicht " „Hast Du mich denn nicht gern, hanö? „Ich kann nicht leben ohne Dich, Olly Gott, was habe ich gesagt Bleib', ich befehle es .... Geh' bleib' thue, was Du willst.... ich mag nichts sehen, nichts hören " „Hans, geh' mit mir nach Italien! Komm! " „Olly, Du weißt, ich bin arm wie ein Künstler!" „Hier ist Geld .... ich habe Geld ... . frage nicht woher? Komm'nur." Er fühlt zwischen seinen Fingern einen Tansendmarkschein die rothen Locken flattern die füße Stimme girrt.... und diese Lippen schwellen so verführe risch .... so unwiderstehlich Sie sitzen auf der Bahn... .nacht schwarze Tunnels und das sonnenflim inernde, blauleuchtende Meer wechseln läh mit einander Jetzt liegen sie Arm in Arm an dem äußerste» Rande des Felsens von Capri und küssen sich und trinken Wein, unter sich die blaue Unendlichkeit, über sich -> Jetzt krhebt er sich schlaftrunken von seinem llager, er eilt hinüber zu feiner Gefähr dn, sie durch eine» Kuß zu wecken zroßer Gott, was ist das? Das Bett >st leer! Er fliegt ans Fenster.... dort der Nachen, der hinüber rudert, ins Neapel zu! O, er kennt diese rothe Locke», welche im Winde flattern! Und diese hagere, knochige Gestalt saneben ist das nicht der englische Millionär, welcher nnter ihnen gewohnt, und der Llly immer mit so lüsternen Auge» verfolgte?.... Ach, schnell einen ikahn ihnen »ach! Ein Königreich iür ein 800t!....Er hat es mit ibermeufchlicher Kraft theilt er die Wo gen er fliegt dahin aber plötz lich thnt sich der Abgrund auf der Strudel ersaßt ilm er stürzt in die Tiese bodenlos bodenlos.... 6r stöhnt, er ächzt, in Verzweiflung nchenen Pforte des alterthümlichen Hauses seines Meisters, deren ehernen Klöppel er so oft gerührt Wie 'omnit er nun auf einmal hierher? Der Pförtner zuckt die Achfeln: „Der Herr Professor sind nicht zu Hanse." schon will er die Schwelle überschreiten, da tritt ihm der Pedell entgegen: „Ich darf Sie nicht hinemlassen, mein Herr! Bitte zurück!" „Nicht herein aber weshalb denn nicht?" „Weil Sie von dem Besuche aller höheren Lehranstalten ausgeschlossen find Also bitte, zurück!" Er taumelt seitwärts.... ein paar feiner ehemaligen Mitschüler kommen vorbei. Wie haben sie ihn einstmals beneide! um die Gnnst des großen Mei- sters, der ihn wie einen Sohn in sein Haus ausgenommen! Und jetzt sie wenden die Köpfe zur Seit», indeß sie eintreten, um ihn nicht zu sehen Verloren! Alles verloren! Seine Existenz vernichtet! Was beginnen? Wo arbeilen? Wovon leben? Er muß noch Gott und dem Professor dan ken, daß man Mitleid mit ihm hat und ihn nicht ins Gefängniß wirst! Er zittert vor Angst. In jeden. Vorüber gehenden, der ibn fixirt, glaubt er einen Geheimpolizisten zu sehen, der ihn ab holt .... WaS ist daS für ein elendes, erbärm liches Dachstübchen, i» dem er am halb zerbrochenen Tische sitzt! Die Fenster zerschlagen, der Ofen raucht, der Wind treibt Schnee und Eis herein. Diese elenden Caricature», die er beim Licht der Thranfunzel sür das Vorstadtwitz blatt entwirft, diese Verhöhnungen des Schönen und Edlen in der Welt sind es, von deren mageren Ertrag er leben soll. Leben! ? Nicht gerade verhungern!... Was thun? Zur Mutter zurückkehre» ? Nein! nein! nein! Er wäre in die Erde gesunken vor dem Blick dieser ehrlichen treuen Augen! Sie darf nicht einmal wissen, wo er ist sie würde ih» viel leicht aussuchen!.... Nein, er hat nur ein Lebensziel: das schöne, falsche Weib noch einmal wiederzufehen, das Schuld an feinem Unglück trägt.... er muß sie wiederfinden und dann wird er ihr zu Füßen sinken und sie mit Thränen, mit Worten beschwören, bis sie mit ihm gehl nnd sein Elend mit ihm theilt Was ist das? Ein Brief? .... Hm, man schickt ihm seine Zeichnungen zu rück. „Sehr talentvoll, sehr künstlerisch aber Ihnen sehlt der Humor." Der Teufel habe Humor in seiner Lage! Die letzte Verbindung verloren! Kein Brot! Kein Feuer! O, diese Qualen des Hungers! Keine Arbeit, keine Auf träge! Wo er seinen Namen nennt, überall Achselzucken und Bedauern! Uud ob er Tagelang die Straßen durchirrt von Olly keine Spur.... Am Bettelstab ist er .... warum die faLche Scham? Warum es nicht ein gestehen? Warum nicht das Mitleid der Kollegen in Anspruch nehmen, die das Glück mehr begünstigt? Es ist ihre Pflicht, ihm zu helfen! Er steht im Hausflur des berühmten Malers, dem seine platten, glatten Bildnisse der rei chen Kommernenräthe und deren Frauen ein Vermögen eingetragen, dessen Auf treten stolzer ist, als das eines Fürsten. Er klingelt die Thüre öffnet sich ....Teufel und Hölle! Das Weib! Das Weib! Ein ganzes Fegefeuer »rägt sie in ilr:n Augen. „Olly! Endlich—" „Schweigen Sie! Wir haben nichts mehr mit einander gemein. Ich bin eine ehrbare Frau. Niemand wird mir mißtrauen, wenn ich Sie nicht kenne mein greiser Gatte am allerwenigsten. Aber ich habe Mitleid mit Ihnen. Hier, nehmen Sie, aber wagen Sie mir «nim mermehr vor die Augen zu treten!" Und schon sühlt er zwischen seinen Fingern den trockenen, knisternden Zwanzigmarkschein ....die Thür fällt in's Schloß .... er wirst ihr den Zet tel »ach „Olly, Olly!" schreit er —da faßt ihn der Diener am Kragen. Ach, wie matt, wie zerschlagen! Nur nne kleine ausrichtende Stärkung!.... Ha, das rinnt durch die Kehle wie Feuer! Er fühlt sich wieder stark, wie der frei.... Wer ist Olly? Wo ist sein Elend? Bergessen, alles vergessen! Er ist ein König, er ist reich reich, da ihn der Wirth ans der Wohnung weist, da ihn der Schutzmann anfgreist nnd in dem grünen Wagen fortführt. Zu Fuß, mit zerrissenen Stiefeln, als Land streicher, trollt er »ach der Hauptstadt, in dereu tiefem Schlamm er sich unbe hindert zu wälzen hofft. Er bat kein Heim, keine Verwandten, leine Kleidung, keine Speise, kein Feuer nichts! Obdachlos irrt er umher, er nächtigt in Neubauten, in Heuschuppen, !n Tennen, in Pferdeställen; im ewigen Kampf mit Schutzmann und Nacht wächter. ... aber da wirst ihm ein Spa ziergänger einen Groschen in den Hut, »der er findet einen Fremden, der aus liner Thiergartenbank eingenickt «t, und »lis dessen Tasche das gefüllte Porte monnaie hervorlugt und in fünf Mi »uten ist er ein berühmter gefeierter Künstler, reich, verehrt, der Gatte des schönsten Weibes. Dann kommt der kalte, nüchterne Wintermorgen, und klappernd, frierend, dungrig zieht er hinaus, ängstlich »ach jedem Fleckchen lugend, das die Sonne descheint, in deren mageren! Strahl er »ie steifen Glieder wärmt Doch, Gott fei Dank, das hat nun ein Znde! Gott sei Dank, jetzt ist er todt und er wandelt zwischen den Wolken ,mher.... Und welch' schönen Anzug er »nhat! Wie schmuck ihm die Sammet !ackc steht, mitderßoscimKnopfloch! Wie reizend die wehenden Locken! Und wie 'att und behaglich er sich sühlt! Welch' »igcnchme Wärme rings »m ihn! Und »es NachtS dieses weiche, frisch überzo zene Bett wie wohlig schläft eS sich »arin! !r wollte doch Ach so? Ach so!.. gangen Ha, was war das? Was steckte da zwischen seinen Fingern?.... Ein Fünfmarkschein?! Nanu! eben um die Ecke der A11ee.... Gott strambach, der Bart!.... Er erhob sich. «Herr Prose—" schrie er, aber das Wort blieb ihm in der Kehle stecken und kraftlos, wie von einem Schwindel ersaßt, sank er auf die Bank zurück. Dann lachte er plötzlich höh- nifch ans, zuckte die Achseln und ging die nächste Branntweinschenke suchen. Vlapolean i. AIS Jäger. Napoleon I-, der mit Feuerwaffen in den Händen Anderer so gut umzugehen wußte, war der schlechteste Schütze von der Welt. Nahm er ein Gewehr in die Hand, so konnte er auf ZV Schritt einen Ochsen nicht treffen. Dennoch ging er anf die Jagd, aber nicht, weil er Ver gnügen daran fand, sondern weil er sie als eine königliche Zerstreuung betrach tete, weil er die Bewegung für seine Gesundheit zuträglich hielt. Er galop pirte darauf IoS und seine Jäger muß ten das Thier verfolgen. Das Einzige was ihn unterhielt, war, bei dem Hallali zugegen zn sein. Eines Tages, bei Fontainebleau, stellte der Hirsch die Hunde, als nur einige Jäger in der Nähe waren; weder der Kaiser noch die Personen seiner nächsten Umgebung hat ten der Jagd zu folgen vermocht. Schon waren mehrere Hunde durch den Hirsch kampfunfähig gemacht worden, und die Jäger befanden sich in großer Verlegenheit. Tödtcten sie den Hirsch, so war der Kaiser damit sicherlich unzu frieden; ließe» sie die Hunde draufge hen, so setzten sie sich einer Strafe von dem Oberjägermeister aus. „Sahen Sie den Kaiser? Wo ist der Kaiser?" so tönte die Frage. „Er ist fort!" sagte Einer; „ich sah ihn in der Richtung aus Fontainebleau galoppiren."—Nun entschloß sich der älteste Jäger, den Hirsch abzusaugen; kaum aber war dies geschehen, als man an, Ende einer Allee eine Reitergrnppe erblickte. „Ach, mein Gott!" ries Ei ner, „nun gibt'S was! Da kommt der Kaiser mit seinem Gefolge." „Bah!" rief der alte Jäger; „er versteht nichts davon, und wenn er auch von anderen Dingen mehr weiß, als ich, fo will ich ihm hier doch etwas vormachen." Mit diese» Worten sprang er in das Holz, schnitt zwei Gabelzweige ab, steckte sie in den Boden und stützte damit den Hirsch so, daß er wie lebend aussah. Die Hunde umgaben bellend den Be endeten. und Napoleon erschien auf dem Platze. Er stieg vom Pferde, ergriff eiue Büchse und schoß den besten Hund Meute todt. „Sire, der Hirsch ist todt!" meldete der Jäger. „Das hat ten Sie nicht nöthig, mir noch erst zu sagen!" erwiderte Napoleon sehr stolz, bestieg sein Pserd und ritt nach Fon tainebleau zurück. Daö tSeigcnspiel der Damen. Ueber das Geigenspiel der Damen schreibt Herr D. Löwenthal in det Stuttgarter „Neuen Musikzeitung": Wer kennt nicht das abscheuliche Vor urtheil, daß das Biolinspiel etwas Un passendes sür das schöne Geschlecht sei? Manche jugendliche Geigerin, die ihre Schulgenossin zu», Erlerne» des Vio linspietS auseuert, erhält die kurze Ant wort: „Das eignet sich nur für Jun gen." Ich gehöre wahrhaftig nicht zu den Verehrern der Frauen-Emanci pation, welche sich der echten Weiblich keit und Züchtigkeit entzieht. Wer sich auffällig kleidet und kokett beträgt, lenkt meiner Ansicht nach eher die Augen des männlichen Geschlechts aus sich, als eine dunkel und einfach gekleidete Geigerin in Gesellschaft. In der Schule wird durch Turnübungen die Krast und Ge lenkigkeit der Mädchen gefördert, Schlitt schuhlaufen uud Reiten thun auch daS ihrige dazu, und vernünftige Aerzte haben mir wiederholt gesagt, daß daS Geigenspiel zur Kräftigung des Rück grats beitrage und ein gutes Mittel gegen eine gebeugte Körperhaltung sei. Ich kann behaupten, daß eine geige spielende Dame bei eorreeter Haltung der Violine und des rechten ArmeS ein anmnthigeres Bild gewähre, als eine vor dem Piano sitzende Clavier spielerin. Ein junges Mädchen, das mit 16 oder 17 Liebe zur Sache besitzt in bis 2 Jahren befähigt, im Quartett und Triofpiel mit znwirken und kann so unsere classischen Meisterwerke im Ori ginal kennen lernen. Als Elavierspie lerin würde sie wahrscheinlich im besten Falle!»insills damit bekannt geworden sein. So gut wie iu einem Gesangverein für vermischten Chor Herren und Damen zusammen singen, können dieselben meiner Ansicht nach in kleinern und größern Vereinigungen auch an der Kammer und Orchester musik zusammen theilnehmen. Die im mer größer werdenden Ansprüche der Schule, welche man an den Knaben macht, die Ueberbürdung mit' häusli chen Arbeiten erschweren dem armen Mnsiklehrer sein mühsames Werk un endlich. Beginnt der Geigen Unterricht bei einem Knaben nicht spätesteus im !). Jahre, so ist es nicht möglich, aus ihm einen brauchbaren Dilettanten zu ma chen, welcher den technischen und musi calische» Ansprüchen unserer classische» Meister genügt. Er müßte den» ein hervorragendes Talent sein und eine sehr große Lust zur Kunst zeigen. An die zwei Stunden täglicher Uebuug, von denen Meister Spohr in seiner Schule spricht, könne« wir doch bei unsern Söh nen kaum mehr denken, wenn wir nicht die Jugend nm den so nothwendigen Schlaf, um Erholung und Pflege des Körpers bringen wollen. Ganz anders ist es bei Mädchen. Selten findet in den Mädchenschule» des Nachmittags ein Unterricht statt, höchstens gilt dieser einer Handarbeit oder dem Turne». Beide sind für das Geigenspiel durch aus sörderlich nnd wirken geistig nicht erschlaffend. Die Finger, welche ge schickt eine Näharbeit oder eine Stickerei Handhabe», passen sich nach meiner Er fahrung dem Bogengriff viel leichter an als die Finger eines spät beginnende» Tertianers oder Secundaners. Feiner Wink. Höre, liebes Männche», T» mußt Dich photographi ren lassen. Weshalb? —Damit ich Dich öfters sehe; Du bist so selten zu Hauie. Schnee. Er kam nicht, kam nicht wieder. Wie immer und immer, an diesen einsamen Abendstunden stand Serasine am Fen ster und blickte aus den von Gasflamme» hellerleuchteten Platz, über welche» ihr Natte gewöhnlich zu kommen pflegte. Sie erkannte ihn von weitem an seinem lebhasten Gange, an dem breiten Filz hut, au dem laugen, flatternden Locken haar. O, mein Gott, wie ost sie so wartend und sehnend dastand: er blieb so viel von Hause fort. Die Stunden im Konservatorium hielten ihn mir Bor mittags fern, feine Privatitundeu fielen auf die Nachmittage, aber er kam »ach Senselben ebe» nicht nach Hause, er blieb fort, im Kaffeehaus, im Musikverein, im Theater, im Konzert. Dem könne ein Künstler nicht ausweichen, sagte er immer. Sie wagte nicht zu wider sprechen; aber hätte er sie nicht manch mal mitnehmen, auch öfter zu Hause bleiben können? Gewiß, er ahnte selbst nicht, wie schmerzlich sie wartete, wie sie ihn ent kehrte. Und doch kam kein Vorwurf über ihre Lippen, denn sie wollte ihn nicht kränken, nicht noch mehr von sich entferne». Auch heute kam er nicht, und sie hatte nicht einmal eine Ahnung wo er blieb. Es war ein trüber, melancholischer Tag gewesen. Den ganzen Tag hin gen schwere, graue Nebelmasseu in der Lust. Gegen Abend begann es zu schneien, erst ganz sein, mit etwas Re gen untermischt, Dann verstummte die einförmige Sprache des RegeuS, das stumme Spiel der Schneeflocken begann. Doch nur leise, in sanftem Wirbel kamen sie herab, vom Himmel ans die schmutzige Erde. Die zwölsjährige Irma, die einzige Tochter Oswald nnd Serasinens, sreute sich den schuhlausen. Jetzt war es nicht mehr weit vor Mitternacht, der Schnee hatte aufgehört und ein bleicher Mondesschimmer brach durch das Gewölk. Auf dem weiten Platze lag die weiße, unberührte Schne edecke, magisch flimmernd, wie unberührt vom Irdischen, wie ein Wunder, ein Phänomen. Die dunklen, landlosen Banmgcrippe hoben sich gespenstisch da von ab. Aus der Mitte der Fahrbahn allein war der Schnee grau und schmut zig. Ab und zn eine Gestalt, einmal ein Schutzmann, dann ein Nachtwächter, dann irgend ein fremder Passant. Ader er kam nicht. Unendliche Trauer erfüllte ihr Herz. Nun würde ein langer Win ter "kommen mit feinen mannigfache» Zerstreuungen, immer mehr würde ihr der Gatte verlöre» gehen, vielleicht un wiederbringlich. Und sie liebte ihn so sehr, nnd ihr« Tochter wuchs doch mehr nnd mehr heran, begann den Vater mit Bewußt sein zu vermissen. Was hatte Serasine verschuldet, daß er sie so grausam ver nachlässigte? Sie war ihm dreizehn Jahre lang nn treues, liebendes Weib gewesen, sanft, duldsam, fleißig, wirthschastlich. Sie hatte einen einzigen Fehler, sie war nicht jung genug sür ihn. In gleichem Alter fast, sie drei er vierundzwanzig Jahre alt, hatten sie geheirathet. Sie war verblüht, er war noch im schönsten Mannesalter. Von diesen melancholischen Betrach tllngcu ersüllt, war sie an den Spiegel getreten. Verblüht? Es war vielleicht noch nicht so schlimm. Ihr Gesicht hatte seinen seinen Schnitt behalten, ihr Teint war noch nicht welk, die dunklen Augen noch immer glänzend, aber ihr Ziaar begann schon gran zn werden, das war ihr Verhängniß. Das gab ihr frühzeitig ein so verblühtes Aussehen, der Schnee des Alters, der lange Le bcnSwinter. dem kein Frühling solgt? Sollte sie ihn einsam und ungeliebt ver trauern, war das Glück ihres Lebens unwiederbringlich dahin? Konnte sie ihn, den sie liebte, nicht wiedergewinnen, würde er nicht auch einmal altern? Dort kani er, er ging abseits vom Wege, über das wunderbar weiße Schneetuch, wohl absichtlich, sah zum verschleierten Mond empor, blieb wie iu ticsen Gedan ken stehen. Ach, wie wenig Eile hatte er nach Hanse, und dennoch, wie ihr Herz ihm rntgegenflog. Er war noch immer ein schöner Mann, obgleich auch er ein wenig vom Leden mitgenommen war. Dabei leb haft, lebenslustig, leicht erregbar, dem Augenblick hingegeben, eine richtige Künstlernatur. Es ist nicht leicht, einen solchen Mann zn sesseln. Eben trat er in den Corridor, jetzt in die Stube, ganz leise und vorsichtig. Serasine hatte die Lampe ausgelöscht, in der Absicht, zu Bett zu gehe». Der Mond verbreitete eine schwache Dämme rung. Oswald sah sie nicht, die hinter dem Fenstervorhang stand. Sonder barer Weise ging er nicht links nach dem Schlafzimmer, wo er seine Frau vermuthen mußte und wo das Kind schlief, sondern rechts nach dem Arbeits zimmer, jetzt, mitte» i» der Nacht? Er schlich mit der äußersten Vorsicht. WaS konnte er vorhaben? Sie trat an die angelehnte Thür und lugte hinein. Oswald hatte die Studierlampe ent zündet und sein Pult geöffnet. Er suchte etwas, eine ganze Weile unge duldig. Jetzt sah sie, WaS eS war: ein kleines Etui aus Pappe, iu welchem er Photographien verwahrte, jene be sonders gelungene, etwas idealisirte Ausnahme, wo er ein Notenblatt in der Hand hielt und sinnend darauf blickte. Er legte das Bildchen vor sich aus den Schreibtisch, betrachtete es eine Weile und dann stand er aus; jetzt nahm er die Papierscheere, trat an den Spiegel, rückte die Lampe so, daß ihr Licht aus daS Glas fiel und schnitt sich vorsichtig eine Locke ab, jetzt legte er die Locke zu dem Bilde und lächelte, wie in eine an zenebme Erinnerung versunken. Mit schmerzlich zuckendem Herze» stand Serasine auf ihrem Lauscher posten. Kein Zweifel, Bild und Locke waren für eine Dame bestimmt. Er war ja so vielen Versuchungen ausge setzt. hatte Schülerinnen und Kollegin nen, die sich sür ihn intcressirten. Sie, Serasine, hatte darum manche qualvoll« Stunde durchlebt, aber einen ernsten Grund zur Eifersucht hatte sie nicht ge habt; er schien ihr treu, wenn nicht immer ganz mit Herz, Seele, Phantasie, so unterblieb doch eine grobe Verletzung. Und jetzr, wo auch er graue Haare be kam!? Ja, auch er hatte graue Haare; man merkte es wenig, weil er blond war. Serasine, zartsinnig wie sie war. hatte nie davon gesprochen. Und er hatte es vielleicht noch gar nicht bemerkt, rastlos, lebhast uud etwas kurzsichtig wie er war. Aber jetzt, jetzt mußte er's bemerken. Stein, er bemerkte nichts, sonst hätte er nicht so selbstzufrieden gelächelt, so strahlend, so jugendlich! Jetzt setzte er sich hin. drehte die Photographie um. stützte den Kops ans, dachte nach, gewiß um eine hübsche, stimmungsvolle Wid mung zn finden. Eine plötzliche Ein und trat ein. Erschrocken sprang er auf. Er hatte gewiß, um unbeobachtet zu bleiben, diese Nachtstunde gewählt. „Wie. Serasine, Du schläfst nicht?" stammelte er. „Nein," sagte sie, „ich schlief nicht, ich habe auf Dich gewartet, um Dir zu zusehen. Dn wirst mir das verzeihen, ich bin ja kein neugieriger Dienstbote, ich bin Deine Frau! Und so wollte ich Dir Eines sagen.. .Hast Du denn schon bemerkt, mein Lieber, daß auch Du schon qraue Haare hast?" „Ich?" rief er ungläubig. „Ja Du, auch Du, sieh nur hin,'' »nd sie nahm die Locke, in deren Helles Blond sich anfsällige Silberfäden misch ten und hielt sie ihm unter die Augen. Haare!" Sanst nnd ruhig fuhr sie fort: „Wenn Du die Locke für eine Dame bestimmt hast, welche für Dich, den Künstler, schwärmt, so hat es nichts aus sich. Wenn es aber anders sein sollte - denn wozn wolltest Tu die Sache sonst vor mir verbergen? so ziehe die grauen Fäden heraus. Jene könnte sonst darüber lächeln!" Er hatte die Hände vor's Gesicht ge schlagen uud seufzte „Graue Haare graue Haare." Seine Eitelkeit war zumeist getroffen, sie sah es, und Thränen traten in ihre Augen." „Laß uns doch einmal offen sprechen, Oswald", sagte sie milde, doch entschie den, „ich bin Dir zu früh gealtert, es ist eine junge, ganz junge Dame, für welche Deine Locke bestimmt ist." „Ja", sagte er dumpf. „Ich begreife ja Alles", fuhr sie mit schmerzbebender Stimme fort, „Du bist eine rechte Künstlernatur, Du brauchst Illusionen. Aber denken solltest Du doch daran, Oswald, daß auch Du kein junger Mann mehr bist, daß der erste Schnee des Alters uns Pflichten auser legt, daß Du Rücksicht nehmen mußt, wenn Du auch mich nicht mehr liebst." Er fuhr auf. Seine Herzensgüte, seine bessere Natur schien siegen zu wollen. „Ich liebe Dich noch, Serasine, ich schätze Dich über Alles. Es kommt nur so manchmal über mich wie ein Rausch. Wenn Tu verzeihen wolltest." Sie legte die Hand auf seine Schulter. „Wenn ich, ich weiß, es ist so. zu alt bin, uni von Dir als Weib geliebt zu werden, so laß mich Deine Freundin sein. Wenn szlch' »-in Taumel Dich überkommt, sag' es mir!" Er erhob sich mit einer entschiedenen Geberde. „Da hast Du die Locke zum Andenken an diese Stunde. Serasine. De? Tau mel ist vorbei, und ich hoffe, er wird nicht wiederkommen. Ein Weib, das so gut, so klug, so hingebend ist wie Tu. bleibt immer jung und schön. Diese, erste Schnee iu meinem Haar, er soll Dir zum neuen Frühling werden!" „Wenn die Liebe jung macht, OS- Wald, so bin ich noch jung. Freilich, der Schnee von unsern Häuptern wird nicht mehr schmelze», aber auch ich will mich bemühen, Dir den Glauben an de» Frühling zu geben!" Sie versank, die Locke an die Lippe» drückend, in seine Umarmung. Ans der guten alten Zeit. In der Reichsstadt zog die Vürgerwache in Parade auf; der Offi eier marschirte voran, die Wache, etwa Iv Mann stark, VN krunto hintendrein: so ging der Zug eine Hauptstraße hin unter. Aus einmal bog die Wichparade mit dem lauten Eommando: „Rechts schwenkt - Marsch!" in eine Haupt straße rechts ein. Hier traf er unver muthet schon feine ganze Wachparade. „Potz Funken, wo kommt Ihr her?" fragte er voller Bewunderung. „Durchs Mariengäfsel", antwortete Einer, „der In einem Walde in Pennsylvania nniveit Milsord.so schreibt ei» amerikanisches Blatt, wurde -in rei sender Lcbensversicherungs -Agent vo» einem Wols angefallen. Merkwürdiger weise gelang es dem Wolf, glücklich zu entkommen, ohne daß er fein Leben ver sichern mußte. Aus Kindermund. Mut ter: „Ich bedaure, Herr Assessor, daß meine Schwester bereits verheirathet ist. es wäre eine vortr:fsliche Frau sür Sie." - „Aber Mama, kann jetzt Tante Anna den alten Onkel nicht bald auSge heirathet haben?" Gemischtes Haar. A.: „Die Braut des Meyer ist zwar schön, aber ich glaube, ihr Haar ist nicht ächt! B.: »Ihr Haar schon, aber daK übrig« nicht I" DieSlos«. Berka Rose^ist nicht mehr ganz frisch. Ich werde sie tüchtig auf blasen, dann findet si- wohl noch ein« Käufer. Frl. Alma^imit derselben Rose): Hier theurer Eduard, nimm das Sinn bild luemer Liebe. Edua:d >^^as' später>: Laß küssen, herrliche Rose, denn, ohne Frage, die keuschen Lippen meiner Alma habe» auf Dir geruht. Ach, der feuchte Hauch ihres Mundes ist »och in Deinem Kelche zu verspüren. Laß Dich küssen! Griffe» und Bleistift. In einer soeben erschienenen Selbst biographie erzählt der bekannte englische Maler T. Sidney Cooper, wie eines Tages im Jahre 1836 in einer Gesell schaft von!>t ünstlern, worin außer ihm Stanfield, Roberts, einer der Land seerS, Cattermole u. A. anwesend waren, die Rede aus den früheren Lebenslauf der Gäste kam. Die meisten wußten nichts Besonderes zu erzählen. Cooper, der ans beschränkten und kleinlichen: Verhältnisse» zu Ruhm und Anseheil gekommen, berichtet, wie er selbst zuerst luf sein Talent aufmerksam wurde. „Als junger Bursche," erzählte er, „war ich bei einem Wagenlackirer in Canterbury beschäftigt; eines Tages saß ich ini Hofe der Kathedrale und zeichnete auf eine Schiefertafel einen der Thürme; nicht weit von mir saß ein Herr und zeichnete ebenfalls einen Thurm des Domes. Das wiederholte sich zwei bis drei Tage hintereinander; dann kam einmal der Herr, dem ich aus gefallen sein mochte, zu mir heran und fragte, was ich thue. Er wunderte sich, daß ich die Kathedrale auf sineSchieser tafel zeichnete, und auf meine Antwort, daß ich anderes Material nicht beschaf fen könnte, dies auch den Vorzug bade, daß mißlungene Partien leichter auszu ivischen seien, bemerkte er: „Das ist wohl wahr aber Sie ha ben ein scharfes Auge, Sie haben den Blick für das Detail und Formgefühl." „WaS ist das?" fragte ich. „Das Verden Sie noch lernen: aber Sie müf sen nicht mehr mit Griffeln zeichnen." Einige Tage fpäter kam er wieder zu mir und sagte: „So ich gehe jetzt fort und damit Sie nicht mehr auf Schiefer zeichnen müssen, haben Sie hier einen Bund Bleistifte und einen Bogen kapier, die ich nicht mehr brauche." Auf meine verwirrten DankeSworte und den Einwand, ich wüßte nicht, was ich mit den Bleistiften anfangen sollte, ant wortete er nur: „Es wird schon gehen, Sie werden es lernen." Das war für mich der erste Anreiz zu ernsteren Studien." Als Eooper soweit erzählt hatte, sprang Cattermole auf und rief: .Was? Sie sind der Junge mit den Krifteln? Ich bin der Mau» mit den Lleistiflen. Ich erinnere mich jene» Lorsalls noch ganz gut." Doppellebe«, »aS geradezu S taunni erregen muß. bat A. K. Smith in der Firma MillS, Ro besoil nnd Smith iu New Dort, von »essen grandiosen Fälschungen der Tele- / zraph berichtet het, durch nahezu sechs Jahre geführt. In New Aork häufte -r Fälschungen auf Fälschungen und in ? der frommen Kirchenstadt gab er sich Ils Betbruder, Kirchenmann und Spen der von ausgebreiteten Wohlthätigkei ten. Smith war eifriges Kirchenmit glied, regelmäßiger Besucher der fafhio- - nable» Plyinoulh Kirche in BroolliM ! ttiid versäumte keine einzige Wohlthätig teits Aetion. In der Reihe jener, welche ihre frommen Worte in klingend» Thaten uinsctzen und bei dtnen jeder Appell an das Herz von Erfolg beglei tet ist, nahm Smith die vorderste Stelle ein und zur selben Zeit dupirte er nahe zu zwei Dutzend Banken nnd ander» Geldinstitute und brachte seine Firma an Rand des Abgrundes. Wohin hat der geriebene Fälscher die Hcidcnsum inen gemorsen? Er lebte durchaus nicht aus hohem Fuße, hatte keine Sport» Passionen und doch schwanden die Un-: summen wie Spreu vor dem Winde i« seinen Händen dahin. Man glaubt" nicht, daß er sein Geld in Speculatio-, neu verlor, aber er verschleuderte colos sale Beträge an eine Dame, deren Be, kauntschast er sich erfreute. Die Dame,' für die Smith sich und fein Hans rut kirte, soll, nach den letzten Angaben, Ehorsängerin in einer Kirche der ob«« Stadt in New Uork sein. Je mäßiger das Bier, dest< näßiger der Trinker. . j
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