. Doppelleben. (3. Fortsetzung.)" Nach dem glänzenden Mahle zog sich Silvana mit Anna Lundmark i» ibr Zimmer zurück. Hier war es ganz still lind eine umschleierte Lampe gab nur ein l/alb dämmerndes Licht; ei» wunderlich berührender Gegensatz zu dem Getüm mel uud der Helligkeit drüben. Alles lag zum Umkleiden bereit, Anna hals Silvana den Kranz und den Schleier, dan» das weiße Seideiigewand ablegen. Zum ersten Male heut' Abend ward es ihr dabei, ohne daß sie recht wnßle, wa „Wohin reist Ihr denn?" „Da fahrt ihr wohl die ganze Nacht durch?" „Ja, ich glaube." „Dann kommst Du ja heut Nacht gar nicht zn Bett." Anna ich weiß es nicht." „Das ist nach solchem Tag doch schreck lich anstrtngend sür Dich, daran möcht' gen." Silvana stand jetzt ohn« die glänzend« Hülle, doch sast noch bräutlicher, zaube rischer da. neu übergcwoi jenen Kleides zu schließen. So fragte sie, was sie eigeutlich schon vorher schon gewollt: Silvana antwortete eine» Athemzug l«wg Nichts, doch dan» wars sie sich plötz lich herum, schlang beide Arme nm Anna Lundmarks Nacken nnd rang, in hefti ges Weinen ausbrechend, hervor: „Ja, unsagbar, Anna aber ich habe Dich auch lieb, Anna, nnd ich möchte nicht von Dir sort, bei Dir bleiben wenn ich ruhig hier schlasen könnte Du sagtest es ja der Tag hat mich sehr angestrengt. Ich wußie es nicht, daß eS mir so schwer fallen würde, von sollen wir es nicht wieder sein, immer bleiben, damit das Herz eine sicherx Zu flucht hat ? Ich sah heut' Abend die Ge- Die Thür ging auf, »»d Martha Nodwnld trat herein: „Bist D» fertig, es ist Znt. Ich habe mich Ehaivl sür die Nachtfahrt. Wenn Du Du mit zur Bahn und bleib bei mir, so lange Dn kannst! Ich bitte Dich, Anna —Dn bist ja mcine einzige Freundin, Der Abschied Christian Rodwalds von Einsteigen geläutet. Der Zug war nicht sehr besetzt, Anna L'iindmalk deutete: „Da ist iioch ei» ganz leeres Coupee." Doch von der Heide Hörle es nicht, sondlrn brachte das Hand <iepäck in dem nächsten nnter, in dein sich schon ei» paar Reisende befanden. Lisch ciniiial wiederholte Anna: „Wollen Sie »icht nebenan einsteige», da ist Nie mand." Er versetzte: „Dann wird es wahrscheinlich desto voller; man thut gut nicht zu viel zu verlangen, und der Platz hier genügt ja vollkommen sür nns." In der Ferne schlugen die Wagenlhü ren zu, der hart ins Ohr dröhnende Ton kam näher. Silvana schlang den Arm um Anna und küßte sie ein paarmal hef- fen zu haben. Sie flog rasch am Tritt brett empor, auch binter ihr Wa genlhür in s Schloß. Ihr Auge fiel auf die Bahiihofsuhr, die Zeiger wiesen ge nau auf Vollendttiig der elften Stunde. Ein iin Windzug des Perrons fast ver hallender Pfiff des Zugführers und ein schrill gellender der Locomotive, drei Schläge der Signalglocke gleich darnach. Durch das ossene Fenster sagie Silvana lächelnd: „Schreib mir bald, daß Du Dich auch verlobt hast und zu Deiner Hochzeit komme ich. Gute Nacht, Anna, grüße meinen Vater noch!" „Gute Nacht, Silvana! Ach so, Du Anne, Dir kann man sie ja heut' nicht Fünftes Capitel. Der Zug hatte Verspätung, nun raste er zum Einholen durch die Nacht. Un gewiß flogen draußen die Dinge vorüber, manchmal wars etwas Nahes einen kur zen, sonderbar ansschwirrenden Ton ge gen das Wagensenfter. Es war der Rückprall des Schnellzugsbrausens von einem kleinen Stationsgebäude, an dem er, ohne seine Geschwindigkeit zu ver mindern, vorbeigefahren. Ein stoßen der Ruck deutete den Uebergang über eine Weiche, ein paar grüne und rothe Lichter tauchten jäh auf und schössen wie Blitz sunken wieder in's Dunkel. Das Gefühl sagte, ein furchtbarer Krach könne plötz lich in einem Augenblick Alles beende», sür immer auslöschen, ein Zusammen stoß, eine Entgleisung, irgend Etwas, das man nicht vorhersehen und nicht ab wenden konnte. Man hatte alles Selbst bcstimmungsvermögen ausgegeben, be fand sich willenlos in einer unbekannt sremden Hand, »inßte sich ihr blindlings vertraue»; der Umsicht uud Gewissen haftigkeit des Zugführers und der Gunst gtbeud gläubigen Zuversicht. Die ganze Wanderreise des Menschen auf der Erde war eine steter Gefährdung ausgesetzte Eiscnbahnsahrt und ruhte, wie diese, nur aus einer Wahrscheinlichkeitsrechnung des Lebens. Die beiden Passagiere, welche mit dem jungen Paar das Eoupee theilten, ver delten die Unbegnemlichleit der Waggon sitze, freuten sich gegenseitig ihrer Gescll- Fahr^, Zwischen diesen Phantasiegestaltungen redete sie mit Er sühile eine Un terhaltung, wie die Anwesenheit sremder "ihren sie kaum nuders verstattete, doch lag in seiner Klimme ein weicher, zärt licher Klang, der »icht mit der Gleichgil tigkeit der Dinge, von denen er sprach, übereinkam. Bei der Hochzeitsmahlzeit hatte er sein GlaS kaum berührt, nicht einem leichten, nicht ganz verhalibarcn Zittern seiner Sprache aus eine Wirkung des Weins, einen leisen Rauschzustand seiner Sinne schließen können. Ab nnd zu rührte sein Fuß bei einer Stcllniigs veränderiing an den ihrige», daß sie ingnng beisugte: sein Fuß beenge^ sie, doch der Ranin sei sehr schmal. ging eS durch eine weite eingeschlasen. Einige Minnen saß sie unschljissig. dann äußerte sie leise: „Es zieht hier ein wenig, ich glaube, drüben bei der Bewegung einen Moment über ihre Schulter herunter, hob sich jedoch rasch, wie schreckhaft, wieder auswärts tiefer herab und ward nicht mehr von seiner Schulter, sondern von seiner Brust gestützt. „Silvana!" »Ja, was ist, Ortlos?* Die Angeru- Der Zug bewegte sich kaum mehr, nun stand er; der Schassner össnete die Wa genthür: „Eine Minute!" Draußen rieselte Regen ans einem »nb^ckin^ Gedanke» sammeind. „An nnscrm heu tigen Ziel." Ihr Man» zog sie rasch unter den Schutz der osjenen Warle holte sie: Landgut. Es ist besser so." „Nicht Rhein?" einige Male so besonders, sremdartig schön gesunden zu habe». Müdigkeit sühlte sie durchaus nicht, nnd z» schlasen nach. Unvclinuthet plötzlich stockte der „Was ist?" fragte Silvana. „Wir sind z» Haus." Jhr Mann stieg aus und half ihr, nachzukommen. Auch hier fah man »er von einer hellgelünchten HauSwand yerzurühren schien; ein Fenster mußte sich darin befinden, denn etwas abwärts wem?" Die Frau zuckle die Schulter: „Der Knecht hat es mit ans der Stadt von der Post gebracht." Der, von dem sie sprach, trat herein and brachte das Reisegepäck. Offenbar aller Manlel troff von Ziegen. Er stellte „Wer ist die Frau?" Ihr Mann ant einer kurzen Pause sügteer hinzu: „Hast Du es Dir so hier gedacht?" „Ich?" Die Augen der jungen Frau halten zugewendet, doch wichen o stllen '"ll icht tete: der Entgegnung: „Wie Du es sür gut hältst, ich bir, überall glücklich, wo ich mit Dir bin. Was mußt Du, Ortlos?" „Ich habe Dir ei» Geständiiiß zu ina chen, Li »>>» a —" bedenken und wiederHolle: „Der Blitz, meinen Sie?" Dann stieß er hastig hinterdrein: „So muß ich nachsehen leg' Dich ruhig zu Bett, Silvana, ich komme zurück, sobald das Fener gelöscht oder keine Gefahr ist, daß di> Vaterhaus auf, umgab sie mit glanzvoller Helle und festlichem Schmuck. Die Vorstellung trat in einen starken z» diesem Raum, den Warum hatte er gemeint, eS sei hier vielleicht anders, als sie es sich ge dacht? Wirklichkeit selbst, sondern aus der Frage, weshalb sie davon überrascht abzulegen? Eine alle heisere Uhr schlug irgendwo in einem Kaum des Hauses; Silva»» Kopf eine Rechnung. ?ie Wagenfahrl hierher hatte für sie etwas völlig Zeit loses gehabt, der Uhrschlag sagte, daß dieselbe kaum über eine halbe Stund« Was wollte sie? Ihr Mann hatte ih, angerathen, sie solle sich ruhig zu Bell begeben. Es war ja erst vier Uhr. nach dem braunen Schnitzwerk unter de» rothen Vorhängen hinüber. Da summte das Insekt wieder: „Wa rum?" wesen. Silvanas Fuß setzte sich halb unbe wußt Vormund sie die Hand nach Schlüssel. Was sollte der? Warum? Ein zusamineugesaltetes Blättchen, mit seinen weiblichen Schriftzügen be- Dn noch nichl seine Fran. Ein Beiiüger hat Dich in sein Netz gelockt, die Docu Meute über den Werth seines Bcsitzihnins aus einem reichen Hanse, sonst würde ei nicht gesucht haben, sich Deiner zu be mächtigen. Sein Gnt ist ein armseliger, verrücke das Ahnenbild im Schlasgemach zur Rechten des Bettes und össne inil diesem Schlüssel einen kleinen Behalte» in der Wand. Er ist von der Tapet« überklebt, D» mußt suchen. Vielleicht ist es noch Zeit." Das Blatt siel aus Silvanas Hand; es war kein wirklicher Blitz des Gewit sie griss schwankend, als ob sie ein solcher gelro.ssen, nach dem Tisch. Alles drehte sich im« sie war keine z Denkens blieben ans dem Alinenbild haften. Was sollte der Schlüssel ? Er mnßte ja die Lüge heransstellen. Ihr Fnß hob im Ohr von der Eisenbahnfahrt. Welches Geständnis! ? Sie lrat ans das Bild z», doch Alles gehalten. Drüben zur Rechte» des Beiles Boden. Da stand sie wieder am Tisch, ein« /Unzahl anderer Blätter, Briese haltend. Sie zeigten die Handschrift ihres Man nes, engbeschrieben; ihr Blick starrle da raus nieder. Doch die beiden Unschlilt lichter brannten sr> trübe, die Buchstaben durcheinander, nur da und dort koiinie sie einen Satz ausfassen, begreifen. Es waren LiebeSwone des Schreibers an Braut es liesest, bist Du noch nicht seine Frau —" WaS sollte das? Sie war ja seine Land, unterschied sich von diesem ein Horizonlstrich mit einem ersten matt graue», iibernebelte» Morgenschinimer. Es kehrte ibr ins Gedächtniß, daß der sie gegen. Bei der Helligkeit desselben ließ sich der Inhalt des Geldtäschchens unter scheide», sür Johannes Schmid hätte e, Billet!" Der Schaltcrbcamte sragte mit schlassüchtiger Miene: „Wohin?" Sie nannte den Namen ihrer Vaterstadt. (Fortsetzung solgt.) Elsenbeiu her? „Wer war die ältere Dame, mit der ich Sie letzthin gesehen habe?" „Nun, meine Frau!" „Sie scherzen wohl?" „O, nein, es ist bittere, Er.,st'." 3 GedankenspSne. Lügner täuscht man init der Wahr» heit. welchen in dein „Journal des MedicinS" die Aerzte des Königs ebenso unterlhä» nigst wie bitterlichst sich beklagten. Im Jahre I7VB, in den ersten Tagen des Juni, mußte der König, der damals 7» Jahre alt war, in Folge seiner Uiimä ßigkeit sich einer strengen Diät unter werfen. Was that er? Das „Journal des MedicinS" erzählt wörtlich: „Der benfuppe und drei gebratene Hühner, des Abends aber Fleischbrühe nebst Brot vorsetze." darauf, als er sich Brust, vier Flügel und einen Schenkel ausaß. Der Appetit Ludwigs XV. gab dem Ludwigs XIV. nichts nach. Der König bezahlte monatlich LS,Ovo LireS Gehalt an seine Köche. Nichts war sei ans mehr als 3vt)l) Thaler ;u stehen. Der erste Koch Ludwigs XVI. erhielt «4,»0(i Franken jährlich. Ludwig Esstt. genöthigt, einen Miethswagcn zu.siilie zu nehmen, um einen drillenden juan kcnbesiich zn machen. Er besteigt den Wagen nnd rnst dem Kutscher zu: „Blu mcnstraße 20!" Diese Straße lieht un gesähr im Eentrnin derSladt. Hu seine», größten Erstaunen sährt aber der Kut scher plein a»'s Ostciide der koste!" Wahlgesch i ch t e n. Wie ersten Wahlgange daselbst die Zettel- Abg! Keller große Taseln aus der Brust mit folgendem Klapphornvers: Zwei iinabcn gingen znr ReichstagSwahl, wurde dem Wahlvorsteher eine niedliche lleberraschung zu Theil. Er saud näm lich in der Urne eine unbezahlte, aus sei ein Kohlenhändler statt des Stimmzet tels als sanstes „Mcmento" eingehän digt. Ztg." meldet: Wie ei» Anschlag am schwarzen Brett znr Kenntnis bringt, ist ein Student der Medicin dnrch rechis- Verletzung der akademischen Sitte mir» Ordnung mit der Relegation bestrasl wordeu. Der akademische Senat erläßt gleichzeitig eine Warnung au die Stu direnden, sich vo» jeder Antheilnahnie an jenen Bestrebungen fern zn halten. Auch ei n e Ve rstä n d i g nn g. Stammgast (der sich eben verlobt hat): „Nun, Herr Wirth, wisse» S' 'was Neu's?" Wirth: „Was denn?" Gast: „Daß ich jetzt nimmer oft zu Ik' nen kommen werd'!" —Wirth - warum denn ?" Gast sschniunzelnbl: — halt " Wirth: ..Etwa gar?"— Gast: „Ja freilich!"--Wirth: „Nachher gratulir' ich h,lt recht schön!" Zweifelhaftes Compli ment. „Wie könne» Sie den H»t ab ziehen vor einem Mensch»», der mich so Hintergange» Hai?" .Herr Principal, vor einem Menschen, d»r im Stand ist, S ie zu hintergeh'n, man den Hut obzieh'n!"
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