« Wie maus nimm». Als ganz kleine Mädchen hatten si« tisweilen auf dem sauber in Mosaik ge pflasterten Hofe, unter dem HauSthor oder auf der Kellertreppe mit einander «espielt. Nicht oft, weil Olga, die Tochter des Bankiers aus der Bel Etage, „nicht dnrfte". Bisweilen jedoch ent schlüpfte die Kleine der Obhut der Gou vernante, mn unten ein wenig auszu toben. Olga war blaß, hellblond, ziemlich lebhaft, verschlaget, munter, ei» Wild sang. Emmi, die Tochter des Portiers, dunkelblond, groß, sehr reif für ihr Alter, mit begehrlichen Augen, klug, die Anführerin bei allen Spielen, stets das große Wort führend. Marie, das Töch terchen des Photographen aus dem vier ten Stock, war die schönste, die stillste von ihnen. Sie hatte dunkle, traurige Augen und prächtiges, gelocktes Haar; sie fürchtete sich vor der dunklen Tiefe der Kellertreppe iüid die Anderen lachten sie ans. Solch ein großes Mädchen und sie fürchtete sich. Marie wurde überhaupt viel ausgelacht. Als man grub, da weinte sie, während die beiden Anderen sich an dein kindischen Cercmo niell ergötzten. Später nahmen die Spiele der drei ein Ende. Olga lernte englisch, Klavier spielen, singen, tanzen, fchwiin nicht mehr ein, «n Hose spielen zu wol Marie wurde für das Geschäft ihres >var ein sehr mittelmäßiger Photograph. Er hatte weder Glück noch Geschick; er konnte nicht in die Mode kommen. Wo- Uud oben, vier Treppen hoch unter dein Glasdach des Atelier, herrschte Noth, Sorge, Entbehrung. So viel Licht und Wesen. M Frcunv gelrosjcn, einen jungen hübsche» „Du wirst nicht znm Theater gehen, es wäre Dein Verderben!" hatte er ge mer wieder aufnehme». - Die Bilder waren iiiimer schlecht, aber das verdroß ihn nicht weiter. Ja, er schien sich zu m^ß^ th wären un^ komme ja nur Ihretwegen, Marie, rief er, wissen Sie das nicht längst?" Er riß sie stürmisch an sich. „Ich liebe Dich. Marie., ..' „Und ich hatte. In der Bel-Etage war der letzte .Jour" in dieser Saison. Derselbe er hielt besonderen Glanz dadurch, daß der neueste Stern der Oper, dxr junge Hel denbarilo», erschienen war. Er sang: Einst spielt' Scepter und Krone" und erntcie endlose Lobsprüche und Schmeicheleien. Olga, die ihn begleitete flüstert« ihm zu: ,Ach, wenn Sie in Wirklichkeit auch nicht mit Scepter und Krone fpiel«n, s» spielen Sie mit dem Lorbeer, und das ist mehr!" , Und «r eewiederte leidenschaftlich» .Ich ersehne nichts, als die Myrthe.* Man rief zum Souper. Hinter Portiere des MusikzimmerS fanden sich ihre Lippen. „Ich liebe Dich, Olga." „Ach, wie glücklich ich bin," hauchte da« Mädchen. Und in der lauten, anspruchsvollen Gesellschaft befanden sich heute zwei "Glückliche. Der feuchte Novembersturm fegte das letzte Laub von den Bäumen und Sträu- Jn jenem traurigen Monat hatte der Briefträger drei Briefe in das sajhioiiable Haus gebracht. Der eine war an Fräu lein Olga gerichtet und begann so: „Ich bin im Begriffe, mein neues Engagement anzutreten und so sehr durch men, daß es mir leider nicht möglich ist, Ihnen, verehrtes Fräulein, persönlich Lebewohl zu sagen. Meinen besten Dank für Ihre Güte und Freundlichkeit u. f. w." Olga, in ihrem eleganten Neglige, las den Brief unter Thränen. „Er will sich nicht binden o, ich ahnte es!" Die Tochter des Portiers hielt eine lithographirte Verlobungsanzcige in der Hand. Er, den sie liebte, Halle eine An dere erwählt, die Tochter inues Chess. stehen. Unser Gut ist weit schwerer be lastet, als ich selbst wußte. Nur eine Geldheiralh:c." In der Bel-Etage war großes Fest. ihres einem reichen, nicht mehr ganz jungen Börsenspekulanten. Er hatte ihr als Demuthgeschenk eine» Perlen schmuck verehrt, welcher aus der letzten len allgemein ausgefallen war^ Olga hatte bei dem Anblick gelächelt, freudig gelächelt. Sie war getröstet; trillsrolle seines neuen Engagements nicht so recht gefallen. Wer weiß, welche Wendung feine Laufbahn noch nahm! vorstädtische» Operettenbühne. Der Ageitt, ein kahlköpfiger Herr, kniff sie in die Wange. „Die Stimme ist nicht groß und nicht geschult," sagte er, „aber das thut nichts. Ein so hübsches Mädchen macht unter allen Umständen Carriere!" „Er hat es nicht anders gewollt," sagte sich Emmi aus der Treppe. Als sie nach Hause kam, fand sie den Hof mit dem zierlichen Mosaikpflaster voll von Men schen. Polizei-Sanitätswache. Marie, die Tochter des Photogra phen, hatte sich aus dem AMierfenster M den Hof gestürzt. Dicht vor diin Keller, vor dessen Tiefe sie sich als Kind immer gefürchtet, war sie hinqA stürzt und sogleich todt gebliebeü. Die Leute sagte», ihr Geliebter habe sie ver lassen. G " s E ' 112 wie inan's nimmt!" Der Gagetag. Komiker, Soubrette, Naive und Kind, In dumpfer Garderobe beisammen sind, ES spielet das Kind, Soubntte sich schminkt, Naive häkelt, Komiker trinkt, Damit er die Zeit sich vertreibt. Wo nur die Souffleuse bleibt? DaS Kind spricht: „Morgen ist Gage- Di t htd ld i Sck Hört ihr's, wie die Souffleuse schreit? Soubrette.spricht: „Morgen ist Gage tag, Versetzt das letzte Atlaskleid!" Hört ihr's, wie die Sousfleuse schreit? Komiker spricht: „Morgen ist Gagetag, hält. Und morgen ist Gagetag. Da hat er freilich recht! —Da klage» und schimpfe» die Leute immer über die schlechten Zeilen! Mir ist «s einerlei, ob die Zeiten gut oder schlecht sind; ich bin immer oben aus! — So? WaS sind Si« denn? Kut scherl DaS Buch vom Hasse. Neueste Werk des berühmten Gelehrten, Poeten und Politikers Pao!a Monte gazza zur Hand nchmcn. Es führt eine» Titel: „Die Physiologie des Passes." Drei der wichtigste» Kategorien des Suche »ach dem meistverbreiteten Bacil lus, nach jenem des Hasses begeben, und unter der Loupe des Forschers sehen wir jetzt die kleine Bestie in millicnenfacher Vergrößerung ihr verheerendes Unwesen treiben. Aber wir haben es nicht nur mit einem gelehrten, sondern auch mit einem volks thümlichen Forscher zu thun, der weniger desiniit und abstrahirt, und ersiculicher weise mehr beweist und schildert. Erle dige» wir daher ein sür aUeinal die Defi nition des Haßbcgriffcs und lassen wir uns desto mehr von seiner Naturge schichte erzählen. Der Haß ist jene Energie, welche durch in unseren! Hirn angehäufte Empfindungen nns von einein Menschen oder eiiiem Dinge zu entfernen strebt und uns antreibt, ihm zu schaden. T icse Definition hört sich sehr gelehrt an, ob sie auch durchwegs stichhaltig ist? zu sende». Wissenschaftlich genommen, das heißt »ach der Methode Mantegaz za's, ist das Eine so gut wie das Andere Haß. Aber welche grandiose Stufen leiter dieser durchlaufen kann, zeigt eben das angeführte Beispiel. das Wort „Jude" als tödlUches Schwanz ergriffen und dem Gegner alt Schmähung zugeworfen. Wir gebrau- chen Hund, Ochs, Esel, auch wenn die geistigen Eigenschaften dieser Thiere Gotteslästerliche Flüche. Obscöne Flüche —zu deutsch Schinutz- GotitSlästerliche und obscöne Flüche gemischt. y Wir erhalten, getreu nach diesem Schtina, eine Blülhenlese altgricchischer, römischer, italienischer, französischer, russischer, ja sogar chinesischer uud japa nesischer Flüche aufgetischt; leivcr hat es die romanische Einseitigkeit dem gelehr ten Autor verwehrt, uns auch mit lehr reiche» Exempeln z» beschenke». Der Preis unter all' den angcsührle» Kein flüchen gebührt den Tongesen. Wir ha geres schon seit Langem nicht vernom men, als die drei Krastworte: „Koche Deinen Großvater!" Wie harmlos kindlich nimmt sich dagegen, bei aller Verwandtschaft, das Wienerische „Das können Sie Ihrer Großmutter erzäh len!" aus. Es sind ungemüthlichc Capitel, welche jene» vom und vom Fluclien an und sie sind keinerwegs ausschließli ches Gut der «ncivilisirte» Völker. Wer fm Zug daran "und der Unglückliche hängt frei i>» der Luft; das ganze Gewicht sei nes Körpers wird von den Daumen ge- und schneiden wie glühende Eisenriithen in das Fleisch des Gemarterten ein. Die Schultergelenke knirschen, als wollten sie zerreiße» und die durch das zusam mengepreßte Blut geschwollenen Daumen bersten bisweilen auseinander. In die sem Zttstande verliert der Elende vor Schmerz und Verzweiflung glücklicher- Ja, diese grauenhafte Schilderung paßt in das Buch vom Hasse und ebenso die Schilderung der noch heute britischein der „neunschwänzigcn Katze". Aber selbstverständlich ist es trotz alledem heute hunderttausendsuch besser, als in vergan genen Jahrhunderten. Wir sind immer noch Jäger nnd Soldaten und todten zum große» Theile die Grausamkeit in uns unterdrückt. Die Kanone ist er laubt, der vergiftete Pfeil verboten ; man' darf eine Stadt durch Bombe» zerstören, aber nicht das Wasser vergiften, das der Feind trinkt. Das Duell, so bekla genswertes ist, erscheint doch als eine auftritt, nnd zwar in der Form der! Medifance, der üblen Nachrede, ist ein! gewaschener, gekämmter, wohlgekleideter! und Zutritt i» die beste» Häuser hat. Ist das auch ein Fortschritt ? Und wi« lange noch sind wir von jenem gottgeseg verküttdete EvängeUuni Gemeingut Aller geworden ist: „Nicht mit zu hassen, mit zu lieben bin ich da!" Die birmanischen Frau en genießen größere Rechte als irgend welche ja, wenn hat ein Tagebuch über ihre indischen Er lebnisse vcrrössentlicht, aus welche» wir folgende Bemerkungen hervorheben: Männer, die das in Erfahrung brächten, «n sie schrieben. Tänzer (dessen Dam« vom Schwindel ergriffen wird): „Gnädiges Fräulein, was haben Sie?" Damei ,SV,ovo Mark Mitgift." Ued«r dt« pl»hltch« Erkrankung des Schauspielers Dessoir aus der Bühne des Wiener „Deutschen Volkstheaters" am 10.November, bringen Wiener Blät ter bemerkenswerthe Einzelheiten. Des soir hatte sich an jenem Abend um 5 Uhr Nachmittags krank gemeldet, da er sich nicht wohl fühlte. Später besserte sich sei» Befinden, und er bestand darauf, zu spiele«. Er kam in die Garderobe, schminkte sich und kleidete sich ruhig an. Dem Theaterarzt, der nur einen beschleu nigten Puls constalirte, sagleer, er sühle sich schon seit einige» Tagen etwas aufge regt, aber das komme öfters bei ihm vor. Mittlerweile war es knapp vor 7 Uhr ge worden. Der Arzt, Dr. Hollack, sowie Director Bnkovics glaubten, Herr soir habe seine leichte Indisposition über wunden und er werde nunmehr seine Rolle wie sonst gut durchsühren. Un mittelbar jedoch bevor das Glockenzeichen zum Beginn gegeben wurde, trat Dessoir hinter der Scene aus Frau Nötel zu und sagte: „Also heute wird Nemesis gege ben?" „Aber nein, „Der Hypochon der", erwiderte geradezu entsetzt Frau Nötel, und während Dessoir murmelte: Die kostspieligste Votksv«rtr«tu»g besitzt das parlamentarisch regierte 12,145,083 Fr. (der deutsche Reichstag auf Heizungsiwccke für den Kammer Beleuchtn,ig kostet lU!>,OUV Ar.; >ür das Erfrischiliigsziniincr sind 35,184.»7 derausgabe von 81,402 Fr. Für Bür -1,522 Fr. Das Reinlich kcitsbedürfniß muß also wohl bei den französischen Volksvertretern ein ganz besonders reges sein. Die Fürst«« vo» Monaco. Prunivoll hat jüngst der Fürst vo» Monaco seil»' Vermählung mit der cbenio reichen wie schönen Herzogin von Richelieu gefeiert; in der päpstlichen Nuutiaiur zu Paris hatten sich die Spitzeii der Gesellschaft eingefuudeu, um dem feierlichen Act beizuwohnen; der Nuntius selbst spendete dein neuvermähl ten Paar seinen Segen. Der Fürst von blait" in Erinnerung bringt, ein ein ziges Mal der Fall, und diese kurze Episode der Anwesenheit des Landes vaters bildet das dunkelste Capitel in der Geschichte Monacos. Im Jahre IZ3B kaufte die Familie im Besitze ihres Ländchens zu erhalten gewußt. Die kluge Politik der Gri maldi's, der zufolge sie sich immer an Fürst einen Jahrcsgehalt von 50,0vv Ducaten. Ausgehen nach zehn Uhr Abends ohne Laterne, uud auf diese Ucberlreluiigen Geldstrafen gesetzt. Von der Ernte wurde ei» Procent si'ir den Fürsten ein karte» waren ebciifalls Gegenstände eines Monopols. Alle luese Monopole wurden an de» Umsturz hervor. Das Volk Monacos' auf 15,0v0 Francs. wiederum stand der Fürst von Monaco beinahe als Beule» da. Zehn Jahre laug dauerte die Miföre, mit 15,«10 U Francs jährlich war der regierende Fürst 1857, erschien am „Hof"r'on Monte Car- lo Herr Blanc, der berührte Cionpier; Fürsten anfgenoiniiikn, und oh. 'e Schwie rigkeiten ihm eine Concessto» »'>r Ein richtung einer Spielbank geget's». N"» inaldi wieder zu floriren. Und .l?e ein sich selten allein trisft, nele es sich im Jahre I 8»2, daß Nrpo.' leon 111. das Territorium der Städtch^ir äusniachlen, um vier Millionen Francs dein damalige» Fürsten Karl Hl. ab kaufte. Mein Haus war fort! —Da erscheint Alsdald verzicht sich das blöde Gesicht ner anmuthigen und anregenden novelli stische» Skizze „Der literarische Salon", die wir in der „Allgemeinen Literatnr als die des Geistes schuld."
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