Scranton Wochenblatt. Jahrgang Dr. F. Bodeman, Linden Straße, zwischen der Penn und Franklin Avenue. !7fsicc Ttu.lden, Morgens von B—9 Nachmittags „ 3—k Abends „ 8 —? Abwesenheit wird gebeten. ?tachricht zu din lassen. vr »r. UirMit!l«l, dentscker. Arzt, 220 Larkawanna Avenue. Sera »ton. zweite Tl'üre von der neuen 2. National Bank. Deutsche Apotheke, 4ZB Lack awanna Avenue, eben Händlers MerchantS u. MechanicZ Bank. !'a?B H. F. Lobcif. lj ( lutteuäen, Deutsche Apotheke, St<i Lackwanna Avenue. Dr. C H. 5 Lecher, Arzt nnd Wundarzt, Augen- nnd Qhren - Krankheiten ird spezie i Aufmerksamkeit gewidmet. <!on uliiri und englisch. Office über Ma- Lacka. Avenue. 29f72 >»-, MM«, oberhalb Mathews Apotheke. liog Dr. W. Nuch, von I-aclin. 6c .Vve. in deutscher und englischer Sprache kon- Officcstundtn: 8 bis !» Vormittags. ," BÄbendS." Architekt, tigung von Pläne» und Spezifikationen, besorgt Office: Zeidler'S Block, Room No. ij, 2ag7l Scranton, Pa. Etablirt in IBÜS. A. L»- I. F. 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Als er sich in dem kleinen, reinlichen Slübchen des Gasthof» umschaute und dann an die Erlebnisse des vorigen Tages zurückdachte, erschiene« ihm dieselben fast wie ein Traum. Erst als er ausgestanden und auf seinem Tische die Karte des Herrn Theudvbald Laur fand, mußte er sich wohl von der Wirklich- keit überzeugen. Tie Erinnerungen an Tlieudobald und all die übrigen wüsten Existenzen im Berbrecherkeller, an diese! Menschen, die vielleicht einst nicht geahnt hatten, wohin sie das Schicksal führe» würde, bis sie durch Noth zum Verbrechen getrieben, endlich in diesem untergegangen waren, rief in ihm die ernste Sorge für seine eigene Zukunft wach. Er stand inmitten der großen Stadt ganz allein, fast mittellos ; denn die weni gen ersparten Thaler der G?mnastalzeit, welche er bei sich trug, reichten selbst beim eingeschränkttsttn Leben kaum für einige Monate aus. Heldreich war an eine an gestrengte Arbeit gewöhnt. Schon als Gymnasiast hatte er sich aus Unlerricht geben die Mittel für sein eignes Studium erwerben müssen, denn der Pater konnte ihm keine Zuschüsse machen. Der karge Gehalt des Landpfarrers reichte kaum aus, um der großen Familie da« nackte Leben zu erhalten. Arbeiten wollte Heldreich von Herzen gern; aber wo Arbeit finden? In der Provinz war ihm der Gedanke, e« könne >hm a» Arbeil und Verdienst mangeln, gar nicht ln den Sinn gekommen. Es gibt ja in der großen Stadt so unendlich viel Gelegenheit für einen jungen Mann, sein Brod zu verdienen, so hatte Hcldreich gedacht und so war es wirklich; aber wie aujfinden? Er saß lange grübelnd, endlich aber sprang er auf. „Die trüben Gedsnken sollen mir die Laune nicht verderben; Kommt Zeit, kommt Rath! Jetzt vor allin Dinge» eine billige Wohnung, denn der billigste Gasthof ist doch theuer, dann meinen paar Groschen auskomme. Mor gen« ein GlaS Wasser und ein Stück Brod. Mittags ein warmc« Esse», wie es die Arbeiter essen, Abends ei» tüchtige« Stück Brod! Bei solchem Veben kann man es ausiallen, und bis miln Geld ganz verzehrt ist, werde ich schon Arbeit finden. Also zuerst eine billige Wohnung." Gesagt, gethan. Mit frischem Muth trat Heldrelch seine WshnungSreise an. Anfangs sank ihm das Herz, als er die Preise für ein einfache« Zimmer hörte, monatlich 10 Thaler und mehr; aber je mehr er sich au« dem Mittelpunkte der Stadt entfernte, und sich entlegenen Ge genden zuwendete, je mehr sanken auch die Preise, mit ihnen freilich auch die Eleganz und Be>iuemlichkeit der Wohnungen. Endlich fand er, was er suchte, fast an, Hude der Stadt, im Dachgeschoß eine« himmelhohen Hauses, ein friedliche« Stübche» mit reizender Au«stcht auf weit sich hinstreckende Gärten für 2 Thaler mo natliche Miethe. Die Wirthin, eine be- Schooß. Bei ihr wohnten immer Herren und Alle seien zufrieden. Die Zeitung könne er obenein umsonst lesen, die halte ihr Sohn mit dem Schneider auf dem Hofe zusammen, ihr Sohn bekomme sie um It> Uhr, und um II Uhr sollte sie täglich auf dem Tische liegen. Mehr könne kein Mensch für 2 Thaler monailich verlangen! Das fand Heldreich auch. Der Handel wurde abgeschlossen mit einem Thaler Draufgeld, den sich die weltkluge Frau Schröder wohlweislich bedungen hatte. Und eine Stunde später zog unser junger Freund mit seinem ganzen Hab und Gut in die neue Residenz ein, in der er schon die Zeitung aus dem Tische fand. Frau Schröder machte ein etwa« zweiselhastes Gestcht, als sie das leichte Ränzchen ihre« neuen Miether« sah; aber sie fand sich in das Unvermeidliche, das Draufgeld sicherte sie ja für 14 Tage. Kurze Haare sind bald gebürstet, sagt zum Auspacken seiner gesammten Habse ligkeiten und zum Einräumen seiner Sa chen nicht besonder« lange Zeit. Nachdem die Wäsche, der Anordnung der Mutter gemäß, hinten in den Kommodenkasten gelegt und damit das Ordnungswerk vol stch von seinem hohen Stantpunkte au« die Nachbarschaft genauer anzusehen, als die« durch den fluchtigen Blick beim Mie then möglich gewesen war. Eine Reihe niedriger Häuser bildete jie Das war für den Gropstävter eine große Annehmlichkeit, den Pvovinzialen aber interessirte mehr da« großstädtische Leben, von dem in der entlegenen Straß: wenig zu spüren war. Heldreichs Blick schweifte über langen Reihen uninteressanter Häu ser fort, er blieb endlich hasten auf einem kleinen Hause gerade gegenüber, dem klein sten der ganzen Straße, denn «S bestand nur au« einem Stockwerke und hatte im Ganzen eine Straßendreit» von zwei gen stern und der Hausthür. Da« Haus selbst bot de« Interessanten nicht gar viel und hätte wohl schwerlich Heltreichs Aufmerk samkeit auf sich gezogen, denn es war ein fach grau gemalt und gebaut, wie fast alle solche klewe Häuser, wohl aber zeigten sich die mit schönen und sorgfältig gepflegten Blumen ausgeschmückten Fenster der Be trachtung um so mehr werth, als hinter dem einen Fensler, halb verstick! von dem ! Blumengebüsch, ein liebliches junges i Mädchen saß, welche« eifrig mit einer weiblichen Arbeit beschäftigt war. Von feinem hohen Standpunkt au« nau haben bettächten können, denn die Entfernung war zu groß, da aber half ihm sein kostbares Besttzlhum, ein doppel te« Ferngla«, da« einzige Erbstück eines reichen Onkels, der sein Vermögen wohl an dem gesunden Verstände des gottselig Verstorbenen gezweifelt; jetzt aber begann er den Werth des Vermächtnisse« zi schätzen, denn plötzlich saß vor ihm so nah daß er ihr die Hand hätte geben können das lieblichste junge Mädchen. Sie Haiti rückgebeugt, indem sie eine Stickerei welche sie vor sich hielt, betrachtet», si konnte denn Heldreich jeden ihrer Zügl mustern, so konnte er sich belauschen ir dem Anblick ihrer Schönheit, die ihn ent zückte. Er konnte nicht müde werden hinüber zuschauen, er träumte stch eine poetisch, Märchenwelt, i» welcher die Schone drü ben den Mittelpunkt bildete, da würd« er plötzlich aus all diesen Poefleen au eine höchst unsanfte Weise erweckt. Sin Mann trat zu dem jungen Mäd chen, die ihn nicht bemeikl», er hielt ih> schäkernd von Hinte» die Hände vor dii Augen und dieser Mann war Held> reich traute seinen Augen nicht tei Baron, der Dieb, der muthmaßliche Mör der, den er gestern im Verbrecherkeller ge sehen hatte; er «»kannte den schönen, aristokratisch gebildeten jungt» Mann auf ter Stelle wieder. Wer das bleiche, feingeschnittene Gestcht, die helle«, brau nen, dunkel überwölbten Augen, den fein geschnittenen Mund mit dem leicht ge kräuselten Schnuirbärlchen ein Mal ge. sehen hatte, ter konnte es nie wieder ver gesst". Heldreich hatte das Glas entsetzt einen Augenblick sinken lassen, aber die Neugier »wang ihn wieder hinüber zu sehen. Das Schäkerspiel war beendet. Der Baron hielt zärtiich die Hand der Schönen und diese schaute lächelnd zu ihm auf; sie plauderte mit ihm so v:rt,aulich, wie dies ein junges Mädchen nur mit einem alten lieben Freunde thun kann. Das war zu viel! Heldreich warf hastig das Fernglas fort und wendete sich vom Fenster ab. Mißmuthig fetzte er sich aus das alte, harte Sopha, mit dem Rücken gegen das Fenster gek,hrt. Er fühlte etlie brennende Eifersucht. Was hatte der Baron bei diesem Engel zu thun? Wie konnte ein moralisch so tief gesunkener Mensch sich solche Vertraulichkeiten erlau ben!' Er glaubte die Pflicht zu haben, sie zu warnen. Da erst fiel ihm ein, daß er sie ja gar nicht kenne, daß er sich durch je des Wort der Warnung lächerlich machen könne und daß seine jetzige Eifersucht in der That schon lächerlich genug sei. Held reich hatte einen sehr klaren, scharfen Ver stand. Er konnte sich wohl et»» kurze Zeit in Träumereien wiegen, aber er kam Bcis schnell zum Bewußtsein seiner selbst; sv lachte er denn herzlich über >»ine Thor heit und trat noch einmal mit dem Fern glas an'S Fenster, aber vergebens, denn die Schöne hatte sich mit dem Baron in's Innere der Stube zurückgezogen. Der Traum war vorüber, Heldreich in die Wirklichkeit zurückgekehrt. Er wendete nahm die Zeitung vor, um feine Gedan ken von dem Vorgange abzuziehen, de, ihn wider feinen Willen noch immer be schäftigte. Sein Blick flog über die Spal ten, nur mit Anstrengung konnte er sich zwingen, wirklich zu lesen. Endlich hatt, rr lo« kleine Blatt durchflogen, schor wollte er es sortlegen, da erinnerte er sich Haß im Inseratenlhetl mitunter Arbetts gesuche und Arbeitsanerbietungen ständen Vielleicht lächelte auch ihm das Glück Er las weiter und wirklich, da stand ein Inserat, welche» ihm Arbeit, wenn auch schlecht bezahlte, langweilige Arbeit ver sprach. „Eine größere wiss.'nschastlichi Arbeit soll schnell und sauber abgeschrie ben werde». Schreiber, welche der latei nischen Sprache mächtig sind, und welche eine gute, sehr leserliche Hand haben, kön nen sich melden bei Polizei-Lieutenant von Alt. 100." Eine Abschrift! Das war freilich Freunde lieber gewesen, aber er durste nicht wählen. Jetzt Halle er vor Allem die Pflicht, tüchtlg zu arbeiten und zu er werben, damit er seine Studien beginnen könne; er entschloß sich daher, sofort sich um die Arbeit zu bewerben und er hofft» um so mehr auf ein Resultat seiner Be werbung, als ja zufällig der Polizei-Lieu tenant von Alt, der sich ihm gestern so freundlich bewiesen halte, die Abschrift zu vergeben hatte. Er packte schnell seine Gvmnaslalzeog nisse und einige frühere Arbeiten und Proben seiner Handschrist zusammen und machte sich bald auf den Weg. Als er seine Stube verschloß, fiel ihm auf wa« er vorher nicht bemerkt hatte, daß sich dicht neben feiner eignen Thür eine zweite be fand, an der eine Visitenkarte anzeigte, daß sie ebenfalls zur Stube eines Eham bregarnisten führte. Heidreich trat un willkürlich näher, um den Namen feines Nachbars zu erfahren. Er laS: „Theu dobald Laur, Azent." S»ltfamer Zufall! Von den wenigen Allinilicr -11. Menschen, welche Heldreich In der großen Stadt kannte, führte ihm das Geschick fast in demselben Augenblicke drei entge gen. den Baro», den Polizei-Lieutenant und den edlen Theudobald. Die Nabe d>S Letzteren war keine besondere Annehmlich keit und Heldreichs erster Gedanke war, sofort zu seiner Wirthin zu gehen, um den Contract rückgängig zu machen; darn aber mußte er das Miethgeld einbüßin und wie konnte er dies unter seinen ge genwärtigen Verhältnissen? Während er noch über die sehr unan genehme Alternative nachdachte, öffncle sich die Thür und vor ihm stand He>r Theudobald Laur. Theudobald fubrau>'s Aeußerste überrascht zurück, als er seinen „wahren Freund" von gestern erblickte. „Ist'S möglich?" rief er aus. „Heir Heldreich! Das ist eine unerwartele che»? Bitte, treten Sie nä!>-r in meire schlechte Hütte. Ich schäme auch nickt unter solchem Dache zu wohne», denn, wie ich Ihnen sagte, ich habe traurige Erfahr ungen gemacht." Heldreich mußte unwillkürlich über den JrUhum des guten Theudobald lächeln. „Sie täuschen sich, Herr Laur", sprach e?> „nur ein Zufall führte mich an Ihre Thür. Ich bin seit einer Stunde, ab>r auch nur für diese kurze Zeit, Ihr Na», bar in dieser Stube." Theudobalds Gesicht wurde bedeutend länger. Wenn Heldreich ihn besuchte, so konnte er nichts Schlimmes über ihn er. fahren haben, deshalb hatte er sich so sehr über diesen Besuch gefreut; sehr entlauset fuhr er fort: „Wir haben uns gestern in einem kritischen Augenblick getrenn', Herr Heldreich; ich fürchte, Sie haben Ihre Meinung über mich geändert?" „Nicht im Geringst.-», Herr Laur!" „Nicht? Das freut mich, das macht mich glücklich! Schon fürchtete ich, d>r Polizei Lieutenant Wer ist vcr Verleumdung sicher? Der reinste Ruf st unantastbar. Er hat Ihnen Nichts gc sagt?" „Doch! Er hat mir die Lebensschickfa!e der meisten gestern im Verbrecherkeller an wesenden Herren erzählt, der Herren Fi scher, Bombelitz u. s. w. „Und die meinigen? Verkennen Sie mich nicht. Ich bin nicht neugirriß, durchaus nicht, aber ich bin Ihr wahrer Freund, und daher liegt mir an Ihrer Achtung! Hat Ihnen der Lieutenant von von meinem lugendfehler er zählt?" „Wenn Sie damit den lug-ndfehler meinen, der Ihnen eine dreijährige Haft zugezogen hat? ja." ..Ich dachte es! Es ist ein G.-weie schmachvoller Schändlichkeit um mich ge spönnen! ES ist wahr, ich habe Unglück gehabt; aber nie war ich schuldig! Ich war das Opfer der Verhältnisse! Aber Sie sagten mir schon, daß Sie Ihre Mein ung über mich nicht geändert hätten, daß Sie also dem Lügengewebe nicht glauber. So handelt ein wahrer Freund! Ich werde mich Ihnen dafür dankbar erwe«. sen, indem ich Sie, den Fremdling, ein führe in die gewählteste Hefellschast! Kommen Sie mit mir, jetzt eben kann ich Sie bekannt machen mit mehreren höchst ausgezeichneten Männern, welche im Gast- Hof ,Zur silbernen Krone' einen streng ge schlossenen Kreis bilden, in dem Sie aber durch meine Eonnexion Zutritt haben sol len." Heldreich belustigte sich zwar über den Bombast des guten Theudobald, aber er hatte nicht Lust, sich durch denselben öfter belästigen zu lassen; er entschloß sich also, dies? Bekanntschaft ein für alle Mal ab zuschneiden. „Sie täuschen sich wieder und vollständig. Herr Laur!" sagte er sehr ernst. „Ich habe meine Meinung über Sie nicht geändert, weil ich im erste» Augenblick unsere« Zusammenireffen» wußte, welche Zwecke Sie mit mir ,er folgten. Ich wünsche nicht, daß Sie sich ferner Mühe geben, mich in Spielgesell schuften zu führen, Sie würden dabei nur Ihre Zeit verlieren, denn an mir ist sicher Nichts zu verdienen. Ich bin ein armer, sehr armer Mensch, der, um hier leben und studiren zu können, sich sein Brod durch Abschreiben verdienen muß. Ich gehe jetzt eben zum Lieutenant von Alt, um mir Arbeit zu holen. Adieu, Herr Laur!" Laur hatte mit dein Ausdruck der tief sten Beschämung zugehört. Er ivar dun kelroth geworden und als nun Heldreich geendet hatte und sich abwendete, um zu gehen, da beugte er den Kopf nieder und blieb stehen, ohne ein Wort zu erwiedern. Heldreich ließ den beschämten Betrüger stehen, und eilte schnellen Schrittes die Treppe hinab; unten auf der Haueflur sah er sich eingeholt durch Theudobald, der ihm die Hand auf die Schulter legte. „Ein Wcrt noch, Herr Heldreich!" sagt»
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