Scranton Wochenblatt. 8. Jahrgang. Dr. Zs. Boöemcm, Llnden Straße, zwischen der Pen» und Franklin Avenue. Ofßee-Stu.ldrn, Morgen« von 8—? Nachmittag« „ 3 —k Abend« „ B—9 Zn Abwesenheit wird gebeten, Nachricht ,u bin lassen. ?wz7 Dr. Kamill Krcjci» Arzt, Wundarzt u. Gburtshrlfer, dlnirt von l I Uhr Vormittag« bi« 3 Uhr Nach- Jmpfnn Wieden Montag, Mittwoch und Frei ag, von t l Vorm. bi« 3 !!br Nachm. 28n7 vr. ?. ?. «17^31'LK. Deutscher Arzt, Deutsche Apotheke, ' H? F. Lübeck. l?. L. Otiitienäen, Deutsche Apotheke, Colvin Stz Lehr, Grabsteinen, Tischplatten füiiat. ange. Werkstätte: An der Hpde Park Seite von Lackawanna Avenue, einige Thüren unterhalb PH. Schnell'« Wirthshau«. 2t1a»7l »cranial kiinstliche äbne. vclchk dir n>>liirlichen in Schönheit und Dauerbafti'gkei idertreffen. Jedermann ist eingeladen, siq> von liißüteund Elegant dieser Zäbnez» überzeugen. P,>i«! Halbes iLebiß PÄ>. ganze« Gebiß »30. >«ch werden ahne ausgefüllt und schmerzlos ge igen. Otflee »berhalb Mathews Apotheke. 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Frau v on Schnaufer war die Wittwe kineo Beamten und in einem Alter zwi chen dreißig und vierzig Jahre«, ein Bl ee,, welche« Wittwen außerordentlich gut 50 tion gestattet, die Kinderwittwen von l» ranzig und etlichen Jahren schlecht !I etdet. Auch die übrigen Verhältnisse de.' Frau von Schnaufer waren günstig gestaltet. Sie hatte Vermögen, welche« eben bi« zur Equipage reichte. Vielleicht wäre e« möglich gewesen sich bi« zu dieser zu schwingen, und sich einen Wagen, zwei Pferde, mit doppeltem Geschirre, und ei nen Kutscher anzuschaffen. Da dieser Luxus aber auf der andern Seile eine Menze von Entbehrungen nach sich gezo gen baden würde, so war sie so vernünf tig zu Fuße zu gehen, wie andere ehrliche Leute e« ebensall« machen. Eine weitere, für Wittwen einer gewissen Richtung hin ebenfalls wichtige Frage, die Kinderfrage, war edens»lls glücklich gelöst. Wittwen mit einem halben Dutzend lie ben Kindtrn könn»A höchst liebenswürdig sein, aber die Erziehung derselben nimm« ihnen eine Menge von Zeit hinweg, welche unbedingt angenehmer zu verwenden wäre, unter Umständen aber gestattet ein Kind of! größere Effekte, al« eine glatte, d. h. kmlirlofe Wittwe zu erzielen Im Stande s bs' I slch Unicum, die »eine, bereit« erwähnte Emi lie, und diese «arein hübsch«?, gutartig-«, und bi« auf Wettere« auch gut erzogene« Kind, welche« ihre Mutler und eben so ihre Erzieherin eufrichlig liebte. Wir treten jetzt in die elegant und mo dern ausgestattete Wohnung der grau von Schnaufer, in welcher wir zwar, für den ersten Augenblick, nicht die Dame selbst, dafür aber einen Papagei und einen Herrn treffen, welcher letztere damit be schäftigt war, die aus einem Blumentische befindlichen Blumen zu begießen. Dieser Herr, derselbe, welcher der Frau von Schnaufer den von Albrecht Werthof gezeichneten Cigarren - Umschlag gezeigt hatte, hieß Caesar von Radebutzki und war ein Edelmann, welcher Güter im Auslande besaß, sich erst kürzere Zeit in der Stadt befand, und eben so lange sich ein» Wohnung In Schluß Wellenberg ge nommen hatte. Er war der Nachbar der Frau von Schnaufer, und hielt in der That mit derselben auch die beste Nachbarschaft, was schon dqrau« bestätigt wurde, daß er sich gegenwärtig allein in ihrer Wohnung be fand. Sie Halle ihn auf dem Gange getroffen, und als er ihr gesagt hatte, daß er ihr ei nen Besuch habe machen wollen, bat sie ihn nur einstweilen einzutreten, sie würde im Augenblicke nachkommen. So lange also die Dame, in einer ge gen den Hof zu liegenden Stube, irgend ein häusliches Geschäft besorgte, befand f?ch Radebutzki im Besuchzimmer, und da er sich gern nützlich machte, begoß er einst weilen die Blumen, ein Geschäft, welches nicht vollkommen zu feiner äußeren Er scheinung zu passen schien. Er war ein ziemlich großer Mann, vielleicht fünfzig Jahre alt, mit starkem und sehr itensiv schwarzen Haupthaare, und einem mächtigen, spitz ausgedrehten Schnurrbar!« von gleicher Farbe, der ihm ein gewisse« martialische« und herausfor dernde« Aussehen gab, welche« noch ge hoben wurde durch den scharfen Blick sei ner graublauen Augen. Radebutzki Halle früher gedient und feine Klrivung erinnerte Immer noch etwa« an diese seine militärische Laufbahn, indem er ' enge, anliegende Beinkleider mit ''«»eli» trug, u»d ebenso eine große . '««Ültk Röcke zeigt», welche Vorliebe für ge man zu jener Zeit Sehr häufiz aber birgt cher drohend und kriegerisch au«>e, Hülle ein weiche« und gefühlvolle« Herz, und selbst ein heftige« und leicht aufbrau- 5 fendes Wesen schließt innere Weichheit und Gemüthlichkeit nicht aus, während äußere Glätte und Geschmeidigkeit nicht selten ganz entgegengesetzte innere Eigen schaften bedeckt. Die gütig.- Mutter Natur hat den Sanften diese rauhe Aeußerlichkeit ge schenkt, um sie wenigsten» einigermaßen gegen Unbill zu schütz:n, und deutlich tritt da« bet unseren Mitzeschöpfe», den Thie ren, zu Tage. Welche Grausamkeit und welcher Blut durst birgt sich uuter dem glatten und glänzenden Felle de« Tiger«? Seht dagegen die drohenden Hörner det Schafes, uuter dessen zottigem und rauhen Fließ ein sanfte« Lammherz pochtl Radebutzki war da« Lamm, da» Lamm im Wolfspelze, denn, »»belauscht wie «r war, sprach er jetzt mit den Kindern Flo ra'S gleich einer sinnigen, zarten uns schwärmenden Jungfrau. „Blauoeilchen," sagte er halblaut, „du dlch aus deinem stillen Gehege genommen, i zenden Blumen gestelltl Darum entfaltest du wohl auch jetzt erst, und Monden spä- Blülhen." Dann hob er eine Monatsrose, die sich gesenkt hatte, sanft mit dem Mittelfinger „Röschen, Röschen roth: Warum neigst du d»in süße«, sanst erröihende« Haupt? Oh du dürst, st! Komm, du sollst trinken." Tief auf seufjie er dann, und als er jetzt sprach, war die Stimme de« starken Manne» »ine weich», fast zitt«rnde: ! „Vergißmeinnicht, N»rgtßm«innicht, s h»rzig»s, blauäugige«, wem darf ich dein»» . süßen Namen zurufen, und wer ihn mir?" ' Heftig fuhr er in diesem Augenblicke zusammen, al« er ein llichte« Geräusch hintrr sich »»rnahm. Frau vcn Schnaufer st->nd> hint»r ihm, freundlich und belobend lächelnd, und Radtbutzki sagte: „Siter bin ich wieder einmal in meine alt», schlimme Gewohnheit verfallen, laut zu denken, und Sie, gnädige Frau, haben aelauscht? Soll ich mich schämen, soll schelten?" „Kein« von Beide»," erwiederte die Zchnauser mit herzlichem Ton. „Kein« von Beiden, denn in der Musik und der Poell» ist da« Lausch»» erlaubt, und Ihr Srlbstgtsxräch war »ine tresfliche Dich tung. Wie selten sind solch» Gefühl», dies» Li»b» zu d»n Blum»n, bei Männern!" „O mein Gott", versetzte Radebutzki, „an irgend Etwa« muß da« Herz doch hängen." „Und sollte Ihr Herz l» der Thal Nicht« Andere« in sich schließen, da« Herz »ine« Manne« mit so bewegtem Leben?" „Droben, über den Sternen, und e« ist weit bt« dorthin", sagte Radebutzki, „thront Jehovah, «mg»b»n von d»r E»igk»it, von der Unendlichkeit, von der Unbegreifliitk.lt. Drunten sitzt Lucifer in Fluch, Sünde und Verdammniß." „Hier, auf der Erd», walt»t da« Schick sal. E« herrscht mit eiserner, unbeug samer Hand, und wir wissen nicht, war e« lenkt von d»n Beiden. Wir wissen nur, daß e« strenge und g»waltig s»in» W»g» zieht, verderbend, zerstörend, niederschmet ternd, dem, den e« haßt, an sein« Lieb ling» aber wi«der mit vollen Händen das Glück der Erde spendend, LiebeSglück, Ehre, Gold. Ach, meine theure gnädige Frau, da« Erste ist mir nie geworden." E« in seinen Worten ein wenig Glaub», »in wenig Bla«phemie, und «in» dtsttn« eben so vi«l Blödsinn, und derglei ch«n Mischung»» find»» nicht s»lt»n An klang b«i d»n Dam»», und d»«halb sagt» jetzt Frau von Schaauf«r: ~Si« sind «in guter und ein «dl«r M«nfch, Ca«far!" Eaesarl Und nun nahm »r Platz nrben ihr «us dem Sopha und sprach von srinem Leben, das ihm viel gebracht, aber kein liebende« Herz, und von den Ländern, wrlch» »r durchrrist, in welchen er viel »rfahrrn, ab»r di» Nuhe nicht gefunden. Er hatte d»n Reichthum gekannt, aber kaum Zeit ge habt ihn zu genießen, der Drang nach Wissen trieb ihn au« Piutu« gleich in ferne Länder, in welche Andere zl»hen, um Plutu« Gaben zu gewinnen. Die Ehre gab ihm da« Schwert in di« Hand. Ab«r «r gehörte nicht zu den Söldlingen, welche den Degen ziehen zur Nothwehr gegen den Hunger, die Ander« tödt«n, um dir eigen« Existenz zu fristen. Er zog den seinen für feinen Fürsten, und erwarb er sich dabei Ehr», so war »r r»tchllch b»lohnt. Trotzd»m aber hatte »r di» Ruhr nicht gtfundt». Ein gewifsr« Sehnen hatte ihn jetzt abermal« au« der Hetmath getrieb»», von stlnem behaglichen Landsitze, hinan« in die üb«r drn Sitrnen d«m Hatt« '.q. ihm nun zu «rs«tz«n, Schicksale befoh.. ... reichlich und mit Zin,» . e« ihm vorenthalten so lang. Er' warf einen flüchtigen, schüv,.. Blick nach der Schnaufer, und spielt« dann verlrgtn mit f»tnen Handschuhen. Der stark», weiterfahren» Mann hatt» in diesem Augenblick» da« Gebahr»» blöden Jüngling«. Auch dt« Dam« «rröthet« leicht und schien verleg«», aber die Frauen gewinne« in derlei Fälle» leichter ihr« Fassung wie d«r, al« dl« sogr»a»»t«a Herren dir Schöpfung, und ohn« wie Rad.'butzkt an drn Handschuhen zu zupfen, sagte sie? „Welche Weichheit, welche« Gemüth besitzen Sie doch, lieber Radebutzki, Sie, der in tausend Schlachten gekämpft hat, mit wildem, vernichtendem Kampfe«muthe. Aber, „ „So liebe ich meine Krieger, Lö wen in der Schlacht, Lämmer tm Lager!" " Wie ich den großen Schwedenkönig ein mal, da« heißt im Theater, sprechen hörte." Sie machte mit ihrer Hand eine halb« lv«ndung, »nd Radebutzki ergriff dies« nicht unschön« Hand und zog sie an sein« Lip ven. Er war jetzt halb Löwe, halb Lam m, in diesem Augenblicke aber öffnete sich d> 5 Thüre, und di« kleine Emili« sprang h«r«in. W«nn üb«r di« Stirn« von Ein«» der Beiden auf dem Sopha ein ltlchter Schat ten flog, so war e« auf jener d»r Fra» von Schnaufer. Radebutzki aber lächelte freundlich der Kleinen entgegen. Wie die Blumen, so liebte er auch dl« ! Klnder. I Er rief sie z» sich, streichelte ihr Locken . löpschen und fragt« was Fräulein Clär ' chen, ihre Puppe, mache, ob sie so brav sei, n?ie sie selbst e« ohne Zweifel wäre, dann > fragte rr »ach ihrer Puppenküch», lud sich, I für Nächsten«, bei ihr zu Gast, und tän delte so mit dem Kindt, al« wär« «r Ihr Ami»»cr 3. Spielgenosse, vielleicht auch ihr liebender, väterlicher Freund. E« zeigte sich aber da, daß der berührn!« Instinkt, dcn Kinder bezüglich Erwach sener haben sollen, sich doch nicht im»» bewährt; sie schien die off.-nbar» Zunei gung Radebutzki'« nicht recht zu begreife» Vir spricht", sagte ihre Mutter, „und stehe nicht da, a!« ob Du nicht drei zäh len könntest. Du bist doch sonst nicht s»l" „Ach, das herzige Ktnd", sagte Rad», butzki. Dann stand er auf, um sich zu empfehlen, verweilte aber, eigentlich gegen die Regel de« guten Tones, den Hut in der Hand, noch in der Stube. A!» er fragte, ob er bald wiederkommen vüis», bejahte die Schnaufer mit unver hthllem Wohlwollen und sehte hinzu: «Ich seh» Sie ja ohnedem fast nie aus gehen, und ich glaube, so lange Sie hier wohnen, haben Sie da» Schloß noch keine dreimal verlassen." „Mein Gott", erwiderte Radebutzki, wohin soll ich gehen in der Stadt? Wen aufsuchen? Ich beschäftige mich hier mit meinen Büchern, mit Erinnerungen an vergangene Zeiten, an a!te, bereits dsh »- gegangtne Freunde, und ein gewisse« je ll« 8»l8 quvl hält mich ab, neue Freunte, neue Gesellschaft aufzusuchen." Mit einem flüchtigen Blicke auf sei» Gegenüber setz!« er hinzu: „Und habe ich denn nicht die beste Ge sellschaft hier im Hause selbst?" Frau von Schnaufer lächelte geschmei chelt, aber es war als habe Radebutzki, al« er sich jetzt langsam der s,hüre näherte, noch etwa« auf dem Herzen, was thu so lange gehalten. Es war in der That so, denn, schon die Alinke in der Hand, sagte er, «inen Blick nach der bei den Blumen beschäftig ten Emilie werfend, mit gedämpfter Stimme: „Ich bin fest überzeugt, daß die herzige Kleine bei Fräulein Doldenfeld in den besten Händen ist." Der Ton feiner Stimme sagte freilich: „Ich bin überzeugt, daß die« nicht der Fall ist." Kaum aber schien Frau von Schnaufer e« zu bemerken, denn sie gab zur Antwort: „Freilich, freilich, ich bin ganz zufrie den." Als er hierauf wirklich gegiMigen war, trat sie an das Fenster, gedaakenvcll über die Anlagen hinweg in die weite Fern» blickend. leichte Seufzer, der ihre Brust hob? vier Worte, welche sie endlich halblaut flüsterte, gaben einigermaßen Ausschluß und diese Wort« lauteten: „Linna, Baronin von Radebutzki!" S« war ein Gedanke in Visitenkarten- Format. Noch mehrere der männlichen Bewoh ner von Schloß Weldenberg waren, gleich Herrn von Radebutzki, keine Freunde de« täglichen Ausgehen«, und so hatte Dufel mei:r, diesmal in der That, um einem längst gefühlten Bedürfnisse abzuhelfen, «tnen Salon in der feinen Abtheilung etablirt, welcher sich zu der Schenke oder von Nummer 2 ähnlich verhielt, wie da.* Verhalten de« Hausmeister« selbst gegen die > »ad 2. Der Salon «a< mit Meubel« au«g«. statte», welch« eigentlich für eine Mieth stube de« Schlosse« bestimmt waren, welche aber Duselmeier ~bi« auf Weiter««" ,u besagtem Gebrauch« überlassen worden, und war so für anständig«« G«räth« ge sorg», so fand man, wa« auch nicht zu verachten, dort im Winter stet« einen wohlduichwärmten Raum und gut» Be ten wa« seinen Grund darin hatt», weU Du,' Verpflichtung jährlich auf'« "«ue darum nachzufuch.n, „Hol, und Licht" d> städtischen Behörd. Man gestattete dem tieft Vergünstigung «eil man vorau«s«»>''t, baß di» Einrichtung de« Salzn« manchen ,i«>< ständigen und gut zahlenden MtethSmann nach Schloß Weldenberg ziehen würde, und Duselmeier hatte Nicht« für densel ben zu geben als die Küche, die Höflichkeit und einige Zeitungen. Die erste ließ er sich gut zahl«», und sl» wurde b«lobt, da seine Frau früher in der erz-bischöflichen Küche gedient hatte. Mit der zwtittn ging «r v«rschwend«risch »m. B«i d«n drittrn li«ß «r ab«r wi«d«r ei nige Sparsamkeit vorherrschen »nd wußte sich, gegen »In Billige«, au« einigen Gast höfen der Stadt bereit« gelesen« Ex««» plar« zu verschaffen. Hatte aber anfänglich bloß da« Bedürf niß und die Bequemlichkeit etnlge B«- wohner de« Hause« in den Salon gefühlt, so wurde er bald Mot«. tSiehe t. Stile.)
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