Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 16, 1869, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    HcrAnton Wocliendliitt.
3. Jahrgang.
Dr. Z?. Bodeman,
OPce-Stu.iden, Morgen« von B—ü
Nachmittags „ 3—K
Abend« „ 8 —?
In Abwesenheit wird Herr Ureter Nachricht er
hellen. 7mz7
Dr. Tamill Krejei,
Arzt, Wundarzt«. Geburtshelfer,
rdinirt von l l Übr Vormittag« bis 3 Uhr Nach-
Jmpf/ng jeden Montag, Mittwoch und Frei
ag, von I t Vorm. bis Z Uhr Nachm, 28n7
vr.
Deutscher Arzt,
Wundarzt und Geburtshelfer.
Deutsche Apotheke,
9aß H. F. Lobnk. li
L!. Bckmic!t A 00.,
DeutschcApothcke,
Dr. S. W. 9knch,
widmet und bei ersteren strenge Verschwiegenheit
garantirt. In der Geburtshülfe ist er sebr ersah,
ren.—Spricht deutsch und englisch.
Officestunden: Morgen« »o» 7—9, Nackmit
agS von l2j—2und 6j—B Von 8 Übr Abends
bis 7 Uhr Morgens in seiner Wohnung, No, 2M
vcrfcrligl kunstliche Zabnc, welche die umurlichrn
an Schönheit und Dauerbaftigkeit übertreffen.
eingeladen, sich von der Güte und
Pr iS: Halbes Gebiß Gebiß »Zl>.
Auch werden Zähne ausgefüllt und schmerzlos ge
«gen.
Office oberhalb Mathew» Apotheke. l io!»
Gustav Hah«,
Advokat und Rechts-Anwalt,
qen von Vollmachten und schristliche Arbeiten aller
Offizieren und Soldaten, Pensionen für solche, die
im Dienste Verlesungen und arbeitSun
«erden aufj Pünktlichste be^rgt.
Pässe fär Solche, welche nach dem Ausland
«isen, werden schnell ausgestellt.
Office mit Stanley Woodward, Ssq., Franklin
Straße, der PreSdptcrianischen Kirche gegenüber,
w. Januar IBS6. ba
tshas. Dupont Breck,
Advokat und Sachwalter,
Käufer nnd Verkäufer von Grundeigentbum und
Agent für den Verkauf von Lotten des alten
„Slocum-Eigentbum?."
Ferner Agent für die Lvcoining Tountp Mutual
Versicherung« To.. lnkorporirt>BAl. Kapital über
Dies. Gesellschaft fädrt fort. ,u
mäßigen Preisen zu versichern und ist pünktlich in
der Bezahlung aller ehrlichen Ansprüche.
Office in Sanderson u. To.« Gebäude, gegen
über dem Wyoming Hau«, Scranton, lvjrS
John G. Tailer,
Eedarstraße, Scranton,
haben stet« einen gutgewählten Vorratb der besten
Groeerte» und Proviftonen
auf Lager; ebenso Porzellan- und Glaswaaren,
Holz- und Kordwaaren, sowie eine nianuigfaltige
Auswahl von Artikeln, wie sie täglich in Haus-
Unsere Preise sind so billig als in irgend einem
andere» Geschäfte, wovon sich da« deutsche Publi
um gefälligst zahlreichen Zuspruch über
rei'nach sedem Stadtthei?e Ain""'
?is»rr « Assio
Groeerien nnd Provtftouen,
«rocerien, Mebl deutsche Früchte",
Zucker, Kaffee, Thee u. s. w. las deutsch, Pu-
eingeladen, uns mit seiner Kundschaft
este Waare zu dem billigsten Preise verkaufen,
inba Fischer u. Assio».
Steiger, 22 u. 2t Frankforl T> ,
Aritz Zteuter s Werke
In wöchentlichen Lieferungen G l 5 Cent«.
Die unübertrefflich lustigen und anziehenden
Sr,skilung»n und Gedichte Reuter'S sind nicht
seme speziellen LandSleute, die Nord-
Fri>> Steuter'S Werken,
Zi«Mkrmann'« Wu»der der Urwelt,
? Äefg». mit dielen Illustrationen, lv Cents,
und
Nachrichten aus Deutschland und?«,
Schweiz, Wochenblatt H l» Cents,
» sedr günstigen Bedingungen an
2»<19.7m Steiger,
22 u. 2t Krankfort St., New ZI»rI.
0. <BL (^O.,
Tapeten <K Wandpapier,
Fenster-Vorhänge,
Schul-, Dlaok- und Schreibbücher,
Schreibmaterialien.
Ltinw and-Vorhänge werden aus Beste!'
lung in kurzer Zeit angeferliq, und placii^Tas.
Sprecht bei uns vor.
Karl D. Nenffer,
K ppen- Fabrikant,
benftc Anzeige, daß ich woblajsor-
Art auch Wollwaaren. Spielsachen, Bü
cher ic. d>Ulc. Bestellungen auf deutsche und
IBap7 Neuss»»,
Gnnster Sk .Hüll,
Großes Mobilien-Lager,
Matta",en
vröße; kurz, allein unser Fach einschlageite Ar-
Scranton, 10. Jan. IBL6. ba
Lokal-Veränderung.
Möbeln! Möbeln!
Grießer St Co.,
Scranton, 28. gebr. IBKK.
ScdarstraHe Möbel - Gef6^äft.
von D. steiil« u. Sobn Li To.
Die Unterzeichnetrn benachrichtigen bierwit da«
den niedrigen Preisen prompt ausgeführt.
t-ts7ba Neuis u. Sohn u. Lo.
Germania
Leben» - Versicherung» - TompaM»."
zu «ew-Bor?.
Baar-Btrmögen, P 2,000.000
Jährliches Einkommen I,(XO,O«X>
Dividende, 4» Prozent.
Der Unterzeichnete ist «gent siir diese «esell
schast für Scranton und Umgegend und »mimt
Versicherungen zu den üblichen Raten an.
Bersicherte Personen baden ihre Prämien an
ihn »u zahlen. M. «elien. Alderman,
22,11 Office - PiitSton Avenue, Scranton.
Äke«eS
Etablissement.
Die Unterzeichneten machen die deutschen Ei«,
wobner von Scranton und Umgegend ausmerk
sam auf ihr neue»
Kleider-Geschäft,
in I. Leidler's Gebäude,
und garantiren die beste und billigste Bedienung
und den erakiesten Schnitt in der Stadt.
Ibr Deutsche, überzeugt euch und sprecht ror,
so «erdet ihr befriedigt «erden.
gegen s° ch s'hen achtungsvoll ent
tianxeld«? 4 Belmewer,
Zeidler'S Block.
scranton, 29. «pril 1869.
O<Z«S
Wein- und Bier-Wtrtbs«baft.
Unterzeichneter macht hiermit sein«» Freunden
und den Deutschen überhaupt bekannt, daß er in
der Penn Avenue, in dem früher von Edward
Äünster bewohnten lokale, ein» Wirthschaft eröff
net hat und ladet Alle freundlichst zum Besuche
ein. Betränke frisch nnd Speisen schmackh>!>,
Td«slkS Och«.
Scranton, Luzerne Connty. Pa>, Donnerstag den IK. Dezember 1869.
Neuer deutscher Store,
Neue sieue kreise,
schrägüber der Wochenblatt Office.
Soeben von New-Zlork und Philadelphia zu-
Schnittwaaren
Galanterie tVaaren
Spottpreisen
l klard breiten ungebl. MuSlin, ZZj Eis>
l „ „ gebleichten „ l2j „
Gute Talico. von 7 —l2j und lltj ~
DelaineS von lS Tis an
Feine französische Tide« von 4U St«, an in al
len Farben.
Alle andere Sorten Kleiderstoffe billig.
Wollene Lecken zu K 4.00 da« Paar.
Billige Teppiche und Oeltiicher.
Alle andere, hier nicht genannte Waare sehr
billig.
also Prozent sparen will und nur reelle
Rl6BB «8c Co.,
Philip Robinson,
Bierbrauer,
Eedar Street, Scranton, Pa.
Empfiehlt sein ausgezeichnetes Fabrikat den ver
ehrten Wirthen bestens. Uljrti
Oefen! Oefen!
Billigsten Preisen.
wird einer von Leonard« patemirte» ungelötheten
Waschkesseln beigegeben. Ferner Schlosser, Bän
der und ähnliche Artikel, sowie Blechwaaren jeder
Waare gut. Aagkba
Henr, I. Ziegler,
Nachfolger von Geo. Pfiffe,, Eedarstraße.
Joseph Ober,
Blech-, Kupfer- ä- Cisenwaaren,
ssände, als Messer, Gabeln, Löffel,
bester Qualität.
empfiehlt er dauerhafteste
' "nd Wasser^cttun^en
Kau- und Schnupf-Tabacke, '/seifen'u. s. w.'
>uf Vorrath halte. Alle Artikel sind von bester
Qualität.
SS bittet um geneigten Zuspruch
lvjn9 Henry Luther.
NeneSScbuh ma «her- Geschäft.
bewohnten Hause, Penn Avenue, oberhalb
Kölker'« Markt, eine Schuhmacherwerkstätte er
öffnet hat, und empfehlt sich zur Anfertigung von
John Weiyß.
?cranton, 3. Juni 1869.
Spart Euer Geld.
Scranton Sparkasse.
Diese« Institut ist eröffnet in
Ro, ZVS Lackawanna Aveau»,
(gegenüber der Post,)
!»r Entgegennahme von Depositei' im Bettage
nicht weniger al« einem Doli/ von
Maschinisten,
M » n e r ».
n,'
Jame« Blair, Präfident.
Lame« Archbald, j
I-hnH.Sutphin. j Vice.Pr»sidenten.
O«ear E. Moore, Sashier.
Direktoren und Verwalter.
James Blair, John Handle?,
James Archbald, Sanford Grant,
John H. Sutphin, T. F. Hunt,
Daniel Howell, George Aisher,
Scranton, 3. Okt. 1867.
Friedrich Schräder,
Fabrikant von sprudelndem (kronk Bier.
Karsaparilla und Mioeraiwalser,
Zabrik in Mulberrvstraße, zwischen Penn u. Wyo
ming Avenue.
Porter. Ale und Lagerbier.
m Flaschen, wird zu den niedriasten Preisen im
lief° i Plaßen der Titv kostenfrei ge-
Eine Erfahrung von 25 lahren in meinem Be
chafte befähigt mich, einen Sarsaparilla zu lie
fern, der alle anderen Fabrikate übertrifft und der
«esundhef, sehr zuträglich ist. Da« Ge,chäf, steht
unter meiner persönlichen Leitung, nnd volle
'ritdenheit wird garantirt.
«ufttäge, welche bei Herrn John Zeidler abge
geben oder durch die Post mir zugesandt werde»,
finden prompt» Berücksichtigung.
26b« gr. Schrater.
G«s<bäfts-Karten.
C Q. CarMaN, Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. tt)9 Penn Avenue,
2jlB Scranton, Pa. lj
Zs. D. Collins,
RechtS-Anwalt,
Officee,
Peter Creter,
HauS-, Scbild-,
Fresco- St Oruamental-Maler,
Ward A 5 Günster,
Advokaten und RechtS-Anwälte,
Office in Jakob Schläger» Gebäude,
A. <?. Konarson,
deutscher Uhrmacher b> Juwelier,
Wyoming Ave., dem Wyoming Hau»,
<K. Merrifield,
Advokat und Sachwalter,
ch g ? ° . ickawanna^Ave
Der Goldkofser.
Novelle von Andre Hugo.
(Fortsetzung.)
Der erste Akt de» Freischütz wat vor
über. Arthur hatte die Loge verlassen.
Der zweite Akt begann, ohne daß Arthur
zurückgekehrt wäre. Verena vermochte dem
Gang der Oper nur mit getheilter Auf
merksamkeit zu folgen.
Begleiten wir Arthur.
In ausgeregter Stimmung eilte er nach
seiner Wohnung, um, wie er sich selbst
sagte, durch den Inhalt der Briefe sich die
genügende Ueberzeugung zu verschaffen,
»aß dieselben Nichts entb elten, was die
Ehre seines Weibe» compromitirte. Ohne
ein Wort mit dem Dienstmädchen zu spre
chen, nahm er dieser das Licht au» der
Hand und begab sich nach der Stube sei-
Sein Herz schlug heftiger, als er die
Thür hinter sich verschlossen hatte und dem
kleinen Schreibpult Verena's gegenüber
stand, welche» die wichtigen Geheimnisse
barg.
Da« Pult war verschlossen. Er probirte
einige seiner kleinen Schlüssel. Richtig!.,
einer schloß.
Arthur hatte sich genau da« Kästchen
gemerkt, in der sie die Briefe verwahrt
hatte. Er öffnete e«. Da» kleine mit
rothfeidenem Bande umwundene Packet
lag vor ihm.
Noch einmal ertönte die Stimme seine«
besseren Ich«, denn es durchlief ihn ein
eisiger Schauer und es däuchte ihm, al«
raune ihm eine Meisterstimme ,u: Arthur
was thust Du? Bist Du ein Mann, wenn
Du, ohne Deine Frau zu hören, unbeson
nen bandelst und gewaltsam in ihre Ge
heimnisse, wie ein Dieb, wie ein Räuber
eindringst?
Im nächsten Augenblicke aber waren
diese Gedanken verschwunden. Die Neu
gierde, angestachelt von den fortgesetzten
Einflüsterungen, übertönte Alle«.
Arthur löste da« rothseidene Band, wel
che« das kleine Packet zusammenhielt.
Seine Hände zitterten, seine Pulse fieber
ten, als er das geöffnete Packet, ohne die
einzelnen Briese in die Hand zu nehmen,
zaudernd aus den Tisch legte. Es war
ihm, al« lege sich eine kühlende Hand auf
seine erhitzte Stirn und rief nochmal« eine
Gedankenreihe in ihm hervor. Wenn es
Briefe aus ihrer Jugendzeit wäre», aus
der Zeit, wo er das Her, Verena's noch
kiebe eines jeden Menschen vorkommen?
. . . . Da sch»b sich unter dem Drucke sei
ner Hand eine Photographie aus dem
Seufzer seiner Brust. Dann hielt er sich
beide Hände vor das Gesicht und ließ da«
Schreckliche, daß er soeben aus den Brie
fen gelesen, an seinem Geiste vorüber,
ziehen.
War es doch der elendeste Verrath, der
worden ist. All diese Freundlichkeit, alle
Aufopferung, Alles das, wa» ihn so sehr
an das Weib seiner Wahl gefesselt hatte,
war Verstellung, war anempfohlene jtlug
gehen? 112 A s,
Also sene Glückseligkeit, die ihn einge
blind gegen da» ränkevolle, hinterlistige
Weib gemacht. Hinter seinem Rücken,
„wenn er auf dem Bureau ist und arbei-
Lieden«würdigkett lullt man am besten ei
nen tölpelhaften Ehemann ein," hatte in
einem Briefe gestanden. Da« war also
diese Herzlichkeit, diese Munterkeit, diese
Anhänglichkeit. Und alle diese Briese
woren theil« vor der Zeit seiner Berdel
rathung mii Verena, zum größten Theil
aber während der seiner kurzen Ehe datirt.
Da« dumpfe Stechen im Kopfe nahm
plötzlich so zu, daß er aufsprang und seine
beiden Hände gegen die glühende Stirn
preßte. Er warf die Briefe ungeordnet
in den Kasten, verweilte noch einige Au
genblicke bei dem Anblick der Photogra
phie, in der er, soviel Müde er sich auch
gab, keine Aehnlichkeit mit dem von Ve
rena mit „William" angeredeten Manne
eilte, nachdem er da» Pult »erschlossen,
hinau« in die Sternennacht, deren Lichter
in ewiger Klarheit funkelten. Er wußte
nicht, wie er nach dem Theater kam, s»
so peinliche Gefühle durchströmten ihn.
Als er wieder in die Loge zu Verena trat
und diese flüsternd und etwas betreten
nach seinem Ausbleiben fragte, winkte er
ihr Ruhe zu, gleichsam, als wolle er durch
sein Gespräch seine Nachbarn nicht stören.
nach der Bühne, ihr Auge verweilte mi
nutenlang auf dem blassen und entstellten
Gesicht ihre« Gemahls. Dieser starrte
sein Blick die Bühne.
Als der Vorbang den Schluß des Aktes
anzeigte, rückte Verena ihrem Gatten nä
her und befragte ihn nochmals über sein
Wegbleiben.
„Mein Kopf schmerzte mich so fürchter
lich, daß ich vorzog, lieber eine Zeitlang
zu promeniren, als hier in der schwülen
„So wollen wir nach Hause fahren!"
„Der Fiacre ist noch nicht da —ich habe
nach der Nummer gesehen!"
„So wollen wir zu Fuße gehen. Komm,
mein Arthur!"
Verena sprach die wenigen Äiorte mit
einer so wohltönenden Stimme und mit
einem solchen Ausdruck, daß Arthur über
diese Verstellungskunst erstaunte. Nun
sie ist ja Schauspielerin gewesen! raunte
ihm der finstere Dämon wieder in das
Ohr! Arthurs Zustand wurde bedenkli
cher. Der dumpfe Schmer; im Kopfe
schweigend neben seiner anscheinend so be
sorgten Gattin hin, als sie das Schau
spielhaus verlassen hatten und nach Hause
eilten.
Die Schläge der zwölften Stunde der
Nacht tönten mit ihrem dumpfen Klange
an das Ohr des immer noch wachenden
Gatten. Die sonderbarsten Pläne Patten
seinen Kops durchkreuzt; Für und Wider
hatte einen entsetzlichen Kampf begonnen,
bis endlich da« Wider gesiegt hatte und
Verena als treulose Gattin vor seinem er
regten Innern stand. Sie hatte sich zwar
noch nicht gerechtfertigt, aber wozu noch
eine Rechtfertigung, die ihm jedenfalls
wieder in der Maske der Verstellung ge
bracht worden wäre?
Ein schrecklicher Gedanke war in ihm
zur Reife gediehen. Er schri>t zur Ausfüh
rung.
Als er sich so leise, wie ein Panther, von
seinem Lager erhoben und flüchtig ange-
Er trat wieder in das Schlafzimmer.
Der matte Schein des Lichtes in der
wie ihn der Pinsel des Malers nicht schö
ner darzustellen vermag. Etwa» zur Sei
te gebogen, trat das Profil des Gesichtes
in den weißen Kissen höchst vortheil
haft hervor. Dazu kam, daß sich hinter
der klaren, glatten Stirn in diesem Au
ter!"
den blitzenden Stahl und nieder senkie er
sich nach der Gegend des Herzen,.
Es war ein gräßlicher Augenblick
Daliegende.
Gesenkten Hauptes schritt er nach der
Thür und trat hinaus auf die Veranla.
Lange stand er hier, anscheinend in tieses
Sinnen verloren. Doch war das nicht der
Fall. Dunkelheit, Oed? füllten sein Hirn;
ein Geist, ein fürchterlicher, der Geist de«
Wahnsinne« hielt seine Gedanken gesan
gen.
In diesem Zustande näherte er sich, als
er die Stufen der Veranda hinabgegangen
war, dem Hinteren llieile des Garten«, an
dessen Rückseite das Wasser eine« Flußar.
Ein dumpfer Fall auf den Rasenboden
de« User«, da» Auftreffen eine« leichten
Gegenstandes aus den Wasserspiegel gingen
der Todtenstille voran, die hieraus eintrat
und nur durch da» Plätschern de« Was
sers an dem steinigten Ufer unterbrochen
13.
HiobSpoften.
Der Chef der Firma Moritz galkeaing
in Bremen saß allein in seinem kleinen,
an da» Comptoir stoßenden Cabinet. Ein
greller Sonnenstrahl lief an der Wand
herunter und beleuchtete den still Dastßen
den. Es mußten bedeutende Pläne hinter
dieser gesuichteu Stirn kreisen, daß der
sonst so thätige und geschäsiseifrige Prin
cipal so bewegungslos dasaß und grübelte.
Oder waren e« trübe Gedanken an Ver
gangenheit und Zukunft?
Treten wir ein in den engen Schrein,
in dem die Gedanken und Gefühle des
Menschen geboren werden.
Morih Falkening traten die Ereignisse
der jüngst vergangenen Zeit vor die Seele.
Er blickte hinüber nach dem leeren Piaße,
auf dem bis vor wenigen Wochen der ein.
zige Freund, de» er besessen, gearbeitet
hatte. Der unbarmherzige Feind des Le
bens hatte ihn von seiner Seile gerissen.
Er war in die kühle Erde gebettet worden,
ohne daß stch sein Mund noch einmal ge
öffnet und ihn feine Augen noch elnmal
angeblickt hätten, um ihm Lebewohl zu sa
gen vor der Reise nach dem Orte der Ver
geltung; denn als die Kunde von dem Tod
des Freundes zu ihm gedrungen war, war
er bereits marmorkalt gewesen. Vergeblich
hatte er sich über das Lager Valeria»«
geworfen und ihn unter Weinen und
Schluchzen geküßt; vergeblich hatte er fei
nen Namen wohl hundertmal gerufen:
stumm und kalt war der todte Freund ge
blieben. Da hatt« sich ein neues Gewit
ter über feinem Haupte zusammengezogen
und ihn an die Vergänglichkeit alle» Ir
dischen gemahnt. An dem Morgen, als er
von der Bestattung de« Freundes zurück
gekehrt war, hatte ihm der Telegraph und
ein später eintreffender Brief seine« Soh
ne« gemeldet, daß ein nicht unbeträchtli
cher Theil seines Vermögen« durch Raub
in Paris fpurio« verschwunden sei. Die
ser Schlag hatte ihn, den geldstolzen Ari
stokraten, noch tiefer berührt, als der Ver
lust des einzigen Freunde«. Mehrere Ta
ge hatte er bedurft, um sich wenigstens
oberflächlich zu beruhigen, und kaum war
dies geschehen, so klopfte wieder derHiob«-
bote an die Thür.
Da« offen daliegende Schreiben, ein
Telegramm au« der thüringischen Residenz,
dem Wohnorte seine« Sohne«, meldete,
ersterer im Garten tödtlich verwundet und
leßtere in ihrem Schlafkabine» ermordet
aufgefunden worden sei.
Morip Falkening fand keine Worte, um
seinem Schmerze Luft zu machen und
Thränen, um seinem gepreßten Herze« Lin
derung zu verschaffen. Desto mehr kochte
und schäumte es aber in seinem Innern,
das einem vom wüthende« Sturm aufge
peitschten Meere glich.
barsten Gedanken waren in bunter Rei
henfolge durch sein Gehirn gejagt, ohne
daß eine Klärung eingetreten wäre, oder
Richtung angenommen hätten. Da mußte
ein Lichtbich die Dämmerung erhellt ha
ben, denn er stand von seinem Sipe auf,
grust öffnen, denn übermorgen wird die
Leiche meiner Schwiegertochter hier an
kommen !"
„Aber, Herr Falkening—"
Das konvulsivische Zucken umdie Mund-
Winkel, wie fernes Wetterleuchten, trat in
diesem Augenblicke etwa« stärker bei dem
Principal hervor.
„Wie ich Dir sagte: meine Schwieger
tochter ist vergangene Nacht ermordet wo»-
den. Vielleicht bringe ich auch" —Falke
ning stockte „vielleicht bringe ich auch
bensgefährlich verwundet, wie hier das
AIS der Diener sah, wie über die falti
gen, schlaffen Wangen de« Alten einige
Seite und trocknete die feuchten Augen.
. Ich selbst werde bei der Beerdigung
nicht zugegen sein können, ich muß Dir
Lchmückung desselben bemüht sew.
Die Gelder läßt Du Dir von meinem
Kassirer geben."
„lind Sie kommen nicht mit, Herr?"
„Ich werde die Genesung oder ....
oder den Tod meiin« Sohnes abwarten
müssen!"
Dem alte» Diener war das Schicksal
seines Pnncipais so zu Herzen gegange«,
daß er demselben, als er den Auftrag er
dielt, den Koffer zum Bahnhofe befördern
,u lasse», vor Schmerz und Rührung lein»
'.'lunort zu geben vermochte, sondern sich,
nur mit dem Koose bejahend nickend, ent
fernte.
„Herr, ich beuge mich vor Dir," sagte
Falkening mit gefalteten Hände» und zum
Himmel gerichtetem Blick; „ich erkenne
Deine rächende Hand, die Alle» lohnt und
Alles straft!"
Eine Stunde später rollten die Wagen
des Eisenbahn,»ge« dahin und trugen
auch den reichen Herrn Falkening au«
Bremen seinem Bestimmungsorte, der thü
ringischen Residenz zu.
IS,
Eine Sorrespondenz.
Abermals war eine Woche dahingegan
gen. Arthurs körperliche Genesung machte
täglich Fortschritte. Die Wunde war
Stahl a« einem harten Gegenstand« in
dem R»cke, d«n Arthur in jener verhäng
nißvollen Nacht übergeworfen, abgeprallt
war, und auf di«f« Wkis« nur eine «in-
Ao. 30.
fach? Schnittwunde hatte verursachen kön-
Schlimmer stand e« um Arthur« geisti
gen Zustand. Die fire Idee. eine schmerz
hafte Stille auf der Stirn zu besitzen, be
unruhigte ihn unaufhörlich. Oester« fragte
er seinen Vater, ob er denn die Wunde
nicht wahrnehme, und wenn dieser e« ver
neinte, schüttelte der Sohn den Kopf,
gleichsam al« könne er die Antwort nicht
begreifen. Die Stirn zeigte allerdings
eine leichte Nöthung, doch war diese einzig
und allein durch da« wiederholte Betasten
entstanden. Ebenso häufig wie der Bater.
wurde auch der Spiegel befragt. Die
übrige Zeit verbrachte der Unglückliche in
dem Rohrsessel am Fenster, ohne feiner
Umgebung irgend welche Aufmerksamkeit
zu schenken. Seit zwei Tagen hatte er
sogar die gewöhnlichen Fragen an den
Vater eingestellt, und alle Versuche dessel
ben, seinen Sohn während dieser Zeit
zum Sprechen zu bringen, waren geschei
tert.
E« war am Vormittage de« dritten Ta
ges. Die Glocke hatte schon längere Zeit
die elfte Stunde verkündet, als Frau Will
mann gemeldet wurde.
Arthur gab dem Diener ein Zeichen,
daß er für sie zu sprechen fei, und als Frau
Willmann kurz darauf eintrat, ging er ihr
entgegen und nahm, ohne daß der starre
Ausdruck aus seinem Antlitz gewichen
wäre, die Condolen, der Freundin feiner
Frau entgegen.
„H»rr Falkening," begann sie.
„Frau Registrator!"
„Gestatten Sie mir, Ihnen eine Mit
theilung zu machen."
„sprechen Sie!"
„Vorher möchte ich mich Ihrer DiScre
tion versichern."
„Hal'en Sie mich einer Jndi«cretion
für fähig?"
„Verzeihung! Sie sind ein Ehrenmann.
Ich beginne also. Sie dürften jedenfalls
durch Verena erfahren haben, daß meine
Ehe keine glückliche ist."
Arthur murmelte ein Wort des Be
„Das unglückliche Verhältniß," fuhr
Frau Willmann zögernd fori, „hat mich
Schritte thun lassen, für die ich allein ver
aniwortlich bin. Ich demüthige mich vor
Ihnen durch das Geständniß, daß ich ei
nen Freund fand, daß ich mit diesem
Freunde in Briefwechsel stehe und daß diese
Correspondenz sich in Ihren Händen be
findet."
„In meinen Händen?"
„Wenigsten« gegenwärtig."
„Wollen Sie mir Aufklärung geben."
„Sie erinnern sich jene« Abend«, an
welchem Sie von Paris zurückkehrten."
„Gewiß."
„An demselben übergab ich Verena ei»
kleines Packet Briefe und eine Photogra
phie. Packet ist an einem rothseide
nen Bande, mit dem ich es mehrfach um
wickelte, kenntlich und befindet sich in dem
Schieibtisch Ihrer seligen Frau Gemahlin
in einem Kästchen, das ich Ihnen bezeich
nen kann, wenn Sie die Güte haben wol
len, mich nach jenem Zimmer zu führen."
Arthur erhob sich rasch.
„Haben Sie die Wahrheit gesprochen?"
fragte er mit zitternder Stimme. „O wie
derholen Sie mir, daß die Briefe Ihnen
gehören, daß dieselben nicht an Verena
gerichtet waren."
„Sie sind mein Eigenthum. Ich über
gab sie Ihrer Frau Gemahlin zur einst
weiligen Aufbewahrung."
Arthur« Biust arbeitete mächtig, dann
verbarg er weinend sein Gesicht in den
„Verena! Verena!" schrieer auf. „Keh
re wieder! Vergieb! Barmherziger Gott!
Mitleid! Gieb mir Verena, gieb mir mein
Weib wieder!"
In diesem Augenblicke erschien, von ei
nem Ausgange zurückkehrend, Falkening
in der Thür. Er hatte den Schmerzaus
bruch feines Sohne« vernommen und maß
die Fremde mit düsterem Blick.
„Was ist geschehen?"
„Ich bin hier," entgegnete Frau Will
mann, „um ein Packet Briese, welche« ich
meiner verstorbenen Freundin zur Ausbe-
Währung übergeben, zurückzufordern."
„Aber weshalb weint mein Sohn?"
„Um Verena'S Verlust."
„Rein, nein, nein!" rief Arthur in höch
ster Erregung, „das ist e« nicht. Ich bin
der unseligste Mensch, den je die Erde ge
tragen. Welch gräßliche Täuschung!"
„Beruhige Dich. Arthurl"
Die Frau Registrator sah ein. daß der
Augenblick nicht günstig war, um weiter
auf die Herausgabe der Eorrefpondenz zu
dringen, und empfahl sich, kaum beachtet,
mit stummer Vernetzung.
Falkening hatte seinen Sohn neben sich
aus das Sopda gezogen und fetzte seine
Bemühungen fort, um dessen Aufregung
zu beschwichtigen. Es gelang ihm anschei
nend. Arthur war in feine frühere
Schweigsamkeit zurückgefallen; »ur zuwei
len lachte er aus und trat an den Spiegel,
betastete eine Stelle der Stirn und setzte
sich wieder. Die liebevollen Versuche, ihn
zum Sprechen ,o bringen, scheiterten jedoch
gänzlich.
Abend. Eben fiel ein Streifen Sonnen
licht, einer der letzten Strahlen de« unter
gehenden Tagesgestirns, durch die Vor
bänge de« Zimmer«, al« Arthur vor den
Vater trat und ihn lange schweigend an
blickte. Sein Auge war nicht mehr starr,
„Vater!"
der Genesung erklang.
„Mein Sohn! Mein theurer Sohn!"
„Bater," wiederholte Arthur, „wo ist
Verena?"
Der Vater schwieg.
(Stehe »i«te Getk.)