Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 17, 1869, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Scrimton WackeMM
5. Jahrgang.
Dr. F. Boden,an,
Eedar Straße,
Im Hause des Herrn Peter Franz.
OPre-Slu.lden, Morgen» von B—9
Nachmittags „ 3 —6
Abends „ B—98 —9
In Abwesenheit wird Herr Franz Nachricht er
theilen. 7mz7
Dr. Kamill Krejei,
Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer,
Office in Wyoming Avenue, Aaiser's Hau«,
«rdinirt von l l Uhr Bormittags bis 3 Uhr Nach
mittags täglich.
Impfung jeden Montag, Mittwoch und Frei
tag, von l l Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 28n7
Dr.
Deutscher Arzt,
Wundarzt nnd Geburtshelfer.
' Mlll iqS^von
Gustav Hahn,
Advokat und
acgrnuber,
Chas. Dupont Breck,
Advokat^un^
Friedrich Schräder,
Fabrikant von sprudelndem Eronk Bier,
Sarsaparilla und Mineralwasser,
Fabrik in Mulberrpstraße, zwischen Pen» u. Wyo-
Porter, Ale und Lagerbier,
in Flaschen, wird zu den niedrigste» Preisen im
Große» nach allen Plauen der Eit, kostenfrei ge
liefert.
,ern, der alle anderen Fabrikate übertrifft uiid der
Gesundheit sehr zuträglich ist. Das Geschäft steht
unter meiner persönlichen Leitung, nnd volle Zu
friedenheit wird garantirt.
Aufträge, welche bei Herrn John Zeidler abge
geben oder durch die Post mir zugesandt werden,
finden prompte Berücksichtigung.
2Kb« Fr. Schräder.
L. Stewart Potter, Nachfolger von
G. H. Walter,
Schiffs- und Assecuranz-Agent,
John Z«dler» neuem Gebäude, Lackawanna
Der Unterzeichnete empfiehlt sich zur Beförder
ung von Personen und Packeten von und nach
irgend einem Platze in Deutschland, Frankreich,
England, Ealifornirn, TeraS und Meriko, sowie
von Reise-Pässe»,
G. H. Walter.
Srranton, 30. Jan. lS6k. Ij
John G. Sailor L 5 Co.,
Eedarstraß», Scranton,
haben stets einen gutgewählten Borrath der besten
eugen möge. Bedienung prompt und Waare»
rei nach jedem Staditheile geliefert. 2KnB
M. Green,
Weinen, Liquoren, Cigarren, kc.,
428 Lackawanna Avenue.
Der beste Bourbon in der Gegend. Jmportirte
Weine und Brandies. Die beste Auswahl soeben
aus dem Hollhause erhalten und zu Preisen »er
kauft, die leder Konkurrenz spotten.
Ebenfalls ein großer Borrath importirter und
einheimisch» Eigarren, die mit geringem Profit
Porter und Ale, in ganzen und halben Fässern,
immer vorräthig zu dem niedrigsten Marktpreise.
»er Titv abgeliefert. Theile
Dankend für das bisherige Zutrauen, bittet er
um Erdaltung desselben in der Zukunft.
12. Juli 1866.—ba
"Krsebvr Rvusv",
4. Ward (früher Hpde Park) Scranton, Pa.
Diese« im besten St»le eingerichtete Hotel ist
jederzeit zur Aufnahme von Reisenden bereit.
Gutes Bier und Wein, feine Liquöre, warme
und kalte Speisen zu jeder Zeit-, Austern, roh
und Teeamund «odabrunnen, mit
Zu recht zahlreichem Besuch ladet seine Freunde
Scranton, 10. Jan. IBVL. '
S, »
M e
G ieri,
von John Maclaren,
«erkstätte in No. 4 Eliff Straße, Office im
Messingene Hähne, Gußarbrii'en. Bierpumpen
Modelle und ,ede andere Arbeit pünktlich besorat.
Fertige Arbeit an Hand oder auf Bestellung an
«4"'>g». 25jn8
Sättel,
Pittsburg» Cineinnati und Tt. Louis Eisenbahn,
Vermittelst dieser Babn ersparen Passagiere 10 Stunden Zeit, zwei Wechsel in den
Wagen, Kit» Meilen nach Cinclnnati, 112 Meilen nach St. LouiS und SS Meilen nach llhicago.
Dieses ist ebenfalls die kürzeste und schnellste Linienach
JndianavoiiS, Louisville, Memphis, Mobile, New-OrleanS,
St. Joseph, Kansas Eil», LoganSport, Milwaukce, St. Paul,
und nach allen Punkten westlich, nordwestlich und südwestlich.
Drei durchfahrende Auge
verlassen Harrisburg täglich und stellen ihre Berbinbung nach folgender Zeit-Tabelle her:
Verlassen Harrisburg, . » » 4>15 Nachm. 12.A> Vorm. Vorm,
~ Altoona, .... 9.45 „ 5.10 „ 9.05 „
„ Piltsburg, .... 3.00 Vorm. 10.10 „ 2.45 Nachm.
~ Dennis»», .... 8.00 „ 1.52 Nachm. 7.40 ~
Newark, . - - . 11.05 4.25 „ 10,30 „
„ ColuinbuS, .... 1.15 Nachm. 5.50 ~ 12.40 ~
Ankunft in Eincinnali, ... 6.30 „ 10.40 „ 7.20 „
„ Indianapolis, ... 8.55 „ 2.85 Vorm, 8.50 Vorm.
„ LoganSport, ... 10.4» Vorm. 2.50 „ ?.40 ~
„ Chicago, .... 9.10 Nachm. 8.10 „ 2.45 Nachm.
„ Eairo, .... 3.35 „ 3.30 Vorm.
„ St. Louis, .... 8.45 Vorm. 3.45 Nachm. 10.00 Nachm.
Louisville, .... 1,50 „ 7.30 Vorm. 4.15 „
„ Nafhville, .... 5.20 Nachm. 5.20 Nachm. 3.55 Vorm.
~ Humboldt, .... 12.35 Vorm. 10.15 „
„ Memphis, .... 5.30 „ 2.45 Nachm.
New-OrleanS, - - - 2.00 „ 12.30 „
zu b.ben ,„d,
Gen. Ticket Agent für den Osten, No. 52k Broadway, New-Aork Eich.
In Scranton kann man Tickets erhalten bei Hrn. O'üonnor, Office der D., L. u. W. R R.
In WilkeSbarre bei Hrn. Taylor, Office der Lehigh Valley Eisenbahn. Bap9
Karl D. Neuster,
K ppen- Fabrikant,
Art auch Wollwaaren, Spielsachen, Bit -
18ap7
Giinster L 5 Hnll,
Großes Mobilien-Lager,
Alle in großer Auswahl vorrätblg« Bu-
AiiSzieh-Tische, Bettstatten jeder Art, Mi^azzen
Lokal-Veränderung.
Möbeln! Möbeln!
Griefier K» Co.,
506 Lackawannt Ave>, nahe Washington Ave.,
dem deutschen Publikum an, daß
Scranton, 28. gebr. 1866.
CcdarstraHe Möbel-Geschäft,
von David Neuis und Sohn.
Br>>n nlwrin-B re n ner ri^eroffnet haben,
Itf7ba David Neuis und Sohn.
Germanin
Lebens-Bersichcrungs-Yompagstt,
zu New-Bork.
Kapital und llcbcrschuß, -K 770M0 «1
lal'rlicheS Einkomme» 500MiU 00
Versicherungen 17,00H/IXK) 00
'n dirs« Gesell
ihn zu zahlen. M. Mehr«, Alderman,
22,1 i Offire: PittSton Avenue, Scranton.
Fischer und Kronzer,
Grocerien nnd Provisionen,
Brock S 5 Kintz,
Penn Ave.,
Groeeries ä: Provifions,
halten bie besten Sorten von Familien-Mehl, so
wie Roggenmehl, bestandig auf Lager.
Deutsche Früchte und alle sonstigen i» unser
Fach einschlagen!»» Artikel.
.Hüte und Kuppen.
Einem »erehrten deutschen Publikum hiermit
die ergebene Anzeige, daß ich stets ein auSacwähl
tes Lager von vorräthig halte
2N»B lledar Straße.
Scranton, Luzerne County, Pa., Donnerstag den 17. Juni 1869.
Philip Robinson,
Dranerei und Lagerbier-Salon,
Scranton, 10. Jan/1860. da
George Pfeffer,
Blech- und Eisenwaaren,
tikel, sowie Blcchwaaren jeder Art. Preis?billig
und Waare gut. 23agkba
Joseph Ober,
Blech-, Kupfer- S- Eisenwaaren,
stände, als Messer, Löffel, Bügeleisen
bester Qualität.
empfirblt er dauerhafteste
jeder Art"' ' "
Depositen- und Spar-Bank.
Etablirt in 1855. ,
Tech« Prozent Indessen
Januar 18W." Raten.
Spart Euer Geld.
Scranton Sparkasse.
Dieses Institut ist eröffnet in
No. 309 Lackawanna Avenue,
(gegenüber der Post,)
Maschinisten,
M i n e r n,
Weiber n,'
. Kindern
Anderen, an welchen Interessen erlaubt
Siegeln und Regulationen, von denen eine Sopic
von den Unterzeichneten oder von der Bank zu be-
James Blair, Präsident.
JameS Archbald, ) .
JohnH.Sutphin, 5
OScar E. Moore, Tashier.
Direktoren und Verwalter.
James Blair, John Handle,.
James Archbald, Sanford Grant,
John H. Sutphin, T. F. Hunt,
Daniel Howe», George gisher,
James S. Slocum.
Scranton, 3. Ott. 1867.
John Rosen, Küfer,
empfieblt sich dem deutschen Publikum von Seran-
Anfertigung von allen in
lein Geschäft einschlagenden neuen Arbeiten. Re
paraturen «erden ebenfalls prompt und zur Zu
friedenheit besorgt.
.Zu "Wgcn Ecke der Cedar und Alderstraße,
t l. Ward, oder in Herrn Robinsons Brauerei.
J°bn Rosen, Küfer.
Eröffnung.
Freunden und Bekannten hiermit die ergebene
Anzeige, daß ich die seiner Zeit von Hrn. Poveni
geführte Wirthschaft, in Lackawanna Avenue,
übernommen habe und mich bestreben werde durch
gute Getränke und zuvorkommende Bedienung
mir die Kundschaft eines verehrten deutschen Pu
blikum« zu erwerben. Sin großer Saal steht Ge
sellschaften zur Verfügung.
Kalte Speisen zu jeder Tageszeit.
William Hack.
CominercialHaus.
Einem verehrten deutschen Publikum und mei
nen Freunden hiermit die ergebene Anzeige, daß
ich das von dem verstorbenen H. Bockner aehal
tene „Eommcrci.il Haus" übernommen habe.
Es wird mein Bestreben sein, durch zuvorkom
mende Bedienung und beste Speisen und Ge
tränke mir das Zutrauen des Publikums >u er
werben. <?fg) Charles Boss».
Gefchäfts-Karteu. "W«
C. O. Carman, Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. 109 Penn Avenue,
2jlö Scranton. Pa. 1j
F. D.E 01l in s,
Rechts-Anwalt,
Peter Erster,
HauS-, Schild-,
Freses- Sf Ornamental-Maler,
Fredr. W. Günster,
deutscher Advokat u. Rechtsanwalt,
Office in Hull'S Block,
Ä. Konarfon,
derttscher Nhrmacher Z 5 Juwelier,
Wyoming Ave., gegenüber dem Wyoming HauS,
Scranton, 10. Jan. 1866 ba
Deutsche Apotheke,
418 Lackawanna Avenue,
schrägüber dem Wyoming Hause,
SapB H. F. Lobrck. lj
E Merrificld,
Advokat und Sachwalter,
in John Zeidler'S neurm Block, Lacka-
Die Raven.
Aus dem Französischen des A. de Pontinartin,
übertragen von Albert Wittstock.
Erster Theil.
(Fortsehnn«.)
„Meine Herren Geschworenen," sagt»
er weiter, „Ich will »in Wort aussprrchtn,
»in schreckliches Wort. Ich will einen
Augenblick annehmen, daß mein Clitnt
schuldig ist was sage ich? ich wollt»
fast, daß er es wäre, damit Ihr mit Recht
diesen Kopf fordern könntet, welchen Ihr
verlangt. Ich werd» es nicht machen, wie
der athenische Advocat, welcher die Strenge
des Areopag entwaffnete, indem er ihm die
Reije der Phryn» zeigte."
Bewegung ausder Tribüne der Damen.
„Nein, aber ich sage nur ein« : Betrach
ten Si» dieses junge Mädchen. Ist ste
nicht schön genug, um zu begreife», daß
ein Anfall von Wuth und Wahn stch plötz
lich einer reinen Seele bemächtigt habe?
Man liebt, man steht sich auf dem Punkte,
für immer die zu verlieren, von der man
stch nicht trennen kann. Man hat einen
Nebenbuhl»r, bevorzugt, weil er reich ist.
Das Blut steigt zu Kopfe, man ist kein
Verbrecher, man ist ein Narr die Liebe
die Lieb» —"
Hiermit war der einzige Trumpf aus
gespielt und es begann ein weiser Rück
zug. Gabissol stieß einige Hm! Hm! aus.
Schließlich bat er für seinen Clienten um
das Mitleid der Richter. ,
Alles wurde ernst, als der Präsident das
Wort ergriff, um die Debatte zusammen
auf eine Erwiderung verzichte.
Der allgemeine Eildruck, als Ver Präsi
dent inmitten eines tiefe» Schweigens ge-
Lampe,'' angezündet, die ein blasses Licht
verbreitete.''. der Sitzung »inen eigen
thümlichen verlieh. Niemand
dachte daran, Platz zu verlassen.
Keine Lippe lächelte; ."l, Zuschauer fühl-
Auf den Tribünen liefen Schatten
über die weißen Kleider der Dauben und
verliehen ihnen den Anblick phantastischer
Erscheinungen.
Dem Gebrauch gemäß fragte der Präsi
dent den Angeklagten, ob er nichts zu sei
ner Vertheidigung anzuführen habe. Ein
Seufzer, einige erstickende Worte, eine
neue Versicherung seiner Unschuld, welche
man für den Schrei eines zerrissenen Her
zens oder auch für die letzte Anstrengung
eine« Schuldigen nehmen konnte, waren
die einzige Antwort Jacobs.
Die Geschworenen zogen sich zur Be
rathung zurück.
15.
Während dieser halben MUind» st»ber
haster Angst, während welcher die J.'»r?
sich zurückgezogen hat, wollen wir uns e.'-
was in dem Saale umsehen und die Hal
tung der verschiedenen Persönlichkeiten be
gavernay ist der Held des Tages. Seine
denkende Miene, seine zurückgeworfenen
Haare ziehen die Blicke aus sich. Er geht
die beredtesten Stücke seiner Rede wieder
durch, mit welcher er die Absicht hat, sie an
einen seiner Freunde, eine» Redc.cteur,
nach Pari« zu schicken. Jetzt lorg nettirt
er nach einer Ecke der Aristokrat«, ,-Tri-
büne hin, wo Frau von Prang?, ein»
Gutsbesitzerin au« der Nachbarschaft, mit
ihr»r Tochter Valentin» sitzt. Valentin»
ist »in» reich» Erbin und gavernay sieht
sich schon als Grneral-Advocat in »iner
großen Stadt, wo ihm das Geld seiner
soll!
MuthloS sitzt auf seiner Schmerzen»-
bank Gabissol in schweigsamer Verzweif
lung; der Schiffbruch seiner Beredtsam
k»it, die ungünstig» Lage s»in»S Cli»nl»n
b»trüb»n ihn. Er fragt sich, wie «r noch
ferner die Blicke skiner Mitbürger »rtragrn
kann, in einer Stadt, deren Stolz »r bis
her gewesen. Plötzlich, aus seiner Unbe
wtglichktit herausgehend, wendet er sich
zudem Angeklagten und ergreift s«in» Hand
„Armer Jacob," sagte er, „ich wollte
Dich retten, aber Du bist verloren."
Jakob, der »ine fix» Idee hatte, auf die
»r frin ganzes Unglück schob, antwortete:
„Herr, »s steckt der Teufel dahinter —"
„Der Teufel?"
als der Herr Pfarrer, mit Ihrer Verthei
gel gepackt hat, derselbe Dämon, welcher
unter mein»? Commode Simons Geld
beutel finden ließ, ders»lb», welcher mich,
den Unschuldigen, schuldig erscheinen läßt;
ja, ich bin unschuldig, ich schwöre es!"
Bei jrd»r andrrrn Grlegenheit hätt»
Gabissol üb»r diesen naiven Aberglauben
gelacht, aber heute fühlte er sich sehr ge
neigt, an den Feind des menschlichen Ge
schlechts zu glauben.
In dem Augenblicke, als der Staatsan
walt sein» Rede beendete, hatte Esterac zu
Susanen im ernsten Tone gesagt:
"MZenn Jacob verurtheilt wird, werde
ich Ihnen niemals verzeihen."
Susanne zittert», sie machte sich bitter»
Vorwurf».
Der Zeugeiirauln endet» in einer fin
steren Ecke de« Saales. Als die Gefchwo
rentn sich zur Berathung zurückgezogen,
begab sich Susanne in di»s»n Winkel, wo
sie Alles sehen konnte, ohne gesehen zu
werden.
Auf welchen Punct heftete fie ihre Blicke?
Auf die Anklagebank? Auf Jacob? Auf
Sie wartete nicht sehr lang». Nach »i
ner halben Stunde erschien der Präsident,
gefolgt von seinen College«, und hielt in
der Hand da« Stück Papier, auf w»lch»s
di» gebräuchlichen Formen geschrirbt« wa
ren.
Mit bewegter Stimme las er das Ur
theil.
ie.
Ueber die Frage des Morde«! Ja, mit
Einstimmigkeit.
Ueber die Frag» d«r Urberlegung: Nein,
mit Stimmenmehrheit.
Der Staatsanwalt tnquirlrte die An
wendung der Strafe. Die anveren For-
Jacobs Augen suchte« Susannen, er
sah st» nicht, wir wissrn, wohin si» sich g»-
flüchtet hatt».
Allen Blicken verborgen, verfolgt» si»
di» Züge auf dem Antlitze des Anselm
Cosserousse und seine« Knechte«. Al« bie
Jury in den Saal zurückkam, hatt» sie
Vits» »rblrichen fthen, al« müßte sie stlbst
di« Straf» trefftn. In d»m Augenblicke,
da« Urtheil verkündet wurde, leuchteten
die Äugen de« A«telm und Matte» von
einem wilden Glanz. Ei»e plötzliche Nöthe
folgte ihrer Bleichheit, sie blieben einen
Augenblick unbeweglich, einer auf de» An
deren gelehnt. Dann wechselten ste de»
Platz und mischten sich unter die Menge.
Diese Meng« war ernst und bewegt.
Der Präsident hatte beider Verkündigung
de« Urtheils, welche« Jacob zu lebenSläng
lich»r Arbtiisstraf» vtrdammt», »inig»
AZort» hinzugtfüg», in d»n»n stch »in titfe«
Mitgefühl bekundet», »r wie« selbst auf die
! königliche Milde hin. welche »in»« Tag»«
da« schrtckliche Wort lebenslänglich moni-
I ficiren könnte, wenn d»r V»rurtheilt» durch
k»in» gut» Führung dlrfe« r»chtf»rtigt».
Da« durch d»n würdigen Beamtin au«-
gtl'rückl» Gefühl entsprach ganz dem Ein
druck de« Publikums, dessen mehr oder
minder jtindliche Gesinnungen in einem
tiefen Stillschweigen endeten. Die
ausb küche gegen den Mörder Simons
waren verstummt, ebenso wie die schonen
i Phraj'«» über Susanne.
In Jacob sah man jetzt nur einen Un
glücklichen, welcher dem Schaffet entkam,
um eine noch grausamere Strafe zu be
steben.' Die traurigen Detail«, welche zu
jener Zeit im Bagno herrschten, erschüt
terten all» Gemüther. Der tiefe Schmerz,
welcher sich auf dem männlichen Antlitz des
Herrn von Esterac zeigte, kam zu dieser
neuen Stimmung der Menge noch hinzu,
welche den Verurtheilten eher beklagte als
verfluchte.
In dem Augenblick, wo Jacob nach
vernommenem Urtheilsspruck in das Ge
fängniß zurückgeführt wurde, wurde ihm
ein Trost zu Theil. Seine Augen begeg
neten denen Susannen«, welche plötzlich
schast geben zu können.
Das Publicum fing an, sich zu z»r
streueu. Das junge Mädchen durchschritt
Esterac.
„Könnte ich vielleicht," fragte sie, „durch
Ihre Protection einmal Jacob in seinem
Gefängniß besuchen?"
„Ich weiß es nicht vielleicht," ant
wortete er kurz.
Er hatte ohne Zweifel noch den Wider
ruf Susannen» auf dem Herzen.
17.
Fünf oder sechs Tage nach der Verur
theilung Jakobs ließ Herr von Esterac
sannenS, dieser geizige Andreas Servaz,
welcher wüthend war über die Liebe sei
ner Tochter zu Jakob, ihr alle Freiheiten
ließ, das dürste vielleicht den Leser etwas
Geisteskräfte ging nicht über seinen klei
scharrt hatte.
Er besaß sein gutes Theil Aberglauben,
und die Schlag auf Schlag fallenden Er
eignisse, der gewaltsame Tod des Man
nes, welchen er zum Schwiegersohn ge
wählt hatte, die Anklage gegen Den, wel
chen seine Tochter bevorzugte, der Gang
des Prozesses, alles das hatte auf den
Krämer von Villefort einen Eindruck her
vorgebracht, welchen übernatürliche Er
eignisse auf das Volk auszuüben pflegen.
Außerdem war Susanne sein einziges
Kind; er liebte es auf seine Weise,
wohlverstanden tiefer als er selbst
glaubte.
Der Pfarrer und der Arzt des Ortes
hatten wenig Mühe, ihn zu überzeugen,
daß, wenn er einige Maßregeln der
Strenge zu den schrecklichen Prüfungen
seiner Tochter hinzufügte, diese ihrer Ge
sundheit, selbst ihrem Leben schädlich wer-
Tochter zu bitten, ihn so wenig als mög
lich zu verlassen.
Am frühen Morgen erschien Herr von
Esterac vor Susannen« Hause und nahm
sie in seinen Wagen. Seine Anwesenheit
hielt den alten Andrea« in Respekt, wel-
Von Villefort bis Mende geht die
Straße fortwährend bergauf, bergab. Es
war Ende Februar, d. h. noch in vollem
Winter, in diesen kalten und rauhen Re
gionen, wo der Schnee erst im Monat
Mai schmilzt. Dennoch konnte man einen
frischer Wind wehte über die gefrorenen
Wiesen und trieb den Reif von den Eichen
und Tannen. Die Natur lag noch in
ihrem Todesschlaf, ließ aber ein schönes
Erwachen ahnen.
Der Himmel erstreckte sich weit über
den Gesichtskreis hinaus. Der Weg bot
Reiz und pittoreske Mannichsaltigkeit, so
daß ein Landschaftsmaler entzück) gewesen
wäre. Aber man mußte sich in geeigneter
Gemüthsstimmung befinden, um diese
Schönheiten zu genießen.
Die Gedanken Esterac« und seiner Be
gleiterin waren tausend Meilen weit von
dieser Landschaft. Susanne schwieg und
er achtete ihr Stillschweigen. Manchmal
begegnete der Wagen einem Bauer, einem
Schäfer, welcher einige magere Schafe
au« der Umgegend, welcher zur Frühmesse
ging. Diese Begegnungen und der Gruß
der wenigen Passanten erinnerten den
Oberförster und Susanne einen Augen
blick an das Leben. Bald aber fiel die Last
wieder mit ihrer ganzen Schwere zurück
und ste befanden sich allein mit ihren Ge
' danken und Träumen.
Als ste nur noch »ine kleine Strecke von
>der Stadt »ntf«rnt waren, hlelt Esterac
Ao. 24.
seinen Wagen an, stieg aus und ließ sein
Gefährt in einem Gasthause, dessen Wirth
er kannte. Er wollte beim Eintritt in
AufinerksamkritausSusanne lenken konnte.
Sie gingen einige Minuten lang neben
einander, ohne ein Wort zu wechseln. Este
rac konnte jept besser das junge Mädchen
betrachten, das während der Ncise in den
Mantel gehüllt war.
Sie war in großer Trauer. Ihre
Schönheit hatte einen besonderen Cha
rakter angenommen. Der Schmerz, der
Kamps und vielleicht die Geheimnisse
ihres innerste» Herzens hatten ihr den
Typus des DuldenS aufgedrückt. Esterac
betrachtete sie mit Bewunderung.
Plößlich hielt ste an und sagte zu ihm
mit festem Tone:
„Neulich, in der Verhandlung, haben
Sie mich feige gefunden, nicht wahr? Sie
erwarteten, ich weiß e«, etwas Anderes
von mir."
„Aber die Lüge ist nie erlaubt, und
vielleicht hätten Sie wohl daran gethan,
nicht beim Leugnen zu verharren."
„Die Lüge!" erwiderte sie mit einem
bitteren Lächeln. „Sie kennen, Herr, den
Artikel des Codex, welchen der Präsident
eigens für mich gelesen hat?"
„Ja, ach, ich verstehe! Es handelte sich
für Sie um fünf Jahre Gefängniß, wenn
Sie falschen Zeugnisses überführt worden
wären."
„Und Jakob bcharrte bei seiner Aus
sage, er wollte nicht, daß gesagt werden
könne, ich wäre in seinem Zimmer gewesen
zu einer Stunde, wo achtbare Mädchen
nicht zu jungen Leuten gehen."
„Sie wollten keine Gefahr dabei lau
fen?"
„Ich!" rief ste mit Begeisterung. „Ver
dammt, verfolgt, entehrt, eiiHckerkert wer
den mit Jakob, die Hälfte seiner Strafe
erdulden, alle Schande mit ihm tragen,
damit Alles unter uns gleich sei, das wäre
in dem Unglück, welches uns betroffen,
mein Stolz und meine Freude."
„Und nun?" fragte Esterac, erschreckt
über diese wachsende Begeisterung.
„Nun, wer würde hier geblieben sein?"
„Hierbleiben? und warum?"
Sie blickte ihn an, ihre großen schwar
zen Augen schleuderten Blitze.
„Glauben Sie denn," fragte sie, „haß
schon Alles zu Ende ist?"
Er antwortete nicht. Sie fuhr fort:
„Gott, wohin führst du uns? Ja, wir
verdienten bestraft zu werden, vielleicht
weniger streng; doch das Geschöpf soll nicht
mit seinem Schöpser hadern. Ich bin mei
nem Vater ungehorsam gewesen, ich habe
Jacob zu sehr geliebt, ich opferte ihm mei
nen Ruf, ich hätte noch mehr geopfert.
Er ist ebenfalls schuldig, er hat diesen un
glücklichen Simon zu sehr gehaßt und der
Haß, wenn er auf diesen Punkt kommt,
scheint den Mord herbeizurufen. Wir sind
gedemülhigt, geschlagen, gebrochen, da« ist
recht; aber Gott ist da," sagte ste, gen
nen Rächer daraus hervorholen wollte.
„Armes Kind!" murmelte Herr Esterac
traurig.
Indessen bemächtigte sich s»iner ein
neues Gefühl. Diese» junge Mädchen
von bewundernSwertherSchöhnheit, allein
auf »er Welt, den Glauben und die Hoff
nung inmitten der Trümmer ihres Glückes
bewahrend, dies? bleiche, schwarzumrahmte
Figur flößte ihm einen geheimnißvollen
Respect ein, ein Gefühl gleich dem, welches
„Kommen Sie, kommen Sie schnell!'-
sagte er. „Jacob muß Sie sehen und hö
ren, Sie werten ihm Muth verleihen.
Die Verzweiflung ist nicht möglich bei ei-
Sie verdoppelten ihre Schritte und bald
gelangten ste an das Gefängniß.
Esterac wollte bei diesem letzten Wieder
sehen der Liebenden nicht zugegen sein.
Als Schwager des Untersuchungsrichters
hatte er gewisse Vorrechte. Er erhielt die
Erlaubniß, daß das junge Mädchen in der
Zelle des Berurtheilten allein blieb, und
de» Gefängnisses einen Besuch.
Gewohnt, unter seinen Augen alle mög
lichen Arten von Verbrechern, den Aus
wurf der Menschheit zu sehen, erklärte ihm
der Direktor, daß er niemals einen Ge
seinem Eintritt in das Haus," sagte
Herrn von Esterac, „keine Gotteslästerung,
kein Murre«. Er hüllt stch fast beständig
in einStillschweigen, voll von Resignation
und Traurigkeit, und die Art und Weise,
wie er von seiner Unschuld spricht, hat
nichts gemein mit den herkömmlichen Lü
gen, an die wir gewöhnt sind. Die ande
rrn Gefangenen wagen kaum ein Wort zu
(Siehe vierte Seite.)