Jahrgang 1., Die Ptuusylvainsche StaatSzeitung, HerauSgegeöen von loh. Georg Ripper, erscheint jeden Donnerstag, und kostet 2.VV per Jahr, zahlbar innerhalb deSJahre, und ES.SV nach Verfluß des Jahrgang. Einzelne Exemplaren, S Cent per Stück. Keine Subscriptionen erden für weniger als sechs Monaten angenommen: auch kann Niemand das Blatt abbestellen, bis alle Rück stände bezahl sind. Anzeigen werden zu den gewöhnlichen Prei- Officen! in der „Patriot und Union" Druckerei, Dritten Straße, Harrisbarg, und in der „Jnlelligcncer" Druckerei, am Eeutre Square, Lancaster. Wohnung: EheSnutstraße, zwischen der 4ten und Sten Straße. Anzeigen. Theo. F. Scheffer, RuchhäildtenLlob-Dl ucker HarriS b u r g, hat stets auf Verlag schön colorirte Geburt- und Tausscheine. DaS Herz des Menschen; ein Tem pel Gottes, oder: die Werkstätte des Teu fels. Deutsch und Englisch. Habermann's Gebet-Büchlein.— Deutsch und Englisch. Genefeva.—Deutsch und Englisch. Heinrich von EichenfelS; oder: Das gestohlene Kind. Hohmann's lang verborgener Freund; eine Sammlung wunderbarer und werthvllen Mittel und Kuren. Buchhändler werden zum billig sten Preise bedient. März 7. 18t!7. Agenten verlangt! Geschichte der Großen amerikanischen Rebellion von ihrem Beginnt bis zu ihrem Schluß, enthaltend eine Darstellung ihres Ursprungs, der Secession der südlichen Staaten und der Bildung der Eonföderirten Regierung, der Conceiitration der militärischen und finanzielle Hülfsquellen der Bundesregierung, der Entfaltung ihrer ungeheuren Macht, der Bil dung, Organisation, der Aus rüstung der beiderseitigen Armeen und Flotten; klare, frische u. genaue Beschreibungen der Schlachte, Bombardements, Belagerungen und Ueber.,ade von Festungen u. s. w., sowie der umfassende Maßregeln der Regierung, insbesondere der Entfaltung ihr un geheuren finanziellen HülfSquellcn, der enihusiastischcnErhebung des Bolkes und dessen Opferfreu digkeit ; nebst Skizzen aller hervorragendcn Staats männer, Militär- und Flotten-BeftlShaber. Nach amtlichen Ouellen bearbeitet Thomas P. Settel. Ins Deutsche übertragen von Paul Löser Mitredalikur der „New-Aorkr Handels- Zeilung." Dir Annalen der Geschichte haben kein Sri tenstück zu dem riesige Kamps aufzuweisen, elcher jetzt auf diesem Sontinent zur Verthei digung einer Rcgirrung, Erhaltung der Union und Rettung des großen republikanischen Prin cipS der Selbst-Regierung geführt wird. Der Größe der auf dem Spiele stehenden Interessen entsprich, dir wunderbare Entsaltmng militari scher Macht, die Aufbietung aller Hülfsmittel der modernen KrirgSwissenschasten die uner hört rasche Beförderung von Armeen und Vo-, rathen zu Land zu Wasser durch Benutzung der Dampfkraft, Anwendung des Feld-Telegraphen, de Luftballons zu RecognoSclrungen, und die dadurch ermöglichteEoucenlration großerSkeit krästr mit nie gekannter Schnelligkeit. Dieses wunderbare Schauspiel der Schachzüge der Ar mren, die Wirkung des Krieges auf den Handel und die Industrie er Welt, während die Auf merksamkeit aller Nationen von dem Kampfe gegen die Institution republikanischer Freiheit, die letzte Hoffnung der Unterdrückten in allen Ländern und Zonen, absorbirt ist, Alles ver einigt sich, um jedes Kapitel mit spannenden Erzählungen, jeden Abschnitt mit wiUtommener Belehrung und jeden Satz mit wichtigen That sachen anzufüllen. Abgesehen von der nationalen Wichtigkeit hat die Sache ein eigenthümliches persönlichen Interesse. Wer Hai nicht einen Bater, einen Bruder, einen Berwandlen einen Freund oder einen Bekannten, der scin Leben um des Vater landes willen der Gefahr aussetzt und sich durch seine Theilnahme an glänzenden Siegen, küh nen Angriffen, heroischem Widerstande oder mühsamen Märschen Ansprüche aus die Dank darkrit seine Lande erwirbt c Bei der Wahl des Bearbeiters eine so wich tigen Stoffes hält cS der Verleger vor Allem für nöthig, daß er mit der Politik, Finanz-Wissrn- Maßregeln der Regierung des Lande vollstän vertraut sei, gründliche Kenntnisse der Militär- Wissenschaften habe und mit einem richtigen Takt und gesunden Urtheil eine gefällige, span nende und klare DarstellungSgabe vereinige. Alle diese Eigenschaften besitzt Hr. Kette! in einem ungewöhnlichen Grade. Die Ucbertragung des Werkes m dl deutsche Sprache hat der Herausgeber in solche Hände gelegt, daß dem deutschleftnden Publikum alle Vorzüge de englischen Originals ollständig ae fichert dlriben und die deutsche Uebersetzung je ne weder in der Form noch im Inhalt nach stehen wird. Witz- Den Leistungen der deutschen Truppen ist in dem Werke besondere Rechnung getragen. / Der erste Band enthält . A. eine Revue über da deutsche Eontingcnt der FreiwiUtarn- Armer, eingrhrnde Beschreibungen der Theil nahme der deutschen Truppen an den Schlachten bet Earthage, Wilson' Ereek, Bull Run, Mun fordSville u. s. ., eine vollständige Biographie de General-Major Sigel und biographische Skizzen der übrigen deutschen Genera,e, eine Geschichte der deutschen Division der Potomac- Armee ic, Bedingungen. Diese vollstänoige Geschichte der Rebellion wird ungefähr 1209 Seiten umfassen (ein schließlich Illustrationen), auf schöne Papier gedruckt und mit zahlreichen Stahlstichen nd gut ausgeführten, speziell für da Werk ange ferttgkn Karten tlluftrirt und dauerhaft in zwei Bänden gebunden. Subskribenten sind nicht verpflichtet, da Wert zu nehmen, wenn nicht die obigen Le- H. A. S t r t e t u. E., Bor 222 Harrisburg, Pa. WK- Hr. Sireet ist persönlich zu sprechen >- im „Pennsplvania Hotel", Ecke der 2teu rmd Locust Straße. Apr.11,'67-2m, Poesie. Wer ist der echte, rechte Man? Wer ist her echte, rechr Mann? Schaut euch die Leut' t Laude au! Ist'S er, s hin und her fich dreht Und schuüffelud späh, woher e weht? O nein, ein, Der ttchte Man uß ander sein. Wer ist der echt, rechte Manu? Der Mann, der Mann sich neunen kann? Ist'S, er sich duckt, den Nacken beugt. Sobald Gewalt die Stirne zeigt? O nein, nein. Der rechte Mann muß ander sein. Wer ist der echte, rechte Mann? De Vaterlands, de Volk Mann? Ist'S, der nur lebt für seinen Leib, Sein Gut und Blut, sein Kind und Weid ? O nein, nein. Der rechte Mann muß ander sein. Wer ist der echte, rechte Mann ? Der Männerlod und Ehr' gewann? Ist'S, er, verläügnend gute Rech, Sich bietet illenSloS als Knecht? O nein, nein. Der rechte Mann muß ander sein. Wer ist der echte, rechte Mann, Die Freiheit braver Partisan ? Ist'S, wer den eigenen Werth verhunz, u Menschenfurcht, für Fürstrngunst? O nein, nein. Der rechte Mau muß anders sein. Wer ist der echt, recht Mann, Trotz Fesseln stark und frei im Bann ? Ist'S, wer auf leisen Sohlen schleich, Bor math'gem Wort nd Werk erdleicht k O ueia, et. Der rechte Mann muß ander sein. Der rechte Mann, der echte Mann, Sag', wir rrkun' ich ihn, woran? Fest ist sein Sinn, sein Auge hell, Und Kopf und Herz an rrchter Stell, So soll er sein. Sin ungefälschter Edelstein. Der rechte Mann, der echte Mann, Ergeht die schlichte, grade Bahn, Was er für recht nd gut erkannt. Er faßt cS au mit Hey und Hand ; Der soll e sein. Der kämpft für Wahrheit gegen Schein. Der rechte Mann, der echte Mann, Er dringt durch Nacht zum Licht hinan; Und wa da hemmt dm flrtleu Pfad, Er räumt <S fort mit Wort und That; So soll er sriu. Im Können stark, im Wollen rein. Der rechte Mann, der echte Mann, Mit Gott für Freiheit drauf und dran! In guter wie in döser Zeit, Der Freiheit Hort trotz Neid und Streit, Da soll er sein!. Und Gott wird ihm den Sieg verleih'. Feuilleton. In den Casematten Magdeburgs. Von Levin Schücking, 0- 2. „Wo haben Sie denn gesteckt tn der Welt," fragte der Andere, „daß Sie von dem Rittmeister von der Trenck nicht gehört habe, von dem doch, mein' ich, alle Welt weiß? Ich kriegsgefan gen ? Nein, Herr Camerad, ich bin Bo gel, den man um anderer Dinge willen tn diesen Käfig gesteckt und, weil er durchaus nicht darin bleiben wollte, endlich mit S 8 pfundigen Ehrenketten behängt hat, um ihn zu bewege, e sich hier al Gast de großen Friedrich auf längere Zeit gefallen zu lassen. Aber ich kehr' mich wenig an die Ketten und werde mich tn den nächsten Tagen bet Setner Majestät beurlauben!" Weshalb legt denn der König so gro ßen Werth auf Ihr Hierbleiben, wenn ich fragen darf, Herr Camerad ?" „Das find Familienverhältnisse," entgegnete Trenck lächelnd; „Geheim niße zwischen mir und meinem Herrn Schwager. Nehmen Sie, um die Sa che in einem romantischen Lichte zu seh en, an, es hätte un ein und dieselbe Dame nah gestanden, aber mit ver schiedenen Gefühlen freilich auf sei ner Seite seien mehr die schwesterlichen in Spiel gekommen " Frohn blickte überrascht den mit ei genthümliche Tone von Renommtste rei sprechenden Gefangenen an. War der Mensch am Ende doch ein Wahn finniger ? Aber nein, er fuhr mit voll-' ständiger Ruhe und Klarheit zu reden fort: „Glaube Sie etwa, ich sei ein Aufschneider? Nun, es steht bei Ihnen. Ich wüßte tcht, weshalb ich mich da rum reifern sollte. Ich bin der beste Soldat im Heere de Königs gewesen. Jetzt sorgt der große Friedrich, der ja ein leidenschaftlicher Liebhaber der Phi losophte und der Philosophen ist, dafür, daß ich mich hier auch zu einem Welt weise wie Sokrates ausbilde. Gewiß, um mich dann zum Präsidenten seiner Akademie zu machen. In der That, wenn dseSsein Absicht ist, so habe ich tu de neun Zahn, die ich hier zuge bracht, derselbe glänzend entsprochen. Ich kann Ihne eine Schriften zeigen, meine Gedichte, alle mit meinem Blute geschrieben . . . . ste werde mehrere Foltobände füllen aber davon ein an dermal, tn diesem Augenblicke wollte ich Ihnen nnr andeuten, daß meine Philo sophie darüber erhaben ist, was ein kai serlich königlicher Lieutenant von Pro- Hasca-Dragonern von mir denken mag!" „Weshalb sollte ich Ihnen nicht glauben, Herr Camerad?" antwortrte Frohn auf diesen Erguß „daß man auf ihre Person einen besonderen Nach druck legt, zeigen diese schwere Ketten, die Ste mit einer mir ganz unerklärli chen Leichtigkeit abgestreift haben." „Wollen Sie sehen, wie ich e mache ?" fragte von der Trenk, ganz begierig, wie es schien, das Staunen seines Gastes noch einmal zu genießen. Frohn trat näher zu ihm heran; wäh rend de Vorigen hatte Auerhuber sich auf den Rand der Grube gesetzt und glotzte jetzt mit derselben Verwunderung, wie vorher seinen Lieutenant, den Ge fangenen an. „Sie haben da eine Escorte bei sich," sagte dieser, den Menschen in'S Auge fassend „kann man sich auf ihn ver lassen ?" Frohn nickte mit dem Kopfe. „Ich stehe für ihn ein", antwortete er. Von der Trenck zeigte nun, wie leicht er seine Fesseln löste; zunächst die Hand schellen, die sehr weit waren. „Sie waren ursprünglich schlimmer," be merkte er dabei; „es war eine Höllen stein, heraus und hinein zu kommen ; später jedoch fand ich einen guten Freund unter den Officieren, der mir ein Paar weitere machen ließ. Für eine Hand voll Gold bekommt man eben Alle. Mit Gold macht man sich sogar Fesseln und Ketten bequem!" „Gold ? und haben Sie da ? hat man es Ihnen gelassen ?" Der gefangene Freiherr antwortete nicht; er fuhr fort, seine Ketten zu zei gen, wie er hier.durch sorgsame Ausfei len der Nietungen, dort durch Aufbte gung vom Haken, durch Lücken, die nach her mit schwarzem Brode verstrichen wur den, es dahin gebracht hatte, die ganze Last nach Belieben abwerfen, und wenn sein Kerker inspicirt, was, wie er sagte, täglich ein Mal, um Mittag, geschah, wieder anlegen zu können. Nachdem er hierüber Frohn's Ver wunderung sattsam erregt, wandte er sich der von starken Eichenbohlcn gefer tigten und eisenbeschlagenen Thüre sei nes Kerkers zu, und arbeitete ein paar Augenblicke lang an der Einfassung der selben, daß Frohn sehen konnte, was er beginne. Dann trat er in einen Win kel der Zelle und machte sich unten an dem Fußboden zu schaffen. Endlich hielt er Frohn die offene, mit kleinen Geldrollen gefüllte Hand hin. „Sie fragten nach Gold?" sagte er, „da se hen Sie Gold, und ich habe noch mehr. Es macht mir Vergnügen, es hier zu haben, obwohl ich nicht ein Stück Brod dafür kaufen kann. Aber ich mache mir zur Abwechselung zuweilen das Ver gnügen, mir einzubilden, ich sei ein Geizhals, der in seinen Keller gestiegen ist, um seine Schätze zu hüten. Kann ich nicht hier bei meinen Dukaten eben so stolz, so neidisch, so mürrisch lächeln, als der Mammonsknecht, der ängstlich bei seinem Gold schwitzt? Und noch mehr als dieser, denn ich bin vor Räu bern sicher! Ein anderes Mal bildeich mir ein, ich sei ein Bergmann, der tn einem tiefen Schachte sitzt und arbeitet, auch von Licht und den Lebendigen fern, auch bet seinen Goldadern. Freilich leistet das Gold mir auch wesentlichere Dienste. Von den vier Officieren, wel che abwechselnd die Inspektion bei mir haben, habe ich drei bestochen. Ich er halte von ihnen alles Mögliche, was ich wünsche." Frohn hatte sich während dieser Rede des Gefangenen auf den Sandsack gesetzt, der in der Mitte de Raume lag, wäh rend Auerhuber neben ihm auf dem Rand der Grube saß; Trenck stand pero rerend vor ihnen, in der Hand sein Licht, tn der andern seine Goldrollen; es war in merkwürdige Bild, dessen Seltsam keit durch die charakteristische Erschei nung Trenck um Viele erhöht wurde. Der berühmte Gefangene der Magde burger Sternschanze war groß und kräf tig gebaut, so daß er Frohn wenig nach gab. Seine Züge waren wo möglich noch edler und schöner, als die de Letz teren : die Blässe, welche dle Kerkerluft darauf gelegt hatte, ließ der rothe Licht schein wenig wahrnehmen, und seine dunklen, großen Augen zeigten das Feu er eine ungebeugten Muthes. Eigen thümlich var sein Costüm. ES bestand aus einem Kittel von grobem blauem Tuche: weil aber die Fesseln ein AuS- und Anziehen der Kleidungsstücke, wenn sie nach gewöhnlichem Schnitt gemacht worden wären, verhindert hätten, so zeigten sie von oben bis unten an den Seiten Reihen von Knöpfen, vermittelst deren sie angelegt und festgehalten wer den konnten. Ein Paar wollene Strümpfe und Pantoffeln bedeckten die Füße. Man sah übrigen, daß dem Gefangenen trotz seiner langen Haft ! nicht die Lust an wer gewissen Sorg- Harrisburg, Pa., Donnerstag, April 18, 187. fält für sei Aeußere geschwunden war: sei lange, schwarzes Haar war wohl gekämmt und hing tn dichten Locken auf seine Schulter; sein Kinn war glatt, wie eben rasirt—er hatte sich dir schmerz liche Operation nicht verdrießen lassen, die Haare immer einzeln auszurupfen. „Und wie bekommen Sie as Gold?" fragte Frohn ach einer Pause. „Sir haben gehört, daß ich Schreib zeug befitze", antwortete der Gefangene, indem er ging, seine Geldrollen wieder an ihren Platz zu bringen. „Ich schrei be an einen Freund tn Wien; ich sende ihm Anweisungen auf meine großen Herrschaften tn Ungarn und Slavonien; er besorgt mir die Summe nach Gom mern, zwei Stunden von hier, jenseit der sächsische Grenze; dort werden sie durch einen Vertrauten abgeholt. Be dürfen Sie vielleicht Geld, Herr Came rad ? e steht z Ihrer Disposition." Frohn antwortete im Augenblick nicht —er war innerlich zu beschäftigt, sich Rechenschaft über den räthselhaften Charakter de Manne zu geben, der ihm eine seltsame Verbindung von Un erschrockrnheit, Muth, geistiger Energie Eitelkeit nd Prahlerei schien dann sagte er: „Eine Rolle Gold würde allerdings meine Pläne wesentlich er leichtern. Aber ich will es nicht eher annehmen, al bis ich Ihnen angedeutet habe, wozu Sie es hergeben. Sagen Sie mir erst, welche Fluchtpläne Sie habe wir wollen sehen, wie wir un sere Entwürfe combiniren können." „Meine Fluchtpläue? Wollen Sie auch da wissen? Nun, Sie sehen ja, ich habe den Gang unter der Mauer dort ausgegraben, um tn die Casematte drüben zu kommen. Es ist eine Arbeit von vielen Monden, von lahren. In dem Sande unten ist leicht zu wühlen. Aber die Schwierigkeit war, den Mau erschutt und den Sand fortzuschaffen. ES wäre nicht möglich, wenn ich nicht einen Grenadier bestochen hätte, der von Zeit zu Zeit vor dem Luftloch meiner Zelle draußen Wache steht. Er hat mir ein Paar Sandsäcke zukommen lassen, die ich ihm durch die Stangen de Fen sters zuschiebe, und die er dann ausleert so gut er kann. Und nun ist das Schlimmste, daß ich die Stunden vor Mittag stets damit verlieren muß, den Fußboden wieder so herzustellen, daß man bei dem täglichen Besuche meines Kerkers nichts bemerkt. Eine entsetzli che Arbeit war es auch, diesen Fußboden durchschneiden. Wie Sie sehen können, besteht er au drei Lagen von je drei Zoll dicken eichenen Bohlen. Ohne die Stange zwischen meinen Handschellen, die ich mir an dem einen Ende scharf geschliffen habe wäre es gar nicht mög lich gewesen. Aber ein Kopf und eine Hand wie die meine werden mit Allem fertig. Ich würde heute beinahe bis unter die Casematte drüben gekommen sein, wenn ich nicht da Arbeiten jenseits gehört hätte, was mich bewog tnne zu halten und mich tn meine Zelle zurück ziehen um abzuwarten, was kommen werde." „Und wenn Sie bis in die Casematte vorgedrungen wären?" „So würde ich die Arbeit so lange haben ruhen lassen, bis ine Auswech selung von Kriegsgefangenen oder das Ende de Kriege die Casematte von ih ren jetzigen Einwohnern befreit haben würde. Meine Verständnisse mit gewis sen Leuten haben mir den Schlüssel zu der Thüre der Casematte verschafft, die sich damit von innen aufschließen läßt In einer sternlosen Nacht kann ich ganz bequem zu dieser Thüre hinaus, über die Festungswällt, durch die Gräben, in'S Wette; ich habe an einem bestimmten Orte meine gesattelten Pferde stehen '" „Sie haben den Schlüssel zu unserer Casematte?" fragte Frohn- Von der Trenck nickte mit dem Kopfe. „Dann freilich," versetzte Frohn, „haben Sie eine große Chance, daß Ih re Flucht gelingen kann." „Eine Chance? Gewißheit!" „Nun, e ist immer gut, sich auf Zu fälle und nhsrhergesehene Ereignisse gefaßt zu machen, die unsere besten und klügsten Pläne zu Nichte machen kön ! nen." „Soll ich Ihnen die Geschichte met ner Flucht aus der Festung Glatz er zählend" fiel Trenck selbstbewußt ein. „Sie werden dann keine Zweifel mehr an dem hegen, was ich zu Stande brin gen kann." „Ein anderes Mal," erwiederte Frohn „wir ollen die Zeit in diesem Augen blick besser beaußen ; aber Sie reden ! ein wenig laut, Herr Camerad — die Schtldwache, die ich draußen gehen höre, könnte Verdacht schöpfen . . . „Haben Sie deshalb keine Sorge," antwortete Trenck lächelnd „die Wa chen wissen, daß zuweilen die Herren Of fictere von der Besatzung bis tief w die Nacht hinein bei mir find und sich mei ner geistreichen UnterhaltungSgabe er freue. Hinein schauen in meinen Ker ker kann die Wache nicht—ich habe, wie Sie sehen, eine Decke vor das Fenster gehängt." „Desto besser," versetzte Frohn „so haben wir Muße, den Vorschlag zu dis curlren, den ich Ihnen machen will, Herr Camerad." „Sprechen Sie. „Zuerst will ich meinen Begleiter be urlauben. Auerhuber, Du kannst die Rückreise antreten. Kriech in die Ca sematte zurück: Du kannst dort erzählen, daß ich hier eine sehr anziehende Be kanntschaft gemacht habe, mit der ich mich noch eine Weile unterhalten wer de." I Auerhuber hätte eigentlich vorgezogen, dieser Unterhaltung beiwohnen zu dür fen, er gehorchte jedoch, und während Frohn ihm die Laterne hielt, tauchte er alsbald unter, um wie ein Maulwurf unter der Erde zu verschwinden. „Mache nur, daß Dich ja die Schild wache nicht hört," flüsterte Frohn ihm ach ; er löschte darauf sein Licht au, um die Kerze zu sparen, und dann sich zu Trenck wendend, sagte er: „Wir sind jetzt allein, und ich will Ihnen meinen Plan anvertrauen. Vielleicht sind Sie geneigt, Ihren Plan mit dem meinigen zu combiniren. Ich glaube, ebenso wenig wie Sie mein Ehrenwort auf undedingtes Stillschwei gen verlangt haben, brauche ich das Ihrige zu verlangen. Ich traue Ih nen zu, daß Sie lieber sich foltern ließen, als einen Cameraden in'S Unglück zu bringen . . . ." „Sie thun sehr wohl, ein solches Eh renwort nicht von mir zu verlangen ich würde cS unter meinerWürde halten, cS zu geben," erwiederte von der Trenck stolz. „Nun wohl, so hören Sie denn. Es ist mir gelungen, diejenigen Leute, zu denen ich mich in die Casematte habe sperren lassen, mir unbedingt gehorchen zu mache. Ich habe Verbindungen mit mehreren anderen Casematten der Festung anzuknüpfen gewußt, in denen ebenfalls einzelne Officiere, die ihr Eh renwort nicht zu fliehen, verweigert ha ben, mit Gemeinen zusammengesperrt sind. Ich habe dort überall Anführer wählen lassen, die gelobt haben, meine Befehle anzunehmen. Ich bedarf jetzt nur noch sehr weniger vorbereitender Schritte, nm das Signal geben zu kön nen, nach welchem alle diese Gefangenen im selben Augenblick losbrechen, ihreWa chcn überwältigen und sich zn Herren der Festung machen werden. Ich überneh me dann das Commando von Magde burg und Halle die Festung so lange, bis unsere große Kaiserin mir ihre Befehle hat zu gehen lassen." „Der Teufel! der Plan ist großartig !" rief von der Trenck aus wie es schien, nicht ganz erfreut von der Aussicht, daß er in'S Werk gesetzt werde. „Was sagen Sie dazu, Herr Came rad ?" „Woher wollen Sie Waffen bekom men ?" „Wir nehmen sie der Besatzung ab. Wir haben sechs- bis achttausend öst reichische Gefangene in der Festung. Meine Einleitungen sind so getroffen, daß ihrer vier- bis fünftausend etwa auf meinen Befehl sofort losbrechen können. Die ganze Besatzung besteht aus höch stens 150 V Mann keine krtegSgeüb ten Feldtruppen, sondern Landmilizen, die nichts lieber thun, als ihre Flinten wegwerfen, um nach Hause zu kom men."'" „Aber die Geschütze? Man wird Ge schütze den Eingängen der Casematte gegenüber aufgepflanzt haben und ihre Leute niederkärtätschen, wenn sie aus brechen!" „Nun, die Geschütze müssen wir, wenn sie vertheidigt werden, freilich nehmen, ebenso gut wie irgend eine Nedoute tn der Schlacht." „Dann fehlt ihnen die Munition, wenn Sie die Geschützt haben." „Wir können die Geschütze vernageln, umstürzen, mit Erde verstopfen aber allerdings wäre es besser, wenn wir nnS Munition erschaffen könnten. Darum eben mache ich Ihnen diese ganze Er öffnung : gesellen Sie sich zu uns, stel len Sie sich unter mein Commando, geben Sie Ihren Schlüssel zu unserer Casemattenthüre her, um uns das plötz liche Losbrechen zu erleichtern, und ge ben Sie mir jetzt von Ihrem Golde damit wird es mir möglich sein, Muni tion zu bekommen!" „Wie wollen Sie da anfangen?" „Lassen Sie das mein Geheimniß sein; nm es Ihnen zu erklären, müßte ich Namen nennen, die ich versprochen habe zu verschweigen." „Also ganz Magdeburg wollen Sie in Ihre Gewalt bringen?" sagte leise flüsternd und nachdenklich von der Trenck. „Und Sie sollen dazu helfen !" Von der Trenck schüttelte zweifelnd den Kopf. „Sie wollen nicht?" „Ich will mir's überlegen, Herr Came rad", sagte Trenck. „Wir haben ja - Die Landmilizen waren eine schon unter dem großen Kurfürsten vorkommende Art Land wehr, Zeit, un noch Wetter darüber zu be sprechen." „Nun wohl, ich will morgen wieder zu Ihnen kommen. Oder ziehen Sie vor, mir meinen Besuch in meiner Ca sematte zu erwiedern?" „Nein," versetzte Trenck. „Ich wür de dort drüben, von zu vielen Leuten ge sehen werden es könnte ein Verrä th darunter sein. Kommen Sie zu mir. Nur in den Stunden von Reun bis Mittag bin ich nicht im Stande, Sie zu empfangen. Um Neun muß ich beginnen, die Spuren meines Ganges zu verbergen, und dann in meine Fesseln zurückzuschlüpfen und sie mit Brod ver kitten um Mittag kommt man zur Jnspection und mit meinem Essen." „So komme ich morgen Abend wie der," entgegnete Frohn. „Gut, der Gang soll dann geöffnet sein. Auch will ich Ihnen Gold ge ben." Von der Trenck holte eine seiner Rollen herbet und übergab sie Frohn. „Hier sind fünfzig Louisd'or!" sagte er; „aber warten Sie," fuhr er fort, das Gold zurückzunehmend, „ich will sie Ihnen in einem anständigen Etui ge ben eine goldene Tabatiere habe ich zwar nicht, aber etwa Anderes, was noch werthvoller ist als eine goldene. Tabatiere; ein Werk meiner Hand behalten Sie es als Andenkn." Er nahm etwas aus der Ecke hinter seinem steinernen Tisch hervor und nachdem er die Goldrolle hineingeworfen, überreich te er es Frohn. Es war ein zinnerner Becher, ganz dem ähnlich, den wir schon tn Frohn Händen sahen, über und über mit Bildern und Sprüchen bedeckt. „Was.... Sie sind der Mann, der diese merkwürdigen Becher macht?" Von der Trenck nickte stolz mit dem Kopfe. „Es ist nicht der erste, den Sie sehen." „Man hat mir einen geschenkt . . . . aber als Andenken soll mir dieser da rum nicht minder werth sein. Ich habe noch heute bei der Betrachtung des meintgen den lebhaftesten Wunsch ge fühlt, mit demGesangenen, der sie mache, in Verbindung zu kommen. Aber ich muß Ihnen dabei bekennen, baß ich überzeugt war, der Schöpfer dieser fei nen und wunderbar künstlichen Arbeit sitze ganz ohne Zweifel als Falschmün zer, Schriftenfälscher oder etwas dem Aehnliches gefangen ....... ich dachte, er werde der rechte Mann sein, um durch ihn falsche Schlüssel und der gleichen Arbeiten vorkommenden Falls besorgen zu lassen. Ich habe Ihnen Abbitte zu thun!" „Ja, da haben der Herr Camerad sich freilich geirrt!" fiel Trenck stolz ein. Frohn steckte den Becher und das Gold zu sich und mit den Worten; „Nun, nichts für ungut!" reichte er dem Ge fangenen die Hand. Dieser schüttelte sie mit anscheinender Herzlichkeit, und Frohn zündete jetzt das Licht in seiner Laterne wieder an. Dann ließ er sich in die Grube hinabgleiten und verschwand in der Erde. (Fortsetzung folgt.) In Sachen des Hingerichteten Capt. Wirz sag die „N. Z>. StaatSzeitnng" : Der Rechts anwalt Herr Louis Schade in Washington, D E., bekanntlich der Vertheidiger des am tv.Nov. 18L5 Hingerichteten Sapitän Wirz, dessen Pro zeß allen unseren Lesern noch in Erinnerung sein wird, hat vor seiner Abreise nach Europa ein diesem unglücklichen Manne gegebene Verspre chen, seinen Eharakter und sein Andenken zu retten, durch eine auch uns zugegangene Addres se „An da amerikanische Volk" gelöst. Wir sind leider wegen Mangelan Raum nicht im Stande, die Adresse ihrem ganzen Inhalte nach mitzutheilen, und müssen uns darum begnügen, sie nach ihrem wesentlichen Inhalte anzufüh ren. Herr Schade sagt, daß nach Ermittlung der Richtigkeit angeblicher Beweise über die Bethel ligung de Jefferson Davis an der Ermordung von Präs. Lineoln, welche dessen und anderer Eonföderirten steckbriefliche Verfolgung nach sich zog, „die hohen und einflußreichste Feinde" de Jefferson Davis am Sipe der Regierung demselben dadurch beizukommen suchten, daß sie die Ursachen der schrecklichen Sterblichkeit der Unionsgefangenen im Süden durchsuchten. Dieser ueue Plan führte, wie allbekannt, zu nächst zur Verhaftung de Kerkermeisters von Andersonville und eine eonföderirten EapitänS Winder. Herr Schade ergeht sich dann in der Wieder anfiihrung der rücksichtslosen und despotischen Weise, in welcher der Prozeß gegen den kranken und verwundeten Wirz geführt wurde; wie un ter diesem Prozeßverfahren e kaum möglich geworden, Vertheidiger für den Angeklagten zu finden, und wie der Vertheidigung alle Hinder nisse in den Weg gelegt wurden, etwa Ersprieß liche für den Angeklagten zu thun. Herr Shade gedenkt dann einer von dem berüchtigten Gen. L. S. Baker am Vorabende der Hinrichtung de Wirz zu dem Ende noch angezettelten Eon spiration, den Jefferson Davis durch Wirz'S Mund für die an den Unionsgefangenen ver übten Unthaten verantwortlich zu machen. Wie erinnerlich, lief zur selben Zeit sogar ein Tele gramm durch die Presse, daß Wirz diesem be rüchtigten Geheimpolizisten de KriegSdeparte ment ein Geständniß bezüglich der Mitschuld des Jefferson Davis abgelegt habe. Herrn Schade gegenüber verneinte Wirz den Inhalt diese Telegramms in den folgenden Worten: „Sie wissen, Herr Shade, wie ich Ihnen stet gesagt habe, daß ich nicht von Jefferson Davis weiß. Er stand in keiner Verbinduug mit mir der mit dem, wa in Radersonville geschah. Wüßte ich auch etwas von ihm, würde ich kroß. dem weder an ihm uvch an Andere zum Ver räther werden, und könnte ich damtt seidft mek Leben retten." An Gm. Baier eine derartige Mittheilung gemacht zu habm, stellte Wirz po sitiv in Abrede. Dm anderm Tag wurde Wirz Hingerichirt nd starb mit der Erklärung seiner Unschuld auf den Lippen, an der auch Hr. Schade keinen Zweifel hat. Nachdem Herr Schade noch eine anderm in Umlauf gesetzten Telegramme erwähnt, näm lich, daß Frau Wirz am 27. OK. dm Versuch gemacht habe, ihren Mann zu rrgtfieu, während sie in Wirklichkeit zu jener Zeit 900 Meilen von Washington mtfernt gewesen, geht derselbe auf dießeweiSfiihrung für die Unschuld seine unglücklichen Elimlm iider. Die Ver urtheilung de Wirz stutzt sich demgemäß auf die Aussagen von 12 bis 15 Zeugen, dle gese hen hadm wollten, daß Wirz allem KrirgSge brauch u. allen Kriegsrechten zuwider einen Ge fangenen getödtet habe. Diefm Zeugen stehen die Aussagen von 145 anderm Zeugm gegen über, die gleichfalls unter Eid erklärt, daß Wirz niemals einen UnionSgefangmen getödtet habe oder habe tödtm lassen. Herr Shade erklärt die den Wirz implicirmdm Zeugen für Meineidi ge und fügt hinzu, daß hinreichendes Zeugniß für dir Wahrheit dieser Behauptung vorhanden sei. Herr Shade ist überzeugt, daß die Hände des Capitän Wirz rein vom Bluk der ihm an vertrauten KriegSgefangmm geblieben. Herr Schade führt fei ner an, wie einer der Hauptzeugm gegm Wirz ein gewisser Frlir de la Baume und angeblicher Großneffe de Ge neral La Faprtte gewesen, der für ftin Zmgniß eine Anstellung im Ministerium de Innern erhalten habe, ehe noch der Prozeß zu Ende war von welchem de la Baume e sich aber heraus stellte, daß sein Name Felix Orser und er ein Deserteur vom 7. R. Z>. (Steuden) Reg, und Sachse von Geburt sei, den man schon am 21. November als einen entlarvten Betrüger au dem Departement de Innern jagen mußte. Hr. Schade führt an, wie alle auch noch so un gereimten Zeugenaussagen gegen Wirz mit Be gierde ausgmommen, den Entlastungszeugen dagegen alle Schwierigkeiten in den Weg ge stellt und dieselben schließlich durch die Einker kerung eine derselben, eine gewissen Duncan, ganz und gar zurückgeschreckt wurden. Die große Sterblichkeit der Unionsgefangenen in Andersonville kann nach Herrn Schade'S Meinung nicht dem Eapt. Wirz zur Lgst gelegt werden, sondern hatte hauptsächlich in dem Mang-l an Medikamenten, stärkenden Mitteln und guter, hinreichender Nahrung ihren Grund. Für diese seine Angabe citri! Herr Schade lue Reihe von Belegen, wie er auch nicht erman gelt, auf die in der letzten Periode de Kriege im Süden fast allgemein Herrschendr Noth an Nahrungsmitteln hinzuweisen. Auch unterläßt er nicht KriegSsckretär Staaton einen Theil der Schuld vor die Thüre zu legen durch seine zeit weilige hartnäckige Verweigernng de Austau sches der Kriegsgefangenen. Mr. StantonS vorgebliche Worte, „daß er nicht Skelette gegen kräftige Männer einzutauschcn wünsche", wer den in Erinnerung gebracht, und nicht minder der vergeblichen Bemühungen gedacht, die der conföderirte AuStauschungS-Eommissär, Oberst Ould bei den Behörden In Washington machte. Herr Schade vergißt auch nicht, mittelst der An fllhrung offizieller Dokumente in Erinnerung zu bringen, wie auch im Norden die Sterblich- Kit der kriegSgefangenen RetekkeN, trotzdem e da weder an Arzeneien noch an Nahrung ge brach, eine außero.dentlich große gewesen. Herr Schade hofft von der Gerechtigkeit de geschichtlichen Urtheil, daß die puritanische Heuchelei, da Eigenlob und die Selbstüberhe bung der Feinde der Freiheit ihre gerechten Strafe nicht immer entgehen erden. Die Verwickelungen zwischen Frank reich und Deutschland. Die Luxemburger Angelegenheit verwickelt sich immer mehr und hat bereit ine panikar tige Stimmung auf den europäischen Geld märkten hervorgerufen. Der wirkliche Sach verhalt ist freilich auch jetzt noch nicht vollstän dig bekannt, allein aus de Aeußerungen, die in der französischen Kammer, in dm niederlän dischen Generalstaatm und im norddeutschen Reichstag gethan worden find, läßt sich bereit combtniren, um was e sich eigentlich bei den lebhaften Unterhandlungen, die dteserhald ge führt erden und zu den mannigfachsten Ge rüchten Anlaß geben, handelt. Bekanntlich gehörten Lurewburg und Lim burg bis zum Ausbruch de österreichisch preußischen Kriege dem deutschen Bunde an, doch nur da erstere stand in einem inneren Verhältniß zu Deutschland. Limburg ist ein uralter Besitz de Hause Oranien und kam nur zum deutschen Bund, eil ei Stück de zu demselben gehörenden Vroßherzogthum Luxemburg durch die belgische Revolution ab gerissen worden war und weil der Bund dafür die Ueberweisung eine anderen Stück Lande beanspruchte. Der König der Niederlande mußte der Pression nachgeben, allein die in dieser Beziehung aufgezwungen Gemeinschaft mit Deutschland ist stet von ihm und seinem Volk nur mit Unmuth ertragen worden und sie darf auch seit den Ereignissen de origen Som mer al definitiv gelöst betrachtet erde. Anders ist e dagegm mit Luxemburg. Die ist uralt deutsche Land > die Landessprache ist dort plattdeutsch; in der Kirch und er Ele mentarschule herrscht die deutsch Sprache und nur in die Justizpfiege hat sich die franzöfische Sprache eingedrängt, eil die Richter und Ad vokaten ihre Studien in Belgien machen. Da Land hat bis zum Jahre 1795 zur habsburgi schen Monarchie gehört und 1815 urde e für einige Länder am Rhein an dm König von Holland mit derselben Willkür verschenkt, mit welcher damals Lauenburg an Dänemark gege ben wurde. E ist aber niemal mit den ra nischen Stammlanden in eine Realverbindung getreten und bis vor Kurzem war auch in Hol land die vorherrschende Meinung, daß der König wohl thun würde, sich des Lande, da von den Niederlanden weit entfernt sei und da auch dem König selbst fremd sei und bleibe, zu entäußern, um dadurch allen ferneren Weit läufigkeiten zu entgehen. Preußen hat denn anch den Versuch gemacht, die Provinz zu erwerben und der König der Niederlande würde ohn Zweifel dl ihm ge machten Anerbietungen angenommen haben, mn nicht franzöfische Jntrigum sich in die Angelegenheit eingemischt hätten. Frankreich begehrt die Provinz für fich seldß, nd schon im ergangmen Sommer, als die Kaiser Napoleon an Preußen gerichtete Entschädig Nro. Hl gungsforderung einer so entschiedenen Weigr rung begegnet war, hatte der französische Bot schafter auf Luremburg hingedeutet und ge meint, daß Preußen ohl nicht dawider haben würde, wenn Frankreich diese Provinz erwerbe, da ja doch da Band, welches sie früher mit Drutfthland rrkünpft babe, seit der Spren gung de Bundes gerrissen sei. Preußen er klärte jedoch ebenso entschieden, das es ihm un möglich sei, zu einer solchen Transactton seine Zustimmung zu geben; Luxemburg sei rechtlich niemals ein anderer Staat oder ein Theil ei nes anderen Staates gewesen anßerhalb Deutschlands, und deßhalb bleibe es auch kl h der Auflösung dc Bundes an dasselbe geknüpft, und üderdks stehe kraft eines erst vor zwei Jahren neu geregelten VcrkagSverhaltuisseS der preußischen Regierung dort das Besatzung, recht zu, das sie nie aufgeben würde. Frankreich hat sich jedoch an diese Erklärung nicht gekehrt, sondern heimlich weiter operirt und nachdem es erst durch Emissäre, Flugschris. ten „deine erkaufte Presse in Holland eine Preuße feindliche Stimmuug und unter einem Theil der Luxemburger Bevölkerung eine der Einverleibung in Frankreich günstige Stim mung hervorgerufen, soll es schiietzlich wirklich mit der holländischen Regierung einen Kaufver trag abgeschlossen haben, womit, wie vermuthet wird, sich auch ein Bündniß verknüpft hat, da auf die Evrntulalität einer späteren Theilung Belgien Bezug hat. Sobald Graf Bismark hiervon Kenntniß erhalten, soll er zum französischen Gesandten geäußert haben, daß Preußen, solange e ein Gewehr und einen Soldaten habe, Luxemburg nicht aufgeben werde, cS sei dort in Garnison und bl-ib dort, und sollte Frankreich den Ver such machen wollen, den angeblichen Vertrag in Ausführung zu bringen, so würde ein preußi sches Herr sofort bis zur Zuydersee vordringen und ganz Holland besetze. Gleichzeitig ist an die niederländische Kcgicrung eine drohende Note gerichtet worden, die denn auch nicht ver fehlt hat, dieselbe so einzuschüchtern, daß sie den mit Frankreich abgeschlossenen Bertrag gcr ne rückgängig machen möchte, allein der Kaiser Napoleon weigert sich, sie von demselben zu entbinden. Preußen hat nun allerdings erklärt, daß c, um nicht einen europäischen Eonflikt hcrvorz. rufen, den Eintritt Luxemburg in den nord deutschen Bund nicht erzwingen könne, aNein eben so wenig wird es jemals eiiiwilli'gen, daß Luremburg französisch wird, und setzt Frankreich seine Bestrebungen in dieser Richtung fort, so wird Preußen sie als casus bclli betrachten müssen Die französische Blätter stellen ' freilich jetzt al eine Sache des höchsten Inte resse für Frankreich dar, Luxemburg nicht in die Hände des norddeutschen Bundes fallen zu lassen, denn es sei der Schlüssel Frankreichs, aber gerade um so nothwendiger ist es für Deutschland, zur Adwehr etwaiger künftiger französischer Ungebühr, es zu verhüten, daß dieser Schlüssel nicht seinen Händen entrissen wird. Strategische Rücksichten kommen übri gens nur in zweiter Linie in Betracht, die Hauptsache ist, daß die nationale Ehre Deutsch, land es verbietet, auch nur einen Fuß breit deutschem Bodens abzugeben. Wir halten es daher auch allerdings für sehr wahrscheinlich, daß diese Frage den Keim des Krieges in sich trägt, allein wir glauben dennoch, daß die de sonders in England sich kundgehenbcn Besorg nisse verfrüht sind, da Frankeich auf den Aus bruch des Eonflikt noch nicht vorbereitet ist. E defindet sich augenblicklich ohne einen Alliir ten und auch sein Heer würde sich in seinem ge genwärtigen Zustande dem am ersten April vollkommen schlagfertig gewordenen norddeut, schen BundeSheer, mit dem sich im Augenblick der Gefahr sofort die süddeutschen Truppen er dündeu würden, nicht gewachsen sein. Bet ei nem Krieg mit Deutschland würden Frankeich und sein Herrscher einen hohen Einsatz wagen . für da Erstere könnte es sich um Loteringen und das Elsaß, für den Napoleoniden um den Thron handeln und bei solchem Risico wird er sich nur dann zum Kriege entschließen, wenn ihm kein anderer Ausweg bleibt; bis jetzt de herrscht er jedoch die Lage in Frankreich noch immer. Leider wahr! Unser Tollege vom Baltimore „Corresponden ten" macht die folgenden trefflichen Betrachtun gen über die militärische ReconstruktionSbill, die der Eongreß, dem Veto des Präsidenten zum Trop, durch Zweidrittelmehrheit zum Gesetz er hoben hat i „Durch die Ausschließung des Sü den von der Regierung sichern sich die Radika len allerdings die nächste Präsident?, aber auf Unkosten de ganzen nördlichen Volke wi-d die ser Parteisieg erlangt. Schon jrtzi wägt der Norden fast allein die Last einer kolossalen Na tionalschuld; beinahe unerschwingliche Steuern find erforderlich, um die Zinsen zu decken. Die Errichtung militärischer Regierungen im Süden wird die Ausgaben der Regierung jährlich um Hunderte von Millionen erhöben und dem, aus der KriegSzrtt wohlbekannten Spsteme des Raube und der Plünderung neue Nahrung gegeben werden. Die Rückkehr des Süden in den Staatenverband würde sofort die in den Küheren aufständischen Gebieten zur Zeit herr schende Lähmung de Handel, Ackerbaues und Gewerbe aufgehoben und neue produzirende Kräfte zur Erleichterung der auf un ruhenden Last geschaffen haben. Aber diese patriotische Auffassung paßt nicht in den Kram der Par teigänger. Sie ziehen e vor, lieber dem Nor den neue Steuern aufzubürden und blicken wohl schließlich nach der bet ihnen so beliebten Sol dateuhrrrschaf, wenn gar die Arbeit, zur Ueber zeugung ihrer Lage gebracht, lauter murrte als bis dahin der Fall ist. Der Parteiwucher auf der einen und die maßlose Habsucht der Fabrik tnteressen der Neu-England Staaten auf der an dern Seite bilden den Keim zu zukünftigen Nr olutionen, und wa man heute unter der abge droschenen Phrase der allgemeinen Freiheit und Gleichheit dem Volke anpreist, wird sich noch vor Ablauf euiger Jahre bitter genug für nnS Alle in da Gegentheil verkehren. Mögen selbstsüch tige Parteigänger noch so sehr über die Maßrc gelung de Südens jubeln; ihre Freude kostet schwere Geld, wofür das Volk eines Tages sicherlich Abrechnung fordern wird." * Die deutsche Sprache in den Schulen von St. Louis. Der Schulrath der Stadt beschloß mit S gegen 7 Stimmen, die Einführung deut schen Unterricht in der dortigen Jeffersonschule. So erfreulich die ist, muß man sich nur tvun der, daß da mächtige Deutschthum von St. Louis die Ziel nicht schon langt erreicht hat.
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