Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, October 04, 1866, Image 1

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    VenuLnlimnlscht Md StMS'Zntmg.
Jahrgang 1.
Die
PesylvanischeStaats-Zcitunfl
Iol. Georg Rippcr,
erscheint jeden Donnerstag, und kostet 82.4444
per Jahr, zahlbar innerhalb dcsJahrcs, und
2.544 nach Verfluß deS JakrgangS.
Einzelne Eremplaren, Z t?entS per Stück.
Keine Subscriptionen werden für weniger
IS sechs Monate angenommen; auck kann
Niemand das Blatt abbestelle, bis alle Ruck
stände bezahlt sind.
Anzeigen werden zu den gewöhnliche Prci
sen inserir.
Offiecn: in der „Patriot und Union"
Druckerei, Dritten Straße, Harrisbarg, und
in der „Jntelligcncer" Druckerei, am Centrc
Square, Lancaster.
pltt'lU'.
Ich lebe zu lieben.
,Jch lebe zu lieben," das Mägdlein spricht,
Und streicht sich die Locken vom Angesicht!
ES klettert empor zu des Vaters Brust
Und bettelt uin Küsse in kindischer Lust.
„Ich lebe zu lieben," so sagt ei Paar
Jungfräulicher Mädchen mit Rosen im Haar.
Wie glänzen die Rose, die Wangtn so rotb,—
Solch schwesterlich lieben, trennt ur der Tod.
„Ich lebe zu lieben," ruft freudig und laut
Im Arme des Liebsten die hoffende Braut;
Ihr Leben besiegelt was sprach ihr Mund,
Nie bricht des Gelöbnisses heiliger Bund.
„Ich lebe zu lieben, zu leite nicin Kind,"
So spricht die Muller,—, nennt sie nicht blind,
Die Mutterliebe, o nein, o nein!
So sieht sie um sich doch die Enkel gereiht.
Möcht' leben zu lieben in Ewigkeit.
So flattert froh an der Hoffnung Stab
Der Liebe Panier von der Wiege zum Grab;
Und mögen wir dann auch zu Asche zerstiebe.
Wir liebten zu leben und lebten zu lieben.
efeuislct o.
Das Geheimniß des Indianers.
Nach Mittheilungen eines deutsch - amerikani
sche Arztes.
Forlsetzung
Die Katastrophe kam so plötzlich und
das Wirbeln der Schnccmassen, das Heu
len des Windes und das Brausen der
Wogen wirkte so betäubend, daß Wer
ner im ersten Augenblick kaun seine ge
fährliche Lage inne wnrde, allein instinkt
mäßig begann er zu schwimme, ebe die
Nächste Welle ihn niederdrücken konnte.
Rings um ihn her tauchten die India
er wie Ottern auf, aber er konnte sie
, vor den dicht niederfallenden Schnccslo
Sen nicht sehen. Auch hörte er laute
Ausrufe in der Odschibbewaspraebe, wie
sie in rascher Folge einander znschriecn,
aber das Brüllen der Brandung und die
mangelhafte Kenntniß des Idioms er
laubten ihm nicht, diese Worte zu ver
stehen. Halb erstarrt in dem eisigen Was
ser, geblendet durch den um sein Haupt
Wirbelnden Schnee, wußte er nicht, in
welcher Richtung er schwimmen sollte,
um das Ufer zu erreichen. Slbou gab
er die Hoffnung auf, daß sein schwacher
Hülseruf gehört würde, und schon schweb
ten die trüben Bilder der Vergangenheit,
ein kurzer Abriß seines ganzen Lebens,
wie das bei Ertrinkende der Fall zu sein
pflegt, vor seinem geistigen Auge, als
er auf einmal die Stimmen der India
ner deutlicher zu hören glaubte. Sie
schienen einander zuzurufen, um nicht
auseinander zu komme, und diese rau
henKehllaute hatten etwas so wunderbar
Ermuthigendeö für den fast de Kampf
mit den Wellen aufgebenden Werner,
baß er seine letzten Kräfte zusammen
raffte und einen hellen, weithin tönen
den Verzwtistungsschrei ausstieß. Au
genblicklich wurde dieser durch eine Men
ge Stimmen beantwortet und wenigc
Minuten nachher schon viel näher durch
einen zweiten einstimmigen Zuruf, der
dem Deutschen wie hünmlische Musik
erklang. Uninittelbar darauf schwamm
Tawanka bereits an seiner Seite, der
ihm jede mögliche Unterstützung gewähr
te, bis noch ein paar seiner Leute herzu
kamen, mit deren Hülfe es nun nicht mehr
schwer fiel, den erstarrten und abgemat
teten Werner auf den Felsen, an wel
chem vor einer Viertelstunde das Canoe
gestrandet war und wohin die falkenän
gtgen Indianer sich sofort zu retten ge
wußt hatten, in Sicherheit zu bringen.
Nichts kann die erhabene Schönheit
eines hellen Frühlingstages an den Ge
staden des Oberen Sees übertreffen,
wenn der warme Südwind, der über den
mextcanischen Golf wegstreichend tropi
sche Gluth eingesogen, die Eisfelder von
- den Küsten abgelöst hat. Der See ist
dann ruhig und glatt wie ein Spiegel
nd mit einer Menge von größern und
kleinern, in allen Farben des Prisma
schimmernden Eisbergen bedeckt, welche
die wunderbarsten und pikantesten For-
'>, n zeigen. Die tiefste Stille herrscht
über den schweigenden, leicht gekräusel
ten Gewässern, nur dann und wann un-
cherbrochenvondemdonnerähnlichenKra-
Z . che der Gletscher, mit welchen die höch-
On Bergt des Ufers gekrönt sind, von
dem rauhen Geschrei des wcißköpsigen
Adlers, der in Spiralen gegen den blau
en Acther aufsteigt, und von den heiser
Rufen der Kraniche und schwarzen
> Schwäne, welche auf den niedrigen Klip
pen ihre alten Nester suchen. Diese
Scenerie und diese Eindrücke einer wil
den Natur sind einzig schön in ihrer Art,
so daß Niemand, der sie einmal empfun
den, sie vergessen wird. Aber es eristirt
auch eine Kehrseite dieses schönen Ge
mäldes, eines Bildes, wie es der genial
ste Maler nicht schaffen kann. Eine kurze
Spanne Zeit genügt, um den Anblick
der ganzen Gegend umzugestalten. Ei
sige Windstöße fabren jäblingS von den
ewigen Schncescldcrn des Nordpols hin
unter, dicker, undurchdringlicher Nebel
mit seinem Gefolge durcheinander wir
belnder weißer Flocken steigt auf, die in
purpurnen Tinten schimmernden Glet
scher verbergen sich im dunkel, droben
dcn Gewölk, und von dem eben noch so
prachtvollen Panorama bleibt Nichts zu
rück, als ein beschränkter Gesichtskreis
von ei paar Ouadratrnthcn, der nur
schwarze, aufgeregte Wellen und phan
tastische Ncbclgcbildc zeigt.
Diese Erfabrung hatten die Odschib
bcwas bei ibrer gewagten Eanoefahrt
gemacht. Unmittelbar vor ihrem Ans
brnch herrschte das schönste Frühlings
wcttcr, gleich ach ihrer Abfahrt aber
hatte der nordische Winter noch einmal
seine ganze Tücke gezeigt, indessen sie
wären keine Indianer gewesen, wen sie
sich durch den drohenden Anblick des
Wetters hätten abschrecken lassen. Auch
jcht in einer Lage, die jedem Europäer
als eine trostlose erscheinen wäre, verzag
ten sie keineswegs, da sie wußten, daß in
dieser Jahreszeit schon der nächste Tag
einen Wechsel mit ssich führen könne.
Bald fanden sie eine gegen den erstar
renden Nordwind geschützte Vertiefung
in den Felsen, wo sie, nachdem sieden fast
'ohnmächtigen Werner dort niedergelegt
war, ein Helles, lustiges Feuer ans Fich
tenh. Lz, das sich die Hülle und Fülle ans
der Insel fand, anzündete und dann,
nachdem sie ihre Decken getrocknet hatten,
zusamnicnkrvchcn und, sich gegenseitig
erwärmend, in einen gesunden Schlaf
fielen.
Spät am Morgen erwrchte der von
so viel Aufregung und Strapazen hart
mitgenommene Teutsche auf seinem aus
duftigen Tanncnzweigcn hergestellten
warmen Lager. Sein erster Blick siel
ans Tawanka, der in der Höhle schwei
gend neben ihm saß und die Flamme des
Feuers mit dürren Holze nährte, wäh
rend einer der Indianer eine Schnccgans
in der Asche briet. Aus feine Frage,
>vv die Andern wären, erfuhr er, daß
dieselben an dem Orte, wo das Canoe
gescheitert sei, Anstalten machte, die
ans der Tiefe
zn holen, auch habe man das Boot hoch
und trocken zwischen den Felsen einge
klemmt gefunden, wo es von einer Welle
hingcspült sei, und cö werde nicht schwer
fallen, den eingestoßene Bug mit Birken
rinde zn reparircn ; außerdem, setzte der
Häuptling Hinz, habe sich der Nordwind
gelegt, und er erwartete ganz bestimmt
noch im Lause des Tages gutes Wetter.
Bei diesen anfmuntcrndcn Worten
reckte Werner seine steifen Glieder zu
rccht, und ein euer Hoffnungsstrahl
fuhr durch seinen Geist, der aber sofort
zur hellen Flaminc aufschlug, als Ta
wanka, welcher mit einem Winke seiner
Hand dem andern Indianer sich zu ent
fernen bedeutet hatte, mit geheimniß
vollen Lächeln fortfuhr: „Wißt Ihr,
Freund, daß vir an Ort und Stelle sind
und daß ich trotz des Sturmes gestern
die Insel nicht verfehlt habe, auf der
ich einst mit incinein Vater den Weg zur
Silbcrminc suchte? Trotz der Dunkel
heit und des Schneegestöbers fand ich
die Richtung und ich irrte nur in der
Entfernung, weil sich der Lauf des Ca
nvcS bei jolchcm Wetter nicht berechnen
ließ. Noch heute Nacht wollen vir auf
brechen, Venn der Vollmond scheint, doch
haltet reinen Mund gegen meine Leute.
Sic dürfen Nichts von unserm Vorha
ben visscn und verdcn Euch nicht durch
unnütze Fragen lästig verde."
„Also noch diese Nacht soll ich die Sil
bcrminc sehen?" rief Werner aus, der
kaum seine Ausregung bezähmen konnte,
da er sich der Erfüllung seiner kühnsten
Wünsche so nahe sah.
„Gewiß! noch diese Nacht," erwidcrte
Tawanka ; „aber ruht Euch gehörig aus
und stärkt Euch, denn vir haben einen
beschwerlichen Marsch vor uns. Einst
weilen will ich gehen und Sorge tragen,
daß das Canoe gehörig ausgebessert
wird."
Der Häuptling hatte das Wetter rich
tig beurtheilt, denn schon nach Verlauf
von einigen Stunden schien die Sonne
wieder warm, und die bis vor Kurzem
noch so aufgeregte Oberfläche des SecS
fing an, sich zu beruhige, während die
finstere Ncbelbank fern im Norden sich
zertheilte und bei der zunehmenden Helle
des Tages die wunderbar gezackten Gip
fel des felsigen Höhenzuges sichtbar wur
den, welcher das Innere der Insel durch
zog. Die Indianer waren bet ihren
! Tauchversuchen glücklich gewesen und
l hatten die meisten der bei dem Schiff
- bruch verlorene Gegenstände aus der
l Tiefe hervorgeholt, darunter auch Wer
> ner's bergmännische Werkzeuge, auch
> hatten sie einige wilde Kaninchen mit
ihren Pfeilen erlegt, die in die Blätter
des wilden Sellerie gewickelt und dann
in der Erde gebraten eine vortreffliche
Mahlzeit abgaben. Tawanka aber, der
sich während des TageS auf einige Stun
den entfernt hatte, um die Umgegend
zu recognoScircn und vermittelst seines
Ortssinns alte Erinnerungen aufzufri
schen, kam befriedigt zurück und bedeu
tete dem ängstlichen harrenden Deut
schen, sich bei dem Eintritt des Mond
scheines fertig zu balten, denn genau um
Mitternacht müßten sie an Ort und
Stelle sein, wenn sie ihren Zweck errei
chen wollte.
Es war schon spät am Abend, als der
Vollmond siegreich durch dte dickcn Dunst
schichten brach, welche über den See la
gerten, und die schneebedeckten Gipfel der
Felsen mit bläulichem Lichte übergoß.
Nichts störte die allgemeine Nuhe, als
der melancholische Ruf des Whippoor
will im nahen Tannendickicht und die
einförmige Melodie der Brandung, wie
sie in gewissen Zwischenräumen taktmä
ßig gegen das Ufer schlug.
Während seine Leute um das pras
selnde Feuer lagerten und plauderten,
schritt der Häuptling, von Werner ge
folgt, durch den dichten Urwald, welcher
den Raum zwischen dem Strande und
dem zackigen Felsplatean im Innern der
Insel bedeckte. An schwierige Stellen,
wo unigestürzte Bäume oder mächtige
Steintrümmer den beschwerlichen Pfad
noch unwegsamer machte, faßte er den
! Deutschen bei der Hand und leitete ihn
so über die Hindernisse sicher hinüber.
Endlich standen beide Männer am Rande
des Holzes und sahen den schneebedeckten
Höhenzug über ihren Häuptern empor
ragen. Tawanka besann sich einen Au
genblick und richtete dann mit unfehlba
rem Ortssinn seine Schritte nach einer
dunkeln Bergschlucht, aus welcher sich
ein angeschwollener Bach mit starkem
Gefälle ergoß. Er folgte nun dem Laufe
dieses Baches stromaufwärts und erstieg
nach einem mühsame Marsche von einer I
Stunde das kable Plateau. Darauf
wandte er sich westlich und erklomm, von
dem athcmlvscn Deutschen gefolgt, über
zerrissene FelSkämme den Gipfel einer
Klippe, wo er sich von Neuem orientirtc.
Am Fuß der leßtcrn lag ein kleines tie
fes Thal, dessen Form an einen erlösche
en Krater erinnerte und an dessen
Rande sich eine himmelhohe, abgestor
bene SchicrlingStanne erhob. Dorthin
richteten Heide Männer ihre Schritte und
als sie am Fuße des einsam stehenden
Baumes angekommen waren, warf Ta
wanka forschende auf den Lauf
des Mondes, dessen volle Scheibe ihr
mildes Licht über die wilde Scenerie >
warf. i
„Setzt Euch nieder," sprach er zu dem
ermüdeten Werner, der unter der Last
seiner Pickart und des schweren Stein-
Hammers keuchte. „Der Mond wird
bald auf dem höchsten Punkte seines Bo
gens stehen, und dann wird es Zeit sein,
zu handeln. Sehet den weitreichenden
Schatten des Baumes, wie er über die
schroffen Kanten des Gesteins und die
düstern Felsspalten fällt; dort, wo genau
um Mitternacht die Spitze des Schattens
hinzeigt, muß die Ocffnung sein, die zur
Silbermikre führt, und die ich vor langen
lahren mit meinem Vater zusammen zu
warf und unkenntlich machte. Noch ha
ben die Stürme die Tanne nicht umge
worfen, auch hat, wie ich sehe, keines
Menschen Fuß diese Stelle wieder betre
ten ; der Schatz wird also unversehrt
sein."
Nach einer kleinen Pause, in welcher
er den Mond genau beobachtet hatte,
fuhr er fort: „Nun kommt mit Eueren
Eisen! Seht Ihr nicht, daß das Ge
stirn zu sinken anfängt? Folgt mir und
schlagt da ein, wo ich hinweise."
Damit schritt er, von dem Deutschen
gefolgt, längs des schwarzen Schattens,
den der riesige Baum warf, auf die Stelle
zu, wo jener zwischen mächtigen, moos
bewachsenen FelStrümmcrn endigte, und
deutete, das kurze Gestrüpp zur Seite
biegend, auf eine kaum bemerkbare Spal
te hin, welche mit Steinen und Geröll
gefüllt war. Sausend fiel die Pickart
hernieder, und in wenigen Minuten
zeigte sich nach Entfernung der Trümmer
eine große, schräg hinabsteigende Oeff
nung, durch die ein Mann bequem Hin
unterschlüpfen konnte. Tawanka ergriff
eine der mitgebrachten Kienfackeln, setzte
sie in Brand und glitt, nachdem er Wer
ner aufgefordert hatte, ihm furchtlos zu
folgen, gewandt und ohne zu fallen in
die Tiefe. Einen Augenblick später stand
der Deutsche auf dem Boden des kaum
zehn Fuß unter der Oberfläche befindli
chen Ganges, dicht neben dem Häuptling,
und war nicht wenig erstaunt, sich in ei
nem natürlichen und trockenen Stollen
von Trappformation zu sehen, der sich,
soweit er eS bet der Flamme des Fichten
span unterscheiden konnte, tief in den
Berg hineinzog. Unbedenklich folgte er
Tawanka, welcher in dem niedriger wer-
Lancaster, Pa., Donnerstag, Oktober 18.
denden Gange gebückt vorausschritt, und
wer beschreibt seine freudige Ausregung,
als sich am Ende des Stollens eine weit
gewölbte Höhle zeigte, deren Wandun
gen aus den schönsten, im hellen Fackel
licht strahlenden Ouarzkrystallcn bestan
den, zwischen denen, wie er mit seinen
bergmännischen Augen sogleich erkannte,
dicke Massen gediegenen Silbers in wun
derbaren dendritischen Formationen her
vorleuchteten! Stumm vor Erstaunen
betrachtete erden unerschöpflichen Reich
thum, den die jungfräuliche Natur hier
aufgehäuft hatte, und umarmte dann
seinen Freund Tawanka, der, still vor
sich hiizlächelnd und die dunkeln Augen
rollend, auf die starken Adern des edlen
Metalls zeigte, welche sich nach allen
Richtungen hinzogen. Je weiter sie in
die Höhle eindrangen, desto schöner und
üppiger wucherten die in prismatischem
Lichte spielenden Ouarzkrystalle und zwi
schen ihnen die massiven, rcbenartig ver
schlungenen Stränge des Silbers, so daß
Werner unwillkührlich an die Märchen
von Tausend und eine Nacht dachte.
Jnstinktmäßig berührte er das glän
zende Gestein, um sich zu überzeuge, ob
er auch nicht träume, und erst der helle
Klang, de der Schlag des BerghammcrS
de Adern des edlen Metalls entlockte,
bewies ihm, daß das, was er vor sich sab,
volle Wirklichkeit war. Erst als die
Fackel nahe am Verlöschen war nd die
Rückkebr deshalb nothwendig wurde,
dachte er daran, Proben des reichen Ge
steins mitzunehmen und schlug in aller
Eile so viele Stücke von den Wandun
gen der Höhle ab, wie er tragen konnte.
Tawanka hals ihm anfangs dabei, dann
aber, als der letzte Rest des Kicnspaus
ihm die Hand zu versengen drohte, faßte
er seine aufgeregten Freund am Arme
und zog den Widerstrebenden in den
Gang hinein, durch welchen Beide ohne
Unfall an die oben erwähnte Ocffnung
gelangten, durch die der Mond sein mil
des Licht fallen ließ. Die kühle Nacht
luft that dem Deutschen wohl und es
gelang ihm, seine Aufregung gewaltsam
zu bcmcistcrn. Tawanka mahnte zur
Rückkehr nach-bem Lager. Werner warf
rasch noch einmal prüfende Blicke auf
die Umgebungen, damit er, falls er ohne
des Indianers Begleitung die Stelle
wieder aufsuchen wolle, dieselbe auch al
lein wiederfinden könne. Dann bclud
sich der Häuptling mit dem ledernen
Sacke, weicher die Silberproben enthielt,
winkte dem Deutschen ihm zu folgen und
schlug denselben unwegsamen Pfad ach
der Küste ei, auf welchem sie gekommen
waren. Zwei Stunden später langten
Beide am Bivouac an, wo sie die ludi
ancr sämmtlich schlafend antrafen, bis
auf eine, der die Flamme des Feuers
zu unterhalten hatte, und streckten sich
ermüdet bald selbst zur Ruhe hin.
Vierzehn Tage später finden wir Wer
ner auf seinem Burau wieder, wo er bei
verschlossenen Thüren die reichen Silber
erze, welche er von jener gefahrvollen
Expedition, ohne Aufsehen zu errege,
glücklich nach den Toltcc-diggingö ge
bracht hatte, einer genauer Prüfung
unterwarf. Tawanka stand neben ihm
und sah mit dem Ausdruck innerer Zu-
friedenheit, wie der deutsche Bergmann
die schönen Krystalle im Lichte der unter-
gehenden Sonne betrachtete. Er war -
gekommen, um Abschied zu nehmen, denn
die unerbittlichen Feldmesser waren die
ses Frühjahr angelangt und hatten ihm i
angekündigt, daß er mit seinen Stamm- l
genossen die Jagdgründc an dem kleinen >
See verlassen und sich eine andere Hei- !
math im fernen Westen suchen müsse.
In Folge dieser Aufforderung, die einem
Befehle gleichkam, hatten die Indianer
ihre Wigwams abgebrochen und sich Ca
noeS am Ontonagonflussc gebaut, um i
auf ihnen irgend einen Punkt des briti- '
schen Territoriums auf der Nordküste des '
Oberen Sees zu erreichen, wo sie von den '
Behörden Schutz und Aufnahme zu sin- l
den hofften. Nur der Häuptling war i
noch zurückgeblieben, um seinem deut- '
schen Freunde gegenüber, den er allein
von allen Weißen nicht haßte, sein Herz '
auszuschütten.
„Ihr sollt bald von uns hören," sagte '
er zu Werner beim Abschied, „und wenn '
wir erst in Canada unsere Wigwams '
aufgebaut und unsern Mais gepflanzt -
haben, sollen meine Leute Euch zu Dien- !
stcn sein. Wir werden dann ein Lager '
auf der Insel aufschlagen und so vir, "
Silbererz aus der Höhle schaffen, als
Ihr verlangt. Also bis dahin wartet '
und behaltet das Geheimniß für Euch, '
denn wenn die Aankees etwas davou "
wittern, so werden sie Euch, deu Aus- "
länder, eher kalt machen, als Euch die
Ausbeute gönnen, denn sie sind die Kin
der des Teufels." Dann schüttelte er
seinem Freunde herzlich die dargebotene
Hand, schulterte seine Büchse und ver
schwand bald in dem düstern Schatten <
der Wälder, welche die Toltcc-diggings
umgeben, ohne die weißen Arbeiter, die
ihm begegneten, eines Blickes zu wür
digen.
Werner, der sich der Erfüllung seiner
Wünsche so nahe sah, dachte nunmehr
an Nichts weiter, als sich die Mittel zu
verschaffen, um die auf der Insel verbor-
Genen Schatze realisirc zu könne. —
Zwar theilte er in etwas das Mißtrauen
des Indianers gegen die AaukeeS, aber
er sah auf der andern Seite ein, daß
ohne Hülse von tüchtigen Geschäftsmän
nern und Capitalien die Silbcrminc
nur ein todtes Gut für ihn sei würde.
Als praktischem Bergmanne war es ilun
klar, daß der flüchtige Beistand von ein
Dutzend unerfahrenen Rothhäute, die
ohnedem zur regelmäßigen Arbeit selbst
bei dem besten Willen untauglich waren,
lauge nicht genügen würde, um die sei
nen gesteigerten Wünscht entsprechen
den Reichthümer an das Tageslicht zu
schaffen. Seine eigenen Mittel waren
viel zu beschränkt, um einen Dampfer zu
unterhalten, welcher doch unumgäuglich
nothwendig war, um den Proviant der
Arbeiter, das Sprengpulver, die verschie
dene Maschinerien und das sonstige
Material für den regelmäßigen Bergbau
ach den wüsten Insel von den Häsen
des Sees herbeizuschleppen. Eine ober
flächliche Ausheute, obgleich eine solche
ihn ebenfalls zu einem unabhängigen
Manne gemacht haben würde, da das
edle Metall in leicht zu lösenden Massen
vorhanden war, genügte ihm nicht mehr,
weil er, von dem allgemeinen Mincnsic
bcr angesteckt, nun einmal seinen Kopf
daran gesetzt hatte, ein schwerreicher
Mann zu werden. Deshalb fing er an,
die wohlgemeinten Warnungen Tawan
ka's, von seiner Entdeckung nichts ver
laute zu lassen, zu vergesse, und sann
nur darüber ach, auf welche Weise er
sich einen gewandten und bemittelte
Compagnon verschaffe könnte, um mit
dessen Hülfe und Geld den größtmögli
chen Ertrag aus dem Bergwerk zu erzie
len und dann bald als reicher Manu
nach Dcutschlaud beiinzukchrc.
Als Werner sich eines Tages, nicht
lauge nach der Abreise Tawauka'S, in
solche lueullischcn Träumen wiegte, trat
plötzlich Mr. Jones in sein Bureau ein
und drückte seine große Freude darüber
aus, daß er schon in Ontvnagon, wo er
am vorigen Tage angekommen sei, so
viel Rühmens von der Thätigkeit des
deutschen Bergmannes gehört habe. —
„Ich kountc," sagte er, „der Versuchung,
Sie hier zu besuchen, gar nicht wider
stehen, da mich meine Reiseroute in Ihre
unmittelbare Nähe führte. Im Auf
trage einer Ncw-Ajorker Compagnie be
reise ich nämlich dieses Jahr die Mine
ralgcgcndcn am See zum zweiten Male
wieder, um wo möglich einen Mincudi
strikt zu kaufe, der den Wünschen der
Herren entspricht. Ich habe deshalb den
kurzen Weg nach den Tvltcc diggings
ich gescheut, um mir Ihren Rath zu
hole, da ich im Voraus annehmen muß,
daß die Erfahrung, welche si: jetzt in
Folge Ihrer Stellung gewonnen haben
werde, Ihrem Urthcite großen Werth
verleihen wird."
(Fortsetzung folgt.)
Politisches.
Waruuns! an die Tcmokratcv !
Als Zusatz zu der Wahlproklamation
des lscheriff'ö wird man die Akte finden,
welche allen sogenannten Deserteuren
das Stimmrecht benimmt. Es ist dieser
Zusatz auf Verordnung von Harrisburg
der Proklamation beigefügt worden!
Die Wirkung dieser Akte ist, wie schon
früher gemeldet, ein Feld für Wahlbe
trügercicn zu öffnen, ähnlich denen, wel
che in den Heerlagern mit Soldaten
stimmen getrieben wurde, indem die
Musterrollen der Prvfoßmarschälle als
Beweis dienen sollen ob ein Mann ei
Deserteur war oder nicht.
Die Suprcmc Court des Staates hat
jedoch entschiede, daß nur ein Kriegsge
richt darüber entschieden kann ob ein
Mann ein Deserteur ist oder war, und nur
im Falle der Mann wirklich als Deser
teur vor einem Kriegsgericht schuldig be
funden worden und diese Entscheidung in
aller Form genehmigt worden ist, kann ein
Mann vom Stimmen verhindert wer
den.
Dic Beifügung dieses Gesetzes zur
Wahlproklamation ist offenbar geeignet,
eine falche Ansicht von dem Gesetz zu
verbreiten und crmahnen wir daher alle
Demokratischen Wahlbcamten undStim
gcber sich nicht weiter an dasselbe zn keh
ren, als die Entscheidung der Suprcmc
Court ihm Wirkungskraft beläßt, das
heißt - nur wo ein Mann wirklich von
einem Kriegsgericht als Deserteur ver
urthcilt worden, kann er unter diesem
Gesetz vom Stimmen verhindert werden!
Ein gedraftetcr Man, der sich nicht ge
meldet, oder ein Mann der blos des De
scrtirenS beschuldigt worden nach den
Büchern der weiland großmächtigcnPro
foßmarfchäUe, wird durchaus nicht durch
dieses Gesetz berührt, so lange er nicht
eines solchen Vergehens vor einem Krieg
gericht für schuldig befunden wor
den.
Wir hoffen, daß die Staats Commit
iee und alle County Committecn dieser
Sache besondere Aufmerksamkeit schenken
und die erforderlichen Instruktionen an
alle demokratischen Wahlbcamten im
ganzen Staate ausschicken werden.
Das Andersonville Gefängniß.
Gefängniß darzustellen vorgibt. Beide sind
übertriebene Zerrbilder. Was Jeffcrson Davis
anbetrifft, so lauten die letzten Nachrichten über
dnng ist an sich so abgeschmackt in'S Lächerliche
gezogen, daß sie die beabsichtigte Wirkung ganz
verfehlt.
gütig anbelangte. Allein, was war denn die
Ursache dieser schlechte Behandlung; bat
man diese Ursache bereits vergessen? Zur rich
wirklich für die Schrecke jener Scenen in gro
ßem Maße verantwortlich war.
Am 21. December 1863 reichte Hr. Miller
(Demokrat) von Hennsplvanie, folgende Ein
gang und Beschluß ei nd forderte die Vor
frage :
„halten, sehr aufgeregt ist, in Folge der Berichte
„von Nolhlcidung ihrer Brüder, die jetzt Ge
gangene in de confödcrirtcn Staate sind;
„und sinlcmal das einfachste McnschlichkcitSgc
„fübl die Erecutiv Beamten der Nation bcwc
„gcn sollte, jede schickliche Anstrengung im voll
sten zu mache, um ihre Noth zn lindern und
„sie in ihre Hriniath zurückzubringen ; und sin
„icmal zuverlässig berichtet worden, daß die An
zahl der Eonsödcrirten Gefangene in unsern
„Händen die Zahl der Föderalen Gefangenen
„im Süden bei weitem übersteigt, und daß ei
„Austausch von Gefangenen gemacht werden
„könnte (mit AttSschlnß der Frage wegen Haupt
„sarbc,) durch welche unscre weißen Brüder in
„Freiheit gesetzt würden ohne die sogenannten
„Rechte der farbige Födcialcn Soldaten, die
„gegenwärtig Kriegsgefangene sind, zn bccin
„irächligen; Deßhalb
„Beschlossen, Daß der Präsident der
„Ver. Staate achtungsvoll ersucht werde, dic
„jcnigcn Beamte, welche die Auswechselung
„von Gefangene zwischen den Vrr, Staaten
Nach Verlesung dieses Beschlusses stellte Hr.
Waschöurne lein Radikaler) von Illinois die
Frage an den Sprecher des Hauses der Rcprä-
Dcbattc nicht nMerstüp würde ? Der Spre
cher antwortete: ein Amendment sei in Ord
nung. Die Vorfrage ging dann verloren
mit 56 Ja's und 75 Nein'S, wobei die
Demokraten alle Ja stimmten.
Hr. O'Ncill (Demokrat) von Ohio, wollte
die Frage zu einer Abstimmung bringen, welche
die Gesinnung des Hauses kundgebe, und schlug
deshalb vor, den Beschluß auf den Tisch zu le
gen, was mit 73 Ja gegen 85 Nein verloren
ging, wobei die Demokraten alle
Nein stimmten.
Hr. Washburnc (Radikaler) machte so
dann den Vorschlag, de Beschluß dahin abzu
ändern, daß man alles ach dem Worte „Be
schloffen" ausstreiche und Folgendes an dessen
Statt setze, worüber er die Vorfrage verlang
te :
"Daß dieses Hans die Maßregeln billige,
„welche die Administration getroffen hat in Äc
Ja und (!3 Nein; wobei alle Deinokra
tcn Nc > n st immt e n. Washburne'S A
mcndincnt war somit angenommen.
„des an dessen Stelle: kh ö g
"Tie sich in Rebellen-Gefängnissen befin
den, und daß dieses Haus mit Bilti
„g nli g die menschenfreundliche, patriotische
„und staatsmännischc Bestrebungen der Re
'.Bedingungen : Deshalb sei es"
Hr. Lovcjop (Radikaler) bat seinen College,
das Amendement zurückzuziehen, um ihm da
zu legen.
mcntliche Abstimmung, die angeordnet wurde
und folgendes Resultat lieferte. Ja 79, Nein
55; wobei die Demokraten alle
Die Einleitung zum Beschluß des Hrn.
Miller wurde somit auf den Tisch gelegt.
Zur Zeit als diese Verhandlungen im Con
greß vor sich gingen, hatte die Administration,
oder wie Hr. Washburnc und seine Radikalen
freunde den Präsident und dessen Cabinet da
mals nannten „die Regierung" die
Auswechselung von Gefangenen
eingestellt, weil die Rebellen Re
gierung die Neger nicht gegen
weiße Leute auswechseln wollte!
Tic Absicht der Regierung war, für die Theo
rien der Abolitionistcn einen Triumph zn fei
ern, und wen auch Tausende unserer nördlichen
Soldaten dadurch auf elende Weise in südlichen
Gefängnissen Noth leiden und hinsterben soll
ten. Die Rebellen sollten dazu gezwungen
werden, durch eine solche Auswechselung prak
tisch einzustehen, daß sie kein Bcsitzrecht für die
entlaufenen Sklaven behaupten könnten, welche
in die Föderal-Armcc als Soldaten eingereiht
worden waren. Das Wortlein „alle" in
Hrn. Washburne'S Einleitung und Beschluß be
deutete, daß die Negersklaven, welche von der
worden waren, in der Auswechselung einbegrif
fen werden sollten. Und zu derselben Zeit als
die Regierung durch obigen Beschluß der Radi-
kalen ihrer Menschenfreundlichkeit, ihres Patrio
tismus und ihrer StaatSweisheit wegen belobt
wurde, weil sie suchte die Nebellen - Regierung
zu einer Auswechselung von Mann für Mann
ohne Rücksicht auf Hautfarbe zu
zwingen —zu derselben Zeit ha t
ten die gefangenen Unionsolda
so stark zugenommen, daß man
nicht mehr die Mittel hatte sie ge
hörig zu versorgen und deshalb
gerfrage jetzt fallen lasse.
Wir hatte im Norden mehr südliche Gefang
enen als die Rebellen nördliche Gefangene
hatten, und alle unscre weißen Unionsoldatc,
die sich in Rebellengefängnissen befanden, hätten
ganz schnell ausgewechselt werden können und
Ms Europa.
Friedensvertrag zwischen Preussen
und Oestreich vom 23. August
kti.
Art. t. ES soll in Zukunft und für bestän
dig Friede und Freundschaft zwischen Sr. Ma
jestät dem König von Preußen und Sr. Maje
stät dem Kaiser von Oestreich, so wie zwischen
Deren Erben und Nachkommen und den bcider-
Art. 2. Behufs Ausführung des Art. 6 der
29. Juli ejuoüem hat erklären lassen:
Maj. der Kaiser von Oestreich dieser Erklärung
auch Seinerseits bei und giebt Seine Zustim-
Art. 4. Se. Maj. der Kaiser von Oestreich
des Mains begründen wird und erklärt Sich da
mit cinvcrstanden, daß die südlich von dieser
Linie gelegenen deutschen Staaten in einen
Verein zusammentreten, dessen nationale Ver
bindung mit dem norddeutschen Bunde der nä
heren Verständigung vorbehalten bleibt und der
eine internationale unabhängige Eristcnz haben
wird.
Art. 5. Se. Majestät der Kaiser von Oest
reich überträgt auf Se. Maj. den König von
Preußen alle Seine im Wiener Frieden vom
39. Oktober 1864 erworbenen Rechte auf die
Hcrzogthümer Schleswig und Holstein mit der
Maßgabe, daß die Bevölkerungen der nördlichen
Distrikte von Schleswig, wenn sie durch freie
Abstimmung den Wunsch zu erkennen geben,
mit Dänemark vereinigt zu werden, an Däne
mark abgetreten werden sollen.
Art. 6. Auf den Wunsch Se. Majestät deS
Kaisers von Oestreich erklärt Se. Majestät der
König von Preuße Sich bereit, bei den bevor
stehenden Veränderungen in Deutschland den
gegenwärtigen Territorial-Bestand des König
reichs Sachsen in seinem bisherigen Umfange
bestehen zu lassen, indem Er Sich dagegen vor
behält, den Beitrag Sachsens zu den Kriegsko
sten und die künftige Stellung des Königreichs
Sachsen innerhalb des norddeutschen Bundes
durch einen mit Sr. Maj. dem Könige von
Sachsen abzuschließende besonderen FriedenS
trag näher zu regeln. Dagegen verspricht St.
Maj. der Kaiser von Oestreich, die von Sr.
Majestät dem König von Preußen in Nord
deutschland herzustellenden neuenEinrichtungen,
einschließlich der Territorial - Veränderungen,
anzuerkennen.
Art. 7. Behufs Auseinandersetzung über
das bisherige BundeS-Eigenthum wird binnen
längstens sechs Wochen nach Ratification des
gegenwärtigen Vertrages eine Commission zu
Frankfurt a. M. zusammentreten, bei welcher
sämmtliche Forderungen und Ansprüche an den
deutschen Bund anzumelden und binnen 6 Mo
naten zn liquidiren sind. Preußen und Oestreich
werden sich in dieser Commission vertreten las
sen, und eS steht den übrigen bisherigen Bun
drS-Regierungen zu, ein Gleiches zu thun.
Art. 8. Oestreich bleibt berechtigt, aus den
Bundesfestungen das kaiserliche Eigenthum und
von dem beweglichen Bundes - Eigenthum den
matricularmäßigen AntheilOestreichS fortzufüh
ren oder sonst darüber zu erfügen; dasselbegilt
von dem gesammten beweglichen Vermögen des
Bundes.
Art. 9, Den etatsmäßigen Beamten, Tie-
Nro. I.
nern und Pensionisten des Bundes werden die
ihnen gebührenden, beziehungsweise bereits be
willigten Pensionen pro rat der Matrikel zuge
sichert; jedoch übernimmt die könizlich-preuß.
Regierung die bisher aus der Bundes-Matzi
cular-Casse bestrittenen Pensionen und Unter
stützungen für Offiziere der vormaligen schles
wig-holsteinischen Armee und deren Hinterlas
sene.
Art. II). Der Bezug der von der kaiserlich
österreichischen Stadthalterschaft in Holstein zu
gesicherten Pensionen bleibt den Interessenten
dewilligt. Die och in Gewahrsam der kaiser
lich Oestreichischen Regierung befindliche Sum
mc von 449,590 Thln. dänischer Neichsmiinze
in ierprozcntigen dänischenStaatSobligationen,
welche den holsteinischen Finanzen angehört,
wird denselben uiimittelbar ach der Ratifika
tion des gegenwärtigen Vertrages zurückerstattet.
Kein Angehöriger der Hcrzogthümer Schleswig
und Holstein und kein Unterthan ihrer Maje
stäten des Königs von Preußen und des Kaisers
von Oestreich wird wegen seines politischen Ver-
Haltens während der letzten Ereignisse und des
Krieges verfolgt, beunruhigt oder in seiner Per
son oder seinem Eigenthum beanstandet werden.
Art. 41. Sc. Majestät der Kaiser von Oest
reich verpflichtet sich, behufs Deckung eines
Theiles der für Preußen aus dem Kriege er
wachsenen Kosten, an Se. Majestät de König
von Preußen die Summe von 49 Missionen
preußischer Thlr. zu zahlen. Von dieser Tum
mc soll jedoch der Betrag der Kriegskosten wel
che Se. Majestät der Kaiser von Oestreich, laut
Art 12 des gedachten Wiener Friedens vom 39.
Oktober 1865, noch an die Herzogthümer
Schleswig und Holstein zn fordern ha, mit 15
Millionen preußischer Thaler, und als Aeqviva
lcnt der freien Verpflegung, welche die preußi
sche Armee bis zum Friedensschlüsse in den von
ihr occupirtcn österreichischen LandeStheilen ha
ben wird, mit 5 Millionen preußischer Thaler
in Abzug gebracht werden, sb daß nur 29 Mil
lionen preußischer Thaler baar zu zahlen blei
be. Die Hälfte dieser Summe wird gleichzei
tig mit dem Austausche der Ratificationen des
gegenwärtige Vertrages, die zweite Hälft drei
Wochen später zu Oppeln baar berichtet werden.
Art. 12. Die Räumung der von den könig
lichen preußischen Truppen besetzten Oestreich!-
schen Territorien wird innerhalb drei Woche
nach dem Austausche der Ratificationen des
Friedensvertrages vollzogen sein. Von dem
Tage des Ratisikationstauschcs an werden die
preußischen Generalgouvernements ihre Func
tionen auf den rein militärischen Wirkungskreis
beschränken. Die besonderen Bestimmungen,
nach welchen die Räumung Statt zu finden hat,
sind in einem abgesonderten ProtocoUe festge
stellt, welches eine Beilage des gegenwärtigen
Vertrages bildet.
Act. 13. Alle zwischen den hohen vertrag
schließenden Theilen vor dem Kriege abgeschlos
senen Verträge und Ucbercinkünfte werden, in
sofern dieselben nicht ihrer Natur nach durch die
Auflösung des deutschen BundeSvcrhältnisscS
ihre Wirkung verlieren müssen,hiermit neuer
dings in Kraft gesetzt. Insbesondere wird die
allgemeine Cartell-Convention zwischen de
deutschen Bundesstaaten vom 19. Februar 1831
sammt den dazu gehörigen NachtragSbestimmun
lösung des deutschen Bundesverhältnisses seinen
wesentlichen Werth für Oestreich verliere, und
die königlich preußische Regierung erklärt sich
bereit, in Verhandlung wegenAufhebung dieses
Vertrages mit Oestreich und den übrigen Thcil
nehmcrn an demselben einzutreten. DeSglei
chcn behalten die hohen Contrahenten Sich vor,
über eine Revision des Handels- und Zoll-Ver
trages vom 41. April 1865, im Sinne
einer Erleichterung des gegenseitigen Ver
kehrs, sobald als möglich in Vcrhand
lung zu treten. Einstweilen soll der gedachte
Vertrag mit der Maßgabe wieder in Kraft Ire
ten, daß jedem der hohen Contrahentcn verde
behalten bleibt, denselben nach Aufkündigung
von sechs Monalcn außer Wirksamkeit treten
zu lassen.
Art. 14. Die Ratifikationen des gegcnwär
tigen Vertrages sollen zu Prag binnen einer
Frist von acht Tagen oder, wenn möglich, frü
her ausgewechselt werden. Urkund dessen ha
ben die betreffenden Bevollmächtigten gegen
wärtigen Vertrag untzeichnet und mit dem Jn
sigel ihrer Wappen versehen.
So gclchehen in Prag am 23. Tage des Mo
nats Ltugust im Jahre des Heils achtzehnhun
dertscchzig und sechs.
(L. S.) gez. Werther.
(L. S.) gez. Brenner.
Nachrichten Mexiko.
Die politische und militärische Lage hat sich
nicht wesentlich verändert. Seit der Abreise
der Kaiserin scheint eine Art Waffenstillstand
wischen den beiden feindlichen Parteien zu de
sieben ; seitens der kaiserlichen Truppen ist dies
aber nur eine Vorbereitung zu der bevorstehenden
Wintcrcampagne und darf keineswegs sogedeu
et werden, als wenn der Kaiser seinen Thron
entschlossen ist. Apick nach
dem Abzug der Franzosen zu bleiben und zu
versuchen, ob er sich nicht durch eigene Kraft in
der Gewalt zu behaupten vermag. Die Em
nähme von Tampico ist ein schwerer Schlag für
die kaiserliche Sache gewesen, und bereits werden
die eifrigsten Vorbereitungen getroffen, um so
wohl enen Hasen wie MatomoraS zurück zu .
gewinnen ; beide sind für die Verbindnng mit
dem Innern durchaus nothwendig. Marschall
Bazaiue ist jetzt inSan Luis P°tsi . rganisirt
dort ein Heer, welches, sobald die Wege nach der
Küste vassirbar sind, aufbrechen soll.
Die Liberalen befinden sich >cpt ,m Besitz von
fast dem ganzen Norden Merico S- d. h. der
Staaten Souora, Sinaloa, Tamanlipas und
Nemvo Leon. Obgleich aber diese Staate
fast den dritten Theil vom Gebiete Mexico s
umfassen, enthalten sie doch --' ls den
fünften Theil seiner Bevölkerung.
Die Wichtigkeit ihrer Ocruv.rung besteht
hauptsächlich in dem Factum, daß sie sich > der
Nähe d?r Grenze der Ver. Staaten befinden
und daß von dort so leicht Zufuhren eintreffen
können, während andererseits im Fall einer
Niederlage der Uebergang dorthin leicht zu be
werkstelligen ist. Der wirklich wichtige Punkt
ist aber die Mündung des Rio Grande, die den
Liberalen Zugang zum Hafen von Malamoras
gewährt und sie befähigen wlrd,
für eine weitere Campagne in dem bevorstehen
es auch ist. doch die einzige Macht in Menke.
ES IM die Hauptstadt und d.e bedeutendsten
Häfen inne. erheb, d.e Revenuen, hat fast vier
mal mehr eingeborene menkanische Soldaten
im Feld wie irgend einer der Ehefs der Libe
ralen und hat seinen Sitz in den Flachländern
des EentrumS. wo fast alle olkreichen Städte
concentrir t sind und die großen Mittelpunkte
des Reichthums und der Industrie sich befinden.