Tme Neise durch Ninnlsnd. Von H. Haefker. Finnisches Dampfbad. Uleaborg und die Stromschnellen. Tammer sors und seine Industrie. Die alte Hauptstadt Abo. 11. Teil. Bis Jdensalmi wiederholte sich im mer wieder das typische Bild des mittleren Finnland: Seen und In seln unter der Sonnenglut, durch die tagelang der Dampfer hindurchglei tet. Die Städte an den Ufern aus gebreitet, klein und unansehnlich, Holz von der hochgetürmten Kirche bis zur letzten aus Felsen errichteten Baracke. Nhslott ist ein ganz fa shionabler Badeort mit einem gewal tigen Schloß, der St. Olafsborg, vmi sten Blick über Wasser und Land ge nießt. Hinter Jdensalmi beginnt, je höher man nach Norden kommt, das Volksleben seine ursprüngliche Gestalt zu zeigen. Die schwedische Sprache tritt fast ganz hinter der Typische Landschaft aus dem Innern Finnlands. finnischen zurück. Nationaltracht fin det sich nirgends mehr, doch erkennt man den Bauern an seinen hohen un gefärbten Wasserstiefeln, seinem in einer Lederscheide am Gürtel hängen den dünnen und spitzen, gebogenen Dolchmesser, dem „Puuko", dem lang über die Ohren fallenden flachsblon den Haar, der lederartig verfchrumpf ten Haut und den kleinen verschmitzt In Jdensalmi, wo das Wasser aufhört und eine 96 Kilometer lan ge, mit kleinen zweisitzigen Wagen zu desahrende Landstrecke beginnt, nah men wir noch ein gemeinsames Mahl ein. um alsbald den für die zwanzig Touristen besorgten Wagenpark zu besteigen; für mich mußte die Staats lutsche aus dem Stalle gezogen Wer- schwärzte Holzhäuschen, in denen jetzt eine lastende Glut herrschte. Darin befindet sich ein großer Herd, auf dem Feldsteine geglüht werden. Ueber diese wird stellenweise das Wasser gegossen, das sich in feinem Dampf über die Hütte verteilt. Die Bauern liegen nun nackt aus den ringsum in der Höhe angebrachten Gerüsten und dehnen sich stundenlang in der Glut. Nachher folgt eine kalte Dusche oder ein Bad im Schnee! Nachmittags um vier Uhr fahren wir in Kajana ein, einer kleinen Stadt mit einem Festungsüberrest, dem Mittelpunkte der bäuerlichen Teerindustrie, von wo die Teerboote nach Uleaborg abgehen. Am anderen Morgen abermals um sieben Uhr bringt uns ein Schiff über den „Uleäträfk" nach Vaala, Ulea besteigt, um nach Uleaborg zu fah ren. Nachdem wir ein kurzes Stück ge rudert hatten, hörten wir vor uns das Rauschen der ersten Strom schnelle, die wir aus unserer Frosch- oder beinahe Fischperspcktive erst in der Nähe sehen konnten: dann Plötz, lich trat das schiff in die schäumen den Sprudel ein und glitt pfeil schnell durch die Wellen, die von bei den Seiten an das Boot prallten und hier und da einen gehörigen Guß über die Bänke stürzten. Mit der Schnelligkeit eines Dampfers wurde das Schiff zwischen Steinen hier und hohlrollenden Abgründen schnelle: der Merilosii. Ich habe sie kurz vorher ein paar Teerboote darin verunglückt waren. Sie bietet zwei fellos der großartigen und spannen den Momente viel, und besonders in- Stellen der ganzen Breite nach von sogenannten „Laxpaten", langen Reu sen zum Fischfang, durchquert ist, die nur an einer Stelle eine ganz schmale Oesfnung für das Schiff lassen. Aber mochte es nun die Nähe der Stadt sein mit ihren Fabriken und Häusern, oder war es das schwüle, glühend heiße Wetter, das sich bald darauf in ein Gewitter mit Wolkenbruch auflöst«, das Schönste und Eindruckvollste, was ich auf mei ner Reise erlebt habe, war die Fahrt durch den Pyhäkoski, die heilige Stromschnelle des Ulea7 Meine Rückreise von Uleaborg ge schah in einer Hitze von dreißig Grad Celsius im Schatten, über vierzig in der Sonne, einer Sonne, deren sprü- hende Glut Erde und Wasser in einen märchenhaften Lichtsleck verwandelt, in dem alle Verhältnisse, Nähe und Ferne, Vergangenheit und Zukunft der Augenblick strahlend triumphiert. So fuhr ich tagelang durch ftnd Webstühle ratterten und schlü ge ihre Webschiffchen hin und her, und der Lärm glich dem Getöse der Tampere - Stromschnellen draußen, deren Arbeit diese Walzen und Rie ich auf der Spitze eines Hügels und übersah die Stadt zu meinen Fü ßen und die endlosen Seengebiete zu beiden Seiten. Später taucht Abo vor mir auf, diese alte Hauptstadt des Landes, durchwoben und geweiht von den glorreichen Erinnerungen seiner Ge schichte. Eine große, aber unansehn liche Stadt, nur ein streifen von malerischer Schönheit zieht sich hin durch: die Strecke vom Domplatz mit seinen Gewächsanlagen, den kanal ähnlich eingedämmten Fluß Aurki herunter bis in dessen Mündung, wo sich, nun ganz auf trockenem Lande, das alte Schloß erhebt, dessen Fuß noch vor ein paar Jahrhunderten die Wellen bespülten. Der Dom steigt schlank und kühn empor, ohne jeden Zierrat, mit den Zeichen des Alters, über die Baumwipfel der Anlagen an dem Platze, in dessen einem Winkel die verlassene Universität, jetzt ir gend einem Packhaus ähnlich, sich dehnt, und in dessen Mitte der Wohl täter des Landes, Per Brahe, steht, zierlich aufgeputzt mit seinem bebän derten Reiterkoller und seinen re stolze Wort: „Ich war mit dem Im Inneren des Domes stehen Sarkophage in vergitterten Nischen unter bunten Kirchensensiern: Bischöse aus der katholischen Zeit, Karin Mänsdotter, die Königin, die Finn land ebenso liebte wie Schweden, und ein paar Ritter und Feldherren, die einst mit Gustav Adolf in den Krieg zogen und die Dörfer Teutschlands in Schutthaufen mit glorreichen Jah reszahlen verwandeln halfen. Dem Altar zugekehrt, der mir geschmack losen, bäuerlich groben Gemälden umgeben ist, hängt unter den Mani festen der anderen russischen Monar chen und Großfürsten von Finnland in goldenem Rahmen cas Gelöbnis Nikolais 11., Finnlands Verfassung heilig zu halten und nicht daran zu rütteln. Ob es wohl noch dort ist!? Das Schloß von Abo, dessen Un tergrund sich im Lause zweier Jahr war ursprünglich vom Meere um spült. Ein massiger, fast trotziger einfacher Bau um einen Hof grup dem Torweg ein halb übertiinchtes Wappen das ist da- Schloß, in dem Herzog Johann, Gustav Adolf und Per Brahe wohnten. Dann hielt ich mich zwei Tage in Hangö, einem von der Natur be günstigten, von glatten Klippen um gebenen safhionablen Seebad mit gu tem Strande, auf, badete, segelte und fuhr endlich mit dem eleganten Dampfer der Linie Stockholm-Pe tersburg durch den Barösund, das mit zwei Sternen zu bezeichnende Schärenparadies, nach Helsingfors zurück. Farben und die Tonwcllen. Die Tatsache, daß Musik und Far be in gleicher Weise auf mehr oder weniger schnell sich fortpflanzenden Wellen beruhen, hat schon wieder holt zu dem Gedanken angeregt. Musik und Farbe miteinander zu verbinden und ihre Wirkungen durch einander zu verstärken. Ein in Ame rika lebender russischer Tondichter, Herr Skriabin hat jetzt einen Appa rat erdacht, der den immerhin inte ring und einem System von Flor fchlciern. Das Harmonium besitzt eine umfangreiche Tastatur, die ein zelnen Tasten schalten auf einen Druck des darauf Spielenden elektri sche Strönie ein. die zu zwölf hinter dem spielenden Orchester ringsörmig angeordneten, mit verschiedeiigetönte» Glasplatte» bedeckten Wolframlam pln führe». Die Farbenskala dieser Glasplatten umfaßt zwölf Töne, rot, rosiggelb, gelb, grün, hellblau, mond blau, dunkelblau, lila, purpurrot, stahlgrau, metallsarben und dunkcl rat. Not entspricht der Note C, gelb D, Perlgrau E, dunkelblau Fis, grüu A usw. Trägt im» Herrn Skriabins Musik erwarten. Höflich! Frau Direktor: Ach. entschuldigen Sie nur. Frau Rätin. daß ich so lange nicht bei Ihnen war! .O, bitte -- das macht ja nichts!" (druppen, in die Ansässigen (Tadschlls) und Nomaden iJlats oder Uyats>> In folge der Bedrückung von der durch Geiz und Falschheit berüchtigten herrschenden Masse ist die Kultur der breite» Massen Windmiihlen. Es wird allgemein beklagt, daß Windmühlen immer seltener werden, immer spärlicher anzutreffen find. In unserer niichternpraktischen Zeit ist man längst darüber klar gewor recht trauen kann, einen „windigen" Gesellen, und das Wort „Wind hund" deutet auch nicht auf flinke also zu begrüßen, daß heutigen Müller bei der Bitte »ms tägliche Brot die lutherische Sonderbitte ums gute Wetter ausschalte» könne». lichkeit ihrer Räder durch Dampf oder durch Elektrizität reguliert: in Uebermut werden sie dadurch nicht nichts kaun die weite, ebene Land schaft so munter beleben wie so lu fijg sich drehende Mühlenslügel. DaS wirkt so heiter, daß man unwillkür lich zur Vorstellung gelangt, da drin nen im Haus herrsche ewig eine emsige, rührige Behaglichkeit, eine Sauberkeit, die lächelnd erntet, ohne z!> säen, denn der Wind kostet ja nichts. Was war das für ein Klagen, als in Hamburg aus der schönen Lom- da freute sich ein ganze Wie kam es aber, daß die Müh len und die Müller so viel besungen Anmut des Mühlenbilds? Keines zui iick. Zu früheren Zeiten, als alle Leute ordentlich eingeteilt waren in Zünfte und Kasten und jeder nach seinem Wesen bewertet wurde, da Stadtmauern, denn mitten zwischen Wällen und Giebeln hätte der Wind nicht so kräftig eingreifen können. Diese Absonderung entzog ihr Privatleben der kleinstädtischen Kon trolle und beschäftigte die Phantasie der Klatschlustigen. Es erwuchs eine Mißstimmung, eine Mißachtung des Standes, den man doch nicht ent behren konnte: man erblickte mehr einen Handwerker im Müller, und so kam es wohl, daß die Muller so gar dem „unehrlichen Volk" zuge zählt wurden. Ein hoher Rat sah ihnen genau auf die Finger: das hätte sich kein Vertreter des ehrbaren Standes ge fallen lassen: die Müller standen so zusagen unter polizeilicher Aufsicht; die Stadtdiener gestatteten nur eine
Significant historical Pennsylvania newspapers