! Grsk Tklps. !! N' ßb" d Ch ss empfindlichen Gäule beiseite, und die silbernen Glöckchen schrillten Heller auf. Gerty Somborn hielt das Gespann in ihren beiden festen kleinen Händen. Die lange Schlittenpeitsche, deren Riemen am Handgelenk hing, fchleif ' te im Schnee. fragte das junge Mädchen, indem es den Kops leicht zur Schwester neigte, ohne dabei die Pferde aus dem Auge zu lassen. Irmgard von Dolega die junge Witwe des vor zwei Jahren in Ti bet verunglückten Weltreisenden rührte kein Glied in ihren Pelzen, in die sie bis zur Nasenspitze eingehüllt war. Wie das behagliche Schnurren ei nes Kätzchens klang es, als sie erwi derte: „Es ist wundervoll so " .Gut. Dann fahren wir noch um Ist dir's recht?" Frau Irmgard nickte. Gerty Somborn griff noch fester in die Zügel. Die grauen, rehledernen Handschuhe spannten sich zum Bersten über den kleinen Fäusten. Ein leichtes Schnalzen mit der Zunge und die Moorwinkeler Jucker bogen, noch flotter ausgreifend, von der Chaussee ab in den Weg zum See. In wenigen Sekunden war dieser erreicht. Eine Strecke weit setzten die verschneiten Weidenbiische, die sonst das ganze Ufer umrahmten, aus und gaben den Blick frei auf die grob weiße Fläche. Selbst vurch das dichte Gestöber blendeten hier die Reflexe der letzten Sonne. Gerty Somborn tauchte den Blick in das Geflimmer. „Ja, solch eine Fahrt ist famos —" sagte sie und brachte die straff ausgereckten Arme in eine etwas be quemere Haltung. Der burschikose Ton Paßte nicht recht zu dem ver träumt begeisterten Ausdruck ihres frischen Jungengesichtes. Lyrische An wandlungen hielten jedoch bei ihr nicht lange an. Sie pfiff ein paar Takte halblaut vor sich hin. Dann brach sie unvermittelt ab: »Trotzdem verstehe ich nicht, wie man so aus heiler Haut Ospedaletti mit Moorwinkel vertauschen kann. Ist doch eigentlich ein verdammter Unterschied! Du! Vor zehn Tagen noch mit weißem Sonnenschirm unter Palmen, und heule im nordschles wigschen Sibirien. Aus dem ewigen Frühling sitzst du nicht gut. Irin?" Die junge Frau hatte die einge luschelte Haltung verändert. Sie be freite Mund und Nase aus dem Bi berkragen und lockerte den feuchten, klebenden Schleier. „Ewiger Frühling —" sagte sie mit nervösem Spott. „Das ist es ja eben. Ewig! Es gibt nichts Lang weiligeres als das Ewige. Ewiger Frühling, ewige Sonne und ewige Liebe last not least , . " ,Na, weißt du Jrm!" Gerty Somborn lachte hell auf. Dennoch vertiefte sich das frische Rot ihres Gesichts um einige Nuan cen. „Es ist so", bestätigte Frau von Doleaa einfach. Die feinen Lippen schlössen sich herb. Ein Leidenszug als hätte sie schweigend einen kör perlichen Schmerz zu überwinden. Dann lehnte sie sich müde zurück. „Schließlich mußte ich auch wieder flüchten vor meinem Schatten .. . dem ewigen Schatten. Von Nizza nach Nervi, von Nervi^nach '"'"Graf TapS —" nickte Gerty Sie nahm die Leine in die Linke. In die Reckte ließ sie die Peitsche gleiten und schwang sie nach unten hin zu einem scharfen Knall. Da die Pferde stark anruckten, klammert« „Laß doch das!" rief sie erregt und ungeduldig. „Die Pferde brauchen leine Hilfe!" KS dauerte eine Weile, bis sich ihre Nerven beruhigten. Dann nahm sie das Gespräch wieder auf. Zerstreut und übellaunig. „Es ist etwas Fürchterliches um die Unvermeidlichkeit dieses Men schen. Seit ich damals durch seine Schuld aus dem Eise gestürzt bin, ist er mein Horla. Und das ist fast noch schlimmer als Krüppel sein. Ich kann, ich mag den Taps nicht mehr sehen!" „Er meint es gut, Jrm." „Gut —'jawohl. Wie jene un ausstehlichen Schuldner, die nicht be zahlen können, dafür aber einem im merfort in den Weg laufen und um Entschuldigung bitten. Vor meiner Verheiratung die ganzen Jahre und seit ich Witwe bin wieder. Ein förmig und dauerhaft wie der Früh ling an der Riviera ist diese Liebe. Dabei ich weiß nicht, ob du dich entsinnst vor dem Unfälle hatte er nur Augen für dich gehabt. . ." „Kindereien, Jrm." „Weil du reiten und Pistolenschie ßen konntest —" „Ganz recht. Ich war knapp fünfzehn.". „Und ich sechzehn. Anfang März sind es genau zehn Jahre." Blick von der Kruppe der Pferde ab zuwenden. „Zehn Jahre —" wiederholte Frau Irmgard und kauerte sich tiefer in die Pelze. „In dieser langen Zeit verfolgt er mich mit den bitten den Augen eines großen Hundes. Un entwegt. Schon meine Heirat war einmal habe ich ihm erklärt, daß ich nicht daran denke, wieder zu heiraten und ihn schon gar nicht. Es hat nichts genutzt. In Ospedaletti" Am Abend bin ich abgereist heim lich natürlich. Der Mensch wäre sonst imstande gewesen, auch nach Hause zu fahren." Iwas" ?!" „Graf Taps ist seit gestern wieder aus Parin." „Und da führst du mich diesen Weg!? Der dicht am Schlosse vorbei geht!? Sofort umkehren, Gerty! Auf der Stelle!" ner Bewegung. Nur die kleinen Fäuste strafften sich fester um die Leinen. hat mir erklärt, daß er nach der Behandlung, die er zuletzt von dir erfahren seine Bewerbungen end „Lach mal, G.rty!" „Weshalb " „Das ist doch Unsinn, was du da redest, nicht wahr? Du willst ihn mir nur weniger unausstehlich ma „Nein. Er hat's gesagt. Und es ist Pfeilschnell flog der Schlitten da ihren Handschuhen. Die Flügel der Nase und die fest aufeinanderge preßten Lippen zuckten. Da lachte sie auf aber es lang nicht fröh lich. Ein gereiztes, hysterisches La chen. „Das ist Unsinn! Alles Unsinn!" rief sie. „Du bist mit Taps im Komplott! Ich bin blind gewesen, das nicht zu merken. Und vielleicht ist das noch nicht einmal alles! Ihr ihr trefft euch heimlich! O. ich weiß —! Nein! Nicht dort vorbei: Ich will nicht! Du sollst umkehren Du sollst!" Im Angesichte des Schlosses und des Grafen Hektor Tappenbach, dessen Hünengestalt vom Hofe her am Wege Oberkörper auf die Arme der Schwe ster und griff in die Zügel. Die Pferde scheuten wild zur Seite den Weg und schlug um. Graf Tappenbach ließ die Gäule mit dem umgestürzt nachschleifenden Gefährt rasen, wohin sie wollten. Er sah nichts als Irmgard von Dolega, die mit schmerzhaft verzogenen Lip pen und geschlossenen Augen im Schnee lag. Er litt es nicht einmal, daß Gerty Somborn ihm half, die Ohnmächtige in Decken zu wickeln. Das besorgte er allein und hob das schmächtige Körperchen in seine Ar me. Mit langen Schritten eilte er dem Schlosse zu. Er atmete schwer und zitternd. Wie das Knurren eines ge reizten Bernhardiners klang es, als er hervorstieß: „Ich Hab's Ihnen immer gesagt, Gerty. . . ! Diese gottverfluchte Fah rerei ... das mußte einmal schief gehen. . . die Falben sind kein Ge spann für Puppenpfoten. Und nun ist das Unglück da. . . das Un glück —!" Mit einem Aufächzen zwischen Heulen und Winseln preßte der Hüne die immer noch Regungslose an sich- Gerty Somborn, verantwortete sich nicht. Sie war es gewohnt, von ihm Jahre hindurch seit Jrm damals durch seine Schuld auf dem Eise ge stürzt war und sich die Hüfte ausge renkt hatte. Daß der Schwester dies mal auf der weichen, dicken Schnee decke nichts geschehen war, dessen war Gerty Somborn sicher. Jrm war nur vor Schreck ohnmächtig gewor den. Vielleicht auch aus Zorn. Bei der geringsten Erregung wurde sie ohnmächtig gleichviel, ob eine Maus ihr über den Weg lief oder Papa eine der unsinnigen Rechnun gen nicht bezahlen wollte. Da war also nichts dabei jedenfalls nicht genug, um dem knurrenden und win selnden Taps einzugestehen, was sie vorhin über ihn zusammengelogen hatte zum ersten Male in ih rem Leben regelrecht gelogen. . . Nach wenigen Minuten schon er wies es sich, daß sie recht gehabt mit ihrer geringen Besorgnis ebenso wie mit der Lüge. Frau Irmgard hob die dunkelbewimperten Lider. Als sie Tapsens treue, kummervolle Au gen auf sich gerichtet sah, trat Farbe in ihr feines, nervöses Gesicht. Sie denen Lächeln und vergrub die Fin ger der Rechten in sein dichtes Kraus haar. nen Gerty Somborn etwas geschehen, was ihr noch nie geschehen war. Sie hat geweint . . . zum ersten Male in ihrem Leben herzbrechend ge weint. Tchncckcncsser. Heinrich Seidel erzählt in seiner Autobiographie „Von Perlin nach Berlin" von dem Kaninchenwsrder, einer im Großen See bei Schwerin gelegenen Insel, die ein oeliebter Ver gniigungsort der Schweriner ist. daß eine Merkwürdigkeit dieses Ortes die unzähligen Weinbergsschnecken bilden, „die seine dichten Gebüsche bevölkern und sich ungestört vermehren, weil sie bei uns nicht gegessen werden. Das war aber einmal anders, als während des großen Krieges 1870 —71 eine Anzahl von französischen Kriegsge fangenen dort interniert wurde. Diese sahen kaum die unzähligen Delika tessen, die dort, von den Deutschen verachtet, massenweise umherkrochen, als sie sich mit Jauchzen auf sie stürzten und sich mit Hingebung ihrer Vertilgung widmeten. Sie durchsuch ten nach ihnen die dichtesten Gebüsche, und es dauerte nicht lange, da waren diese friedlichen Hausbesitzer bis auf den letzten in den Magen der schlek kerhasten Fremdlinge verschwunden. Als ich zwölf Jahre später, im Jahre 1882, einmal wieder dorthin kam. war von diesem großen Morden al- Sie: Wie, vor dem bissigen Hund fürchtest du dich schon? Und dabei haft du gesagt, du könntest sllr mich dem Tod ins Antlitz sehen! Er: Nun ja, der Hund ist doch Ja i o. „Ihr Mann scheint ja sehr nüchtern zu sein, Frau In spektor; heute erzählte er mir, daß er den Wein nur mit Wasser oermischt trinkt!" Glas zur Hälfte mit Wasser, und Soweit daS Auge reicht, dehnt sich die Pampa nach allen Seiten fast vollkommen eben aus wie ein un endliches Meer. Fern am Horizont bildet eine blau-schwarze Linie den deren geheimnisvolle Stille nur durch das Kreischen eines Vogels, das Brüllen der Rinder und Wiehern der Pferde unterbrochen wird, und doch einer von jenen Frauen, in die man sich nicht beim ersten Anblick verliebt, die aber das ganze Herz eines Man nes bis an den Tod zu sesseln ver stehen, wenn er einen Blick in ihr innerstes Wesen getan hat. Kniehohes Gras, im Winter gelb und vertrocknet, im Sommer frisch, eingebettet sind. Im ganzen Pampagebiet trifft man an vielen Stellen wandernde Flugsanddünen und große unfrucht bare Sandsirecken, schilfbewachsene Senken und kleine Lagunen, die am Rand und auf dem Grunde weiße Salzschichten absetzen. Auch einzelne cher mit langen, spitzen Dornen und Stacheln steht man oft. Aber was will das alles besagen aus einem 740,000 Quadratkilometer großen Gebiet? Es erhöht nur noch, so und Fleischkammer der alten Welt sein. Das allmähliche Zurückweichen der was einfacher und zugleich billiger ist. Ebenso verbreitet wie die Biz cacha ist die kleine Erdeule, die selt- Leckerbissen ist die Martinetta, da» das Stinktier. chen Wohlgeschmack aus, wenigstens, wenn man sonst nur Hammelsleisch zu essen bekommt. Eidechsen sieht man häufig. Reptilien sind seltener. Von den vorkommenden Schlangen ist nur die Klapperschlange giftig. Die längste, aber einer anderen Fa milie »„gehörige, wird bis zu 1>,5 Meter lang. Ueber Moskitos und ähnlich's Ge tier schreibe ich aus Rücksicht auf meine Gesundheit nicht, der jede Aufregung nach dem Urteil meines Leibarztes schadet. Außer diesen Tieren und Pflanzen wachsen in der Pampa noch die Gau ungebundene Treiben, die Lust und Neigung zu: soldatischen Haltung, den Hang zur Beschäftigung mit Pferden und den Abscheu vor der und blendend weiße Zähne blitzen. Den Hals schützt ein dreieckig zu sammengelegtes seidenes Tuch, des- Nackens gegen Sonnenstrahlen und Moskitostichs unter den Hut gesteckt wird. Ein wollenes Hemd und eine statt eines langen Messers steckt. Be zende Dienste als Hammer und Beef steakklopser. An Festtagen zieht der Gaucho langfchäftige Stieseln an, während ren Talersporen, deren Räder im Sande schleisen. Mit den Wissen schaften steht der Gaucho natürlich heißen wird und sich als den Herrn des Hauses betrachten soll. Nie be- Äber wo Licht ist, da ist auch Schat ten. Das Messer sitzt lose im Gür ver Gaucko zu dieser Waffe. Mit- beizuschießen. Er trat bald vorauf eine längere Erholungsreise nach der oder fliegt ins Loch. Die Messer wieder. Damit wird es aber auch Estancia. „Eine Eftancia ist, wenn man Vieh züchtet; baut man dagegen Getreide, so ist es eine Chakra." Mein neuer Wirkungs kreis bedeckte ei» Areal von etwa nes Gut. (Ach wenn du wärst mein Eigen!) Der Besitzer empfing mich mit dem obligaten Bewillkomm nungswhisky und der bei solchen Ge langen Rede kurzer Sinn war der, daß ich als Volontär zwar kein Geld bekäme (das wußte ich schon)» arbeiten hätte. (Was mir noch neu war). Ich sand diese Ansicht mei nes Brotherrn nicht ganz logisch. gestellt: „Durch Hunger und durch Liebe erhält sich das Getriebe". Die fetten Thiere verkauft man und die fressen haben. Mit dem Erlös Nim tiir auf der Esmeralda. Außer mir wirkte dort schon seit einem Jahre Don Carlos. Wir schlössen uns im Lause der Zeit eng aneinander an rika gelenkt hatte, um sich statt „Herr Flunsch" „Don Carlos" nennen zu lassen, was ja auch entschieden schö- Edle Rivalität. Mokiere halte sich gerade mit de»» schr reizbaren und eifersüchtigen Ra cine heftig überworfe», als sein ..Misanthrop ' zum ersten Male ge spielt wnrde. Ei» Schmeichler Ra eines glaubte, diesem em großes Vergnügen zu bereiten, indem er ihm hastig die Neuigkeit zutrug, das Stück Molieres sei durchgefallen, denn es sei schlecht; Racine könne ihm auss Wort glauben, denn er sei bei der Aussührung zugegen gewesen. „Und ich," erwiderte Racine kalt, „ich bin nicht zugegen gewesen und behaupte doch das gerade Gegenteil; denn Moliere ist ein zu großes Ge nie, um ein schlechtes Stück zu ma chen." „Aber ich versichere Sie" —„Aber ich versichere Sie, daß Ihr Urteil falsch ist, und nun lassen Sie Nvun's beliebt." Aus der guten alten Zeit. Durch die Straßen von Großkleinhausen schreitet der Ge meindediener und nachdem er seine Glocke in Bewegung gesetzt, verkündet er der aushorchenden Bevölkerung: „Es wttd hiermit bekanntgegeben, Ben vom Schmutz gereinigt werden müssen. Im anlern Falle legt sich die Polizei rein." ArmerKerl. .Sie schei nen unzufrieden, lieber Freund, und sehen übernächtig aus! Was fehlt Ihnen denn?" Sie denn das schön?" .»Ich fange morgen an!""
Significant historical Pennsylvania newspapers