! Die geerbte Draut.! (6. Fortsetzung.) Die Mutter pflegte zu Solomons schalt beschickt hatte. Sie sah mit Vergnügen, wie die beiden jungen Leute sreundschaftlich miteinander verlehrten, und schöpfte daraus die Hoffnung, daß ihr Lieblingswunsch in nicht allzu serner Zeit in Erfüuung gehen könnte, denn sie machte, so ost sich die Gelegenheit bot, deutliche An spielungen auf das gute Einvernehmen der beiden, und eines Tages meinte sie zum Sohn: „Ihr lönnt euch wirklich mal aus sprechen miteinander. Wenn ihr euch gut seid, weshalb soll die Lina allein dort sitzen und du hier. Ich wäre wirtlich sroh, wenn du mir bald eine Tochter zufuhren wolltest. Ich habe genug gearbeitet in meinem Leben und möchte jetzt auch mal meine Hän de in den Schoß legen". Die Aufforderung fiel bei Willim ouf fruchtbaren Boden, aber nicht in te. Im Gegenteil! Er hatte das raten, lieber Williin, es muß doch nicht sein!" Am nächsten Freitag, als die beide» Elternpaare zum Wochenmarkt gefah ren waren, ging er hinüber. Er konn te fuhr sehr selten zur Stadt. In die hohe Steinmauer, die nach alter Sitte das Gehöft der wohlhabenden inafurischen Bauern einschlie??, hatten Straße zu treten, zu Lina Hinuber gehen. Sie tat gar nicht verwundert, als «r zu ungewöhnlicher Stunde bei ihr erschien. Sie nickte ihm freundlich deit beiseite und stand auf, um ihm die Hand zu geben. »Was bringen Sie Gutes, Nach bar?" Die muntere Anrede machte Willim die Antwort leicht. Er zuckte lachend die Achseln. „Ob's was Gutes ist, zu fragen". „Na, dann schießen Sie doch los. Ich bin wirklich neugierig". das Mädel erwartet keinen Heirats antrag von dir. Und sie ist auch nicht «in bischen verliebt in dich, sonst wurde sie nicht so unbefangen sein. Er fing deshalb ganz ruhig zu er zählen an, wie er es sich vorher zurecht gelegt hatte. gelebt. Was ich jetzt sage, soll unsere Freundschaft nicht stören, nicht wahr?" „Aber was machen Sie denn für eine große Einleitung? Soll ich Ih nen sagen, weswegen Sie gekommen sind?" „Nein, Lina, Sie könnten sich doch irren, lassen Sie mich das sagen. Sie ich darüber denke". Mit einem lu stigen Lachen fuhr sie fort: „Das geht «ber doch nicht! Erst müssen Sie «s mir nicht übelnehmen, dann möchte ich Ihnen sagen, daß ich —" „Sprechen Sie es nur ganz ruhig „Dann sind wir also einig. Ich lann es Ihnen ja ganz offen jagen, ich schätze Sie als einen lieben guten sind damit zufrieden?" „Ja, liebe Lina, ja. Und ich danke Ihnen dafür, daß Sie offen mit mir gesprochen haben". „Keine Ursache, lieber Willim. Auck mal habe ich mich beiden Eltern ge fügt, obwohl ich den Adam nicht lie ber hatte als Sie. Die Verhältnisse lagen für mich damals so, daß ich mich entschließen wollte, Adam zu, hei raten. Sie werden da?, nicht ver stehen, deshalb will ich Ihnen etwas anvertrauen. Sie werden darüber zu lerlei solche Dingt zu lernen. Da lernte ich auf einem Vergnügen einen jungen Mann kennen. Er war In spektor in Bärenbruch und trat sters sehr nobel auf. Ich gefiel ihm. Jung, unerfahren wie ich war, fand auch ich an ihm Gefallen. Erst trafen wir uns zufällig auf der Straße, ich sah ihn ja an meinem Fenster, an dem ich stets zu sitzen pflegte, wenn er in die Stadt geritten kam. Schließlich sagte er mir, daß er mich lieb hätte und mich heiraten wollte, bat mich aber unter einem Vorwand, die Sache vor läufig geheimzuhalten. Ich war krieslich vor Glück, denn ich liebte den schönen, stattlichen Mann, dem alle Frauen und Mädchen blanke Augen machten, von ganzem Herzen". Sie fuhr mit der Hand über die Stirn, als wollte sie die Erinnerung fortwischen. Mit traurige: Stimme sprach sie weiter: „Erst viel später erfuhr ich, daß der Mann eine sehr bewegte Vergangen heit hinter sich hatte. Er war Offi zier gewesen, hatte wegen einer bösen Geschichte seinen Abschied bekommen und war von seinen Verwandten hier her in diesen abgelegenen Winkel ge bracht worden. Sein Vermögen hatte er als Offizier durchgebracht, die Verwandten hatten noch einige Male für ihn bedeutende Schulden bezahlt. Die Jnspeltorstelle war sozusagen sei ne letzte Station. Wenn er hier nicht gut tat, wollten sie ihre Hand von ihm abziehen. Das habe ich alles, fast möchte ich sagen, glücklicherweise, damals nicht gewußt. Und wenn ich's gewußt hätle, er hätte meine Beden ken mit einem Wort fortgeblasen. Eine Freundin, die mich mal bei ei nem Spaziergange mit ihm außer halb der Stadt in den Anlage getrof fen hatte, trug mir die erste Warnung zu. Er sollte die Nächte hindurch in einer übel beleumdeten Kneipe Karten spielen und den jungen Leuten das Geld abnehmen. Ich schlug die War nung in den Wind. Ich will mich kurz fassen: Nicht lange darauf ver schwand er. Wie in der Stadt ge- Schulden gemacht. Aber das wäre ja nicht das Schlimmste gewesen. Ei nes Nachts sollen ihn die Kommischen, mit denen er spielte, bei falschem Spiel betroffen haben. Von Berlin aus schrieb er an mich einen langen Brief, worin er mich bat, ihm die zur ein reicher Onkel habe ihn zum Erben eingesetzt. Dann werde er sich hier in der Gegend mentraf, hörte ich von einem jungen Mann, der mit ihm zu gleicher Zeit in demselben Regiment gestanden hat türlich durch den Mund der Menschen vergrößert und vergröbert. ' Mittler weile war ich auch etwas klüger ge- 2ea"tw r Ihre Eltern davon?" „Ich glaube, sie haben keine Ah nung davon. Es hat kein Mens» ge daraus einen Vorwurf zu machn,. Aber denken Sie sich in meine Lage. Was sollte ich den Eltern als Grund angeben, wenn ich mich weigerte? Und schließlich dachte ich mir: Der Adam ist ein lieber, guter Mensch, wenn du ihn heiratest, ist die Geschich te mit dem anderen für immer aus". „So. jetzt verstehe ich Sie, Lina. Und Sie Sie lieben den Mann Sie hatte das Taschentuch vor die Augen gedrückt, um ihre Tränen zu verbergen. Nur ganz leicht nickte sie ein paarmal mit dem Kopse. Mit lei« Pause: „Ich habe ihn sehr lieb ge habt, und das vergißt man nicht". „Warten Sie denn noch immer aus ihn? Entschuldigen Sie. daß ich fra ge, aber mir tut es so leid, daß Sie Lina reichte ihm die Hand. „Ich dZnke Ihnen nochmals, lieber Willim, daß Sie mir Gelegenheit gegeben ha einmal einen Rat brauche, komme ich zu Jhn-n". Mit einem versuch, zu lächeln, fuhr Willim versiand, was sie meinte. Er schüttelte den Kopf. Aber dabei wur- de er rot, wie ein kleiner Junge. Sie will mich nicht In Ihr Geheimnis drängen. Sie werden selbst kommen, stücken?" „Weshalb nicht, Lina. Ich habe Vergnügen zu, wie flink ihr alles von der Hand ging. Ihm stand noch eine Frage auf den Lippen. Er gestiegen —"er wußte selbst nicht, wie er auf diese Idee hatte verfallen kön nen. Schließlich gab er sich einen Ruck und fragte ganz unvermittelt: „Sagen Sie mal, liebe Lina, haben Sie den Mann nie mehr gesehen? Ich meine, seitdem er aus Johannisburg verschwand?" Er sah deutlich, wie Lina bei die ser Frage zusammenzuckte. Aber gleich Sie mir versprechen, auch darüber zil schweigen, will ich es Ihnen sagen: ich habe ihn wiedergesehen er ist sogar nicht weit von hier. Bei Bialla hat er eine tleine Pachtung übernom men. Bielleicht wird noch mal ein ordentlicher Mensch aus ihm". „Das gebe Gott", wollte Willim sa aufgestiegen, das ihm die Sprache ver schlug, und jetzt mußte er weitnfra gen: „Wußte er, der Mann, von Ihrer Verlobung mit Adam?" .Ja!" „War er vielleicht gerade in der Zeit hier, als Sie mit Adam verlobt wa ren, Lina?" „Um Gottes Willen, Willim, wes halb fragen Sie?" In demselben Augenblick weiteten sich ihre Augen und wurden starr vor Schreck. Wie abwehrend streckte sie die Hand aus: „Willim ... nein, daran müssen Sie nicht denken, das ist nicht möglich". „Sie haben ja auch jetzt an die Möglichkeit gedacht?" Kaum hatte er das Wort gesprochen, als es ihm auch schl,n leid tat. Er nahm ihre Hand: „Liebe Lina, vielleicht steht Ihnen eine neue, sehr schwere Prüfung bevor, denn hier muß Klarheit geschaffen werden, das sind wir alle dem Toten und seinen Eltern schuldig. Nicht wahr, habe ich nicht recht? Und nun denken Sie mal, daß unser Verdacht zutreffen kann... ist es da nicht bes ser, daß Sie vor einer Verbindung mit dem Menschen bewahrt bleiben, als daß Sie nachher zu dem Kummer noch die Schunde haben...?" Eine von den Dienstmargellen war in die Stube gekommen und machte sich am Küchenschrank zu schaffen. Sie war wohl neugierig. Lina stand ab gewandt mit dem Gesicht zum Fenster. Mit unmenschlicher Anstrengung be zwang sie sich, so daß sie mit ruhiger Stimme der Margell einen Auftrag geben tonnte, der sie aus der Stube führte. Dann wandte sie sich wieder um: „Was wollen Sie jetzt tun, Willim?" nicht. Sie wissen vielleicht am besten, ob unser Verdacht irgend welchen Grund hat". „Sie sind ja schlimmer, als ein Untersuchungsrichter. Was wollen Sie denn nun noch von mir wissen?" „Sie haben ihn doch in der Zeit gesprochen, als Sie mit Adam verlobt waren. Und die Antwort kann ich mir eigentlich selbst geben. Er war wütend, hat gedroht..." „Um Gottes willen...' Er trat zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern: „Liebe Li.ia, nicht wahr, ich spreche doch jetzt wie ein Freund, wie ein Bruder zu Ihnen, und ich weiß, daß es Ihnen seh: weh tun muß, was ich sage. Sie waren Adams Braut, Ihr Verlobter ist er mordet worden ... es ist nicht ausge schlossen, daß ein Mensch, den Sie sehr lieb gehabt haben und noch jetzt lieben, die schreckliche Tat begangen hat. Ja, es ist schrecklich, es ist furchtbar traurig für Sie, aber jetzt gibt es kein Besinnen für Sie". „Was verlangen Sie denn von mir?" „Vorläufig nichts weiter, liebe Lina, als daß Sie den Menschen nicht denn wenn er jetzt plötzlich ausrückt, dann ist seine Schuld eingestanden und verschwinden kann jetzt kein Mensch mehr vor der Polizei, die holt ihn drüben von Amerika". Zwölftes Kapitel. chen, daß er vorläufig dem Untersu chungsrichter noch keine Mitteilung machen würde. Lina hatte ihm auch den Namen genannt: „Hans Bort wein". Es hatte ja keinen Zweck mehr, ihn zu verheimlichen. In schweren Gedanken ging Willim den Tag über in der Wirtschaft um an den Mann herankommen könnte. Der Lina wollte er die mit einer ge richtlichen Untersuchung verbundenen Unannehmlichteiten und Schmerzen ja schon schwer genug zu tragen. Mit Mühe bezwang er sich so weit, daß er die aus der Stadt zurückgekehrten Al ten freundlich begrüßen tonnte. Aber die Mutter betrachtete ihn noch manch mal am Abend mit eigentümlichen an und meinte lächelnd, ob er ihr nicht etwas anzuvertrauen hätte, er wäre ja gestern so lange bei der Lina gewesen. „Ja, Mutter, ich will es dir offen sagen. Ich habe die Lina gefragt, ob sie mich heiraten will". „Na, und? Kind sprich doch!" „Sie will nicht, Mutter. Sie hat „Nein, Mutter, ich bitte dich, laß die Lina in Ruhe. Wenn sie Ja ge sagt hätte, ich sie genommen Ich will keine Frau, die einen anderen im Herzen hat". „Na, aber du!" „Ach, Mutter, mein Kummer ist nicht groß". „Na, na, ich hab es dir doch gleich siert war". „Nein, wirklich, Mutter, ich war bloß so nachdenklich". Willims Bitte war Mutter kam, war sie ärgerlich. „Weiß der Teufel, was mit dem Mädel los ist. Sie hat sich Hinge sein, denn sie liegt in einer Fieber hitze, daß ich den Alten sagie, sie möchten nach dem Arzt schicken. Du „Ja, Mutter, sie ist sehr traurig, gar nicht zugetraut, daß sie sich so aufregen kann. Ja, ja, stille Wasser sind tief". Willim nahm die Mütze und ging auf den Hof, um weiteren Fragen auszuweichen. Er konnte es sich er klären, daß die Aufregung das arme Mädel umgeworfen hatte. Es war auch zu traurig! Jetzt, wo sie hoffen allem sehr liebte, sich soweit empor rappeln würde, daß er daran denken tonnte, sich um sie zu bewerben, mußte Tat auf ihn lenken und er mußte al les aufbieten, diesen Menschen zur ! Rechenschaft zu ziehen. Aber wie war an ihn heranzukommen? Am Nach mittag sprach er mit Vater: „Sag ! mal, Väterchen, möchten wir nicht ein ! mal nach Bialla fahren? Ich kenne dies Nest noch nicht und man muß sich doch allmählich in der Umgegend umsehen. Ich spanne meine Rappen vor den Schlitten, in einer Stunde „Aber ja doch, mein Jungchen, mit Vergnügen. Wann willst du fah ren?" „Am besten zum Wochenmarkt, Va ter. damit ich auch von Menschen was Die Mutter war sogar erfreut über den Vorschlag. Sie erweiterte ihn gleich. „Weißt was, Vater, dann kahren wir gleich am Nachmittag von dort nach Dlugikont zu Grindas. Das sind gute Freunde, Willim, auch noch ein bischen verwandt. Sie waren ja auch damals zum Begräbnis hier". Willim mußte lachen. „Da ist hof- sentlich auch eine Erbtochier?" > „Gewiß, du Schlingel, weshalb lachst du? Willst du dir denn kein Mädchen ansehen? Willst du Ein- spänner bleiben? So haben wir nicht gewettet. Ich will bald eine Tochter „Ja, die Mutt-r geht forsch vor", wenn sie dir eine Braut aus Kö nigsberg verschreiben sollte: Du mußt heiraten". > Früh am anderen Morgen ging die Reise los. Die Rappen im neuen Ge schirr. Willim fuhr selbst, neben ihm saß stolz der alte Kuba. Der Vater hatte seinem Willim noch eine Ueber raschung bereitet. Er hatte das große Geläut hervorgeholt, ein altes Erb stück der Familie, schwere silberne Glocken, die sich in einem Gerüst ter bunter Haarbusch prangte. Die Pferde schienen zu fühlen, daß sie fest lich geschmückt waren, denn sie warfen Stadt Aufsehen. Auf der Straße blieben die Menschen stehen und sahen dem Schlitten nach. Schon vor der schickte es sich nicht, daß der Herr kut schierte, wenn der Knecht dabei saß, und zweitens wäre er tief unglücklich was sich schickte. Er richtete sich steis wie ein Pfahl in die Höhe und sah nicht rechts noch links. Ein König, der sich zum Regieren hinsetzt, kann nicht hoheitsvoller aus sehen. Sorglich leitete er das Gefährt durch die dichten Menschenscharen, sein energischer Zuruf scheuchte die Säu migen aus dem Wege. In Bialla lehrten Piontets steis bei^Thienemann ten alle Hände voll zu tun, die unge stüm fordernden Käufer zu bedienen. Seitwärts vom Laden lag die Schank stube. Auch hier drängte sich Kopf an Kopf. Eine dickte Wolke von Ta baksrauch lag über der Menge. Es So gingen sie denn über den Flur in das kleine Herrenzimmer, das für die städtischen Gäste und die Herren Gutsbesitzer reserviert war. Natürlich saßen auch dort schon Bekannte, Venen Willim vorgestellt wurde. Der Vater Piontek tat es jedesmal mit den Wor ten: „Mein lieber Pflegesohn und Erbe". Nach einem Imbiß gingen die Männer auf den Markt, sie wollten sehen, was zum Verkauf stand und Auf dem Markte sah sich Willim sähe. Als sie nach einer Stunde zu Thie nemann zurücklehrten, war auch das Herrenzimmer stark gefüllt. Mit Mühe erhielten sie noch am Billard, Platz. Die Mutter kam erst viel später. Mühsam zwängte sie ihre rundlich- Gestalt zwischen den Stüh len durch. An jedem Tisch streckten sich ihr Hände entgegen, überall mußte sie Rede und Antwort stehen. An einem rief ihr ein alter Besitzer ganz laut zu: „Wie geht eS Eurem Nachbar, mei nem Freunde Salsmon?" „Na, die beiden Alten sind gel und, aber die Lina hat sich gestern hinge- Margell in starkem Fieber. Die Al- d N l 't demselben Augenblick wuß>e er: das ist Bortwein. Ein hageres Gesicht mit dunklen, tiefliegenden 'Augen un- Schnurrbart, der weit nach beiden Seiten über das Gesicht hinaus stand. Er stieß den Vater an und wies mit den Augen nach dem Mann. „Wer ist das?" „Ich kenne ihn nicht. Aber wart mal, das werden wir gleich wissen" Er hielt den Kellner an, der eben vorüber ging. „Wer ist der Herr dort drüben, der mit dem starken Schnurr bart?" „Ach, das ist ein Fremder, er heiß! Bortwein. Er soll dort hinten in der Sandgegend von Ogonken eine kleine Besitzung gepachtet haben". Willim war in seltsamer Aufre gung. In ihm bestand kein Zweifel mehr, daß dieser Mensch der Mörder AdamS war. Und er saß in dem selben Zimmer dicht bei det, Eltern des Toten. Es trieb ihn förmlich, auf zustehen und dem Menschen ins Ge sicht zu schreien: Du bist ein Mör der! Er mußte aufstehen und hm den Flur tra!, begegnete ihm wein. Fast ohne zu wissen, was er tat, musterte er den Herjchreit.'nden mit einem Blick, aus dem Verachtung und Abscheu sprach. Bortwein blieb dicht vor ihm stehen und maß ihn mit den Augen: .Wünschen Sie etwas von mi»s>" „Was soll das heißen? Wer sind Sie? Ich habe noch nicht da» Ver gnügen Ihrer Bekanntschaft gehabt". „Eine Bekanntschaft von mir dürf er damit andeuten, sein Gegner sei „nicht recht bei Trost". Das bracht« Willim ganz aus der Fassung. Er umzusehen. In Willim kochte die Wut. Wort Mörder! ins Ohr geschrien. warnt! Denn wenn er das war, wo für er ihn hielt, dann hatte ihm die Frage nach Adam verraten, daß der Mensch, der ihn so plötzlich ohne er kennbare Ursache stellte, ihn im Ver» dacht des Mordes hatte. Er hatte also in seiner Erregung eine ganz unglaubliche Dummheit begangen. Verstimmt und ärgerlich über sich selbst, setzte er sich wieder an seinen Platz. Sein Wesen fiel dem Vater auf. Willim entschuldigte sich mit Kopfschmerz, er könne es nicht ver tragen, am Vormittag zu trinken. „Hast recht, mein Jungchen, was sitzen wir noch hier! Könntest an spannen lassen. Die Fahrt in der kalten Luft wird dir gut tun". Auf dem Wege fing Willim zu grübeln an. Das Wichtigste wäre wohl, gleich morgen zum Untersu chungsrichter zu fahren und ihm alles mitzuteilen. Aber sofort verwarf er diesen Gedanken. Die Lina lag krank. Wenn sie aufstand, mußte sie aussa gen, und was half das alles? Die Tatlache, daß er Adams Ne benbuhler war, reichte doch nicht hin. den Mann des Mordes zu überfüh ren. Die Tat war ungesehen gesche hen. Als die ersten Häuser von Dlugikont sichtbar wurden, stieß der Onkel ihn an. „Wie ist dir denn jetzt zumute, Willim? Habe keine Angst, die Mutter wird dich heute nicht ver loben." Jetzt bog der Schlitten in ein Hof tor und hielt vor einem staatlichen Onkel, Tantc, ach, das ist schön, daß ihr kommt! Die Eltern werden sich sehr freuen. Guten Tag, Willim, oder sagen wir mal gleich Vetter, denn ein bischen sind wir ja auch verwandt, nicht wahr?" „Ja, Kind, aber nun schneien wir euch gerade zu Mittag ins Haus —" „Schadet nichts, Tantchen. Ich Johann nach Königsberg w.inoern. Nun eßt ihr sie aus und ich schlachte eine andere". Dreizehntes Kapitel. Bald nach dem Essen, als die El tern herausgegangen waren, das Vieh zu besehen, steckte das Mädel den Kops durch die Tür. „Ach, Vetter, komm „Wen denn?" „Was tut sie hier?" „Sie ist halb zum Veluch, halb zur Hilfe. Sie schneidert für mich et was". Sie öffnete die Tür zur Jsbetka, dem kleinen Stübchen, das die Alten zu beziehen pflegen, wenn die >unge Generation ans Regiment gelangt, und rief hinein: „Da bring ich dir oen Willim! Ihr könnt ruhig plau dern. Ich habe keine Zeit, bei euch zu bleiben, aber wenn die Alten vom Hos zurückkommen, sag's ich Euch". Sie nickte Eva freundlich zu und schloß die Tür hinter dem Better. Be fangen trat Willim ins Zimmer. Er sah, wie Eoa bei seinem Eintritt leicht erschrak. Aber im nächsten Augenblick warf sie ihre Arbeit weg, stand auf und streckte ihm die Hand entgegen. sie k "d rh b S' (Fortsetzung folztt. 1
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