MutterMaria i —^ Nomon von E. von Anderten. ' D Rollstuhl mit dem Kranken darin 'zu steh««. Die Katzen —es wurden .ihrer immer weniger tollten im Gras«; neben seinem Herrn, die Tat zen von sich gestreckt, den mächtigen Kops darauf, lag Cäsar, träge um sich blinzelnd. Er wurde verständi ger, das tolle Spiel mit Kunz, das er so über alles geliebt halte, fing an, ihn jetzt immer bald zu lang weilen. Im Wohnzimmer zu ebener Erde, hinter dem geöffneten Fenster, saß Maria mit Kunz über den Schul büchern. Ab und zu ging ihr Auge hin zu den zweien da draußen, die ihrer Pflege anheimgegeben waren. Sie konnte beruhigt sein, denen wur de ihr Recht. Der Kopf des kranken Mannes lag seitlich in den Kissen, sein leerer Blick suchte den Kinderwa gen mit dem kleinen, runden Kopfe darin. Dahin tonnte er unausge setzt sehen, stundenlang. Wenn die kleinen Händchen in der Lust fuch telten, dann geschah es, daß er lä chelte. Die Lise ging ab und zu. besorgte das Kind, gab dem Kranken, was er bedurfte. So hatte sich dieser neue Berlaukener Mitbewohner still schweigend als ein Glied in d« Ketie eingefügt. Zwar war Marias Zeit noch besetzter als sonst; 'zum Rasten und Denken blieb ihr gar keine Zeit mehr übrig; aber sie entbehrte die sen Mangel nicht. Im Gegenteil, es erschien ihr als eine Wohltat, vom ersten Morgengrauen an mit Sorgen um andere ausgefüllt zu sein, um abend-, wenn die Stunde schlug, in tiefen, traumlosen Schlaf zu versinken. Das Kind g'dieh. Seine Augen waren von Hellem Blau und unstet, wie die Augen al ler Neugeborenen, je mehr sie aber an Farbe und Ausdruck gewannen, sprach Kalhains Blick aus ihnen. Sonst hatte das Kleine den Gesichts schnitt und das Rothaar der Mut ter. Als Kunz den roten Haarschopf zum erstenmal auf den weißen Kis sen sah, sann er eine Weile nach und sagte dann wichtig: „Hör mal, Mut ter Maria, die Lichte über den Köp fen der elf Apostel, wie sie alle so nach dem Himmel sehen und eine Taube fliegt über sie hin, du weißt doch, in der Karlswalder Kirche, die sind so anzusehen." Aus dieser Betrachtung empfing das Kind seinen Kosenamen: das kleine Licht. Das gab seinem zu künftigen Leben die Bedeutung. Es war erstaunlich, wieviel Zeit er, der wilde Junge, an dem Kinder wagen verbrachte. Es dauerte auch nicht lange, so lannte die Kleine ihn, wie sie auch Maria und Lise kannte. Wenn einer dieser drei sich ihr nä herte, so lächelte der kleine, zahnlose Mund, und die Händchen streckten sich dem Besucher entgegen. Dieses Zeichen der Zuneigung ent zückte keinen melir als Kunz. „Mich hat sie am liebsten," sagte er zu Ma ria, „es ist gut, daß ich sie habe; Cäsar, der ist wohl aus der Kindheit heraus. Was meinst du, Mutter Maria, wie lange es dauern wird, bis sie ordentlich rennen und Greif chen und Versteckchen mit mir spielen „Dann wirst du längst auf der Schule sein, Kunz." „Ich komme ja doch zu den Ferien nach Haus." Ueber Marias Gesicht flog ein Schatten. „Uebers Jahr ist sie schon wieder bei ihrem Vater." „Bei dem, ach, was soll sie da? Ihre Mutter ist tot, und ihre Groß mutter, die ist nun auch gestorben. Der Vater kann ihr doch die Flasche nicht geben. Wir lassen sie nicht fori, Mutter Maria, oder wir gehen ,alle mit ihr." Da verbarg Maria das Gesicht in ter Hand. Zeit ließ sie die Lise das Kind zu ihm hinüberbrinoen, dann war es ein paar kurze Augenblicke bei ihm, und bei ihrer Rückkehr erzählte dann die Lise ihrer Her:'» von dem Verlauf der Visite. Ob er das kleine Bündel auf seine Arme gehoben habe oder nicht. Alles war der Lise von der größten Wichtigkeit. Meist war sie empört, wie wenig Interesse der Va ter scheinbar dem Gedeihen des Kin es der Mutter das Leben kostet«. Und er hält es so selt und so ungeschickt. Rein zum Erbarmen! Immer möcht' Und lachen tut er nie, gar nicht schön tut er mit ihr. Da ist es kein Wun der, daß unser trautstes Mariellchen vcn ihm fort will. Er hat auch so'n großen Bari und so finstere Au- an sich und Hai'S geküßt, ganz wie rasend hat er's geküßt." Der Herbst kam, und Maria hätte überall zu gleicher Zeit sein möge» Die fremden Leute, die man zur Erntearbeit hinzugezogen hatte, mach ten ihre Gegenwart in Küche und Keller notwendiger denn je; mehr noch verlangte die Außenwirtschaft von ihr. So rasselte denn das Schlüs selbund tagein. tagaus in ihren Hän den, und »das kleine Licht" durfte nur ganz selten mal seine Ansprüche an sie geltend machen. » » » Sie hatten gut geackert, die Witte rung war gllnst.g gewesen. Doch «S war in der Wirtschaft ein schwaches Fortkommen, nicht mal ein aufrech tes Vorwärtsfchieiten; vielmehr er schien es Maria oft wie ein Schlei chen auf Krücken. Und doch dankte sie Gott, daß es lein Rückgang war. Es war ein wundervoller Herbst; am Himmel segelten die Wolken leise voran wie Schiffe auf einem blauen, weiten, ganz unbewegten See. So trieben sie der Sonne zu, die sie gol den. umsäumte. Da schwenkte das letzte Hafersu der ins Tor, von den Wiesen her klang das Klinten der Sensen, die das Grumt mähten, und vor dem gann, senkte Brandskat die Pflug schar in das dunzbeworfene Stoppel feld. Lehrer Brandt war gekommen, um nach den Bienen zu sehen. Maria hatte viel Bestellungen auf Honig, wenigstens einig« der Kunden muß ten in den nächsten Tagen befriedigt werden. Dieser kantorliche Bienenbesuch ge hörte für Kunz nicht zu den Genüs sen des Landlebens, da mit- jedem ein Examen für ihn verbunden war. Heute war Kunz zerstreut. Draußen krähte die kleine Margot, und am Kinderwagen faß Life und fertigte ihm einen neuen Schwanz für den Drachen, der sich wieder mal im Steigen proben sollte. Der Kantor sah es wohl, und sei es, daß seine Zeit knapp war, sei es, daß ihn sein tiefes Verständnis für die Kinder seele auch hier wieder das Rechte tun hieß: er faßte sich für heute möglichst kurz. Und so standen sie denn bald draußen im Gemüsegarten vor den Bienenhäusern, der alte Mann und der Junge. Der Kantor legte Hand an die Stöcke, der Junge sah ihm zu. Furcht kannten sie dabei nicht. Und die Bienen, als achteten sie die lebhafter als sonst, aber sie schafften Hier und dort Arbeit. Der Alte war auch ein nützliches Glied seines Staates gewesen. Des Jungen Zukunft berechtigte zu guten Hoffnungen. Aber nicht lange blieben die Tage so schön; der Herbst setzte früh sein Zerstörungswert ein. Auf ein paar Fröste trat vorzeitiger Blätterfall ein, kalte Nebel sperrten die Sonne ab, schlangen alle Wärme auf, dran gen durch Fenster und Türen in die Häuser ein. Eines Morgens, nachdem sie nachts, entgegen ihrer sonstigen Ge wohnheit, unruhig gewesen war, er schien es Maria, als sei Margot krank. Die kleinen Fäuste bearbei teten den Mund, als sei dieser die Herdstelle des Wehs. „Die Zähne i.erden einfchießen," meinte die Brandstaten. Maria saß neben der Wiege, und jene ersten Falten, die sich ihr wie feinste Striche un; Mund und Augen zu legen begannen, verschärften sich unter der Mnttersorge. dem Vater jedenfalls diese Rücksicht um fein Kind stehe. Ein wenig später stand Kalhain auch schon neben der Wiege und ihn, auch sprach er kein einziges Dan keswort zu ihr. Es würde ihr auch als eine Herabsetzung ihres Tuns er schienen sein. Er zeigte auch leine Spur von Besorgnis, aber er sah doch mit Interesse aus das kleine Geschöpf, das nun auch schon ein kleines Leiden zu bekämpfen hatte. Maria fühlte die Notwendigkeit, daß etwas gesprochen werden müsse, Sie deutet- aus den roten Haarschopf des Kindes. „Sieht der nicht drol lig aus? Wir nennen sie darum das kleine Licht." Er wiederholte: „Das kleine Licht" und lachte dazu. Aber er lachte unfroh, wie Men schen, die des Lachens ganz entwöhnt sind, und sie fühlte, daß er einsam war und ungleich; daß die Trauer um die Tote längst verblaßt war, daß er an dem litt, was durch Ii? über ihn gekommen war. Das Alte lebte wieder in ihm, aber auch nicht wie ein neu auslebendes Glück, son dern vielmehr wie harte Feindschaft es tut. Ebenso schnell, wie das Unwohl sein bei der kleben Margot sich ein gestellt hatte, verschwand es auch wie der. Männer und Burgen aus dem Schnee und lernte sein Pensum. Die Kleine wenngleich von zartem Gliederbau, nahm normal zu und war jetzt kaum mehr in ihrem Wagen zu halten. ES wäre Maria fast undenkbar erschie nen, die stille Wohnstube mit dem Kranken darin ohne dies junge We sen, das Leben und Freude um sich verbreitete. Wenn es dämmerte und die TageSmaschine eine Weile den Atem anhielt, nahm sie das Kind auf den Arm und trug «S im Zim- Am Weihnachtsabend jubelte e» die Lichte an, und Kunz hätte es gar zu gern mit allerlei Gutem, das ihm selber vas Christkind brachte, gefüttert. Das neue Jahr schritt vor, Maria hielt die immer strammer werdende kleine Gestalt auf ihrem Arm. Ltingst gab es kein Hinausschieben im Wä gelchen mehr. Der Schnee lag hoch; immer neuer strömte aus grauen Wolken hernieder. Die Hecken mit der weißen Last darauf schienen fuß hoch gewachsen. nach eigener Melodie. Der Schnee schmolz; die Früh jahrsarbeiten begannen. Die Dung wagen zogen aufs Feld. Maria sah ihnen nach und dacht« daran, ob die ser erste Anfang wohl zu gutem Ende führte. Das Kind sah auch hinter den Pferden drein, es trug jetzt kurze Kleidchen und stemmte die klei nen Füßchen Maria gegen Hüfte und Leib. Der eigentliche Frühling kam, und alles, was im Schatten ge lebt halte, strebte nach der Sonne hin. Auch Maria hatte im Schatten gelebt. Eines Sonntag? am frühen Nach mittag waren sie in den Wald ge wandert, Maria und Kunz, die Lise und das Kind. Kunz suchte blaue Leberblümchen, mit denen der Wald grund besät war, und trug sie zu dem Kinderwagen. Die jungen Stimmen vermischten sich mit dem Gezwitscher der Starre. Die Lise stimmte eines jener schwermütigen Volkslieder an, daS der Litauer singt, wenn ihm wohl ist. Ein ferner Glockenklang schwirrte dazwi schen. Auf einem Erdhügel saß Maria und dachte, daß, wenn der Frühling sein begonnenes Werk vollendet habe, sie ihr Versprechen an dem Kinde erfüllt haben würde, und daß nun bald ein Jahr seit dem Tode der armen, jungen Mutter vergangen sei. Sie dachte weiter an die Tote und an ihre kurze Ehe. Wie die schwäch liche Großstädterin nach dem Besitz dieses Mannes gestrebt hatte, der ihr wohl in manchem anders erschienen war als alle Männer, die sie bis lang kannte, von dem sie aber wohl fühlte, daß er das Rechte dachte und tat. den aber ihr Verstehen doch nicht erreichte. Ein Windstoß fuhr durch die Tan- - nengruppe und zitterte in den äuße ren Zweigen. Und der müßig da sitzenden Maria waren die Gedanken i.ußer Rand und Band geraten. Sie sann darüber, wie sich die Ehe mit Kalhain gestaltet haben würde, wenn nicht in der tastenden Weise, wie die Verstorbene selber mal zu ihr von dieser Möglichkeit geredet hat te, sondern sie ljeß ihre Gedanken würde es sein, sagte sie sich alsdann. Ein Wandern zusammen desselben Weges, ein gutes Schritthalten, Ge nauumsichsehen und Teilnehmen an allem, was außerhalb lag. Kurze Zeit nach Margot Kalhains Todestag, da nahm Maria das Godschillen. so lang erschienen. Kalhain erhob sich vom Schreib tischstuhl, als sie einlrat; seine Mie ihr Erscheinen aus; es war, als habe er auf sie gewartet. Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, meinte sie, ein wunderbares Wechsel gesühl oon Hitze und Kälte zu emp finden. „Hoffentlich, gedeiht sie nun wel " ter so!" fuhr er fort. „Man wird ein Kinderfräulein engagieren mlls» Wahl." Maria nickte. „Mir wird die Kleine fehlen, sie ist mir nur Freude gewesen, uns allen, jedem in seiner Art/' Abwehr. Atemzüge der beiden ringenden Men schen. Die Kleine hatte ein Papier schnitzel gefunden, mit dem sie ge- Stimme erstickte. Die Arme über der Brust ver- sah er auf sie herab, sah Charakter. Seine Musteln spannten sich, wie mit Gewalt verschränkte er die Ar sammen. Es schrie alles auf in mir, abir mein Mund schwieg. Kein Ton der Liebe wurde laut. Sie Augen, die dieser Moment ver schärfte. Und sie fühlte, daß es aus war zwischen ihnen beiden, daß sie nicht darauf. Er folgte ihr, öffnete ihr die Tür, !Md sie hörte, wie er die Klinke hin ter ihr zudruckte. Dann wanderte sie die staubige Straße zurück, die sie gekommen ther strahlten in klarer Helle. Der Zug rasselte über die Weide hin, es war also acht Uhr. Der Erd boden bebte leise unter der Erschüt nach Regen. Etwas wie ein Gefühl des Ver wunderns darüber, daß sie sich mit konnte, kam ihr zum Bewußtsein. Und es war ihr, als sei es eine ganz andere, die dem Bahnzug, dem g-l. stieße sie was. Sie kann sich nicht mehr halten, wirft sich zu Boden, preßt das Gesicht gegen den Grund, daß die feuchte, kalte Erde die heiße Scham kühle, die sich auf ihren Wan gen malt. Keine Träne kommt ihr, aber ihr Körper zuckt, ein stoßweises Stöhnen mischt sich mit den Stim men in der Natur. Verletzter Stolz mochte schmerzen, aber hier war tiefste Demut zertre ten. . . Wer hier verbluten dürfte. . . Aber nur die Schwachen verblu ten. . . Es war spät geworden, der letzte Tagesschein tämpfte noch mit der Mondhelle. Maria ging über den Roßgarten dem Gehöft zu. Das Geräusch ihrer raschen Schritte tönte weithin. In der unsicher» Beleuchtung erschien ?>e fast überlebensgroß, ihr zur Seite, fast ins Endlose, zog sich ihr Schatten. Nun ist sie am Garten. Das Mondlicht wandert mit. Zonst nichts als Stille und Alleinsein. Sie fühlt, daß sie etwas hinter sich gelassen habe, und daß es ihre Jugend gewesen ist. Und wie sie jetzt einsam dahingeht, so weiß sie, daß sie nun ferner auch einsam dahingehen würde. Es war Maria nach diesem Vor fall äußerlich gar nichts anzumerken. Die Feder ihres Seins, die allen Schwierigkeiten bisher Widerstand ge leistet hatte, trug auch dieses Letzte, ja, sie wirkte eher noch kräftiger jetzt als vorher. Die Leute sagten: „Das Fräu lein ist in vielem wie ein Mann, aber wi: einer von der starken Sorte, die man heute mit der Laterne suchen muß." Auch nach dem Tode des Vaters in jenem Herbst sagten sie das. „Nun ist sie die Bürde los. Aber das macht ihr alles gar nichts. Sie hätte sie auch ohne Gemurr weiter geschleppt und das Ihrige an ihm getan." Es hatte sie noch keiner kla gen hören. Zu jenem Begräbnis erschien Kalhain auch. Da standen er und Maria sich nahe gegenüber. Auch er gab eine Scholle Erde ins offene fel reichte. Dabei trafen sich ihre Augen mit leerem Blick ohne Wunsch oder Frage. Balz darauf sagte Kunz einmal: „Mutter Maria, du hast immer ein bischen zu viel zu tun; außer mor- Mutter Maria. " Da kehrte das Lächeln, wie sie auf ihn blickte, in ihre Augen zurück. Sie wurde sich dessen bewußt, daß eine Mutter ihrem Kinde ihr wah res Gesicht, wenn solches Kummer und Sorge ausdrückt, nicht zeigen dürfe; daß eik Kind zu allererst auf heitere Mienen Ansprüche habe. Sie rief ihn jetzt wieder oft zu sich, un terhielt sich mit ihm. ging auf feine kleine Schiebewägen vom Godschille ner Hof daher. Darin saß die kleine Margot in Mütze und Herbst,näntel- nicht unerwünschte Unterbrechung an sah. Und Klein-Margot jauchzte vor F'.'tude, wenn sie Kunz erblickte. rück mit ruhigen Schritten und stil lem Gesicht. gen, und Kunz wurde nach Quint» versetzt. Zu den Osterferien war er i« Ber lauken, und jedenfalls von feiner Anwesenheit herbeigelockt, stellte sich nun auch die kleine Margot wieder zu Besuch hier ein. Manchmal kam sie schon ganz al lein, erhitzt vom raschen Lauf, mit schelmischem Lächesn, glückselig dar über, dem Fräulein entwischt zu sein. Sie war dann plötzlich im Garten, auf dem Hof oder in der Wohnstube, so lang? suchte sie umher, bis sie Kunz fand. Und war er doch ein mal nicht zu finden, so rief lie nach Maria hing sich an deren Schürze, ließ nicht von ihr. begleitete sie auf ihren Gängen. Mamaria", sagte sie, genau wie Kunz früher gesagt hatte. Manchmal kam' auch Fräulein Marthe und brachte die Kleine selbst. Da sagte Maria einmal: „Der Herr Baron wird nicht wissen, wo ihr seid, er wird sich beunruhigen, geht doch lieber wieder hinüber. Es ist ihm vielleicht gar nicht einmal recht, daß das Kind so viel bei an dern Leuten ist." Das Fräulein sah spähend zu der Sprecherin hin, daß hier zwischen den beiden Nachbarhäusern ein Ge heimnis bestand, wußte sie längst: außerdem munlelten die Menjchen so viel sich Widersprechendes. Aber Maria blickte gleichgültig vor sich hin. „Wenn das gnädige Fräulein es nicht erlaubt, daß wir kommen. . . Der Herr Baron sieht uns doch manchmal hergehen und hat noch nie was dagegen gesagt." So blieb es dabei. Am andern Tage versteckte Kunz eine Anzahl sei ner Ostereier in den Buchsbaumein sassungeil der Gemüsebeete, und Klein-Margot suchte sie. bei jedem neuen Funde laut ausjaubelnd. Maria aber war in die klein« Jn spektorenwohnung zum alten Brandskat gerufen worden. Der lag seit einigen Tagen schwerkrank an Lungenentzündung danieder. Sie hatte schon häufig nach ihm gefehen, aber eben war der Arzt da gewesen, der hatte ihr gesagt, daß es mit dem Alten zu Ende gehe, daß da keine Mittel und keine Psle nützen. Es war bei der Frühjahrsarbeit gewesen, ein scharfer Ostwind wehte, als er sich erlöstet hatte. Maria hatte ihn, der schon den ganzen Winter über mit den Atmungsorga nen nicht mehr recht in Ordnung war, nicht hinauslassen wollen, aber er hatte selbst auf seinem Mitgehen be standen. „Wenn man nicht dabei ist, dann sind sie faul wie die Ottern," hatte er gesagt. Am andern Tage mußte er sich schon legen. Seitdem ging die alte Hanne wie geschlagen umher. Jeden, der nm den Kranken gewesen war, horchte sie nach Auskunft aus. Sie aß nicht, schlief nicht, kochte Brei zu Auf schlägen, gab allerhand aus ihrem eigensten Besitz Kissen und Decken herbei und ließ sie zu ihm am deutlichsten sah, sprach der Al ten zu. Des Grollens sei es doch wahrlich nun genug, das Weib müsse doch der nachgebende Teil sein im Le- d' Alt d' H" d O Anfangs hatte der Kranke von viel Wirtschaftlichem zu ihr geredet, es half ihr nichts, ihn davon abbringen werden, müsse, und daß dies Jahr mehr Kartoffeln erforderlich seien, der zunehmenden Schweinezucht we ein Glas mehr, nur muß man immer noch wissen, daß man ein Mensch ist-' Die Krankheit schritt vor. Maria hatte die Lise, die sie bei der Pflege stundenweise vertreten mußte, zu Bett geschickt. Daß Brandskat den Morgen noch erleben werde, glaubte sie nicht. Er litt sehr, jedoch meist bewußtlos. Jetzt kehrte die Besinnung wieder? damit steigerte sich auch die Qual, die ihm Fieber. Atemnot und Schmerzen laut! (Fortsetzung folgt.) Boshaft. Schulze (stolz): Mein Sohn bezieht jetzt das Gym aasiuni! Müller (niederträchtig): Wat de sagst! Is er denn Tap zier jewo» den?
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