Der Lecha Caunty patriot. (Allentaun, Pa.) 1859-1872, May 30, 1865, Page 2, Image 2

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    Lecha Caunty Patttot.
Allentaun, Pa., 30. Mai 1865.
?. v. «hoav». S-HUlft-Sdil«r.
Die große Ntvne in Waschington.
Am 23. dieses fand die große militari«
sche Parade in Waschington statt und
war von dem herrlichsten Wetter begün
stigt. Die Sonne schien hell und die Luft
war kühl und erfrischend. Alle Geschäf
te waren suspendirt und die ganze Be
völkerung der Stadt war auf den Bei
nen, um das militärische Schauspiel—
das größte welches je auf diesem konti
nent stattfand—anzusehen. Die Zahl der
in der Stadt anwesenden fremden Zu
schauer, wird auf 50,000 bis 60,000 ge
schätzt.
Die Fenster aller Häuser in Pennsyl
vania Avenue, ja selbst di, Dächer der
Häuser waren mit Menschen besetzt. —
Fahnen waren längs der Route und das
Ganze bot einen imposanten Anblick dar.
Die Straße selbst war gefegt und Schild
wachen hielten die Mitte frei. In Front
der Präsidentenwohnung war eine Plat
form aufgerichtet, auf welcher der Präsi
dent nebst seinem kabinet, Gen. Grant,
Scherman, Meade, Logan und andere,
Plätze eingenommen hatten. Andere
Platformen auf beiden Seiten der Stra
ßen, mit Bänken, waren von Tausenden
von Damen in größtem Schmuck besetzt.
Die Ankunft des Präsidenten und der
Generäle wurde durch lauten anhalten
den Zuruf. Schwenken von Fahnen und
Taschentüchern begrüßt
Der Vorbeimarsch der Truppen be
gann präzis um 9 Uhr Vormittags. Zu
erst kam Scheridan'S berühmtes Kavalle
rie-Corps, kommandirt durch Gen. Mas.
Merritt in Abwesenheit Scheridan's, der
vor einigen Tagen nach dem Westen ab
gereist ist. Die tapfere Reiterschaar wur
de längs der ganzen Avenue vom Volk,
mit l«uten enthusiastischen Jubel empfan
gen. Die Vorhut bildete die 3te Divi
sion unter Gen. Custar, der mit B u
menkränzen, die er von schö
nen Händen empfangen, fast überdeckr,
an der Spitze der Kolonne ritt. Musik
banden ritten jeder Brigade voraus.
Es dauerte zwei Stunden ehe der letzte
Mann Kavallerie beim Weißen Hause
vorbei paßirt war.
Das?:? Ttriliee-Eoi pS folgte, komman
dirt von Gen. Parke. Die zahlreichen
Trommler unv Musiks-Corps füllten rie
Luft mit Musik und die Reihe der blin
kenden Bayonette schien kein Ende zu
nehmen.
Dem 9ten folgte das ste ArmeecorpS
unter Gen. Griffin, in derfel'en glän
zenden und stattlichen Haltung wie das
Erstere.
Nahe dem Capitol sind die Kinder aus
allen Schulen Waschington's aufgestellt,
die den tapferen Veteranen, während sie
mit ihren zerschossenen Fahmn vorüber
gingen, Blumen und Kränze darreichten.
Die Revue am zweiten Tage.
Der zweite Tag (24ste) der großen Re
vue war von demselben schönen Wetter
begünstigt wie der erste.
Die ganze Nacht hindurch bewegten
sich die Colonnen von <scherman'S Armee
aus ihren Lagern hinter Arling ton
Heights über den Potomacfluß nacl'
den ihnen angewiesenen Sammelplätzen
auf dem Capitolhügel und setzten sich, als
Punkt 9 Uhr Vormittags ein Signal
schuß abgefeuert wurde, durch die Penn
sytvania Avenue in Bewegung g,q,n das
Weiße HauS.
Wik am gestrigen Tage war die Stra
ße mit Ausnahme der Seitenwegen für
de» Marsch frei erhalten worden und die
Truppen konnten daher ungehindert in
Compagniefront nnrfchiren.
Zuerst kam die Armee VeS Tennessee,
General Scherman. umgeben von seinem
Stab, an ihrer Spitze. Längs der gan
zen Avenue, vom Seirenweg biö zum Gip
fel der Dächer wurde diese tapfere Ar
mee von den Tausenden der Zuschauer mir
enthusiastischem Zuruf bewillkommnet.—
AuS Mindestens 40.l)00 Kehlen ertönte
ein Hurrahruf nach dem andern und über
täubte fast die Musik der RegimenlSban
d,n.
Nachdem Gen. Scherman e>.n der Prä
sidentenwohnung vorbei geritten war,
stieg er ab und nahm auf der'Platform
neben Gen. Grant Platz, um die Trup
pen vor sich vorbei paßiren zu lassen.
Gen. Logan. der gestern der Arme, des
T,nn,ssee zugetheilt worden war, ritt an
der Spitze des 15. Armeecorps und er
hielt überall schmeichelhafte Willkom-
MtnSgrüße.
Dem 15. folgte das 17. ArmeecorpS,
fast lauter groß, kräftige Männer in vol
len Regimentern.
Auf den Fahnen der Regimenter er
glänzten die dem Volke bekannten Na
men von Fort Donelson, Schiloh, Vicks
durg und Atlanta, die an die glorreichen
Waffentha'.en der westlichen Arme, ,rin»
nnn.
Man schätzt die Zahl der Zuschauer
heule auf nicht weniger als 100,000.
DaS 17. Armeecorps, früher Hooker's
EorpS, wird von Gen. Mower befehligt
und zählt allein gegen 20,030 Mann.
Der Vorbeimarsch der Armee deS Ten
nessee, hat allein drei Stunden in An
spruch genommen. Der Armee deS Ten
nessee folgte auf dem Fuße die Arme, von
Georgia, die ebenfalls freudig und en»
thvsiastisch begrüßt wurde.
Der große MordproM
(Foriseßung.)
Zeugniß von Lvm. Ivither«, je.
Jchgkhört, zum Orch,ster in Ford'S
Theater. Am Abend deS Mordes war ich
auf der Bühne gewkfen, um mit dem
Direktor zu sprechen und als ich hinter
der Bühne nach dem Orchester zurück
kehrte, hört, ich kinen Schuß. Kurz da
rauf lief Booth an mir vorüber und da
ich ihm im Wege stand, stieß er mir ei
nen Dolch oder ein Messer in den Nacken
und die Seite. Während ich ganz be
stürzt dalag, lief er zur Hinterthür des
Theater hinaus.
Außer dieser Hinterthür, welche zur
Gass, führt, durch welche Booth ver
schwand, befindet sich noch ein enger
Seitenweg am Theater, durch welchen
die Schauspieler nach der vorderen Straße
gelangen können.
Rufua Stadl es
ward nochmals verhört und bezeugt,:
Ich komme soeben von dem Stalle, wo
selbst das früher erwähnt, Pferd jetzt
aufoewahrt wird. Dies ist dasselbe
Pferd, welches Surratr gehörte und am
29. März von Atzerolh abgeholt ward
und nach einigen Tagen wieder gebracht
wurde. Dies Pferd überlieferte ich spä
ter an Boorh, welcher die Stallmielhe
dafür bezahlte.
10, Simm» (ein Farbiger)
bezeugte. Ich war in Ford's Theater
als Coulissenfchieber beschäftigt. Am
Abend des Mordes saß ich auf dem
Schnürboden, von wo die Häng,coulissen
herabgelassen werden. Zwischen 5 und
6 Uhr Abends sah ich Booth auf der
Bühne. Er kam durch die Hinterthür
und ging dann wieder durch den Seiten
weg, welcher nach der vorderen Restau
ration führt, fort. Ich sah ihn erst
dann wieder, als er auS der Loge deß
Präsidenten sprang und über die Bühne
lief. Zwischen 5 und 6 Uhr als er nach
der Restauration ging, nahm er Spang
ler mit um dort zu trinken. . Er war mit
Spangler sehr befreundet. Was weiter
zwischen ihnen vorgegangen, weiß ich
nicht.—Spangler pflegte Booth s Pferd
zu füttern. Auf der Bühne war eS sein
Geschäft die Coulissen zu stellen.
Zohn leg (Farbig)
bezeugte: Ich war in Ford'ö Theater
angestellt. Am Abend des MordeS zwi
schen 9 und 10 Uhr kam I. WilkeS
Booth mit einem Pferde nach der Hin
terthür der Bühne und ri,f Spangler
dreimal. Spangler ging dann über die
Bühne her zu ihm. Weiler sah ich nichts
von Beiden. Später Hörteich den Schuß
und als ich zum Fenster hinaussah hörte
ich wie Jemand die Alley hinausritt. Ich
befand mich zu dieser Zeit auf dem
Schnürboden im vierten Stockwerk des
Theaters. Booth hatte sein Pferd ge
wöhnlich in einem kleinen Stalle unge
fähr 50V'rd von der Hinterthür des
Theaters stehen. Als Booth mit dem
Pferd, ankam, w,r Sp«ngl,r gerade be
schäftigt, ein, Scene zu verändern und
die Coulissen zu arrangiren. Das Pferd
ward von einem Knaben NamenS Peanet
John festgehalten bis Booth herauskam
und davonritt.—Als der Schuß gefallen
war und ich Booth hinwegreiten hörte,
uf ich hinunter und frug Spangler,
werdasPf.rdgehaltenhab,. Spang l,r
a"twort,t,: „S,id still und
fpr,chnichtm,hr davon". Spang
ler schien sehr aufgereat und ich sprach
nicht w,it,r mit ihm. Spangl,r befand
fich zu dieser Zeit dich bei der Hinterthür.
Zobn Seligmann a Zeugniß.
Ich war in Ford's Theater als Hülfs-
Requiteur angestellt. Ich kenn, Wilkes
Booth. Am Abend des Mordes sah ich
denselben gegen 9 Uhr als er mit seinem
Pferde zur Hinterthür kam und Spang
ler stand dort und Booth sagt, zu ihm :
„Ihr helft mir so viel Ihr
kenn t, w 01l tlhr ?" Spangler
antwortete: OJa!" Das war un
gefähr 1H Stunden vor der Ermordung
deS Präsid,nt,n. Nachdem der Präs,
dent erschossen, sah ich Booth durch die
Hinterthür entschlüpf,«. Spangler war
als Bühnenmeister angestellt und lÄifford
war sein Vorgesetzter. Bei dem Wechsel
der Scenerieen standen sich Beide ge
wöhnlich gegenüber. Booth war sehr
bekannt mit der Localität und ging dort
nach Belieben ein und auS. Mit den
Angestellten verkehrte er als ein alter
Bekannter. Spangler trug, soviel ich
weiß, niemals einen Schnurrbart und sah
an jenem Abend so aus, wie er jetzt aus
sieht.
Nachdem hier daS Zeug,nv,rhör ,inst
w,ilen geschlossen, machte der Gerichts
hof den Vorschlag, daß die Richter und
Advokaten behufs besserer Information
die Lokalität von Ford's Theater, welches
feit dem Morde geschlossen ist, besuchen
sollten. Dieser Besuch fand am Dien
stag Morgen statt. DaS Verhör ward
alsdann fortsetzt.
John Burrow, aliaö Peannt
John (farbig) b,ze>'gte: Ich war als
Zettelträger in Ford s Theater angestellt
uno am Abend wußte ich die Bühnenthür
bewachen. Zu gleicher Zeit besorgte ich
die Aufficht über den Stall, in welchem
Booth fein Pferd hielt. Ich lernte Booth
kennen während ,r den Stall hinter dem
Theater errichten ließ. Am Abend des
Mordes, zwischen 5 und 6 Uhr, bracht,
Booth sein Pferd nach diesem Stall, und
rief nach Zwängler. Spangler ging
hin und ich sah Maddor ebenfalls dorr.
Sp'ingl,r holte mich zwischen 9 und 10
Uhr, um daS Pferv zu halten und gab
mir die Zügel deS Pferdes in di, Hand.
Ich sagt, ihm, »aß ich and,r, Geschäfte
hätt,. Er antwortete, daß, wenn etwaS
passiren sollte, ich ihm die Schuld zu
geben hätte. Ich hielt daS Pferd in der
Nähe der Thür u. setzte mich auf di« dort
vefindliche Bank nieder. Kurz nachdem
ich den Schuß hörte, kam Booth heraus,
sagte, ich solle ihm daS Pferd geben und
stieß er mich mit dem Schaft feines
an den Kopf, wobei er rief :
Pferd !" Dann ritt er
sogleich davon.
Am Nachmittag vor dem Morde be
fand ich mich in der Loge des Präfioen
»,n. Spangler war dert beschäftigt, die
Scheidewand aus der Loge zu nehmen.
Hierbei ließ er Bemerkungen fallen, wo
bei er den Präsidenten und General
Grant verdammte. Ich sagte, er solle
einen solchen Mann nicht verfluchen, wo
rauf er antwortete, daß derselbe verflucht
werden müsse, weil er so viel Menschen
getödtet habe.
Mary Ann lurner (farbig)
bezeugte: Ich wohne dicht hinter Ford'S
Theater, an der Alley, welche zu der Hin
terthür des Theaters führt. Am Nach
mittag des 14. April sah ich Booth mit
einem Frauenzimmer an der Hinterthür
stehen. Zwischen 7 und 8 Uhr (die Zeit
weiß ich nicht genau) kam er wieder und
brachte ein Pferd mit. Er rief drei oder
viermal nach Ned (Spangler). Maddox
war ebenfalls dort.
Lv. rn. A. Lrowning,
Privat-Secretär deS Präsident Johnson,
bezeugte, daß am Nachmittag des 14.
April, zwischen 4 und 5 Uhr, er nach sei
nem Logis im Kirkwood Hause ging. In
seinem Briefkasten, welcher oft mit dem
des Präsidenten verwechselt ward, fand
Zeuge eine Karte mit der Inschrift; „I
will Sie nicht stören. Sind Sie zu
Hause? I. Wilkes Booth." Diese
Karte war ohne Zweifel an Mr. John
son gerichtet und durch Irrthum in mei
nen Briefkasten gerathen.
Die Zeugen.Aussagen bei verschlossenen
Thüren.
Folgendes ist der wesentliche Inhalt,
der jetzt veröffentlichten Zeugenaussagen,
welche zu Anfang der Verhandlungen bei
verschlossenen Thüren stattfanden.
Henry von Steinacker bezeugte, daß er
einige Jahre im Dienste der Rebellen-
Armee gestanden und zwar beim topogra
phischen Departement im Stabe des
General Johnston.
Im Sommer 1863 warer in Birginien,
20 Meilen von Staunton, nachdem die
Rebellen-Armee bei Gettysburg zurück
geschlagen worden.
Dort ward er mit drei Bürgern von
Maryland bekannt, der Eine war Boorh,
ein Anderer Shepherv. Booth und seine
Freunde frugen ihn, was er von der
Konföderation und ihren Aussichten hal
te. Er antwortete, daß diese Aussichten
nach der Niederlage von Gettysburg
sehr trübe seien.
Booth sagte, dies sei Unsinn, „wenn
wir nur unsern Theil gut ausführen, sv
erlangt die Konföderation ihre Unab
hängigkeit" und ~Gld<A!>, Lincoln mu»t
go Up ihe spout." Der Zeuge verstand
unter diesem Ausdruck, daß er ermordet
werden müsse.
Booth sagte, sobald die Konföderation
beinahe geschlagen sei, müßten die letzten
Resourcen angewendet werden, die ihr,
Un Abhängigkeit gewinnen. Die Beglei
ter Booth'S stimmten ihm bei.
Der Zeuge war im Lager des 2. Vir
ainia Regiments, wo damals ein, zweite
Zusammenkunft der Rebellenofsiziere
stattfand. Er war nicht selbst zugegen,
aber einer der Offizier, theilt, die Ver
handlungen mit ; er glaubte, daß Bootl,
bei dem Meeting zugegen war. Der
Zweck war gewisse Offiziere nach Cana
da und in die Grenzstaaten zu detachiren,
um die Gefangenen zu befreien, und die
nördlichen Städte in Asche zu l,gen, und
endlich den Cabinetsmitgliedern und dem
Präsidenten nach dem Leben zu trachten.
Oer Name deS Offiziers, welcher ihm
diese Mittheilung machte, ist Cockerill.
Booth ging mit allen Offizieren um.
Der Zeuge hörte oft die Aeußerung, daß
Präsident Lincoln ermordet werden müsse.
Dieser Gedanke wurde oft und offen in
den Straßen von Richmond verhandelt
und die Nothwendigkeit einer solchen
Handlung wurde in der Arm,, allg,mein
zugestanden.
Eine Dame von New Uork NamenS
Mary Hudsvett bezeugte, daß sie Booth
und einen Mann, Namens Johnson ge
troffen und bei der Gelegenheit ihre Con
versation gehört habe. Sie hob 2 Brief,
auf, welche sie hallen fallen lassen, der
ein, mit „Dear DaviS" überschrieben,
worin es heiß', daß daS Loo« auf ihn ge
fallen sei die khailotte kordaydes 19
Jahrkunderts zu sein. Abe muß den
Becher leeren ! Sie können Ihre Waffen
wählen, das Messer, die Kugel zc. Der
Brief ist unterzeichnet Chas. Selby.
Zwei Andere Namens William C.
Wheeler und John Deveney bezeugen,
daß sie Booth in Canada in Converfation
mit Saunders sahen und glauben auch
gesehen zu haben, daß er mit Clay, Hol
ccMib und Thompson verkehrte.
William Williams bezeugte,
daß er bei der Verfolgung und Verhaf
tung der Verschworenen betheiligt war.
Am 21. April verhaftete Zeuge den An
geklagten Dr. Mudv in dessen Haus, in
Surrattville. Dr. Mudd leugnet, An
fangs, baß Booth in seinem Haufe gewe
sen sei und wollt, denselben nicht gesehen
haben. Seine Frau gestand jedoch ein,
daß Booth dort gewesen sei und ,inen
Stiefel zurückgelassen hab,. Si, gab
uns den Stiefel. Später gestand auch
Dr. Mudd, daß Boorh und Harold kurz
nach der Flucht in seinem Hause gewesen.
Boorh hibe ein Bein gebrochen, welches
(Dr. Mudd) verbunden hab,. Hierauf
feien Booth und Harold weiter geritten.
IVilliam p. Zcbt»
bezeugte: Ich kenn, d,n Angeklagten
Harold. Ich war Offizier bei der Re
bellen-Armee und befand mich am 18.
April in Port konway mit zwei and,r,n
Soldaten. An genanntem Tage sahen
wir in Port konway einen Wagen an den
Werft fahren. Wir trugen Rebellen-
Uniformen. Ein Mann (Harold) stieg
aus dem Wagen, kam auf mich zu und
frug: „Zu welchem Kommando gehört
Ihr? Ruggles oderMofedy? Wo geht
Ihr hin?" Ich antwortete: „Das ist
unser Geheimniß. Wo wollt Ihr hin ?"
Er erwiederte, er gehörte zu Hill S Corps,
sein Bruder sei bei Petersburg verwun
det worden. Er frug uns dann, ob wir
ihn in s feindlich, Lag,r bring,» wollten.
Ich ließ drei Pferd, hol,», sagte ihm
aber, daß ich mit Niemanden gehen woll
te, den ich nicht kenne. Darauf klopft,
mir Harold auf die Schutter und sagte :
„W ir find die Mörder des
Präsidenten?" Ich war so er-
schreckt, daß ich nicht wußt,, was ich ant
wort,» sollt,. Alsdann kam Lieutenant
Ruggl,S, m,in Kamerad hinzu, und Har
old stellt, ihm Booth vor.
Wir setzten dann über den Fluß und
hielten am Hause ein,r Frau, welche uns
Obdach verweigert,. Wir ritten alsdann
weiter nach dem Haus, eines Hr. Bar
rett, wo wir Booth zurückließen. Har
old ritt mit uns biö ein paar Meilen von
Bowling Green. Am nächsten Tage
kehrte Harold zu Booth zurück, und dieS
war daö Letzte was ich von ihm gesehen
Zahn Lletcher,
Aufseher im Leihstalle von Naylor in
Waschington, bezeugte, daß Atzeroth am
3. April mit einem andern Manne nach
dem Stalle kam und zwei Pferde zurück
ließ. Der Fremde sagte, er müsse nach
Philadelphia reisen und die Pferde in
Atzeroth'ö Obhut lassen. Den Fremden
hab, ich seitdem nicht wieder gesehen.—
Eins der Pferde wurde verkauft; das
Andere, ein Braunes, blieb bis zum 12.
April bei uns, als Atzeroth es fortnahm.
Am Nachmittag des 14. April, gegen I
oder 2 Uhr, kam Atzeroth mit einer dun
kelrothen Stute zurück, welche er am sel
ben Abend um 10 Uhr wieder abholte.
Er nahm mich zugleich mit in ein Wirths
haus und als wir auseinander gingen,
sagte er: „Wenn das Ding heut Nacht
passirt, werdet Ihr von einem Geschenk
hören." Ich glaube, Atzeroth sei ange
trunken und achtele nicht weiter darauf.
Jv sah ihn dann nach dem Kirkwood
Hause reiten. Die Sache kam mir etwas
verdächtig vor und ich folgte ihm. Als
ich in di, Nähe von WiUards Hotel kam,
sah ich, wie Harold auf demselben Pferde
angeritten kam, welches er von mir eben
falls am 14. April geliehen hatte. Ich
wollte ihn anhalten, doch entschlüpfte er
mir. Ich lief nach dem Stalle, fältelte
ein Pferd und ritt di, Straße entlang.
In der Nähe des Capitols traf ich einen
Herrn, der mir sagte, daß er soeben zwei
Männer in großer Eile vorbeireiten sah.
Ich eilte ihnen über die Navy Vard
Brücke nach. Dost ward ich von der
Wach, aufgehalten, von welcher ich er
fuhr, daß die Flüchtlinge kurz zuvor paf
sirt waren. Ich kehrte dann unverrichte
ter Sache zurück Als ich gegen 10 Mi
nuten nach 12 Uhr in den Stall zurück'
kam, hörte ich. daßder Präsident erschos
sen war. Später höite ich, daß Atze
roth's Pferd auf der Straße aufgefan
gen worden sei. Den Sattel und Zügel
batte man ebenfalls auf der Straße ge
funden.
John Greenwald,
Besitzer des Pennsylvania Hause, be
zeugte daß dort Booth und Atzeroth öf
ters verkehrten. Atzeroth sagte anfangs
April zu mir, daß er jetzt kein Geld habe,
er werd, aber in kurzer Zeit von seinen
freunden so viel Gold bekommen, daß er
sein ganzes Leben daran genug habe.
Am Mittwoch Morgen vor dem Morde,
verließ Atzeroth mein Haus und kam am
Samstag, den 15-, kurz nach dem Morde,
zwischen 2 und 3 Uhr, wieder mit einem
andern Manne. Beide erhielten Logis.
"<ch machte Atzeroth darauf aufmerksam,
daß er seinen Namen nicht ins Fremden
buch eingetragen hrbe. Er schien zu zö
gern, schrieb aber doch seinen Namen ein.
Der andere Mann war ungefähr 5 Fuß
8 Zoll groß, von kräftigem Körperbau
und dunkler wettergebrä unter Gesichts
färbe- Er war armselig angezogen, doch
schien dies mir eine V.rkleivung zu sein.
Er gab seinen Namen als Äam Thomas
an. Dieser verließ mein Haus um fünf
Uhr Morgens und frug nachdem nächsten
Weg, zur Eisenbahn. Atzeioth ging
ebenfalls kurz nach fünf Uhr fort, nach
der 6. Straße zu. Zeuge sagte, daß der
Angeklagte Spangler etwas Aehnlichkeit
mit dem Fremden, Thomas, habe, doch
letzterer trug in jener Nacht einen Schnurr
bart.
I. F. Coyle, Eigenthumer deS Na
tional - Jntelligencer, kannte John W
Booth. Von der Angabe, die B. milch
te, ehe er starb, daß er in der Nacht vor
dem Mord des Präsidenten einen langen
Artikel geschrieben und ihn an einen
Editors des National Intelligenter adres
sirt habe, worin er die Ursachen für sein
Verbrechen vollständig angegeben habe
weiß Zeuge nichts, hat auch nicht erfah
ren, daß ein solcher Artikel an die Office
der Zeitung gelangt ist.
Hezekiah Metts kennt Atzeroth,
der am Sonntag nach Lincolns Tod im
Haus des Zeugen zu Mittag aß—er war
eben von Waschington gekommen und
fragte nach Neuigkeiten. Es kam die
Rede auf Gen- Grant; und eS hieß, eS
sei auf denselben geschossen worden, und
Atzeroth sagte, wenn der Mann, der
Grant habe folgen sollen, daö gethan
hätt,, wäre Grant geschossen worden.
Atzerrth war in der Nachbarschaft als
Andrew Atwood bekannt.
Mr. Do, st er, ein Bauer, kennt
Atzeroth seit 3 Jahren unter dem Namen
von Andrew Atwood. Am Sonntag nach
dem Mord kam er zu Mettö, wo Zeuge
di, oben mitgetheilten Worte hörte—es
waren noch 2 Brüder, Namens Lemmon,
zugegen.
Sergeant H. W. Gennuill
arretirte Atzeroth am 19. April um 4
Uhr; der Gefangene fragt, nicht nach
dem Grund der Verhaftung, > nd erklär
te auf Befragen, daß er nicht r cn Wasch
ington komme und nichts mit dein Mord
zu thun habe. Zeuge weiß nicht, ob Atze
roth seinen Namen von Anfang an rich
tig angab, da er zuerst deutsch sprach, daö
Zeuge nicht verstand.
John Fletcher hat inzwischen
den Stall besucht in General AugurS
Hauptquatier und dort das Pferd rekog
noscirt, das Atzeroth zum Verkauf weg
nahm und daS auf einem Auge blind ist
ThomaS L. Gardner k,nnt das
Pf,rd ; ,S wurde von des Zeugen Onkel,
Geo. Gardner, im vorigen November an
Booth v,rkauft Booth kam mit Dr.
Mudd nach dem Platz deS Onkels, der nur
,in vi,rtel Aeile von Mudd's Wohnung
entfernt ist. Beide kamen zufammkn zu
Pf,rb und ritt,n zusammen weg. Tags
darauf brachte Zeug, das Pferd nach
Montgomery ö Stall in Bryantown.—
Booth saqre, er wünsch, ein Pferd für.
»inen Buggy, und damit da« Unt,riand l
von Maryland zu bereisen und nach Land
auszuschauen. Des Zeugen Onkel bot
ihm eine junge Stute an, die Booth nicht
wollte; er kaufte dann das einäugige
Pferd und sagte, er wolle es nur für ein
Jahr benutzen. Es war daö erste und
letzte Mal, daß Zeuge den Booth sah,
glaubt aber früher gehört zu haben, daß
Booth in der Nachbarschaft von Bryan
town gewesen.
Lieut. John I. Poffey fand
das Pferd NachtS I2H Uhr am Itten
April bei Camp Berry, 3 Meilen östlich
von Waschington, und brachte eS nach
Gen. Augur's Hauptquartier. Das
Pferd war etwas lahm und wahrschein
lich gestürzt.
Ford'S Theater.
Bei der Inspektion von Ford's Thea
ter fand daS Gericht, daß dort noch Alles
in dem Zustand war, wie in der Mord
nacht. An der Gangthür fand man ein
tiefes Loch für die Sperrung, das offen
bar mit einem Stückchen Tapete verklebt
gewesen war, so daß es Niemand bemer
ken konnte. Das Stück Tapete fehlt.
Wo Booth auf die Bühne sprang, ist
ein Schnitt von einer Vard Länge. Die
Passage nach der Hinterthür war auffal
lend frei von Scenerien.
A. Reese,Telegraphist,ist von Brook
lyn, L. I. identifizirte eine Depesche, die
ihm Booth im St. Nicholas Hotel ein
händigte und am 23. März an Lewis
G. Weichman geschickt hatte. Sie lau
tete: „Sag dem John, sofort Nummer
und Straße zu telegraphiren."
Louis Weichman wieder aufge
rufen beförderte die Botschaft an John
Surratt, der als Antwort auf Weichmans
Frage: „was betrifft es", sagte: ..seid
nicht so verdammt neugierig!" Zeuge
ging in Frau Surretts Haus in Wasch
ington in Kost, und zwar nach dem 4ten
März, kann jedoch die Zeit nicht bestimm
ter angeben. Er sagte, Booth, John
Surratt, Payne, Atzeroth und Andere
seien ausgeritten und in großer Aufreg
ung zurückgekehrt. Einige derselben wa
ren bewaffnet. Surratt sagte, seine Aus
sichten seien getrübt und war in sehr
schlechter Laune. Zeuge sagte, daß er es
am Morgen nach der Ermordung für sei
ne Pflicht hielt, sich selbst der Regierung
,u überliefern und daß er sofort zur Ent
deckung der schuldigen Parteien beigetra
gen hat- Er erwähnte einer Frau, die zu,
Mrs. Surratt gekommen sei, welche letz
terer als Frau Slarer und als eine Kran
zösin und Blokadebrecherjn bezeichnete,
die durchaus in Bezug auf die Folgen
ihres Thuns keine Angst fühle, weil sie
jeden Augenblick den Schutz dcs franzö
sischen Konsuls anrufen konnte.
Zeuge ging bei Frau Surratt in die
Kost. Wußre über verschiedene verdäch
tige Bewegungen der Verschworenen aus
zusagen. Bald nach dem 4. März ritten
Booth, Payne, Surratt, Atzeroth und
orei Andere aus. Als sie zurückkamen,
sagte Surratt, daß alle seine Aussichten
oahin seien. Die ganze Parthie war in
größter Aufregung.
Dag Gericht nahm eine Pause.
Als das Gericht sich wieder versammel-
te, wurde das Kreuzverhör mit dem Zeu
gen Lewis Weichman fortgesetzt. Der
I selbe sagte, er habe Herrn Howell in
Frau Surratts Hause gesehen. Dersel-
be erschien dort unter dem Namen Spen
cer, seinen wahren Namen mochte er dem
Zeugen nie sagen; nachher hörte er von
John surratt, daß derselbe Howell heiße
Zeuge sagte dem kaptain Gleason im
Kriegsdepaitment in Bezug auf Howell,
in ihrem Hause sei ein Älokadebrecher,
ob er ihn angeben solle. Zeuge sagte
dem Howell einmal, daß er nach dem sü
den gehen mochte, um in Richmond seine
theologischen Stutien fortsetzen zu kön
nen. Howell lehrte den Zeugen, wäh
>end er Clerk im Kriegsdepartment war,
chiffriren, shne irgend einen Zweck dabei
zu verfolgen. In Bezug auf die ver
dächtigen Umstände in Verbindung mir
den Bewegungen der Frau Surratt hat
Zeuge dem Capt. Gleason Mittheilung
gemacht und ihn gefragt, ob sie sich viel
leicht mit Blokadebrecherei abgibt oder
nicht. Auch setzte Zeuge ihn von dem im
Umlauf befindlichen Gespräch in Kennt
niß, daß man Seitens der Rebellen beab
sichtige, den Präsidenten gefangen zu
nehmen. Capt. Gleason verlachte diese
Jiee'als eine Unmöglichkeit. Er habe
in den Zeitungen gelesen, daß ein derar
tiges Attentat leicht gemacht werden könn
te. Von der Anwesenheit der Blokade
brecherjn Season im Hause der Frau
Surratt habe er der Regierung deshalb
keine Anzeige gemacht, weil er längere
Zeit unschlüssig war, ob er es thun solle
oder nicht; er dachte aber zuletzt, sie sei
nur eine einzige Nacht da gewesen, und
es sei gerade so gut, wenn er nicht» dar
über sage.
Verbör am 1«. Mai
JaS. Walter, Neger, wohnte im
April im Pennsylvanien Haus. Am 15
April kam Atzeroth und ging zwischen 5
und 6 Uhr früh wieder weg.
Wm. Ctendenin rekognoSzirt das
an Ecke der F und 9. Straße »m Mor
gen nach der Ermordung aufgehobene
Messer.
I. P McPhail sagt aus, daß
Atzeroth sein Messer weggeworfen Hube
In dem Rock, der in Atzeroth S Zimmer
hing, fand sich ein Pistol das dem Har
old gehört.
Lieut. W. N. Reine sah den
Atzero.h im Pennsylvania HauS in dessen
Zimmer und sagte: „Haben Sie von der
Ermordung deS Piäsidenten gehört?"
Atzeroth sagte: „Ja, eö ist schrecklich."
Um 7 Uhr am andern Morgen, als Zeuge
erwachte, war »tzeroth bereits fort. Ei
nige Zeit vor der Ermordung sah Zeuge
einen Revolver und kin Jagdmesser bei,
Atzeroth (ein ihm vorgezeigtes Messe»
kann er nicht rekognosiren, doch wär, eo
ebenso groß gewesen). Zeuge sah eö, als
Atzeroth aus dem Bett stieg und das
Messer darin ließ, nahm eS und steckte eö
unter sein Kopfkissen. Als Atzeroth wie
der in vaö Zimmer kam, fragte er nach
feinem Messer, ob Zeuge es habe, sonst
müsse er sich ein anderes verschaffen.!
Zeuge gab eS ihm und er ging. Atzeroth
hatte stets ein Pistol im Gürtel.
(ForistKung nächste Woche.) l
Verlegung >eS Peinifylvanischen
CollegiumS nach Allentown.
Die Committee der Ev.-Luther. Syn
ode von Pennsylvanien, welche den Auf
trag hat, die nöthigen Schritte zu thun,
daß die in Allentown liegenden Grund
stücke und wo sich ge
genwärtig das Allentown "Collcgiate
Institute" befindet, womöglich für den
Besitz unserer Kirche gesichert werden
möchten, um allda ein Cvllegium und
Schullehrer - Seminarzu gründen, ver
sammelte sich zum zweiten Male am Ilten
April d. I. Dieselbe besteht aus den
Pastoren S. K. Brobst, W. G. Men
nig, C. F. Weiden, Wm. Rath, G. A
Hinterleitner, und den Herren G. P.
Weil, C. Pretz, B. F. Trerler, und I.
Reicha>d. Pastor Brobst ist Vorsitzer
und Pastor Hinterleitner Sccretär der
Committee.
Der ihnen gegebene Auftrag wurde
nochmals gründlich erwogen und alle
waren von dessen großer Wichtigkeit durch
drnngen, da man in dem östlichen Theile
Pennsylvanienö, in welchem, wie in kei
nem andern Gebiet unseres Landes so
viele große und reiche Gemeinden liegen,
schon längst den Mangel eines kollegi
umS und Schullehrer - Seminars lief
empfunden und häufig den Wunsch ver
nommen hat, es möchte doch auch allda
im Interesse unserer Kirche eine derartige
Anstalt errichtet werden. Wir hrben
wohl ein unter der Leitung und Aufsicht
der Kirche stehendes kollgium (jetzt in
Gettycburg), dessen bisherige Verdienste
um die Kirche nicht gering geschätzt wer
den sollten; allein es kann bei seiner
weiten Entfernung von dem Herzpunkt
un sei er Kirche im Osten nicht den Erfolg
und Einfluß ausüben, als wenn seine
Lige eine günstigere sein würde. Weil
nun die Committee glaubt, daß E i n gut
fundirtes, mit Lehrkräften reich ausge
stattetes Kollegium besser wäre, als
mehrere, wodoch die Kräfte zersplittert
würden, so wurde von ihr vornehmlich er
wogen, ob es nicht zweckmäßiger und aus
fuhrbar sei, das Pennsylvanische Kolle
gium, das sich gegenwärtig in Gettys
burg befindet, nach Allentown zu verle
gen, um dadurch diesem dringenden Be
dürfniß abzuhelfen. Die g>nze Com
mittee war ohne Ausnahme sowohl von
der Zweckmäßigkeit, als Ausführbarkeit
solcher Verle ung überzeugt und faßte
oaher den Beschluß :
bei den Trustees des Pcnnsylvani
schen Kollegiums die Anfrage zu stel
len, im Falle ihnen die nöthigen
Gebäul'.chkeiten und Grundstücke in
Allentown kostenfrei übergeben wür
den, sie Willens seien, die Anstalt
von Gettysburg hier zu verlegen.
Die kommittee erlaubt sich hiermit
diesem Beschlusse die Gründe folgen zu
lassen, die sie bei der Abfassung desselben
bewogen und geleitet hat, damit die Trus
tees der Anstalt zur ernstlichen Erwäg
ung der Sache veranlaßt werden mögen.
1. Weil Allentown im Mittelpunkt
von 200 — 300 lulh>tischen Gemeinden
liegt, die mir zu den ältesten, größte»
un? reichsten christliche» Gemeinden in
Amerika gehören; darum sollte unsere
Kirche auch hier eine den Bedürfnissen
entsprechende höhere Biloungsanstalc ha
ben.
2. Weil ein lutherisches Kollegium in
diesem Herzpunkt rrnscr.'r Kirvye ohne
Zweifel eine große Anzahl begabter und
hoffnungsvoller Jünglinge an sich ziehe»
würde, die dann z»m Dienst der Kirche
ausgebildet werden könnten.
3. Weil seit mehreren Jahren es deut
lich zu erkennen ist, daß in diesem Theile
unserer Kirche daö Bedürfniß und Ver
langen nach höherer, umfangreicherer
Bildung immer mehr und mehr erwacht
und sich in erfreul>a'er Weise kund gibt,
worauf recht bald Rücksicht genommen
werden muß, sonst kommen uns andere
kirchliche Benennungen zuvor und errich
ten ein Kollegium in dieser reichen
Gegend.
4 Weil die Lage von Allentown für
eine höhere wissenschaftliche Biloungsan
stalt ganz vortrefflich geeignet ist; denn
es gibt kaum einen ander» Ort, der die
sem in Bezug auf Schönheit, Gesundheit,
Reichthum der Umgegend und leichte Ver
bindung mit allen Theilen Pennsylvan
ienö sowohl, als auch mit Aork und
New Jersey, gleichgestellt werden kann.
5. Weil in der lutherischen Kirche in
Vielem Lande die deutsche und die englische
Sprache von gleicher Wichtigkeit sind,
sollen auch beide gleiche Berechtigung in
unsern kirchlichen Bildungsanstalle» fin
den, und die Studirenden Gelegenheit
haben in Kirche, Schule und Hi.us sich
im Deutschen sowohl, als im Englichen
zu üben, wozu Allentown ganz besondere
Vortheile darbietet, indem da beide Spr
achen gleich hoch in Ehren stehen und von
allen Ständen, von Jung und Alt, über
all täglich gesprochen werden.
6. Weil in Allentown mehr deutsche
Z.utunaen, beides weltliche und kirchliche
herausgegeben weiden, als an irgend ei
nem ansein in Pennsylvanien, und
weil eine bedeutende Anzahl vielgelesenei
und weitverbreiteter deutscher Zentungcn
in benachbarten O>ten ericheinen, die »ch!
ohne Zweifel m>t denen r» Allentown >»
der Unterstützung eines deutsh-englilchen
lutherischen Kollegiums in Ost-Pen»syl
vanien vereinigen würven, so daß man
durch d>, Macht der Presse einen großen
Theil d.rdeutschen Bevölkerung des
Staats für die Anstalt gewinnen konnte.
7. Weil die Nothwendigkeit, ein luther
isches Kollegium inmitten der sehr zahl
reichen, in jeder Hinsicht brauchbaren und
höchst weilhvoU.n lutherischen Bevölker
ung in Ost Pennsyvanien zu haben, so
groß und dringend geworden ist, daß
wenn daö alte Pennsylvanische Kollegium
nicht bald hierher verlegt wird, pflichtge-!
mäß ein neues Kollegium, unter der Leit-!
ung unserer Äilchc stehend, in (iesem al- l
ten kirchlichen Gebiete gegründet werden
muß, um das Wohl der Kirche zu beför
dern, und das würde eine Trennung und
eine Theilung der Kräfte verursachen, die
durch die Annahme unseres in obigem
Beschlusse enthaltenen Anerbietens ver
hütet werden kann.
Beschlossen, Daß Paster S K
Brobst, der Vorsitzer dieser Kqmmittee,"
hiermit beauftragt ist, d,n obigen Be
schluß und die darauffolgenden Gründe
den Trustees des Pennsylvanischen Kol
legiums bei ihrer Versammlung am I9t,n
April zur Erwägung und B,gutachtung
achtungsvoll vorzulegen und di, Sache
persönlich zu befürworten.
N. B. Pastor Brobst wollt, die B,r«
sammlung in Gettysburg besuchen und
wir auch auf dem Wege, allein während
er sich wichtiger Geschäfte wegen in Bal«
timore aufhielt, würd, er krank, mnßte
einige Tage still liegen und konnte leider
nicht an dem bestimmten Tage nach Get
tysburg kommen, darum veröffentlicht,r
jetzt die Verhandlungen der Kommitte,,
damit dieselben noch vor der nächsten
Versammlung der Trustees, welche imAu
gust stattfinden soll, besprochen werden
können.
Nänber tn Berks «Kaunty.
Am vorletzten Donnerstag Morgen
wurden die Bürger von Reading durch
die N'chricht von einem frechen Raub
mord-Versuch in der Nähe der Stadt,
der am Abend zuvor gemacht worden war,
in Aufregung veisetzt, worüber folgende
Einz.liiheiten bekannt geworden sind.
Am Mittwob Abend zwischen S unv
10 Uhr kamen drei Männer an das HauS
i?er Herrn Jsaae 'Äanser, eineA alten
BaueieibesitzerS in Elsaß Townschip,
nahe Gechter'S Wirthshaus, etwa 7 Mei
len von Reading an der Frjedknsburg
«traße. Herr Ganser ist etwa 60 Jahre
alt, und man vermuthete daß er einen be»
deutenden Geldbetrag in seinem Hause
habe. Seine Frau starb vor einiger
Zeit und er hat eine etwa 40 Jahre alte
Haushälterin. Außerdem wohnt Her.
Marks, früher Soldat im IW. Regi
ment, nebst Frau und Kindern bei ihm.
Als die Räuber an das Haus kamen,
klopfte einer an die Thüre, welche von
Frau Marks aufgemacht wurde, und
fragte nach George, ihrem Manne. Letz
terer kam an die Thüre, worauf,in,r
von den Schurken ihm eine Hindvoll ro»
then Pfeffer in s Gesicht warf, um ihn
zu blenden, der aber glücklicherweise nur
ein Auge traf. Die drei stürzten dann
in das HauS und schlugen auf die andern
Bewohner deS Hivles mit sogenannten
..Billes" los. Marks, der eben sein«
Fuße gewaschen hatte, und baarfuß war,
wurde zuerst niedergeschlagen, ,s gelang
ihm aber wieder aufzukommen, und er
hatte einen verzweifelten Kampf mit
zwei der Schurken, von denen einer im
mer mit dem „Billy" auf ihn losschlug.
Der dritte griff Frau Marks an und
schlug sie ebenfalls mit. einem Billy.
Herr Ganser, welcher am' Nachmittag ir
Reading gewesen wir, schirrte sein Pfert
im Stalle ab, als er das Geräusch in den
Hause vernahm, und eilte hinein. So
bald er eintrat, überli<ß einer der Räu
ber Herrn Marks in den Händen dei
andern, und stürzte sich auf Herrn Gan
fer, und die Frauens Personen, welch
alle furchtbar geschlagen wurden. Marks
oen die Keile für überwältigt hielten
raffte sich jedoch wieder auf, und es g,
lang ihm, während er den einen, (Lchit
ler) am Kragen fest halte, sein Taschen
messer auS der Tasche zu bekommen, un
inder er für einen Augenblick losließ
oaö Messer zu öffnen, und sofort den
Räuber >» den Unterleib bis ans Hef
einzudrücken. Der Getroffene stieß,i
nen kurzen Schmerzensschrei aus un
sprang sofort zum Fenster hinaus, wo
rauf die andern zwei, als sie sahen, wi
Maiks sich gegen sie wandte, auch si'c
schleunigst davon machten. Der furcht
bare Kampf hatte etwa zwanzig Minu
ten gedauert. Marks wurde stark v,r
letzt, focht aber mit bewunderSwerthen
Muthe, trotzdem er es mit drei solche
Mordbuben zu thun hatte. Hr. Ganse!
ist ebenfalls bedeutend verletzt, und di
grauen sind schrecklich zugerichtet.
Am nächsten Morgen wurde der Leich
nam eines der Keile ttwa 200 bis 3<X
Vards von dem Hause an einer FenS ge
funden, und von Hrn. Marks als d,!
des Räubers erkannt, den er gestochei
hitte. Es zeigte sich, daß ,S ein sung«i
Kerl aus Reading, Namens Peter Schit>
ler, war. Er schien zuletzt noch im Be
griff gewesen zu sem, seinen Rock auS>
zuziehen. Neben il/m wmde ein Halb
mask-, und ein Reisesack gefunden, i,
welchem alle Räuber-Werkzenge and Vor>
rwitungen entölten wa,e». falsche Bärte,
Hüte, Knebel, Mundpflaster, Verband
zeug, Pistole unv Patronentasche unk
ähnliches Zeug.
Die andern zw»i Räuber entflohen,
aber die Polizei ging sogleich auf ihn
Vei folaung ab. Polizei Chef Goodhart,
und Ofsicer Sanders ginge» am Don<
nerstag Morgen nach Philadelphia ont
kehrten am Freitag Abend mit zwei jun
gen Keilen, NamenS Benjamin Nergei
und Peter W. 'Aeida, beide der Polize
hier wohlbekannt, welche auf'üe Aiitlag,
in No. 1214 Nord 3. Str., oberhall
Giiard Avenue, Philadelphia, veryaft,!
wurden, Schiller « Raubgenossen gewe
sen zu sein. Kerner wurde am Donner
stag ein Bruder von Schiller dahier v,r
hastet, und unter 8lt>0!) Bürgschaft ge
stellt, auf d-n Verdacht, um den Raub
versuch gewußt zu haben, indem mar
ausgefunden haben will, daß ,r s,in„
Bruder am Mittwoch Abend di, Turn
peik hinaus gefahren habe.
Dieser freche und schändliche Raub
mord Versuch, dessen Gelingen nvr durcl
die entschlossene und unerschrockene Tap
feikeit des wackeren Herrn Mark v,r,it,l
wurde, gleich der kürzlich in Tulpehock,,
vollbrachten Frevelthat so sehr, baß mal
zu der Annahme berechtigt ist, daß bkid,
entweder von denselben Räubern od,>
von Gliedern derselben Bande auSgeführ
wurden.
Den Bauern aber geben wir den wie
verholten R»th, sich immer für den Emp
fang solcher Rauber vorbereitet zu halten
und ih»eii mit einer halben U ze Ble
cder einigen Zoll kaltem Stahl aufzu
warten. Einige Wiederholungen d,D
Dosis, die George Marks den RauberD
in Elsaß verabreichte, werden dem Unwtl
sen bald ein Ende machen.
«S-Die Stadt Neu Jork enihSlt lS0,0(«
Deutsche. Davon sind »3.000 Jude«. 46,00>
Römisch Katholische, und 6l M 0 Protestanten»!