Der Lecha Caunty patriot. (Allentaun, Pa.) 1859-1872, May 23, 1865, Page 2, Image 2

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    Lecha Caunty Patriot.
Allentaun, Pa>, ÄS. Mai 186tz.
1,1» ! -! >
?. v. «yoads. Vihlilfs-Sdiler ,
K-M- I
Die SonS of Liberty.
Seit dem Beginne des Krieges haben
die nördlichen Anhänger der Rebellen
unter verschiedenen Formen und Namen ,
und auf eben so verschiedene Weise die 5
Rebellion gefördert. Ueberall bestanden
geheime Verschwörungen, namentlich
„Sons of Liberty" und „Ritter des gol
denen Zirkels," welche die Gesinnungen
des nördlichen Volkes zu vergiften such
ten, Widersetzlichkeit gegen die Bundes«
beamten predigten—das Volk zu Riots,
zu Brand, Raub und Mord aufstachel
ten, dem Süden Hülfe und Trost schick
ten und das Desertiren aus der Bundes- ,
armee förderten. Sie haben frech und !
laut sich geäussert, ihre „südliche Brü
der" könnten nicht bezwungen werden ih
»c Mordinstrumente niederzulegen und
in die Union zurückzukehren, denn sie '
wären im Rechte; sie Halen gefrohlcckt '
über jede Niederlage der Unionsarmee;
sie sind stets dem dräften entgegengetre
ten und haben den Bundessoldaten im
Felde den Tod gewünscht ; sie haben jede
Handlung deS Präsidenten zur Unter
drückung der Rebellion verhöhnt und
kraftlos zu machen gesucht und ihm den
Tod zugeschworen, welches letztere sie lei
der vollbracht haben. Wie bekannt, ha
ben die loyale Bürger im Staat India
na besonders schwer in Folge dieser g e
h ei m e n V e r s ch w ö r u n g e n ge
litten und es »raren dort die „Sons of
Liberty" welche zum Morde dev Gouver
nms Morton und zum allgemeinen Auf
stand gegen die Bundesregierung hetzten
und zu diesem Zwecke die kriegsgefange
n,n Rebellen zu bewaffnen und gleich
Bluthunden auf das loyale Volk loszu
lassen beabsichtigten. Die Verschwörung
wurde jedoch rechtzeitig entdeckt, ihr Plan
vereitelt und den Rädelsführern der Pro
zeß geinacht. Drei dieser „Sons osLib
erry" hatten letzten Freitag zu Indiana
polis gehängt werden sollen, der Präsi
dent hat abe?in Folg? einer an ihn ge
richteten sehr zahlreichen unterschriebenen
Petition von Bürgern in Ohio und In
diana, um Umwandlung des Todesur
theils bittend, die Hinrichtung bis den 2.
Juni ausgesetzt; das Todesurtheil von
einem ist in lebenslängliche Gefangen
schaft umgewandelt worden. Den Fein
den des Landes muß klar vor Augen ge
stellt »verden, daß Hochverrath das
scheußlichste aller Verbrechen sei und be
straft weiden muß.
Die Anführer der Cirkelritter - Ver
schwörung in andern Staaten sollte man
auch Mores lernen —nämlich, der belei
digten Majestät der Republik die Ver
brecher überliefern.
Der Perkismen
Eine Philadelphia tägliche Zeitung
berichtet über diesen projektirten Riegel
weg folgendes:
..Der Charter der Norristaun und Al-
Riegel-veg Compagnie wurde
ic>: S.tzuag der Gesetz- '
i.7 n.-fchielenen Beziehungen'
uz' d e Aussicht ist jetzt da.
daß vre Peckzomeri Valley in kurzer Zeit
von einem Riegelweg durchschnitten »Ver
den wird, beginnend an einem Punkt an
dem Philadelphia und Reading Riegel
weg, einige Meile» oberhalb Nzrristaun,
und auslaufend an einem Punkt an dem
Ost-Pennsylvania Riegclweg, etwa sechs
Meilen Unterhalb Allentaun.
„Wenn so gebaut, wird der Perkiomen
Riegelweg von der Philadelphia u. Rea
ding Riegelwey Compagnie in Operation
gesetzt werden. Dieser Riegelweg wird
dann eine kurze und direkte Verbindung
zwischen Norristaun und Allentaun, zwei
bedeutenden Caunty Städten, herstellen,
und zwischen den Schuyltill und Lecha
Valleys, zwei der bevölkersten und reich
sten Theilen deS Staates. Für Phila
delphia eröffnet sie eine direkte Linie nach
Allentaun."
Tie große Reveue bei U?asch>ngton.
Die große Revue wird, wie ofsiciell an
gekündigt ist, heute und morgen (Dien
stag und Mittwoch) stattfinde», aber nur
in einem Durchmarsch? der Truppen durch
Waschington bestehen. Scherman'sAr
mee »vird am eisten Tage, die Potomac-
Armee am zweite» durchpaßiren. In der
Umgebung von Waschington giebt es kei
nen ebenen Platz der groß genug wäre,
um beide Armeen in Revue aufzustellen.
Scherman'S Truppen sind fast sämintlich
jenseits deß Polomac angekvmmen und
haben Feldlager aufgeschlagen.
hübsche» deuiiikratischc» Conccrn.
Jeff. Davis war unter Pierce KriegZ
fecrctär und unter Buchanan's Admini»
ftration Senator von Mississippi. Ja
cob Thompson, auf dessen .Kopf 25,»99
klotzt sind, war unter Buchanan
ullinisier des Innern. Snunderö war
unter Buchanan Consul in Liverpool.
Element (.lay saß als Congreßmann in
Waschington und war unler Buchanan
Gesandter in Peru. Ein recht hübsches,
erkleckliches Concern ! Gelingt eö nicht,
die Burschen alle auf amerikanischem Bo
dn, abzufassen, so wird von jedem frem
den Lande ihre Auslieferung verlangt
und nöthigenfalls erzwungen werden.
Kohlen verkaufte man in PottS
ville vorige Woche an S 2 5,0 per Ton-
Der große Mordpro.;eß.
Ueber die Eröffnung des großen Pro
zesses gege» die Verschwörer zur Ermord
ung deS Präsident Lincoln und seines
Cabinets können jetzt einige Mittheilun
gen publicirt werden, da der zu Aburthei
lung niedergesetzte Gerichtshof am vor
letzten Samstag seinen frühren Beschluß,
keine Berichterstatter der Zeitungen zu
den Verhandlungen zuzulassen, zurückge
nommen hat.
Wie bekannt, finden die Sitzungen des
Kriegsgerichts, an welches die Angeklag
ten verwiesen worden sind, in einem früher
als Zuchthaus benutzten Gebäude in
Waschington, dem sogenannten alten
Penitenliary, statt. Der Sitzungssaal
befindet sich im obern Stockwerk. Er ist
weißgetüncht und zwei Fenster an der
östlichen und westlichen Seite, die mit
starken Eisenstäben verwahrt sind.
An der nördlichen Seite des Saales
befindet sich eine mit grünem Tuch über
zogene Tafel an welcher die Richter sitzen.
An der westlichen Seite auf erhöhten
Bänken sitzen die Angeklagten. Dr.
Mndd, David, C. Harold, Lewis Payne,
Edward Spangler, Michael O. Laugh
lin, Atzeroth und Samuel Arnold. Auß
erhalb deS Gitters, an einem kleinen
Tische, sitzt Frau Surratt und auf der
andern Seite dieses Tisches, näher nach
den nordwärts führenden Fenstern ha
ben die Vertheidiger der Angeklagten:
Thomas.Ewing, der Sohn des Ex-Sena
tors Ewing von Ohio, Antony Stone,
Walter S. Cor, Reverdy Johnson,
Aiken und Clampet ihre Plätze angeivie
sen erhalte».
Der Angeklagte Dr. Mudd sieht ruhig
und gefaßt aus und scheint, indem er sich
auf das ihn umgebende Gitter lehnt, um
seine Hände von dem Gewicht der Fes
seln, mit denen sie beschwert sind, zu be
freien, der Verhandlungen aufmerksam
zu folgen.
Dagegen ist der Angeklagte Arnold
unruhig und fährt öfters mit nervösem
Zucken mit seinen Händen nach den Haa
ren, während seine Blicke ruhelos von ei
nem Gegenstände zum andern streiten.
sEr sieht sich einen nach den andern von
den Anwesenden an und beugt dann sein
Haupt auf seine Hände herab, die auf
seinen Knieen liegen- Er hat eigenthüm
lich geformte Handschellen. Sie sind
nämlich nicht unter einander durch eine
Kette, sondern durch einen acht Zoll langen
Eisenstav verbunden.
Der Angeklagte Payne, der ein grau
wolleneS Hemd und schwarze Beinkleider
trägt, scheint mehr beschäftigt, durch das
vergitterte Fenster einen Blick aufdie
sonnige Umgebung deö Sitzungsaales zu
gewinnen, als den Verhandlungen in
demselben Aufmerksamkeit zu schenke».
Sein schwarzes Haar hängt über seine
Stirne herab und überschattet seine dunk
elblauen Augen, seine dicke», etwas her
vorstehenden Lippen sind dicht auf einan
dergepreßt und die Beine hat er überein
andergeschlagen und gefesselten
Hände ruhen auf dem Schenkel.
Laughlin scheint auf jede Bewegung
im Sitzungssaal Acht zu geben. Er
lehnt seine» Kopf zurück gegen die Wand,
so daß man seine breite, aber nicht sehr
hohe mit dichtem buschigem Haar bedeckt-
Stirn sehen kann.
Atzeroth, ein Man» der ungefähr 5
Fuß L —7 Zoll groß ist, könnte leicht mit
einem unbelheiligten Zuschauer verwech
selt werden, wenn er nicht gefesselt wäre
Er hat ein gewöhnliches deutsches Ge
sicht, sein Bart und Haar sind röthlich
blond und er hat graue Augen.
Neben jedem Gefangenen sitzt ein Poli
zeiofsicer.
Frau Surrat ist eine starke wohlge
baute Wittwe, anscheinend etwa 49 Jahre
?alt und wohl conservirt, obwohl sie in der
That bedeutend älter ist. Sie ist schwarz
gekleidet und scheint etwas aufgeregt.
Ihre grauen Augen haben einen kalten,
unheimlichen, grausamen Blick.
Als Reverdy Johnson sich als Verthei
diger für Frau Surratt anmeldete, er
hob ein Mitglied des Kriegsgerichts, Gen.
Harris, Einwendung gegen dessen Zulas
sung, die jedoch nach einer längeren De
batte zwischen dem Antragsteller und
Herrn Johnson von Ersteren, fallen ge
lassen wurde. Gen. Harris bestand
nämlich , die Zulassung R. Johnson'S
auS den» Grunde, weil derselbe im ver
gangenen Jahre bei Gelegenheit der Ab
stimmung über die Annahme der neuen
Constitution von Maryland eine öffent
liche Erklärung abgegeben habe, in wel
cher er seinen Mitbürgern anrietk, einen
von der verfassungsgebenden Staats-
Convention vorgeschriebenen Eid abzu
> leisten, weil derselbe nach der Constitution
des Staates von den Bürgern nicht ver
langt werden dürfe und daher null und
nichtig sei. Johnson habe durch diese
Erklärung eine Mißachtung der Heilig
keit des Eides kund gegeben, die ihn un
geeignet mache, als Vertheidiger zu sun
> giren.
Johnson erwiderte ausführlich. Er
bel)auptete, daß er nicht daran gedacht
habe, seine Mitglieder von Maryland zur
Leistung eines falschen Eides oder auch
nur zur Mißachtung der Heiligkeit deS
Eidschwurs zu verleiten. Er führte an,
daß er die Venheidiguiig für Frau
Surratt nur aus Pflichtgefühl und ohne
pec»niäre Vergütung übei»omme» habe
und «uns endlich darauf hin, daß er selbst
den LoyilitätSeid bereits mehreremal ge
leistet. I>er Gerichtshof e»kannte in ge
heimer Sitzung diese Eiklärungei, für
zufriedenstellend an und ließ Reverdy
Johnson als Vertheidiger zu.
Die eigentlichen Gerichtsverhandlun
gen waren von wenig Jntresse.
A. W. L. Lee, ein Beamter der Mili
, tarpolizei von Waschington, bezeugte,
das, er Atzeroth's Zimmer im Kirkwood
- Waschington, besichtigt habe. Er
fand, daß man von dem Dach deö HauseS
auf eine Treppe im Hintergebäude ae
t konnte, durch welche man zu allen
Theilen des Hau>eö Zutritt hatte.
Im Fremdenbuche des Hotels, war der
Name E. A. Atzeroth, doch mit sehr un
- leserlicher >Schrifr, eingetragen.
Lewis A. Welchmaii bezeugte, daß er
mit. John H. Surratt bekannt sei.
Lernte ihn im Herbste 1892 oder vielmehr
1859 in St. Charles Co., Maryland
kennen, und erneuerte im Jahre 1893 in
Waschington diese Bekanntschaft. Seit
dem 1. November 1894 wohnte und
boardete er im Hause von Frau Surratt,
der Mutter des John H. Surrat, in No.
541 H. Straße.
Zeuge kennt auch Dr. Mudd. Machte
seine Bekanntschaft um Mitte Januar d.
I. in Waschington. Surratt stellte ihn
dem vor. Dr. Mudd führte Zeugen
bei John WilkeS Booth ein, der sie im
National Hotel auf seinem Zinnner mit
Wein und Cigarren traktirte. Dr.
Mudd hatte bei dieser Gelegenheit eine
geheime Unterredung mit Booth auf
dem Gange. Später wurde auch Sur
ratt von dem Doktor zu demselben beru
fen und Zeuge war 15—29 Minuten
allein in, Zimmer. Als dieselben wieder
in'S Zimmer zurückkamen entschuldigte
sich Doctor Mudd bei Zeugen, daß man
ihn allein gelassen, aber er habe mit Booth
eine Privcttunterhandliing wegen Ankauf
seiner, deS Doctors, Bauerei gehabt.
Später kam Booth öfters in das
Boardinghaus der Frau Surrat und
frug nach dem jungen Surratt. Wenn
letzterer nicht da war, sprach er mit der
Mutter. Alle diese Unterredungen wur
den ol)ne Zeugen in einem Zimmer des
oberen Stocks gehalten.
Zeuge kennt auch den Gefangenen Atze
roth, derselbe kam in Surratt'S Haus un
gefähr drei Woche» nachdem Zeuge die
Bekanntschaft vor Booth gemacht. Er
fragte nach Frau Surratt.
Auch mit dem Angeklagten Harold ist
Zeuge bekannt, er begrüßt ihn sofort in,
Sitzungssaal und letzterer verneigt sich
lächelnd gegen den Zeugen.
Der junge Surratt hielt zwei Pferde
und hatte dieselben in Stewart's Stall in
G Straße eingestellt. Atzeroth »var in
diesen, Stalle am Tag deS Mordes, um
Uhr Nachmittags. Er schien als »volle
er ein Pferd leihen, so sagteer wenigstens
zu Zeugen, als dieser ih» fragte »vas er
wolle. Da er kein Pferd geleihen erhal
ten konnte ging er fort.
Am Dienstag vor der Mordthat wurde
Zeuge nach dem National Hotel gesendet
um Bcoth zu ersuchen, er solle seine
Buggy der Frau Surratt für eine Fahrt
aufs Land leihen. Booth sagte er habe
sein Buggv verkauft, aber er wolle
Zeugen 19 Thaler geben um ein Buggy
für Surratt zu miethen. Er sprach auch
von den Pferden die in Booth's Leil)stall
ständen. Zeuge meinte sie gehören Sur
ratt, aber Booth sagte, sie gehörten sein.
Booth gab Zeugen in der That die 19
Thaler und Zeuge fuhr Frau Surratt
nach Surratsville, kehrte jedoch nach
kaum halbstündigem Aufenthalt daselbst
noch an demselben Tage nach Wasching
ton zurück.
Frau Surratt sagte, sie sei auS dem
Grunde nach Surrrattsville hinausge
fahren, um einen gewissen Nothy zu seh
en, der ihr Geld schuldig sei.
Aussagen des Lewis A. eichin an.
Ich wohnte bei Frau Surratt biszurZeit
deS Mordes und sah Booth dort öfters.
Er frug gewöhnlich nach John H. Sur
ratt, doch ivenn dieser nicht zu Hause
war, hielt er mit Frau Surratt stetS ge
heime Zusammenkünfte. Diese fanden
stetS im Parlor statt, doch wenn Surratt
zu Hause »var, gingen sie in's obere
Stockwerk.
Ich kenne den Gefangenen Aheroth,
welcher sich hier befindet. Am Freitag,
vor dem Tage des Mordes, fuhr ich Frau
Surratt in's Land, nach Surratsville,
»vo »vir um Uhr ankamen. Sie ging
in das Haus von Mr. Floyd und blieb
dort bis Uhr.
Ich erinnere mich, daß der hier anwe
sende Gefangene Payne in, Monat März
nach Surrall s Hause kam und nach John
H. Surratt fragte. Payne gab damals
seinen Namen als Wood an und gab sich
für eiiun Baptisten Prediger aus. Dies
fand ungefähr 8 Wochen vor den» Morde
statt. Payne blieb über Nacht in dem
Hause; später kain er wieder und blieb
drei Tage dort. Während seines Be
suches fand ich auf dem Tische in seinem
Zimmer, einen falschen Schnurrbart, den
er als sein Eigenthum reclamirte. Die
Sache kam mir sonderbar vor und ich be
wahrte den Schnurrbart auf. An dem
selben Tage fand ich Payne mit Surratt
im dritten Stockwerk auf einem Bette
sitzend und mit Dolchmessern spielend.
Außerdem lagen zwei Revolver und vier
paar neue Sporen umher. Einer dieser
«poren ward später in Atzeroth's Zim
mer vorgefunden. Der hier vorgezeigte
Revolver sieht denjenigen gleich, welche in
dem Zimmer lagen.
Am 19. März ging ich mit Surratt
nach dem Herndon Hotel, woselbst er ein
Zimmer für Payne miethete.
Ich kenne den Gefangene« Harold und
habe ihn mir Booth im Surralt'schen
Hause gesehen.
Am 23. März ging Surratt mit einem
Frauenzimmer, Namens Slader,
welches Schmuggel »ach dem Süden trieb,
nach Richmond und kehrte am 3te»
April zurück. Er sagte mir bei seiner
Rückkehr, daß er Benjamin und
Davis besehe» habe, und daß diese ihm
gesagt, „Richmond »verde n ich t ge
räumt »verde»". Kurz darauf ging ich
»ach Canada und ermittelte, daß Surratt
am 9. in Montreal »var, am 12. nach
den Ver. Staaten zurückkehrte und am
18. wieder kam. Er stieg in St. Law
rence Hotel ab.
Am 2. April schickte mich Frau Sur
ratt zu Booth und wünschte ihn zu Hause
zu sprechen und desselben Abends hatten
beide eine Unterredung.
Am 14, April, dem Tage des Mordes,
traf ich Boolh um halb 3 Uhr Mittags
im Hause der Frau Surratt, ws sie eine
kurze Unterredung im Parlor hatten,
j Während des Kreuzverhörs sagte Zeu
ge unter Anderm Folgendes aus :
Ich wohnte seit dem December 1894
i bei Frau Surratt in Waschington. Zu
dieser Zeit war sie vom Lande in die
Stadt gezogen. Ihr Sohn war mein
I Schulkamerad und hievon rührte unsere
Bekanntschaft her.
April dieses Jahr fuhr ich mit
Frau Surratt in'S Land zu einem gewis
sen Nothy, der ihr angeblich Rente schul
dig war. Sie hatte zwei Unterredungen
mit ihm, deren Inhalt mir unbekannt
blieb. Atzeroth schlief eine Nacht im Hau
se der Frau Suzratt, diese sagte mir,
daß sie Atzeroth nicht gern in ihrem Hau
se sähe. Am 15. Januar wurde ich durch
Dr. Mudd und Surratt mit Booth be
kannt gemacht. Dieselben hatten eine
Privat-Unterredung in meiner Gegen
wart im Pennsylvania Hause. Booth
zeichnete etwas auf ein Stück Papier,
doch ward die Unterredung so leise ge
führt, daß ich, der ich etwas weit entfernt
faß, nichts davon verstehen konnte.
Dr. Mudd kam öfters in das Land
haus der Frau Surratt und wohnte nicht
weit von diesem entfernt in der Nähe von
Surrattville. Ich sah Atzeroth am Ta
ge des Mordes um halb 3 Uhr Nachmit
tags in einem Leihstall wo er ein Pferd
leihen wollte, um damit, wie er angab,
in's Land zu reiten. Das Pferd ward
ihm jedoch verweigert, doch weiß ich nicht
ob er anderSwo vielleicht ein Pferd er
hielt.
Die übrigen Aussagen deS Zeugen ent
hielten nichts von besonderem Interesse.
Zeuge ist seit Vem 9. Januar !864 als
Clerk in Colone! Hoffmann's Office zu
Wasch!ngton angestellt.
Robert R. JoneS
war der nächste Zeuge. Er sagte auS :
Ich bin Clerk im Kirkwood Hause. AuS
dem vorliegenden Fremden - Register er
giebt sich, daß A. G. Atzeroth am 14ten
April im Zimmer No. 129 logirte. Ich
erkenne ihn auf der Anklagebank wieder.
Nachdem Atzeroth das Zimmer verlassen,
ward ein Bowiemesser im Bett vorge
funden. Ich erinnere mich, daß Jemand
den Vice - Präsident Johnson zu sehen
wünschte, doch weiß ich nicht ob das Booth
war, den ich nicht persönlich kenne. Ich
sah Atzeroth am Mittag zwischen IS und
l Uhr im Hotel. Ich weiß nicht ob Atz
eroth im Zimmer geschlafen hat oder nicht
und der Schlüssel zu diesem Zimmer ist
seit jenem Tage verschwunden. In ei
nem Rock, welcher im Zimmer vorgefun
den ward, befand sich ein geladenes Ca
valleric-Pistöl.
Hr. Floyd
bezeugte Folgendes : Ich wohne in Sur
rattville und bin seit dem I. Dec. 1864
mit John H. Surratt bekannt. Auch
kenne ich die Gefangenen Harold und
Aheroth. Ungefähr 5 oder 9 Wochen
vor der Ermordung des Präsidenten ka
men die drei Genannten zu mir in s
Haus. Surratt rief mich in den Par
lor und ich sah auf dem Sopha 2 Cara
biner nebst Munition liegen, sowie einen
Strick von 19 bis 19 Fuß Länge. Sur
ratt bat mich, diese Sachen aufzubewah
ren. Ich weigerte mich, doch führte er
mich in ein anderes Zimmer in welchem
ich noch nie zuvor gewesen und zeigte mir,
daß ich die Sachen unter dem Gebälk ver
stecken könne. Ich versteckte alsdann die
Sachen.
Am Montag vor dem Morde kam Frau
Surratt zu mir und sprach von der An
gelegenheit. Ich verstand sie nicht. Sie
fragte nachdem Schießeisen oder sonst et
was derart, um meine Aufmerksamkeit
hierauf hinzulenken. Ich hatte dies bei
nahe vergessen und sagte ihr dann, daß
sie vei steckt seien. Sie sagte, daß sie
bald gebraucht werden würden.
Am Abend des Mordes gegen 5 Uhr
kam sie wieder zu mir und sagte, daß ich
die Schießwaffen für die Nacht bereit
halten sollte.
Sie gab mir außerdem etwas in einem
Papier zur Aufbewahrung, ich fand, daß
es ein Perspektiv war. Sie bat mich zu
gleich, daß ich zwei Flaschen Whiskey be
reit halten sollte, da sie in der Nacht ab
geholt werden wurden.
Am Abend des Mordes, kurz nach 12
Uhr, kamen Booth und Harold zu mir.
Booth, den ich damals nicht kannte, blieb
vor dem Hause. Harold sagte, er wolle
~die Sachen" haben und ich gab ihm den
Whiskey, die Carabiner, das Feldglas
und einen Schraubendreher. Frau Sur
ratt hatte mir aufgetragen, ihnen diese
Sachen zu geben. Sie blieben nur fünf
Minute» u»d »ahmen nur einen der Ca
rabiner mit. Booth sagte, daß er den
seinigen nicht mitnehmen könne, da sein
Bein gebrochen sei. Harold brachte ihm
die Wlnskey - Flaiche, während er in der
Vorhalle saß. Als sie sich zum Fortge
hen bereit machte», sagte Booth : ~J ch
will Euch was Neues sagen,
ich b i n g a n z s i ch e r, daß wir
den Präsident und Secre
tär Seward ermordet ha
be n !" Ich murde davon so aufgeregt,
daß ich nicht mehr wußte, was um mich
her vorging. Am nächsten Mol gen um
9 Uhr hörte ich die Bestätigung dieser
Nachricht. Dr. Mudd kenne ich nicht und
habe ihn nie zuvor gesehen. Als Harold
zu mir in'S Haus kam, sagte er : ~ Ilm
Gottes willen, beeilt Euch und holt die
Sachen."
Im Kreuzverhör sagte Zeuzeaus : Ich
halte ein Wirthshaus. Ich miethete das
Hans am l. December v. I. Zu dieser
Zeit befand sich nur eine zerbrochene Dop
pelflinte daselbst. Während Frau Sur
ratt bei mir im Hause war und von den
Schießwaffen sprach, befand sich eine
Frau Offell bei ihr, meine Schwägerin,
ich weiß nicht ob letztere die Bemerkungen
gehört hat. Die übrigen Aussagen deö
Zeugen waren ohne Belang.
Aussagen von Mary t?atink.
Ich wohne in No. 4M G Straße in
Waschington und halte in meinem Hause
Zimmer zur Miethe. Die Gefangenen
Arnold und O'Laughlin kenne ich. Die
selben mietheten ungefähr am I9ten
Februar Zimmer in meinem Hause.—
John W. Booth besuchte sie dort sehr oft
und blieb in ihrem Zimmer, wo sie lange
Unterredungen harten. Mehrere Male
verließen sie das Haus; »n einem Sam
stag gingen sie, wie sie sagten, ins Land.
Booth kam sehr oft in mein Haus und
fragte nach Arnold und O'Laughlin und
wenn er dieselben nicht zu Hause traf,
kehrte er wiederholt zurück oder ging in
>ihr Zimmer, wo er ein Zettelchen zurück-
I ließ. Arnold und O Laughlin gaben mir
Freibillets, um Booth im Theater spie
len zu sehen. Daß war am 18. oder 29.
März. Einmal fand ich ein Pistol in
ihrem Zimmer. Ich erinnere mich, daß
ein ordinär aussehender Mann eines
Abends zu ihnen kam und erst am an
dern Morgen wider fortging. Die Ge
fangenen sagten mir, daß sie beim Oel
geschäft betheiligr seien.
Aussagen von Henry Tvilliama.
Ich kenne O'Laughlin und Arnold,
welche sich hier auf der Anklagebank be
finden. Ich sah sie in Baltimore, wo
selbst ich mehrere Briefe von Booth an
dieselben abzuliefern hatte. Ich weiß,
daß O'Laughlin im März eine Unter
redung mit Booth im Theater hatte.
Aussage» von Z, P. tLarly.
Ich kenne den Gefangenen O'Laugh
lin. Ich traf denselben auf der Eisen
bahn am Tage vor dem Morde und blieb
während des Tages in Waschington in
seiner Gesellschaft. Im National Hotel
frug O Laughlin nach Booth und beide
hallen dort eine Unterredung. Am näch
sten Tage fuhr O'Laughlin nach Balti
more zurück und ich ebenfalls. Am Tage
»ach den, Morde sprach ich mit O'Laugh
lin. Derselbe sagte, er fürchte sich nach
Haufe zu gehen, weil die Detectiv Pa
usten hinter ihm her wären, weil er mit
Booth bekannt war.
Während der Nacht des Mordes schlief
O. Laughlin allein in einem Zimmer des
National Hotel, doch kann ich nicht mit
Bestimmtheit sagen, wann er dort zu
Bett ging.
' Lieutenant Henderfon s Aussagen.
Ich kenne den Gefangenen O'Laugh
lin. Derselbe befand sich am Freitag
den It. April (am Tage des Mordes)
in Waschington und sagte mir an diesem
Tage, daß er Booth besuchen »volle.
Aussagen von Samuel k. Z. Strcgg
Ich kenne O'Laughlin seit seiner Kind
heit. Anfangs April sah ich ihn in Ge
sellschaft Booth's und zivar in sehr in
timer Bekanntschaft mit demselben. Bei
de hatte auf der Straße eine geheime
Unterredung mit einander, deren Inhalt
ich nicht kenne. DieS fand Anfangs
April d. I. statt.
Zeugniß vsm David Stanton.
Ich erkenne O Laughlin auf der An
klagebank wieder. Ich sah denselben am
Abend vor dem Morde i»n Hause des
Kriegsministers. Er stand auf dem Trep
penabsatz und ich frug ihn nach seinem
Begehren. Er frug nach dem Minister.
An diesen» Abend befand sich General
Grant in dem Hause. Das war u»n
Uhr Abends als eine Serenade vor
dem Hause stattfand. Als O'Laughlin
nach dem Kriegsminister frug, zeigte ich
ihm! denselben. O Laughlin ging jedoch
nicht zu ihm, er sagte mir auch nicht, »vas
er von ihm »volle. Seitdem habe ich ihn
als Gefangenen auf dem Kriegsschiff
„Montauk" wieder gesehen.
D. L. Read
bezeugte: Ich sah John N. Surratt
am Abend deö 14. April (am Abend des
Mordes) vor dem National Hotel. Er
liatte einen runden Hut auf und neue
Messingsporen »nit sehr großen Rollen
an. Wir grüßten einander als er vor
mir vorüberging.
Zamea IV. Pomephrcy
bezeugte: Ich bin der Besitzer eines
Leihstalles in Waschington. Am Frei
tag Nachmittag den 14, April um 4 Uhr
N. M. kam Booth zu mir und ver
langte ein Pferd, welches er gewöhnlich
ritt. Ich gab ihn, eine rothbraune
Stute, welche ich seit jener Zeit nicht
wieder gesehen habe. Er hatte öfrers bei
mir Pferde gemiethet und »var mir durch
Surratt vorgestellt worden. Als ich ihm
das Pferd gab, forderte er sich einen
Zügel, um das Pferd festbinden zu kön
nen.
Ich sagte ihn,, er solle das Pferd, wen»
er absteige, lieber von Jemand halten
lassen. Er antwortete, daß er nach
Grover's Theater reiten »volle, um dort
einen Brief zu schreiben und er werde
das Pferd in einem Stall hinter dem
Theater festbinde».
Zeugniß von Xufus Stables.
Ich halte in Wasching
ton. Booth, «urratt und Atzeroth
pflegten wiederholt zu mir zu kommen
und zwar während der Zeit vom 21. bis
zuin 2V. März. Surratt hatte 2 Pferde
bei mir stehen, die er abwechselnd selbst
benutzte und auch de»»» Atzeroth lieh. An
fangs sagte mir Atzeroth, daß Surratr i»
Richmond gewesen sei und daß, als er
zurückkehrte, er Truble gehabt habe, in
dem die Deteetiv Polizisten hinter ihm
waren. Die Slallmielhe für die Pferde
ward von Boolh bezahlt und später »ahm
Atzeroth die Pferde hinweg. Eins der
selben »var blind auf einem Auge ; »renn
ich es sehe, werde eö wieder erkenne».
Zeugniß von Peter Flatterkell.
Ich h,>lte eine Restauration nebe»
Ford's Theater. Am Abend deö I lten
April, gegen li»Uhr sah ich Booth in mei
nem Local, er lies sich Whisky geben, und
ging hinweg. Er war damals allein.—
DaS war ungefähr 8 oder I» Minuten
vor den» Morde des Präsidenten. Ich ken-
ne den Gefangenen Harold. Am Abend,
des Mordes oder den Abend zuvor kam er'
in »nein Local und frug nach Booth. Jc>>
weiß nicht mit Bestimmtheit ob es am
Freitag (dem Tage deö Mordes) oder am!
Donnerstag »var.
Sergeant?ames U». Zvye
bezeugte: Am Abend des 11. April ge
gen 9z Uhr sah ich vor Ford's
mehrere Personen, welche durch ihr son
der bare 6 Betragen meine Aufmerksamkeit
erregten. Der erste, welcher mir auffiel
war ein elegant gekleideter Mann, er
j kam aus dem Eingang und sprach mit ei- >
! »ein ordinär aussehenden Menschen, dann
trat ein dritter hiiini; sie hatten eine'
Unterredung Ederen SchlufiwoUe ich hör-'
> te. Der Erste sagte nämlich : „Ich glau^!
be jetzt kommt er heraus." Dies hatte,
wie ich glaube, Bezug auf den Präsiden-
I ten, dessen Wagen vor der Thür stand.!
>Sie warteten eine Weile, sie gingen als-'
dann i» die Restauration und kamen so
gleich wieder zurück. Der Kleinste von
den Männern ging dann in s Theater,
kam wieder zurück und nannte die Zeit,
Dann ging er die Straße entlang, kam
wieder und sagte nochmals wie spät es
»var. Dies kam mir verdächtig vor. Kurz
darauf wiederholte sich daßelbe. Das war
gegen 19 Minuten nach 19 Uhr. Als
dann ging der feingekleidete Herr in das
Theater und der andere lief die Straße
hinauf. Der Dritte war schon zuvor
in'S Theater gegangen. Ich ging dann
in ein Wirthshaus, doch kaum »var ich
daselbst angelangt, als Jemand gelaufen
kam und berichtete, daß der Präsident er
schossen sei.
In dem mir vorgelMtenen Portrait er
kenne ich Booth als den feingekleideten
Herrn wieder. Es scheint mir, daß Hr.
Spangler (einer der Gefangenen) einer
Derjenigen war, welcher mit Booth die
Unterredung hatte; doch bin ich dessen
nicht ganz gewiß.
Zohn Ni. Sucki»^l>am
bezeugte. Ich bin Thürsteher in Ford's
Theater und sah Booth am Abend des
14. April daselbst. Es war gegen 19
Uhr. Den Vorfall in der Loge konnte
ich nicht sehen, da ich mich unter der Gal
lerte des ersten Ranges befand. Ich sah
nur wie er die Treppe zum Dreß-Circle
hinaufging und später auf die Bühne
sprang und mit einein Messer in der
Hand fortlief.
Zaine« p. Ferguson
bezeugte. Ich sah Booth am Nachmit
tag des 14. April vor meiner Restaura
tion in Waschington. Booth »var zu
Pferd, welches er mir zeigte und dabei
erwähnte, daß es so schnell wie eine Katze
lausen könne. Am selbigen Abend war
ich in Ford's Theater und saß der Loge
des Präsidenten gerade gegenüber. Ge
gen 19 Uhr sah ich wie Booth nach der
Loge zu ging und die Thür, welche zu den
Logen führt, aufstieß. Meine Aufmerk
samkeit ward dann durch eine Scene auf
der Bühne abgelenkt, als ich plötzlich
Booth aus der Loge des Präsidenten Lin
coln springen sah. Er hatte ein Messer
in der Hand und rief die Worte : „Sir
Semper Dyranniv" aus. Er lief über die
Bühne nach der Thür, durch welche die
Schauspieler eintreten. Ich lief dann so
gleich nach der Polizei und machte von
dem Vorfall Anzeige.
Tapt. Tbco. NlcHsvern
kennt WilkeS Booth. Sah ihn in der
Nacht der Ermordung in Ford'S Theater
nahe der Loge des Präsidenten stehen und
sich im Theater umsehen. Er nahm dann
ein Packet Besuchskarten aus der Tasche
und händigte eine davon dem Boten des
Präsidenten ein, der vor ihm saß. Einen
Moment später sah ich ihn in die Loge
eintreten und die Thür hinter sich zuma
chen. Bald darauf sah ich einen Mann
von der Front der Loge herabspnngen
und über die Bühne laufen. In seiner
Rechten hielt er einen großen Dolch, des
sen Klinge Zoll läng »var. Konnte
in diesem Augenblick nicht erkennen, ob
cs Booth »var.
(lorlschung folgt.)
Jeff Daviö' Oicfangcnnahme.
Ein kläglicheres Ende hat wohl niemals
ein Mann genommen, der in der Weltge
schichte eine so hervorragende Nolle ge
spielt, als Jeff. Davis. Der Beherr
scher von neun Millionen Menschen, der
Commandant großer, siegesgewohnter Ar
meen, der fast unumschränkte Gebieter
über Leben und Eigenthum seiner Unter
gebenen, der Bramarbas, der fortwäh
»end von einer Vertheidigung bis zum
letzten Thaler und zum letzten Mann
geschwatzt, ist auf feiger Flucht, in Weibs
kleidern angethan, ergriffen worden und
wird jetzt feinen Prozeß als gemeiner
Mörder zu bestehen haben. So tief sind
die Mächtigen gefallen!
Jeff. Davis hatte Greensboro in Nord-
Carolina »och an der Spitze einer auser
leseiie» Schaar vo» 2999—3999 Reiter»
verlassen. In seinem Gefolge defanden
sich damals noch die Magnaten der ephe
meren südlichen Consöderation,der schlaue
«KratS Sekretär JudaS Benjamin, der
schusterliche Kriegsminister John A.
Breckinridge, der von, Schweiße des Vol
kes gemästete Finanzminister Trenholi»,
und seiner Cavallerie-Eskorte folgte ein
langer Wagenzug, beladen mit den aus
NichmondS Banken gestohlenen Schätzen.
Das war immer noch ein einigermaßen
anständiges Comitat für einen so großen
Herrn.
Aber je »veiter die Caravane südwärts
gegen die Florida vordrang, von dessen
Ufern auS Jeff. Davis wahrscheinlich mit
seine», Raube zu Schiffe nach dem mir
t! 9 bis 79 Meilen entfernten Havanna
zu entkommen beabsichtigte, desto mehr
schmolz die Zahl seiner Begleiter zusam
men.—Eine »acb der andern von den
Ratten vnließ daö sinkende Schiff und
als Wilson s Cavallerie endlich vorigen
Mittwoch die Flüchtlinge in Jrwinville,
Irwin Co,, Ga. nicht mehr weit von der
Grenze Floridas einHolle, da scheint we
der die Cavallerie-Escorle noch die ge
raubten Schätze mehr vorha»den gewesen
;u sein. Nur seine Familie und einige
untergeordnete Beamte waren »och im
Gefolge des Erpräsidenten, der vergeb
lich in Weiberkleider» zu entkommen such
te. Judas Benjamin, Breckenridge,
Trenholm und andere Rebellenführer hat
te» wahrscheinlich geglaubt, das Loch daS
der Zimmermann gelassen, besser allein
finden zu können, als in Gemeinschaft
eines Mannes, auf dessen Kopf von der
Regierung ei» Preis von H 199,999 ge
setzt »var.
Wie vollständig todt, übrigens in
öffentlichen Meinung, daS ganze wahn- >
sinnige Unternehmen der südlichen Re
bellion bereits seit Lee'S Capitulation ist,
wild durch die außerordentlich geringe >
Sensation bewiesen, welche die Nachrichr
von der Gefangennahme des Crzverrä- >
lherö hervorgebracht hat. Kaum daß
man davon spricht, »vas das Schicksal des
Gefangenen sei» wird ; daß Schicksal der
südliche» Consoderalion »var längst be
siegelt, auch ivenn cs Jeff. Davis gelun-!
gen wäre, über Havanna!) nach Texas
zu entkommen. Schlimmsten Falles wä
re dadurch die vollständige -pacisication
des Landes um einige Wochen noch verzö
gert worden. Das wär« Alles.
Die praktische Schule im Süden hat
manchen früheren Anhänger der Proskla
verei-Demokratie gründlich bekehrt. So
unter anderen einen Lieut. des 177.
Ohio-Regiments Namens Peterssen, der
dem „PittSburger VolkSble.tt" darüber
folgende Mittheilung macht:
Ich war, sagte er, früher Demokrat
aus Ueberzeugung. ES war meine auf»
richtige Herzcnsmeinung, daß die heftigen
Angriffe gegen die Sklaverei übertrieben
seien. Ich war, mit einem Worte, halb
südlich gesinnt. Aber seitdem ich an Ort
und Stelle selbst erfahren und gesehen
habe, wie man die Neger mit Bluchun»
den gehetzt, wie man sie gepeitscht und
fast »och schlimmer als das Vieh behan
delt hat; seitdem ich die Jammergestal»
ten unsrer Leute, die in südlicher Kriegs
gefangenschaft waren, gesehen habe—die
se Unglücklichen, zu Skeletten abgezehrt,
mit Ungeziefer bedeckt, faulend bei leben
digem Leibe, zum Theil blödsinnig gewor
den durch die Hungertortur, so daß sie
ihre eigenen Namen nicht mehr wußten,
—seitdem ist es aus und vorbei mit mei
ner früheren Borliebe für den Süden.
Gestriegelt müssen sie werden, die Hunde,
und wir haben sie gestriegelt n»o wir
konnten.
Die Soldaten wollten zuerst die Nach
richt von der Ermordung Lincoln's gar
nicht glauben. Als dieselbe sich aber
doch bestätigte, brach die Wuth los und
Raleigh wäre dem Boden gleich gemacht
worden, wenn nicht Gen. Scherman ener
gische Maßregeln zum Schutze der Stadt
ergriffen und sich in einem Tagesbefehl
an das Gerechtigkeit,»- und Ehrgefühl der
Soldaren gewendet hätte, nicht ihren
Ruhm durch GewaltthatengegenUnschul
dige zu schänden.
Der erste ..Friedensvertrag" mit John
ston wurde der Armee gar nicht bekannt.
Wenn es nach der Ermordung Lincoln's
nochmals zum Kampfe gekommen wäre,
so würden unsere Leute AlleS niederge
macht haben. An Scherman hängen die
Truppen mit einer fast abgöttischen Bek
ehrung.
In Raleigh besteht ein vorzüglicher
Kern von Bärgerschaft, die der Union
aufrichtig zugethan ist. An diesen Leuten
wird die neue Ordnung der Dinge eine
feste Stütze haben. Ueberhaapt ist die
Stimmung der Bevölkerung von Nord-
Carolina sehr günstig für die Union.
Die Negn haben sich fast ohne Ausnah
me als unsere treuesten Freunde und Ver
bündete erwiesen. Es gibt unter ihnen
auch Verräther, aber sehr wenige.
JameS Buchanan,
der „berühmte" Weise von Wheatland,
ist eben daran seine Lebensgeschichte zu
schreiben um seinen Namen aufdie Nach
welt zu bringen. Diese Mühe könnte ev
sich ersparen, den» fein Name wird ohne
hin auf die Nachwelt kommen in Gesell
schaft mit Jefferson Davis, Breckinridge,
Vallandingham und Eonsorten. Da er
nun aber einmal an der Schreiberei ist,
so wird er ersucht nicht zu vergesse», waS
in der Nacht vor seiner Nominalion zum
Präsidentschafts - Candidaten durch die
demokratische Convention in Eincinnati
geschah. Die Convention konnte sich
nicht einigen, da die Südländer mit kei
ne», der vorgeschlagenen Candidaten zu
frieden waren. Die Conoention vertagte
sich am Abend um am nächsten Morgen
auf unbestimmte Zeit heimzugehen.
Während der Nacht gelang es die
Feuerfresser zu bestimmen den JanuS
Buchanan als Candidaten zu nehmen.
Diese Verhandlungen waren sehr geheim
und Douglas und feine Freunde waren
vollständig ausgeschlossen. Am nächsten
Morgen wurde Buchenau im ersten Bat
lot noniinirt und Richter Black von
Pennsylvanie», später Cabinctsmitglied
unter Buchanan, hielt eine lange Rede,
in der er Folgendes sagte zu de» Süd
ländern gewendet:
~Sagt nicht, wir solle» euch verlas
sen, oder euch'nicht länger folgen ; wo
hin I h r geht, dahin gehen auch wir;
wo ihr wohnt, da wollen auch wir
wohnen, euer Volk soll uns, rVolk,
euer Gott Unser Gott sein ! Sollte
eä zu einer Auflößung der Union kom
men, so wird B u ch a » a » und Penn
snlvanien mit gehen und selbstver
ständlich die Schiffe und Soldaten und
Waffen und die Bundeskasse mitneh
me» !"
So war es also schon in der demo
kratische» Co»ventio» vom Jahre 185,6
beschlossen, die Pläne der Südländer zu
unterstützen und den Norde» zu zwingen,
den Forderungen der Feuer
fresser zu unterwerfe» oder dem Nebel
lenbunde sich anzuschließen. Nur durch
solche Zugeständnisse konnte James Bu
chanan sich die Stimmen der Südländer
verichassen, und er ha t, als die Rebellion
ausbrach, getreulich erfüllt, was er den
Rebellen im Jahre 1859 versprach. Er
112 ö r derte die Rebellion und that alles
Mögliche s ü r sie, so lange er Präsident,
und Jakob Thompson, Floyd, Jeff. Da
vis und Cobb seine Vertrauten und
Nachgebet waren. Jamcs Buchanan
sollte eigentlich aufgefordert werden, bei
der Prozessirung des Jeff. Davis anwe
send zu sein um sehen zu können und
auch zu fühlen, w>e Verräthern vor dem
Gerichte des Volkes zu Muthe est.
tLi» glückliches lLntkoninien.
Der schwere Regen am Samstag den
(iten Mai war in manchen Theilen von
Montgomery Caunty mit heftigem Don
ner und Blitz.» begleitet. In North
Wales schlug der Blitz in ein von David
Mover geeignete und von John Mont
gomery bewohntes Bauernhaus, wodurch
dasselbe bedeutend beschädigt wurde.
Mrs. Montgomery lag krank im Bette,
verließ aber während des Gewitters ihr
Lager ȟd setzte sich auf einen Stuhl in
der Stube. Kaum war sie aufgestanden,
als der Blitz einschlug und die ganze Stu
bendecke über dem Bette, worin sie gelegen
Halle, herunter siel. In der That ein
glückliches Entkommen.