Der Lecha Caunty patriot. (Allentaun, Pa.) 1859-1872, January 26, 1864, Page 2, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Lecha Caunty Patriot.
Allentaun, Pa., SV Januar, 1864.
H»a»«geber und Eigenihllmer.
Al»,. Miller. Sehlttst-Edilor.
Ein sehr trauriges Ereigniß.
Am letzten Freitag ereignete sich folgen
der sehr traurige und bedauerliche Vor
fall in dieser Stadt. Herr B e n j a
minßeichelderfer brachte näm
lich seine Gattin hieher, welche sich eine
Anzahl Zähne ziehen zu lassen wünschte.
Allhier angelangt, begab man sich »ach der
OfsiS der Zahn-Aerzte Guldin und
Griesemere, um wie gedacht die
Zähne ziehen zu lassen. Nach einer Un
terredung daselbst, verlangte die Frau un
ter Einfluß von Chloroform gebracht zu
werden. Dr. Griesemere ersuchte sie die
ses Vorhaben aufzugeben, aber demunge
achret soll sie darauf bestanden haben.—
Dr. Grieiemere frug sie sodann, wen sie
wünscht für diesen Zweck zu haben, wor
auf sie antwortete : einer der Doktoren
Mar ti n's. Dr. Griesemere gieng
dann für Dr. E. G. Martin und er und
fein Bruder Dr. H. F Marti,, giengen
mit ihm, um den Wunsch der Frau zu er
füllen. Sie brachten dieselbe auch bald
unter den gedachten Einfluß, und aber als
S Zähne ausgezogen waren, wurde der
Zahnarzt angewiesen seine Opperationen
emzustellen, indem der Patient stark am
Sinken sei—und wirklich, und schmerzlich
»u sagen, die Frau sank bis der letzte Le
bensfunken erloschen war. Die Gefühle
der Beteiligten, sowie deS anwesenden
Gatten, lassen sich hier besser denken als
beschreiben. Alles nur in der WeltMög
liche, wurde angewandt sie wieder in das
Leben zurückzubringen—allein vergebens.
Eine Coroners - Jury wurde dann geru
fen, eine Post Mortem Examinatio» un
ternommen, und Zeugen ahaehört, dar
unter eine Anzahl Aerzte worauf die
Jury den Ausspruch that:' „daß die
Verstorbene durch Chloro
form zu ihrem Tode ka m—
daß aber nach dem Zeugniß
der Aerzte keine ungewöhn
lich große Quantität ap
plizirt worden sei." —Noch
mals, der Fall ist in der That sehr zu be
dauern, und eS sind w Bezug darauf sehr
viel, verschieden lautende Gerüchte im
Umlauf, so viel so, daß wir für jetzt nichts
mehr darüber zu sagen wünschen. Die
unglückliche Frau war etwa 30 Jahren
alt, und hinterläßt einen tiefgebeugten
Gatten und 3 kleine Kinder ihren trauri
gen, unerwarteten und allzufrühen Hin
gang zu beweinen.
Soldaten - Anwerbungen.
Die folgende junge Männer haben sich
in das 47ste Regiment, zu Key - West,
Florida, stationirt, anwerben lassen, und
werden am 6. Februar für das Regiment
von hier abreisen:
Co. G.—l. W. Reber, (Bet. V 01.,)
Charles W. Eckert, jr., Franklin C.
Mertz, Daniel Schitz, Jeremiah Leary,
JameS HayeS.
Co. B.—John W. Weiß, JameS B.
Swartz, John Johnson, John Graver.
Noch keine Compagnie gewählt.—G.
Nonnamacher, William Eschbach, John
Albright, Jacob Bast, Miller,
Newhard.
Die obige sind alle aus Allentaun, mit
Ausnahme von Johnson und Graver, die
von Millerötaun sind. Einige von Ea
ston haben sich auch in dieses Regiment
anwerben lassen, welche dann zusammen
etwa 50 Mann zählen, und von Lieut.
JameS Stuber nach ihrem Bestimmungs
ort begleitet werden.
Wir hoffen daß dem Beispiel dieser pa
triotischen jungen Männer von vielen An«
dern gefolgt werden möge. Ihr Motto
ist : Auf mit den Sternen und hinunter
mit den Berräthern in der Heimath wie
im Süden.
Wer find die Jackson Demokra
ten ?
Am Bten Januar brachte Hr. Worth
ington im Senat von Pennsylvanien ei
nen Beschluß ein, anmeldend, daß indem
an diesem Tage vor SV Jahren die große
Schlacht durch Gen. Jackson bei Neu-Ör
leanö über die Brittischen errungen wur
de, und seine patriotische Anhänglichkeit
an die Union anerkennend, während er
Präsident der Vereinigten Staaten ge
wesen war, die Senatoren es für höchst
angemessen und schicklich halten, einen
Theil der Morgen-Sitzung für die Ver
lesung der Proklamation und Abschieds-
Addresse deS Jackson, an das Volk
der Vereinigten Staaten zu widmen.
Für diesen billigen Beschluß stimmten
die Senatoren wie folgt:
Ja« Die Herren ChampnepS, Connell,
Dunlap, Fleming, Graham, Höge, Housholder,
Johnson, Lowry, McTandleS. NicholS, Nidg
«ap, Turrell, Wilson, Worthtngton und Penney
—lk. —Alle Republikaner, und Freunde der Uni
on.
Neln S.—Die Herren Beardslee, Buch«,
El?»«, Donovan, Glatz, Hopkins, Kinsey.Lam
berton, Latta, MeScherrp, Montgomerp, Reill?,
Emilh, Stark, Stelnund Wallaee—lL. —
Alle Eopperhead« und Jeff. Davis Jünger.
Also ging der Beschluß verloren, indem
die Abstimmung darüber gleich aussiel.
DaS Andenken des alten Helden will kein
Copperhead ehren, und seine Proklama
tion und Abschieds - Address«? wolle» sie
scheint« nicht mehr verlesen haben. Sie
sind doch wahrhaftig getreue Seelen von
Jeff. Davis und Co. ! Das Räthsel ist
nun gelöst, und Jeder weist jetzt wer die
Agckftn sind.
Eine Prosklaverei Lüge durch
Zahlen aufgedeckt.
Die Anklage, welche Jeff. Davis in
seiner Botschaft im Jahr IB6V erhob, u.
die seitdem von allen Copperhead-Blät
tern deö NordenS wiederholt wurde, daß
der Norden seine Sklaven, „aus denen er
keinen Nutzen mehr habe ziehen können,"
verlauft und dann dieselben aus vergeb
licher Philanthropie habe frei machen
wollen, widerlegt ein Correspondent des
„Baltimore American" durch geschichtli
che Ziffern und Zahlen. Er weist nach,
daß jene Behauptung der Prosklaverei
strolche mit allen zur Zeit im Norden er
lassenen Gesetze im Widerspruch stehe und
daß in keinem einzigen Fall die Sklaven
nach dem Süden verkauft worden seien.
Nach den von demselben aus statisti
schen Quellen (CensuS) zusammengestell
ten ZahlenanAaben befanden sich im Jahr
1790 in den Staaten Maine, New Hamp
schire, Vermont, Massachusetts, Connec
ticut, Rhode Island, New Vork, New
Jersey und Pennsylvanien 27,109 frei-
und -tv,370 unfreie Neger, ein Verhält
niß, daS sich schon in gestaltet hat
te wie folgt: Fr.'ie Neger 4L,654, Sklae
ven 35,8 l l. In diesen, ersten Decenni
um hatte also die Zahl der freien Neger
um 19,545 zugenommen, bieder Skla
ven aber um 4559 abgenommen, während
sich die ganze farbige Bevölkerung um
14,986 Seelen vermehrt hatte. Da zu
dieser oder irgend einer Zeit keine Ein
wanderung freier Neger nach den Ver.
Staaten stattgefunden hat und alle ein
geführten Neger-Sklaven waren, so läßt
sich die enorme Vermehrung der freien
Farbigen in diesen 10 Jahren nur die An
nahme erklären, daß die freigelajjenen
Sklaven im Norden verblieben und den
freien Farbigen beigezählt wurden. Wie
stand eö nun in 1810 ? Damals gab eö in
den obengenannten nördlichen Staaten
freie Neger und nur noch 27,081
Negersklaven und eS hatte sich also die
freie schwarz? Bevölkerung um 28,502
vermehrt, während die Sklavenbevölke
rung um 8,930 abgenommen halte, ein
Resultat, welches ebenfalls nicht hätte er
zielt werden können, wenn man die Skla
ven nach dem Süden verkauft hätte.
In 1820 gab eö in den genannten neun
Staaten 92,697 eine Zunahme der freien
um 17,541 und eine Abnahme der unfrei
en Neger-Bevölkerung um 9080 Seelen.
In 15,30 zählten die neun Staaten 122,-
434 freie und nur noch 2780 unfreie Ne
ger, eine Zunahme von 29,737 für die er
steren und eine Abnahme von 15,221 für
die letzteren.
In 1840 gab eS 141,559 freie und nur
noch 765 unfreie Neger. Es hatten sich
die ersteren also in den letzten 10 Jahren
um 10,125 vermehrt, die letzteren aber um
2015 vermindert.
Daßdiese enormeVermehrungvo» über
19,000, 25.00", 17,00», 20,000 u. 10,000
der freien farbigen Bevölkerung innerhalb
der sechs Decennien von 1790 bis 1850
vor Allem der Freilassung der Sklaven
und dem Verbleiben derselben im Norden
zuzuschreiben ist, wird am Schlagendsten
durch die Zunahme der endlich frei gewor
denen schwarzen Bevölkerung zwischen den
lahren 165,0 und 1860 nachgewiesen. —
Zn dieser Zeit, wo eS keine oder nur noch
sehr wenige Sklaven gab, vermehrte sich
die ganze tarbigeßevölkerung auf natür
lichem Wege von 146.762 auf 155,901,
also nur UM VlB5 Personen, eine Abnah
me deS Seelenzuwachses, welche sich nur
durch die Thatsache erklären läßt, daß in
jenem Zeitraum »ach Abschaffung der
Sklaverei*) keine Freigelassenen der frei
en Neger - Bevölkerung mehr zugezählt
wurden.
*) E« gab in IBtil)nur noch 18 Sklaven im Nor
den und «war im Staat New Jersey.
Chloroform over Lachgag,
scheint es, fordert auch an andern Orten
seine Opfer. Neulich ließ sich ein Herr
Samuel P. Sears, ein Kaufmann in N.
Vork, bei einem Zahnarzt einen Zahn,
der ihn seit langer Zeit geschmerzt, aus
ziehen ; und um die Operation zu erleich
tern, ließ er sich, auf sein Ersuchen, Lach
gis verabreichen und athmete solches ein.
Herr SearS litt übrigens an Lungenbe
schwerdte und an, Bluthusten. Die Ope
ration des Zahnausziehens wurde glück
lich zu Stande gebracht, allein das Lach
gas hatte einen derartigen Effekt, daß
SearS plötzlich krank davon wurde und
im Lokal des Zahnarztes starb. Bei der
Coroners Untersuchung fand es sich übri
gens durch die Obduction, daß der Ver
storbene in den letzten Stadien der Lun
genschwindsucht war, und daß das Ein
athmen des Lachgases seinen Tod beschleu
nigte. Die Coroners Jury glaubt, daß
der Zahnarzt zwar zu entschuldigen sei,
allein es solle die Anwendung des Lach
gases einer besonderen wissenschaftlichen
Beaufsichtigung unterworfen werden.
Norriatau u und Attenkam« Railroad
Compagnie.
Die Stockhalter der obigen Gesellschaft
hielten am 10. Januar ihre jährliche Be
amtenwahl am öffentlichen Hause von
Richter Longaker an der Perkiomen
Brücke, und wurden bei dieser Gelegen
heit die folgenden Herren für ein Jahr
erwählt:
Präsident» Dr. William Wetherill;
Direktoren, Henry Longaker, William
Schall, Aaron Schwenk, L. C. Corjon,
Daniel M. Casselberry, David Stone
back, Jacob Schwenk, Samuel Rudy,
Philip «super, George Gräber, Charles
Schainline und Daniel Fornon.
Pferde gestohlen
Hrn. John A. Reitz, von Lynn Taun
schip, diesem Caunty, sind vor einigen
Tagen 2 Pferde aus dem Stalle gestoh
len worden. HSV Belohnung ist für die
Festsetzung des Diebes und die Wieder
erlangung des Eigenthums festgesetzt.
Fünf Personen »» L>uffalc> verbrannt.
Buffa l o, 19. Jan. Eine Hütte
vorder Stadt brannte letzte Nacht ab und
fünf Personen kamen dabei um. Heute
wüthet hier ein heftiger Schneesturm,
welch« cU>e Eisenbahnverbindung z» un
kerbr<che,< d?yi,k
Gehaltserhöhungen
werden setzt in Beamtenkreisen in Wa
shington und Harrisburg stark befür
wortet. Wir hoffen, daß unsere Gesetz»
geber in Washington sowohl wie in Har
riSburg, solchen Vorschlägen fest entge
gentreten werden. Es mag wohl sein,
daß in manchen einzelnen Fällen eine
Gehaltszulage fast nöthig wäre, beson
ders jetzt, wo alle Lebensbedürfnisse theuer
sind und wobei der meisten verwöhnten
Lebensweise solcher Leute alles drauf
geht, was sie verdienen. In kurzer Zeit
aber hofft man auf eine Beendigung der
Rebellion, wo ein allmähligeS Sinken
der Preise für Lebensmittel erwartet wer
den mag, und bis dahin müssen die Be
amten einstweilen hoffen und harren.—
Man weiß auü Erfahrung, daß wenn
Gehalte einmal in die Höhe geschraubt
sind, sie nicht mehr erniedrigt werden,
mögen auch Lebensmittel und sonstige Ar
tikel noch so billig sein. Was fehlt bei
Beamten, ist die republikanische Einfach
heit, mit der unsere Vorväter ihre Stel
len bekleideten. Hochmuth, Verschwen
dung und Ausschweifung werden in s
Blaue getrieben und eine Aristokratie
wird aufgebaut, durch welche unsere Frei
heit endlich untergraben und das Volk zu
Holzhauern und Wasserträgern herabge
würdigt wird.
Vor einigen Jahren noch erhielten die
Congreßleute acht Thaler per Tag und
die Gesetzgeber drei Thaler täglich für
ihre Dienste. In Wafchington arbeiteten
Staatsmänner wie Clay, Webster, Ben
ton, AdamS, King und Andere für daS
Wohl der Nation und wäre» zufrieden.
Eine jüngere Klasse von Politikern ent
deckte aber plötzlich, daß sie bei einer sol
chen Bezahlung nicht mehr leben konnten
und sie wurde auf durchschnittlich 23
Thaler täglich erhöht, eiw Prämium auf
Verschwendung und Ausschweifung.
In Harriöburg erging eS nicht anders.
Anstatt drei Thaler täglich erhalten nun
die Herren Gesetzgeber ungefähr sieben
Thaler per Tag. Auch der Lohn der
übrige» Beamten wurde von Zeit zu Zeit
erhöht, und jetzt wird eine abermalige Er
höhung gefordert.—(Amer. Rep.
NnglnckSfälle in Folge von Kälte
Nachträglich laufen noch aus verschie
denen Theilen des Landes Berichte über
Unglücksfälle ein, die in Folge der zu An
fang des Jahres herrschenden Kälte sich
ereigneten. Wir geben hier in gedräng
tester Darstellung Auszüge aus verschie
denen die theilweise jetzt erst,
nach Wiedereröffnung deS Verkehrs hier
eintreffen.
Aus Illinois schreibt das Morrison
„Journal" :
Am Donnerstag Morgen verließen zwei
Mädchen, Paine und Lovejoy und des
letzteren Bruder ihre Heimath in Newton
Taunschip, ungefähr 14 Meilen von
Morrison, um nach letzterem Platze zu ge
langen und dort einige Geschäfte zu be
sorgen. Sie kamen glücklich in Morri
son an und nachdem sie ihre Geschäfte
abgemacht, brachen sie, trotz der ernstli
chen Ermahnungen mehrerer Bekannten,
von dort auf und begaben sich auf den
Heimweg. Da sie eine südwestliche
Richtung eingeschlagen hatten, waren sie
gerade dem Sturme am meist ausgesetzt.
Trotzdem gelangten sie doch bis nahezu 3
Meilen zu ihrem Hause, als sie den rech
ten Weg verloren und bald in eine Masse
angewehten Schnees geriethen, aus der
sie keinen AuSweg mehr zu finden ver
mochten. Der Junge spannte sodann
die Pferde vom Schlitten aus und brachte
sie hinter denselben, wo sie einigermaßen
vom Sturme geschützt waren. Die drei
liüllten sich hierauf in die vorhandenen
Decken ein und verbrachten so die Nacht,
ohne eine Auge zuzuthun. Als der Mor
gen anbrach, machte sich der Junge auf
den Weg, um womöglich irgendwo in der
Nachbarschaft Hülfe aufzutreiben. Nach
dem er sich erwa zwei Meilen durch den
Schnee fortgeschleppt, langte er in wirk
lich bedauernswerthem Zustande bei dem
Hause eines B. F. Hubbard an. Seine
Hände glichen zwei Eisklumpen, seine
Füße und Beine waren bis beinahe an
die Knie hinauf erfroren und er war so
erschöpft, daß eö ihm kaum möglich war,
den Verfall zu erzählen. .
Hubbard machte sich alsdann mit ei
nem Wagen auf, um die beiden Mädchen
abzuholen, wobei er sich Ohren, Nase und
einen Theil der Finger bedeutend erfror.
Dr. Taylor von Morrison wurde alöbald
zu Hülfe gerufen, der den Unglücklichen
anfalle mögliche Weise Hülfe leistete.—
Die 14-jährige Lovejoy erlag ihren Lei
den nach einigen Tagen, während sich ihr
Bruder immer noch in sehr kultischem
Zustand befindet. Die IU-jährige Paine
kam noch am besten bei dem Unfall weg ; I
sie hatte sich stark erkältet, aber keine er
frornen Glieder und wird binnen Kurzem
wieder hergestellt sein
David Monthiet inachte sich am Don
nerstag mit seinem Fuhrwesen auf den
Heimweg. Die Zugthiere wollten jedoch
nicht gegen den Sturm anlaufen, und er
war gezwungen sie zurückzulassen und sich
zu Fuß auf den Weg zu mache». Er hat
te drei Meilen nach Hause nachdem er
etwa 2j Meile zurückgelegt, fühlte er sich
> so angegriffen, daß er nicht mehr aufrecht
! zu gehen vermochte und die letzte Viertel
meile auf Händen und Füße» kriechend
zurücklegen mußte. Vor seinem Hause
> angelangt, wurde er von seiner Frau gänz
' lich erschöpft und hineingezogen.
Michael Higgings war von der Eisen
i bahn - Compagnie zum Schneeschaufeln
> angestellt worden und erfror sich dabei
beide Füße.
Die Amboy, Illinois,,Times ' hat vo»
j verschiedenen Seiten Nachrichten über das
Erfrieren von Vieh und Geflügel erhal
ten ; da jedoch alle Communication un
terbrochen war, so konnte sie keine Ein
zelnheiten hierüber mittheilen.
Aus lowa schreibt das Mount Plea
! sant „Home Journal," daß in Folge des
kalten Wetters eine große Anzahl Rind
vieh und Schweine ei froren. Beinahe
von allen Theilen des Caunties laufen
Nachrichten ein, daß Bauern von I bis 6
Stück Rindvieh und eine bedeutende An»
zahl Schwein? durch die Kälte verloren.
Das Weiter seit vorgestern schön
Die zweite Inauguration von
Gouvernör Curtin
H a r r i S b u r g, tg. Jan. Heute Vor
mittag fand die feierliche AmtSeinsetzung de« wie
dererwählte» Gouvernör Curtin statt.
Die Prozeßion ordnett stch in folgender Weise
und war eim brilliante und übertraff alle vorher
gehenden :
Cx-Maytt Kepner al« Chief - Marschall, mit
seinen Asststiuiten.
General Couch, als Befehlshaber, mit seinen
Stabs-Osfüieren.
Eine Mustkbande.
Major-General Stahel, General der Eavalle
rie, nebst Stab.
Eine Schwadron Cavallerie.
Brigade - G«n«ral Pleafanton, al« Chief der
Artillerie, mit seinem Stab.
Ein« Balteri« Ver. Staaten Artillerie.
General-Major Hancock und Stab.
Eine Mustkbaiid«.
Eine stark« Division Jnsanterl« und der Jude
pendent Maryland Patapsco Guards.
Eine Mustkbande.
Das t27ste Regiment Pennsylvania Volun
tcers, Colone! William Jennings.
Eine Mustkbande.
Eompagnie A de« l27st«n Regiment« Penn
sylvania VolunteerS als Ehrengarde.
Eine von vier weißen Pferden gezogene Kut
sche, in der Gouvernör Eurtin und die An
crdnungS-Committee saßen.
Ein Omnibus mit Veteranen von ISIZ.
Eine Mustkbande und zul«tzt Fiuer-Conipagni
en und Bürger zu Pferd und zu Fuß.
Die Prozeßion bewegte sich durch die Straßen
der Stadt und wurde beim Eintritt in das Thor
des Capitol« durch ein Salut von lS Kanonen
schüssen begrüßt. Der Gouvrrnor bestieg sodann
eine vor dem Eapitol errichtete, mit Fahnen ge
schmückte Zlatform. auf der die Mitglieder der
Gesetzgebung bereits versammelt waren. Der
Sprecher des Senat«, Herr Pen»», nahm ihn, den
Amtseid ab, worauf er folgende JnaiigurationS-
Addresse ablas -
Addre s s c.
Durch die Gunst meiner Mitbürger zum Amt
des Gouvirnörs vo» Pennsvlvanien berufen, er
scheine ich vor Ihnen, um feierlichst die vorge.
schrieben« Verpflichtung ,u erneuern, daß ich die
Constitution der Vereinigten Staaten und die
Constitution deS Staates Pennsplvanien aufrecht
erhalten und das mir anvertraute »erantwortliche
Amt getreulich erfüllen werde.
Als ich »or drei Jahren zuerst vor Ihne» er
schien, um die geheiligte» Pflichten der vollstreck,
enden Gewalt zu übernehmen, begannen die lange
angehäuften Wolken des Bürgerkrieges über un
ser s!a,id herunterzustürzen. Seit Jahre» hatte
sich Verrath in Macht emporgeschwungen und im
mer mehr d e Ehren der Nation sich zu seinen
teuflischen Zwecken angeeignet—war immer frecher
in der Anmaßung von Macht geworden, bis er
durch Toleranz, wen» nicht durch Gutheißung, eine
furchtbare Kraft selbst in den loyalen Staaten ge
wonnen. Die Wahl eines Präsidenten In 1860
in striktem Einklang mit der Constitution und
den Gesetzen ausgesührt. wurde als passende Ge
legenheit für einen organisirte» Versuch erwählt,
um das ganze Wesen unserer freien Institutionen
umzustürzen und eine Nation von 30 Millionen
in eine hoffnungslose Anarchie zu stürzen. Da«
größte Vergehen, welches dem erwählten Präsi
denten zur Last gelegt ward, schien einzig in seiner
angelobten Treue gegen die Regierung zu bestehen
und in dem festen Entschluß seine heilige Verpflich
tung, die Erhaltung der Union und der Staaten
zu erfüllen. Bei seinem Regierungsantritt fand
er Staaten in offener Rebellion, sie hatten sich
von der Regierung getrennt, betrügerischer Weise
deren Eigenthum zugeeignet und deren Autorität
frech mißachtet.
Verrath kämpfte um die Suprematie in jedem
Departement der Staatsgewalt. Im Eabinet
entwaffnete er uns heimtückischerweise, unsere Ar
senale wurden bestohlen um die Armeen de« Ver
brechens in den Stand zu setzen, den Continent
mit Bruderblut zu überschwemmen, unsere Küsten
wurden schutzlos gelassen, damit ste den Berräthern
um so leichter zur Beute fallen sollten, unsere
Flotte war in entfernte Meere zerstreut, um die
Republik schutzlos zu machen. Offiziere, die er
zogen, berufen und vereidigt waren, um die Re
gierung gegen jeden geind zu vertheidigen, deser
tirten, ste spotteten den Himmel mit schamlosem
Meineid, mit Brudermörderischen Händen zogen ste
ihre Schwerdter gegen ihr Land und al« der Ver
rath so seine Vorbereitungen vollendet, wurde je
ner verbrecherische, frevelhafte Krieg unserem loy
alen Volke aufgezwungen.
Nie gab e« einen so grundlosen Krieg. Der
Norden hat keinen sektionellen Erfolg gesucht,
keine Rechte übertretten, dem Süden kein Unrecht
zugefügt. Der Norden trachtete die Republik zu
erhalten, nicht zu zerstören, und selbst al» die Re
bellion daS Schwert als Vermittler darreichte, er
schöpften wir alle mit der Existtnz unserer Regie
rung erträglichen Anstrengungen, um das blutige
Drama der letzten drei Jahre zu verhüten. ?er
unverschämten Alternative, welche un« der Verrath
in Form einer Trennung oder de« Bürgerkriege«
darbot, trat man durch edelmüthige Anstrengungen
entgegen den Sturm des Todes zu vermeiden, aber
die Anführer der Rebellion verhöhnten den Frieden,
wenn ste nicht ihren teuflischen Ehrgeiz, auf den
Ruinen der edelsten und freisten Regierung, die je
von Menschen geschaffen, befriedigen konnten.
Drei Jahre eines blutigen, verheerenden K,i--
ges und das schreckliche Opfer von einer Viertel
Million Menschenleben bezeugen die DeSperation
mit der sie unsere Freiheiten umzustürzen beabsich
tigten. Trauerund Sorge verbreitete sich über
die ganze Nation, und Niederlage und VeiWü
stung sind die schrecklichen Trozh.ien, welch« die
Verräth« davon getragen. Unser Volk ist durch
Unglücksfälle schwer heimgesucht worden, aber mit
ten im tiefsten Trübsal hat es mit unerschütterlicher
Treue zu d«r groß«« Sache unseres gem,infamen
Lande« gestanden. Vertrauend aus den schließ
lichen Triumpli d,S Rechtes, hat das Volk sich
seiner ernsten Pflicht würdig gezeigt, würdig seiner
reichen Erbschaft der greiheit. Seine Treue ist wohl
belohnt worden. Gott hat ,u seiner -Zeit seine
vergeltende Macht gezeigt und wenn die Leiter der
Rebellion auf diesem Krieg bestehen, wie die« au
genschtinlich ist, dann werden Sklaverei und Ver
rath, die Quelle und der Strom der Uneinigkeit
und de« Tode« bald ein gemeinsame« Grab finden.
An diesem großen Kampfe für unsere Nation
alität hat sich Pennsylvanien einen unsterblichen
Namen erworben. Trotz der Einflüsterungen der
Verräther und d'S Zögerns der Furchtsamen hat
e« allen gemachten Anforderungen prompt und
edelmüthig entsprochen, die Invasion zurückgetrie
ben und die Schlachten der Union geschlagen.—
Auf jedem Schlachtfeld«, das durch die Tapferkeit
unserer Truppen geweiht wurde, sind wackere
Sühne Pennsylvanien« gefallen. Kaum gibt e« ein
Hospital, da« nicht durch unser» Fürsorge besucht
wurde, e« gibt kein Departement, in welchem nicht
edle Männer mit Stolz auf den Nam«n uns»res
noblen Staate« antworten und so lange die Ge
schichte besteht, werden loyal« Hrrzen mit Stolz
sich de« Tage« von Gettysburg erinnern, der für
Pennsylvanien »nd die Union mit unübertroffenem
! Ruhme eingezeichnet steht.
»»auch« tan"' mein PeMH«
len, daß während de« Amts - Termine«, den ich
jetzt antrete, ich meine ganze moralische und offi
zielle Kraft zur Fortsetzung de« Krieges und zur
Unterstützung der National-Regierung bei jedem
Bestreben zum Siege über unsere böswilligen
Feinde darbringen will.
Dem großen Zwecke der Erhaltung der natio
nalen Existenz mußte Alles Andere unterordnet
werden. Sie gibt dem Bürger Schutz der P«r
-so» de« Eigenthums der bürgerlichen und religiö
sen Freiheit und für ihre ewige Dauer muß er al
le seine Kräfte, seinen Einfluß, sein Vermögen,
sein Leben darbringen. Sich mit dem Verrathe
vergleichen, heißt ihm neues Leben einflößen und
ihm die Mittel geben, uns in einem neuen grund
losen Krieg zu verwickeln.
In der Zerstörung der Militärmacht der Re
bellion liegt allein unsere Hoffnung aus Frieden,
denn so lange bewaffnete Rebellen über den Bo
den einet Staates marschiren, kann keine wirkliche
Sreiheit bestehen und keine Regierung, die dem
Geiste unserer freien Institution entspricht, kann
wirksam sein.
Das Volk jedes Staates hat in Gemäßheit der
Constitution ein Recht auf den Schutz der Regie
rung und um diesen Schutz vollständig ausllben zu
können, muß die Rebellion entwaffnet und in den
Staub niedergetreten werden. Nur dadurch al
lein können wir dauernde Union, Glück und Frie
den haben. Wie in der Vergangenheit, so werde
ich auch in Zukunft, treu dem geleisteten Eide kei
ne Mittel sparen, keine Macht unbenutzt lassen um
die Regierung in diesem Kampfe zu stärken. Den
Bürgern die zur Administration des National-
Gouvernements berufen sind, werde ich mit gan
zem Herzen zur Seite stehen. Ts gilt der Erhal
tung verfassungsmäßiger Freiheit und der Gesetze.
Die Machtvollkommenheit die für unsere ge
meinsame Sicherheit nöthig sind, müssen weislich
und furchtlos ausgeübt werde», und die Executive
würde für treulos und schuldig angesehen werden,
die zögerte zu ihrer eigenen Erhaltung die Macht
de« Gouvernements anzuwenden. Die Einzelhei
ten der Maßregeln die ich empfohlen sind in mei
ner letzten Jahresbotschast enthalten und brauchen
daher nicht wiederholt zu werden.
Dem edle» Volke meines HeimathstaateS sage
ich für ihre unwankelbare Unterstützung und ihr
dauerndes Zutrauen meinen herzlichsten Dank.—
sie haben mich in manchen schweren Stunden d»r
Gefahr aufrecht erhalten. Aber vor Allen bin ich
den Soldaten von Pennsylvanien Dank schuldig
»nd ich verspreche diesen wacker» Männern, daß ich
unablässig und mit der größten Sorgfalt für ihr
künftiges Wohlergehen thätig sein werde. Alle
unter ihnen, die hülssbedürftig sind, empfehle Ich
wiederholt der pflegenden Fürsorge de» Staates.
Ich kann meine Address« nicht schließen, ohne
ein ernstes Gebet zu dem Allerhöchsten, daß er un
ser geliebtes Vaterland erhalten, schützen und wah
ren, unsere Staats- und Nativnal-Reglerung mit
seiner Weisheit erleuchten möge und ich erwähne
meine Mitbürger hier wie anderwärts In der ge
genwärtigen Krisis allen Parteigeist auf die Sei
te zu setzen und sich zu einer ernstlichen Unterstü
tzung der gemeinsamen, unser alle Wohl treffen
den Sache zu vereinigen.
Meine Herren vom Senat und Repräsentanten-
Hause, ich bitte Sie in Gottes Namen, lassen Sie
uns in der gegenwärtigen Zeit der Welt ein Bei
sviel geben von Einigkeit und Harmonie, bei allen
Maßregeln zur Erhaltung dieser großen Republik.
Nach Beendigung der Addresse wurde ein Na
tional-Salut vom Capitol-Hügel gefeuert und das
Volk begrüßte mit Jubel den Gouverneur.
Der Festzug bewegte sich sodann nach der Stadt
zurück und stellte sich in der Staatsstraße auf, wo
der Gouverneur nebst Stab zu Pferde Revue über
denselben hielt.
Die Schwierigketten im Staats-
Senat
DaS schimpfliche Betragr» von sechs
tel)» Kupferschlangen Mitglieder das
Staats - Senats in Verhinderung der
Organisirung jenes Körpers, wie aus den
Verhandlungen der Gesetzgebung in einer
andern Spalte zu ersehen ist, überhäuft
sie selbst, sammt ihrer Parlhei, mit ewi
gem Schimpf und dauer»der Schande. —
Seit der Zusammenkunft des Senats ha
ben ihre Handlungen weder ihnen selbst
etwas genützt, noch die Interessen ihrer
Parlhei gefördert. Zuerst verzögern sie
die Organisirung der StaatS-Regierung
durch Verletzung von Recht, Gerechtig
keit und Höflichkeit, indem' sie sich wei
gern, den Unionleuten die Organisirung
zu gestatten. Grundsatz kann sicherlich
nicht die Triebfeder ihrer Handlungs
weise sein, fordern blos die Gierde nach
der Beute. Die Gallerien des Senats
wimmeln von raubsüchtige» Kupfer
schlangen, welche ihren heißhungrige»
Rachen nach dem öffentlichen Geldsack
weit aufsperren. Sie prahlen öffentlich,
daß die Union-Mitglieder zuletzt den
Kürzern ziehen und ihnen die ganzen oder
wenigstens eine» Theil Aemter werden
einräumen müssen. DaS ist der ganze
Plan und dafern sie nur ihren Zweck er
reichen, geben ste nichts darum, die ganze
Zeit der Sitzung mit Nichtswürdigkeiten
zu vertändeln. Aemter müssen sie haben,
um den Heißhunger ihrer Nachbeter zu
stillen. Die Union - Mitglieder müssen
fest stehen. Der Versuch, die Mehrheit
eine», Vergleich zu zwingen, ist so
srech, so schlecht, und so schamlos in seiner
Verhöhung des Volkswillens, daß eü eine
Schande sein würde, wenn man auch nur
einen Zoll breit nachgeben wollte. Jeder
Union - Senator hat jetzt moralisches
Recht auf seiner Seile, und wird durch
daS unpirtheiische Urtheil Pennsplvani
ens aufrecht erhalten. -
Haben aber einerseits diese Staats-
Zerrütter solchergestalt das Verdam
mungöurtheil des Volkes verdient, so ha
ben sie anderseits eine Handlung began»
gen, wofür ih»e» verdientermaßen das
Brandmal der Geschichte aufgedrückt
werden wird. Ein Dank - Votum war
beantragt worden für General Grant
und seine wackere Armee, deren Schwerter
und Bajonette so wesentliche und anhal
tende Siege über die Rebellen errangen ;
weil ab der ganze Knäuel von Kupfer
schlangen dagegen stimmte, so ging es ver
loren. Ein Dankvotum für General
Me e und feine Armee erlitt daß näm
liche Schicksal. Die Ehre, der Ruhm >
und gute Ruf des Staates sind also aus '
bitterem u»d unversöhnlichem Parthei-
haß in Schatten gestellt. Wird in spä-
teren Tagen, irgend Jemand es wagen
zu leugnen, daß die demokratische Par- >
thei, ihre Häupter und Wortführer, nicht!
für Hochverrath und Rebellion in
Schrankentraten? —(L. VolkSfd.) i
Jurymäuuer
Richter Jordan von Sunbury, Nor
thumberland Caunty, entschuldigte wäh
rend der letzten Court eine Anzahl von
Iliryinänilern. weil sie kein Englisch ver
stäntzen
Drand der Cathedrale in
Santiago.
SSlttt Franen und Kinder nmge
kommen.
Eine Catastrophe hat die Bevölkerung
von Santiago in Süd-Amerika entsetzlich
befallen—so furchtbar—wie sie die Welt
geschichte nur selten aufweisen kann, so
wohl in Bezug auf die Zahl ihrer Opfer,
wie auch durch die Gräßlichkeit der jam
mervollen Qualen und des fürchterlichen
Todes derselben einerseits, und andrer
seits durch die Ursachen und die eigen
thümlichen Umstände, welche dabei ob
walteten.
In Chili feierte die Kirche den ~ Ma
rien Monat" im November und Decem
ber. 29 Tage hatten bereits in der groß
artigen und prächtigen Cathedrale der
Stadt die Fest - Ceremonien gedauert.—
Jeder Tag hatte den vorangegangenen
an Glanz und Pracht übertroffen und die
Bevölkerung, und namentlich die Frau
enwelt und die junge Generation war zu
einer Stimmung der höchsten religiösen
und fanatischen Begeisterung hinaufge
stiegen, als am 8. December, dem Msten
Tage, das Ganze seinen Höhepunkt und
sein Ende finden sollte in dem Feste der
unbefleckten Empfängniß
M a r i ä, welches nach der Absicht der
Anordner, alles bisher Dagewesene bei
weitem übertreffen mußte.
So kam der Abend Hera», der große
Platz vor der Cathedrale war dicht ge
drängt voll Mensch en, vorzugsweise
Frauen und Mädchen, die Marienschwe
stern, welche in ihre weiten Schleier ge
hüllt in großer Hast und Aufregung nach
der Kirche zu sich drängte», über deren
breite» Stufe» eiu ununterbrochener Zu
lauf ins Jmiere verschwand. Halb nach
<i Uhr war es im Tempel bereits so über
füllt, daß absolut Niemand mehr hinein
konnte, und ganze Schaaren Zufpätge
kommener wieder heimgehen mußten. —
Zum Feste war die Kirche mit unerhör
tem Prunkt, aber leider nicht mit der nö
thigen Vorsicht, ausgeschmückt worden.
Prachtvolle Decorationen waren überall
an der Decke u. den Pfeilern angebracht.
Den Hanptschmlick aber hatte der große
Altar erhalten ; dort prangte von unzäh
ligen Ausschmückungen, Transparenten
und Guirlanden umgebe», ei» riesengro
ßes Bild der heiligen Jungfrau auf ei
nem halben Monde, der auf einem Post
amente ruhte. Das ganze sollte durch ei
ne Menge vo» Lichtern erleuchtet werden.
Von hier aus schlangen sich nach den
Pfeilern, und von diesen nach der Decke
unzählige Festons von runden farbigen
transparenten Papierlaternen, so daß im
Ganzen 21>,W0 Lichter und Lampen an
gebracht waren, die Kirche zu beleuchten.
Aber diese Lampen waren größtentheils
Camphine und Paraphine-Lampen, und
das Bild der Jungfrau und die weißen
Ausschmückungen und Dekorationen der
Kirche waren von Pappe oder von leichter
Holzarbeit.
Als nun kurz vor sieben Uhr die letzten
Lampen am Hochalter angezündet wur
den und die Feier - Ceremonien eben be
ginnen sollten, platzte einederCamphine
lampen, welche daS Transparent deS
Mondes zu Füßen der Jungfrau beleuch
tete, und im Nu stand das ganze Bild von
einer wild-aufschlagende» Flammenlohe
eingehüllt. Anfangs war durch die nächst
Umstehenden ein schwacher Versuch ge
macht worden, die Flammen zu ersticken,
nachdem sich derselbe aber erfolglos er
wies, stürzte Alles mit verzweifeltem Ge
schrei der nächsten Thüre zu.
Den Männern, welche nicht in sehr gro
ßer Anzahl anwesend und nach der Sitte
des Landes in der Kirche von dem weibli
chen Geschlecht durch ein eisernes Gitter
getrennt sind, gelang es größtentheils sich
zu retten. Der weibliche Theil der An
dächtigen aber, welche d'cht gedrängt ne
ben einander am Boden knieten, in ihren
weiten Krinolinen und in ihre Schleiern
eingehüllt, vermochte i» seinen Schrecken
und in seiner Betäubung weder so schnell
auf die Füße zu kommen und die retten
den Ausgänge zu erreichen. Die sich auf
raffen wollenden stürzten, von anderen
an ihren Kleidern gehalten, wieder zu
Boden andere rollten und stiegen und
fielen über sie her bald waren nur noch
große, sich in unentwirrbarem Knäutel am
Boden wälzende und windende Haufen
verzweiflender Weiber zu sehen; wäh
rend dessen flogen die Flammen mit Bli
tzesschnelle vom Altar die Festons der bun
l ten Papier Laternen entlang zur Decke
! der Kirche empor, und vo» de» Laterne»
j und vo» der hölzernen Decke hinab ergoß
i sich nun ein Feuerregen auf die leichtfan
; genden Kleider der unglücklichen Weiber.
In einsichtsloser wahnsinniger Hast vo»
der fürchterlichsten Pein und Todesangst
stürzte alles nach den einzigen Ausgän
ge» zu, nämlich '2 enge Thüren, welche
noch durch einen von innen vorgestellten
Schirm gesperrt waren und »ach der Thü
re zur Äakristei. Das Gedränge der un
! glücklichen Frauenzimmer gegen diese er
steren 2 Thüre» war so furchtbar, so un
glaublich groß, und jede griff so verzwei-!
flungsvoll nach jeder Nachbarin, die sich
nach dem Ausgang zu bewegen und deß-,
' halb Hoffnung zu geben schien zur Ret
tung zu führen, daß keine einzige vo» al- j
len im Stande war durch die Thmen hin- i
zugelangen, und daß—es ist unerhört und
kaum möglich zu glauben aber dennoch in
der Th.it wahr—daß allediese Unglückli-!
che» in Gegenwart einer unzähligen Men- >
schenmenge, ihrer Freunde und Blutsver-!
wandten vorder Kirche, aufdie qualvoll-!
ste Weise zu Grunde gingen, trotzdem
man mit jeder denkbaren und fast über-!
menschlichen Anstrengung sie zu retten ver
suchte.
Starke, muthige Männer ergriffen die
sich nach Rettung ausstreckenden Hände j
und suchten daran die schon mit dem To
de Ringenden gewaltsam hinauszureißen
—jedoch in den meisten Fällen vergebens,
so fest klammerten sich die Unglücksgenos-,
sen aneinander; in einzelnen Fällen-i
eS ist schrecklich zu sagen wurden den
Bejammernswerthen von denen die helfen
wollten, buchstäblich die Arme vom Kör- l
per abgerissen. Andere gelang es, ganz
»,ackt herauszuziehen ilmen waren dabei i
alle Kleider vom Leib gerissen und sie selbst
so beschädigt, daß die meisten kurz darauf
starben. Ein fnnger Mann, dem An
schein nach ein Amerikaner oder ein Eng
länder, drang rücksichtslos durch das Ge
dränge der Weiber, hinein in die brennen
de Kirche. Man konnte von Außen se
hen, wie er ein Mädchen, vielleicht die Ge
liebte seines Herzens, ergriff, mit ihr auf
den Armen einen Ausweg suchend hin u.
her rannte, während seine Kleider und
scin Haar schon in Flammen standen und
endlich wie er mit ihr zusammensank in
die Flammen, um nie wieder aufzustehen.
Was aber dem aufopfernden Liebhaber
mißlang, sollte wunderbarer Weise der
kindlichen Liebe eines jungen Mädchen ge
lingen. Orello ist der Familienname der
jungen Dame, welche nachdem sie verge
bens die Umstehenden um Hülfe ange
fleht, sich selbst in die brennende Kirche
Bahn brach und nach kurzer Zeit, wie
durch ein Mirakel, mit ihrer Mutter auf
den Armen wieder hinausgelangte.
Trotz der heroischen Anstrengungen der
ganzen Bevölkerung, worunter sich vor
zugsweise die Mitglieder der amerikani
schen Gesandtschaft und des amerikani
schen Consultas, sowie überhaupt die
Fremden-dort, Amerikaner, Engländer
und Andere, auszeichneten, und vo» de»en
Manche ihre edle Menschenliebe mit dem
Leben bezahlten, gelang es nur äußerst
Wenige durch die zwei Ausgänge der Kir
che zu retten.
Durch den 3ten oben erwähnten Aus
gang, den durch die Sakristei hatten sich
gleich Anfangs eine Anzahl Män»er ge
rettet, darauf auch einige Frauen, dann
aber ließen die Priester diesen Ausweg
absperren um durch denselben wie es heißt
Kirchengeräthschaften zu retten. Daß
sie sich dabei nicht einmal auf Reliquien
oder Heiligkhümer beschränkten, daß sie
sogar ganz werthlose Bänke und Malten
aus der Kirche und Sakristei fortschaff
ten durch einen Ausgang den sie vor Tau
senden dem Feuerrode preisgegebenen
Weibern versperrte». Das wird als eine
unverantwortliche Schuld ihnen von der
Bevölkerung Santiago s zur Last gelegt.
Ebenso daß sich während und bald nach
dem Unglück keiner der Priester sehen
ließ, keiner die Unglücklichen zu trösten,
die Sterbenden zn absolviren und zu
segne», all' das hat große Erbitterung
unter der Bevölkerung Santiagos erregt;
wahrscheinlich aber herrschte unter den
Priestern und den Kirchendienern derselbe
köpf-und sinnverwirrende Schrecken, der
alle übrigen in der Kirche ergriffen hatte
und hielt bei ihnen vielleicht länger an
durch den Gedanken an den unglückseli
gen Leichtsinn ihrer Kirchen Illumina
tion.
Gräßlich, über alle Beschreibung gräß
lich waren die Scene», welche sich der
Menge vor der Kirche darboten, fürchter
lich und entsetzenerregend daS Jammerge
schrei der Unglücklichen in derselben, bis
endlich gegen 10 Uhr die Flammen ihr
Werk vollendet hatten. Die Decke der
Kirche war eingestürzt und nichts Leben
des athmete mehr innerhalb ihrer ausge
brannten Wände. Was aber, wird man
fragen, thaten während all der Zeit die
Feuerspritzen und die Feuerleute? Sie
thaten nichts—weil Santiago, die Haupt
stadt der Republik Chili, mit fast 100,
000 Einwohnern dergleichen nicht besitzt.
Erst gegen Mitternacht, während der
Mond in ruhiger ungetrübter Klarheit
durch die milde Nacht leuchtete, vermoch
ten die jammernden Anverwandten der
unglücklichen Opfer in die Kirche z» drin
gen. Welch' ein herzzerreißender Anblick!
Da knieten, standen und lagen sie umher,
die Skelette» verbrannten Leichen, meist
noch in den Stellungen, wie sie der Tod
ereilte, die meisten aber so verstümmelt,
daß das Auge der Verwandten die letzten
Reste der Ihrigen nicht mehr erkennen
konnten.
Wir sind nicht im Stande dieses schreck
liche Bild in seinen Einzelheiten auszu
mahlen, möge es genügen einen Begriff
von dem Umfange der entsetzliche» Ca
lamität zu geben wenn wir die Thatsache
berichten, daß über 3500 Personen in der
Kirche waren, daß man die Namen von
mehr als 2000 Personen hat welche in den
Flammen ihren Tod fanden und daß man
am 9. und 10. December gegen Ä>o Kar
renladungen Knochen und UebenFste von
Leichen, die von Niemanden erkannt wer
den konnten, nach einem gemeinsamen
Krabe auf den Kirchhof fuhr. Ganze
Familien sind auf diese Weise in einem
Augenblick dahingerafft und manche Häu
ser sind von der Polizei in Besitz genom
men worden, da alle ihre Bewohner in
de» Flammen umgekommen sind.
Die öffentliche Stimme ve>langte dem
nächst als Demonstration gegen die Geist
lichkeit, daß die Cathedrale wieder
aufgebaut, sonder» daß ein ossentlichtr
Platz aus ihrer Baustelle gemacht werde.
Der Streit darüber ist einstweilen zu
Gunsten dem Wunsche des Belker ent
schieden worden. Die chilenische Geist?
lichkeit hat durch diese Ereignisse einen
schweren Schlag erlitten, den sie auch
wohl verdient hat, indem sie sich noch zu
sehr in mittelalterlichem »Zustande sich be
findet.
So hatten die Priester der Cath.'drale
'5. B. für die jetzt leider so schwer heim
gesuchten Marienschwestern einen Post
- tasten aufgestellt, durch den diese Schwe
stern unmittelbar mit der heiligen Jung
frau correspondiren konnte», der sie
auf a» dieselbe gerichtete Br»s? dann
prompte Anwort erhielten.
Es ist natürlich, das» all' diese That
> fachen in der Brleuchtung der letzten Ca-
dem chilenischen Volke die Au
i gen sehr geöffnet haben und daß die dor
!tige Geistlichkeit genöthigt sein wird,
mehr dem Geiste der Jetztzeit überhaupt
! sich anzuschließen. Möge so wenigstens
! Gutes hervorgehen aus Unheil und Ue
bel.
Don Gen. Grant's Armee.
Chattanooga, Jan. Heut
Morgen kamen 700 Rekruten und lUt
Rebellendeserteure an. Die Rebellenar
mee zu Dalton soll 30,000 Mann stark
sein, meistens Kentucky und Tennessee
Gruppen, die ihre letzten Maulthier
schlachten, «n, Nahrung zu hab,".