Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, August 26, 1851, Image 1

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    Der Liberale Beobachter,
Und Berks, Momgomcrp >md Scbuvlkill Cauntics allgemeiner Anzeiger
Tradln ü, VtNN. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwel! e, in der Sud 6teu Straße, zwischen der Franklin- und Cbesuut. Straße.
Jahrg. ganze Num. «SR.
Cine Geistergesehichte.
Daß Geister nicht immer ohne hinläng
liche Ursache herumwandern, ist bewiesen
durch die wohlbestätigte Thatsache, die wir
hier folgen lassen.
In einer Dienstag Nacht vor nicht lan
ger Zeit, als Frau M. (ein- Dame von
einem vortrefflich ausgebilden literari
schen Geschmack,) in ihrem Sitzzimmer
las. schlug die Uhr auf dem Kaminman
tel zwölf. Als der letzte Schlag durch
das Zimmer hallte, flog die Thüre Plötz
lich auf. —Im Begriff ihren Kopf zu er
heben, um ihrer Dienerin wegen des un
berufenen Eindringens einen Verweis zu
geben, rührten ihre Augen auf der Gestalt
ihres Verstorbenen Gatten; sie that ei
nen Schrei und stürzte besinnungslos zu
Boden. Dies brachte solche Mitglieder
der Familie herbei, die sich noch nicht zur
Ruhe begeben hatten. Herstellungsmittel
wurden angewandt, und als Frau M. ih
re Sinne wieder erlangt hatte, und da sie
eine Frau von sehr starkem Geiste und
ausgebildeten Verstai.de war, fühlte sie
sich geneigt, den ganzen Vorfall als das
Resultat gewisser Erinnerung zwischen der
traurigen Geschichte, die sie las, und ihrem
neulich«» Verlust, auf ein etwas zerrütte
tes Nervensystem zu betrachten. Sie hielt
es jedoch für ralhsam, ihre Dienerin deS
Nachts bei sich zu behalten, damit nicht ein
nochmaliger Anfall von dem. was sie sür
nervöse Behaftung hielt, sie beunruhige»,
und die Familie erschrecken möchte. Am
vorigen Dienstag Abend, da sie stälkeru.
aufgeräumter fühlte als seit Monaten,
begab sich Frau M. ohne ihr Dienst
mädchen in ihre Schlafkammer und ging
etwas vor It> Uhr zu Bett. Gerade als
die Uhr 12 schlug, wurde sie wach und sah
den Geist, der ihr zuvor erschienen, ganz
deutlich,wie er ihr gegenüber war und den
Vorhang des Bettes zurückzog. Ein Ge
sühl erstickten DrückenS beraubte sie aller
Gewalt zu schreien. AuS jeder Ader
strömte, wie sie es beschreibt, ihr Blut ei
sig kalt nach dem ängstlich klopsenden He
rzen. Die Gesichtszüge ihres lieben Man
nes waren nicht mehr so freundlich, als
wie er noch lebte; die Augen, welche einst
von Liebe strahlten, waren jetzt starr auf
daö zitternde, halb vernichtete Geschöpf
gerichtet, das mit dem Muth der Verzweif
lung ihn folgendermaßen anredete: Karl,
lieber Karl! warum bist du wieder ge
kommen ?"
„Maria," antwortete dumpf und fei
erlich die Schattengestalt, in ihrer Hand
eine kleine Rolle beschriebenes Papier em
porhaltend, „Maria, gehe zum Drucker
und bezahle das Zeitungsgeld, das ich ihm
noch schuldig bin; so daß ich fortan in
Frieden ruhen kann." Neutrl.
Die Glocke.
Die alten Chroniken der Stadt Bres
lau, an wunderbaren Geschichten vorzüg
lich reich, haben unS unter Anderm auch
eine alte Sage aufbewahrt, welche wir
um ihres so einfachen und herzlichen als
traurigen Inhalts willen unsern Lesern
mittheilen wollen. ES lebte nämlich im
15. Jahrhundert zu Breslau ein Glocken
gießer Namens Heimroth, der weit und
breit für den geschicktesten in seinem Hand
werk galt. Bei diesem bestellte der BreS
lauer Rath eine schöne und große Glocke
für den einen der beiden Thürme der statt
lichen Magdalenenkirche. Durch diesen
ehrenvollen Auftrag hoch erfreut, macht
sich der wackere Meister sogleich an die Vo
rbereitungen zum Werke, wobei er in sei
nem Lehrling, Namens Heinrich, einen
tüchtige« Gehülfen hatte. Der Eifer
dieses Jünglings war eigentlich bei wei
tem mehr den Wissenschaften als dem
Glockengießerhandwerk zugewandt; er er
lernte jedoch das letztere aus Liebe zu
Meister HeimrothS Tochter. Als nun
die Zeit kam, wo die Glocke gegossen wer
den sollte, als die Form, wie unser Schil
ler sich ausdrückt: „fest gemauert in der
Erde" stand, und der Meister mit seinem
Gehülfen erwartungsvoll vor dem Schmelz
Ofen weilte, in welchem das glühende Me
tall zischte und sprudelte, als nun der Mei'
ster so eben die wallende Masse vorsichtig
abgeschäumt u. an dem weißlichen, empor
steigenden Rauch, an dem eingetauchten
Stäbchen die Güte der Mischung und die
Flüssigkeit der Glockenspeise gefühlt hat-
te, als er in der Freude über das biö hier>
her so wohl gelungene Werk mit lauter
! Stimme auörief: „Diese Glocke wird
sicherlich meinen Namen verherrlichen, denn
so trefflich ist mir noch keine Mischung
gelungen," gerade in diesem Augenblicke
meldete man dem entzückten Meister, daß
im Hausflur ein RathSbote mit einem
Auftrage vom Bürgermeister auf ihn war
te. Dieser Auftrag, gerade in einem
so wichtigen Augenblicke, war dem Mei
ster sehr unwillkommen; indessen setzte er
doch volles Vertrauen aus die Geschicklich
keil seines Gehülfen; er trug diesem auf
ruhig beim Schmelzofen zu bleiben und
die Mischung ja nicht auö der Acht zu las
sen, diese müsse nochmals abgeschäumt
werden, aber bis dahin werde er schon
selbst zurück sein; aber auf das Streng
ste schärfte er dem Lehrling ein, ja nicht
vorwitzig den Zapfen herauszuziehen, denn
wenn das Metall zu früh in die Form rin
ne, so sei das Werk verloren. Obgleich
nun der Lehrling diesen Befehlen auf's
Genaueste nachzukommen versprach, so
waren doch eigentlich seine Gedanken mit
einem ganz andern Gegenstände beschaf
ligt, denn unaushöllich stellte er sich vor,
wie er doch eigentlich zu viel höhern Din
gen bestimmt sei, und den Zweck seines
Lebens beim Glockengießerhandwnk ganz
verfehlte. Mit zerstreutem Blick schaute
er dem Meister nach, achtete dann eine
Weile auf daö zischende Metall, schäumte
eS nochmals ab und zog endlich auö langer
Weile ein Blich hervor, um sich die Zeit
zu vertreiben. —Jemehl ihn dessen Inhalt
anzog, desto mehr vergaß er den Austrag,
der ihn an den Ofen fesselte. In diesem
sing es nun an, immer heftiger zu zäh
len und zu sieden, als wollte es ihn zer
sprengen. Von diesem Geräusch im Le
sen gestört, richtete der Lehrling zerstreu
te Blicke nach dem Ofen, und eö war, als
ob ihm ein böser Geist einflüsterte, den
Zapsen herauszuziehen und die siedende
Metallflut zu befreien. DieS kaum ge
dacht, war es auch schon geschehen, und
der rothglühende, heiße Strom wälzte sich
bereits, gewaltig sprühend, in die Form.
Aber auch sogleich, nachdem dies geschehen
war, faßte den Lehrling eine so surchtba
re Angst, daß er fast besinnungslos in der
Wohnung des Meisters stürzte, der eben
den Boten mit der Meldung entließ, daß
die Glocke in einer Stunde vollendet sein
werde. Der todtenbleiche Lehrling stürzte
zu des Meisters Füßen und vermochte
nur die Worte zu stammeln: „Meister,
ich habe euer Werk verdorben, ich habe
den Zapfen herausgezogen, straft mich,
nehmt mir das Leben ?" Bei dieser schreck
lichen Botschaft verließ den Meister, der
schon im Voraus den ganzen Ruhm seiner
Arbeit genossen hatte, alle Besinnung,
ganz anßer sich vor Wuth, ergriff er ein
nahe liegendes Messer und stieß es dem
Lehrling in die Brust der augenblicklich
zu Boden sank. Dann stürzte er, ohne
auf den Todesruf des Niedergesunkenen
zu achten, nach seiner Werkstatt, und zer
brach mit bebenden Händen die Form, um
sich von dem Untergange seines schönen
Werkes mit eigenen Augen zu überzeugen.
Aber welch ein schreckliches Gefühl bemäch
tigte sich jetzt des Meisters, als er bei nä
herer Betrachtung gewahrte, daß seinWerk
keineswegs verunglückt, vielmehr der Guß
auf unbegreifliche Art vollkommen schön
gelungen war. Jetzt erst wälzte sich sei
ne vorschnelle blutige That mit ihrem gan
zen Jammer auf seine Seele; von der bit
tersten Reue getrieben, eilte er zurück nach
der Hausflur, wo aber der unglückliche
Lehrling schon im Sterben lag und neben
ihm ein Bild der schrecklichsten Verzweif
lung, deö Meisters Tochter kniete. Eö
wäre vergeblich, schildern zu wollen, wie
"Ivillig zu lob?» und ot)ne Furcht zu tadeln."
Dienstag den Ä«. August, IBSR.
jetzt der Meister mit gebrochenem Herzen
seiner Neue freien Lauf ließ, wie die letz
ten Worte deö Sterbenden seine Verge
bung aussprachen und die Tochter deSMei
sterö, selbst dem Tode nahe, hinweggetra
gen wurde. Nach einer Weile schien je
doch die Fassung dem Meister wieder zu
kehren und ein fester Entschluß in seiner
Seele zu reifen. Er kleidete sich eiligst
in seinen Sonntagsstaat und begab sich
nach dem Rathhause, um sich dort frei
willig den Händen deö Gerichts zur Be
strafung zu überliefern, Obgleich nun
die Richter über diesen Vorfall in große
Bestürzung geriethen und mit schwerem
Herzen an die Verurtheilung einet. Man
! nes gingen, der stetS geachter, ein Muster
deö rechtlichen Lebenswandels gewesen war
so erduldete dennoch das Gesetz keine Aug
nahme, das vergossene Blut forderte wie
der Blut, und man sprach demnach über
Meister Heimroth dasTodeöurtheil. Ue
ber dieses zeigte sich jedoch der Meister
keineswegs bestürzt, vielmehr sehr freudig,
und als die Stunde deS Gerichts heran
nahte, erbat er sich nur als einzige Ver
günstigung, daß man bei seinem TodeS
gange mit der Glocke läuten möge, um
derentwillen er zum Mörder seines Lehr
lings und künftigen EidamS geworden
war. Dieser Wunsch wurde ihm auch be
willigt, und so hörte man an dem Tage,
wo der unglückliche Meister im feierlichen
Schaugepränge nach den, Nichtplatze ge
führt wurde, zum ersten Mal die tiefen
harmonischen Klänge der neuen Glocke,
welche die sämmtlichen Bewohner der Stadt
Breslau mit großer Betrübniß erfüllten.
Der Glocke aber wurde von nun an der
Name der „Armensünderglocke" beigelegt
und von dem Rath verordnet, daß diesel
be zu keiner andern Gelegenheit geläutet
werden solle, außer wenn man einen Ver
brecher zum Tode führt.
Berittenes Eigenthum-
oder
Smith V 6.
John George Smith, Esq., senior, ist
ein Mann von ungefähr 25 Jahren, sehr
rothem Angesicht, sehr korpulent, sehr vor
sichtig, und von sehr guter Natur.
John George Smith, Esq,, junior, ist
ein Mann, der ungefähr halb die Zahl
Sommer zählt als sein höchst respektabler
Vater. Er ist schön, schlank gebaut, hat
heißes Geblüt und ist unabhängig.
John George Smith, Esq., senior und
und John George Smith, Esq., junior,
sind die einzigen übrigen Glieder von ei
ner besonderen Familie von Smiths. Der
alte Mann ist ein Wittwer; der junge
Mann ist ein Bätschelor. Ersterer ist
reich, und der Letztere ist glücklich genug,
da er den guten Willen seines schätzbaren
Erzeugers besitzt. Der alte Smith ist
stolz auf seinen Sohn, und jung Smith
ist stolz anf seines Vaters Börse! Wenn
alt John Bedacht trug, ein werthvolleS
Eigenthum zu erwerben, und Vergnügen
daran fand, so kann man wohl ohne Ge
genrede behaupten, daß der jüngere wenig
stens um die Zeit unserer Geschichte nicht
weniger Vergnügen daran fand, das zu
spenden was sein Water erworben.
Diese beiden Persönlichkeiten waren
große Liebhaber der Damen. DaS schö
ne Geschlecht liebte den Vater um seines
sanften Humors und unübertreffbarer
Galanterie; und den Sohn wegen seinem
glänzenden Witz, einnehmender Rede und
schöner Person. Dies, so seltsam eS auch
erscheinen mag, leitete oftmals zwischen
Vater und Sohn zu Eifersucht, weßhalb
sie ansingen sich in verschiedenen Gesell
schaften zu bewegen, damit jeder seine O
perationen ungestört leiten möge.
Deßhalb sahen auch der langmüthige
Vater und der anhängliche Sohn einan
der selten, ausgenommen zu Hause, und
da ward wenig gesprochen, außer von Ge
schäften.
Eineö Morgens jedoch, als John Ge
orge der ältere, eben in daö Zimmer sei
nes Sohnes gehen wollte, um mit demsel
, ben über Geschäfte von Wichtigkeit zu
sprechen, begegnete er ihm auf dem Wege
nach seinem Zimmer.
„Ah, John/i alle Beau, in
dem er ihn freundlich bei der Hand nahm,
wie befindest du dich diesen Morgen?
„Ziemlich wohl," (antwortete der jun
ge, froh seinen Vater in guter Laune zu
finden) —und ich bin froh euch heute so
munter zu sehen. —Was giebt's Neues?
„Ich begehre mit dir zu sprechen John/
sagte der Aeltere.
„Und ich habe nicht weniger Verlan
gen, theurer Vater, mit euch eine ernste
hafte Unterredung zu haben —antwortete
der jüngere Smith, als er des alten Hrn.
Zimmer betrat.
„In welcher Angelegenheit?"
Wegen Heirathen.
„Heirathen !" entgegnete der alteJohn
—dasselbe Ding, worüber ich mit dir re
den wollte..
„Wirklich?"
„Gewiß!"
„Allein, Vater, ihr habt keine Lust ei
ne Frau zu nehmen/'
„Ich habe, beim Jupiter!"
„Bei Juno, so habe ich!"
„Ich bin froh dafür," erwiederte der
alte John mit Wärme, du bist wild mein
Junge, und ein Weib wird dich zähmen."
Und ihr, Vater, seid ziemlich glühend,
und, eine Gefährtin wird dazu dienen,
euch abzukühlen," antwortete John, mit
satirischem Tone.
„Pschaw, John. Nun erzähle mir
wegen deinem Heirathen."
„Und ihr wollt mir auch wegen der
Eurigen erzählen?"
„Gewiß"
Alt John strich sich seinen Bart in ei
ner nachdenkenden Weise, dann sah er
auf mit einer geschäftSartigen Miene und
sprach:
„Im ersten Platze muß ich dir sagen,
daß meine Erwählte ziemlich jung für
mich ist."
„Da sind wir überein," sagte der An
dere mit Lächeln.
„All.in meine Lady ist die schönste in
der Stadt."
~Jch bin gewiß meine würde eine Aus
nahme davon machen."
„Sehr schön ist sie?"
„Bezaubernd!"
„So ist die Meine "
„Allein meine hat einen Fehler."
„Was für einen?"
„Sie ist kurzsichtig."
„Sonderbares Zusammentreffen! Ich
habe dasselbe an meiner wahrgenommen."
„Und meine ist vielleicht ein wenig zu
dunkel."
~So ist die Meinige."
„Meine ist ein wenig zu groß."
Meine ist groß, allein ich liebe große
Frauenzimmer."
Es trat nun eine Pause in der Unter
haltung ein, als alt John zu dem jungen
mit einem bedeutungsvollen Lächeln, wo
rin sich ein Seufzer ynschte, anhob:
„Ich habe einen Nebenbuhler."
„Jsts möglich!"
„Ich habe auf mein Wort."
„Und so habe ich."
„Meiner ist ein junger Bock, der ob
gleich ich ihn nie sah, ein einnehmendes
Aeußere besitzen soll."
„Und meiner ist, wie ich höre, ein alter
Rechen, wohl genug aussehend und sehr
reich, welcher die Unverschämtheit besitzt,
meinen Anspruch an die Hand der schön
sten Dame, in den Weg zu treten.
„Indeß ich fürchte meinen Nebenbuh
ler nicht."
„Ich eben so wenig."
„Meine Erwählte lacht über den jun
gen Bock."
„Und meine ich bin gewiß, verachtet den
Überflüsssgen alten Rechen."
„Ich gratulire dir, John."
„Und ihr habt meine Sympathie Va
ter."
„Der Name deines Nebenbuhlers?"
„O, er ist einer von unserer Familie;
Laufende Nummer S 2.
fein Name ist Smith/'
„Kurios! mein Nebenbuhler hat die
Ehre denselben Namen zu führen."
„So ist es, Smith schneidet Smith die«
ser Zeit rund herum!"
„G rad so."
„Wann werdet ihr heirathen, Vater?"
„Diese Frage ist noch nicht entschieden
in meiner Sache John."
„Noch weniger in der Meinigen."
„Allein, ich werde vorwärts schreiten,
sobald als meine geliebte Mary Ann."
„Mary Ann!"
„Das ist der Name,"
„Und eS ist gleichfalls der Name mei
ner Erkornen."
„Mary Ann Brown?"
„Die Tochter von Jfaac A. Brown ?"
„Dieselbe!"
„Sie ist meine Erwählte!"
„Nein, bei Venus und Cupid, sie ist
mein!"
Und John G. Smith, junior, u.John
G. Smith, senior, sahen einander an, als
ob sie die ganz Letzten der zahllosen Fa
milie Smith gewesen wären, wünschend
sich einander die Vernichtung.
„Du bist ein eingebildeter, unverschäm
ter Narr, sagte der Alte mit saurem Blick.
„Wäret ihr nicht mein Vater"—erwie
derte der Junge kühl —„ich würde euch
einen schwachsinnigen alten Hahn heißen;
—ich bin gewiß, ich würde!
„Allein du bist zu beschuldigen—"
„Ich bin nicht!"
„Du suchst die Zuneigung meiner Ma
ry Ann zu gewinnen."
„U»d ihr complottirt, sie von mir ab
zuwenden. ES ist eure Schuld!"
Nach diesem unterhaltenden kleinen
Sturm trat Windstille ein, und alt John
und jung John sahen einander feierlich an.
„Du mußt sie aufgeben—sagte zuletzt
der Alte. —Du bist zu jung um zu heira
then."
„Ich thu's nicht! versetzte der Junge
mit Nachdruck. Ich will sie selbst heira
then. Ihr seid zu alt."
„Glaubst du, ich könnte meine angebe
tete Mary Ann Mutter heißen?
Diese Idee wirkte trefflich als einStich
blatt in der Unterhaltung, welche wir nie
dersetzen ; und gleichsam wie mit gegensei
tiger Erlaubniß, wandten sie sich den Rük
ken und schieden schmollend von einander.
Für eine ganze Woche wechselten Va
ter und Sohn kein Wort, selbst nicht ein
mal den gewöhnlichen Morgengruß mit
mit einander.
EineS Tages jedoch, begegneten sich bei
de in der Halle, und alt John verneigte
sich und lächelte, und der junge griff an
seinen Hut und hielt die Hand hin.
„Deine Mary Ann—"hob der Alte an
„Eure Mary Ann," unterbrach ihn
der Sohn corrigirend—
„Ganz wohl,—wir wollen eS so ma
chen, sagte er lächelnd—unsere MaryAnn.
„Eben so gut."
„Ich war in ihr betrogen/,
„So war ich."
„Sie ist eine Coquette."
„Das ist sie, beim Jupiter."
„Du hast denn die Neuigkeit gehört?
„Daß sie verheirathet ist?"
„Ja."
„Ich ward diesen Morgen so berichtet."
„Ein hübscher Spaß!" lachte alt John.
„Ein Stück von Falschheit!" erwie
derte der andere.
„Ich bin nur froh, John daß du nicht
so rasch warst und machtest sie zu deiner
Frau."
„Und ich bin froh, Vater, daß ihr nicht
so thöricht war t, und machtet sie zu der
Eurigen."
„Ha! ha! ha!"
„Hi.! Hi; hi!"
So wünschen sie sich beiderseitig glück
lich, Vater und Sohn sagten sich guten
Morgen, und der wichtige Prozeß in der
Liebes Court, Smith gegen Smith, wur
de zur vollen Zufriedenheit beider Parteien
gesettelt. Ihre MaryAnn war nicht
I länger das bestrittene Eigenthum: man