Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 24, 1851, Image 1

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    Der Liberale Beobachter,
Und Berks, Monlgomery und Schuylkill Cauuties ailgemetuer Anzeiger.
ZK ravi n Q, Venn. Gedruckt und berausgegebeu vonArnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Cbt'snut - Straße
Jahrg. qan;e Nnm. «12.
Der kleine Wilde.
Eine auf TlZ.ihrheit gegründete Erzählung.
(Aus dein Englische» für de» „Beobachter.")
(Schluß,)
Hr. Evelyn kam und setzte sich still aufi
den ihm angewiesenen Platz. Ich beob-!
achtete ihn mit zunehmendem Interesse, u.
sonderbar zu sagen, je mehr ich in sein
ehrwürdiges Gesicht sah, um so mehr
drängte sich mir die Meinung auf, daß ich
es schon früher gesehen hätte. Dies
konnte natürlich nicht sein, demungeach
tet nahm die Einbildung Besitz von mir,
und mich durchzuckte eine Art Vergnügen
als ich den Wechsel bewachte den seine
Züge untergingen. John Gough, ich be-
Vaure zu sehen, daß ihr mit verwickelt seid
in dieser schändlichen Geschichte, sagte er
milv, seinen Gefährten anredend. Der
Andere antwortete nicht und da er mir
den Rücken zugewendet hatte, so konnte
ich nicht bemerken welche Wirkung diese!
Worte auf sein Gesicht hatten.
„Ich weiß, daß die Männer welche uns
verlassen haben, schlechte Kerls sind, fuhr
der Sprecher fort. Ich erwartete nichts
als Schlechtes von ihnen, aber ich weiß,!
daß ihr besser erzogen seid. Eure Ver
antwortlichkeit ist daher um soviel großer,
da ihr ihnen in ihrer Bosheit Helfer/'
„Ihr würdet ihnen besser nichts davon
hören lassen, Hr. Evelyn," antwortete
Gough zuletzt, in einem etwas gedruckten
Tone; „ich möchte nicht für die Folgen
verantwortlich sein."
„Diese fürchte ich nicht"' antwortete der
Andere. „DaS Resultat dieser Handlung
kann wenig Unterschied machen für einen
Mann am Rande des Grabes, der alle sei
ne Verwandten überlebt hat, und nichts
hat um darauf zurückzudenken, als die Er
innerung an sein Unglück ; aber für einen
in der Blüthe des Lebens, wie ihr, der
mit Freunden und Verwandten prahle»
kann, welche Interesse fühlen in eurem gu
ten Namen, müssen diese Folgen in der
That schrecklich sein. Was müssen die
Gefühle eureü respektablen Vaters sein,
wenn er erfährt, daß ihr euch Pira
tenbande angeschlossen habt; wie groß
muß die Trauer eurer liebenden Mutter
sein, wenn sie hört, daß ihr die Strafe
erlitten habt, die früher oder später eu
rem gesetzlosen Leben folgen muß."
„Kommt, Hr. Evelyn," rief Gough,
doch mit bebender Stimme, die seine Ge
fühle verrieth, „ihr habt kein Recht mir
zu predigen. Ich habe so viel gethan,
wie ich thun konnte, für euch alle. Die
Matrosen würden kurzen Prozeß mit euch
allen gemacht haben, wenn ich mich nicht
eingelegt und ihnen diese unbewohnte In
sel angewiesen hätte."
„Wo ihr, wie es scheint, eine arme Frau
gelassen habt, um zu verhungern," fuhr
Hr. Evelyn fort.
„Es war nicht meine Schuld," antwor
tete der Mann; ich that alles was ich
konnte es zu verhüten."
„Es wäre mehr männlich für ench ge
wesen, mit ihr auf diesen Felsen zu blei
ben und eure frechherzigen Genossen ih
rem selbstsüchtigen Vorhaben zu überlas
sen. Aber ihr seid schwach und unent
schlossen, John Gough ; zu leicht zu über
reden zum Bösen, zu langsam dem Antrie
be zum Guten zu folgen. Der Mord je--
ner armen Frau ist soviel euer Thun, als
wennJhr ihr das Gehirn ausgeblasen hät
tet, bevor ihr sie verließet. In der That,
ich weiß nicht ob das Letztere mehr ver
brecherisch gewesen wäre."
John Gough antwortete nicht, ich glau
be aber nicht, daß sein Gemüth ganz ru
hig blieb bei dieser Beschuldigung, denn
er schien unruhig zu sein und fuhr fort
mit seinen Pistolen zu spielen, mit nieder
geschlagenen Augen.
„Eure Theilnahme an diesem Aufstan
de ist ebenso nicht zu rechtfertigen," fuhr
Hr. Evelyn fort. „Es war eure Pflicht
Capitän Manvers und seinen Offizieren
beizustehen; dadurch hättet ihr die immer
währende Dankbarkeit und noch eine schö
ne Versorgung von den Eigenthümern deß
Schiffes verdienen können."
„Es ist vergebens nun von diesen Din
gen zu sprechen, Hr. Evelyn," sagteGough
heftig. ~Jä) habe meinen Weg genom
men. ES ist zu spät zurückzukehren.
Wollte Gott," fügte er hinzu, sich mit der
Hand heftig vor die Stirn schlagend, ich
hätte nichts damit zu thun gehabt."
„Es ist nie zu spät, John Gough, Giu
tes zu thun!" schrie Frau Reichardt, als
sie von ihrem Versteck aufsprang, zu mei
nem und zum Erstaunen Aller oie sie se
hen konnten. Aber nichts kam Gough's
Erstaunen gleich, als er zuerst ihre Züg?
erblickte—er sprang auf seine Füße, ließ
seine Pistolen auf der Erde liegen, schlug
seine Hände zusammen und rief : „Gott
sei Dank, sie lebt!"
„Ja," antwortete sie, näher tretend u.
gütig seine Hand nehmend. „Durch Ver
mittlung der Vorsehung seid ihr gerettet
von der Schuld des Mordes. Im Na
men Gottes, der euch so auffallend gegen
euch selbst geschlitzt hat, befehle ich euch,
euer jetziges boshaftes Unternehmen auf
zugeben."
Der Mann nahm Anstand, aber es
schien als ob er seinen Blick nicht von ih
rem Gesichte wenden konnte und eS war
augenscheinlich, daß ihre Gegenwart einen
außergewöhnlichen Einfluß auf ihn hatte.
In der Zeit hatte ich auch meine Erschei
nung gemacht bei der Scene, nicht weni
ger zum Ei staunen der Zuschauer; und
mein erstes Geschäft war mich der Pisto
len zu bemächtigen, welche Gough auf der
Erde liegen ließ; mein nächstes nach der
Gruppe der Gefangenen zu eilen, die bis
her unS mit stummem Erstaunen betrach
tet hatten, und mit meinem amerikanischen
l Messer ihre Banden zu zerschneiden.
„Ich will thun was ihr immer für gut
! halten möget," sagte I. Gough. „Glau-
bet mir, daß ich zögernd hierzu verleitet
! wurde und mich den Aufrührern anschloß,
weil ich wußte, daß sie mich ermorden wür
den, wenn ich s nicht that."
„Ihr müßt versuchen gut zu machen
was gut zu machen ist, dadurch daß ihr
euren Offizieren beistehet wieder in Besitz
deS Schiffes zu kommen," fuhr Frau
Reichardt fort.
„Ich will mit Vergnügen helfen in al
lem was sie für rathsam halten," sagte
der Mann. „Aber wir müssen uns zu
erst der verwegenen Kerls bemächtigen, die
uns eben verlassen haben, und da wir nur
spärlich bewaffnet sind, so wird dies schon
in sich selbst ein Dienst mit nicht geringer
Gefahr sein. Besitz von dem Schiffe zu
nehmen, wird, glaube ich noch gewagter
sein; aber ihr sollt mich sürerst in jeder
Gefahr finden."
Hier kamen Capitän Manvers und die
Andern hin wo John Gough und Frau
Reichardt zusammen sprachen; er hörte
Gough's letzte Worte und war eben da
ran etwas zu sagen, als ich dazwischen
kam und sagte, daß jetzt keine Zeit für
Erklärungen sei, daß die Kerls, welche
nach der Hütte gegangen wären, in weni
gen Minuten zurückkommen würden, und
der einzige Weg, uns für sie vorzubereiten,
sei, für die ganze Gesellschaft nach unserm
Hause zu gehen, wohin sie Frau Rei
chardt führen würde, wo sie hinlänglich
Waffen und Munition finden würden.
In der Zwischenzeit wollte ich wachen und
ihre Bewegungen beobachten, und durch
Abfeuern einer meiner Pistolen sie benach
richtigen, daß ich in Gefahr sei. Schließ
lich empfahl ich, daß die Ruder von dem
Boote entfernt werden sollten, um die
Aufrührer am Entfliehen nach dem Schif
fe zu hindern.
Mein Erscheinen und meine Rede er
regte allgemeine Aufmerksamkeit. Ich be
merkte besonders, daß Hr. Evelyn er
staunte sobald er mich sah und mich mit
besonderer Sorgfalt beobachtete; aber
das kam ohne Zweifel von meiner Rede
und der befremdenden Weise wie ich vor
ihnen erschienen war.
Der Capitän billigte meinen Vorschlag
und die ganze Partie, nachdem sie die
"LVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 2Ä. Juni, 18SI.
Bootruder weggenommen hatten, beweg
te sich schnell in der Richtung nach dem
Hause. Ich versteckte mich dann wieder
im Grase und erwartete die Zurückkunft
der Rebellen. Sie blieben nicht lange
fort. Ich konnte sie ankommen hören,
denn sie lachten und jauchzten wie sie gin
gen, laut genug, um in ziemlicher Entfer
nung gehört zu werden. Als sie den Fel
sen hinabstiegen passirten sie dicht an mir
vorbei, so daß ich jedes Wort ihrer Un
terhalrung hören konnte.
„Wohl, Fleisch ist Gras, wie der Pfar
rer sagt," sagte Jack," sie müßten früher
oder später gestorben sein, wenn wir sie
nicht mit so wenigen Ceremonien verlassen
hätten Aber, hallo! meine Augen und
Glieder! Wo ist John Gough? Wo ist
der Capitän? Wo sind alle die Andern?
ES ist unmöglich das Erstaunen der
Männer zu beschreiben, als sie auf dem
Platze ankamen, wo sie so kürzlich ihre
Gefangenen verlassen hatten, und entdeck
ten, daß keine Spur von denselben zu se
hen war. Zuerst bildeten sie sich ein, daß
sie mit dem Boote durchgegangen wären,
als sie aber sahen, daß das Boot sicher
war, gaben sie diese Idee auf. Sie mein
ten dann, daß Gough mit den Gefange
nen einen kleinen Ausflug in das Innere
der Insel unternommen hätte, und schrie
en dann so laut als es ihre Lungen er
laubten. Als sie keine Antwort erhielten,
brachen sie in viele fremdartige Ausdrücke
aus, was wie ich später erfahren habe,
Gotteslästerliche Flüche waren ; und schie
nen nicht zu wissen was sie thun sollten,
ob sie auf der Insel herumstreichen sollten
sie zu suchen, oder nach dem Schiffe zu
rückkehren.
Nur Einer war für den ersten Vor
schlag und die Andern überstimmten ihn,
nicht glaubend, daß es der Mühe lohne,
auf einem fremden Platze so herumzustrei
chen. Sie schienen gesonnen zu sein nach
dem Boote zu gehen, als einer davon
! meinte sie könnten in Unannehmlichkeiten
kommen, wenn sie nach dem Schiffe zu
rückkehrten, ohne ihren Genossen. End
. lich beschlossen sie sich hinzusetzen und sei
! ne Zurückkunft zu erwarten.
Gleich klagte Einer davon, daß er mü-
sei und schlafen möchte, weil er in der
vorigen Nacht durch zu thätiges Nebuli
j reu verhindert worden sei in seine Schlaf
stelle zu gehen, und die Andern sagten,
! daß sie ein ähnliches Verlangen nach Ru
he fühlten, aus derselben Ursache. Jeder
! begann zu gähnen. Sie legten sich dan
der Länge nach ins Gras und ich konnte
! bald an ihrem Schnarchen vernehmen, wie
es Jackson zu thun pflegte, daß sie fest
schliefen.
Ich kroch nun leise auf meinen Hän
den und Knieen nach ihnen und sie schlie
fen so fest daß ich keine Mühe hatte die
Pistolen aus ihren Gürteln zu ziehen.
Ich hatte dieö eben vollbracht, als ich sah,
daß der Capitän, John Gough, Hr. Eve
lyn und die Uebrigen wohl bewaffnet mit
Flinten und Pistolen, sich dem Platze
näherten wo wir waren.
In wenigen Minuten nachher waren
die Rebellen zu Gefangenen gemacht, oh
ne Gelegenheit zu haben den geringsten
Widerstand zu leisten. Der Capitän lob
te mich sehr für die List womit ich sie ent'
waffnet hatte; aber während ich mit ihm
sprach, ist es unmöglich mein Erstaunen
zu beschreiben, das ich fühlte, als ich Hrn.
Evelyn plötzlich von der Seite der Frau
Reichardt, mit der er sich unterhalten hat
te, auf mich zueilen, mich mit dem freund
lichsten Gefühle umarmen und als seinen
Enkel ansprechen sah.
Das Geheimniß war bald erklärt.
Hr. Evelyn hatte soviel Verluste in sei
nem Geschäfte als Kaufmann erlitten,
daß er die Gelegenheit benutzte mit einem
Sohne seines alten Schreibers, welcher
Capitän eines schönen Schiffes war, das
sich mit Süd-Amerikanischem Handel be
schäftigte— und eben im Begriff war eine
Reise nach jenem Welttheile zu machen,
sich an Bord desselben zu begeben, mit ei-
nem Vorrath von Waaren für den Süd
amerikanischen Markt. Er hatte eben
falls noch einen andern Zweck, welcher
war, sich nach dem Schicksale seiner lange
verlorenen Tochter und ihres Gatten zu
erkundigen, von denen er keine sichere
Nachricht hatte, seitdem sie sich auf das
Schiff begeben hatten, mit den Diaman
ten welche er gekauft hatte, um heimzu
gehen. Von dem Schiffe worin sie fuh
ren, hatte man seitdem nichts weiter ge
hört, und Hr. Evelyn hatte längst alle
Hoffnung aufgegeben Einen davon wie
derzusehen, oder daö werthvolle Eigen
thum was er ihnen anvertraut hatte.
Als sie nach dem Hause gingen hatte
er Frau Reichardt um meinen Namen
fragt, sagend, daß ich einem seiner theu
ersten Freunde so ähnlich sehe, der wie er
glaube schon vor vielen Jahren umgekom
men sei, daß er ein besonderes Interesse
in mir fühle.
Die Antwort welche er erhielt, führte
zu einer Reihe ernster Erkundigungen u.
Frau Reichardt befriedigte ihn in jeder
Hinsicht, zeigte ihm alles Eigenthum was
Frau Henniker früher gehabt hatte und
ihr Gatte; erzählte Jackson's Geschichte
und überzeugte ihn, daß obwohl er eine
schon lange betrauerte Tochter verloren
hatte, ein Nachkomme von ihm vorhanden
war, in der Person des kleinen Wilden,
der ihn von dem Schicksale errettet hatte,
welches die Rebellen für ihn bestimmt hat
ten.
Ich habe nur noch hinzuzufügen, daß
ich das Glück hatte meinem Großvater
die Diamanten wieder zuzustellen, die ich
von Jackson erhalten hatte, die ihm ohne
Zweifel sehr willkommen waren, denn sie
versetzten ihn nicht allein wieder in Wohl
stand, sondern machten ihn zu einem der
reichsten Kaufleute in London.
Ich war ebenfalls behülflich dem Capi
tän wieder den Befehl über sein Schiff zu
verschaffen, und die Disciplin unter der
Mannschaft wieder herzustellen. Die An
führer der Rebellen wurden in Fesseln ge
legt und zum Verhör heimgebracht; dies
lief'dahin aus, daß einer oder zwei davon
gehangen wurden, zur Warnung, und es
traf sich daß dies eben dieselben waren die
Frau Reichardt so trügerisch verlassen
hatten. Sie begleitete mich nach Eng
land, in Capitän Manver's Schiffe, dann
als er von den Verbindlichkeiten hörte,
welche ich ihr schuldete,entschied meinGroß
vater, daß sie ihr Lebenlang bei uns blei
ben sollte. Wir verließen jedoch die In
sel nicht, bis wir meinem Großvater, dem
Capitän und seinen Offizieren gezeigt hat
ten, was wir während unserm Aufenthal
te bewirkten, und Alle waren erstaunt,
daß wir eine blühende Bauerei hergestellt
hatten auf nackten Felsen.
Ich darf nicht vergessen daß am Tage
vor unserer Abreise John Gough zu mir
kam, privatim, und meine Fürsprache beim
Capitän erbat, daß man ihn auf der In
sel lassen möchte. Er hatte einen ganz
verschiedenen Charakter angenommen von
dem früheren ; und da die Reue welche er
jetzt zeigte, ohne Zweifel aufrichtig war,
sagte ich alles was ich konnte für ihn.
Meine Empfehlung war erfolgreich und
ich übergab John Gough meine ganze
Bauerei, Viehstand und Ackergeräthschaf
ten ; außerdem versprach ich ihm alles zu
schicken, was er nöthig haben möchte, um
seine Lage erträglich zu machen. Er be
zeigte sich sehr dankbar, verlangte aber
nichts; nur daß seine Familie erfahren
möchte, daß er wohl ab sei und wahrschein
lich nie zurückkommen würde.
Vielleicht liebte John Gough nicht zu
risquiren, für Meuterei verhört zu wer
den, oder hegte einen Widerwillen in ein
und demselben Schiffe mit seinen früheren
Genossen zu fahren ; aber die Ursache sei
nes Beschlusses mochte sein was sie wollte,
es ist gewiß, daß er zurückblieb, als daß
Schiff abfuhr und bis auf diese Stunde
dort sein mag, soviel ich davon erfahren
habe.
Wir machten eine schnelle Reise nach
Laufende Rnmmer ÄS.
England und meine Leser werden ohne
Zweifel froh sein zu hören, daß der kleine
Wilde sicher zu Plymouth landete und
bald herzlich bewillkommt wurde in seines
Großvaters Hause in London.
(Aus dem „Magazin für Nord-Amerika.")
Reeeptenscbatz.
Vvein aus Erdbeeren und Himbeeren.
Um aus Erd- und Himbeeren einen an
genehmen Wein zu bereiten, verfährt man
folgendermaßen: Man zerdrückt bei völ
liger Reife die Früchte, fügt auf je 100
Pfund 1 bis 2 Pfund Hefe zu und rührt
die ganze Masse mit heißem Wasser zu
Brei an. Hierauf läßt man daö Ganze
gähren. Dieses mird rasch vor sich gehen
wenn der Brei gut zubereitet, d. h. weder
zu dünn noch zu dick geworden ist.-Man
läßt die Flüssigkeit mehrere Monate hin
durch im Faß und füllt sie sodann in Fla
schen ab. Diese Weine werden bei zu
nehmenden Alter ausgezeichnet.
Getränke aus Roggen, Hafer und
Gerste.
Hafermehl
Roggenmehl > von jedem 12 Pfund.
Gerstenmehl )
Man übergießt diese Mehle nach und
nach mit kochendem Wasser, füllt dann die
Mischung in drei steinerne Töpfe, die man
offen in einen warmen Ofen stellt, rührt
während drei Stunden herum, bis man
einen Brei erlangt, der die Dichtheit des
Rahms hat. gießt nun Alles in eine gros
se Wanne und verdünnt es mit so viel
Wasser, um IVO Flaschen klaren Tran?
zu erhalten.
Diese Wanne steht in einem Locale,
daß eine Temperatur von 43 Grad Fah
renheit hat, man fügt hinreichende Bier
hefe hinzu, so wie eine Hand voll Müntze
und zerquetschte Rosinen.
Nach Verlauf von 24 Stunden geht
die Gährung vor sich, und ist diese been
digt, so klärt man das Liquid in einem an
dern Fasse. Es liefert ein sehr wohlfeiles,
höchst angenehmes, erfrischendes, weinigeö
Getränk.
Maden im Rase zu vermeiden.
Als ein Mittel, die Erzeugung von
Maden in den Käsen zu verhüten, wird
das Beimischen von spanischem Pfeffer zur
Matte oder dem Quark, wie es in Ungarn
gewöhnlich ist, angerühmt. Eine leichte
re und sichere Art, diesen Zweck zu errei
chen besteht aber in dem von manchen Hau
sfrauen befolgten Verfahren, die Käse,
wenn sie abgeputzt sind und in die Fässer
zur Vollendung der Gährung eingelegt
werden, zwischen Erlenblätter zu legen, so
daß auf dem Boden des Fasses erst eine
Schicht Erlenblätter zu liegen kommt und
dann abwechselnd die Käse und Erlenblät
ter gelegt werden ; anch die oberste Schicht
Käse wird mit Erlenblättern belegt; man
che Hausfrauen nehmen statt der Erlen
blätter das Johanniskraut
U)agenschmiere.
Man läßt 5 Theile Schweineschmalz
über einem gelinden Feuer zerfließen und
vermischt damit I Theil sehr fein gepul
vertes Reißblei. Beim Gebrauche wer
den die der Reibung unterworfenen Theile
mit einer dünnen Lage dieser Mischung
bestrichen.
Eine andere Wagenschmiere.
Man nimt 30 Thle. Palmöl u. 12 Th.
Talg, läßt Beides in einem Kessel schmel
zen, setzt nach und nach S Theile Soda
lauge hinzu, bis die Masse dick wird, gießt
8 bis 10 Theile siedendes Regenwasser
hinzu und rührt die Masse fortwährend
um. Nachdem man das Ganze eineStun
de lang der freien Luft ausgesetzt hat,
gießt man es in die Kühlgefäße und setzt
unter fernerem Rühren noch 120 bis 122
Theile kaltes Regenwasser hinzu; nach
zwei Stunden ist diese höchst billige Wa>
gen schmiere fertig.
Milch probe.
Die Verfälschung der Milch mit Was
ser ist leider ziemlich allgemeio ; um zu er«