Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 17, 1851, Image 1

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    Und Berks, Monrgomery und Schuylkill Caunries allgemeiner Anzeiger,
e din g, Denn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Sud 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnut - Straße
Jahrg. SS, ganze Nnm. «11.
Der kleine Wilde.
Eine auf Wehrden gegrnndcce Erzählung.
(Ane dem Englische» für den „Beobachter.")
(Fortsetzung.>
Alö ich am andern Morgen hinausging,
fand ich das Wetter sehr schön, das Was
ser eben, oder nur leicht aufgeregt durch
einen schwachen Luftzug. Da Frau R. ,
noch nicht ihre Erscheinung gem achthat
te, ging ich herunter nach dem Badeteiche,
wo ich alle Männer auf und thätig fand.
Das Boot war ausgeleert, die Ruder,
Masten und Segel lagen auf den Felsen,
und die Männer wendeten daS Bugspriet
der See zu, in Bereitschaft es über den
Felsen zu lassen. Alles war in der That
auf dem besten Wege unsere Abfahrt zu
beschleunigen. Und nun begann die Ab
lassung des Booteh, welche Arbeit mit vie-
ler Lust vollbracht wurde. Ich half so
gut ich konnte, bis Alles zur Abfahrt be-
reit war; sie hatten nur noch den eisernen
Kessel und zwei oder drei andere Artikel
hineinzuthun.
„Sollen wir den Besam holen?" frug
frug einer der Männner, auf den Mast«
deutend, der auf den Felsen lag.
„Nein, es steuert ganz gut ohne
selben," antwortete der Steuermann ; wir!
wollen ihn hier lassen. Und nun Buben,
gebt die Ruder herein."
Sie wurden nach dem Borte gebracht
aber wegen dem Rumfasse in der Mitte
konnten sie nicht liegen, und nach vielem
DiSputiren und Zanken wurden vier Ru
der und der Boothacken auswendig, an
dem Gunnel, befestigt und tue übrigen
blieben auf den Felsen.
Bei dieser Zeit fand eine Art Unterre
dung statt, zwischen dem Steuermann und
einigen Matrosen —der Steuermann war
scheinbar gegen die Andern.
Ich konnte nicht hören warum es war,
aber der Steuermann schien sehr ärgerlich
und beunruhigt zu sein. Zuletzt warf er
seinen Hnt, in großer Wuth auf die Fel
sen und sagte—
„Nichts Gutes wird daraus kommen;
merkt meine Worte: Nichts Gutes kann
oder wird je daraus kommen. Sei es so,
ihr seid zu viele für mich; aber ich sage
euch nochmal, nichts Gutes wird davon
kommen."
Der Steuermann sehte sich dann wie
der auf die Felsen, allein, ließ seinen Kopf
auf die Knie sinken und bedeckte das Ge
sicht mit beiden Händen.
Die Männer mit denen er gestritten
hatte, gingen nach den andern im Boote
und sprachen mit ihnen in leisem Tone,
immer nach mir sehend, ob ich etwa im
Bereich des Gehörs sei.
Nach ein oder zwei Minuten trennten
sie sich alle und Einer davon sagte zu mir:
~Nun, mein Junge, sind wir alle fer
tig, geh' hinauf nach der Hütte, hol dei
nen Bündel und den Korb und sag der
Dame, daß wir auf sie warten."
„Da ist die Schaufel und das Boots
segel, muß ich die herunterbringen ?" fag
ich.
„O ja bring ue herunter, und eben
so zwei oder drei Seehundfelle, für die Da
me, darauf zu sitzen."
Fort ging ich für mein Geschäft, denn
ich war erfreut über die Idee die Insel zu
verlassen, und meine Geduld war beinahe
erschöpft während der Zeit daß das Boot
beladen wurde. Als ich den Pfad hinauf
ging Hörle ich lautes Zanken und die
Stimme des Steuermanns sehr ärgerlich
sprechend, und ich hielt für eine kurze Zeit
an, um zu horchen, aber das Geräusch
hörte auf und ich ging weiter. Ich fand
Nero auf der Plattform und hi'eit eine
Minute an, um ihn zu schmeicheln. ~Leb
e wohl, mein armer Nero, wir werden
uns nie wieder sehen," sagte ich. "Du
mußt zurückgehn in den See und Fische
für dich fangen ;" und die Thränen tra
ten mir in die Augen, als ich dann dem
Thiere den Abschiedskuß gab.
Dann ging ich in die Hütte, wo ich
die Frau Reichardt sehr ruhig sitzend fand.
„Sie sind alle fertig und haben mich
heraufgeschickt für euch; aber ich soll das
Bootsegel und einige Seehundsfelle mit
bringen zum Sitz für euch. Ich kann
beides tragen, wenn ihr mein Bündel
tragt. Habt ihr den Gür/el angethan ?"
„Ja," antwortete sie, ~ich bin nun ganz
fertig. Ich will den Bündel tragen, die
Bücher und das Fernrohr ebenso wie mei
nen Äorb; aber wir müssen sie dicht pak
ken," fügte sie hinzu, „und daS Segel um
die Stange rollen, oder du wirst cö nicht
tragen können." 5
Wir nahmen das Segel herunter und
machten es bereit zum Tragen; ich rollte
die zwei besten Seehundsfelle auf und
band sie mit einem Stück Fischleine zusam
men, und dann waren wir ganz fertig.
Ich schulterte meine Bürde nnd Frau
Reichardt nahm das übrige, wie es aus
gemacht war, und wir verließen die Hütte,
um den Pfad herunter nach dem Bade
teiche zu gehen.
„Adieu Nero, Adieu Vögel, Adieu Hü
tte, Adieu Garten/' sagte ich, als ich über
die Plattform ging, und nachdem ich dies
gethan und Nero mit zitternder Stimme
in die Hütte zurückbeordert harte, drehete
ich mein Gesicht in die Richtung noch dem
Badeteiche. Ich stierte, und schrie dann,
meine Bürde sinken lassend, als ich meine
Hänte erhob vor Erstaunen.
„Seht!" schrie ich meiner Gefährtin
zu. —„Seht!" wiederholte ich athemlos.
Sie blickte hin und sah waS ich sah —
das Booc unter Segel, eine halbe Meile
vom Teiche, mit einem frischen Winde
fahrend, der es etwa ? oder H Meilen die
Stunde forttrieb.
Sie hatten uns verlassen —sie waren
unS desercirt. Ich schrie wie ein Wahn
' sinniger, „halt! halt! halt!" und dann,
als ich sah wie nutzlos es war, warf ich
j mich auf den Felsen und war für ein oder
5 zwei Minuten besinnungslos.
~Ach!" seufzte ich zuletzt, alö ich wie
der zu Sinnen kam.
„Frank Henniker," sagte eine süße fe
ste Stimme.
Ich öffnete meine Augen und sah Frau
Reichardt neben mir stehen.
„ES ist der Wille des Himmels und
du mußt dich geduldig darein ergeben,"
fuhr sie fort.
„Aber so grausam, so trügerisch," ant
wortete ich auf das schnellsegelnde Boot
blickend.
„Ich gebe zu, daß es höchst grausam
und höchst trügerisch ist, aber wir müssen
sie dem Urtheile Gottes überlassen. WaS
können sie für Gnade von ihm erwarten,
wenn sie selbst keine zeigen ? Ich sage dir
aufrichtig, ich denke daß wir besser daran
sind in unserm jetzigen verlornen Zustan
de, auf diesem Felsen, als wenn wir im
Boote wären. Sie haben den Saamen
der Zwietracht, der Ruchlosigkeit und Un
mäßigkeit mit sich genommen, in einem
Unternehmen das die größte Vorsicht, Ru
he und Einigkeit erfordert, und ich fürch
te sie werden wenig Aussichten haben je
mals aus ihrer mißlichen Lage gerettet zu
werden. Es ist meine Meinung und ich
dachte so, als ich zuerst Hörle daß sie das
Faß gefunden hatten, daß der Schnaps
ihr Verderben herbeiführen würde, und
ich sage wieder, das Boot wird nie seine
Bestimmung erreichen und sie werden al
le elendiglich umkommen. Es hat Gott
gefallen, daß sie uns hier lassen sollten,
und verlaß dich darauf, es ist so gut zu
unserm Besten entschieden."
„Aber," sagte ich, wieder nach dem
Boote blickend, „ich war es hier müde—
ich war so begierig fortzukommen —und
nun hiergelassen zu werden !—Und sie ha
ben alle unsere Lebensmittel mitgenommen,
Alles, selbst die Fische aus dem Teiche.
Wir werden verhungern."
„Ich hoffe nicht," sagte sie, „und ich
denke nicht; wir müssen uns selbst bemü
hen und uns auf den Himmel verlassen."
Aber ich konnte nicht auf sie achten
mein Herz wollte zerspringen. Ich wein
te, als ich mich niedersetzte und mein Ge
sicht mit den Händen bedckte.
"IVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag den 17 Inn», IBSI.
„Alle fort!" schrie ich. „Keiner zu
rückgeblieben als ihr und ich."
„Ja," sagte sie, „noch einer mehr."
„Wer ?" schrie ich aufblickend.
„Gott! —welcher immer bei uns ist."
11.
Ich muß nun schnell über die Ereignis
se mehrerer Jahre gehen, während wel
chem Zeitraume diese vortreffliche Frau
Reichardt und ich die einzigen menschli
chen Bewohner dieser abgelegenen Insel
waren. Alö uns die Matrosen zuerst ver
lassen hatten, machten wir den Verlust der
gedörrten Vögel so gut auf, wie wir konn
ten, lebten von Fischen und solchen Er
zeugnissen deS Bodens als wir ziehen kon
ten, bis zur Wiederkehr der Jahreszeit
wo die Vogel nisteten, wo ich einen dop
pelten Proviant-Vorrat!) sür das kom
mende Jahr einlegte.
Ich fand, daß die Hülfe und Gesell
schaft meiner Gefahrtin eine Erleichte
rung für das traurige einsame Leben war,
das ich bisher verbracht hatte. Ich war
in der That glücklich, und meine Zeit ver
ging in vollem Genusse der Jugend.
Es war nur wenige Monate nach dem
Abgange der Matrosen, als das Wrack
eines großen Emigrantenschiffes in die
Bucht geworfen wurde. 'Alle an Bord
dieses Schiffes mußten entweder ertrun
ken oder in den Böten entkommem sein;
denn der Rumpf, welcher nicht beschädigt
war, war ganz leer, nnd als wir an Bord
kamen, fanden wir, daß es bei Weitem
nicht mit Wasser gefüllt war. Wir nah
nien von diesem Wrack drei lebende Schaa-
fe u. ein Kalb. Wir versorgten uns eben
! falls mit einigen Ackerbau Geräthschasten
! Saamen, einer Quantität Waizen und
Gerste und andern nützlichen Dingen, die
uns dazu dienten eine kleine Bauern auf
der Insel einzurichten. So waren wir
j mit Gottes Hülfe in Stand gesetzt für
lange Zeit bequem und vergnügt zu
j leben. Wenn ich nun auf den Theil mei
nes Lebens zurückblicke, den ich in Gesell
! schaft der guten Missionärs-Frau zubrach
te, so fühle ich in der That, daß es eine
' glückliche Zeit war—eine Zeit wo ich lern
te, daß die Verwirklichung des Wortes
j „Zufriedenheit" alles war waS ein Mensch
in dieser ereignißvollen Welt erwarten
kann.
Ich hatte lange aufgehört nach vorü
! bergehenden Schiffen zu sehen —ich dach
te kaum noch daran und hatte alle Spe-
kulationen auf meinen Empfang beim
! Großvater aufgegeben. Ich ging kaum
nur noch an den See, außer zum Fischen,
und beunruhigte oder kümmerte mich um
nichts mehr außer dem beschränkten Plat
ze, der mein Erbtheil geworden war.
Der Leser mag sich daher mein Erstau
nen denken, als einst an einem warmen
Tage, als ich mehrere Stunden mit Ab
schneiden eines Majenfeldes beschäftigt
gewesen war, Frau Reichardt zu mir ge
laufen kam mit der erstaunlichen Nenig
keit, daß nicht weit von der Insel ein
Schiff sei und daß ein Boot von demsel
ben, voll Menschen, abgefahren sei und
nach den Felsen rudere. Ich nahm eilig
das Fernrohr, welches sie mitgebracht hat
te, und sobald ich eine bequeme Lage fin
den konnte warf ich mich platt auf die
Felsen und besichtigte durch das Glas die
neuen Ankömmlinge.
Ich bemerkte bald, daß ein Theil da
von wohl bewaffnet war, was nicht der
Fall mir den übrigen war, denn d.ie wa
ren so gebunden, daß sie kaum Hand oder
Fuß bewegen konnten. Wir verbargen
uns, indem wir uns der Länge nach in's
Gras legten. Als das Boot herankam
konnte ich bemerken, daß die unbewaffne
te Partei zu der besseren Klasse von Men
schen gehörte, während einige der Andern
Gesichter hatten, die mich gar nicht zu ih
ren Gunsten stimmten.
Wir lagen in dem langen Grase ver
borgen, von woaus wir einen Ueberblick
über die herannahenden Besucher hatten.
„Ich denke, ich verstehe dies," flüsterte
Frau Reichardt. ~Da ist Bosheit im
Spiele; wahrscheinlich eine Meuterei.."
„Würde ich nicht besser nach Hause ge
hen und Waffen holen?"
„Nein," antwortete sie, „das thust du
besser nicht. Wenn wir fähig sind etwas
Gutes zu thun, so muß es dnrch List ge
schehen. Laß uns ihre Bewegungen be
obachten und mit großer Vorsicht handeln."
Der Rath meiner Gefährtm war, wie
ich sah, der weiseste den wir befolgen konn
ten ; daher blieben wir in unserm Verstek
ke, unsere Besucher genau beobachtend als
sie näher kamen. Sie kamen in den Fisch
teich und ich konnte sie dann nicht allein
deutlich sehen sondern auch hören. Zu
meinem größten Erstaunen war einer der
ersten Männer, welche aus dem Boote
sprangen, John Gough, der Frau Rei
chardt auf die Insel gebracht hatte. Er
sah älter auS, aber ich erkannte ihn im
Augenblicke, und so that meine Gefähr
tin. Ihre Warnung „still!" hielt mich
ab unser Versteck zu verrathen—so groß
war mein Erstaunen—weil ich längst
glaubte, daß er und seine gesetzlosen Ge
nossen in der See umgekommen wären.
Er war gut bewaffnet und besaß schein
bar etwaSAutorität, demungeachtet glaub
te ich eine Art Furcht in seinen Zügen zu
entdecken, als er einem der Gefangenen
im Boote seine Hülfe anbot. Der Letz
tere betrachtete ihn jedoch mit einer Art
Verachtung u. obwohl seineHände auf den
Rücken gebunden waren, sprang er ohne
Hülfe an'S Land. Er war ein Mann
von großer gebietender Statur, mit einem
wohl.qebräunten Gesichte und einem Blick
voll Energie und festem Eharakter. Er
trug eine Goldborde um seine Kappe,
Duck-Hosen, einen blauen Wamms und
Weste.
„Kommt, Eapitän, ich hege keinen Haß
gegen euch/' rief John Gough. Obwohl
ihr ziemlich hart auf uns gewesen seid,
wollen wir euch doch nicht verhungern las
sen."
„Er ist bei Weitem besser ab als er es
verdient!" rief ein Mann aus dem Boote
in welchem ich sogleich den Kerl erkannte,
gegen den ich mein Messer gezogen hatte,
weil er Nero weh that. „Hätten wir ihn
die Planke laufen lassen, wie ich vorschlug,
so will ich geblasen sein, wenn es nicht bes
ser gewesen wäre für unsern Zweck, als
wenn wir ihn auf diese Insel setzen, mit
viel Grog und vielen andern Dingen, die
geeignet sind, es ihm und seinen gebiete
rischen Offizieren bequem zu machen für
die übrigen Tage ihres Lebens."
„Halt dein Maul! du rebulirender
Schurke," rief der Eapitän ärgerlich.
„Ein End Strick am Vardarme wird in
Kurzem dein Lohn sein."
„Danke euch gütigst, Eapitän," ant
wortete der Kerl, spöttisch seinen Hut be
rührend. „Aber wollt gefälligst beden
ken, daß ich noch uicht gefangen bin; wir
meinen noch manche vergnügte Fahrt in
eurem schönen Schiffe zu machen und end
lose Reichthümer zu sammeln, bevor ich
an mein letztes Ende denke; und dann
gedenke ich zu sterben wie ein Christ, mei
ne Sünden zu bereuen und ein mehr auf
fallendes Beispiel zu geben, als ich am En
de eines Strickes baumelnd thun würde."
Die Männer lachten, der Capitän brum
te etwas von „Piraten und Aufrührern,"
aber die übrigen Offiziere schwiegen weis
lich still.
Ich bemerkte nun einen ältlichen Mann
von sehr respektablen Ansehen, der nicht
gebunden war wie die Uebrigen. Sein
Haar war ganz weiß, seine Farbe ganz
blaß, und er sah aus wie von Sorgen und
Kummer gedrückt. Er stand auf von
seinem Sitze im Boote und wurde von
John Gough unterstützt.
„Es thut mir wirklich sehr leid, daß
wir gezwungen sind euch hier zu lassen,
Hr. Evelyn," sagte Gough, aber ihr seht,
Herr, wir haben keinen Ausweg. Aus
vielen Gründen konnten wir euch nicht bei
uns behalten, und daher sind wir genö
thigt euch so zum Theilnehmer an dem
Schicksale der Offiziere zu machen."
Laufende Nnunner «2.
„Und dies ist sehr schmerzlich für unse
re Gefühle. Herr," fogte ein Anderer von
den Aufrührern spöttisch, „ihr mögt mir's
glauben. Ich bin ganz betrübt, wenn
ich daran dxnke."
Die Männer lachten wieder; aber die
so angeredete Person ging an die Seite
des Eapitäns, ohne einige Bemerkung zu
machen. Die andern Gefangenen ver
ließen ebenfalls ftill das Boot. Es wa
ren im Ganzen acht, aber vier davon wa
ren scheinbar nur gewöhnliche Seeleute,
nach ihren Kleidern, die Andern Offiziere.
Alle waren wohlgebaute, starke Männer.
„Welch eine nette, prächtige Colonie
werdet ihr machen, meine Lieben," rief ei
ner von den Aufrührern, scherzend, als er
ein Faß und einige Packete ausladen half,
welche sie mitgebracht hatten es ist tausend
Mal Schade, daß ihr keinen weiblichen
Gesellschafter dei euch habt, daß ihr heu
rathen, euch ansiedeln und respektable Fa
milien aufbringen könntet."
„Da wir von Weibern sprechen," rief
der Eine, der zuerst gesprochen hatte,
„wundere ich was von der geworden ist,
die wir so nett hier ließen als wir bei die
sem Platze Schiffbruch litten, vor sechs
Jahren."
John Gough wurde unruhig bei dieser
Frage, als ob die Erinnerung ihm nicht
angenehm fei.
„Und von dem kleinen Wilden," fuhr
der Kerl fort," der mir sein Messer in die
Nippen stoßen wollte, für dies oder jenes,
ich habe vergessen was. Sie müssen
längst gestorben sein, ich zweifle nicht,
weil wir ihnen unglücklicherweise nichts zu
leben ließen."
„Ohne Zweifel starben sie Hand inHand
wie die Kinder im Walde," sagte ein An
derer.
Ich betrachtete noch immer JohnGough,
aber er war bekümmert über den Lauf,
den die Unterhaltung genommen hatte.
„Nun Kameraden laßt uns nach dem
schiffe zurückgehen," sagte er eilig. Wir
haben das vollbracht weßhalb wir hierher
kamen."
„Ich stimme dafür, daß wir gehen u.
nach der Missionärs-Frau und dem klei
nen Wilden sehen," schrie der Vierte; ich
wünschte zu wissen ob sie noch leben oder
nicht, und ein Ausflug auf's Land wird
Niemand von uns schaden."
„Ich will hier bleiben, bis ihr zurück
kommt," sagte John Gough, und warf
sich in das Gras, mir den Rücken zuge
wendet, nur wenige Flard von dem Platze
wo wir versteckt waren. Die Uebrigen
gingen, nachdem sie das Boot festgemacht
hatten, auf eine Entdeckungs-Expedition
in der Richtung nach der alten Hütte.
11.
Die Gefangenen waren zusammengrou
pirt, einige saßen und andere standen.
Nicht einer davon sah traurig auS über
sein Geschick ; doch konnte ich in ihren Be
wegungen sehen, daß ihnen die Bande zur
Last wurden, womit sie gebunden waren.
Meine Aufmerksamkeit war am meisten
auf den alten Herrn gerichtet, den man
als Hr. Evelyn angerdet hatte.
achtet der Trauer, die sich in feinem Ge
sichte ausdrückte, besaß dasselbe doch einen
Zug von Wohlthätigkeit und Herzensgu
te, die selbst die dauernde Niedergeschla
genheit nicht verbergen konnte. Ich wuß
te nicht wie, aber ich fühlte ein tiefers In
teresse für diese Person, als für einen von
den Andern—eine Art Anhänglichkeit an
ihn, mit dem Verlangen gemischt ihn vor
der Bosheit seiner Feinde zu schützen.
Fast gleich als sie fortgegangen waren,
winkte John Gough Hrn. Evelyn sich an
seine Seite zu setzen. Bielleicht geschah
dies, um ihn zu hindern seinen Genossen
die Freiheit wieder zu verschaffen, was er,
da er nicht gebunden war wie die Andern,
leicht hätte thun können, und sie hätten
ihren Wächter überwältigen können, ehe
die Andern zurückkamen ihm zu helfen.
Aber John Gough war wohlbewaffnet u.
da die Andern ganz unbewaffnet waren,
so war es kaum möglich zu glauben, daß