Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, June 10, 1851, Image 1

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    Und Berks, Monrgomery und Schnylkill Cauntics allgemeiner Anzeiger.
ZK eadi 1! g, Venn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut - Straße
Jahrg. 12, ganze Nnm. <»><»
Der kleine Wilde«
Eine auf Wahrheit gegrüudece Erzählung.
(Aus dem Eiigllsclzc» für de» „Beobachter.")
(Fortsetzung.)
Es schien, daß sie den Wallfischfän
ger in solcher Eile verlassen hatten, daß sie
nur Zeit hatten zwei Fässer mit Wasser,
und vier leere Fässer um sie mit Seewas
ser zu füllen, zur Ballast für das Boot,
den Pechkessel und einen großen Sack voll
Kartoffeln in das Boot zu werfen.
Sobald das Nachtessen verzehrt war
gingen sie nach dem Rumfasse, und dann
sagte der Steuermann zu mir—
„Nun will ich mit der Frau sprechen,
du sollst sie zum Schlafen nach deiner
Hütte nehmen."
Während dieser ganzen Zeit hatte die
Frau, wie sie der Steuermann nannte,
kein Wort gesprochen. Sie hatte ihr
Nachtessen genommen und es still verzehrt,
noch immer am Feuer sitzend, in die Dek
ke gewickelt. Als sie der Steuermann
anredete erhob sie sich und ich bemerkte,
daß sie viel größer war als ich vermulbet
hatte; aber der Hut verbarg noch immer
ihr Gesicht.
„Nun denn, mein Junge," sagte der
Steuermann,,,zeige der Dame wo sie schla
fen kann und dann magst du wieder zu
uns kommen, wenn's dir gefällt."
„Wollt ihr mit mir gehen ?" sagte ich,
fortgehend.
Die Frau folgte mir den Pfad hinauf.
Als wir auf die Plattform kamen, der
Hütte gegenüber, bemerkte ich Nero, dem
ich befohlen hatte, dort zu bleiben bis zu
meiner Zurückkunft.
„Ihr werdet euch nicht fürchten vor
dem Seehunde," sagte ich, „werdet ihr?
er ist von sehr guter Natur. Nero komm
hier."
Es war sehr dunkel als Nero angewat
schelt kam und ich ging voran, um ihm zu
schmeicheln, denn er knurrte ein wenig als
er einen Fremden sah.
„Hast du kein Licht bei der Hand?"
sagte meine Gifährtin zu mir, zum ersten
male zu mir sprechend, mit sanfter aber
sehr reiner Stimme.
„Nein, ich habe nicht, aber ich will et
was Zunder bringen und von einem der
Holzbündel ein Feuer machen, und dann
werdet ihr sehen können."
„Thu so, mein guter Jungeantwor
tete sie.
Ich meinte ihre Stimme wäre sehr an
genehm.
Das Bündel hatte ich bald angesteckt,
so daß sie Nero sehen konnte (der nun
ganz ruhig war) und ebenso das Innere
der Hütte.
Sie besichtigte die Hütte und die Schla
fstellen und sagte—
„Wo schläfst du?"
Ich antwortete mit Hinzeigen auf mei
ne Schlafstelle. „Und dies," sagte ich,
nachdergegenüber zeigend, „warJackson's
und ihr könnnt dort schlafen. Nero
schläft bei mir. Hier sind eine Menge
Seehundfelle euch warm zu halten, wenn
ihr kalt seid. Sind eure Kleider naß?"
„Nein, sie sind nun ganz trocken," ant
wortete sie; „wenn du mir nun einige
Seehundfelle geben willst so werde ich da
rauf liegen, denn ich bin sehr müde."
Ich breitete fünf oder sechs Häute auf
einander in Jackson's Schlafstelle, und
ging dann hinaus und warf ein anderes
Bündel auf's Feuer, damit wir mehr
Licht haben möchten.
„Wollt ihr noch etwas sonst?" frug
ich.
„Nichts, ich danke dir. Gehst du nun
zu Bett?"
„Ich beabsichtigte wieder herunter zu
den Männern zu gehen, aber nun denke
ich, ich möchte euch nicht allein lassen mit
Nero, weil er euch beißen könnte. Fürch
tet ihr euch vor ihm?"
„Nein ich fürchte mich nicht viel, doch
wünsche ich nicht gebissen zu werden, und
ich bin nicht gewöhnt bei solchen Thie
ren zu schlafen, wie du es bist."
„Wohl, dann will ich euch sagen wie
wir es machen. Ich werde einige Häu
te hinaus nehmen und dort schlafen. Ne
ro wird mich nicht verlassen und dann wer
det ihr euch nicht fürchten. Das Wetter
hellt sich schnell auf und ist wenig Wind
gegen wie es war—außerdem wird es in
drei oder vier Stunden Tag sein."
„Wie dir'S gefällt," war ihre Antwort.
Darauf nahm ich einige Seehundfelle
hinaus auf die Plattform, und nachdem
ich sie ausgebreitet hatte legte ich mich dar
auf, ihr eine gute Nacht wünschend, und
Rero gesellte sich bald zu mir, worauf wir
in wenigen Minuten beide fest schliefen.
Nero, der ein Frühaufsteher war, weck
te mich bei Tagesanbruch, sonst würde ich
lange geschlafen haben; denn ich war er
müdet von der Anstrengung und Aufre
gung am Abend vorher. Sobald ich auf
war blickte ich in die Hütte und fand daß
die Frau fest schlief; ihr Strohhut war
ab, aber sie hatte sich in ihren Kleidern
schlafen gelegt. Ihr schwarzes Haar hing
um ihre Schultern. Da ich nur Jackson
mit seinem buschigen Kopfe gesehen hatte,
so war ich sehr erstaunt als ich zuerst die
Leute sah bei ihrer Landung, so ganz rein
von Haaren in ihren Gesichtern; mein
Erstaunen über die reine, weiße Haut der
Frau —und in diesem Falle war sie beson
ders weiß und sanft —war sehr groß.
Ich bemerkte ebenfalls daß ihre Züge viel
zarter waren, als die der Männer; i»re
Zähne waren ebenfalls sehr weiß, und
Jackson seine waren mißfarbig und schlecht,
ich wünschte ihre Augen zu sehen, aber die
waren geschlossen. Weiteren Unterschied
konnte ich an ihr nicht entdecken, da sie die
Decke bis anS Kinn heraufgezogen hatte.
„DieS ist denn eine Frau," sagte ich
zu mir selbst; „ja und sie ist ziemlich
gleich der, die ich im Traume gesehen hat
te. . Ich betrachtete sie etwas länger, und
dann als ich Nero hinter mir kommen hör
te und fürchtete, daß ich sie wecken möchte,
machte ich einen schnellen Rückzug.
Ich blieb in diesem Theile der Hütte
und besann mich was ich thun sollte; ich
wollte ein Feuer anmachen und hinunter
gehen für einen Fisch, um ihn auf den
Kohlen zu braten, zum Frühstück, darum
rief ich Nero mit mir zu gehen. An dem
Teiche angekommen, wo ich meine Pfan
nenfische hielt, fand ich alle Menschen noch
fest schlafend unter dem Zelte, das sie von
den Bootsegeln aufgemacht hatten; sie
schienen mir viel so wie Jackson zu sein
pflegte, wenn er am Abend vorher betrun
ken gewesen war; ich dachte daher daß sie
in eben solchem Stande wären und war
nicht ganz unrecht. Nero ging in den
Teich und brachte einen Fisch heraus wie
ich ihm befohlen hatte, und dann ging ich
nach dem Boote, um es zu untersuchen.
Dies nahm mir etwa eine halbe Stunde
und ich bedauerte, daß keiner von den Leu
ten wach war, da ich wohl viele Fragen
an ihn zu thun hätte. Ich besichtigte
den Pechkessel, die Segel des Bootes und
die kleinen Fäßchen. Ich blieb etwa ei
ne Stunde und ging dann zurück nach der
Hütte, ein Bündel Holz auf meinenSchul
tern tragend; Nero folgte mir mit dem
Fische im Maule. Wir trafen die Frau,
welche aus der Hütte kam; sie hatte die
Decke nicht mehr um sich, denn es war
ein schöner, lieblicher Morgen und sehr
warm.
„Nero bringt euch euer Frühstück."
sagte ich, „und darum solltet ihr ihn lieb
haben."
„Ich darf sagen, daß ich ihn gerne ha
ben werde, wenn wir länger zusammen
bleiben," sagte sie.
„Wollt ihr etwas?" fragte ich.
„Ja, ein wenig Wasser, wenn du mir's
geben kannst." *
Ich füllte die Schüssel aus der Quelle
und stellte diese neben sie; dann weidete
ich den Fisch auS und fütterte die Vögel
damit, die sich um mich drängten.
Die Frau wusch ihr Gesicht und ihre
Hände, band dann ihre Haare auf und
setzte sich auf den Felsen. In der Zeit
hatte ich daö Holzbündel angesteckt, den
"TVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln."
Dienstag den I«. Juui, IBSI.
Fisch gereinigt und wartete bis das Holz
verbrannt sein möchte, um den Fisch auf
den Kohlen zu rösten. Da ich dann nichts
zu thun hatte, so glaubte ich, daß Lesen
der Frau wohl gefallen möchte und ging
hinein für eine Bibel.
„Soll ich euch vorlesen ?" sagte ich.
„Ja," antwortete sie, mit etwas Stau
nen in ihren Blicken.
Ich las ihr die Geschichte von Josepl)
und seinen Brüdern, was meine liebste
Geschichte in der Bibel war.
„Wer lernte dich lesen?" sagte sie, als
ich das Buch zumachte und den Fisch auf
die Kohlen legte.
„Jackson," sagte ich.
„Er war ein guter Mann; war er
nicht?" sagte sie.
„Ich schüttelte den Kopf und sagte zu
letzt, nein nicht so ganz gut. Weün ihr
alles von ihm wüßtet, würdet ihr auch'so
sagen; aber er lehrte mich lesen.
„Wie lange bist du auf dieser Insel ge
wesen ?" frug sie.
„Ich wurde darauf geboren, aber mein
Vater und meine Mutter sind beide todt
und Jackson starb vor einiger Zeit —seit-
dem war ich ganz allein, nur Nero bei mir."
Sie frug mich dann viele Fragen und
ich erzählte ihr kurz was vorgefallen war,
was Jackson mir erzählt hatte; ich belehr
te sie ebenfalls wie ich meine Nahrung er
hielt und daß wir nun bald die Insel ver
lassen müßten, weil wir nun so Viele wä
ren, oder die Lebensmittel würden nicht
aushalten bis die Vögel wiederkämen.
Unter der Zeit war der Fisch gebraten
und ich nahm ihn vom Feuer und that
ihn in die Schüssel; dann setzten wir uns
nieder zum Frühstück; in einer Stunde
oder so, waren wir sehr gesellig geworden.
Ich muß jedoch nun ein wenig einhal
ten, sie zu beschreiben. Was die Männer
mir gesagt hatten war ganz wahr. Sie
hatte ihren Mann verloren und war ge
sonnen nach England zu reisen. Ihr Na
me war Reichardt, denn ihr Mann war
ein Deutscher, oder von deutscher Abkunft.
Sie war wie ich seitdem ausfand, etwa
.'j? Jahre alt, sehr schlank und schön ; sie
mußte sehr schön gewesen sein, als sie
jünger war, aber sie hatte viele Wider
wärtigkeiten erlitten, indem sie ihren
Mann begleitet hatte durch alles Elend auf
seinen Reisen. Ihr Gesicht war oval;
Augen schwarz und groß; und ihr Haar
schwarz wie die Flügel eines Naben; ihr
Gliederbau war klein und regelmäßig;
ihre Zähne weiß und gut; aber ihre Far
be war sehr blaß und nicht das geringste
Roth auf ihren Wangen. Wie ich spä
ter dachte, war sie mehr gleich einer Män
ner-Natur, als irgend etwas womit ich sie
vergleichen kann. Es lag eine Art Stren
ge in ihren Blicken, wenn sie nicht lachte,
und nur selten lachte sie. Ich betrachtete
sie mehr mit Furcht als mit Achtung, ei
ne Weile nachher wurde ich bekannter mit
ihr; und doch war ihre Stimme sanft u.
angenehm, und ihr Benehmen sehr gefäl
lig ; aber man muß bedenken, daß ich nie
zuvor eine Frau gesehen hatte. Nachdem
das Frühstück verzehrt war, schlug ich vor
hinunter zu gehen wo die Matrosen lagen,
zu sehen ob sie wach wären, aber ich sag
te ihr, ich dächte sie schliefen noch.
„Ich will mit dir gehen, weil ich einen
Korb mit einigen Sachen die mir gehören
im Boote gelassen habe, und es wird
ebenso gut sein sie mit unS herauszubrin
gen."
Wir gingen also zusammen fort, ich
hatte Nero befohlen in der Hütte zu blei
ben. Bei unserer Ankunft am Teiche
fanden wir die Männer noch schlafend,
und auf ihre Anweisung ging ich ins Was
ser nach dem Boote und brachte einen Korb
nebst einem kleinen Bündel heraus, den
sie mir zeigte.
~Soll ich sie wecken?" frug ich.
~Nein, nein/' sagte sie, „so lange sie
schlafen thun sie nichts Böses. Aber wir
mögen ebensogut einige Kartoffeln mit
uns hinauf nehmen; fülle diese beiden
Schnupftücher," sagte sie, zwei aus dem
Bündel ziehend. Ich that so, sie nahm
einen und ich den andern und so kehrten
wir zurück nach der Hütte.
„Sind dies alle die Böget die du zum
Essen hast ?" sagte sie, den Haufen in der
Hütte besehend.
„Ja" antwortete ich. „Aber was sol
len wir mit den Kartoffeln thun?"
„Wir können sie am Feuer braten,
wenn' 6 uns gefällt," sagte sie; „aber vor
läufig würden wir sie besser in die Hütte
thun. Hast du alle diese Blumen und
Ranken gepflanzt, die über die Hütte
wachsen?"
„Ja," antwortete ich. „Ich war al
lein und hatte nichts zu thun und da dach
te ich, ich wollte einen Garten machen."
„Sie sind sehr schön. Nun da ich zu
rück bin magst du heruntergehen nach den
Männern, wenn du willst, und ihnen sa
gen, wenn sie aufwachen, daß ich das
kleinste von den Bootssegeln haben möch
te, um einen Schirm davon zu machen.
Sag' es dem Steuermann, er ist der Ge
bildetste von Allen."
„Ich will," sagte ich. „Ist noch sonst
etwas was ihr haben wollt
„Ja, bringe noch einige Kartoffeln her
auf ; sie werden sie dir nehmen lassen,
wenn du sagst, daß ich's dir gesagt habe."
„Soll ich Nero mitnehmen?"
„Ja, ich verlange seine Gesellschaft
nicht, denn ich fürchte mich ein, wenig vor
ihm/'
Ich rief Nero, der mir nachkam, und
ging hinunter nach dem Teiche, wo ich fand
daß die Männer alle erwacht und thätig
waren ; einige machten Feuer, einige wu
schen Kartoffeln und einige probirten Fi
sche zu fangen in dem Teiche.
„O, hier ist er. Komm Junge, was
hast du für uns zum Frühstück? Wir ha
ben versucht einige von diesen Fischen zu
fangen, aber sie sind so flink wie Aale."
„Nero wird euch bald fangen waö ihr
braucht/' antwortete ich. „Hier, Nero,
herein."
Nero plumpte hinein und brachte bald
einen Fisch und ich schickte ihn dann für
einen andern.
„Danke, Junge," sagte der Steuer
mann, „das will thun zum Frühstück.
Dein Seehund ist ein sehr händiger Kerl
und sehr gut abgerichtet."
Ich sagte dann dem Steuermann, daß
die Frau von mir verlangt habe, ihr eini
ge Kartoffeln mit hinaufzubringen.
„Nimm sie," sagte er, „aber du hast
nichts sie darin zu tragen. Hier fülle die
sen Eimer und ich will mit dir hinauf nach
der Hütte gehen."
„Sie sagte mir, auch für ein kleines
Bootsegel zu fragen, um als einen Schirm
aufzuhängen."
„Wohl, sie mag des Boots Mastsegel
haben. Wir brauchen's nicht. Ich wer
de es hinauftragen."
Der Steuermann schlug das Segel und
die Stange über seine Schulter und folg
te mir nach Hütte. Bei unserer An
kunft fanden wir die Missionärs Frau
auf der Plattform sitzend. Der Steuer
mann nahm seinen Hut ab und grüßte
meine neue Gesellschafterin, sagend, „er
hoffe sie hätte es bequem gefunden die
Nacht."
„Ja," antwortete sie, wenigstens so
gut wie ich es erwarten konnte; aber ich
drängte diesen guten Jungen aus seiner
Hütte, was ich nicht wieder thun möchte,
darum habe ich auch um das Segel gebe
ten für einen Schirm. Nun John Grugh
was seid ihr Willens zu thun?" fuhr sie
fort.
Der Steuermann antwortete, „ich kam
herauf um zu sehen, wie viel Proviant der
Junge haben möchte. Nach seiner Anga
be wird es nicht mehr als einen Monat
ausreichen und es wird einige Zeit dauern,
ehe wir möglicherweise mit einem Schiffe
zusammentreffen. Hier bleiben können
wir nicht, denn wir würden nur den Pro
viant verzehren und Zeit verlieren, daher
je früher wir gehen je besser."
„Wenn ihr alle Lebensmittel mitnehmt,
Laufende Nummer <il
so werdet ihr natürlich den Jungen auch
mitnehmen?" sagte sie.
„Versteht sich werden wir."
Der Steuermann ging dann in die Hüt
te und besah den Haufen trockner Bogel
die ich gesammelt hatte, und nachdem er
seine Rechnung gemacht hatte sagte er,
es sei genug für drei Wochen aber nicht
länger.
„Und wann denkt ihr die Insel zu ver
lassen ?" frug die Frau.
„Uebermorgen, wenn ich die Leute da
zu bereden kann, Madame," antwortete
er; „aber sie wissen, daß sie nicht leicht zu
überreden und sehr gedankenlos sind, be
sonders nun, wo sie ganz unerwartet Li
queur gefunden haben."
„Das gebe ich zu," antwortete sie, „da
sie aber wahrscheinlich den Liqueur ins
Boot nehmen werden, so wird es wenig
Unterschied machen."
„Ich will heruntergehen und nun mit
ihnen sprechen, da sie alle nüchtern sind,"
antwortete der Steuermaü, „und ich wills
Euch gegen Abend wissen lassen, oder viel
leicht morgen früh, wird besser sein." Der
Steuermann grüßte dann wieder durchße
rührung seines Hutes und ging fort.
12.
In den nächsten zwei Tagen waren wir
sehr thätig, Vorbereitungen zu machen
zum Abgehen von der Insel. Während
wir am zweiten Tage so beschäftigt waren
und mitunter zusammen sprachen, kamen
die Männer herauf, um die trocknen Vö
gel zu holen und in's Boot zu thun für
den andern Tag, und in zwei Gängen hat
ten sie Alles ausgeleert.
„Habt ihr alle die Kartoffeln gebraucht
welche hinaufgebracht wurden?" sagte ei
ner der Männer," denn wir werden kurz
in Proviant sein."
Frau Reichardt antwortete, daß einige
übrig geblieben wären.
„Wohl denn," sagte der Mann, „der
Steuermann sagt, du würdest besser her
unterkommen mit deinem Unthier, um die
übrigen Fische auö dem Teiche zu fangen,
damit wir sie kochen können ehe wir ab
fahren, denn sie werden zwei Tage hin
länglich sein für unsern Unterhalt."
„Ganz gut," sagte ich, ich werde gleich
unten sein." Ich kam und in einer Vier
telstunde hatte Nero alle Fische an's Land
gebracht und kehrte mit mir nach der Hüt
te zurück. Frau Reichardt hatte die be
sten Kleider ausgesucht und in einen Bün
del zusammengemacht, den sie mit starken
Fäden zusammen nähete. Meine Bücher
und ebenso das Fernrohr, hatte sie draus
gelassen und die Geräthschaften die ich hat
te, da sie gebraucht werden möchten. Ich
frug sie, ob ich dieselben herunter an den
Teich tragen sollte, aber sie sagte, daß es
am Morgen wenn wir an Bord gingen,
noch Zeit genug dazu sein würde. Ich
ging dann nach dem Loche unter Jackson's
Bette, nahm den Gürtel mit Diamanten
heraus und die wenigen Artikel die noch
darin waren. Nachdem die Frau R. sie
untersucht hatte, sagte sie, daß sie diesel
ben alle in Verwahrung nehmen wollte;
die Uhr und andere Kostbarkeiten that sie
in ihren Korb, den Gürtel nahm sie nach
der Schlafstelle und verbarg ihn.
Sie schien sehr still und gedankenvoll
und auf meine Frage, ob ich nicht die
Schaufel, den Eimer und den Hammer
hinunter nach dem Teiche tragen sollte,
antwortete sie, „nein laß das alle, bis wir
fertig sind in's Boot zu gehen. Es wird
noch früh genug sein.
Bald nachher brachte uns der Steuer
mann einige von den Fischen herauf, wel
che sie gekocht hatten zum Nachtessen, und
nachdem wir sie gegessen hatten gingen wir
schlafen.
„Dies ist die letzte Nacht wo wir zu
sammen schlafen, Nero," sagte ich, meinen
Liebling küssend, und der Gedanke brachte
mir Thränen in die Augen. Aber es ist
nicht zu helfen. Ich schlief jedoch bald
fest ein, mit dem Thiere in meinen Ar
men.
folgt.)